Rhein (inkl. Elbe) / Elbe / Grundwasser Hydrogeologische Charakterisierung 68624677 GK100079 BÖHMISCHE MASSE [ELB] Die Grundwasserkörper-Gruppe Böhmischen Masse, Elbe umfasst jene Teile des Wald- und Mühlviertels, die zur Elbe hin entwässern. Sie besteht aus einer größeren geschlossenen Fläche bei Gmünd in Niederösterreich sowie vier kleineren Flächen in Oberösterreich (Abb. 1.2). Abbildung 1.1: Geologische Kartenskizze zur Grundwasserkörper-Gruppe Böhmischen Masse, Elbe nach der an der Geologischen Bundesanstalt in Bearbeitung befindlichen Geologischen Karte von Oberösterreich 1:200.000 und der Geologischen Karte von Niederösterreich 1:200.000 (SCHNABEL 2002). 1 GEOLOGIE Im Gebiet der Grundwasserkörper-Gruppe Böhmische Masse, Elbe besteht der Untergrund in der Hauptsache aus variszischem Grundgebirge, nämlich aus diversen Graniten und Migmatite. Lokal finden sich auf dem Grundgebirge, zumeist in tektonischen Störungszonen gebunden, sedimentären Beckenentwicklungen: In der Gegend von Gmünd kommt das Südende des Kreidebeckens von Třebón (Wittingau), nämlich die Gmünder Bucht, zu liegen. In der Umgebung von Freistadt und Gmünd sind Vorkommen von tertiären limnisch-fluviatilen Sedimenten bekannt. Im Bereich der Lainsitz (südwestlich Gmünd) sind ausgedehntere quartäre Talfüllungen vorhanden. Seite 1 von 4 Donau (inkl. Elbe) / Elbe / Grundwasser Hydrogeologische Charakterisierung 68624677 2 GRUNDWASSER Aus hydrogeologischer Sicht besteht die gegenständliche Grundwasserkörper-Gruppe aus drei unterschiedlichen hydrogeologischen Teilbereichen, nämlich dem kristallinen Grundgebirge mit ihrer auflagernden Verwitterungsdecken, den sedimentären Beckenentwicklungen auf dem Kristallin (Kreide und Tertiär) und den quartären Talfüllungen. Der flächenmäßig größte Teil der Böhmischen Masse ist hydrogeologisch charakterisiert durch das Vorkommen kristalliner Gesteine mit auflagernden, unterschiedlich mächtigen Verwitterungsdecken. Die Grundwasserführung liegt in diesen Bereichen einerseits im tektonisch bedingten Kluftsystem des Kristallins (Kluftaquifer) und andererseits in der kristallinen Verwitterungsdecke (Porenaquifer) sowie in einem fließenden Übergangsbereich zwischen diesen beiden Hauptaquifertypen. Die vorhandenen Quellaustritte zeigen größtenteils Schüttungsmengen kleiner als 1 l/s. Vereinzelt ergiebigere Wasserspender sind zumeist an weitreichende Kluftsysteme und/oder Einzugsbereiche gebunden. Prinzipiell nimmt die in der Verwitterungszone und im Kluftnetz befindliche Grundwassermenge mit der Tiefe ab. VOHRYZKA 1973 gibt für das Mühlviertel an, dass bereits in etwa 30 m Tiefe die meisten Klüfte geschlossen sind und diese daher nur mehr wenig Möglichkeit für die Zirkulation des Grundwassers bieten. Unter günstigen Voraussetzungen lässt sich im Kristallin der Böhmischen Masse jedoch noch in größerer Tiefe Wasser erschließen, so beispielsweise in einer im Tal der Kleinen Naarn bei Bad Zell abgeteuften Brunnenbohrung. Deren Filterstrecken befinden sich etwa zwischen 80 und 200 m u. GOK (SCHUBERT et al. 2003). Aus dieser Bohrung konnten bei einem Pumpversuch 1,25 l/s gefördert werden. Abb. 1.2 zeigt die Tiefenabhängigkeit der spezifischen Leistung von Brunnen in Kristallingebieten, basierend auf Daten aus einem vergleichbaren Gebiet in den östlichen USA. Seite 2 von 4 Rhein (inkl. Elbe) / Elbe / Grundwasser Hydrogeologische Charakterisierung 68624677 Abb. 1.2: Zusammenhang zwischen spezifischer Leistung und Tiefe in Kristallingesteinen der östlichen USA. Die gefüllten Kreise repräsentieren Mittelwerte aus 1522 Brunnen in kristallinen Schiefern, die offenen Kreise Mittelwerte aus 814 Brunnen in Granitoiden (aus MATTHESS & UBELL 1983, S 230 nach DAVIS & TURK). Die Gebirgsdurchlässigkeit (diese bezieht sich auf den Fels, also auf das Gestein inklusive des Trennflächengefüges) ist in silikatischen Kristallingesteinen, wie sie im Bereich der gegenständlichen Grundwasserkörper-Gruppe auftreten, im Allgemeinen niedrig. HÄUSLER et al. 2002, S 3 und S 83 nehmen – basierend auf 10 Pumpversuche im Mühlviertel – für geklüfteten Granit einen Durchlässigkeiten von etwa 10-6 bis 10-5 m/s an. Vergleichbare Werte zeigt eine umfangreiche, in Zimbabwe durchgeführte Studie – hier wurden die Pumpversuchsdaten von insgesamt 829 in Granit und Gneisen situierten Bohrlöchern ausgewertet: Die ermittelten Durchlässigkeiten lagen zwischen 0,01 und 2,8 m/d, das sind rund 1*10-7 bis 3*10-5 m/s (SINGHAL & GUPTA 1999, S 250 nach WRIGHT). MATTHESS & UBELL 1983 (S 234-235) wiederum geben für die oberen Zehnermetern in metamorphen Gesteinen – basierend auf eine Studie von DAVIS & DE VIEST – Trennfugendurchlässigkeiten in der Größenordnung von 10-8 bis 10-4 m/s an. Die Grundwasserführung innerhalb der sedimentären Beckenentwicklungen ist an sandig-kiesige Grundwasserhorizonte gebunden und daher stark abhängig von der lokalen sedimentologischen Beckenentwicklung. Im Bereich der flächenmäßig großen Beckenentwicklung der Gmünder Bucht finden sich lokal ergiebige Grundwasserhorizonte mit einigen Sekundenlitern Erschrotbarkeit. In der Gmünder Bucht sind auch bis über 100 m mächtige Pelite bekannt (WOLFBAUER 1993), die als Deckschichten für darunterliegendes Poren- bzw. Kluftgrundwasser dienen könnten. Die quartären, grobkörnigen Talfüllungen im Bereich der Böhmischen Masse führen Grundwasser in Form von Grundwasserbegleitströmen der jeweiligen Vorflut in Verbindung mit entsprechenden lateralen Hangwasserkomponenten. 3 LITERATUR BERGER, E. 1989: Hydrogeologie Gmünder Bucht. – Bericht, Niederösterreichische Landesregierung, Wien. HÄUSLER, H., FABER, R., RAUMAUF, P., WIESMAYR, G. & OBERLERCHER, G. 2002: Schlussbericht des Projektes OA39. Hydrogeologie und Fernerkundung Blatt ÖK34, Perg (Oberösterreich). – Bericht, Inst. für Geologie der Univ. Wien, Wien. MATTHESS, G. & UBELL, K. 1983: Lehrbuch der Hydrogeologie. Band 1. Allgemeine Hydrogeologie, Grundwasserhaushalt. – Gebrüder Borntraeger, Berlin-Stuttgart. SCHNABEL, W. 2002: Geologische Karte von Niederösterreich 1:200.000. – Geol. B.-A., Wien. SCHUBERT, G., FINGER, F., GASSER, V. & LETTNER, H. 2003: Endbericht zum Pilotprojekt Radionuklide im Grundwasser des kristallinen Untergrunds im Mühlviertel. – Bericht im Auftrag der OÖ Landesregierung, Geol.-B.-A., Wien. SINGHAL, B. B. S. & GUPTA, R. P. 1999: Applied Hydrogeology of Fractured Rocks. – Kluwer Academic Publishers, Dortrecht-Boston-London. Seite 3 von 4 Donau (inkl. Elbe) / Elbe / Grundwasser Hydrogeologische Charakterisierung 68624677 VOHRYZKA, K. 1973: Hydrogeologie von Oberösterreich. - OÖ. Landesverlag, Linz. WOLFBAUER, J. 1993: Systemstudie geogener und hydrologischer Umweltparameter für das südliche Wittingauer Becken/Gmünder Bucht. Endbericht. - unpubl. Bericht, Leoben. Seite 4 von 4