Pflanzenauswahl

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Aulacomnium palustre
Sumpf-Streifensternmoos
Das zweihäusige (diözische) Laubmoos Aulacomnium palustre,
auch Sumpf-Streifensternmoos genannt, ist ein Kalk meidendes
Moos der Zwischen- und Niedermoore.
Merkmale
Das rasenförmig wachsende Aulacomnium palustre bildet bis 10
cm große, gelblichgrün bis frischgrün gefärbt Pflanzen. Ein
brauner Wurzelfilz (Rhizoidenfilz), welcher der kapillaren
Wasserleitung als Schutz vor Austrocknung dient, reicht
gewöhnlich bis in die oberen Bereiche des Pflänzchens. Die im
feuchten Zustand aufrecht abstehenden, im trockenen Zustand
dagegen
verdreht
anliegenden
Blätter
sind
schmal
zungenförmig und können bis zu 5 cm lang werden. Der
Blattrand ist in der oberen Hälfte gesägt. Die oval-rundlichen
Laminazellen werden etwa 14 bis 20 µm lang und 7 bis 13 µm
breit.
Etwa 2 bis 5 mamillöse Ausstülpungen der Zellen sollen durch
Oberflächenvergrößerung die Nährstoffleitung begünstigen. An
der Blattbasis ist die Lamina mehrschichtig und die Zellen sind
deutlich verlängert. Sporogone werden äußerst selten gebildet.
Ähnlich wie bei Aulacomnium androgynum kann auch A.
palustre vegetative Brutkörper (Pseudopodien) ausbilden,
jedoch geschieht dies deutlich weniger häufig.
Verbreitung und Standort
Aulacomnium palustre wächst bevorzugt in schwach sauren und
kalkfreien Mooren, Niedermooren, Sümpfen, Feuchtheiden
sowie Feucht- und Nasswiesen. Es bevorzugt sonnige bis
halbschattige, wenig bis mäßig nährstoffreiche Standorte. Es
wächst oft neben Torfmoosen (Sphagnum), nicht selten auch
an Baumbasen (von z.B. Moor-Birken) oder seltener an frischen
bis feuchten, lehmigen Standorten außerhalb von Mooren. In
den borealen und gemäßigten Breiten ist es fast weltweit
verbreitet. Jedoch ist es durch die Trockenlegung von
Feuchtgebieten und Überdüngung im Rückgang begriffen. In
einigen Bundesländern wird es deshalb in den Vorwarnlisten der
Roten Listen gefährdeter Moose geführt.
Calliergon cordifolium
Herzblättriges Schönmoos
Erkennungsmerkmale
Die mäßig kräftigen, nieder liegend bis aufrecht wachsenden,
unregelmäßig beasteten, bis 20 cm langen Pflanzen von
Calliergon cordifolium bilden weiche, lockere bis dichte,
blassgrüne, oder olivgrüne Rasen. Die Astspitzen sind
stumpflich. Die abstehenden, ziemlich entfernt gestellten
Blätter sind hohl und verlaufen aus einem herzförmiglanzettlichen Grund in eine abgerundete, kapuzenförmige
Spitze.
Die
prosenchymtischen,
spitz-wurmförmigen,
Laminazellen sind etwa 90 bis 140 µm lang und 9 bis 12 µm
breit. Die undeutlich abgesetzten Blattflügel enthalten wenig
aufgeblasene Zellen. Die Blattrippe reicht gewöhnlich bis in die
Blattspitze. Die bis 8 cm lange, rötliche Seta trägt eine rückige,
elliptische Kapsel, dessen kegelförmiger Deckel eine spitze,
braune Warze hat. Zur Sporogonenreife kommt es nur
abwechselnd.
Vorkommen
Calliergon cordifolium wächst an lichten bis schattigen, nassen
bis leicht überschwemmten, basenreichen, aber kalkarmen,
meso- bis eutrophen Stellen in Niedermoor-Schlenken, in
Verlandungsbereichen von kleineren Seen, Tümpeln und
Gräben, in Seggenrieden oder an Torfstichen. Typische
Begleitmoose sind Calliergonella cuspidata, Drepanocladus
aduncus oder Sphagnum squarrosum. Das europaweit
verbreitete Moos wird zum Süden hin seltener. Es ist zudem in
Teilen Nord-Amerikas und Asiens verbreitet. In Österreich sind
seine Bestände durch die allgemeine Zerstörung von
Feuchtbiotopen und Eutrophierung leicht rückgängig.
Calliergon stramineum
Strohgelbes Schönmoos
Calliergon stramineum bildet bis 20 cm lange, fast astlose,
dünne, drehrunde, geblich grüne bis strohfarbene Pflanzen. Oft
reichen Rhizoidenbüschel weit hinauf. Die entfernt gestellten,
langen zungenförmigen Blätter sind an der Blattspitze
kapuzenartig abgerundet. Die Blattrippe erreicht gewöhnlich
3/4 des Blattes. Die wurmförmig linealischen Laminazellen
werden etwa 50 bis 70 µm lang und 3,5 bis 5,5 µm breit.
Calliergon stramineum ist häufig zerstreut in Sphagnenpolstern
zu finden. Es besiedelt lichte bis halbschattige, oligo- bis
mesotrophe, feuchte bis nasse, mehr oder minder basenarme
Lebensräume in Quell-, Nieder-, Zwischen- und Hochmooren, in
Nasswiesen und in Verlandungsbereichen von Gewässern.
Charakteristische Begleitmoose sind Aulacomnium palustre,
Sphagnum angustifolium oder Sphagnum fallax. In Österreich
kommt es nur zerstreut vor. In letzter Zeit sind die Bestände
v.a. durch die Zerstörung seines Lebensraumes leicht
zurückgegangen. Von den anderen Calliergon-Arten lässt es
sich relativ leicht durch die länglich-zungenförmigen Blättern
unterscheiden.
Polytrichum strictum
Steifblättriges Frauenhaar
Männliche Pflanzen
Weibliche Pflanzen
Das Steifblättrige Frauenhaarmoos (Polytrichum strictum) ist
ein Moos aus der Gattung der Widertonmoose.
Verwendung
Das Moos wurde früher zur Herstellung von Bürsten und kleinen
Hausbesen verwendet. Subfossile Funde deuten wohl zudem
auf eine eventuelle rituelle Verwendung als Glücksbringer hin.
Das Moos ist auch unter der deutschen Bezeichnung
Steifblättriges Widertonmoos, wegen seiner Verwendung als
Mittel gegen böse Geister, bekannt. Oft wurde mit ihm auch
Häuserritzen verstopft, um böse Geister nicht hineinschlüpfen
zu lassen. Das Moos spielt zudem eine wichtige Rolle in
japanischen Moosgärten.
Das Steifblättrige Frauenhaar bildet 10 bis 15 cm hohe, meist
dichte Rasen. Es ist von anderen Widertonmoosen durch seinen
weißlichen Rhizoidfilz gut zu unterscheiden. Die einfachen
Stämmchen sind im trockenen Zustand dicht anliegend
beblättert, im feuchten sind sie dagegen abstehend. Die
ganzrandigen Blätter werden 4 bis 6 mm lang und weisen eine
als Stachelspitze austretende Mittelrippe auf. Die Blattränder
sind eingeschlagen.
Die 3 bis 8 cm lange Seta trägt eine etwa 3 mm lange Kapsel,
die oft nur wenig länger als breit ist. Die Kapselhaube
(Kalyptra) ist dicht- und langhaarig. Das Protonema ist äußerst
kurzlebig.
Bedeutung
Die männlichen Pflänzchen des diözischen Laubmooses bilden
besondere gipfelige, schüsselförmige Antheridienstände aus, in
denen sich Regenwasser sammelt. Am Grunde befinden sich
kleine Kügelchen. Hierbei handelt es sich um die männlichen
Geschlechtszellenbehälter, die im reifen Zustand aufplatzen und
(männliche) Spermatozoide entlassen. Diese werden durch
Regentropfen ausgespült oder bis 10 cm weit verspritzt. Sie
schwimmen chemotaktisch angelockt zu den Eizellen in den
(weiblichen) Archegonien. Die Schüsselchen können später
auch „durchwachsen“ werden, so dass ein stockwerkartiger
Aufbau entsteht.
Junge Pflanzen wachsen so auf den älteren. Dadurch können
die zahlreichen Pflanzen bis zu 0,5 m hohe Bulten ausbilden.
Das Moos eignet sich zudem als starker Anzeiger für
Austrocknung.
Innerhalb der Stängel findet die Leitung der Assimilate statt.
Außerhalb lässt sich dagegen meist eine Wasserleitung über die
kapillaren Räume zwischen den Blattscheiden finden. Durch
Quellungsvorgänge können sogar noch bei abgestorbenen
Pflänzchen Blattbewegungen möglich sein. Die
chlorophyllhaltigen Lamellen der Blattrippe sind durch
Wachseinlagerungen wasserabstoßend. In den Zwischenräumen
der Lamellen wird dadurch Gasaustausch gefördert. Eine solch
starke Differenzierung findet man sonst nur bei Blütenpflanzen.
Vorkommen
Das Steifblättrige Frauenhaarmoos wächst besonders häufig auf
anderen Torfmoosen in Hochmooren. Es besiedelt jedoch auch
andere feuchte, boden- bzw. wassersaure, moorige Standorte.
Es ist vom Flachland bis in die subalpine Stufe zu finden und
fehlt nur selten in den größeren Mooren Mitteleuropas. Es
besitzt eine holarktische Verbreitung und kommt auch im
subantarktischen Südamerika vor.
Riccia fluitans
Untergetauchtes Sternlebermoos
Riccia fluitans (agg.), im Deutschen als Untergetauchtes
Sternlebermoos oder Flutendes Teichlebermoos bezeichnet, ist
ein auf dem Wasser schwimmendes oder untergetaucht
vorkommendes Lebermoos. Im Herbst sinkt es auf den
Gewässergrund. Aus den überdauernden Thallusspitzen
entwickeln sich im Frühjahr neue Individuen. Das zweihäusige
Lebermoos fruchtet äußerst selten, so dass eine Vermehrung
fast ausschließlich über Sprossung stattfindet. Als Aggregat
(agg.) umfasst das Taxon neben Riccia fluitans s.str. auch
Riccia rhenana Lorb. ex Müll.Frib. Diese taxonomisch
umstrittene Sippe lässt sich nur in der Landform und anhand
der Chromosomenzahl abgrenzen und wird deshalb häufig nicht
getrennt von Riccia fluitans betrachtet.
Beschreibung
Dieses Lebermoos bildet keine Rhizoide (Wurzelfilz). Seine
Lager (Thalli) sind hellgrün, bandförmig, mehrfach
unregelmäßig gegabelt und bis zu 4 cm lang. Die Lager der
Schwimmform sind schmal bandförmig und 1 bis 1,2 mm breit.
Die Landform ist derber, weniger gegabelt und die Thalli
können bis 2,8 mm breit werden. Häufig sind sie violett
überlaufen. Die Thallusenden sind abgerundet, etwas
verbreitert, mit ein oder zwei Einschnitten und mit darunter
liegenden, durchsichtigen Luftkammern versehen, die eine
netzartige Felderung aufweisen (Aerenchym). Nicht selten sind
Atemöffnungen vorhanden. Es sind nur wenige farblose,
halbmondförmige Bauchschuppen entlang der Mittellinie
ausgebildet (vergleiche dagegen das Schwimmlebermoos).
Riccia fluitans kann über sechs Monate Austrocknung gut
überstehen (poikilohydrisch) und treibt nach einer Bewässerung
nach etwa ein bis zwei Wochen wieder aus. Eine Kultur ist
selbst aus jüngerem Herbarmaterial möglich.
Verbreitung und Standort
Riccia fluitans ist weltweit verbreitet und besiedelt meist flache,
sonnige bis schattige, meso- bis schwach eutrophe, schwach
saure bis kalk- oder basenreiche und saubere stehende
Gewässer oder langsam fließende Gräben. Die Schwimmform
treibt unter Wasser (submers) oder knapp an der
Wasseroberfläche. Seltener wachsen Landformen auf
trockenfallendem Schlamm. Untergetaucht werden zuweilen
schwammartige Konglomerate gebildet. Die Art (bzw.
Artengruppe) kommt häufig zusammen mit
Wasserlinsengewächsen etwa der Gattungen Lemna, Spirodela
oder Wolffia vor und wird bei erhöhter Nährstoffverfügbarkeit
manchmal durch diese verdrängt.
Dieses Moos wird vielfach in der Aquaristik eingesetzt, meist
zum Schutz des Fischlaiches.
Sphagnum angustifolium
Schmalblättriges Torfmoos
Sphagnum angustifolium ist ein zur Sektion Cuspidata
gehörendes, zierliches Torfmoos und durch die deutlich langen,
zugespitzten Astblättern, den kleinen dreieckig
stumpfgespitzten Stammblättern und der grünlichen Färbung
bereits makroskopisch von anderen Sphagnen differenzierbar.
Es wird im deutschen Sprachraum Schmalblättriges Torfmoos
und auch Kurzblättriges Torfmoos genannt.
Erkennungsmerkmale
Die mittelkräftigen Pflanzen sind meist gelblich braun gefärbt,
seltener treten reingrüne Pflanzen auf. Die Äste sind in
Büscheln zu viert oder fünft organisiert, meist stehen 2 oder 3
von ihnen ab. Die Epidermis des Stammes ist nicht ausgebildet.
Die Sklerodermis ist hyalin. Die kleinen, dreieckig geformten
Stammblätter sind zugespitzt, haben eine abgerundete oder
ausgefranste Spitze und sind etwa 1 mm im Durchmesser.
Die Stammblatt-Hyalocyten weisen nur wenige Fasern und
Poren auf.
Die länglich lanzettlichen, etwa 2 bis 3 mm langen Astblätter
verlaufen allmählich in eine Spitze. Im trockenen Zustand sind
die Astblätter nur wenig gewellt. Die Astblatt-Hyalocyten
weisen auf der Innen- und Außenseite kleinere, oft undeutliche
Poren auf. Die im Querschnitt dreieckigen Chlorocyten stehen
auf der Außenseite frei. Auf der Innenseite werden sie
gewöhnlich von den Hyalocyten eingeschlossen.
Verwechslungsgefahr besteht vor allem mit dem Trügerischen
Torfmoos (Sphagnum fallax), dessen Schopfästchen gerade und
gestutzt sind. Die anliegenden Äste sind länger als die
abstehenden. Auch sind die Astblätter trocken nur wenig wellig
und etwas schmaler als beim Trügerischen Torfmoos. Die
Stängelblätter sind dreieckig und an der Spitze leicht
abgerundet und etwa so lang wie breit, was S. angustifolium
auch von Sphagnum balticum und Sphagnum flexuosum
unterscheidet. Ein sicheres mikroskopisches Merkmal ist aber
immer die fehlende Epidermis.
Vorkommen
Sphagnum angustifolium besiedelt oligo- bis mesotrophe,
mittelsaure Moore und sumpfige Standorte. Es besitzt eine
circumboreale Verbreitung. In den temperierten kontinentalen
Regionen ist es häufiger, während es an den Küsten seltener
vorkommt. Typische Begleitmoose sind das Gefranste Torfmoos
(Sphagnum fimbriatum) oder auch Zierliches Torfmoos
genannt, in Hochmooren das Trügerische Torfmoos (Sphagnum
fallax), Magellans Torfmoos (Sphagnum magellanicum) oder
Sphagnum rubellum und in Niedermooren Sphagnum russowii
oder Sphagnum teres.
Spieß-Torfmoos
Sphagnum cuspidatum
Erkennungsmerkmale
Das Spieß-Torfmoos ist gut an seiner gelblich bis hellgrünen
Farbe und den schmalen, länglichen Blättern zu erkennen. Der
aufsteigende Stängel wird bis zu 10 cm lang, die unterhalb der
schopfigen Spitze quirlig verzweigten Ästchen sind schlaff und
pinselförmig zusammenneigend, bei flutenden Formen auch
federartig. Die Sporenkapsel im Zentrum des Schopfes hat
einen flachen, kuppelförmigen Deckel und weist eine
dunkelbraune bis schwärzliche Färbung auf.
Vorkommen
Spieß-Torfmoos bevorzugt (stark) saure und nährstoffarme
Standorte, die häufig flutend oder untergetaucht sind.
Hauptlebensraum bilden damit Schlenken und Moore, die durch
Entwässerung und Torfgewinnung (Torfstich) allerdings stark
gefährdet sind. Es ist weltweit sowohl im Tiefland als auch in
Höhen bis 1500 m verbreitet.
Trügerisches Torfmoos
Sphagnum fallax
Das Trügerische Torfmoos (Sphagnum fallax), im deutschen
Sprachraum auch Täuschendes Torfmoos oder
Gekrümmtblättriges Torfmoos genannt, ist ein zur Sektion
Cuspidata gehörendes Torfmoos und durch die langen spitzen
Astblätter, den kleinen dreieckig spitzen Stammblättern und der
grünlichen Färbung bereits makroskopisch von anderen
Sphagnen differenzierbar.
Erkennungsmerkmale
Die mittelkräftigen Pflanzen des Trügerischen Torfmooses sind
meist grünlich gefärbt, selten treten auch gelbbraune Farbtöne
auf. Die Äste sind in Büscheln zu viert oder fünft organisiert,
meist stehen 2 von ihnen ab.
Die 2- bis 4-schichtige Epidermis des Stammes ist relativ
deutlich von der grünlichgelb gefärbten Sklerodermis abgesetzt.
Die gleichseitig dreieckig geformten Stammblätter sind
zugespitzt und etwa 1 mm im Durchmesser.
Zudem ist ein recht deutlich ausgeprägter Saum vorhanden.
Die Stammblatt-Hyalocyten sind höchstens wenig faserig.
Die länglich lanzettlichen, etwa 1 bis 3 mm langen Astblätter
sind häufig in 5 Reihen am Ästchen angeordnet. Sie verlaufen
allmählich in eine durch den umgerollten Blattrand scharf
erscheinende Spitze. Im trockenen Zustand sind die Astblätter
gewellt. Die Zellen auf der Blattinnenseite weisen einige Poren
auf. Die Astblatt-Hyalocyten sind auf der Blattinnenseite
gewölbt, während sie auf der Außenseite flach sind. Die
dreieckigen Chlorocyten stehen auf der Außenseite frei. Auf der
Innenseite werden sie gewöhnlich von den Hyalocyten
eingeschlossen.
Verwechslungsgefahr besteht vor allem mit dem
Schmalblättrigen Torfmoos (Sphagnum angustifolium), welches
jedoch einen rötlichen Stängel ausbildet. Submerse
Wasserformen können leicht mit dem Spieß-Torfmoos
(Sphagnum cuspidatum) verwechselt werden und sind nur
mikroskopisch eindeutig zu unterscheiden.
Vorkommen
Das circumpolar verbreitete Trügerische Torfmoos ist in Europa
ein häufiger Vertreter von sauren, mineralreichen, basenreichen
oligo- bis mesotrophen Moorstandorten. Besonders typisch ist
es an sehr nassen Stellen. Auf Schwingrasen ist es häufig mit
Carex limosa und Scheuchzeria palustris vergesellschaftet.
Charakteristische Begleitmoose sind das Schmalblättrige
Torfmoos (Sphagnum angustifolium), das Gefranste Torfmoos
(Sphagnum fimbriatum), das Magellans Torfmoos (Sphagnum
magellanicum)[3], das Sumpf-Torfmoos (Sphagnum palustre),
das Ufer-Torfmoos (Sphagnum riparium) und auch das
Girgensohns Torfmoos (Sphagnum girgensohnii). Optimale pHWerte der Umgebung sollen von 2,5 und 6 reichen.
Sphagnum fimbriatum
Gefranstes oder zierliches Torfmoos
Sphagnum fimbriatum ist ein Torfmoos, das der Sektion
Acutifolia in der Gattung Sphagnum zugeordnet ist und zu den
Laubmoosen gehört. Diese Art wird in deutschsprachigen
Regionen meist „Gefranstes Torfmoos“ oder seltener „Zierliches
Torfmoos“ genannt.
Merkmale der Pflanze
Die Pflanzen von Sphagnum fimbriatum zeigen sich vor allem in
reingrünen Farben mit Tönungen zu gelblich-grün und
bräunlichen Nuancen. Sie sind üblicherweise klein und schlank
ausgebildet, zeigen aber in Gebieten des antarktischen
Florenreichs einen kompakteren Aufbau. Diese Torfmoosart
bildet lockere bis dichte Rasen.
Typisch ist die zwiebelförmige Endknospe der Pflanzen und das
Fehlen des metallischen Schimmers in trockenem Zustand. Die
Stämmchen sind bleichgrün bis strohfarben gefärbt.
Die spatelförmig bis breit spatelförmig geformten Stammblätter
sind 0,8–1,5(–2) Millimeter lang, über die breite Spitze und oft
teilweise hinunter an den Rändern stark zerschlitzt oder
gefranst. Der Blattrand verbreitert sich kaum bis zuhöchst zu
einem Viertel gegenüber der Blattbasis. Die Hyalocyten zeigen
einen rhomboidartigen Umriss, sind mit verstärkenden Fibrillen
ausgestattet und entweder un- oder zweigeteilt. Die Äste von
Sphagnum fimbriatum sind länglich rund bis lang und schmal
und stehen in Wirteln von zwei bis vier Ästen, wovon jeweils ein
bis zwei Äste aufrecht stehen und ein bis zwei Äste am Stamm
hängen.
Die eiförmig-lanzettlichen Astblätter sind 1,1–1,5(–2) Millimeter
lang und an der Blattspitze eingerollt. Die leeren, toten
Hyalocyten sind sowohl auf der Ober- als auch auf der
Unterseite reichlich mit unterschiedlich großen Poren und
Fibrillen ausgestattet. Die chlorophyllhaltigen, lebenden
Chlorocyten sind auf der Blattoberseite von den Hyalocyten
nicht verdeckt und daher frei zu sehen; auf der Blattunterseite
dagegen zeigen sie sich deutlich weniger freiliegend.
Merkmale der geschlechtlichen Entwicklung und deren
Organe
Aus den Sporen entsteht ein fadenförmiger Vorkeim (das
Protonema). Dieses wächst dann zu einem Vegetationskörper,
dem Lager (Thallus) aus. Auf diesem Gewebethallus entwickelt
sich dann erst das typische geschlechtszellenbildende
Moospflänzchen (der Gametophyt) mit oft einhäusiger
geschlechtlicher Ausrichtung, wobei die männlichen
Geschlechtszellbehälter (die Antheridien) in den Blattachseln
besonders gefärbter und gestalteter Zweige der Endknospe und
die weiblichen Fortpflanzungsorgane (Archegonien) an der
Spitze der Seitenzweige sitzen.
Nach der Befruchtung entwickelt sich der Sporophyt, der unter
anderem aus der Kapsel (dem Sporogon) besteht und auf
einem relativ langen, bis zu 1 Zentimeter messenden Scheinfuß
(Pseudopodium) emporgehoben wird. Die Sporen weisen einen
Durchmesser von etwa 20–27 Mikrometer auf.
Verbreitung und Standortansprüche
Der Lebensraum von Sphagnum fimbriatum sind nährstoffarme
(oligotrophe), mehr oder weniger saure Feuchtgebiete mit
einem pH-Wertbereich von 3,4–7,5[3]. Die Habitate sind
bewaldete, oft leicht gestörte Moore mit Bruchwäldern,
Waldsümpfen und Moorgräben. Die Vorkommen befinden sich
oft unter Weidengebüsch. Begleittorfmoose sind das
Schmalblättrige Torfmoos (Sphagnum angustifolium), das
Trügerische Torfmoos (Sphagnum fallax), das Sumpf-Torfmoos
(Sphagnum palustre), Sphagnum squarrosum und das
Girgensohns Torfmoos (Sphagnum girgensohnii)[2][4].
Die Verbreitung ist mit Vorkommen auf den Kontinenten
Eurasien, Nordamerika und Südamerika, im südlichen Afrika[5],
auf Neuseeland und verschiedenen Inseln des antarktischen
Floren-Reichs angegeben. Im europäischen Bereich werden
Vorkommen in Norwegen, in Deutschland, in Österreich, in der
Schweiz, in Ungarn, in der französischen Region HauteNormandie erwähnt.
Gefährdungssituation und Schutzmaßnahmen
Sphagnum fimbriatum wird in verschiedenen nationalen Roten
Listen gefährdeter Arten europäischer Staaten geführt und
damit dessen Bestandssituation, die meist durch die
Reduzierung der besiedelten Nassbereiche gekennzeichnet ist,
Ausdruck gegeben.
Wie alle Torfmoose ist auch Sphagnum fimbriatum Nutznießer
der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie Nr.92/43/EWG in der
aktualisierten Fassung vom 1.Januar 2007 und ihren
Schutzmaßnahmen. Der Lebensraum der „Sauren Moore mit
Sphagnum“ wird in Anhang I unter Schutz gestellt und
gleichzeitig die Verpflichtung zur Ausweisung besonderer
Schutzgebiete geschaffen.
Sphagnum papillosum
„Warziges Torfmoos“
Erkennungsmerkmale
Beinahe alle Exemplare von Sphagnum papillosum besitzen in
den Chlorophyll-Zellen der Astblätter Papillen; es wurden aber
auch einige glatte Formen gefunden. Sie haben Stammblätter
mit geteilten hyalinen Zellen, wogegen bei den
verwechselbaren Arten Sphagnum palustre und Sphagnum
centrale solche Zellen selten oder nicht vorhanden sind. Der
Stängel ist braun und trägt spiralige, verstärkende und
sichtbare Fibrillen mit üblicherweise 1-2 Poren pro Zelle.
Kamm-Fibrillen fehlen an der inneren Wand. Die Stammblätter
haben Ausmaße von 1,3 x 0,7 mm. Die Köpfchen sind
üblicherweise nicht wesentlich vergrößert. Die Äste sind
allgemein kurz und stumpf. Sie bilden Ast-Büschel mit zwei
sprießenden und zwei bis drei herabhängenden Zweigen und
abstehenden Blättern. Die Aststämmchen besitzen hyaline,
nicht ornamentierte Zellen mit meist einer Pore. Die Astblätter
haben eiförmige Form und ein Ausmaß von 1,7 × 1 mm. Auf
der konvexen Oberseite liegen hyaline Zellen mit runden bis zu
elliptischen Poren entlang der Anheftung. Die Zellwände der
Astblätter sind dort mit Warzen bedeckt, wo die hyalinen Zellen
Chlorophyll-Zellen überlagern.
Die Chlorophyllzellen selbst sind im Blattquerschnitt als
trapezartig bis flach-elliptisch erkennbar. Sie sind an beiden
Oberflächen gleichmäßig verteilt oder an der konvexen
Oberseite weniger ausgeprägt. Die Kapseln sind mit zahlreichen
spaltenähnlichen Zellgruppen versehen und enthalten Sporen
mit einer Größe von 26 bis 36 µm. Sie sind in oberflächennahen
Bereichen warziger als in von der Oberfläche entfernteren
Regionen. Die Kapseln reifen von Sommermitte bis
Spätsommer.
Systematik
Das Warzige Torfmoos Sphagnum papillosum ist eine
Torfmoosart aus der monogenerischen Familie der
Sphagnaceae mit der Gattung der Torfmoose (Sphagnum) und
deren Sektion Sphagnum.
Vorkommen
Sphagnum papillosum formt kompakte Teppiche in flachen
Bülten. Diese Torfmoosart kommt in Europa, China, Japan,
Grönland, Neuseeland und dem nördlichen Amerika vor. Sie ist
in nährstoffarmen Moorlebensräumen sehr häufig und dort ein
ursächlicher Torfbilder. In extrem ombrotrophen Torfgebieten
und in niedrigen und mäßig hochgelegenen Gebieten ist sie
aber selten oder überhaupt nicht vorhanden.
Verwendung
Torf im Allgemeinen wird im Erwerbsgartenbau und auch im
privaten Gartenbereich als Pflanzenversorgungsstoff benötigt.
Der zu diesen Zwecken erfolgende Torfabbau stößt an Grenzen
und gefährdet den Weiterbestand von Torfmooren. Als
Alternative wird die Eignung von bestimmten Torfmoosarten
und hier auch Sphagnum papillosum für den Einsatz in
abgebauten Arealen und die optimierte Produktion untersucht.
Sumpf-Schafgarbe
Achillea ptarmica
Die Sumpf-Schafgarbe oder Bertram-Schafgarbe (Achillea
ptarmica) gehört zur Gattung der Schafgarben (Achillea) in der
Unterfamilie der Asteroideae der Familie der Korbblütler
(Asteraceae).
Beschreibung
Es handelt sich um eine mehrjährige krautige Pflanze, die
zwischen 15 cm und 150 cm hoch wird, in der Regel aber
ungefähr 40 cm.
Ihre lineal-lanzettlichen Blätter sind im Unterschied zu den
meisten anderen Arten der Gattung ungeteilt und nur fein
gesägt.
Die Körbchen der Blütenstände sind mit 12 bis 17 mm für die
Gattung recht groß. In einem körbchenförmigen Blütenstand
sitzen Zungen- und Röhrenblüten zusammen. Die Röhrenblüten
sind grau mit gelben Staubbeuteln. Die 8 bis 13 Zungenblüten
sind weiß. Ihre Zungen sind 4 bis 6 mm lang. Die Blütezeit geht
von Juli bis September.
Vorkommen
Die Art wächst gerne in staunassen Wiesen, wie zum Beispiel
an Wegrändern oder in Gräben entlang von Flüssen und
Bächen. Sie kommt in den gemäßigten Zonen Eurasiens vor. In
den Alpen fehlt sie.
Fadenstängel-Frauenmantel
Alchemilla filicaulis
Der Fadenstängel-Frauenmantel (Alchemilla filicaulis) ist eine
zu den Rosengewächsen (Rosaceae) zählende Art. Sie gehört
zur Alchemilla-vulgaris-Gruppe, die sich durch abstehende,
unterschiedlich verteilte Behaarung auszeichnet. Nie sind
einzelne Blattstiele oder der Stängel völlig kahl. Der Kelch- und
die Außenkelchblätter sind ungleich und kürzer als die
Kelchbecher.
Erscheinungsbild
Der Fadenstängel-Frauenmantel ist eine kleine bis mittelgroße,
selten über 30 cm hoch wachsende Art. Die Grundblätter sind
meist nierenförmig und etwa 3 bis 8 cm breit. Sie besitzen eine
mäßig enge bis weite Basalbucht und sind zu 1/4 bis 2/5 in
meist 7 Lappen geteilt. Seltener sind es nur 5 oder auch bis zu
9 Lappen. An frühen Blättern sind diese flachbogig mit
Einschnitten, später halbkreisförmig bis parabolisch ohne
Einschnitte und schließlich breit hyperbolisch und teilweise
abgestutzt. Pro Hälfte besitzen sie 5 bis 9 spitze, eher
warzenförmige Zähne. Die Blattoberseite ist locker bis mäßig
dicht, in den Falten auch dicht behaart. Auf der Blattunterseite
zwischen den Adern sind sie oft fast kahl, auf den Adern sehr
locker behaart. Die Basis der Blätter und die Nebenblätter sind
oft rot überlaufen.
Der Stängel ist oft nur in der unteren Hälfte locker abstehend
behaart, selten auch auf ganzer Länge.
Der Blütenstand ist relativ schmal und wenig verzweigt, jedoch
sind die scheindoldigen bis kugeligen Teilblütenstände oft
ziemlich reichblütig. Der ca. 1,7 mm lange Blütenbecher ist
kurz glockig-kegelig geformt und oft mehr oder weniger
abstehend behaart. Die Kelchblätter sind etwas kürzer als die
Blütenbecher und eiförmig-spitz geformt.
Alchemilla filicaulis ist sehr variabel bezüglich der Behaarung
und wird daher auch in zwei Unterarten oder Varietäten geteilt:
* A. filicaulis subsp. filicaulis, mit insgesamt schwacher
Behaarung, sowie
* A. filicaulis subsp. vestita, mit insgesamt starker
Behaarung
Einige Autoren sehen diese Unterarten lediglich als Varietäten
an.
Der Fadenstängel-Frauenmantel blüht vorwiegend in den
Monaten Mai bis September.
Verbreitung und Standortansprüche
A. filicaulis kommt im gemäßigten bis subarktischen Europa
vor. Von Island, Grönland und Nordrussland im Norden reicht
sein Verbreitungsgebiet bis in die Alpen und die Pyrenäen im
Süden. Östlich dringt die Art bis Mähren vor. Ferner kommt der
Fadenstängel-Frauenmantel im östlichen Nordamerika vor. Er
ist jedoch im mitteleuropäischen Flachland eher selten
anzutreffen.
In Österreich kommt A. filicaulis selten vor.
Der Fadenstängel-Frauenmantel ist Licht liebend und wächst in
etwas mageren Wiesen und an Wald- und Wegrändern. Er
bevorzugt mäßig trockene bis feuchte, kalkreiche Böden.
Knick-Fuchsschwanzgras
Alopecurus geniculatus
Das Knick-Fuchsschwanzgras (Alopecurus geniculatus), auch
Knick-Fuchsschwanz, ist eine Art aus der Familie der Süßgräser
(Poaceae).
Merkmale
Das Knick-Fuchsschwanzgras ist eine ausdauernde Pflanze, die
kurze unterirdische Ausläufer bildet. Die Erneuerungssprosse
wachsen innerhalb der untersten Blattscheide hoch. Die Halme
sind meist 15 bis 45, selten nur 5 cm lang, dünn und geknietaufsteigend. Ihre untersten Knoten sind bewurzelt und
verzweigt, sie können auch im Wasser fluten.
Sie haben 5 bis 8 Knoten. Die Blattscheiden sind kahl, gerieft,
die der untersten Blätter werden braun und zerreißen faserig.
Das Blatthäutchen ist ein häutiger Saum von 2 bis 4 (selten 6)
mm Länge. Die Blattspreiten sind 2 bis 12, selten bis 22 cm
lang und 2 bis 4, selten bis 6 mm breit. Sie sind flachausgebreitet und rau, auf der Unterseite manchmal auch glatt.
Blütenstand
Die Rispe ist 1 bis 5, selten bis 8 cm lang und 3 bis 5 mm breit.
Sie ist walzenförmig und dicht, die Seitenäste sind im unteren
Teil mit der Hauptachse verwachsen. Die Ährchen sind einblütig
und ohne Granne 2,2 bis 3,5 mm lang. Ihre Form ist langelliptisch, zur Reife fallen sie als Ganzes ab. Die Hüllspelzen
sind gleichartig und am Grunde an den Rändern miteinander
verwachsen. Sie haben drei Nerven, sind gleich lang wie das
Ährchen, von schmal-elliptischer Form und gekielt. Am Kiel sind
sie dicht bewimpert, auf den Seitenflächen kürzer behaart. Die
Deckspelze ist viernervig, 2 bis 2,6 mm lang, von schmalelliptischer Form und kahl. Die Ränder sind im untersten Drittel
miteinander verwachsen. Auf dem Rücken sitzt im untersten
Viertel eine Granne. Diese ist gekniet, 3 bis 5 mm lang und ragt
2 bis 3 mm aus den Hüllspelzen heraus. Die Untergranne ist
gedreht. Die Vorspelze fehlt. Die Staubbeutel sind 1,2 bis 1,8
mm lang, zunächst gelblich, dann braun. Blütezeit ist Mai bis
August. Die Frucht ist 1,2 bis 1,5 mm lang und seitlich
zusammengedrückt. Die Chromosomenzahl ist 2n = 28.
Verbreitung und Standorte
Das Knick-Fuchsschwanzgras ist in Europa, Nordasien und
Nordamerika heimisch.
In Österreich ist die Art selten und ist bundesweit als
gefährdet eingestuft. Das Knick-Fuchsschwanzgras wächst in
offenen Pioniergesellschaften, etwa an den Ufern von fließenden
und stehenden Gewässern und an den Rändern von Gräben.
Daneben kommt es auch auf nassen Wiesen- und Wegmulden
vor, die zu gewissen Zeiten überflutet werden und nur langsam
austrocknen, sowie auf Moorwiesen. Es wächst auch im Wasser
flutend. Es erträgt Salz und wächst meist auf wechselnassen,
nährstoff- und basenreichen, eher humosen Ton- und
Schlickböden mit neutralem bis mäßig saurem Boden-pH.
Es handelt sich um eine Lichtpflanze und eine Zeigerpflanze für
Nässe, Nährstoffreichtum und Sauerstoffarmut des Bodens.
Pflanzensoziologisch ist dieses Gras eine Ordnungskennart der
Flutrasen und feuchten Weiden (Agrostietalia stoloniferae) und
eine Assoziationskennart des Knickfuchsschwanz-Rasens
(Ranunculo repentis-Alopecuretum geniculati).
Moor-Birke
Betula pubescens
Die Moor-Birke (Betula pubescens), auch Haar-Birke, BesenBirke oder Behaarte Birke genannt, ist eine Pflanzenart aus der
Familie der |Birkengewächse (Betulaceae).
Sie ist kennzeichnender Baum (Phanerophyt) der Moor- und
Bruchwälder sowie trockenerer Bereiche in
Regenmoorkomplexen.
Als Pionierbaumart ist sie in der Lage, rasch neu entstandene
Lebensräume zu besiedeln.
Beschreibung
Die Moor-Birke wächst als Laub abwerfender, also
sommergrüner Baum oder Strauch, mit einem oder mehreren
Stämmen, und kann Wuchshöhen von bis zu 30 Meter
erreichen. Einzelexemplare können etwa 120 Jahre alt werden.
Die Borke ist anfangs dunkel rötlich-braun, später hell rötlichbraun bis lohfarben oder braun und schließlich gräulich-weiß;
sie ist glatt und nicht in rautenförmige Platten gefeldert wie
jene der Hänge-Birke und schält sich spät in papierdünnen
Platten ab. Die Rinde der straff aufrecht beziehungsweise
waagerecht abstehend wachsenden Zweige ist anfangs flaumig
behaart, später rötlich braun. Die horizontalen Lentizellen sind
anfangs hell, später vergrößern sie sich und werden dunkel. Die
Endknospen der Moor-Birke sind spitz eiförmig und etwas
gebogen. Die Knospenschuppen sind grau bis graubraun oder
grünlichgrau. Sie sind am Ende abgerundet und an den
Rändern weiß bewimpert.
Junge Laubblätter duften aromatisch und sind ebenfalls flaumig
behaart, besonders entlang der Blattnerven. Die wechselständig
angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite
gegliedert. Die eiförmige oder rhombisch-eiförmige,
herzförmige Blattspreite ist 3 bis 5 Zentimeter lang und doppelt
gesägt.
Wie alle Birken ist die Moor-Birke einhäusig
getrenntgeschlechtig (monözisch). Die männlichen
Blütenstände (Kätzchen) sind länglich walzenförmig. Die
weiblichen Blütenstände sind etwa 2 bis 4 Zentimeter lang,
zylindrisch, später hängend. Die Mittellappen der dreilappigen
Fruchtschuppen sind deutlich vorgezogen und überragen die
aufwärts gebogenen Seitenlappen. Die etwa 3 Millimeter großen
Samen (Nussfrüchte oder Nüsschen) sind breit geflügelt zur
besseren Verbreitung durch den Wind. Ein Kätzchen enthält
etwa 450 Samen. Die Moor-Birke blüht von April bis Mai und die
Früchte reifen ab August.
Vorkommen
Die Moor-Birke kommt in den gemäßigten Klimazonen Europas
und Asiens von Island über Skandinavien, Russland nach Osten
bis in das Jenisseigebiet und nach Süden bis Norditalien und
dem Balkangebiet bis zum Kaukasus vor. Moorbirken bilden die
subarktische Waldgrenze nördlich der Borealen Nadelwälder
(Taiga). Ihre Höhenverbreitung reicht vom Flachland (kollin) bis
zur Waldgrenze (subalpin). Im Alpenraum steigen Birken bis
auf etwa 2000 Meter über NN.
Sie besiedelt feuchte bis staunasse, kalkarme, gering bis mäßig
basenversorgte, saure Moor- und Anmoorböden (bis etwa pH <
5) mit geringer bis sehr geringer Nährstoffversorgung (oligobis mesotroph). Sie wächst in Moor- und Bruchwäldern sowohl
im Gebirge als auch in entwässerten Regenmooren und im
Randgehänge intakter Hochmoore. In deren Zentren bildet sie
jedoch aufgrund der schlechten Nährstoffversorgung meist nur
eine strauchartige Wuchsform aus. Ferner wächst sie in
Niedermooren, Auenwäldern und feuchten Hecken. In nebelund regenreichen Klimaten kann sie auch auf trockeneren
Standorten existieren. Die Vermehrungsbiologie der Moor-Birke
ist speziell auf die Primärstadien einer Sukzession ausgerichtet.
Nur in Skandinavien und den Tundren Nordeuropas sowie auf
Sonderstandorten wie Mooren bildet sie natürliche
Klimaxgesellschaften.
Vergesellschaftung
Die Moor-Birke ist eine Charakterart der Moorbirken- und
Kiefern-Fichten-Bruchwälder (Molinio-Betuletalia pubescentis).
Diese Bruchwälder sind oft reich an Beerensträuchern wie der
Rauschbeere (Vaccinium uliginosum) und Torfmoosen wie dem
Sumpf-Torfmoos (Sphagnum palustre) und dem Gefransten
Torfmoos (Sphagnum fimbriatum). Die Wälder sind meist
schwachwüchsig, schütter und artenarm. Die Moorbirke bildet
außerdem auf entwässerten Hochmoorstandorten artenarme
sekundäre „Moorwälder“ meist mit dem Scheiden-Wollgras und
Torfmoosen in der Kraut- und Moosschicht aus.
Ferner wächst die Moor-Birke in Laubwäldern und Gebüschen
feuchter bis trockenerer Standorte gemeinsam mit der HängeBirke (Betula pendula), der Esche (Fraxinus excelsior), der
Vogelbeere (Sorbus aucuparia) und der Zitterpappel (Populus
tremula).
Ökologie
Die Moor-Birke ist eine Lichtholzart, das heißt sie wächst
bevorzugt bei vollem Licht, erträgt aber in Grenzen eine
Beschattung. Ihr ökologischer Schwerpunkt liegt auf gut
durchfeuchteten bis oft durchnässten, luftarmen, sauren bis
sehr sauren Böden.
Überlebensstrategien
Ihre Vermehrungsbiologie ist speziell auf die
Ausbreitungsbedingungen auf Rohböden und Freiflächen
ausgerichtet. Charakteristisch ist ihre hohe Samenproduktion,
die zu einer raschen Besiedelung von Kahlflächen beiträgt. Eine
freistehende, alte Moor-Birke produziert bis zu vier Kilogramm
Samen. Würde man diese nebeneinander legen, ergäbe sich
eine Strecke von 60 Kilometer beziehungsweise eine Fläche von
180 Quadratmeter. Die Samendichte kann in der Natur bis zu
50.000 Stück pro Quadratmeter betragen. In einem männlichen
Kätzchen befinden sich zirka fünf Millionen Pollenkörner. Der
Pollen kann bis zu 2.000 Kilometer weit fliegen.
Die Anspruchslosigkeit der Birke im Hinblick auf die
Nährstoffversorgung und ihr schnelles Wachstum machen sie zu
einer Pionierpflanze, welche geeignete lichtbegünstigte Flächen
wie Kahlschläge, Waldlichtungen und Brandflächen schnell
besiedelt. Besonders in Mooren, wo andere Gehölze aufgrund
des hohen Säuregehaltes der Moorböden keine geeigneten
Wuchsbedingungen vorfinden, ist sie im Konkurrenzvorteil und
kann artenarme Gebüsche bilden. Sie ist noch anspruchsloser
als die Hänge-Birke (Betula pendula), die sich ebenfalls als
Pionier auf vielen Flächen ausbreitet.
Autökologie
Moor-Birken sind unempfindlich gegen Winterfröste. Bei
Temperaturen unter -40 °C wandeln sie in den Zweigen Stärke
in Öl um, wobei Wärme freigesetzt wird.
Die Blätter erfrieren erst ab -6 °C. Bei Kälte werden die im
Bereich der weißen Rinde auftretenden Lüftungsrisse
(„Korkwarzen“) verschlossen und erhöhen so die Frosthärte.
Die Moorbirke gilt als die nördlichste Baumart Europas. Eine
Wintertemperatur von durchschnittlich -33 °C ruft keine
Vitalitätseinbußen hervor. Die Frosthärte bleibt trotz
zwischenzeitlicher Erwärmung (bis +18 °C) den gesamten
Winter stabil.
In Nordeuropa schützt die weißfärbende Wirkung des
Rindeninhaltsstoffs Betulin die dünne Rinde vor Rindenbrand.
Aufgrund der im Frühling tief stehenden Sonne und der
Reflexion von Schneeflächen würde sich dunkle Rinde
überhitzen und das Zellteilungsgewebe geschädigt werden.
Die Moor-Birke verfügt über ein flach wurzelndes
Herzwurzelsystem. Es fehlen stark entwickelte
Horizontalwurzeln; anstatt einer Hauptwurzel werden mehrere
unterschiedlich starke senkrecht wachsende Wurzeln am
Wurzelstock mit mehreren bis zu 20 Meter langen
Seitenwurzeln gebildet. Flachwurzler sind in erster Linie an die
Aufnahme einsickernden Regenwassers ausgerichtet. Die MoorBirke hat eine hohe Wasserdurchflussrate. Eine ausgewachsene
Birke kann an einem heißen Sommertag bis zu 500 Liter
Wasser aus dem Boden ziehen. Die Feinwurzeln sind von einem
dichten Geflecht symbiotisch lebender Pilze umgeben
(Mykorrhiza), was die Nährstoffversorgung stark begünstigt.
Synökologie.
Für etliche phytophage Insekten spielt die Moor-Birke eine
entscheidende Rolle. Zum Beispiel saugen einige Zikadenarten
ausschließlich (monophag 2. Grades) sowohl an Moorbirke als
auch an Hänge-Birke. Dieses sind vor allem Arten der Gattung
Oncopsis innerhalb der Familie der Maskenzikaden
(Macropsinae).
Nutzung
Aus Birkenholz werden Möbel hergestellt:
Heilpflanze
Quercetin: R1=H, R2=H; Hyperosid: R1=H, R2=Galaktosyl;
Quercitrin: R1=H, R2=Rhamnosyl; Myrecetindigalaktosyl:
R1=OH, R2=Digalktosyl
Sowohl die Blätter der Hänge-Birke als auch der Moor-Birke
enthalten bis zu drei Prozent Flavonoide insbesondere
Hyperosid, Quercetin, Quercitrin, Myricetingalaktosid, Vitamin
C, Saponine und ätherische Öle. Die Birkenknospen enthalten
fettlösliche Flavonmethylether. Tees und Presssäfte aus
Birkenblättern bewirken eine vermehrte Salz- und
Wasserausscheidung. Sie werden deshalb zur
Durchspülungstherapie der Nieren, bei Entzündungen der
ableitenden Harnwege und Nierengries verwendet. Traditionell
werden Birkenblätter auch wegen ihrer Harnsäure senkenden
Wirkung bei Gicht und rheumatischen Beschwerden oder als
Zusatz zu so genannten Blutreinigungstees eingesetzt. Die sehr
jungen, frischen Blätter können in Frühlingssalaten gegessen
werden. Haarwässer aus Extrakten der Birkenblätter sollen
gegen Haarausfall und Schuppenbildung wirken.
Holzwirtschaft
Bevorzugte Verwendungen in der Holzwirtschaft sind Furniere
im Möbelbau und Innenausbau. Außerdem zur Nachahmung
von Edelhölzern wie Nussbaum und Kirschbaum für Stilmöbel.
Ferner wird das Holz für Drechsler- und Schnitzarbeiten sowie
für Sportgeräte, Musikinstrumente, Bürsten- und Pinselstiele
und als Industrieholz für Span- und Faserplatten verwendet. In
Skandinavien ist es von großer Bedeutung für Sperrholzplatten.
Sumpf-Reitgras
Calamagrostis canescens
Das Sumpf-Reitgras (Calamagrostis canescens), auch
Lanzettliches Reitgras oder Moor-Reitgras, ist eine auch in
Mitteleuropa heimische Art aus der Familie der Süßgräser
(Poaceae).
Vegetative Merkmale
Das Sumpf-Reitgras ist ein ausdauerndes Gras, das eine
Wuchshöhe von 60 bis 120 (−150) Zentimetern erreicht. Die
Pflanze erscheint hellgrün-glänzend und wächst in dichten
rasigen Beständen, da sie lange unterirdische Ausläufer bildet.
Die zahlreichen Erneuerungstriebe wachsen extravaginal
empor. Die Halme stehen aufrecht und sind unterhalb der Rispe
oft rau, ansonsten glatt. Bei kräftigen Exemplaren ist der Halm
an den unteren Knoten verzweigt. Ein Halm hat drei bis fünf
(sechs) Knoten.
Die Blattscheiden sind glatt und kahl. Das Blatthäutchen
(Ligula) ist zwei bis drei (fünf) Millimeter lang, kahl, nach oben
verschmälert und an der Spitze gestutzt. Die Blattspreite wird
bis 40 Zentimeter lang und ist drei bis sechs (acht) Millimeter
breit. Sie ist flach oder eingerollt. An der Oberseite ist sie
gerippt und weißhaarig. Diese Behaarung führte auch zur ArtEpithet canescens = weißgrau werdend. Auf beiden Seiten und
am Rand ist die Spreite rau. Die Unterseite ist glänzend.
Blütenstand und Blüten
Der Blütenstand ist eine lockere bis dichte Rispe von (fünf)
zehn bis 25 Zentimetern Höhe und drei bis sechs Zentimetern
Breite. Zur Blütezeit stehen die Rispenäste ausgebreitet und
schlaff, teilweise auch überhängend. Die Äste sind bis zu acht
Zentimetern lang und stehen zu dritt bis fünft in Büscheln.
Ein Ährchen ist 4,5 bis 6 Millimeter lang, von hellgrüner Farbe
und häufig violett überlaufen. Über dem Blütchen befindet sich
kein Achsenfortsatz. Die Hüllspelzen sind nur wenig ungleich,
wobei die untere etwas länger als die obere ist. Die Hüllspelzen
sind einnervig, 4,5 bis 6 Millimeter lang und von lanzettlicher
bis spitzer Gestalt. Am Grund der Deckspelze stehen dicht
Haare, die mit 3 bis 3,5 Millimetern Länge die Deckspelze
überragen. Diese ist fünfnervig und 2 bis 2,5 Millimeter lang,
von breit-lanzettlicher Form und zarthäutig. Oben ist sie kurz
zweispaltig mit abgerundeten Seitenlappen. Die Granne
entspringt an der Ausrandung der Deckspelze oder leicht
darunter. Sie ist so lang wie oder maximal einen Millimeter
länger als die Seitenlappen.
Die Staubbeutel sind rund 1,5 Millimeter lang, hellbraun und
hängen während der Anthese aus den Spelzen heraus. Blütezeit
ist von Juni bis August.
Verbreitung und Standorte
Das Sumpf-Reitgras kommt in Europa und Westsibirien vor und
weist eine temperate bis boreale Verbreitung mit einem
Schwerpunkt im subozeanischen Bereich auf. In Österreich
kommt es im Waldviertel zerstreut, ansonsten selten vor,
in den Alpen und im nördlichen Alpenvorland gilt es als
stark gefährdet.
Das kräftige Gras kommt in Flachmooren, Niedermoorwiesen,
an Ufern (besonders schilfreiche Seeufer) und in Gebüschen
(besonders Erlenbrüchen) auf nährstoffreichen, schlecht
durchlüfteten und anmoorigen Böden vor. Es ist ein
ausgesprochener Staunässezeiger, sowie eine
Halbschattenpflanze, ein Mäßigwärme- und Mäßigsäurezeiger.
Im Schatten bleibt es häufig steri.
Pflanzensoziologisch handelt es sich um eine mäßig stete
Ordnungscharakterart der Erlenbruchwälder (Alnetalia
glutinosae). Im Grasland zeigt Sumpf-Reitgras ehemalige
Bruchwaldstandorte an. Als Futtergras ist es wertlos; lediglich
ganz jung kann es als Notfutter verwendet werden. Es wird
jedoch früh schneidend scharfrandig. Gelegentlich findet es als
Streu Verwendung.
Silberdistel
Carlina acaulis
Die Silberdistel (Carlina acaulis) ist eine Pflanzenart, die zur
Gattung Eberwurz (Carlina) in der Unterfamilie der Carduoideae
innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae) gehört.
Namen
Der Name Carlina acaulos, magna flore war bereits vor Carl von
Linné gebräuchlich. Von Caspar Bauhin wurde die Silberdistel
als Carlina caulifera vel acaulis bezeichnet. Der Gattungsname
leitet sich wahrscheinlich über eine oberitalienische Dialektform
cardelina (distelförmige Sippe) über den Namen des Distelfinks
(Carduelis carduelis) vom lateinischen carduus ab. Ein Bezug
auf Karl den Großen oder Kaiser Karl V ist sekundär und hat zu
etymologischen Legenden Anlass gegeben. So soll ein Engel
Karl dem Großen im Traum die Silberdistel als wahres Heilmittel
gegen die Pest gezeigt haben, und sie wurde in dessen Heer
verwendet; daher angeblich Karlsblume.
Das Epipheton acaulis (lat.) bedeutet stängellos und bezieht
sich auf den Wuchs der Pflanze.
Der volkstümliche Name Silberdistel bezieht sich auf die
glänzenden Hüllblätter. Eberwurz (oder Eberdistel) beruht auf
der ehemaligen Verwendung bei Schweinekrankheiten. Weitere
Namen sind Jägerbrot, Wiesenkas, Alpenkas, Barometerdistel,
Frauendistel, Wasserwurz, Karlsdistel, Wetterdistel.
Beschreibung
Die mehrjährige, krautige Pflanze ist fast stängellos oder
erreicht Wuchshöhen von bis zu 40 Zentimeter. Mit ihrer bis in
einen Meter tiefreichende Pfahlwurzel gilt die Silberdistel als
Tiefwurzler. Die Laubblätter sind etwa bis zum Mittelnerv
buchtig, fiederschnittig und stachelig gezähnt. Sie bilden meist
eine Rosette. Die Blattunterseite ist kahl bis etwas spinnwebig.
Die größten Laubblätter werden vier bis acht Zentimeter breit.
Blütenstand und Blüte
Am meist einköpfigen Stängel sitzt der körbchenförmige
Blütenstand, mit äußeren Hüllblättern, die wie die Laubblätter
gestaltet sind. Die inneren Hüllblätter sind oberseits silbrig-weiß
(selten etwas rötlich) und zur Blütezeit bereits abgestorben.
Diese umgeben das eigentliche Blütenkörbchen, welches sich
aus einigen hundert weißlichen bis rötlichen Röhrenblüten
zusammensetzt. Mit den inneren Hüllblätter gemessen, erreicht
das Körbchen einen Durchmesser von 50 bis 110 Millimeter.
Blütezeit ist von Juli bis September.
Die Aufbau ähnelt stark dem der Asteroideae, bei denen oft die
Röhrenblüten von Zungenblüten umgeben sind. Diese
Verstärkung der Schauwirkung wird bei der Silberdistel jedoch
durch die inneren Hüllblätter erreicht. Diese Hüllblätter
reflektieren im Unterschied zu den Röhrenblüten auch UV,
wodurch Insekten, die UV wahrnehmen, wissen wo Nektar zu
finden ist. Dieses Merkmal ist bei Korbblütlern der Regelfall.
Durch die mindest 10 Millimeter lange Kronröhre kann die
Bestäubung nur durch langrüsselige Insekten, vor allem Bienen,
Hummeln und Falter erfolgen.
Ausbreitungsmechanismen
Die Silberdistel besitzt viele Ausbreitungsmechanismen. Die
Achänen können durch den Pappus als Schirmchenflieger mit
dem Wind verbreitet werden (Anemochorie). Doch meist erfolgt
die Verbreitung als Tierstreuer. Die dornigen Hüllblätter heften
sich an vorbeistreifende Tiere und schütteln so die Früchte aus.
Aber auch Körnerfresser wie Vögel können zur Ausbreitung
beitragen.
Schließlich werden die Korbböden von der Pflanze losgelöst und
verbreiten die verbliebenen Früchte als Steppenroller.
Systematik
Von der Silberdistel existieren zwei Unterarten, die im
Gegensatz zu älteren Auffassungen nicht durch die
Stängellänge, sondern durch die Gestalt der Blattspreite
unterschieden werden. Bei beiden Unterarten existieren jeweils
Morphotypen mit sitzenden und solche mit gestielten Körben.
* Gewöhnliche Silberdistel (Carlina acaulis L. subsp. acaulis)
Die mittleren Abschnitte sind mit breitem Grund der
Blattspindel aufsitzend, am Grund etwa 6 bis 15 Millimeter
breit. Die Laubblattspreite sind mehr oder weniger gewellt.
Die Abschnitte höchstens bis zur Mitte geteilt und feindornig.
Die Stängelblätter sind gleichmäßig verteilt (var. alpina) oder
unter dem Korb rosettig gehäuft (var. acaulis).
* Krausblatt-Silberdistel (Carlina acaulis subsp. simplex
(Waldst. & Kit.) Nyman)
Die mittleren Abschnitte sind mit verschmälertem Grund dem
Mittelfeld aufsitzend, am Grund etwa 2 bis 6 Millimeter breit.
Die Laubblattspreite sind kraus. Die Abschnitte sind bis über die
Mitte geteilt und die Dorne etwas kräftiger.
Vorkommen
Die Art ist in Europa weit verbreitet, von Spanien im Westen bis
Rumänien und die Ukraine im Osten. Die Silberdistel ist in
Deutschland gesetzlich geschützt und gehört zu den
gefährdeten Arten.In Österreich ist sie häufig in allen
Bundesländern.
Standort
Als Standort werden sommerwarme, meist beweidete
Magerrasen auf basenreichen Böden, vor allem Kalkgebiete,
bevorzugt. Die Silberdistel gedeiht von der Tallage bis in die
subalpine Höhenstufe maximal bis in Höhenlagen von 2800
Meter.
Diese Pflanzenart ist eine Charakterart der Halbtrockenrasen
des Tieflands, sie wächst in den Alpen gerne auch in der
Ordnung Blaugras-Rasen (Seslerietalia albicantis).
Die Wetterdistel
Die abgestorbenen Hüllblätter der Silberdistel nehmen bei
Erhöhung der Luftfeuchtigkeit an der Blattunterseite mehr
Wasser auf als an der Blattoberseite. Durch diese
hygroskopische Eigenschaft krümmen sich die Hüllblätter nach
oben und schützen die Röhrenblüten vor Regen. Deshalb wird
die Silberdistel, genau wie die Golddistel, auch Wetterdistel
genannt. Schließen sich die Hüllblätter, ist Regen zu erwarten,
bei Sonnenschein öffnen sie sich. Bereits ein fünf- bis
zehnmaliges Anhauchen genügt, um die erste
Aufrichtebewegung auszulösen.
Verwendung
Das aromatisch riechende Rhizom enthält ätherische Öle und
schmeckt daher scharf und bitter. Hauptbestandteil des Öls ist
mit 80 % bis 90 % das antibakterielle und toxische
Carlinaoxyd. Weiters enthält das Rhizom auch über 20 % Inulin
als Reservestoff.
Die Wurzel wurde in der Volksheilkunde als Grippemittel,
harntreibendes Mittel und gegen Greisenbrand gesammelt, in
der Tiermedizin als Mast- und Brunstpulver verwendet. Die
Blütenböden wurden früher ähnlich wie Artischocken gegessen.
Daher wird die Silberdistel bei Almhirten auch Jägerbrot
genannt.
Sonstiges
Die Silberdistel wird entsprechend der Gegend auch Rhöndistel
oder auch Juradistel genannt. Als eingetragenes Warenzeichen
steht „Juradistl“ als Marke für Lammfleisch von Lämmern, die
auf Magerrasen weiden. Weiden auf kalkhaltigem Gestein mit
geringer Humusauflage und geringen Niederschlägen sind der
bevorzugte Wuchsort dieser Pflanze. Ohne die Bewirtschaftung
durch weidende Schafherden würden die offenen Magerrasen
verbuschen und die Silberdistel verschwinden.
Der Distelrüsselkäfer Larinus pallinis (Syn. L. brevis, L. senilis)
ist auf die Silberdistel spezialisiert, seine Larven leben im
Blütenboden.
Diese Pflanze wurde zur Blume des Jahres 1997 gewählt.
Wasserschierling
Cicuta virosa
Der ausdauernde und stark giftige Wasserschierling (Cicuta
virosa) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Doldenblütler
(Apiaceae) und neben dem Gefleckten Schierling (Conium
maculatum) und der Hundspetersilie (Aethusa cynapium) eines
der giftigsten Doldengewächse.
Die Pflanze soll von einigen Menschen als übel riechend
empfunden werden. Der sommergrüne Wasserschierling
überdauert den Winter in der schützenden Laubschicht des
Bodens. Seine oft vormännlichen Blüten werden von Insekten
bestäubt, seine schwimmfähigen Früchte durch das Wasser
ausgebreitet.
Vorkommen
Der Wasserschierling ist an feuchten Verlandungsbereichen
meso- bis eutropher (mesotroph = mittlerer Nährstoffgehalt,
eutroph = hoher Nährstoffgehalt) stehender Gewässer wie
Seen, Tümpel oder Gräben zu finden. Weitere Bestände können
in feuchten Erlenbruchwäldern auftreten. Derzeit gehen seine
Bestände jedoch stark zurück, was vor allem an der
zunehmenden intensiven Nutzung von Verlandungsbereichen
liegt. In den meisten Bundesländern ist der Wasserschierling
mittlerweile auf der Roten Liste der Gefäßpflanzen als gefährdet
oder stark gefährdet eingestuft. Doch ist er auch im übrigen
Europa z. T. stark in seinen Beständen bedroht. Der
Wasserschierling kommt nur in Eurasien natürlich in
submeridionalen bis borealen Klimazonen vom Flach- bis ins
Hügelland vor. Er ist die Kennart der Pflanzenassoziation
Cicuto-Caricetum pseudocyperi und hat sein Hauptvorkommen
im Verband Alnion glutinosae (Erlenbrüche).
Erkennungsmerkmale
Der Wasserschierling kann bis zu 1,50 m groß werden und
besitzt eine knollenartig verdickte Rhizomknolle, die hohl ist
und durch Querwände gekammert erscheint. Solche
Luftkammern dienen als Anpassung an den sauerstoffarmen,
schlammigen Untergrund. Seine Zellen weisen 11 oder 22
Chromosomen auf. Er bildet zwei- und dreifach gefiederte
Blätter aus, deren Fiederabschnitte lineal lanzettlich geformt
und scharf gesägt sind. Die Einzelblüten stehen in einer 10- bis
20-strahligen Doppeldolde. Die Hüllblätter der Dolde fehlen. Die
einzelnen Döldchen sind reichblütig und weisen zahlreiche
Hüllchenblätter auf. Die Früchte sind nur etwa 2 mm breit, fast
kugelig geformt und charakteristisch gerippt.
Giftigkeit
Sämtliche Pflanzenbestandteile des Wasserschierling sind stark
giftig, insbesondere die durch Luftkammern schwimmfähigen
Knollen. Die Giftigkeit wird durch Polyine, insbesondere das
Cicutoxin, verursacht. Nach Verzehr bereits geringer Mengen
kann der Tod infolge Atemlähmung eintreten. Nach einem alten
preußischen Gesetz sollte die Pflanze wegen ihrer Giftigkeit
ausgerottet werden.
Rundblättriger Sonnentau
Drosera rotundifolia
Der karnivore Rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia),
auch Himmelstau, Herrgottslöffel, Himmelslöffelkraut, Spölkrut
oder Widdertod genannt, ist eine Art aus der Familie der
Sonnentaugewächse (Droseraceae). Alle Sonnentauarten
sind streng geschützt.
Beschreibung
Der Rundblättrige Sonnentau ist eine mehrjährige krautige
Pflanze. Die Pflanze erscheint aus einer Winterknospe, dem so
genannten Hibernakel und bildet eine bodenständige Rosette
mit einer Wuchshöhe von 5 bis 20 Zentimetern. Nach der Blüte
setzt bereits im frühen Herbst die Winterruhe der Pflanze ein,
indem sie erneut eine Winterknospe bildet und ihre Blätter
komplett einzieht. Das weniger auf Nährstoffversorgung als auf
Verankerung ausgerichtete Wurzelsystem der Pflanze ist
schwach ausgeprägt und reicht nur wenige Zentimeter tief.
Blätter
Die Pflanzen tragen an 1 bis 7 cm langen Blattstielen stehende
rundliche, horizontal ausgestreckte Fangblätter mit einem
Durchmesser von 0,5 bis 1,8 Zentimeter. Die Blätter sind
jeweils mit rund 200 haarfeinen rötlichen Tentakeln besetzt, die
an ihrem Ende ein klebriges Sekret ausscheiden, das zum Fang
der Insekten dient. Mit diesen Blättern fängt der Rundblättrige
Sonnentau zumeist kleine Insekten wie z. B. Mücken oder
Fliegen, gelegentlich aber auch größere Insekten wie
Schmetterlinge oder Libellen, letztere mittels mehrerer Blätter
zugleich.
Blüte
Der Rundblättrige Sonnentau blüht von Juni bis August an ein
bis zwei, bis zu 30 cm hohen, einseitigen Trauben mit bis zu 25
weißen, knapp 1 cm großen, an 2 Millimeter langen
Blütenstielen sitzenden Blüten, die sich nur bei ausreichendem
Sonnenschein öffnen.
Frucht und Samen
Häufig werden vom Rundblättrigen Sonnentau durch
Fremdbestäubung (Selbstbefruchtung ist aber möglich) in
ungefurchten Kapseln große Mengen an etwa 1,5 mm langen,
spindelförmigen, braun-schwarzen Samen produziert. Da die
Samen sehr klein und leicht sind, werden sie zumeist durch den
Wind an neue Standorte verbracht.
Verbreitung
Der Rundblättrige Sonnentau kommt fast überall auf der
nördlichen Halbkugel vor, von Europa über Asien bis
Nordamerika, selbst in Alaska und Grönland ist die Pflanze
beheimatet. Die Pflanze bedarf vollsonniger Standorte auf
nassen, nährstoffarmen und kalkfreien Böden mit einem pHWert zwischen neutralen 7 und sauren 3, dementsprechend
wächst sie in der Regel in Mooren oder Feuchtgebieten, wo sie
sich in Torfmoosteppichen der Moorschlenken oder als
Pionierpflanzen auf regelmäßig freigelegten Torf- und Tonböden
finden. Bedingt durch die Trockenlegung von Moorgebieten
sowie den Torfabbau schwindet der Lebensraum des
Rundblättrigen Sonnentaus immer mehr.
Der botanische Name leitet sich wie der deutschsprachige von
der Form der Blätter ab, das Epitheton rotundifolia bedeutet
"rundblättrig".
Verwendung
Noch vor der Erkenntnis, dass der Rundblättrige Sonnentau
karnivor ist, wurde die Pflanze im 12. Jahrhundert von
Matthaeus Platearius, einem italienischen Arzt aus der Schule
von Salerno, unter dem Namen „herba sole“ als Heilkraut
gegen Reizhusten beschrieben. Später fand er auch
Verwendung gegen jede Art von Lungenleiden, Schwindsucht,
Epilepsie oder Geisteskrankheit. Noch heute wird in der
Homöopathie Sonnentau gegen Husten verwendet, allerdings
ist die Verwendung des Rundblättrigen Sonnentaus wegen
seines Status als geschützte Art zugunsten importiertem
Drosera madagascariensis und Sonnentauarten aus Zuchten
zurückgegangen. Der Rundblättrige Sonnentau war als “lus-nafeàrnaich” in den schottischen Highlands ein traditioneller
Farbstoff für die Farbe Purpur.
Sonstiges
1860 stieß Charles Darwin auf einer Heide in Sussex auf
Vorkommen des Rundblättrigen Sonnentau und war über die
große Anzahl der gefangenen Insekten erstaunt. Darwin begann
daraufhin, die Pflanze in Hinsicht auf eine mögliche Karnivorie
näher zu untersuchen und führte über Jahre ausgiebige
Versuchsreihen an ihr durch. Zwar war die Idee der Karnivorie
von Pflanzen nicht neu, wurde aber von den Botanikern der Zeit
einhellig abgelehnt.
Mit dem 1875 in englisch und bereits im folgenden Jahr in
deutsch vorliegenden Werk "Insectivorous Plants"
("Insectenfressende Pflanzen") bewies er die Existenz der
Karnivorie für den Rundblättrigen Sonnentau und zugleich für
zahlreiche weitere Gattungen und Arten. So durchbrach er das
von Carl von Linné aufgestellte Dogma, dass die Karnivorie
"wider die gottgewollte Ordnung der Natur" sei.
Der Rundblättrige Sonnentau wurde zur Blume des Jahres 1992
gewählt.
Schmalblättriges Wollgras
Eriophorum angustifolium
Das Schmalblättrige Wollgras (Eriophorum angustifolium)
gehört zur Familie der Sauergrasgewächse (Cyperaceae). Sie
ist eine kennzeichnende Art von Hoch- und Zwischenmooren.
Die langen Blütenhüllfäden der Früchte bilden den
bezeichnenden weißen Wollschopf der Wollgräser (Eriophorum).
Beschreibung
Die mehrjährige, krautige Pflanze erreicht Wuchshöhen
zwischen 20 und 90 Zentimetern. Dieser Geophyt und Helophyt
wächst lockerrasig und bildet Rhizome und lange Ausläufer –
anders als beispielsweise das Scheiden-Wollgras (Eriophorum
vaginatum). Die aufrechten Stängel haben einen runden
Querschnitt und sind beblättert; oben sind sie glatt, graugrün
rund oder stumpf dreikantig. Die Blattscheide des obersten
Stängelblattes ist etwas aufgeblasen. Die seitlich rauen
Blattspreiten sind linealisch, rinnig und verschmälern sich in
eine lange dreikantige Spitze. Sie werden 2 bis 6 Millimeter
breit und sind dunkelgrün gefärbt. Im Spätsommer sind diese
oft rot bis kupferrot überlaufen. Die Blatthäutchen (Ligula) sind
sehr kurz.
Der Blütenstand verfügt über meist zwei laubblattartige
Hüllblätter. Er besteht aus drei bis fünf, zuweilen bis zu acht
sitzenden bis gestielten zuletzt überhängenden Ährchen. Diese
werden 10 bis 22 Millimeter lang und sind bis zu fünfzigblütig.
Die Ährchenstiele sind glatt. Jede zwittrige Blüte verfügt über je
drei Staubfäden (Antheren) und Narben. Die Spelzen sind spitz,
braun und hautrandig. Die Hüllfäden der Blütenhülle (Perianth)
sind zahlreich. Sie verlängern sich nach der Blütezeit bis zu fünf
Zentimeter, fallen später als Einheit mit den Früchten ab und
bilden den für Wollgräser kennzeichnenden weißen Wollschopf.
Ihre langen Blütenhüllfäden verbleiben nach der Reife an der
Basis der Karyopse (eine Sonderform der Nussfrucht) und
bilden einen Flugapparat zur besseren Verbreitung der Samen
in der Luft. Die Karyopse ist scharf dreikantig fast geflügelt, 2
bis 3 Millimeter lang und braun. Das Schmalblättrige Wollgras
blüht von März bis Mai. Selten gibt es eine zweite Blütezeit im
September.
Verbreitung und Standort
Das Schmalblättrige Wollgras kommt in ganz Europa, im
arktischen und gemäßigten Asien und Nordamerika ziemlich
häufig in warmgemäßigten bis arktischen Klimazonen vom
Tiefland bis in Höhenlagen von etwa 1960 Metern NN (planarkollin bis subalpin) vor.
Es wächst auf nährstoffarmen (oligo- bis mesotrophen), basenund kalkarmen, sauren bis mäßig sauren, nassen, zum teil
überschwemmten Moorböden überwiegend in Zwischenmooren
und Regenmooren, in Kiefern- und Birkenbruchwäldern sowie in
sekundären birkenreichen „Moorwäldern“ entwässerter
Standorte aber auch auf sauren, nährstoffarmen Sandböden an
Ufern oligotropher Seen.
Vergesellschaftung
Das Schmalblättrige Wollgras ist eine Charakterart der Klasse
Scheuchzerio-Caricetea fuscae (Kleinseggenriede der Sauerund Basen-Zwischenmoore). In Kalk-Zwischenmooren wird sie
durch das Breitblättrige Wollgras (Eriophorum latifolium)
ersetzt. In Zwischenmooren wächst es häufig zusammen mit
Torfmoosen wie dem Spieß-Torfmoos (Sphagnum cuspidatum),
Blasenbinse (Scheuchzeria palustris), Weißem Schnabelried
(Rhynchospora alba) und Fieberklee (Menyanthes trifoliata). In
jungen Hochmoor-Renaturierungen tritt es oft bestandesbildend
auf. Dort besiedelt es vorwiegend die nassen Ränder der Polder
(Retentionsbecken zur Rückhaltung von Niederschlägen).
Landwärts wird es häufig vom Scheiden-Wollgras, welches
trockenere Standorte bevorzugt, abgelöst.
Ökologie
Es ist eine Lichtpflanze, das heißt es wächst bei vollem Licht
und erträgt nur ausnahmsweise eine Beschattung. Sein
ökologischer Schwerpunkt liegt auf durchnässten, häufig
überschwemmten, luftarmen, sauren bis mäßig sauren,
stickstoffarmen Böden. Es überwintert mit grünen Blättern,
welche aber im Frühjahr erneuert werden.
Das Schmalblättrige Wollgras ist windblütig (Anemophilie). Die
Verfrachtung der Samen erfolgt durch den Wind
(Anemochorie). Das Sauergras ist ein Wurzelkriechpionier und
kann geeignete vegetationslose Flächen rasch besiedeln. Das
Schmalblättrige Wollgras breitet sich über Ausläufer rasch auf
vegetationslose Flächen aus.
Sumpf-Schwertlilie
Iris pseudacorus
Die Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus), auch Gelbe
Schwertlilie genannt, ist eine von Europa bis zum westlichen
Sibirien heimische Sumpfpflanze aus der Familie der
Schwertliliengewächse.
Beschreibung
Die Sumpf-Schwertlilie ist eine mehrjährige, krautige Pflanze,
die Wuchshöhen 50 bis 100 cm erreichen kann. Sie hat ein
dickes, waagerecht kriechendes Rhizom ("Wurzelstock"). Die
graugrünen, schwertförmigen, linealen Laubblätter sind bis zu
90 cm lang und 1 bis 3 cm breit, mit starker Mittelrippe und
sind zweizeilig angeordnet.
Der Blütenstand ist eine Einzelblüte. Die gelben, zwittrigen,
zygomorphen, dreizähligen Blüten haben wie bei allen
Schwertlilien drei dunkel geaderte Hängeblätter sowie drei
aufrecht stehende Domblätter. Sie blüht von Ende Mai bis Juni.
Sie bildet dreikammerige, zylindrische Kapselfrüchte, die 4 bis 8
cm lang sind und viele Samen enthalten.
Vorkommen und Standort
Verbreitet ist sie in großen Teilen des westlichen Eurasiens. In
Nordamerika wurde sie Mitte des 19. Jahrhunderts als
Zierpflanze eingeführt und hat sich heute über den größten Teil
des Kontinents verbreitet.
Sumpf-Schwertlilien sind an den Ufern und in den
Verlandungszonen stehender und fließender Gewässer, in
Niedermooren und in Bruchwäldern zu finden.
Als Standort bevorzugt die Sumpf-Schwertlilie einen sonnigen
bis lichtschattigen Platz, der nass bis feucht ist. Besonders gut
gedeiht sie direkt im Wasser bis zu 20 cm - verträgt durchaus
aber auch bis zu 40 cm Tiefe, bei der sie aber nicht so viel
blüht. Besonders geeignet sind schwere Lehmböden.
Die Sumpf-Schwertlilie wird häufig an neuen Standorten in der
freien Natur angesiedelt (Ansalbung).
Nutzung
Die Sumpf-Schwertlilie wird zerstreut als Zierpflanze für
Gewässerufer genutzt. Sie ist seit spätestens 1561 in Kultur. Es
gibt einige Sorten (Auswahl):
* 'Pallida': Die Blüten sind bleichgelb und die Domblätter
länger.
* 'Variegata': Die Blätter sind längs weißgestreift.
Es sind auch Sorten mit gefüllten Blüten bekannt.
Alle Pflanzenteile sind giftig. Die höchste Konzentration befindet
sich in den Rhizomen, die auch Gerbstoffe enthalten. Die
Pflanze wurde früher zu verschiedenen medizinischen Zwecken
eingesetzt.
Sumpf - Porst
Ledum palustre
Der Sumpfporst (Rhododendron tomentosum, Syn.: Ledum
palustre L., Rhododendron palustre) gehört zur Familie der
Heidekrautgewächse (Ericaceae). Der ursprüngliche
Gattungsname Ledum stammt von dem alten griechischen
Namen der Pflanze „ledon“ ab. Es gibt zwei eurasische
Unterarten: Europäischer Sumpfporst (Rhododendron palustre
L. ssp. palustre) und Sibirischer Sumpfporst (Rhododendron
palustre ssp. sibiricus). In der nordamerikanischen Arktis
wächst die Unterart Engblättriger Sumpfporst (Rhododendron
palustre ssp. decumbens Aiton, engl. Trivialname „Labrador
tea“). Ledum palustre var. dilatatum Wahlenberg wächst in den
chinesischen Provinzen Heilongjiang und Jilin, im nördlichen
Korea, in Russland, im nordöstlichen Asien und in Nordeuropa.
Beschreibung
Der Sumpfporst ist ein immergrüner Strauch, der Wuchshöhen
von 0,5 bis 1,5 Meter erreicht. Die ausladenden Zweige sind
rostbraun und filzig behaart. Der Sumpfporst verbreitet
aufgrund seiner ätherischen Öle einen eigentümlich harzigen
bis kampferartigen Geruch. Die Blätter haben einen intensiven
Geschmack, der entfernt an Rosmarin und Balsamterpentin
erinnert. Die derben, lederartigen Laubblätter sind
lanzettförmig, am Rande eingerollt und an der Unterseite
rotbraun.
In einem eigenständigen, doldigen Blütenstand sitzen die
Blüten. Die zwittrigen Blüten sind fünfzählig. Die fünf weißen
bis rosaroten Kronblätter sind 5 bis 25 mm lang. Es sind zehn
Staubblätter vorhanden. Die Blütezeit reicht von Mai bis Juli.
Die eiförmigen Kapselfrüchte sind 3,5 bis 4 mm groß. Die
Früchte sind zwischen Juli und August reif.
Volkstümliche Bezeichnungen
Für den Sumpfporst oder Porst gibt es zahlreiche volkstümliche
Bezeichnungen wie: Altseim, Baganz, Bagen, Bagulnik,
Bienenheide, Borse, Brauerkraut, Flohkraut, Flohkrebs,
Gichttanne, Gränze, Gruitkraut, Gruiz, Grund, Gruut, Hartheide,
Heidenbienenkraut, Kein-Porst, Kiefernporst, Kühnporst,
Kühnrost, Morose, Mottenkraut, Mutterkraut, Pors, Porsch,
Porst, Porstkraut, Post, Postkraut, Purst, Rausch,
Rosmarinkraut, Rosskraut, Sautanne, Schweineposse,
Tannenporst, Waldrosmarin, Wanzenkraut, Weiße Heide, Wilder
Rosmarin, Zeitheide, Bieneheide oder Zeitheil.
Die Autoren alter Kräuter- und Arzneibücher verwendeten
häufig die Bezeichnungen: Herba Rosmarini sylvestris, Led. pal.
Ledo und Rosmarin sylvestre.
In Skandinavien waren die Bezeichnungen: Getpors, Getpores,
Ledumpors, Lunner, Sqvattram und Suatram gebräuchlich.
Aufgrund vieler für den Porst und Gagelstrauch gemeinsam
verwendeter Namen kam es in der historischen Fachliteratur
häufig zu Unklarheiten und Verwechslungen.
Vorkommen
Der Sumpfporst wächst bevorzugt in Hochmooren, auf nassen
und kalkfreien Torfböden. Durch die Einflussnahme des
Menschen mit der Trockenlegung von Mooren und
Feuchtwiesen, Torfstich etc., was vielerorts schon früh in der
Besiedlungsgeschichte begonnen wurde, ist der Sumpfporst
heute in Deutschland, vor allem im Süden und Westen, nahezu
ausgerottet (VOLLRATH 1964: „der Sumpfporst dürfte wohl erst
um 1935 … verschollen sein“.). Der Sumpfporst ist z. B. eine
ortstypische Pflanzenart in der Böhmisch-Sächsischen Schweiz
und gehört in Tschechien zu den geschützten Arten. Heute
findet man den Sumpfporst nachweislich vor allem noch in
Skandinavien, im Baltikum, Nordamerika und Nordasien.
Gefährdung und Schutz
Der Sumpfporst steht auf der Roten Liste der
gefährdeten Pflanzenarten vieler Länder.
Giftigkeit
Die Blätter, aber auch andere Pflanzenteile sind leicht giftig. Die
Blätter des Porsts enthalten bis zu 2,5 % giftige ätherische Öle,
deren Hauptbestandteile das Ledol und Palustrol (beides
Sesquiterpene) sind. Daneben enthalten die Pflanzenteile
weitere Öle wie Myrcen, Ericolin, Quercetin. Außerdem sind
verschiedene Gerbstoffe, Bitterstoffe, Flavonglykoside, Arbutin
sowie Spuren von Alkaloiden enthalten. Mögliche
Vergiftungserscheinungen sind Erbrechen, Magen- und
Darmentzündungen mit Durchfall, Schädigungen der Nieren
und Harnwege, Schlafdrang, Schweißausbrüche,
Muskelschmerzen und Aborte. Es werden rauschartige Zustände
hervorgerufen, die mitunter auch aggressiv ausfallen.
Todesfälle wurden nicht beobachtet. Bereits der längere
Aufenthalt in Porstbeständen kann zu Schwindel und
rauschartigen Zuständen führen.
Verwendung
Sumpfporstblätter wurden zum Bierbrauen verwendet. Die
Wirkstoffe im Sumpfporst verliehen dem Bier eine
berauschende, die Alkoholwirkung verstärkende und
konservierende Eigenschaft. Einer der frühesten Nachweise
über die Verwendung von Porst als Brauzusatz fand sich in
einer bronzezeitlichen Bestattung aus dem 15. Jahrhundert v.
Chr. aus Egtved, Dänemark[2]. Bis in die frühe Neuzeit wurde
Sumpfporst, manchmal vermischt mit dem aromatischen Gagel,
zum Brauen der sogenannten Grutbiere verwendet.
Man benutzte ihn auch gegen Motten, Läuse und Krätze durch
Abreiben, wobei es ebenfalls zu leichten Vergiftungen kam.
Sumpfporst wurde früher in der Medizin bei Zahnproblemen
und, wegen seiner berauschenden Wirkung, als Räucherstoff
und Zauberpflanze verwendet. Gegenwärtig hat Sumpfporst
noch in der Medizin und Homöopathie Bedeutung und wird bei
Rheuma, Arthritis und Gicht sowie gegen Keuchhusten,
Ausschläge und einige Hautkrankheiten wie Krätze eingesetzt.
In Nordamerika wurde aus dem engblättrigen Sumpfporst
(Rhododendron palustre ssp. decumbens) von Inuit und
Athabasken ein Tee zubereitet (Labrador Tea), der auch der
Pflanze selbst ihren volkstümlichen Namen gab. Diesem Tee
wurde vielfache medizinische Wirkung zugeschrieben.
Ufer-Wolfstrapp
Lycopus europaeus
Der Ufer-Wolfstrapp (Lycopus europaeus) ist eine Pflanzenart
aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae).
Vorkommen
Der Ufer-Wolfstrapp ist in ganz Europa, Teilen West-Asiens und
den temperierten Breiten Ost-Amerikas zu finden.
Er wächst ziemlich häufig im Röhricht oder in SeggenBeständen, an Ufern und Gräben, auch im Erlenbruch. Er
kommt auf unterschiedlichen, aber meist zeitweise
überschwemmten Böden vor. Nach Ellenberg ist er eine
Halblichtpflanze, intermediär-kontinental verbreitet, ein
Nässezeiger, ein Schwachsäure- bis Schwachbasezeiger,
stickstoffreiche Standorte bevorzugend und eine
Klassencharakterart der Röhrichte und Großseggen-Sümpfe
(Phragmitetea australis).
Beschreibung
Der Ufer-Wolfstrapp ist eine mehrjährige krautige Pflanze, die
Wuchshöhen von 20 bis 120 cm erreicht und lange
unterirdische Ausläufer bilden kann. Er besitzt grob gesägte
Laubblätter, wovon nur die unteren fiederteilig sein können.
Die fast radiärsymmetrische, vierzählige Blüte des UferWolfstrappes besitzt weiß gefärbte Kronblätter, die mit kleinen
purpurnen Pünktchen versehen sind. Sie besitzt zwei fertile
Staubblätter, wobei zusätzlich manchmal noch zwei sehr kurze,
rückgebildete und unfruchtbare vorhanden sein können. Die
Kelchzähne sind länger als die Kelchröhre, etwa 2 mm lang und
stets behaart. Der Fruchtknoten ist bis zum Grund vierteilig.
Der Ufer-Wolfstrapp bildet gestutzte Klausenfrüchte aus.
Ökologie
Der Ufer-Wolfstrapp ist ein Hemikryptophyt (Schaftpflanze)
oder eine Sumpfpflanze. Er ist verschiedenblättrig
(Heterophyllie), das heißt die Blätter sind je nach Ort am
Stängel unterschiedlich: Die oberen sind lanzettlich bis
eiförmig; nach unten zu sind die Blätter buchtig gezähnt und
unter Wasser tief fiederspaltig. Das Rhizom im Wasser ist mit
fein zerteilten Wasserblättern, im Boden oft mit zerteilten
Niederblättern besetzt.
Die Blüten sind „Eigentliche Lippenblumen“ in vielblütigen,
blattachselständigen Scheinquirlen (Zymen), diese sind zu
Thyrsen als Gesamtblütenstand vereint. Die Blütenkrone ist
weiß mit purpurnen Tüpfelsaftmalen, etwa 3 mm lang, schwach
dorsiventral, trichterartig und innen durch derbe Querhaare
(„Saftdecke“) versperrt. Nur zwei Staubbeutel sind entwickelt,
die wie der Griffel etwas aus der Blüte herausragen. Die Blüten
sind außerdem vormännlich und dreihäusig. Die weiblichen
Blüten sind viel kleiner als die männlichen. Nektar wird vom
Diskus abgeschieden. Besucher sind: Wespen, Fliegen, vor
allem Schwebfliegen. Spontane Selbstbestäubung ist bei
Zwitterblüten durch Einkrümmen der Staubfäden nach ihrer
Reife möglich.
Die vier Klausenfrüchte sind keilförmig und anfangs noch am
Grunde verbunden und bilden somit eine tassenförmige
Ausbreitungseinheit, die – auf das Wasser gefallen – im
Hohlraum eine Luftblase behält und daher schwimmfähig ist
(Schwimmausbreitung). Der Viererverband (Spaltfrucht)
zerbricht leicht, und die kleinen, kugelförmigen Klebdrüsen auf
der gewölbten Innenseite der Klausenfrüchte treten deutlich
hervor. Es handelt sich um Klebhafter an Wasservögeln,
vermutlich auch Tierstreuer.
Vegetative Vermehrung als Wurzelkriecher erfolgt durch
unterirdische Ausläufer von bis zu 20 cm Länge.
Inhaltsstoffe und medizinische Verwendung [Bearbeiten]
Als Arzneipflanze dienen die kurz vor der Blüte geernteten
oberirdischen Pflanzenteile. Die daraus hergestellten
Fertigpräparate werden bei leichter Schilddrüsenüberfunktion
und deren Begleiterscheinungen wie Nervosität und Herzrasen
eingesetzt; ferner bei Mastodynie (Schmerzen und
Spannungsgefühl in der Brustdrüse).
Verantwortlich für die pharmakologische Wirkung sind
vermutlich unter anderem die in der Pflanze vorhandenen
Phenolcarbonsäuren, genauer die Hydroxy-Zimtsäure-Derivate.
Sie wirken antigonadotrop und antithyreotrop, was
experimentell nachgewiesen werden konnte. Der ProlaktinSpiegel im Blut wird erniedrigt.
Die Behandlung darf aber nicht plötzlich unterbrochen werden,
und sie ist bei Unterfunktion der Schilddrüse und bei
Schilddrüsenvergrößerung ohne Funktionsstörung
kontraindiziert.
Siebenstern
Trientalis europaea
Der Siebenstern (Trientalis europaea) ist eine Pflanzenart, die
zur Familie der Myrsinengewächse (Myrsinoideae) gehört. Sie
wird auch Europäischer Siebenstern genannt. Sein Name leitet
sich von den weißen Blüten mit sieben Blütenblättern ab. Es
sind kleine Pflanzen, die auf der Nordhalbkugel weit verbreitet
sind und auf basenarmen, sauren Böden vorkommen.
Beschreibung
Der Siebenstern ist eine ausdauernde, krautige Pflanze. Er
überdauert den Winter mit einer kleinen Knolle, aus der der 10
bis 25 Zentimeter hohe Stängel austreibt. Dieser trägt einen
Blattquirl und eine oder zwei Blüten.
Rhizom, Knolle, Wurzeln [Bearbeiten]
Das Rhizom des Siebensterns ist weiß und dünn, es misst 0,6
bis 1,5 Millimeter im Durchmesser und erreicht fünf bis 7,5 cm
Länge. Es wächst meist unverzweigt horizontal etwa 2 bis 5
Zentimeter unter der Erdoberfläche, in Abständen ist es mit
schuppenartigen Niederblättern besetzt.
An seinem Ende entsteht eine kleine, längliche Knolle, die einen
Zentimeter lang und 0,3 bis 0,4 Zentimeter breit wird. Mit
dieser Knolle überdauert die Pflanze den Winter, die
hakenförmig nach oben gekrümmte Erneuerungsknospe sitzt an
der dem Rhizom abgewandten Seite. Die Verbindung zwischen
den einzelnen Knollen vergeht sehr bald, so dass voneinander
unabhängige Ramets entstehen. Aus jeder Knolle können
wieder ein bis fünf Rhizome entspringen.
Die Wurzeln entspringen nicht dem Rhizom, sondern nur aus
der Knolle. Sie sind oft unverzweigt, können aber einfach oder
doppelt verzweigt sein, diese Verzweigungen tragen
Wurzelhaare. Das Wurzelsystem befindet sich im Rohhumus
und erstreckt sich bis in 15 Zentimeter Tiefe.[1] Gelegentlich
wurden arbuskuläre Mykorrhizapilze in den Wurzeln gefunden,
allerdings nicht überall und nicht mit großer Intensität.
Stängel und Blätter
Aus jeder Knolle entspringt ein einzelner, 10 bis 25 Zentimeter
langer Stängel, der einen Blattquirl und die Blüten trägt. Am
Spross unterhalb des Blattquirls stehen wechselständig bis zu
sechs kleinere Blätter; diese können aber auch ganz fehlen. Die
Blätter sind einfach, umgekehrt eiförmig bis lanzettlich, an der
Basis keilförmig und ohne Blattstiel. Der Blattrand ist glatt, im
vorderen Bereich des Blattes manchmal fein gezähnt. Die Farbe
der Blätter ist ein glänzendes Grün. Sie stehen zu fünf bis acht
(seltener drei bis zehn) in einem Quirl am Ende des Stängels,
unterhalb der Blüte, zusammen.
Die Maße der Blätter variieren in der Länge von einem bis neun
Zentimeter, in der Breite von 0,5 bis 1,5 Zentimeter; häufig
finden sich an einer Pflanze verschieden große Blätter.
Gelegentlich verzweigt sich der Stängel knapp unterhalb der
Erdoberfläche und bildet einen weiteren, kleineren Stängel mit
Blättern, der meist nicht zur Blüte kommt. Seltener kommen
Verzweigungen im oberirdischen Bereich des Stängels vor.
Solche Verzweigungen können sich auch rhizomartig verhalten,
wieder ins Erdreich wachsen und dort eine Knolle bilden.
Blüten und Früchte
Aus ein bis zwei (selten bis vier) Blattachseln entspringt ein
fadenförmiger, bis 7 Zentimeter langer Blütenstiel. Die einzelne
Blüte an seinem Ende misst 1 bis 2 Zentimeter im
Durchmesser, sie ist weiß oder leicht rosa. Die Blüten sind
meist siebenzählig, seltener treten die Blütenteile zu fünft bis
neunt auf. Die Kelchblätter sind linealisch, die Kronblätter oval
und zugespitzt. Die Staubbkätter sind kürzer als die
Kronblätter. Der Fruchtknoten ist oberständig und aus meist
fünf Fruchtblättern zusammengesetzt.
Entsprechend öffnet sich die 0,6 Zentimeter große Kapselfrucht
fünfteilig und entlässt etwa sechs bis acht Samen.
Lebenszyklus
Der Austrieb des Stängels aus der Knolle erfolgt im Frühjahr.
Die Blütezeit reicht von Juni bis Juli, gleichzeitig wachsen
unterirdisch aus der Knolle die Rhizome. Die Blüten werden von
verschiedenen Insekten bestäubt, auch Selbstbestäubung ist
möglich. Bis zum Herbst reifen oberirdisch die Samen,
unterirdisch bilden sich an den Enden der Rhizome die
Knöllchen für die Überwinterung. Etwa im September verwelken
Blätter und Stängel, ebenso löst sich unterirdisch die
Verbindung zwischen den einzelnen Knollen.
Verbreitung
Die Verbreitung ist eurosibirisch und nordamerikanisch. In den
In Österreich ist der Siebenstern selten zu finden, er steigt bis
in Höhenlagen von 2100 Meter.
Als Rohhumuspflanze bevorzugt der Siebenstern moosreiche
Laub- und Nadelwälder als Standorte. Auch Flachmoore zählen
zu seinen Wuchsgebieten. Man findet ihn entlang von
Bachläufen, im Sumpf und im Übergangsmoor ebenso wie in
humosen Fichten- und Kiefernwäldern. Die Art ist Kalk
meidend.
Breitblättriges Knabenkraut
Dactylorhiza majalis
Das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis), auch
Breitblättrige Fingerwurz genannt, ist eine auf ungedüngten
Feuchtwiesen noch gelegentlich häufig anzutreffende
Orchideenart. Der Gattungsname Dactylorhiza kommt von den
fingerartigen Wurzelknollen (von griechisch δάκτυλος dactylos
= Finger und ρίζα rhiza = Wurzel). Das Art-Epitheton majalis
weist auf den Blütemonat Mai hin (von lateinisch maialis = auf
den Mai bezogen).
Beschreibung
Es sind ausdauernde krautige Pflanzen, die Wuchshöhen von 15
bis 40 cm, kräftige Pflanzen auch von 60 cm, erreichen. Die
drei bis acht dunkel gefleckten Laubblätter sind am Stängel
verteilt. Die unteren Laubblätter sind eiförmig bis eiförmiglanzettlich mit einer Länge von 6 bis 18 cm und einer Breite von
1,5 bis 3,5 cm. Die oberen Laubblätter werden zunehmend
kleiner und sind mehr lanzettlich geformt. Die Tragblätter sind
ungefähr so lang wie die Blüte, sie bedecken diese vor dem
Aufblühen.
Der 4 bis 15 cm lange, dichtblütige Blütenstand ist zunächst
konisch, im aufgeblühten Zustand deutlich zylindrisch und
enthält 7 bis 40 Blüten. Die Blüten sind purpurrot, selten
hellrosa oder weiß gefärbt. Die seitlichen Blütenhüllblätter des
äußeren Kreises des Perigons stehen schräg oder senkrecht
nach oben. Sie sind 7 bis 12 mm lang und 2,5 bis 5 mm breit.
Das mittlere Blütenhüllblatt ist kleiner und bildet mit den beiden
seitlichen Blütenhüllblättern des inneren Kreises einen „Helm“.
Diese sind 6 bis 11 mm lang. Die dreilappige Lippe ist 5 bis 10
mm lang und 7 bis 14 mm breit. Die Lippenform und das
Lippenmuster sind variabel. Im helleren, mittleren Bereich der
Lippe setzt sich die Zeichnung aus Linien, Strichen oder
Punkten zusammen. Der Sporn ist etwas abwärts gebogen und
knapp so lang wie der Fruchtknoten.
Die Blütezeit beginnt in tieferen Lagen bereits Anfang Mai und
endet in höheren Lagen Ende Juli. Die untersten Blüten öffnen
sich meist schon, bevor der Stängel seine endgültige Höhe
erreicht hat. Die Knolle ist flach und dreiteilig-handförmig.
Genetik und Entwicklung
Das Breitblättrige Knabenkraut besitzt einen Karyotyp von zwei
Chromosomensätzen und jeweils 40 Chromosomen (Zytologie:
2n = 80).
Die Vermehrung erfolgt entweder über Samen oder das
Wachstum von mehr als einer Tochterknolle pro Jahr. Die
Samen sind sehr klein (wie Staubkörnchen) und mit bloßem
Auge kaum als solche zu erkennen. Der Same enthält keinerlei
Nährgewebe für den Keimling. Eine Keimung kann nur mit Hilfe
eines speziellen Wurzelpilzes (Mykorrhiza) erfolgen.
Ökologie und Verbreitung
Das Breitblättrige Knabenkraut wächst hauptsächlich auf
stickstoffarmen feuchten bis nassen Wiesen, die aus
verschiedenen Pflanzengesellschaften bestehen. Seltener ist es
in Niedermooren zu finden. Sie liebt unbeschattete, sonnige
Standorte.
Die Pflanzengesellschaften sind:
Ordnung Molinietalia caerulae (Nasse Staudenfluren)
Verband Caricion nigrae
Ordnung Tofieldietalia (Kleinseggenried)
Verband Caricion davallianae
Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich in Europa von den
Pyrenäen bis zum Baltikum und an den Don, möglicherweise
auch bis zur Wolga. Südlich der Alpen kommt das Breitblättrige
Knabenkraut nicht vor, in Südskandinavien ist es selten.
Es ist ein Florenelement der zentral- und westsubmediterranen,
pannonischen, süd- und mittelatlantischen, subatlantischen und
zentraleuropäischen Florenzonen, möglicherweise auch der
pontischen Florenzone.
Das Breitblättrige Knabenkraut ist zwar in manchen Regionen
noch häufiger anzutreffen, ist aber dennoch als Orchidee
geschützt.
Seit geraumer Zeit nehmen die Bestände diese Art wie bei
vielen Pflanzen der Feuchtwiesen ab. Hauptursachen sind
Stickstoffeintrag durch Düngung, Trockenlegen der Standorte
und intensive Beweidung. Das Breitblättrige Knabenkraut
reagiert nicht so empfindlich auf Veränderungen der Standorte
wie zum Beispiel das Fleischfarbene Knabenkraut, mit welchem
es sich die Standorte gelegentlich teilt. Es verschwindet meist
als letzte der heimischen Orchideen. Diese Toleranz macht es
zu einer noch relativ häufigen Art.
Orchidee des Jahres
Um die Öffentlichkeit auf seine Schutzwürdigkeit hinzuweisen,
wurde das Breitblättrige Knabenkraut von den Arbeitskreisen
Heimische Orchideen (AHO)s im Jahr 1989 zur „Orchidee des
Jahres“ gewählt.
Aberglaube
Den wie Finger geformten Knollen wurden früher übersinnliche
Kräfte zugeschrieben, wobei die vorjährige (dunkel gefärbt und
älter) als Teufelsfinger oder Satanshand, die diesjährige (heller
gefärbt) als Marienfinger oder Johannishand bezeichnet wurde.
Im Volksglauben konnte die Wurzel am Mittag des
Johannistages (24.6.) kranke Körperteile durch Berührung
heilen.
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