Aulacomnium palustre Sumpf-Streifensternmoos Das zweihäusige (diözische) Laubmoos Aulacomnium palustre, auch Sumpf-Streifensternmoos genannt, ist ein Kalk meidendes Moos der Zwischen- und Niedermoore. Merkmale Das rasenförmig wachsende Aulacomnium palustre bildet bis 10 cm große, gelblichgrün bis frischgrün gefärbt Pflanzen. Ein brauner Wurzelfilz (Rhizoidenfilz), welcher der kapillaren Wasserleitung als Schutz vor Austrocknung dient, reicht gewöhnlich bis in die oberen Bereiche des Pflänzchens. Die im feuchten Zustand aufrecht abstehenden, im trockenen Zustand dagegen verdreht anliegenden Blätter sind schmal zungenförmig und können bis zu 5 cm lang werden. Der Blattrand ist in der oberen Hälfte gesägt. Die oval-rundlichen Laminazellen werden etwa 14 bis 20 µm lang und 7 bis 13 µm breit. Etwa 2 bis 5 mamillöse Ausstülpungen der Zellen sollen durch Oberflächenvergrößerung die Nährstoffleitung begünstigen. An der Blattbasis ist die Lamina mehrschichtig und die Zellen sind deutlich verlängert. Sporogone werden äußerst selten gebildet. Ähnlich wie bei Aulacomnium androgynum kann auch A. palustre vegetative Brutkörper (Pseudopodien) ausbilden, jedoch geschieht dies deutlich weniger häufig. Verbreitung und Standort Aulacomnium palustre wächst bevorzugt in schwach sauren und kalkfreien Mooren, Niedermooren, Sümpfen, Feuchtheiden sowie Feucht- und Nasswiesen. Es bevorzugt sonnige bis halbschattige, wenig bis mäßig nährstoffreiche Standorte. Es wächst oft neben Torfmoosen (Sphagnum), nicht selten auch an Baumbasen (von z.B. Moor-Birken) oder seltener an frischen bis feuchten, lehmigen Standorten außerhalb von Mooren. In den borealen und gemäßigten Breiten ist es fast weltweit verbreitet. Jedoch ist es durch die Trockenlegung von Feuchtgebieten und Überdüngung im Rückgang begriffen. In einigen Bundesländern wird es deshalb in den Vorwarnlisten der Roten Listen gefährdeter Moose geführt. Calliergon cordifolium Herzblättriges Schönmoos Erkennungsmerkmale Die mäßig kräftigen, nieder liegend bis aufrecht wachsenden, unregelmäßig beasteten, bis 20 cm langen Pflanzen von Calliergon cordifolium bilden weiche, lockere bis dichte, blassgrüne, oder olivgrüne Rasen. Die Astspitzen sind stumpflich. Die abstehenden, ziemlich entfernt gestellten Blätter sind hohl und verlaufen aus einem herzförmiglanzettlichen Grund in eine abgerundete, kapuzenförmige Spitze. Die prosenchymtischen, spitz-wurmförmigen, Laminazellen sind etwa 90 bis 140 µm lang und 9 bis 12 µm breit. Die undeutlich abgesetzten Blattflügel enthalten wenig aufgeblasene Zellen. Die Blattrippe reicht gewöhnlich bis in die Blattspitze. Die bis 8 cm lange, rötliche Seta trägt eine rückige, elliptische Kapsel, dessen kegelförmiger Deckel eine spitze, braune Warze hat. Zur Sporogonenreife kommt es nur abwechselnd. Vorkommen Calliergon cordifolium wächst an lichten bis schattigen, nassen bis leicht überschwemmten, basenreichen, aber kalkarmen, meso- bis eutrophen Stellen in Niedermoor-Schlenken, in Verlandungsbereichen von kleineren Seen, Tümpeln und Gräben, in Seggenrieden oder an Torfstichen. Typische Begleitmoose sind Calliergonella cuspidata, Drepanocladus aduncus oder Sphagnum squarrosum. Das europaweit verbreitete Moos wird zum Süden hin seltener. Es ist zudem in Teilen Nord-Amerikas und Asiens verbreitet. In Österreich sind seine Bestände durch die allgemeine Zerstörung von Feuchtbiotopen und Eutrophierung leicht rückgängig. Calliergon stramineum Strohgelbes Schönmoos Calliergon stramineum bildet bis 20 cm lange, fast astlose, dünne, drehrunde, geblich grüne bis strohfarbene Pflanzen. Oft reichen Rhizoidenbüschel weit hinauf. Die entfernt gestellten, langen zungenförmigen Blätter sind an der Blattspitze kapuzenartig abgerundet. Die Blattrippe erreicht gewöhnlich 3/4 des Blattes. Die wurmförmig linealischen Laminazellen werden etwa 50 bis 70 µm lang und 3,5 bis 5,5 µm breit. Calliergon stramineum ist häufig zerstreut in Sphagnenpolstern zu finden. Es besiedelt lichte bis halbschattige, oligo- bis mesotrophe, feuchte bis nasse, mehr oder minder basenarme Lebensräume in Quell-, Nieder-, Zwischen- und Hochmooren, in Nasswiesen und in Verlandungsbereichen von Gewässern. Charakteristische Begleitmoose sind Aulacomnium palustre, Sphagnum angustifolium oder Sphagnum fallax. In Österreich kommt es nur zerstreut vor. In letzter Zeit sind die Bestände v.a. durch die Zerstörung seines Lebensraumes leicht zurückgegangen. Von den anderen Calliergon-Arten lässt es sich relativ leicht durch die länglich-zungenförmigen Blättern unterscheiden. Polytrichum strictum Steifblättriges Frauenhaar Männliche Pflanzen Weibliche Pflanzen Das Steifblättrige Frauenhaarmoos (Polytrichum strictum) ist ein Moos aus der Gattung der Widertonmoose. Verwendung Das Moos wurde früher zur Herstellung von Bürsten und kleinen Hausbesen verwendet. Subfossile Funde deuten wohl zudem auf eine eventuelle rituelle Verwendung als Glücksbringer hin. Das Moos ist auch unter der deutschen Bezeichnung Steifblättriges Widertonmoos, wegen seiner Verwendung als Mittel gegen böse Geister, bekannt. Oft wurde mit ihm auch Häuserritzen verstopft, um böse Geister nicht hineinschlüpfen zu lassen. Das Moos spielt zudem eine wichtige Rolle in japanischen Moosgärten. Das Steifblättrige Frauenhaar bildet 10 bis 15 cm hohe, meist dichte Rasen. Es ist von anderen Widertonmoosen durch seinen weißlichen Rhizoidfilz gut zu unterscheiden. Die einfachen Stämmchen sind im trockenen Zustand dicht anliegend beblättert, im feuchten sind sie dagegen abstehend. Die ganzrandigen Blätter werden 4 bis 6 mm lang und weisen eine als Stachelspitze austretende Mittelrippe auf. Die Blattränder sind eingeschlagen. Die 3 bis 8 cm lange Seta trägt eine etwa 3 mm lange Kapsel, die oft nur wenig länger als breit ist. Die Kapselhaube (Kalyptra) ist dicht- und langhaarig. Das Protonema ist äußerst kurzlebig. Bedeutung Die männlichen Pflänzchen des diözischen Laubmooses bilden besondere gipfelige, schüsselförmige Antheridienstände aus, in denen sich Regenwasser sammelt. Am Grunde befinden sich kleine Kügelchen. Hierbei handelt es sich um die männlichen Geschlechtszellenbehälter, die im reifen Zustand aufplatzen und (männliche) Spermatozoide entlassen. Diese werden durch Regentropfen ausgespült oder bis 10 cm weit verspritzt. Sie schwimmen chemotaktisch angelockt zu den Eizellen in den (weiblichen) Archegonien. Die Schüsselchen können später auch „durchwachsen“ werden, so dass ein stockwerkartiger Aufbau entsteht. Junge Pflanzen wachsen so auf den älteren. Dadurch können die zahlreichen Pflanzen bis zu 0,5 m hohe Bulten ausbilden. Das Moos eignet sich zudem als starker Anzeiger für Austrocknung. Innerhalb der Stängel findet die Leitung der Assimilate statt. Außerhalb lässt sich dagegen meist eine Wasserleitung über die kapillaren Räume zwischen den Blattscheiden finden. Durch Quellungsvorgänge können sogar noch bei abgestorbenen Pflänzchen Blattbewegungen möglich sein. Die chlorophyllhaltigen Lamellen der Blattrippe sind durch Wachseinlagerungen wasserabstoßend. In den Zwischenräumen der Lamellen wird dadurch Gasaustausch gefördert. Eine solch starke Differenzierung findet man sonst nur bei Blütenpflanzen. Vorkommen Das Steifblättrige Frauenhaarmoos wächst besonders häufig auf anderen Torfmoosen in Hochmooren. Es besiedelt jedoch auch andere feuchte, boden- bzw. wassersaure, moorige Standorte. Es ist vom Flachland bis in die subalpine Stufe zu finden und fehlt nur selten in den größeren Mooren Mitteleuropas. Es besitzt eine holarktische Verbreitung und kommt auch im subantarktischen Südamerika vor. Riccia fluitans Untergetauchtes Sternlebermoos Riccia fluitans (agg.), im Deutschen als Untergetauchtes Sternlebermoos oder Flutendes Teichlebermoos bezeichnet, ist ein auf dem Wasser schwimmendes oder untergetaucht vorkommendes Lebermoos. Im Herbst sinkt es auf den Gewässergrund. Aus den überdauernden Thallusspitzen entwickeln sich im Frühjahr neue Individuen. Das zweihäusige Lebermoos fruchtet äußerst selten, so dass eine Vermehrung fast ausschließlich über Sprossung stattfindet. Als Aggregat (agg.) umfasst das Taxon neben Riccia fluitans s.str. auch Riccia rhenana Lorb. ex Müll.Frib. Diese taxonomisch umstrittene Sippe lässt sich nur in der Landform und anhand der Chromosomenzahl abgrenzen und wird deshalb häufig nicht getrennt von Riccia fluitans betrachtet. Beschreibung Dieses Lebermoos bildet keine Rhizoide (Wurzelfilz). Seine Lager (Thalli) sind hellgrün, bandförmig, mehrfach unregelmäßig gegabelt und bis zu 4 cm lang. Die Lager der Schwimmform sind schmal bandförmig und 1 bis 1,2 mm breit. Die Landform ist derber, weniger gegabelt und die Thalli können bis 2,8 mm breit werden. Häufig sind sie violett überlaufen. Die Thallusenden sind abgerundet, etwas verbreitert, mit ein oder zwei Einschnitten und mit darunter liegenden, durchsichtigen Luftkammern versehen, die eine netzartige Felderung aufweisen (Aerenchym). Nicht selten sind Atemöffnungen vorhanden. Es sind nur wenige farblose, halbmondförmige Bauchschuppen entlang der Mittellinie ausgebildet (vergleiche dagegen das Schwimmlebermoos). Riccia fluitans kann über sechs Monate Austrocknung gut überstehen (poikilohydrisch) und treibt nach einer Bewässerung nach etwa ein bis zwei Wochen wieder aus. Eine Kultur ist selbst aus jüngerem Herbarmaterial möglich. Verbreitung und Standort Riccia fluitans ist weltweit verbreitet und besiedelt meist flache, sonnige bis schattige, meso- bis schwach eutrophe, schwach saure bis kalk- oder basenreiche und saubere stehende Gewässer oder langsam fließende Gräben. Die Schwimmform treibt unter Wasser (submers) oder knapp an der Wasseroberfläche. Seltener wachsen Landformen auf trockenfallendem Schlamm. Untergetaucht werden zuweilen schwammartige Konglomerate gebildet. Die Art (bzw. Artengruppe) kommt häufig zusammen mit Wasserlinsengewächsen etwa der Gattungen Lemna, Spirodela oder Wolffia vor und wird bei erhöhter Nährstoffverfügbarkeit manchmal durch diese verdrängt. Dieses Moos wird vielfach in der Aquaristik eingesetzt, meist zum Schutz des Fischlaiches. Sphagnum angustifolium Schmalblättriges Torfmoos Sphagnum angustifolium ist ein zur Sektion Cuspidata gehörendes, zierliches Torfmoos und durch die deutlich langen, zugespitzten Astblättern, den kleinen dreieckig stumpfgespitzten Stammblättern und der grünlichen Färbung bereits makroskopisch von anderen Sphagnen differenzierbar. Es wird im deutschen Sprachraum Schmalblättriges Torfmoos und auch Kurzblättriges Torfmoos genannt. Erkennungsmerkmale Die mittelkräftigen Pflanzen sind meist gelblich braun gefärbt, seltener treten reingrüne Pflanzen auf. Die Äste sind in Büscheln zu viert oder fünft organisiert, meist stehen 2 oder 3 von ihnen ab. Die Epidermis des Stammes ist nicht ausgebildet. Die Sklerodermis ist hyalin. Die kleinen, dreieckig geformten Stammblätter sind zugespitzt, haben eine abgerundete oder ausgefranste Spitze und sind etwa 1 mm im Durchmesser. Die Stammblatt-Hyalocyten weisen nur wenige Fasern und Poren auf. Die länglich lanzettlichen, etwa 2 bis 3 mm langen Astblätter verlaufen allmählich in eine Spitze. Im trockenen Zustand sind die Astblätter nur wenig gewellt. Die Astblatt-Hyalocyten weisen auf der Innen- und Außenseite kleinere, oft undeutliche Poren auf. Die im Querschnitt dreieckigen Chlorocyten stehen auf der Außenseite frei. Auf der Innenseite werden sie gewöhnlich von den Hyalocyten eingeschlossen. Verwechslungsgefahr besteht vor allem mit dem Trügerischen Torfmoos (Sphagnum fallax), dessen Schopfästchen gerade und gestutzt sind. Die anliegenden Äste sind länger als die abstehenden. Auch sind die Astblätter trocken nur wenig wellig und etwas schmaler als beim Trügerischen Torfmoos. Die Stängelblätter sind dreieckig und an der Spitze leicht abgerundet und etwa so lang wie breit, was S. angustifolium auch von Sphagnum balticum und Sphagnum flexuosum unterscheidet. Ein sicheres mikroskopisches Merkmal ist aber immer die fehlende Epidermis. Vorkommen Sphagnum angustifolium besiedelt oligo- bis mesotrophe, mittelsaure Moore und sumpfige Standorte. Es besitzt eine circumboreale Verbreitung. In den temperierten kontinentalen Regionen ist es häufiger, während es an den Küsten seltener vorkommt. Typische Begleitmoose sind das Gefranste Torfmoos (Sphagnum fimbriatum) oder auch Zierliches Torfmoos genannt, in Hochmooren das Trügerische Torfmoos (Sphagnum fallax), Magellans Torfmoos (Sphagnum magellanicum) oder Sphagnum rubellum und in Niedermooren Sphagnum russowii oder Sphagnum teres. Spieß-Torfmoos Sphagnum cuspidatum Erkennungsmerkmale Das Spieß-Torfmoos ist gut an seiner gelblich bis hellgrünen Farbe und den schmalen, länglichen Blättern zu erkennen. Der aufsteigende Stängel wird bis zu 10 cm lang, die unterhalb der schopfigen Spitze quirlig verzweigten Ästchen sind schlaff und pinselförmig zusammenneigend, bei flutenden Formen auch federartig. Die Sporenkapsel im Zentrum des Schopfes hat einen flachen, kuppelförmigen Deckel und weist eine dunkelbraune bis schwärzliche Färbung auf. Vorkommen Spieß-Torfmoos bevorzugt (stark) saure und nährstoffarme Standorte, die häufig flutend oder untergetaucht sind. Hauptlebensraum bilden damit Schlenken und Moore, die durch Entwässerung und Torfgewinnung (Torfstich) allerdings stark gefährdet sind. Es ist weltweit sowohl im Tiefland als auch in Höhen bis 1500 m verbreitet. Trügerisches Torfmoos Sphagnum fallax Das Trügerische Torfmoos (Sphagnum fallax), im deutschen Sprachraum auch Täuschendes Torfmoos oder Gekrümmtblättriges Torfmoos genannt, ist ein zur Sektion Cuspidata gehörendes Torfmoos und durch die langen spitzen Astblätter, den kleinen dreieckig spitzen Stammblättern und der grünlichen Färbung bereits makroskopisch von anderen Sphagnen differenzierbar. Erkennungsmerkmale Die mittelkräftigen Pflanzen des Trügerischen Torfmooses sind meist grünlich gefärbt, selten treten auch gelbbraune Farbtöne auf. Die Äste sind in Büscheln zu viert oder fünft organisiert, meist stehen 2 von ihnen ab. Die 2- bis 4-schichtige Epidermis des Stammes ist relativ deutlich von der grünlichgelb gefärbten Sklerodermis abgesetzt. Die gleichseitig dreieckig geformten Stammblätter sind zugespitzt und etwa 1 mm im Durchmesser. Zudem ist ein recht deutlich ausgeprägter Saum vorhanden. Die Stammblatt-Hyalocyten sind höchstens wenig faserig. Die länglich lanzettlichen, etwa 1 bis 3 mm langen Astblätter sind häufig in 5 Reihen am Ästchen angeordnet. Sie verlaufen allmählich in eine durch den umgerollten Blattrand scharf erscheinende Spitze. Im trockenen Zustand sind die Astblätter gewellt. Die Zellen auf der Blattinnenseite weisen einige Poren auf. Die Astblatt-Hyalocyten sind auf der Blattinnenseite gewölbt, während sie auf der Außenseite flach sind. Die dreieckigen Chlorocyten stehen auf der Außenseite frei. Auf der Innenseite werden sie gewöhnlich von den Hyalocyten eingeschlossen. Verwechslungsgefahr besteht vor allem mit dem Schmalblättrigen Torfmoos (Sphagnum angustifolium), welches jedoch einen rötlichen Stängel ausbildet. Submerse Wasserformen können leicht mit dem Spieß-Torfmoos (Sphagnum cuspidatum) verwechselt werden und sind nur mikroskopisch eindeutig zu unterscheiden. Vorkommen Das circumpolar verbreitete Trügerische Torfmoos ist in Europa ein häufiger Vertreter von sauren, mineralreichen, basenreichen oligo- bis mesotrophen Moorstandorten. Besonders typisch ist es an sehr nassen Stellen. Auf Schwingrasen ist es häufig mit Carex limosa und Scheuchzeria palustris vergesellschaftet. Charakteristische Begleitmoose sind das Schmalblättrige Torfmoos (Sphagnum angustifolium), das Gefranste Torfmoos (Sphagnum fimbriatum), das Magellans Torfmoos (Sphagnum magellanicum)[3], das Sumpf-Torfmoos (Sphagnum palustre), das Ufer-Torfmoos (Sphagnum riparium) und auch das Girgensohns Torfmoos (Sphagnum girgensohnii). Optimale pHWerte der Umgebung sollen von 2,5 und 6 reichen. Sphagnum fimbriatum Gefranstes oder zierliches Torfmoos Sphagnum fimbriatum ist ein Torfmoos, das der Sektion Acutifolia in der Gattung Sphagnum zugeordnet ist und zu den Laubmoosen gehört. Diese Art wird in deutschsprachigen Regionen meist „Gefranstes Torfmoos“ oder seltener „Zierliches Torfmoos“ genannt. Merkmale der Pflanze Die Pflanzen von Sphagnum fimbriatum zeigen sich vor allem in reingrünen Farben mit Tönungen zu gelblich-grün und bräunlichen Nuancen. Sie sind üblicherweise klein und schlank ausgebildet, zeigen aber in Gebieten des antarktischen Florenreichs einen kompakteren Aufbau. Diese Torfmoosart bildet lockere bis dichte Rasen. Typisch ist die zwiebelförmige Endknospe der Pflanzen und das Fehlen des metallischen Schimmers in trockenem Zustand. Die Stämmchen sind bleichgrün bis strohfarben gefärbt. Die spatelförmig bis breit spatelförmig geformten Stammblätter sind 0,8–1,5(–2) Millimeter lang, über die breite Spitze und oft teilweise hinunter an den Rändern stark zerschlitzt oder gefranst. Der Blattrand verbreitert sich kaum bis zuhöchst zu einem Viertel gegenüber der Blattbasis. Die Hyalocyten zeigen einen rhomboidartigen Umriss, sind mit verstärkenden Fibrillen ausgestattet und entweder un- oder zweigeteilt. Die Äste von Sphagnum fimbriatum sind länglich rund bis lang und schmal und stehen in Wirteln von zwei bis vier Ästen, wovon jeweils ein bis zwei Äste aufrecht stehen und ein bis zwei Äste am Stamm hängen. Die eiförmig-lanzettlichen Astblätter sind 1,1–1,5(–2) Millimeter lang und an der Blattspitze eingerollt. Die leeren, toten Hyalocyten sind sowohl auf der Ober- als auch auf der Unterseite reichlich mit unterschiedlich großen Poren und Fibrillen ausgestattet. Die chlorophyllhaltigen, lebenden Chlorocyten sind auf der Blattoberseite von den Hyalocyten nicht verdeckt und daher frei zu sehen; auf der Blattunterseite dagegen zeigen sie sich deutlich weniger freiliegend. Merkmale der geschlechtlichen Entwicklung und deren Organe Aus den Sporen entsteht ein fadenförmiger Vorkeim (das Protonema). Dieses wächst dann zu einem Vegetationskörper, dem Lager (Thallus) aus. Auf diesem Gewebethallus entwickelt sich dann erst das typische geschlechtszellenbildende Moospflänzchen (der Gametophyt) mit oft einhäusiger geschlechtlicher Ausrichtung, wobei die männlichen Geschlechtszellbehälter (die Antheridien) in den Blattachseln besonders gefärbter und gestalteter Zweige der Endknospe und die weiblichen Fortpflanzungsorgane (Archegonien) an der Spitze der Seitenzweige sitzen. Nach der Befruchtung entwickelt sich der Sporophyt, der unter anderem aus der Kapsel (dem Sporogon) besteht und auf einem relativ langen, bis zu 1 Zentimeter messenden Scheinfuß (Pseudopodium) emporgehoben wird. Die Sporen weisen einen Durchmesser von etwa 20–27 Mikrometer auf. Verbreitung und Standortansprüche Der Lebensraum von Sphagnum fimbriatum sind nährstoffarme (oligotrophe), mehr oder weniger saure Feuchtgebiete mit einem pH-Wertbereich von 3,4–7,5[3]. Die Habitate sind bewaldete, oft leicht gestörte Moore mit Bruchwäldern, Waldsümpfen und Moorgräben. Die Vorkommen befinden sich oft unter Weidengebüsch. Begleittorfmoose sind das Schmalblättrige Torfmoos (Sphagnum angustifolium), das Trügerische Torfmoos (Sphagnum fallax), das Sumpf-Torfmoos (Sphagnum palustre), Sphagnum squarrosum und das Girgensohns Torfmoos (Sphagnum girgensohnii)[2][4]. Die Verbreitung ist mit Vorkommen auf den Kontinenten Eurasien, Nordamerika und Südamerika, im südlichen Afrika[5], auf Neuseeland und verschiedenen Inseln des antarktischen Floren-Reichs angegeben. Im europäischen Bereich werden Vorkommen in Norwegen, in Deutschland, in Österreich, in der Schweiz, in Ungarn, in der französischen Region HauteNormandie erwähnt. Gefährdungssituation und Schutzmaßnahmen Sphagnum fimbriatum wird in verschiedenen nationalen Roten Listen gefährdeter Arten europäischer Staaten geführt und damit dessen Bestandssituation, die meist durch die Reduzierung der besiedelten Nassbereiche gekennzeichnet ist, Ausdruck gegeben. Wie alle Torfmoose ist auch Sphagnum fimbriatum Nutznießer der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie Nr.92/43/EWG in der aktualisierten Fassung vom 1.Januar 2007 und ihren Schutzmaßnahmen. Der Lebensraum der „Sauren Moore mit Sphagnum“ wird in Anhang I unter Schutz gestellt und gleichzeitig die Verpflichtung zur Ausweisung besonderer Schutzgebiete geschaffen. Sphagnum papillosum „Warziges Torfmoos“ Erkennungsmerkmale Beinahe alle Exemplare von Sphagnum papillosum besitzen in den Chlorophyll-Zellen der Astblätter Papillen; es wurden aber auch einige glatte Formen gefunden. Sie haben Stammblätter mit geteilten hyalinen Zellen, wogegen bei den verwechselbaren Arten Sphagnum palustre und Sphagnum centrale solche Zellen selten oder nicht vorhanden sind. Der Stängel ist braun und trägt spiralige, verstärkende und sichtbare Fibrillen mit üblicherweise 1-2 Poren pro Zelle. Kamm-Fibrillen fehlen an der inneren Wand. Die Stammblätter haben Ausmaße von 1,3 x 0,7 mm. Die Köpfchen sind üblicherweise nicht wesentlich vergrößert. Die Äste sind allgemein kurz und stumpf. Sie bilden Ast-Büschel mit zwei sprießenden und zwei bis drei herabhängenden Zweigen und abstehenden Blättern. Die Aststämmchen besitzen hyaline, nicht ornamentierte Zellen mit meist einer Pore. Die Astblätter haben eiförmige Form und ein Ausmaß von 1,7 × 1 mm. Auf der konvexen Oberseite liegen hyaline Zellen mit runden bis zu elliptischen Poren entlang der Anheftung. Die Zellwände der Astblätter sind dort mit Warzen bedeckt, wo die hyalinen Zellen Chlorophyll-Zellen überlagern. Die Chlorophyllzellen selbst sind im Blattquerschnitt als trapezartig bis flach-elliptisch erkennbar. Sie sind an beiden Oberflächen gleichmäßig verteilt oder an der konvexen Oberseite weniger ausgeprägt. Die Kapseln sind mit zahlreichen spaltenähnlichen Zellgruppen versehen und enthalten Sporen mit einer Größe von 26 bis 36 µm. Sie sind in oberflächennahen Bereichen warziger als in von der Oberfläche entfernteren Regionen. Die Kapseln reifen von Sommermitte bis Spätsommer. Systematik Das Warzige Torfmoos Sphagnum papillosum ist eine Torfmoosart aus der monogenerischen Familie der Sphagnaceae mit der Gattung der Torfmoose (Sphagnum) und deren Sektion Sphagnum. Vorkommen Sphagnum papillosum formt kompakte Teppiche in flachen Bülten. Diese Torfmoosart kommt in Europa, China, Japan, Grönland, Neuseeland und dem nördlichen Amerika vor. Sie ist in nährstoffarmen Moorlebensräumen sehr häufig und dort ein ursächlicher Torfbilder. In extrem ombrotrophen Torfgebieten und in niedrigen und mäßig hochgelegenen Gebieten ist sie aber selten oder überhaupt nicht vorhanden. Verwendung Torf im Allgemeinen wird im Erwerbsgartenbau und auch im privaten Gartenbereich als Pflanzenversorgungsstoff benötigt. Der zu diesen Zwecken erfolgende Torfabbau stößt an Grenzen und gefährdet den Weiterbestand von Torfmooren. Als Alternative wird die Eignung von bestimmten Torfmoosarten und hier auch Sphagnum papillosum für den Einsatz in abgebauten Arealen und die optimierte Produktion untersucht. Sumpf-Schafgarbe Achillea ptarmica Die Sumpf-Schafgarbe oder Bertram-Schafgarbe (Achillea ptarmica) gehört zur Gattung der Schafgarben (Achillea) in der Unterfamilie der Asteroideae der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Beschreibung Es handelt sich um eine mehrjährige krautige Pflanze, die zwischen 15 cm und 150 cm hoch wird, in der Regel aber ungefähr 40 cm. Ihre lineal-lanzettlichen Blätter sind im Unterschied zu den meisten anderen Arten der Gattung ungeteilt und nur fein gesägt. Die Körbchen der Blütenstände sind mit 12 bis 17 mm für die Gattung recht groß. In einem körbchenförmigen Blütenstand sitzen Zungen- und Röhrenblüten zusammen. Die Röhrenblüten sind grau mit gelben Staubbeuteln. Die 8 bis 13 Zungenblüten sind weiß. Ihre Zungen sind 4 bis 6 mm lang. Die Blütezeit geht von Juli bis September. Vorkommen Die Art wächst gerne in staunassen Wiesen, wie zum Beispiel an Wegrändern oder in Gräben entlang von Flüssen und Bächen. Sie kommt in den gemäßigten Zonen Eurasiens vor. In den Alpen fehlt sie. Fadenstängel-Frauenmantel Alchemilla filicaulis Der Fadenstängel-Frauenmantel (Alchemilla filicaulis) ist eine zu den Rosengewächsen (Rosaceae) zählende Art. Sie gehört zur Alchemilla-vulgaris-Gruppe, die sich durch abstehende, unterschiedlich verteilte Behaarung auszeichnet. Nie sind einzelne Blattstiele oder der Stängel völlig kahl. Der Kelch- und die Außenkelchblätter sind ungleich und kürzer als die Kelchbecher. Erscheinungsbild Der Fadenstängel-Frauenmantel ist eine kleine bis mittelgroße, selten über 30 cm hoch wachsende Art. Die Grundblätter sind meist nierenförmig und etwa 3 bis 8 cm breit. Sie besitzen eine mäßig enge bis weite Basalbucht und sind zu 1/4 bis 2/5 in meist 7 Lappen geteilt. Seltener sind es nur 5 oder auch bis zu 9 Lappen. An frühen Blättern sind diese flachbogig mit Einschnitten, später halbkreisförmig bis parabolisch ohne Einschnitte und schließlich breit hyperbolisch und teilweise abgestutzt. Pro Hälfte besitzen sie 5 bis 9 spitze, eher warzenförmige Zähne. Die Blattoberseite ist locker bis mäßig dicht, in den Falten auch dicht behaart. Auf der Blattunterseite zwischen den Adern sind sie oft fast kahl, auf den Adern sehr locker behaart. Die Basis der Blätter und die Nebenblätter sind oft rot überlaufen. Der Stängel ist oft nur in der unteren Hälfte locker abstehend behaart, selten auch auf ganzer Länge. Der Blütenstand ist relativ schmal und wenig verzweigt, jedoch sind die scheindoldigen bis kugeligen Teilblütenstände oft ziemlich reichblütig. Der ca. 1,7 mm lange Blütenbecher ist kurz glockig-kegelig geformt und oft mehr oder weniger abstehend behaart. Die Kelchblätter sind etwas kürzer als die Blütenbecher und eiförmig-spitz geformt. Alchemilla filicaulis ist sehr variabel bezüglich der Behaarung und wird daher auch in zwei Unterarten oder Varietäten geteilt: * A. filicaulis subsp. filicaulis, mit insgesamt schwacher Behaarung, sowie * A. filicaulis subsp. vestita, mit insgesamt starker Behaarung Einige Autoren sehen diese Unterarten lediglich als Varietäten an. Der Fadenstängel-Frauenmantel blüht vorwiegend in den Monaten Mai bis September. Verbreitung und Standortansprüche A. filicaulis kommt im gemäßigten bis subarktischen Europa vor. Von Island, Grönland und Nordrussland im Norden reicht sein Verbreitungsgebiet bis in die Alpen und die Pyrenäen im Süden. Östlich dringt die Art bis Mähren vor. Ferner kommt der Fadenstängel-Frauenmantel im östlichen Nordamerika vor. Er ist jedoch im mitteleuropäischen Flachland eher selten anzutreffen. In Österreich kommt A. filicaulis selten vor. Der Fadenstängel-Frauenmantel ist Licht liebend und wächst in etwas mageren Wiesen und an Wald- und Wegrändern. Er bevorzugt mäßig trockene bis feuchte, kalkreiche Böden. Knick-Fuchsschwanzgras Alopecurus geniculatus Das Knick-Fuchsschwanzgras (Alopecurus geniculatus), auch Knick-Fuchsschwanz, ist eine Art aus der Familie der Süßgräser (Poaceae). Merkmale Das Knick-Fuchsschwanzgras ist eine ausdauernde Pflanze, die kurze unterirdische Ausläufer bildet. Die Erneuerungssprosse wachsen innerhalb der untersten Blattscheide hoch. Die Halme sind meist 15 bis 45, selten nur 5 cm lang, dünn und geknietaufsteigend. Ihre untersten Knoten sind bewurzelt und verzweigt, sie können auch im Wasser fluten. Sie haben 5 bis 8 Knoten. Die Blattscheiden sind kahl, gerieft, die der untersten Blätter werden braun und zerreißen faserig. Das Blatthäutchen ist ein häutiger Saum von 2 bis 4 (selten 6) mm Länge. Die Blattspreiten sind 2 bis 12, selten bis 22 cm lang und 2 bis 4, selten bis 6 mm breit. Sie sind flachausgebreitet und rau, auf der Unterseite manchmal auch glatt. Blütenstand Die Rispe ist 1 bis 5, selten bis 8 cm lang und 3 bis 5 mm breit. Sie ist walzenförmig und dicht, die Seitenäste sind im unteren Teil mit der Hauptachse verwachsen. Die Ährchen sind einblütig und ohne Granne 2,2 bis 3,5 mm lang. Ihre Form ist langelliptisch, zur Reife fallen sie als Ganzes ab. Die Hüllspelzen sind gleichartig und am Grunde an den Rändern miteinander verwachsen. Sie haben drei Nerven, sind gleich lang wie das Ährchen, von schmal-elliptischer Form und gekielt. Am Kiel sind sie dicht bewimpert, auf den Seitenflächen kürzer behaart. Die Deckspelze ist viernervig, 2 bis 2,6 mm lang, von schmalelliptischer Form und kahl. Die Ränder sind im untersten Drittel miteinander verwachsen. Auf dem Rücken sitzt im untersten Viertel eine Granne. Diese ist gekniet, 3 bis 5 mm lang und ragt 2 bis 3 mm aus den Hüllspelzen heraus. Die Untergranne ist gedreht. Die Vorspelze fehlt. Die Staubbeutel sind 1,2 bis 1,8 mm lang, zunächst gelblich, dann braun. Blütezeit ist Mai bis August. Die Frucht ist 1,2 bis 1,5 mm lang und seitlich zusammengedrückt. Die Chromosomenzahl ist 2n = 28. Verbreitung und Standorte Das Knick-Fuchsschwanzgras ist in Europa, Nordasien und Nordamerika heimisch. In Österreich ist die Art selten und ist bundesweit als gefährdet eingestuft. Das Knick-Fuchsschwanzgras wächst in offenen Pioniergesellschaften, etwa an den Ufern von fließenden und stehenden Gewässern und an den Rändern von Gräben. Daneben kommt es auch auf nassen Wiesen- und Wegmulden vor, die zu gewissen Zeiten überflutet werden und nur langsam austrocknen, sowie auf Moorwiesen. Es wächst auch im Wasser flutend. Es erträgt Salz und wächst meist auf wechselnassen, nährstoff- und basenreichen, eher humosen Ton- und Schlickböden mit neutralem bis mäßig saurem Boden-pH. Es handelt sich um eine Lichtpflanze und eine Zeigerpflanze für Nässe, Nährstoffreichtum und Sauerstoffarmut des Bodens. Pflanzensoziologisch ist dieses Gras eine Ordnungskennart der Flutrasen und feuchten Weiden (Agrostietalia stoloniferae) und eine Assoziationskennart des Knickfuchsschwanz-Rasens (Ranunculo repentis-Alopecuretum geniculati). Moor-Birke Betula pubescens Die Moor-Birke (Betula pubescens), auch Haar-Birke, BesenBirke oder Behaarte Birke genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der |Birkengewächse (Betulaceae). Sie ist kennzeichnender Baum (Phanerophyt) der Moor- und Bruchwälder sowie trockenerer Bereiche in Regenmoorkomplexen. Als Pionierbaumart ist sie in der Lage, rasch neu entstandene Lebensräume zu besiedeln. Beschreibung Die Moor-Birke wächst als Laub abwerfender, also sommergrüner Baum oder Strauch, mit einem oder mehreren Stämmen, und kann Wuchshöhen von bis zu 30 Meter erreichen. Einzelexemplare können etwa 120 Jahre alt werden. Die Borke ist anfangs dunkel rötlich-braun, später hell rötlichbraun bis lohfarben oder braun und schließlich gräulich-weiß; sie ist glatt und nicht in rautenförmige Platten gefeldert wie jene der Hänge-Birke und schält sich spät in papierdünnen Platten ab. Die Rinde der straff aufrecht beziehungsweise waagerecht abstehend wachsenden Zweige ist anfangs flaumig behaart, später rötlich braun. Die horizontalen Lentizellen sind anfangs hell, später vergrößern sie sich und werden dunkel. Die Endknospen der Moor-Birke sind spitz eiförmig und etwas gebogen. Die Knospenschuppen sind grau bis graubraun oder grünlichgrau. Sie sind am Ende abgerundet und an den Rändern weiß bewimpert. Junge Laubblätter duften aromatisch und sind ebenfalls flaumig behaart, besonders entlang der Blattnerven. Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die eiförmige oder rhombisch-eiförmige, herzförmige Blattspreite ist 3 bis 5 Zentimeter lang und doppelt gesägt. Wie alle Birken ist die Moor-Birke einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Die männlichen Blütenstände (Kätzchen) sind länglich walzenförmig. Die weiblichen Blütenstände sind etwa 2 bis 4 Zentimeter lang, zylindrisch, später hängend. Die Mittellappen der dreilappigen Fruchtschuppen sind deutlich vorgezogen und überragen die aufwärts gebogenen Seitenlappen. Die etwa 3 Millimeter großen Samen (Nussfrüchte oder Nüsschen) sind breit geflügelt zur besseren Verbreitung durch den Wind. Ein Kätzchen enthält etwa 450 Samen. Die Moor-Birke blüht von April bis Mai und die Früchte reifen ab August. Vorkommen Die Moor-Birke kommt in den gemäßigten Klimazonen Europas und Asiens von Island über Skandinavien, Russland nach Osten bis in das Jenisseigebiet und nach Süden bis Norditalien und dem Balkangebiet bis zum Kaukasus vor. Moorbirken bilden die subarktische Waldgrenze nördlich der Borealen Nadelwälder (Taiga). Ihre Höhenverbreitung reicht vom Flachland (kollin) bis zur Waldgrenze (subalpin). Im Alpenraum steigen Birken bis auf etwa 2000 Meter über NN. Sie besiedelt feuchte bis staunasse, kalkarme, gering bis mäßig basenversorgte, saure Moor- und Anmoorböden (bis etwa pH < 5) mit geringer bis sehr geringer Nährstoffversorgung (oligobis mesotroph). Sie wächst in Moor- und Bruchwäldern sowohl im Gebirge als auch in entwässerten Regenmooren und im Randgehänge intakter Hochmoore. In deren Zentren bildet sie jedoch aufgrund der schlechten Nährstoffversorgung meist nur eine strauchartige Wuchsform aus. Ferner wächst sie in Niedermooren, Auenwäldern und feuchten Hecken. In nebelund regenreichen Klimaten kann sie auch auf trockeneren Standorten existieren. Die Vermehrungsbiologie der Moor-Birke ist speziell auf die Primärstadien einer Sukzession ausgerichtet. Nur in Skandinavien und den Tundren Nordeuropas sowie auf Sonderstandorten wie Mooren bildet sie natürliche Klimaxgesellschaften. Vergesellschaftung Die Moor-Birke ist eine Charakterart der Moorbirken- und Kiefern-Fichten-Bruchwälder (Molinio-Betuletalia pubescentis). Diese Bruchwälder sind oft reich an Beerensträuchern wie der Rauschbeere (Vaccinium uliginosum) und Torfmoosen wie dem Sumpf-Torfmoos (Sphagnum palustre) und dem Gefransten Torfmoos (Sphagnum fimbriatum). Die Wälder sind meist schwachwüchsig, schütter und artenarm. Die Moorbirke bildet außerdem auf entwässerten Hochmoorstandorten artenarme sekundäre „Moorwälder“ meist mit dem Scheiden-Wollgras und Torfmoosen in der Kraut- und Moosschicht aus. Ferner wächst die Moor-Birke in Laubwäldern und Gebüschen feuchter bis trockenerer Standorte gemeinsam mit der HängeBirke (Betula pendula), der Esche (Fraxinus excelsior), der Vogelbeere (Sorbus aucuparia) und der Zitterpappel (Populus tremula). Ökologie Die Moor-Birke ist eine Lichtholzart, das heißt sie wächst bevorzugt bei vollem Licht, erträgt aber in Grenzen eine Beschattung. Ihr ökologischer Schwerpunkt liegt auf gut durchfeuchteten bis oft durchnässten, luftarmen, sauren bis sehr sauren Böden. Überlebensstrategien Ihre Vermehrungsbiologie ist speziell auf die Ausbreitungsbedingungen auf Rohböden und Freiflächen ausgerichtet. Charakteristisch ist ihre hohe Samenproduktion, die zu einer raschen Besiedelung von Kahlflächen beiträgt. Eine freistehende, alte Moor-Birke produziert bis zu vier Kilogramm Samen. Würde man diese nebeneinander legen, ergäbe sich eine Strecke von 60 Kilometer beziehungsweise eine Fläche von 180 Quadratmeter. Die Samendichte kann in der Natur bis zu 50.000 Stück pro Quadratmeter betragen. In einem männlichen Kätzchen befinden sich zirka fünf Millionen Pollenkörner. Der Pollen kann bis zu 2.000 Kilometer weit fliegen. Die Anspruchslosigkeit der Birke im Hinblick auf die Nährstoffversorgung und ihr schnelles Wachstum machen sie zu einer Pionierpflanze, welche geeignete lichtbegünstigte Flächen wie Kahlschläge, Waldlichtungen und Brandflächen schnell besiedelt. Besonders in Mooren, wo andere Gehölze aufgrund des hohen Säuregehaltes der Moorböden keine geeigneten Wuchsbedingungen vorfinden, ist sie im Konkurrenzvorteil und kann artenarme Gebüsche bilden. Sie ist noch anspruchsloser als die Hänge-Birke (Betula pendula), die sich ebenfalls als Pionier auf vielen Flächen ausbreitet. Autökologie Moor-Birken sind unempfindlich gegen Winterfröste. Bei Temperaturen unter -40 °C wandeln sie in den Zweigen Stärke in Öl um, wobei Wärme freigesetzt wird. Die Blätter erfrieren erst ab -6 °C. Bei Kälte werden die im Bereich der weißen Rinde auftretenden Lüftungsrisse („Korkwarzen“) verschlossen und erhöhen so die Frosthärte. Die Moorbirke gilt als die nördlichste Baumart Europas. Eine Wintertemperatur von durchschnittlich -33 °C ruft keine Vitalitätseinbußen hervor. Die Frosthärte bleibt trotz zwischenzeitlicher Erwärmung (bis +18 °C) den gesamten Winter stabil. In Nordeuropa schützt die weißfärbende Wirkung des Rindeninhaltsstoffs Betulin die dünne Rinde vor Rindenbrand. Aufgrund der im Frühling tief stehenden Sonne und der Reflexion von Schneeflächen würde sich dunkle Rinde überhitzen und das Zellteilungsgewebe geschädigt werden. Die Moor-Birke verfügt über ein flach wurzelndes Herzwurzelsystem. Es fehlen stark entwickelte Horizontalwurzeln; anstatt einer Hauptwurzel werden mehrere unterschiedlich starke senkrecht wachsende Wurzeln am Wurzelstock mit mehreren bis zu 20 Meter langen Seitenwurzeln gebildet. Flachwurzler sind in erster Linie an die Aufnahme einsickernden Regenwassers ausgerichtet. Die MoorBirke hat eine hohe Wasserdurchflussrate. Eine ausgewachsene Birke kann an einem heißen Sommertag bis zu 500 Liter Wasser aus dem Boden ziehen. Die Feinwurzeln sind von einem dichten Geflecht symbiotisch lebender Pilze umgeben (Mykorrhiza), was die Nährstoffversorgung stark begünstigt. Synökologie. Für etliche phytophage Insekten spielt die Moor-Birke eine entscheidende Rolle. Zum Beispiel saugen einige Zikadenarten ausschließlich (monophag 2. Grades) sowohl an Moorbirke als auch an Hänge-Birke. Dieses sind vor allem Arten der Gattung Oncopsis innerhalb der Familie der Maskenzikaden (Macropsinae). Nutzung Aus Birkenholz werden Möbel hergestellt: Heilpflanze Quercetin: R1=H, R2=H; Hyperosid: R1=H, R2=Galaktosyl; Quercitrin: R1=H, R2=Rhamnosyl; Myrecetindigalaktosyl: R1=OH, R2=Digalktosyl Sowohl die Blätter der Hänge-Birke als auch der Moor-Birke enthalten bis zu drei Prozent Flavonoide insbesondere Hyperosid, Quercetin, Quercitrin, Myricetingalaktosid, Vitamin C, Saponine und ätherische Öle. Die Birkenknospen enthalten fettlösliche Flavonmethylether. Tees und Presssäfte aus Birkenblättern bewirken eine vermehrte Salz- und Wasserausscheidung. Sie werden deshalb zur Durchspülungstherapie der Nieren, bei Entzündungen der ableitenden Harnwege und Nierengries verwendet. Traditionell werden Birkenblätter auch wegen ihrer Harnsäure senkenden Wirkung bei Gicht und rheumatischen Beschwerden oder als Zusatz zu so genannten Blutreinigungstees eingesetzt. Die sehr jungen, frischen Blätter können in Frühlingssalaten gegessen werden. Haarwässer aus Extrakten der Birkenblätter sollen gegen Haarausfall und Schuppenbildung wirken. Holzwirtschaft Bevorzugte Verwendungen in der Holzwirtschaft sind Furniere im Möbelbau und Innenausbau. Außerdem zur Nachahmung von Edelhölzern wie Nussbaum und Kirschbaum für Stilmöbel. Ferner wird das Holz für Drechsler- und Schnitzarbeiten sowie für Sportgeräte, Musikinstrumente, Bürsten- und Pinselstiele und als Industrieholz für Span- und Faserplatten verwendet. In Skandinavien ist es von großer Bedeutung für Sperrholzplatten. Sumpf-Reitgras Calamagrostis canescens Das Sumpf-Reitgras (Calamagrostis canescens), auch Lanzettliches Reitgras oder Moor-Reitgras, ist eine auch in Mitteleuropa heimische Art aus der Familie der Süßgräser (Poaceae). Vegetative Merkmale Das Sumpf-Reitgras ist ein ausdauerndes Gras, das eine Wuchshöhe von 60 bis 120 (−150) Zentimetern erreicht. Die Pflanze erscheint hellgrün-glänzend und wächst in dichten rasigen Beständen, da sie lange unterirdische Ausläufer bildet. Die zahlreichen Erneuerungstriebe wachsen extravaginal empor. Die Halme stehen aufrecht und sind unterhalb der Rispe oft rau, ansonsten glatt. Bei kräftigen Exemplaren ist der Halm an den unteren Knoten verzweigt. Ein Halm hat drei bis fünf (sechs) Knoten. Die Blattscheiden sind glatt und kahl. Das Blatthäutchen (Ligula) ist zwei bis drei (fünf) Millimeter lang, kahl, nach oben verschmälert und an der Spitze gestutzt. Die Blattspreite wird bis 40 Zentimeter lang und ist drei bis sechs (acht) Millimeter breit. Sie ist flach oder eingerollt. An der Oberseite ist sie gerippt und weißhaarig. Diese Behaarung führte auch zur ArtEpithet canescens = weißgrau werdend. Auf beiden Seiten und am Rand ist die Spreite rau. Die Unterseite ist glänzend. Blütenstand und Blüten Der Blütenstand ist eine lockere bis dichte Rispe von (fünf) zehn bis 25 Zentimetern Höhe und drei bis sechs Zentimetern Breite. Zur Blütezeit stehen die Rispenäste ausgebreitet und schlaff, teilweise auch überhängend. Die Äste sind bis zu acht Zentimetern lang und stehen zu dritt bis fünft in Büscheln. Ein Ährchen ist 4,5 bis 6 Millimeter lang, von hellgrüner Farbe und häufig violett überlaufen. Über dem Blütchen befindet sich kein Achsenfortsatz. Die Hüllspelzen sind nur wenig ungleich, wobei die untere etwas länger als die obere ist. Die Hüllspelzen sind einnervig, 4,5 bis 6 Millimeter lang und von lanzettlicher bis spitzer Gestalt. Am Grund der Deckspelze stehen dicht Haare, die mit 3 bis 3,5 Millimetern Länge die Deckspelze überragen. Diese ist fünfnervig und 2 bis 2,5 Millimeter lang, von breit-lanzettlicher Form und zarthäutig. Oben ist sie kurz zweispaltig mit abgerundeten Seitenlappen. Die Granne entspringt an der Ausrandung der Deckspelze oder leicht darunter. Sie ist so lang wie oder maximal einen Millimeter länger als die Seitenlappen. Die Staubbeutel sind rund 1,5 Millimeter lang, hellbraun und hängen während der Anthese aus den Spelzen heraus. Blütezeit ist von Juni bis August. Verbreitung und Standorte Das Sumpf-Reitgras kommt in Europa und Westsibirien vor und weist eine temperate bis boreale Verbreitung mit einem Schwerpunkt im subozeanischen Bereich auf. In Österreich kommt es im Waldviertel zerstreut, ansonsten selten vor, in den Alpen und im nördlichen Alpenvorland gilt es als stark gefährdet. Das kräftige Gras kommt in Flachmooren, Niedermoorwiesen, an Ufern (besonders schilfreiche Seeufer) und in Gebüschen (besonders Erlenbrüchen) auf nährstoffreichen, schlecht durchlüfteten und anmoorigen Böden vor. Es ist ein ausgesprochener Staunässezeiger, sowie eine Halbschattenpflanze, ein Mäßigwärme- und Mäßigsäurezeiger. Im Schatten bleibt es häufig steri. Pflanzensoziologisch handelt es sich um eine mäßig stete Ordnungscharakterart der Erlenbruchwälder (Alnetalia glutinosae). Im Grasland zeigt Sumpf-Reitgras ehemalige Bruchwaldstandorte an. Als Futtergras ist es wertlos; lediglich ganz jung kann es als Notfutter verwendet werden. Es wird jedoch früh schneidend scharfrandig. Gelegentlich findet es als Streu Verwendung. Silberdistel Carlina acaulis Die Silberdistel (Carlina acaulis) ist eine Pflanzenart, die zur Gattung Eberwurz (Carlina) in der Unterfamilie der Carduoideae innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae) gehört. Namen Der Name Carlina acaulos, magna flore war bereits vor Carl von Linné gebräuchlich. Von Caspar Bauhin wurde die Silberdistel als Carlina caulifera vel acaulis bezeichnet. Der Gattungsname leitet sich wahrscheinlich über eine oberitalienische Dialektform cardelina (distelförmige Sippe) über den Namen des Distelfinks (Carduelis carduelis) vom lateinischen carduus ab. Ein Bezug auf Karl den Großen oder Kaiser Karl V ist sekundär und hat zu etymologischen Legenden Anlass gegeben. So soll ein Engel Karl dem Großen im Traum die Silberdistel als wahres Heilmittel gegen die Pest gezeigt haben, und sie wurde in dessen Heer verwendet; daher angeblich Karlsblume. Das Epipheton acaulis (lat.) bedeutet stängellos und bezieht sich auf den Wuchs der Pflanze. Der volkstümliche Name Silberdistel bezieht sich auf die glänzenden Hüllblätter. Eberwurz (oder Eberdistel) beruht auf der ehemaligen Verwendung bei Schweinekrankheiten. Weitere Namen sind Jägerbrot, Wiesenkas, Alpenkas, Barometerdistel, Frauendistel, Wasserwurz, Karlsdistel, Wetterdistel. Beschreibung Die mehrjährige, krautige Pflanze ist fast stängellos oder erreicht Wuchshöhen von bis zu 40 Zentimeter. Mit ihrer bis in einen Meter tiefreichende Pfahlwurzel gilt die Silberdistel als Tiefwurzler. Die Laubblätter sind etwa bis zum Mittelnerv buchtig, fiederschnittig und stachelig gezähnt. Sie bilden meist eine Rosette. Die Blattunterseite ist kahl bis etwas spinnwebig. Die größten Laubblätter werden vier bis acht Zentimeter breit. Blütenstand und Blüte Am meist einköpfigen Stängel sitzt der körbchenförmige Blütenstand, mit äußeren Hüllblättern, die wie die Laubblätter gestaltet sind. Die inneren Hüllblätter sind oberseits silbrig-weiß (selten etwas rötlich) und zur Blütezeit bereits abgestorben. Diese umgeben das eigentliche Blütenkörbchen, welches sich aus einigen hundert weißlichen bis rötlichen Röhrenblüten zusammensetzt. Mit den inneren Hüllblätter gemessen, erreicht das Körbchen einen Durchmesser von 50 bis 110 Millimeter. Blütezeit ist von Juli bis September. Die Aufbau ähnelt stark dem der Asteroideae, bei denen oft die Röhrenblüten von Zungenblüten umgeben sind. Diese Verstärkung der Schauwirkung wird bei der Silberdistel jedoch durch die inneren Hüllblätter erreicht. Diese Hüllblätter reflektieren im Unterschied zu den Röhrenblüten auch UV, wodurch Insekten, die UV wahrnehmen, wissen wo Nektar zu finden ist. Dieses Merkmal ist bei Korbblütlern der Regelfall. Durch die mindest 10 Millimeter lange Kronröhre kann die Bestäubung nur durch langrüsselige Insekten, vor allem Bienen, Hummeln und Falter erfolgen. Ausbreitungsmechanismen Die Silberdistel besitzt viele Ausbreitungsmechanismen. Die Achänen können durch den Pappus als Schirmchenflieger mit dem Wind verbreitet werden (Anemochorie). Doch meist erfolgt die Verbreitung als Tierstreuer. Die dornigen Hüllblätter heften sich an vorbeistreifende Tiere und schütteln so die Früchte aus. Aber auch Körnerfresser wie Vögel können zur Ausbreitung beitragen. Schließlich werden die Korbböden von der Pflanze losgelöst und verbreiten die verbliebenen Früchte als Steppenroller. Systematik Von der Silberdistel existieren zwei Unterarten, die im Gegensatz zu älteren Auffassungen nicht durch die Stängellänge, sondern durch die Gestalt der Blattspreite unterschieden werden. Bei beiden Unterarten existieren jeweils Morphotypen mit sitzenden und solche mit gestielten Körben. * Gewöhnliche Silberdistel (Carlina acaulis L. subsp. acaulis) Die mittleren Abschnitte sind mit breitem Grund der Blattspindel aufsitzend, am Grund etwa 6 bis 15 Millimeter breit. Die Laubblattspreite sind mehr oder weniger gewellt. Die Abschnitte höchstens bis zur Mitte geteilt und feindornig. Die Stängelblätter sind gleichmäßig verteilt (var. alpina) oder unter dem Korb rosettig gehäuft (var. acaulis). * Krausblatt-Silberdistel (Carlina acaulis subsp. simplex (Waldst. & Kit.) Nyman) Die mittleren Abschnitte sind mit verschmälertem Grund dem Mittelfeld aufsitzend, am Grund etwa 2 bis 6 Millimeter breit. Die Laubblattspreite sind kraus. Die Abschnitte sind bis über die Mitte geteilt und die Dorne etwas kräftiger. Vorkommen Die Art ist in Europa weit verbreitet, von Spanien im Westen bis Rumänien und die Ukraine im Osten. Die Silberdistel ist in Deutschland gesetzlich geschützt und gehört zu den gefährdeten Arten.In Österreich ist sie häufig in allen Bundesländern. Standort Als Standort werden sommerwarme, meist beweidete Magerrasen auf basenreichen Böden, vor allem Kalkgebiete, bevorzugt. Die Silberdistel gedeiht von der Tallage bis in die subalpine Höhenstufe maximal bis in Höhenlagen von 2800 Meter. Diese Pflanzenart ist eine Charakterart der Halbtrockenrasen des Tieflands, sie wächst in den Alpen gerne auch in der Ordnung Blaugras-Rasen (Seslerietalia albicantis). Die Wetterdistel Die abgestorbenen Hüllblätter der Silberdistel nehmen bei Erhöhung der Luftfeuchtigkeit an der Blattunterseite mehr Wasser auf als an der Blattoberseite. Durch diese hygroskopische Eigenschaft krümmen sich die Hüllblätter nach oben und schützen die Röhrenblüten vor Regen. Deshalb wird die Silberdistel, genau wie die Golddistel, auch Wetterdistel genannt. Schließen sich die Hüllblätter, ist Regen zu erwarten, bei Sonnenschein öffnen sie sich. Bereits ein fünf- bis zehnmaliges Anhauchen genügt, um die erste Aufrichtebewegung auszulösen. Verwendung Das aromatisch riechende Rhizom enthält ätherische Öle und schmeckt daher scharf und bitter. Hauptbestandteil des Öls ist mit 80 % bis 90 % das antibakterielle und toxische Carlinaoxyd. Weiters enthält das Rhizom auch über 20 % Inulin als Reservestoff. Die Wurzel wurde in der Volksheilkunde als Grippemittel, harntreibendes Mittel und gegen Greisenbrand gesammelt, in der Tiermedizin als Mast- und Brunstpulver verwendet. Die Blütenböden wurden früher ähnlich wie Artischocken gegessen. Daher wird die Silberdistel bei Almhirten auch Jägerbrot genannt. Sonstiges Die Silberdistel wird entsprechend der Gegend auch Rhöndistel oder auch Juradistel genannt. Als eingetragenes Warenzeichen steht „Juradistl“ als Marke für Lammfleisch von Lämmern, die auf Magerrasen weiden. Weiden auf kalkhaltigem Gestein mit geringer Humusauflage und geringen Niederschlägen sind der bevorzugte Wuchsort dieser Pflanze. Ohne die Bewirtschaftung durch weidende Schafherden würden die offenen Magerrasen verbuschen und die Silberdistel verschwinden. Der Distelrüsselkäfer Larinus pallinis (Syn. L. brevis, L. senilis) ist auf die Silberdistel spezialisiert, seine Larven leben im Blütenboden. Diese Pflanze wurde zur Blume des Jahres 1997 gewählt. Wasserschierling Cicuta virosa Der ausdauernde und stark giftige Wasserschierling (Cicuta virosa) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Doldenblütler (Apiaceae) und neben dem Gefleckten Schierling (Conium maculatum) und der Hundspetersilie (Aethusa cynapium) eines der giftigsten Doldengewächse. Die Pflanze soll von einigen Menschen als übel riechend empfunden werden. Der sommergrüne Wasserschierling überdauert den Winter in der schützenden Laubschicht des Bodens. Seine oft vormännlichen Blüten werden von Insekten bestäubt, seine schwimmfähigen Früchte durch das Wasser ausgebreitet. Vorkommen Der Wasserschierling ist an feuchten Verlandungsbereichen meso- bis eutropher (mesotroph = mittlerer Nährstoffgehalt, eutroph = hoher Nährstoffgehalt) stehender Gewässer wie Seen, Tümpel oder Gräben zu finden. Weitere Bestände können in feuchten Erlenbruchwäldern auftreten. Derzeit gehen seine Bestände jedoch stark zurück, was vor allem an der zunehmenden intensiven Nutzung von Verlandungsbereichen liegt. In den meisten Bundesländern ist der Wasserschierling mittlerweile auf der Roten Liste der Gefäßpflanzen als gefährdet oder stark gefährdet eingestuft. Doch ist er auch im übrigen Europa z. T. stark in seinen Beständen bedroht. Der Wasserschierling kommt nur in Eurasien natürlich in submeridionalen bis borealen Klimazonen vom Flach- bis ins Hügelland vor. Er ist die Kennart der Pflanzenassoziation Cicuto-Caricetum pseudocyperi und hat sein Hauptvorkommen im Verband Alnion glutinosae (Erlenbrüche). Erkennungsmerkmale Der Wasserschierling kann bis zu 1,50 m groß werden und besitzt eine knollenartig verdickte Rhizomknolle, die hohl ist und durch Querwände gekammert erscheint. Solche Luftkammern dienen als Anpassung an den sauerstoffarmen, schlammigen Untergrund. Seine Zellen weisen 11 oder 22 Chromosomen auf. Er bildet zwei- und dreifach gefiederte Blätter aus, deren Fiederabschnitte lineal lanzettlich geformt und scharf gesägt sind. Die Einzelblüten stehen in einer 10- bis 20-strahligen Doppeldolde. Die Hüllblätter der Dolde fehlen. Die einzelnen Döldchen sind reichblütig und weisen zahlreiche Hüllchenblätter auf. Die Früchte sind nur etwa 2 mm breit, fast kugelig geformt und charakteristisch gerippt. Giftigkeit Sämtliche Pflanzenbestandteile des Wasserschierling sind stark giftig, insbesondere die durch Luftkammern schwimmfähigen Knollen. Die Giftigkeit wird durch Polyine, insbesondere das Cicutoxin, verursacht. Nach Verzehr bereits geringer Mengen kann der Tod infolge Atemlähmung eintreten. Nach einem alten preußischen Gesetz sollte die Pflanze wegen ihrer Giftigkeit ausgerottet werden. Rundblättriger Sonnentau Drosera rotundifolia Der karnivore Rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia), auch Himmelstau, Herrgottslöffel, Himmelslöffelkraut, Spölkrut oder Widdertod genannt, ist eine Art aus der Familie der Sonnentaugewächse (Droseraceae). Alle Sonnentauarten sind streng geschützt. Beschreibung Der Rundblättrige Sonnentau ist eine mehrjährige krautige Pflanze. Die Pflanze erscheint aus einer Winterknospe, dem so genannten Hibernakel und bildet eine bodenständige Rosette mit einer Wuchshöhe von 5 bis 20 Zentimetern. Nach der Blüte setzt bereits im frühen Herbst die Winterruhe der Pflanze ein, indem sie erneut eine Winterknospe bildet und ihre Blätter komplett einzieht. Das weniger auf Nährstoffversorgung als auf Verankerung ausgerichtete Wurzelsystem der Pflanze ist schwach ausgeprägt und reicht nur wenige Zentimeter tief. Blätter Die Pflanzen tragen an 1 bis 7 cm langen Blattstielen stehende rundliche, horizontal ausgestreckte Fangblätter mit einem Durchmesser von 0,5 bis 1,8 Zentimeter. Die Blätter sind jeweils mit rund 200 haarfeinen rötlichen Tentakeln besetzt, die an ihrem Ende ein klebriges Sekret ausscheiden, das zum Fang der Insekten dient. Mit diesen Blättern fängt der Rundblättrige Sonnentau zumeist kleine Insekten wie z. B. Mücken oder Fliegen, gelegentlich aber auch größere Insekten wie Schmetterlinge oder Libellen, letztere mittels mehrerer Blätter zugleich. Blüte Der Rundblättrige Sonnentau blüht von Juni bis August an ein bis zwei, bis zu 30 cm hohen, einseitigen Trauben mit bis zu 25 weißen, knapp 1 cm großen, an 2 Millimeter langen Blütenstielen sitzenden Blüten, die sich nur bei ausreichendem Sonnenschein öffnen. Frucht und Samen Häufig werden vom Rundblättrigen Sonnentau durch Fremdbestäubung (Selbstbefruchtung ist aber möglich) in ungefurchten Kapseln große Mengen an etwa 1,5 mm langen, spindelförmigen, braun-schwarzen Samen produziert. Da die Samen sehr klein und leicht sind, werden sie zumeist durch den Wind an neue Standorte verbracht. Verbreitung Der Rundblättrige Sonnentau kommt fast überall auf der nördlichen Halbkugel vor, von Europa über Asien bis Nordamerika, selbst in Alaska und Grönland ist die Pflanze beheimatet. Die Pflanze bedarf vollsonniger Standorte auf nassen, nährstoffarmen und kalkfreien Böden mit einem pHWert zwischen neutralen 7 und sauren 3, dementsprechend wächst sie in der Regel in Mooren oder Feuchtgebieten, wo sie sich in Torfmoosteppichen der Moorschlenken oder als Pionierpflanzen auf regelmäßig freigelegten Torf- und Tonböden finden. Bedingt durch die Trockenlegung von Moorgebieten sowie den Torfabbau schwindet der Lebensraum des Rundblättrigen Sonnentaus immer mehr. Der botanische Name leitet sich wie der deutschsprachige von der Form der Blätter ab, das Epitheton rotundifolia bedeutet "rundblättrig". Verwendung Noch vor der Erkenntnis, dass der Rundblättrige Sonnentau karnivor ist, wurde die Pflanze im 12. Jahrhundert von Matthaeus Platearius, einem italienischen Arzt aus der Schule von Salerno, unter dem Namen „herba sole“ als Heilkraut gegen Reizhusten beschrieben. Später fand er auch Verwendung gegen jede Art von Lungenleiden, Schwindsucht, Epilepsie oder Geisteskrankheit. Noch heute wird in der Homöopathie Sonnentau gegen Husten verwendet, allerdings ist die Verwendung des Rundblättrigen Sonnentaus wegen seines Status als geschützte Art zugunsten importiertem Drosera madagascariensis und Sonnentauarten aus Zuchten zurückgegangen. Der Rundblättrige Sonnentau war als “lus-nafeàrnaich” in den schottischen Highlands ein traditioneller Farbstoff für die Farbe Purpur. Sonstiges 1860 stieß Charles Darwin auf einer Heide in Sussex auf Vorkommen des Rundblättrigen Sonnentau und war über die große Anzahl der gefangenen Insekten erstaunt. Darwin begann daraufhin, die Pflanze in Hinsicht auf eine mögliche Karnivorie näher zu untersuchen und führte über Jahre ausgiebige Versuchsreihen an ihr durch. Zwar war die Idee der Karnivorie von Pflanzen nicht neu, wurde aber von den Botanikern der Zeit einhellig abgelehnt. Mit dem 1875 in englisch und bereits im folgenden Jahr in deutsch vorliegenden Werk "Insectivorous Plants" ("Insectenfressende Pflanzen") bewies er die Existenz der Karnivorie für den Rundblättrigen Sonnentau und zugleich für zahlreiche weitere Gattungen und Arten. So durchbrach er das von Carl von Linné aufgestellte Dogma, dass die Karnivorie "wider die gottgewollte Ordnung der Natur" sei. Der Rundblättrige Sonnentau wurde zur Blume des Jahres 1992 gewählt. Schmalblättriges Wollgras Eriophorum angustifolium Das Schmalblättrige Wollgras (Eriophorum angustifolium) gehört zur Familie der Sauergrasgewächse (Cyperaceae). Sie ist eine kennzeichnende Art von Hoch- und Zwischenmooren. Die langen Blütenhüllfäden der Früchte bilden den bezeichnenden weißen Wollschopf der Wollgräser (Eriophorum). Beschreibung Die mehrjährige, krautige Pflanze erreicht Wuchshöhen zwischen 20 und 90 Zentimetern. Dieser Geophyt und Helophyt wächst lockerrasig und bildet Rhizome und lange Ausläufer – anders als beispielsweise das Scheiden-Wollgras (Eriophorum vaginatum). Die aufrechten Stängel haben einen runden Querschnitt und sind beblättert; oben sind sie glatt, graugrün rund oder stumpf dreikantig. Die Blattscheide des obersten Stängelblattes ist etwas aufgeblasen. Die seitlich rauen Blattspreiten sind linealisch, rinnig und verschmälern sich in eine lange dreikantige Spitze. Sie werden 2 bis 6 Millimeter breit und sind dunkelgrün gefärbt. Im Spätsommer sind diese oft rot bis kupferrot überlaufen. Die Blatthäutchen (Ligula) sind sehr kurz. Der Blütenstand verfügt über meist zwei laubblattartige Hüllblätter. Er besteht aus drei bis fünf, zuweilen bis zu acht sitzenden bis gestielten zuletzt überhängenden Ährchen. Diese werden 10 bis 22 Millimeter lang und sind bis zu fünfzigblütig. Die Ährchenstiele sind glatt. Jede zwittrige Blüte verfügt über je drei Staubfäden (Antheren) und Narben. Die Spelzen sind spitz, braun und hautrandig. Die Hüllfäden der Blütenhülle (Perianth) sind zahlreich. Sie verlängern sich nach der Blütezeit bis zu fünf Zentimeter, fallen später als Einheit mit den Früchten ab und bilden den für Wollgräser kennzeichnenden weißen Wollschopf. Ihre langen Blütenhüllfäden verbleiben nach der Reife an der Basis der Karyopse (eine Sonderform der Nussfrucht) und bilden einen Flugapparat zur besseren Verbreitung der Samen in der Luft. Die Karyopse ist scharf dreikantig fast geflügelt, 2 bis 3 Millimeter lang und braun. Das Schmalblättrige Wollgras blüht von März bis Mai. Selten gibt es eine zweite Blütezeit im September. Verbreitung und Standort Das Schmalblättrige Wollgras kommt in ganz Europa, im arktischen und gemäßigten Asien und Nordamerika ziemlich häufig in warmgemäßigten bis arktischen Klimazonen vom Tiefland bis in Höhenlagen von etwa 1960 Metern NN (planarkollin bis subalpin) vor. Es wächst auf nährstoffarmen (oligo- bis mesotrophen), basenund kalkarmen, sauren bis mäßig sauren, nassen, zum teil überschwemmten Moorböden überwiegend in Zwischenmooren und Regenmooren, in Kiefern- und Birkenbruchwäldern sowie in sekundären birkenreichen „Moorwäldern“ entwässerter Standorte aber auch auf sauren, nährstoffarmen Sandböden an Ufern oligotropher Seen. Vergesellschaftung Das Schmalblättrige Wollgras ist eine Charakterart der Klasse Scheuchzerio-Caricetea fuscae (Kleinseggenriede der Sauerund Basen-Zwischenmoore). In Kalk-Zwischenmooren wird sie durch das Breitblättrige Wollgras (Eriophorum latifolium) ersetzt. In Zwischenmooren wächst es häufig zusammen mit Torfmoosen wie dem Spieß-Torfmoos (Sphagnum cuspidatum), Blasenbinse (Scheuchzeria palustris), Weißem Schnabelried (Rhynchospora alba) und Fieberklee (Menyanthes trifoliata). In jungen Hochmoor-Renaturierungen tritt es oft bestandesbildend auf. Dort besiedelt es vorwiegend die nassen Ränder der Polder (Retentionsbecken zur Rückhaltung von Niederschlägen). Landwärts wird es häufig vom Scheiden-Wollgras, welches trockenere Standorte bevorzugt, abgelöst. Ökologie Es ist eine Lichtpflanze, das heißt es wächst bei vollem Licht und erträgt nur ausnahmsweise eine Beschattung. Sein ökologischer Schwerpunkt liegt auf durchnässten, häufig überschwemmten, luftarmen, sauren bis mäßig sauren, stickstoffarmen Böden. Es überwintert mit grünen Blättern, welche aber im Frühjahr erneuert werden. Das Schmalblättrige Wollgras ist windblütig (Anemophilie). Die Verfrachtung der Samen erfolgt durch den Wind (Anemochorie). Das Sauergras ist ein Wurzelkriechpionier und kann geeignete vegetationslose Flächen rasch besiedeln. Das Schmalblättrige Wollgras breitet sich über Ausläufer rasch auf vegetationslose Flächen aus. Sumpf-Schwertlilie Iris pseudacorus Die Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus), auch Gelbe Schwertlilie genannt, ist eine von Europa bis zum westlichen Sibirien heimische Sumpfpflanze aus der Familie der Schwertliliengewächse. Beschreibung Die Sumpf-Schwertlilie ist eine mehrjährige, krautige Pflanze, die Wuchshöhen 50 bis 100 cm erreichen kann. Sie hat ein dickes, waagerecht kriechendes Rhizom ("Wurzelstock"). Die graugrünen, schwertförmigen, linealen Laubblätter sind bis zu 90 cm lang und 1 bis 3 cm breit, mit starker Mittelrippe und sind zweizeilig angeordnet. Der Blütenstand ist eine Einzelblüte. Die gelben, zwittrigen, zygomorphen, dreizähligen Blüten haben wie bei allen Schwertlilien drei dunkel geaderte Hängeblätter sowie drei aufrecht stehende Domblätter. Sie blüht von Ende Mai bis Juni. Sie bildet dreikammerige, zylindrische Kapselfrüchte, die 4 bis 8 cm lang sind und viele Samen enthalten. Vorkommen und Standort Verbreitet ist sie in großen Teilen des westlichen Eurasiens. In Nordamerika wurde sie Mitte des 19. Jahrhunderts als Zierpflanze eingeführt und hat sich heute über den größten Teil des Kontinents verbreitet. Sumpf-Schwertlilien sind an den Ufern und in den Verlandungszonen stehender und fließender Gewässer, in Niedermooren und in Bruchwäldern zu finden. Als Standort bevorzugt die Sumpf-Schwertlilie einen sonnigen bis lichtschattigen Platz, der nass bis feucht ist. Besonders gut gedeiht sie direkt im Wasser bis zu 20 cm - verträgt durchaus aber auch bis zu 40 cm Tiefe, bei der sie aber nicht so viel blüht. Besonders geeignet sind schwere Lehmböden. Die Sumpf-Schwertlilie wird häufig an neuen Standorten in der freien Natur angesiedelt (Ansalbung). Nutzung Die Sumpf-Schwertlilie wird zerstreut als Zierpflanze für Gewässerufer genutzt. Sie ist seit spätestens 1561 in Kultur. Es gibt einige Sorten (Auswahl): * 'Pallida': Die Blüten sind bleichgelb und die Domblätter länger. * 'Variegata': Die Blätter sind längs weißgestreift. Es sind auch Sorten mit gefüllten Blüten bekannt. Alle Pflanzenteile sind giftig. Die höchste Konzentration befindet sich in den Rhizomen, die auch Gerbstoffe enthalten. Die Pflanze wurde früher zu verschiedenen medizinischen Zwecken eingesetzt. Sumpf - Porst Ledum palustre Der Sumpfporst (Rhododendron tomentosum, Syn.: Ledum palustre L., Rhododendron palustre) gehört zur Familie der Heidekrautgewächse (Ericaceae). Der ursprüngliche Gattungsname Ledum stammt von dem alten griechischen Namen der Pflanze „ledon“ ab. Es gibt zwei eurasische Unterarten: Europäischer Sumpfporst (Rhododendron palustre L. ssp. palustre) und Sibirischer Sumpfporst (Rhododendron palustre ssp. sibiricus). In der nordamerikanischen Arktis wächst die Unterart Engblättriger Sumpfporst (Rhododendron palustre ssp. decumbens Aiton, engl. Trivialname „Labrador tea“). Ledum palustre var. dilatatum Wahlenberg wächst in den chinesischen Provinzen Heilongjiang und Jilin, im nördlichen Korea, in Russland, im nordöstlichen Asien und in Nordeuropa. Beschreibung Der Sumpfporst ist ein immergrüner Strauch, der Wuchshöhen von 0,5 bis 1,5 Meter erreicht. Die ausladenden Zweige sind rostbraun und filzig behaart. Der Sumpfporst verbreitet aufgrund seiner ätherischen Öle einen eigentümlich harzigen bis kampferartigen Geruch. Die Blätter haben einen intensiven Geschmack, der entfernt an Rosmarin und Balsamterpentin erinnert. Die derben, lederartigen Laubblätter sind lanzettförmig, am Rande eingerollt und an der Unterseite rotbraun. In einem eigenständigen, doldigen Blütenstand sitzen die Blüten. Die zwittrigen Blüten sind fünfzählig. Die fünf weißen bis rosaroten Kronblätter sind 5 bis 25 mm lang. Es sind zehn Staubblätter vorhanden. Die Blütezeit reicht von Mai bis Juli. Die eiförmigen Kapselfrüchte sind 3,5 bis 4 mm groß. Die Früchte sind zwischen Juli und August reif. Volkstümliche Bezeichnungen Für den Sumpfporst oder Porst gibt es zahlreiche volkstümliche Bezeichnungen wie: Altseim, Baganz, Bagen, Bagulnik, Bienenheide, Borse, Brauerkraut, Flohkraut, Flohkrebs, Gichttanne, Gränze, Gruitkraut, Gruiz, Grund, Gruut, Hartheide, Heidenbienenkraut, Kein-Porst, Kiefernporst, Kühnporst, Kühnrost, Morose, Mottenkraut, Mutterkraut, Pors, Porsch, Porst, Porstkraut, Post, Postkraut, Purst, Rausch, Rosmarinkraut, Rosskraut, Sautanne, Schweineposse, Tannenporst, Waldrosmarin, Wanzenkraut, Weiße Heide, Wilder Rosmarin, Zeitheide, Bieneheide oder Zeitheil. Die Autoren alter Kräuter- und Arzneibücher verwendeten häufig die Bezeichnungen: Herba Rosmarini sylvestris, Led. pal. Ledo und Rosmarin sylvestre. In Skandinavien waren die Bezeichnungen: Getpors, Getpores, Ledumpors, Lunner, Sqvattram und Suatram gebräuchlich. Aufgrund vieler für den Porst und Gagelstrauch gemeinsam verwendeter Namen kam es in der historischen Fachliteratur häufig zu Unklarheiten und Verwechslungen. Vorkommen Der Sumpfporst wächst bevorzugt in Hochmooren, auf nassen und kalkfreien Torfböden. Durch die Einflussnahme des Menschen mit der Trockenlegung von Mooren und Feuchtwiesen, Torfstich etc., was vielerorts schon früh in der Besiedlungsgeschichte begonnen wurde, ist der Sumpfporst heute in Deutschland, vor allem im Süden und Westen, nahezu ausgerottet (VOLLRATH 1964: „der Sumpfporst dürfte wohl erst um 1935 … verschollen sein“.). Der Sumpfporst ist z. B. eine ortstypische Pflanzenart in der Böhmisch-Sächsischen Schweiz und gehört in Tschechien zu den geschützten Arten. Heute findet man den Sumpfporst nachweislich vor allem noch in Skandinavien, im Baltikum, Nordamerika und Nordasien. Gefährdung und Schutz Der Sumpfporst steht auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten vieler Länder. Giftigkeit Die Blätter, aber auch andere Pflanzenteile sind leicht giftig. Die Blätter des Porsts enthalten bis zu 2,5 % giftige ätherische Öle, deren Hauptbestandteile das Ledol und Palustrol (beides Sesquiterpene) sind. Daneben enthalten die Pflanzenteile weitere Öle wie Myrcen, Ericolin, Quercetin. Außerdem sind verschiedene Gerbstoffe, Bitterstoffe, Flavonglykoside, Arbutin sowie Spuren von Alkaloiden enthalten. Mögliche Vergiftungserscheinungen sind Erbrechen, Magen- und Darmentzündungen mit Durchfall, Schädigungen der Nieren und Harnwege, Schlafdrang, Schweißausbrüche, Muskelschmerzen und Aborte. Es werden rauschartige Zustände hervorgerufen, die mitunter auch aggressiv ausfallen. Todesfälle wurden nicht beobachtet. Bereits der längere Aufenthalt in Porstbeständen kann zu Schwindel und rauschartigen Zuständen führen. Verwendung Sumpfporstblätter wurden zum Bierbrauen verwendet. Die Wirkstoffe im Sumpfporst verliehen dem Bier eine berauschende, die Alkoholwirkung verstärkende und konservierende Eigenschaft. Einer der frühesten Nachweise über die Verwendung von Porst als Brauzusatz fand sich in einer bronzezeitlichen Bestattung aus dem 15. Jahrhundert v. Chr. aus Egtved, Dänemark[2]. Bis in die frühe Neuzeit wurde Sumpfporst, manchmal vermischt mit dem aromatischen Gagel, zum Brauen der sogenannten Grutbiere verwendet. Man benutzte ihn auch gegen Motten, Läuse und Krätze durch Abreiben, wobei es ebenfalls zu leichten Vergiftungen kam. Sumpfporst wurde früher in der Medizin bei Zahnproblemen und, wegen seiner berauschenden Wirkung, als Räucherstoff und Zauberpflanze verwendet. Gegenwärtig hat Sumpfporst noch in der Medizin und Homöopathie Bedeutung und wird bei Rheuma, Arthritis und Gicht sowie gegen Keuchhusten, Ausschläge und einige Hautkrankheiten wie Krätze eingesetzt. In Nordamerika wurde aus dem engblättrigen Sumpfporst (Rhododendron palustre ssp. decumbens) von Inuit und Athabasken ein Tee zubereitet (Labrador Tea), der auch der Pflanze selbst ihren volkstümlichen Namen gab. Diesem Tee wurde vielfache medizinische Wirkung zugeschrieben. Ufer-Wolfstrapp Lycopus europaeus Der Ufer-Wolfstrapp (Lycopus europaeus) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Vorkommen Der Ufer-Wolfstrapp ist in ganz Europa, Teilen West-Asiens und den temperierten Breiten Ost-Amerikas zu finden. Er wächst ziemlich häufig im Röhricht oder in SeggenBeständen, an Ufern und Gräben, auch im Erlenbruch. Er kommt auf unterschiedlichen, aber meist zeitweise überschwemmten Böden vor. Nach Ellenberg ist er eine Halblichtpflanze, intermediär-kontinental verbreitet, ein Nässezeiger, ein Schwachsäure- bis Schwachbasezeiger, stickstoffreiche Standorte bevorzugend und eine Klassencharakterart der Röhrichte und Großseggen-Sümpfe (Phragmitetea australis). Beschreibung Der Ufer-Wolfstrapp ist eine mehrjährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 20 bis 120 cm erreicht und lange unterirdische Ausläufer bilden kann. Er besitzt grob gesägte Laubblätter, wovon nur die unteren fiederteilig sein können. Die fast radiärsymmetrische, vierzählige Blüte des UferWolfstrappes besitzt weiß gefärbte Kronblätter, die mit kleinen purpurnen Pünktchen versehen sind. Sie besitzt zwei fertile Staubblätter, wobei zusätzlich manchmal noch zwei sehr kurze, rückgebildete und unfruchtbare vorhanden sein können. Die Kelchzähne sind länger als die Kelchröhre, etwa 2 mm lang und stets behaart. Der Fruchtknoten ist bis zum Grund vierteilig. Der Ufer-Wolfstrapp bildet gestutzte Klausenfrüchte aus. Ökologie Der Ufer-Wolfstrapp ist ein Hemikryptophyt (Schaftpflanze) oder eine Sumpfpflanze. Er ist verschiedenblättrig (Heterophyllie), das heißt die Blätter sind je nach Ort am Stängel unterschiedlich: Die oberen sind lanzettlich bis eiförmig; nach unten zu sind die Blätter buchtig gezähnt und unter Wasser tief fiederspaltig. Das Rhizom im Wasser ist mit fein zerteilten Wasserblättern, im Boden oft mit zerteilten Niederblättern besetzt. Die Blüten sind „Eigentliche Lippenblumen“ in vielblütigen, blattachselständigen Scheinquirlen (Zymen), diese sind zu Thyrsen als Gesamtblütenstand vereint. Die Blütenkrone ist weiß mit purpurnen Tüpfelsaftmalen, etwa 3 mm lang, schwach dorsiventral, trichterartig und innen durch derbe Querhaare („Saftdecke“) versperrt. Nur zwei Staubbeutel sind entwickelt, die wie der Griffel etwas aus der Blüte herausragen. Die Blüten sind außerdem vormännlich und dreihäusig. Die weiblichen Blüten sind viel kleiner als die männlichen. Nektar wird vom Diskus abgeschieden. Besucher sind: Wespen, Fliegen, vor allem Schwebfliegen. Spontane Selbstbestäubung ist bei Zwitterblüten durch Einkrümmen der Staubfäden nach ihrer Reife möglich. Die vier Klausenfrüchte sind keilförmig und anfangs noch am Grunde verbunden und bilden somit eine tassenförmige Ausbreitungseinheit, die – auf das Wasser gefallen – im Hohlraum eine Luftblase behält und daher schwimmfähig ist (Schwimmausbreitung). Der Viererverband (Spaltfrucht) zerbricht leicht, und die kleinen, kugelförmigen Klebdrüsen auf der gewölbten Innenseite der Klausenfrüchte treten deutlich hervor. Es handelt sich um Klebhafter an Wasservögeln, vermutlich auch Tierstreuer. Vegetative Vermehrung als Wurzelkriecher erfolgt durch unterirdische Ausläufer von bis zu 20 cm Länge. Inhaltsstoffe und medizinische Verwendung [Bearbeiten] Als Arzneipflanze dienen die kurz vor der Blüte geernteten oberirdischen Pflanzenteile. Die daraus hergestellten Fertigpräparate werden bei leichter Schilddrüsenüberfunktion und deren Begleiterscheinungen wie Nervosität und Herzrasen eingesetzt; ferner bei Mastodynie (Schmerzen und Spannungsgefühl in der Brustdrüse). Verantwortlich für die pharmakologische Wirkung sind vermutlich unter anderem die in der Pflanze vorhandenen Phenolcarbonsäuren, genauer die Hydroxy-Zimtsäure-Derivate. Sie wirken antigonadotrop und antithyreotrop, was experimentell nachgewiesen werden konnte. Der ProlaktinSpiegel im Blut wird erniedrigt. Die Behandlung darf aber nicht plötzlich unterbrochen werden, und sie ist bei Unterfunktion der Schilddrüse und bei Schilddrüsenvergrößerung ohne Funktionsstörung kontraindiziert. Siebenstern Trientalis europaea Der Siebenstern (Trientalis europaea) ist eine Pflanzenart, die zur Familie der Myrsinengewächse (Myrsinoideae) gehört. Sie wird auch Europäischer Siebenstern genannt. Sein Name leitet sich von den weißen Blüten mit sieben Blütenblättern ab. Es sind kleine Pflanzen, die auf der Nordhalbkugel weit verbreitet sind und auf basenarmen, sauren Böden vorkommen. Beschreibung Der Siebenstern ist eine ausdauernde, krautige Pflanze. Er überdauert den Winter mit einer kleinen Knolle, aus der der 10 bis 25 Zentimeter hohe Stängel austreibt. Dieser trägt einen Blattquirl und eine oder zwei Blüten. Rhizom, Knolle, Wurzeln [Bearbeiten] Das Rhizom des Siebensterns ist weiß und dünn, es misst 0,6 bis 1,5 Millimeter im Durchmesser und erreicht fünf bis 7,5 cm Länge. Es wächst meist unverzweigt horizontal etwa 2 bis 5 Zentimeter unter der Erdoberfläche, in Abständen ist es mit schuppenartigen Niederblättern besetzt. An seinem Ende entsteht eine kleine, längliche Knolle, die einen Zentimeter lang und 0,3 bis 0,4 Zentimeter breit wird. Mit dieser Knolle überdauert die Pflanze den Winter, die hakenförmig nach oben gekrümmte Erneuerungsknospe sitzt an der dem Rhizom abgewandten Seite. Die Verbindung zwischen den einzelnen Knollen vergeht sehr bald, so dass voneinander unabhängige Ramets entstehen. Aus jeder Knolle können wieder ein bis fünf Rhizome entspringen. Die Wurzeln entspringen nicht dem Rhizom, sondern nur aus der Knolle. Sie sind oft unverzweigt, können aber einfach oder doppelt verzweigt sein, diese Verzweigungen tragen Wurzelhaare. Das Wurzelsystem befindet sich im Rohhumus und erstreckt sich bis in 15 Zentimeter Tiefe.[1] Gelegentlich wurden arbuskuläre Mykorrhizapilze in den Wurzeln gefunden, allerdings nicht überall und nicht mit großer Intensität. Stängel und Blätter Aus jeder Knolle entspringt ein einzelner, 10 bis 25 Zentimeter langer Stängel, der einen Blattquirl und die Blüten trägt. Am Spross unterhalb des Blattquirls stehen wechselständig bis zu sechs kleinere Blätter; diese können aber auch ganz fehlen. Die Blätter sind einfach, umgekehrt eiförmig bis lanzettlich, an der Basis keilförmig und ohne Blattstiel. Der Blattrand ist glatt, im vorderen Bereich des Blattes manchmal fein gezähnt. Die Farbe der Blätter ist ein glänzendes Grün. Sie stehen zu fünf bis acht (seltener drei bis zehn) in einem Quirl am Ende des Stängels, unterhalb der Blüte, zusammen. Die Maße der Blätter variieren in der Länge von einem bis neun Zentimeter, in der Breite von 0,5 bis 1,5 Zentimeter; häufig finden sich an einer Pflanze verschieden große Blätter. Gelegentlich verzweigt sich der Stängel knapp unterhalb der Erdoberfläche und bildet einen weiteren, kleineren Stängel mit Blättern, der meist nicht zur Blüte kommt. Seltener kommen Verzweigungen im oberirdischen Bereich des Stängels vor. Solche Verzweigungen können sich auch rhizomartig verhalten, wieder ins Erdreich wachsen und dort eine Knolle bilden. Blüten und Früchte Aus ein bis zwei (selten bis vier) Blattachseln entspringt ein fadenförmiger, bis 7 Zentimeter langer Blütenstiel. Die einzelne Blüte an seinem Ende misst 1 bis 2 Zentimeter im Durchmesser, sie ist weiß oder leicht rosa. Die Blüten sind meist siebenzählig, seltener treten die Blütenteile zu fünft bis neunt auf. Die Kelchblätter sind linealisch, die Kronblätter oval und zugespitzt. Die Staubbkätter sind kürzer als die Kronblätter. Der Fruchtknoten ist oberständig und aus meist fünf Fruchtblättern zusammengesetzt. Entsprechend öffnet sich die 0,6 Zentimeter große Kapselfrucht fünfteilig und entlässt etwa sechs bis acht Samen. Lebenszyklus Der Austrieb des Stängels aus der Knolle erfolgt im Frühjahr. Die Blütezeit reicht von Juni bis Juli, gleichzeitig wachsen unterirdisch aus der Knolle die Rhizome. Die Blüten werden von verschiedenen Insekten bestäubt, auch Selbstbestäubung ist möglich. Bis zum Herbst reifen oberirdisch die Samen, unterirdisch bilden sich an den Enden der Rhizome die Knöllchen für die Überwinterung. Etwa im September verwelken Blätter und Stängel, ebenso löst sich unterirdisch die Verbindung zwischen den einzelnen Knollen. Verbreitung Die Verbreitung ist eurosibirisch und nordamerikanisch. In den In Österreich ist der Siebenstern selten zu finden, er steigt bis in Höhenlagen von 2100 Meter. Als Rohhumuspflanze bevorzugt der Siebenstern moosreiche Laub- und Nadelwälder als Standorte. Auch Flachmoore zählen zu seinen Wuchsgebieten. Man findet ihn entlang von Bachläufen, im Sumpf und im Übergangsmoor ebenso wie in humosen Fichten- und Kiefernwäldern. Die Art ist Kalk meidend. Breitblättriges Knabenkraut Dactylorhiza majalis Das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis), auch Breitblättrige Fingerwurz genannt, ist eine auf ungedüngten Feuchtwiesen noch gelegentlich häufig anzutreffende Orchideenart. Der Gattungsname Dactylorhiza kommt von den fingerartigen Wurzelknollen (von griechisch δάκτυλος dactylos = Finger und ρίζα rhiza = Wurzel). Das Art-Epitheton majalis weist auf den Blütemonat Mai hin (von lateinisch maialis = auf den Mai bezogen). Beschreibung Es sind ausdauernde krautige Pflanzen, die Wuchshöhen von 15 bis 40 cm, kräftige Pflanzen auch von 60 cm, erreichen. Die drei bis acht dunkel gefleckten Laubblätter sind am Stängel verteilt. Die unteren Laubblätter sind eiförmig bis eiförmiglanzettlich mit einer Länge von 6 bis 18 cm und einer Breite von 1,5 bis 3,5 cm. Die oberen Laubblätter werden zunehmend kleiner und sind mehr lanzettlich geformt. Die Tragblätter sind ungefähr so lang wie die Blüte, sie bedecken diese vor dem Aufblühen. Der 4 bis 15 cm lange, dichtblütige Blütenstand ist zunächst konisch, im aufgeblühten Zustand deutlich zylindrisch und enthält 7 bis 40 Blüten. Die Blüten sind purpurrot, selten hellrosa oder weiß gefärbt. Die seitlichen Blütenhüllblätter des äußeren Kreises des Perigons stehen schräg oder senkrecht nach oben. Sie sind 7 bis 12 mm lang und 2,5 bis 5 mm breit. Das mittlere Blütenhüllblatt ist kleiner und bildet mit den beiden seitlichen Blütenhüllblättern des inneren Kreises einen „Helm“. Diese sind 6 bis 11 mm lang. Die dreilappige Lippe ist 5 bis 10 mm lang und 7 bis 14 mm breit. Die Lippenform und das Lippenmuster sind variabel. Im helleren, mittleren Bereich der Lippe setzt sich die Zeichnung aus Linien, Strichen oder Punkten zusammen. Der Sporn ist etwas abwärts gebogen und knapp so lang wie der Fruchtknoten. Die Blütezeit beginnt in tieferen Lagen bereits Anfang Mai und endet in höheren Lagen Ende Juli. Die untersten Blüten öffnen sich meist schon, bevor der Stängel seine endgültige Höhe erreicht hat. Die Knolle ist flach und dreiteilig-handförmig. Genetik und Entwicklung Das Breitblättrige Knabenkraut besitzt einen Karyotyp von zwei Chromosomensätzen und jeweils 40 Chromosomen (Zytologie: 2n = 80). Die Vermehrung erfolgt entweder über Samen oder das Wachstum von mehr als einer Tochterknolle pro Jahr. Die Samen sind sehr klein (wie Staubkörnchen) und mit bloßem Auge kaum als solche zu erkennen. Der Same enthält keinerlei Nährgewebe für den Keimling. Eine Keimung kann nur mit Hilfe eines speziellen Wurzelpilzes (Mykorrhiza) erfolgen. Ökologie und Verbreitung Das Breitblättrige Knabenkraut wächst hauptsächlich auf stickstoffarmen feuchten bis nassen Wiesen, die aus verschiedenen Pflanzengesellschaften bestehen. Seltener ist es in Niedermooren zu finden. Sie liebt unbeschattete, sonnige Standorte. Die Pflanzengesellschaften sind: Ordnung Molinietalia caerulae (Nasse Staudenfluren) Verband Caricion nigrae Ordnung Tofieldietalia (Kleinseggenried) Verband Caricion davallianae Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich in Europa von den Pyrenäen bis zum Baltikum und an den Don, möglicherweise auch bis zur Wolga. Südlich der Alpen kommt das Breitblättrige Knabenkraut nicht vor, in Südskandinavien ist es selten. Es ist ein Florenelement der zentral- und westsubmediterranen, pannonischen, süd- und mittelatlantischen, subatlantischen und zentraleuropäischen Florenzonen, möglicherweise auch der pontischen Florenzone. Das Breitblättrige Knabenkraut ist zwar in manchen Regionen noch häufiger anzutreffen, ist aber dennoch als Orchidee geschützt. Seit geraumer Zeit nehmen die Bestände diese Art wie bei vielen Pflanzen der Feuchtwiesen ab. Hauptursachen sind Stickstoffeintrag durch Düngung, Trockenlegen der Standorte und intensive Beweidung. Das Breitblättrige Knabenkraut reagiert nicht so empfindlich auf Veränderungen der Standorte wie zum Beispiel das Fleischfarbene Knabenkraut, mit welchem es sich die Standorte gelegentlich teilt. Es verschwindet meist als letzte der heimischen Orchideen. Diese Toleranz macht es zu einer noch relativ häufigen Art. Orchidee des Jahres Um die Öffentlichkeit auf seine Schutzwürdigkeit hinzuweisen, wurde das Breitblättrige Knabenkraut von den Arbeitskreisen Heimische Orchideen (AHO)s im Jahr 1989 zur „Orchidee des Jahres“ gewählt. Aberglaube Den wie Finger geformten Knollen wurden früher übersinnliche Kräfte zugeschrieben, wobei die vorjährige (dunkel gefärbt und älter) als Teufelsfinger oder Satanshand, die diesjährige (heller gefärbt) als Marienfinger oder Johannishand bezeichnet wurde. Im Volksglauben konnte die Wurzel am Mittag des Johannistages (24.6.) kranke Körperteile durch Berührung heilen.