GK100192 Leithagebirge

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Donau (inkl. Elbe) / Leitha, Raab und Rabnitz / Grundwasser
Hydrogeologische Charakterisierung
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GK100192 LEITHAGEBIRGE [LRR]
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EINLEITUNG
Eigentlich stellt der maßgebend Grundwasser führende Corallinaceenkalk (vm. Leithakalk) um den
kristallinen Kern des Leithagebirges einen Einzelgrundwasserkörper und keine Grundwasserkörper-Gruppe
dar, weil durch Verkarstung grundsätzlich ein zusammenhängender Karstgrundwasserleiter ausgebildet ist!
Dieser erstreckt sich entsprechend des besonderen karsthydrologischen Entwässerungsmechanismus über
oberirdische Wasserscheiden bzw. Kammlinien hinweg!
Durch sedimentologische Heterogenitäten ist dieser oberflächennahe poröse und verkarstete KluftGWL
aber lokal unterschiedlich und nicht mit nordalpinen Karstverhältnissen zu vergleichen, wiewohl
unterirdische Wasserzirkulationen mit Schwinden und Wasserscheiden übergreifende
Entwässerungsverhältnisse ebenso zu beobachten sind. Karstmorphologische Formen (Dolinen, Poljen)
fehlen mit Ausnahme von Trockentälern allerdings.
Das Leithagebirge im geologischen Sinn hat eine Längserstreckung von 34 km von SW nach NE mit einer
maximalen Breite von 9 km. Es ist Bundesländer übergreifend und grenzt im NW an Niederösterreich. Dort
bildet den hydrologischen Vorfluter die Leitha, die aber selbst in einer mehrere Kilometer breiten
Fußfläche in klastischen neogenen und quartären Ablagerungen nur im Norden die unmittelbare Grenze
bildet. Im Osten grenzt das Leithagebirge an den Einzelgrundwasserkörper Parndorfer Platte und weiter im
SE an den Neusiedler See, wobei geologisch eine Untergrundfortsetzung der abtauchenden
Neogenkarbonate bis in den Seewinkel durch CH-Bohrungen nachgewiesen wurde. Im Süden liegt die
Grundwasserkörper-Gruppe Wulkatal (oder besser: Wulkabecken, weil die Neogensedimente darin
talübergreifend weit verbreitet sind). Ebenso gehört der schmale Westrand dazu.
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GEOLOGIE
Die Sedimente des Badenium säumen hauptsächlich als sogenannter Corallinaceenkalk (vm. Leithakalk)
das Leithagebirge (namengebend). Dieser fossilreiche Kalk stellt die Randfazies des ehemaligen
Tethysmeeres dar und zeigt generell eine große lithologische Variationsbreite (ZORN, I. in SCHÖNLAUB,
H.P., 2000).
Diese Corallinaceenkalkentwicklung, die quasi als ehemaliges Riff um den kristallinen Kern des
Leithagebirges ausgebildet ist, transgrediert auf retrograd metamorphen Gesteinen eines variskischen
Grundgebirges (in den Hüllschiefern der unterostalpinen Grobgneiseinheit, Gesteinsbestand: grobkörnige
Granite und Gneise, durch die nachfolgende alpidische Gebirgsbildung überprägt, teilweise mit
phyllitischem Habitus, Chloritsäume um Granat, Biotit weitgehend in Chlorit umgewandelt, Staurolith
pseudomorph als Chloritoid bzw. Serizit), während die nachvariskischen Sedimente (Alpiner Verrukano,
Semmeringquarzit und Karbonate der Mitteltrias) epizonal metamorph überprägt sind (PAHR, A. in
SCHÖNLAUB, H.P. 2000).
Die frühen tertiären Ablagerungen des Leithakalks stellen aus aufgearbeitetem Biogendetritus gebildete
Kalkarenite der Küstenfazies dar. Da die Feinanteile und damit verbunden die Wirkung der Zementation
zur diagenetischen Verfestigung der Sande schwankt, liegen lockere, mürbe und feste Kalkarenite vor.
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Mergelige Entwicklungen sind im Randbereich als Einschaltungen ausgebildet. Die ältesten karbonatischen
Tertiärsedimente stammen aus der Zeit des Badens. Neben einem sehr kleinräumigen und daher in diesem
Zusammenhang unbedeutenden Vorkommen der Oberen Lagenidenzone an der Straße Winden Kaisersteinbruch, stammt die Hauptmasse der Kalkarenite aus der großen Transgression der Oberen
Sandschalerzone. Innerhalb der in dm bis m-Bereich gebankte Kalksteinsandschichten treten dm-mächtige
Mergeleinschaltungen auf. Vor allem im Nahbereich des Kristallins konnte das Auftreten von Quarz,
Glimmerschiefer, Muskovit und Quarzit-Komponenten im Kalkarenit beobachtet werden.
Die Biosparite weisen ein mittel- bis grobsandiges Komponenten-gestütztes Gefüge auf. Als
Zwischenmittel liegen fein bis mittelsandige Bioklaste vor. Die Kalkarenite sind durch grobspätigen
Zement verfestigt. Fehlt der feinsandige bis mittelsandige Anteil, dann zeigt auch der Zement nur
randliche Bildungen und infolge der 15 - 20 % Zwickelporosität erhält der Kalkarenit einen mürben bis
lockersandigen Charakter. Solche Bereiche liegen oft in cm Dimensionen vor und besitzen für
Durchlässigkeiten auf Grund des fehlenden kommunizierenden Porensystems nur geringe Bedeutung. Eine
Relevanz hinsichtlich der Durchlässigkeit ist allerdings im Zusammenhang mit Klüften und nachfolgend
ansetzender Korrosionserweiterung im Sinne einer Verkarstung möglich (KOLLMANN, W. in
SCHÖNLAUB, H.P. 2000).
Die zweite entscheidende Transgression erfolgte mit der sarmatischen Elphidium reginum-Zone. Die
Ausbildung der Kalkarenite variiert von fein- und mittelsandigen zu mittel- und grobsandigen Bänken.
Generell handelt es sich um weiße, als Biosparit zu bezeichnende Sedimente, deren Biogenmaterial im
wesentlichen dem der vorhergehenden besprochenen Kalkarenite der Oberen Sandschalerzone entspricht.
Die Bankung liegt im Meterbereich. Um Mergelzwischenschaltungen tritt dm- bis cm-mächtige Schichtung
auf und auch ein Anstieg des Mergelgehaltes der Kalkarenite.
Durch sparitische Zementation bleibt nur noch eine Kammerporosität von 15 - 20 %, verursacht durch
Schalenlösung und Gehäusehohlräume. Ihre Bedeutung für die Durchlässigkeit ist auf Grund der fehlenden
kommunizierenden Porenräume zu vernachlässigen. Durchlässigkeit ist an den seltenen Klüften, bzw.
durch fehlendes Zwischenmittel im Bereich der Schichtflächen gegeben. Zwickelporosität ist auf Grund der
dichten Packung durch feinsandiges Material und der sparitischen Zementation zu vernachlässigen, jedoch
eine entlang von Klüften korrodierende Verkarstung ist vereinzelt zu beobachten.
In allen Steinbrüchen konnten offene Zerrungsklüfte beobachtet werden. Mit Ausnahme größerer
Störungen enden sie meist bei starker Änderung des lithologischen Charakters, wie z.B. den dm mächtigen
Mergeln, an solchen Einschaltungen. Durch Kernbohrungen im Raum Purbach konnten z.T. beträchtliche
Korrosionserweiterungen zu Karstschläuchen beobachtet werden, die die Gebirgsdurchlässigkeit in Form
von Trennfugendurchlässigkeit zusätzlich zur Porendurchlässigkeit teufenbereichsweise maßgeblich
erhöhen (KOLLMANN, W. in SCHÖNLAUB, H.P. 2000).
Sedimente des Pannonium in meist tonig-schluffiger, sandiger, selten kiesiger Ausbildung sind um das
Leithagebirge meist konkordant, aber auch störungsbedingt tektonisch an das Sarmat angrenzend. Toniges
bis sandiges Mittleres bis Oberes Pannon (Zone E bis G) ist bei Neusiedl aufgeschlossen und bildet den
nicht absolut stauenden Übergang und die Basis der Parndorfer Platte, welche wie in GK 100021
beschrieben, durch das o.a. Projekt BA 18 hydrogeologisch zu validieren wäre.
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GRUNDWASSERVERHÄLTNISSE
Grundsätzlich sind im Leithagebirge zwei verschieden ausgebildete hydrogeologische Einheiten zu
unterscheiden:

Festgesteine mit Trennfugendurchlässigkeit durch tektonische Zerbrechung, bzw. bei kompakter
und massiger oder meist geschieferter Ausbildung mit oberflächennaher Entwässerung in deren
Verwitterungsschwarte. Vereinzelt und lokal zeigen karbonatreiche Gesteine durch chemische
Lösungsvorgänge der versickernden Niederschlagswässer Korrosionserscheinungen, die zu einer
gewissen Porosität - aber auch Verkarstung - Anlass geben (z.B. Kalkschiefer, Marmor, Rauhwacke,
Kalkarenite, mürbe Kalksandsteine).
Neben den durch Trennfugendurchlässigkeit abschnittsweise in Störungszonen gut wasserleitenden
Grobgneisen besitzen die verwitterten Hüllschiefer vor allem geringdurchlässige, stauende Funktionen
für die hangend ausgeprägte lehmige Verwitterungsschwarte. Nur die durch Korrosion schwach porösen,
aber vor allem geklüfteten und dabei verkarsteten Karbonate besitzen wasserwirtschaftliche Bedeutung.

Lockergesteine mit meist geringmächtigen, heterogenen und räumlich begrenzten
Porengrundwasserleitern, bzw. weitverbreiteten geringdurchlässigen bis dichten Feinsand-Schluff-TonAbfolgen.
Große WVA-Brunnen, teils in HFB-Bauweise, stellen die lokale und regionale- bis überregionale
Trinkwasserversorgung sicher. Aus Karstwässern des Leithagebirges fördern die Brunnen in Purbach (2
HFB mit je ca 40 l/s), Winden (Brunnen und Quellen Q: 25 und 50 l/s), Bruckneudorf (10 l/s),
Kaisersteinbruch u.a. OrtsWV in NÖ, Neusiedl (7 l/s), Stotzing (12 l/s artesisch), Loretto (7 l/s artesisch),
Müllendorf (2 l/s artesisch), Großhöflein (10 l/s) und St. Georgen bei Eisenstadt (Attilaquelle – Brunnen Q
= 18 l/s). Diese nutzen das durch hydrogeologische Forschungen (Proj. BA 12 „Aerogeohydrologische
Prospektion Leithagebirge“) vermutete Dargebot aber bei weitem noch nicht aus.
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KOMMENTAR ZUM BISHERIGEN FORSCHUNGSSTAND
Sind im o.a. Projekt BA 12 zwar die hydrogeologischen Voraussetzungen geschaffen worden und
Aufschlußtiefbohrpunkte festgelegt worden, so sollte bei Fündigkeit eine hydrologischwasserwirtschaftliche Bilanzierung in Hinblick auf die Größe der GW-Neubildung erarbeitet werden. Da in
dem Sandwich-artigen Schichtaufbau (basal: Kristallin, darüber Kalk und Überdeckung von Pannon in
dessen Einfallen im Vorland des Leithagebirges) auch stagnierende und deshalb alte, unterirdisch
eingelagerte, tiefe Karstwässer (z.B. auch unter dem Neusiedler See – deshalb sind diese auch Nitrat frei)
mitgefördert werden könnte, ist die Verweilzeit im Speicher zu beachten. MVZ-Datierungen des alten HFB
Purbach ergaben eine relativ große mittlere Verweilzeit des Grundwassers von mindestens 30 Jahren
(BOROVICZENY, F. et al. 1992), was bei einer Dauerentnahme von 20 – 40 l/s auf eine respektable Größe
des Aquiferreservoirs schließen läßt.
Grundvoraussetzung der Nutzung dieses wasserwirtschaftlich eminent relevanten Gw-Körpers ist vorerst
die Realisierung der vorgeschlagenen Tiefbohrungen (200 m ET) und ein entsprechendes Test- und
Monitoringprogramm.
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LITERATUR
BOROVICZENY, F. et al. (1992): Wasserhaushaltsstudie für den Neusiedlersee mit Hilfe der Geophysik
und Geochemie 1980 – 1990. - Forsch.Ber. 16, Inst. f. Hydraulik, Gewässerkunde & Wasserwirtschaft, TU
Wien, 199 S., Wien.
KOLLMANN, W. et al. (2002): Konzept zur Beurteilung von Wasserressourcen im Leithagebirge
(Burgenland) unter Anwendung integrierter aerogeophysikalischer und terrestrischer hydrogeologischer
Methoden. – Unpubl. Endber. d. Geol. B.-A., FA Hydrogeologie, zum Proj. BA12/98-02, 66 S., Wien.
SCHÖNLAUB, H.P. et al. (2000): Geologie der Österreichischen Bundesländer Burgenland. Erläuterungen
zur Geologischen Karte des Burgenlandes 1:200.000. - Hrsg. Hans P. Schönlaub, 130 S., 96 Abb., 10 Tab.,
4 Taf., Geologische Bundesanstalt, Wien.
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