Riff Ein Riff ist eine massgeblich von lebenden Organismen aufgebaute, meist bankförmige Struktur, die vom Meeresboden bis zur Wasseroberfläche reicht. Die Konsistenz ist fest, um den Kräften im Wasser zu widerstehen und bildet somit einen gegliederten Raum für angepasste Bewohner. Die Gesamtfläche aller Korallenriffe liegt bei 600'000km2. Man unterscheidet zwei Hauptkategorien tropischer Korallenriffe: - Litorale (küstennahe) Riffe - neritide Riffe (mitten im Ozean) Litorale findet man vor allem in den Flachwasserzonen der Kontinentalschelfe. Dadurch, dass sie nahe einer Küste gelegen sind, haben sie eine Süsswassereinleitung und verfügen so über mehr Nährstoffe als im offenen Meer. Darum werden Litorale Riffe von Weichkorallen und Algen dominiert. Neritide Riffe hingegen bestehen vor allem aus Steinkorallen, da der Nährstoffgehalt im offenen Meer nicht so gross ist wie an den Küsten. Diese Riffe können nur entstehen, wenn durch vulkanische Aktivitäten Inseln entstehen, an denen sie dann wachsen können. Die Voraussetzungen für die Entstehung eines tropischen Riffes sind: - ein Standort zwischen 30 Grad nördlicher und südlicher Breite, also im tropischen Meer - eine Wassertemperatur von 25 bis 29°C - optimaler Lichteinfall (mehr zu diesem Thema im Folgenden) - Salzgehalt von 28-40‰ (von Art zu Art unterschiedlich) Es gibt vier verschiedene tropische Rifftypen. Wir werden im Folgenden auf eine eingehen, nämlich die Atolle. Atolle Der Prozess einer Atollbildung umfasst mehrere Phasen. Am Anfang kommt es zu einem Vulkanausbruch auf dem Meeresgrund. Die austretende Lava formt neue Schichten, und bildet so nach und nach einen höher werdenden Berg, der schließlich über die Wasseroberfläche hinausragt und eine Insel bildet. Im flachen Wasser rund um die Insel beginnt das Korallenwachstum und es entsteht ein Saumriff. Nach einer gewissen Zeit beginnt sich der Vulkan zu senken und wird erodiert. An seine Stelle tritt jetzt Wasser, das eine Lagune bildet zwischen dem ehemaligen Saumriff. Diese wird nach dem Verschwinden des Vulkans in seiner Mitte als Barriereriff bezeichnet. Manchmal bricht der Vulkan unter seinem eigenen Gewicht in sich zusammen, wird erodiert, bis er nicht mehr als Erhebung auf dem Ozeanboden wahrnehmbar ist oder wird durch einen ansteigenden Meeresspiegel von Wasser bedeckt. Meerwasser bedeckt das Gebiet, in dem sich einst der Vulkan befand, ein Ring von Koralleninseln bleibt über dem Meeresspiegel sichtbar und bildet ein Atoll. Zonierung So unterschiedlich die verschiedenen Rifftypen auch sind, so haben sie doch alle eine ähnliche charakteristische Struktur. Lagunen mit Strand, das Riffdach sowie das flachere und das tiefere Vorriff sind dabei die wichtigsten Zonen eines Riffes. In allen Lebensräumen herrschen unterschiedliche Lebensbedingungen und jede Zone hat deshalb unterschiedliche Bewohner. Die Artenvielfalt und der Spezialisierungsgrad der "Riffbevölkerung" ist enorm und hat den Korallenriffen deshalb den Namen "Regenwälder des Meeres" eingebracht. Die vom Festland aus gesehenen ersten Zonen eines Korallenriffes sind der Strand und die Lagune. Der Strand dient als Eiablageplatz der Meeresschildkröten und die Lagune bietet unter anderem verschiedensten Korallen, Schwämmen, Schnecken, Muscheln, Fischen und Meeresschildkröten als Lebensraum. Das Riffdach ist der höchste Punkt eines Korallenriffes und liegt nur knapp unter dem Meeresspiegel. Brandung und Stürmen ist dieser Teil besonders stark ausgeliefert. Hier leben unter anderem Algen, Korallen und Seeigel. Läuft das Wasser ab, bleiben in den flachen Wasserlöchern Krabben, Würmer, kleine Fische, Schnecken und Schlangensterne zurück. Im flacheren Vorriff tummelt sich das meiste Leben. Hier ist die Sonneneinstrahlung besonders stark und so herrschen hier perfekte Lebensbedingungen für sämtliche Stein- und Weichkorallen. Dementsprechend stark sind sie, neben Schwämmen, unzählige Fischen, Seesternen und Muscheln, in diesem Bereich auch vertreten. Je weiter das Korallenriff in die offene See hinaus reicht und dementsprechend immer tiefer wird, desto mehr geht die Artenvielfalt zurück. Der damit verbundene immer schwächer werdende Lichteinfall lässt nicht mehr so viel Leben zu, wie in den übrigen Riffzonen. Deshalb dominieren im tieferen Vorriff auch so genannte Schwachlichtspezialisten, wie einige Steinkorallenarten, Hornkorallen und Schwarze Korallen. Außerdem können Riffhaie und Mantas hier an einem vorbei schwimmen. Korallen Korallen sind die wichtigsten Bausteine für jedes Riff. Die ältesten Riffe, die man gefunden hat, sind vor ca. 440 – 400 Millionen Jahren entstanden und durch Versteinerung erhalten geblieben. Seit dem haben sich die Baupläne der Korallen kaum weiterentwickelt. Man geht davon aus, dass sich die heutigen Steinkorallen nur unwesentlich von denen der Urmeere unterscheiden. Ein Korallenstock besteht aus vielen einzelnen Tieren, den Polypen, sowie dem von ihnen gemeinschaftlich abgeschiedenen Kalkskelett. In die schützenden Räume dieses Kalkskeletts kann sich jeder Polyp bei Gefahr vollständig zurückziehen. Wenn ein Polyp abstirbt, lässt er nur sein Kalkskelett zurück, und ein Nachkomme wächst einfach auf dem Kalkskelett seines Ahnen weiter. So entsteht mit der Zeit ein Korallenstock und noch weiter vorausgesehen ein Korallenriff. Korallenriffe können sich wie gesagt nur in tropischen Meeren bilden, wo die Wassertemperatur 25-29°C beträgt und auch dort nur bis zu einer Wassertiefe von ungefähr 45m. Der Grund hierfür ist, dass die einzelligen Algen, die jeder Polyp in den Zellen seines Körpers beinhaltet und mit denen er in Symbiose lebt, eine bestimmte Lichtmenge zur Aufrechterhaltung ihres Stoffwechsels benötigen. Diese Algen nennt man Zooxanthellen. Die Koralle bietet der Zooxanthelle Schutz und optimale Lebensbedingungen. Im Gegenzug dazu versorgt die Zooxanthelle die Koralle mit Sauerstoff und trägt entscheidend zur Bildung des Korallenstocks bei. Denn Calcium (der Grundstoff für das Korallenskelett) liegt nur in gelöster Form im Meerwasser vor. Es fällt nur dann unlösliches Calciumcarbonat aus, wenn dem Wasser Kohlendioxid entzogen wird, und eben dies bewirken die Algen bei der Photosynthese. Wie die meisten Hohltiere ernähren sich auch die Korallen von kleinen Tieren, dem Plankton. Diesen erbeuten sie vorwiegend nachts mit ihren giftigen Tentakeln, wenn die Kleintiere aus der Tiefe in höhere Wasserschichten aufsteigen. Tagsüber ziehen die Polypen ihre Tentakel ins Kalkskelett ein. Doch in den warmen, tropischen Meeren enthält das Wasser meist sehr wenig Plankton. Daher findet zwischen den Polypen und den Zooxanthellen ein Nährstoffaustausch statt. Die Tiere nehmen über ihre Körperoberfläche Mineralstoffe aus dem Wasser auf, die die Zooxanthellen benötigen. Die Stoffwechselprodukte der Algen werden wiederum von den Polypen aufgenommen. Jeder Stoff, den einer der Partner ausscheidet, wird vom anderen sofort weiterverwendet. Manche Korallenarten beziehen über 80% ihrer Nährstoffe von den Algen. Korallen, die getrenntgeschlechtlich oder zwittrig sein können, vermehren sich sexuell, indem sie einmal pro Jahr (kurz nach Vollmond im Oktober/November) Eizellen und Spermien produzieren. Diese befruchten sich entweder schon im Magenraum des Muttertiers selbst, oder dann später im Meerwasser. Aus einer befruchteten Eizelle entwickelt sich eine Larve, die Planula. Sie treibt bis zu einem Monat im Meer und lässt sich dann nieder. Dort verwandelt sie sich in einen Korallenpolypen. Dieser Polyp vermehrt sich durch Knospung und bildet so auf ungeschlechtlichem Weg eine Kolonie, die schließlich aus Tausenden von identischen Polypen bestehen kann. Durch ihre zahlreichen Verästelungen bilden sich mit der Zeit Hohlräume, in denen sich weitere Organismen ansiedeln. Daher kommt die grosse Artenvielfalt in Riffen. Symbiose Durch den begrenzten Lebensraum und die grosse Artenvielfalt, haben sich in den Riffen viele Lebensgemeinschaften entwickelt. Auf eine dieser wird nun eingegangen: Die Symbiose zwischen dem Clownfisch und der Seeanemone. Da die Seeanemone als Feuerkoralle Nesselzellen aufweist, wird sie von den meisten Fischen gemieden. Diesen Umstand hat sich der Clownfisch zu Nutze gemacht und mit ihr eine Lebensgemeinschaft gebildet. Im Gegensatz dazu, dass die Seeanemone den Clownfisch vor Fressfeinden schützt, versorgt er sie mit Nahrung durch seine Ausscheidungen. Damit für den Fisch diese Symbiose möglich wurde, musste die Anemone ihn als Freund erkennen lernen. Das bedeutet, dass ein junger Clownfisch zuerst, wie jedes andere Tier auch, genesselt wird, wenn er sich einer Seeanemone nähert. Er jedoch meidet die Seeanemone nach dieser schlechten Erfahrung nicht, sonder sucht den weiteren, vorsichtigen Kontakt. Dadurch übernimmt der Fisch, den von der Seeanemone gebildeten Schutzstoff in seinen eigenen Körperschleim auf. Somit akzeptiert ihn die Seeanemone gänzlich und nesselt ihn auch nicht mehr. Des Weiteren vereidigt der Clownfisch seine Seeanemone sehr intensiv und aggressiv, da die Seeanemone ihre Tentakel bei der kleinsten Bedrohung einzieht und der Schutz für den Anemonenfisch somit nicht mehr gewährleistet wäre. Eine weitere Besonderheit (abgesehen von der Immunität gegenüber den Nesseln der Seeanemone) des Clownfischs besteht darin, dass er ein proterogyner Zwitter ist. Das heisst, dass wenn das Clownfisch leben in Harems mit einem Männchen und mehreren Weibchen. Stirbt das Männchen oder wird es entfernt, so wechselt das grösste Weibchen im Harem das Geschlecht und wird zum neuen Männchen. Innerhalb einer Woche produziert dieses transformierte Individuum Spermien statt Eier.