Fachhochschule Dortmund University Of Applied Sciences Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik 5. Komplexe Wärmerechnung 5.1 Allgemeines zur Wärmeausbreitung 5.1.1 Wärmeleitung 5.1.2 Konvektion 5.1.3 Strahlung 5.2 Lineare Vorgänge und Grundgrößen 5.2.1 Definition des Wärmestroms und des Wärmewiderstands 5.2.2 Stationäre Wärmeströme 5.2.3 Dynamische Wärmeströme 5.2.4 Anwendung der Systemtheorie 5.2.5 Lösung für ein RC-Glied 5.2.6 Lösung für hintereinander geschaltete RC-Glieder 5.3 Nichtlineare Dynamische Lösungen 5.3.1 Der Strahlungswiderstand 5.3.2 Zeitabhängige komplexe Wärmewiderstände 5.4 Lösungsbeispiele dynamischer Vorgänge 5.4.1 BUZ 100 auf einem Kühlkörper 5.4.2 Super-MOSFET Modul 5.4.3 Erwärmung und Auslösezeit einer Schmelzsicherung 5.4.4 Temperaturverlauf in einem Warmwasserspeicher Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences 5.1 Allgemeines zur Wärmeausbreitung Bei der Entwicklung von neuen elektronischen Bauteilen und Systemen der Leistungselektronik ist es wünschenswert, vor dem Hardwaretest die Erwärmung von Bauteilen berechnen zu können. Sowohl die kurzfristige Bauteiltemperatur, wie auch die sich einstellende Temperatur bei Dauerbetrieb sind von Interesse, weil sie im direkten Zusammenhang mit der Lebensdauer der Bauteile stehen. Erwärmt sich z. B. ein konventioneller Siliziumtransistor kurzzeitig über 200°C führt dies zur sofortigen Zerstörung, weil die Bonddrähte sich vom Chip lösen. Wird der Transistor bei der maximalen Betriebstemperatur gefahren, erfüllt er seine Funktion zumindest über die garantierte Lebensdauer zum Beispiel 10000 Stunden bei 150°C am Silizium. Will man das Bauteil innerhalb der spezifizierten Grenzen betreiben, muß man jedoch die Temperaturentwicklung in Abhängigkeit vom elektrischen Strom und der damit verbundenen Verlustleistung kennen. Für die Abschätzung der Lebensdauer kommt für den Entwickler oft erschwerend hinzu, dass viele Bauteile sich in einem Gehäuse befinden und der direkten Temperaturmessung verschlossen bleiben. Auch hier sind vorab Berechnungen sinnvoll. Bei der Lösung von wärmetechnischen Aufgaben stößt man im Allgemeinen auf eine komplizierte vierdimensionale Raum-Zeit-Differentialgleichung aus der Wärmelehre, deshalb habe ich eine eigene Methode zur Wärmeberechnung entwickelt. Diese Methode hat den Vorteil, daß Sie auf Lösungsansätze zurückgreift, die in der Elektrotechnik bekannt sind. Weitere Vorteile sind: Die Berücksichtigung Wärmewiderständen der Temperaturabhängigkeit von Die Einführung von zusätzlichen Strahlungswiderständen Die Möglichkeit auch zeitabhängige elektrische Ströme wie zum Beispiel Anlasserimpulse zu simulieren In der vorliegen Arbeit werden Wege aufgezeigt, wie man zu vereinfachten wärmetechnischen Ersatzschaltbildern gelangt. Für lineares Bauteilverhalten wird der Temperaturverlauf an den Ersatzgrößen mit den Standardmethoden der Elektrotechnik und der Systemtheorie berechnet. Darüber hinaus wird auch dargestellt, wie man den Temperaturverlauf über der Zeit bei nichtlinearem Verhalten mit Hilfe von Programmen in Maple berechnen kann. Fachhochschule Dortmund University Of Applied Sciences Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik 5.1.1 Wärmeleitung Die materiegebundene Wärmeleitung beruht auf der Tatsache, dass Wärme immer nur von heißer Materie auf kältere Materie geleitet wird. Materiegebundene Wärme äußert sich in einer unregelmäßigen statistisch verteilten Bewegungsenergie von Materieteilchen. Die mittlere Energie E eines Teilchens ist dabei direkt proportional zur mittleren Temperatur T : E~T Für ideale Gase gilt für die mittlere Energie pro Freiheitsgrad E= ½ k T Mit k = Boltzmannkonstante Wichtig zu wissen ist, dass die im Mittel schnelleren (heißeren) Teilchen häufiger auf kältere (langsamere) treffen als umgekehrt und deshalb die Wärme immer nur von Materie höherer Temperatur zu Materie niedrigerer Temperatur fließt. Der thermische Strom wird in Materie durch das statistisch unregelmäßige Anstoßen von benachbarten Teilchen übertragen. Das ist ein ähnlicher Vorgang wie bei der Schallausbreitung, bei welcher die Schallenergie durch Anstoßen und Schwingen benachbarter Teilchen übertragen wird. Dadurch ist die Grenze der Wärmeausbreitungsgeschwindigkeit in Materie gegeben. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit einer thermischen Schockwelle ist gleich der Schallgeschwindigkeit cakustisch, die bei einigen hundert bis tausend Metern pro Sekunde liegt. Bei großen Entfernungen muß man berücksichtigen, daß die thermische Ausbreitung eine gewisse Zeitverzögerung (Totzeit) beinhaltet. Beispiel: 10m lange Leitung mit cakustisch = 1000m/s l X wenn zum Zeitpunkt t=0 an der Stelle x=0 eine thermische Anregung erfolgt, so dauert es mindestens = l/cakustisch = 10-2s bis eine Reaktion am Ende erfolgt. Man kann also am Ende der Leitung keine Ergebnisse im Bereich unter 10ms betrachten. Bei Abmessungen im mm-Bereich (Transistor-Beispiel) sind Berechnungen unterhalb von 10s sinnlos! Diese Grenzbetrachtungen muß man übrigens auch bei elektrischen Schaltungen berücksichtigen, nur ist hier die Ausbreitungsgeschwindigkeit die Lichtgeschwindigkeit, so daß man erst bei größeren Abmessungen die Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences Ausbreitungszeit berücksichtigen Wellenphänomenen führt. muß, was auch zu den bekannten 5.1.2 Konvektion Wärmeübertragung durch Konvektion ist jedem von der Heizung im Haushalt bekannt. Hier wird zum Beispiel warmes Wasser in Heizungsrohren transportiert. Dieser Wärmetransport funktioniert durch Schwerkraftunterschiede von heißem und kalten Wasser in den Rohren. Das heiße Wasser ist von geringerer Dichte und erfährt so Auftrieb. Das kalte Wasser fällt in der Rückleitung nach unten, es entsteht ein Konvektionskreislauf. Die Wärme wird über einen Massetransport bewerkstelligt. Wird dabei eine Pumpe eingesetzt spricht man auch von erzwungener Konvektion. Wie mit Flüssigkeiten kann man auch mit Gasen Konvektionskreisläufe betreiben, Gerippte Transistorkühlkörper sind oft als Konvektionskühlkörper ausgelegt, die angegebenen Wärmewiderstandswerte gelten deshalb nur für den Fall, dass Luft frei durch die Kühlrippen strömen kann. 5.1.3 Wärmestrahlung Bei der Wärmestrahlung wird die Energie durch masselose Photonen übertragen. Da Photonen keine Ruhemasse besitzen funktioniert die Wärmestrahlung auch im Vakuum (z. B. Weltraum). Die Energie, die dabei von einem Photon übertragen wird, beträgt: E h mit und h = Plancksches Wirkungsquantum = Frequenz Man kann dem Photon auch eine relativistische Masse m zuordnen, es breitet sich ja mit der Lichtgeschwindigkeit c aus. Die Masse des Photons berechnet sich über die Einsteinsche Formel E m c2 Bei einem schwarzen Körper (ein Körper der seine Wärme 100%ig abstrahlen kann) mit einer Temperatur T besitzen die abgestrahlten Photonen aber auch im Mittel die Energie E k T mit k = Boltzmannkonstante Die drei genannten Energieformen eines Photons sind dabei nicht nur äquivalent zueinander. Es kann auch passieren das bei einem Zusammentreffen sehr heißer Photonen - also aus reiner Strahlung - Materie (Teilchen und Antiteilchen) entsteht. Die relativistische Masse der beteiligten Photonen muß dabei mindestens der Ruhemasse des entstehenden Materie-Teilchen- Fachhochschule Dortmund University Of Applied Sciences Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik Antiteilchenpaares sein. Ist die Energie größer, erfahren die entstehenden Teilchen zusätzlich noch eine Beschleunigung.[2] Für die leichtesten denkbaren Materieteilchen, nämlich die Elektronen e- und die Positronen e+ , beträgt die Schwellentemperatur allerdings 6 Millarden °C, was auf der Erde praktisch nicht vorkommt (Ausnahme: Hochenergieteilchenbeschleuniger) Deshalb werden wir uns mit der „Abkühlung“ durch Materiebildung auch nicht weiter befassen. Im Kapitel 3 leite ich allerdings aus der Strahlungsleistung eines schwarzen Körper den nichtlinearen Strahlungswiderstand ab, den man dann wiederum in Ersatzschaltungen einsetzen kann. Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences 5.2. Lineare Vorgänge und Grundgrößen 5.2.1 Definition des Wärmestroms und des Wärmewiderstands Bei der Wärmeleitung breiten sich Teilchen (Phononen) statistisch von einem warmen Bereich (mit energiereicheren Phononen) zu einem kalten Bereich (mit energieärmeren Phononen) aus. Der Energietransport pro Zeiteinheit ist der Wärmestrom. Der Wärmestrom P ist proportional zur Durchtrittsfläche und zum Temperaturgefälle dT/dx: P A dT dx mit = Wärmeleitzahl A = Durchtrittsfläche Näherungsweise kann man ansetzen: P A T T x 1 x A Den Term unter dem Hauptbruchstrich kann man als Wärmewidertstand R bezeichnen: R 1 x A Bei einem Wärmetransport nur in x-Richtung und bei einem Körper mit kleiner Länge l =x gilt dann R 1 l A Für den Wärmeübergang zwischen Gasen und Festkörpern definiert man den Wärmeübergangswiderstand R 1 A mit A = Wärmedurchtrittsfläche = Wärmeübergangszahl nach Russelt gilt für die Wärmeübergangszahl zwischen Festkörpern und Gasen näherungsweise für Gasgeschwindigkeiten v 5m/s W / m² K 5,8 4 v m/s Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences Weitere physikalische Grundgrößen: die Wärmemenge Q in J oder Ws Q cmT mit c : Druck) Spez. Wärmekapazität (cp bei konst. mit m : Masse mit T: Temperaturdifferenz die Wärmekapazität C in J/K C cm c = cp oder cv spez. Wärmekapazität bei konst. Druck p bei konst. Volumen v 5.2.2 Stationäre Wärmeströme Nehmen wir einen einfachen rechteckigen Körper, durch den ein Wärmestrom geführt wird: l T2 P T1 Wenn man die Wärmekapazität außer Betracht läßt und nur einen Wärmetransport in x-Richtung annimmt (Der Quader nimmt nur an der vorderen Stirnfläche Wärme auf und gibt nur Wärme an der hinteren Stirnfläche ab), gilt der Zusammenhang: T1 T2 R P T R P Das ist analog zum „Ohmschen Gesetz“ der Elektrotechnik: U R I Hier R = elektrischer Widerstand I = elektrischer Strom U = elektrische Spannung Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences Mit der Analogie zur elektrischen Gleichstromlehre kann man auf einfache Weise alle stationären Vorgänge ausrechnen. Beispiel: Ein Transistor erzeugt einen konstanten Wärmestrom durch die in ihm entstehende Verlustleistung. Der Wärmestrom wird über eine Kupferplatte und ein dünnes Isolationsscheibchen an einen Kühlkörper abgegeben: P Daraus ergibt sich dann das folgende Wärmeersatzschaltbild und das analoge elektrische Ersatzschaltbild. P=1W I=1A RCu = 0,03 K/W RCu = 0,03 RIsolation = 0,1 K/W RIsolation = 0,1 T U RKühlkörper = 3 K/W RKühlkörper = 3 22°C 22V Nun kann man die Temperaturdifferenz mit Hilfe der Wärmegleichung ausrechnen: T = P (RCu + RIsolation + RKühlkörper ) = 3,13°C Bei einer Umgebungstemperatur von 22°C (=295K) steigt die Temperatur am Transistor auf 25,13°C (=298,13K)*. Man hätte die Wärmegrößen aber auch in elektrische umwandeln können: Temperaturdifferenz Wärmestrom Wärmewiderstand R Umgebungstemperatur T P R TU -> U -> I -> R -> 0V Spannungsdifferenz elektrischer Strom I elektrischer Widerstand R Massepotential Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences Aus dem ohmschen Gesetz folgt aus dem el. Ersatzschaltbild: U = I (RCu + RIsolation + RKühlkörper ) = 3,13V Durch den umgekehrten Analogieschluß Spannungsdifferenz U = 3,13V -> Temperaturdifferenz -> 3,13°C =T kann man dann zur gesuchten Temperaturdifferenz T gelangen. Warum dieser Umweg? Bei einfachen Anordnungen ist dies sicherlich nicht erforderlich. Bei komplizierten Netzwerken kann man jedoch auf die Methoden der Elektrotechnik zurückgreifen. Insbesondere wenn man auch die Wärmekapazitäten berücksichtigt und die dadurch entstehende dynamische (zeitabhängige) Temperaturentwicklung. Man kann dann auch Simulationsprogramme für elektrische Schaltungen wie z.B. P-Spice einsetzen. Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences 5.2.3 Dynamische Wärmeströme Kommen wir noch einmal zurück auf den einfachen Quader durch den ein Wärmestrom fließt Dem gesamten Quader kann man eine Wärmekapazität C zuordnen, die sich aus seiner Masse m und der materialabhängigen speziellen Wärmekapazität cp (bei konst. Druck) berechnet: C = cp m Die Wärmekapazität ist mit der Wärmemenge Q über die einfache Differentialgleichung C=dQ/dT verknüpft. Für einen elektrischen Kondensator gilt analog (hier Q=Ladungsmenge): C=dQ/dU oder nach T bzw. U aufgelöst: T 1 Pdt C U 1 I (t )dt C für die wärmetechnischen wie elektrischen Kapazitäten greifen also die gleichen mathematischen Formeln. Im Ersatzschaltbild für den einfachen Quader liegen R und C parallel: T1 R T2 l T2 P C T1 P Nun ist dies nicht mehr ganz einleuchtend, wenn man bedenkt, dass der Wärmestrom der von links einfließt zunächst einen Wärmewiderstand überwinden muß, um zur Masse der rechten Hälfte des Blocks zu gelangen. Deshalb findet man in der Literatur auch gelegentlich ein T-Glied als Ersatzschaltung: T1 R/2 R/2 P T2 T2 Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences Das ist dann aber auch nicht ganz korrekt, weil der Wärmestrom auf der linken Hälfte zunächst nur durch einen Widerstand fließt, obwohl eigentlich sofort ein Teil der Kapazität wirksam ist. Das Problem der Ersatzschaltung löst sich auf, wenn man einen realen Quader in eine Vielzahl n von kleinen Quadern zerlegt und für jeden kleinen Quader den Widerstand und die Kapazität berechnet. 1 2 3 i Ci Ri n Rn Cn Die Reihenschaltung der Widerstände ist trivial. Die Ersatzschaltung der Kapazität ist etwas schwieriger zu verstehen. Man wird als Elektrotechniker dazu verleitet, die Bezugselektroden jeweils links und rechts anzuordnen. Für einen Wärmekondensator existieren aber keine Kondensatorplatten, sondern es zählt allein die Masse des Scheibchens. Bezugspotential ist die Umgebungstemperatur, deshalb ist jede Wärmekapazität einseitig an Bezugspotential (Masse) geklemmt. Die Erwärmung des Quaders durch einen linearen Wärmestrom der von links nach rechts fließt, läßt sich anschaulich wie folgt erklären: Zuerst wird sich die Wärmekapazität der ersten Scheibe aufladen, Punkt 2 ist dabei noch auf Umgebungstemperatur. Deshalb erfolgt die Aufladung wie bei einem RC-Glied nach einer e-Funktion, wie weiter unter näher erläutert. Die Temperatur des ersten Scheibchens nähert sich einem bestimmten Endwert. Mit zunehmender Temperatur von Scheibchen 1 kann dann allmählich auch Scheibchen 2 geladen werden usw. Diese Ersatzschaltung wird in der E-Technik auch Eimerkettenschaltung genannt. Der Name Eimerkette rührt von der Vorstellung, dass die Ladungen wie bei einer Eimerkette weitergereicht werden. Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences 5.2.4 Anwendung der Systemtheorie An dieser Stelle wird es auch interessant die Systemtheorie für lineare zeitinvariante Systeme zu betrachten. Die Systemtheorie bietet den Vorteil, dass man zunächst die physikalischen Einheiten fallen läßt. Es ist dann egal, ob man elektrische Spannungen oder Temperaturen oder andere physikalische Signale betrachtet. Alle Größen sind normiert:: Zeiten auf 1s, Spannungen auf 1V und Temperaturen auf 1K. Man muß nur am Ende der Berechnungen die Einheiten wieder einführen. Vorteil der Systemtheorie ist es auch, dass man das Problem im Zeitbereich und in einem transformierten Bereich (z.B. Frequenzbereich) berechnen kann. Die Berechnung im transformierten Bereich ist oft einfacher und führt deshalb leichter zum Ziel. 5.2.5 Lösung für ein RC-Glieder Beginnen wir die Systembetrachtungen wieder für einen einfachen nur in xRichtung leitendes Scheibchen (Strahlung und Konvektion zu den anderen Richtungen seien vernachlässigt). Dieses zeigt RC-Verhalten. Die Sprungantwort erhält man durch Lösung des Zeitverlaufs der dargestellten Wärmeströme und Temperaturdifferenzen. PR(t) t=0 P(t) PC(t) P0 T(t) Zum Zeitpunkt t=0 wird der konst. Wärmestrom P0 eingeschaltet: P(t) = P0 (t) mit (t) : Sprungfunktion P(t) P0 t nach der Knotenregel gilt: Die Summe aller Ströme ist gleich Null P(t) = PR(t) + PC(t) Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences dies führt auf die Differentialgleichung P0 (t ) T (t ) dT (t ) C R dt die sich mit Hilfe der Laplace Transformation lösen läßt: P0 (t ) P0 T (t ) dT (t ) C R dt 1 T ( s) C[ sT ( s ) T (t 0)] s R T ( s ) T ( s) P0 s (1 / R Cs) P0 / C s(1 / RC s ) T (t ) P0 R(1 e t / RC ) P 0R T(t) Mit der Zeitkonstanten : Und dem Endwert der Temperatur Tende : = RC Tende = P0R Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences 5.2.6 Lösung für hintereinander geschaltete RC-Glieder Nun liefert die Signaltheorie wiederum den Zusammenhang, dass die Stoßantwort die erste Ableitung der Sprungantwort ist: h(t ) dg (t ) dt In unserem Fall also h(t ) d ( P0 R(1 e t / )) dt h(t ) P0 R e t / Die Stoßantwort h(t) ist das, was das System Quader eindeutig charakterisiert. Kennt man die Stoßantwort eines Systems, so kennt man automatisch alle Antworten g(t) des Systems auf beliebige Eingangssignale s(t) Signal s(t) h(t) g(t) Antwort t g (t ) s(t x)h( x)dx Diese Gleichung ist das sogenannte Faltungsintegral, dafür schreibt man abkürzend g(t) = s(t) * h(t) Wie oben erwähnt bietet die Systemtheorie den Vorteil, dass man das Signalverhalten auch in einem transformierten Bereich betrachten kann, z.B. im Frequenzbereich. Zeitbereich Frequenzbereich Signal s(t) h(t) g(t) Antwort S(f) H(f) G(f) Signalspektrum Übertragungsfunktion Antwortspektrum Der Zusammenhang zwischen dem Zeitbereich (mit der Variablen t) und dem Frequenzbereich (mit der Variablen f) ist über die Fouriertransformation gegeben. F {s (t )} s(t )e j 2ft dt Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences Für eine Vielzahl von Funktionen liegen Transformationen in Tabellenform vor (z.B. Bronstein Semendjajew). Es gibt allerdings eine Reihe von Integralen, die sich nicht lösen lassen, weshalb man dann die komplexe Frequenz s einführt. Anstelle der Fouriertransformation verwendet man dann die Laplacetransformation: L{s(t )} s(t )e st dt 0 mit s=-j2f Auch für diese Transformationsvariante gibt es eine Vielzahl bereits berechneter Funktionen. Heutzutage kann man auch Mathematikprogramme wie Maple oder Mathcad einsetzen, um die Transformationsintegrale lösen zu können. Der Vorteil der Betrachtung im Frequenzbereich wird deutlich, wenn man die Antwort aus Signal- und Übertragungsfunktion berechnet: G( f ) S ( f ) H ( f ) Im Zeitbereich galt g(t) = s(t) * h(t) Der Faltung im Zeitbereich entspricht eine einfache Multiplikation im Frequenzbereich. Dieser Vorteil wird umso deutlicher, wenn mehrere Systeme hintereinander geschaltet werden: s1(t) h1(t) g1(t) s2(t) h2(t) g2(t) s3(t) h3(t) g3(t) S1(f) H1(f) G1(f) S2(f) H2(f) G2(f) S3(f) H3(f) G3(f) Im Zeitbereich müßte man mehrfach die Faltungsintegrale lösen, im Frequenzbereich erhält man die Gesamtantwort durch mehrfaches Multiplizieren G( f ) S1 ( f ) H 1 ( f ) H 2 ( f ) H 3 ( f ) Will man die Gesamtantwort im Zeitbereich haben, muß man nur noch einmal die Rücktransformation durchführen, also die inverse Fourieroder Laplacetransformation durchführen: g (t ) L1{G( s)} g (t ) F 1{G( f )} bzw. g (t ) G ( f )e j 2f df g (t ) G( s)e sf df 0 Für die Rücktransformation löst man entweder die Integrale oder benutzt wiederum die Transformationstabellen. Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences Für unseren Quader galt als Stoßantwort: h(t ) P0 R e t / In der transformierten Form (=RC): H ( s) P0 1 C 1 s H(s) nennt man auch die Übertragungsfunktion. In unserem Fall gibt die Übertragungsfunktion den Zusammenhang zwischen Eingangsspannung und Eingangsstrom wieder. Bei Kurzschluß des Ausgangs ist in unserem Fall der Ausgangsstrom = Eingangsstrom. Damit ist der Term 1 1 C 1 s identisch mit der Kurzschlußkernimpedanz Zk. Zur Zk gelangt man auch, wenn man den komplexen Widerstand des RC-Glieds bei kurzgeschlossenem Ausgang berechnet und j durch s substituiert: R P(t) Zk C 1 1 jC R T(t) Wie oben bereits erwähnt wird die Ersatzschaltung eines Problems umso genauer, je feiner man unterteilt. Denken wir uns den Quader in zehn Scheibchen unterteilt: Und betrachten den Einfuß der Unterteilung auf die Zeitabhängigkeit der Temperaturentwicklung. Nehmen wir der Einfachheit halber an, die Ri und Ci sowie die Sprunghöhe des Wärmestroms seien auf 1 normiert, dann läßt sich der Einfluß auf das Zeitverhalten besser darstellen. Die Übertragungsfunktion lautet dann für ein RC-Glied: H1 1 1 s Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences Und für zehn RC-Glieder: H 10 1 (1 s )10 Mit den oben genannten Rechenregeln der Systemtheorie erhält man die Stoßund Sprungantworten für Ein RC-Glied: Stoßantwort h(t ) Sprungantwort 1 e t / g(t)=1-exp(-t) Und für zehn RC-Glieder Stoßantwort h(t ) g (t ) 1 ( 1 t 9 e t 362880 1 1 1 7 1 6 1 5 1 4 1 3 1 2 t9 t8 t t t t t t t 1)e t 362880 40320 5040 720 120 24 6 2 Sprungantwort Die grafische Darstellung macht deutlich, was geschieht: T(t) 1 * RC 10 *RC Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences Aus der reinen e-Funktion wird eine Potenzreihe multipliziert mit der e-Funktion. Die Anstiegszeiten vergrößern sich! Wie bereits erwähnt, können wir jetzt auch beliebige Eingangssignale betrachten. Hier sei als Beipiel die Antwort auf den Diracstoß wiederum im Vergleich für 1 und 10 Scheibchen aufgeführt T(t) 1 * RC 10 * RC Aus der direkten Antwort mit einem Exponential-Peak der einzelnen Scheibe wird ein zeitlich durchlaufender Wellenberg! Damit ist die Anwendung der Systemtheorie für lineare Systeme erschöpft. Eine weitere Stufe der Dynamik erreicht man, wenn man bedenkt, dass die Widerstände temperaturabhängig sind. Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences 5.3. Nichtlineare Dynamische Lösungen 5.3.1 Der Strahlungswiderstand Kommen wir noch einmal auf das Beispiel der Transistorerwärmung zurück. Ursache der Erwärmung ist der Ron des Feldeffekttransistors. Im stationären Zustand erwärmt sich der Transistor auf einen bestimmten Endwert. Im Beispiel waren dies 25,31°C. Bei der erhöhten Temperatur steigt aber auch der Ron. Bei konstantem elektrischen Strom steigt dann auch die Verlustleistung bzw. der Wärmestrom. Mit größer werdendem Wärmestrom steigt wiederum die Endtemperatur und damit wächst der Ron bis ins Unendliche. Wenn der Wärmestrom nicht unterbrochen wird oder ein Wärmewiderstand mit negativem Temperaturkoeffizienten vorhanden ist, steigt die Temperatur am Transistor stetig an. In dem aufgeführten Beispiel ist keiner der Widerstände so geartet, dass er mit steigender Temperatur kleiner wird. Also müsste dies letzendlich zur unendlichen Temperaturerhöhung bzw. zur Zerstörung des Bauteils führen. Glücklicherweise existiert in der Realität jedoch der Strahlungswiderstand des Kühlkörpers, der mit der 3.Potenz der Temperatur abnimmt. Die Definition des Strahlungswiderstands gelingt über den Ansatz : Rstr T Pstr Pstr ist die Strahlungsleistung nach dem Planckschen Strahlungsgesetz Damit gilt für den Strahlungswiderstand Rstr: Rstr T A(( 273C T TU ) 4 (273C TU ) 4 ) mit T= Temperaturdifferenz zur Umgebung in °C = 5,669 10-8 Wm-2K-4 Strahlungskonstante eines schwarzen Körpers A = Strahlungsfläche in m² TU = Umgebungstemperatur in °C Mit zunehmender Temperatur sorgt der Strahlungswiderstand dafür, dass ein Teil des Wärmestroms kurzgeschlossen wird. Das gesamte System kann sich bei entsprechender Dimensionierung des Kühlkörpers auf einen festen Endwert einregeln. Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences 5.3.2 Zeitabhängige komplexe Widerstände Die Nichtlinearität der Wärmewiderstände und Kapazitäten entsteht durch deren Temperaturabhängigkeit. Die Temperatur ändert sich aber nur langsam mit der Zeit. Wenn man die Zeit in kleine Berechnungsintervalle aufteilt, so kann man für jedes Intervall einen neuen Widerstandswert in Abhängigkeit von der Frequenz (als Kehrwert der Zeit) und der Temperatur ansetzten. Bei hinreichend kleinen Intervallen kann man so jede denkbare Nichtlinearität berücksichtigen. Die laufende Zeitvariable ergibt sich aus der Anzahl n verstrichener Zeitscheibchen t t = nt Für das erste Zeitscheibchen wird der aktuelle Betrag des komplexen Wärmewiderstands berechnet und durch Multiplikation mit dem aktuellen Wärmestrom die dadurch entstehende Temperatur. Die Temperatur die nach dem ersten Zeitintervall berechnet worden ist, ist wiederum Starttemperatur für das zweite Zeitintervall. Die Temperatur nach dem 2.Timeslot ist dann die Starttemperatur für das 3. usw. Für die Berechnungen des komplexen Wärmewiderstands benutzt man wieder die Analogien aus der Elektrotechnik. Am Beispiel des einfachen Quaders den man durch einen Wärmewiderstand und eine Wärmekapazität darstellen kann sei dies erläutert: In komplexer Form schreibt man für den komplexen Widerstand Z als Parallelschaltung aus rein reellem Widerstand R und rein imaginärem Widerstand der Kapazität 1/jC: 1 jC Z R j1C R R jCR 1 R (1 jCR) (CR) 2 1 R CR j 2 1 (CR) 1 (CR) 2 Bzw. für den Betrag R CR Z ( )2 ( )2 2 2 1 (CR) 1 (CR) Mit = 2f und f = Frequenz Fachhochschule Dortmund University Of Applied Sciences Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik Für die einzelnen Zeitpunkte nutzt man weiterhin die Äquivalenz von Frequenz und dem Kehrwert der Zeit: f = 1/ nt Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences 5.4. Lösungsbeispiele dynamischer Vorgänge 5.4.1 Beispiel 1: BUZ 100 auf einem Kühlkörper Beispiel 1: Ein MOSFET Transistor mit einem Ron von 15m wird mit konstantem Strom (20A,30A) betrieben. Er ist mit einer 0,15mm dicken Isolationsfolie auf einem Kühlkörper von 10cm*10cm montiert. Die Wärmeableitung über die Anschlußdrähte wird vernachlässigt. Wegen der geringen Masse wird auch die Wärmekapazität des Isolationsscheibchens nicht berücksichtigt. P CSi RSi CCu RCu RIso CKühl RKon RStr RKühl ZKühl ZIso ZCu Zgesamt Im Ersatzschaltbild erscheinen die Wärmekapazitäten des Silizium-MOSFET CIso , des Cu-Anschlußplättchens CCu und des Al-Kühlkörpers CKühl sowie die Wärmewider-stände des Siliziums RSi , des Cu-Anschlußplättchens RCu , der Konvektionswider-stand RKon und Strahlungswiderstand des Kühlkörpers RStr . Der gesamte Betrachtungszeitraum betrage 1Stunde. Ein Zeitscheibchen sei 1ms. Damit wird die Stunde in 3,6Millionen Zeitintervalle zerlegt. Vom ersten bis zum letzten Zeitintervall wird sukzessive die Frequenz, der temperaturabhängige Wärmestrom, der Betrag des gesamten komplexen temperatur- und frequenzabhängigen Wärmewiderstands sowie die Temperatur am Transistor berechnet. Es ist logisch, dass man die 3,6 Millionen sukzessiven Berechnungen mit Hilfe eines Computers durchführt. Im Folgenden ist ein Programm in Maple V angegeben. Maple bietet den Vorteil, dass man mit komplexen Variablen rechnen kann. Auch für die Betragsbildung komplexer Größen existieren einfache Befehle wie abs(Z) Das Programm beginnt mit der Festlegung von Materialkonstanten und festen Größen. Ebenso werden vor der Hauptprogrammschleife einige Startwerte, wie z. B. die Umgebungstemperatur vorgegeben. Im Hauptprogramm wird die Nummer des Zeitintervall von i=1 bis 3 600 000 gesetzt. Die Temperaturabhängigkeit des Wärmestroms P wird durch den linearen Temperaturkoeffizienten a des Ron berücksichtigt. Fachhochschule Dortmund University Of Applied Sciences Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik In der nächsten Programmzeile werden die Frequenz sowie die Kreisfrequenz (=2f) berechnet. Anschließend erfolgt die Berechnung des komplexen Wärmewiderstands. Nach dem Ersatzschaltbild beginnt man von rechts mit der Parallelschaltung von RStr und RKühl . Anschließend erfolgt immer wieder die Parallel- und Reihenschaltung der zusätzlichen Elemente bis zum Gesamtwiderstand Zgesamt. Im den darauffolgenden Zeilen wird der Betrag gebildet sowie die Temperatur (Temperaturerhöhung Delta) des Zeitintervalls berechnet. Mit dieser Temperatur berechnet man den Strahlungswiderstand Rstr des Kühlkörpers. Der Temperaturwert wird in einer Liste (Tliste) abgelegt. In der nächsten Zeitschleife wird mit der Temperatur der vorherigen Zeitschleife der neue Wärmestrom P (= elektrische Verlustleistung durch Ron) berechnet usw... MAPLE V-Programm: >restart; Materialkonstanten > lambdasi:=100: W/mK > csi:=.7: lambdaCu:=380: W/mK > cCu:=.3: > lambdaiso:=1: W/mK > ciso:=.88: in J/gK > a:=0.004: 1/°C > sigma:=5.669*10^(-8): schwarzen Körpers in spez. Wärmeleitfähigkeit des Siliziums in spez. Wärmekapazität des Siliziums in J/gK spez. Wärmeleitfähigkeit des Kupfers in spez. Wärmekapazität des Kupfers in J/gK spez. Wärmeleitfähigkeit der Isolation in spez. Wärmekapazität der Isolation linearer Temperaturkoeffizient des Ron in Strahlungskonstante eines W*m^(-2)*K^(-4) Abmessungen > lsi:=450*10^(-6): > Asi:=20*10^(-6): > Rsi:= lsi/(lambdasi*Asi): Siliziumchips in K/W > Csi:=.0282: > lcu:=1.3*10^(-3): > Acu:=100*10^(-6): > Rcu:=lcu/(lambdaCu*Acu): > dcu:=.13: > Ccu:= 8.9*dcu*1*cCu: (Dichte * Volumen* c) > liso:=150*10^(-6): > Aiso:=Acu: > Riso:=liso/(lambdaiso*Aiso): K/W > Ciso:=2*.15*1*ciso: > Astr:= 2*((100*10^(-3))^2): Dicke des Si-Chips in m Fläche des Si-Chips in m² Wärmewiderstand eines Wärmkapazität des Siliziums in J/K Länge des Cu-Wärmewiderstands Fläche des Cu-Wärmewiderstands in m² Wärmewiderstand des Cu-Blocks Dicke des Cu-Wärmewiderstands in cm Wärmekapazität des Cu in J/K Dicke der Isolationsfolie in m Fläche der Isolationsfolie Wärmewiderstand der Isolationsfolie Wärmekapazität der Isolationsfolie in J/K Strahlungsfläche des Kühlkörpers in Fachhochschule Dortmund University Of Applied Sciences > Rkon:=2.5: Kühlkörpers in K/W > Ckuehl:=36.4: > Ron:=0.015: 25°C Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik Wärmeübergangswiderstand des Wärmekapazität des Kühlkörpers in J/K elektrischer Widerstand in des Chips bei Startwerte > Tu:=25: > Io:= 15: > Tliste:=NULL: Silizium > T:=Tu: > Rstr:=100: Strahlungswiderstands (>>Rkon) > t:=1: Umgebungstemperatur in °C elektr. Strom in A Liste der berechneten Temperaturen am Anfangstemperatur in °C Anfangswert des Startwert der Zeitvariablen Hauptprogramm > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > from t to 3600000 do Zeitschleife 1ms bis 1Stunde P:=Io^2*Ron*(1+a*(T-25)): Verlustleitung = Wärmestrom f:=1000/t: omega:=2*Pi*f: Frequenz f und Kreisfrequenz Rkuehl:=Rstr*Rkon/(Rstr+Rkon): Zkuehl:=Rkuehl*(1/(I*omega*Ckuehl))/(Rkuehl+(1/(I*omega*Ckuehl))): Ziso:=Riso+Zkuehl: Zcu:=((Rcu+Ziso)*1/(I*omega*Ccu))/(Rcu+Ziso+(1/(I*omega*Ccu))): Zgesamt:=((Rsi+Zcu)*1/(I*omega*Csi))/(Rsi+Zcu+(1/(I*omega*Csi))): evalf(%,4); abs(%): evalf(%,4); Delta:=P*%: Temperaturdifferenz am Wärmewiderstand T:=Delta+Tu: absolute Temperatur in °C Rstr:= Delta/(sigma*Astr*(((273+Delta+Tu)^4-(273+Tu)^4))): t:=t+1: if (t mod 60000) = 0 then Tliste:=(Tliste),T fi: abspeichern falls t=1min od: i:=1: from i to 60 do print(evalf(Tliste[i],4)): Ausdruck der Temperaturwerte i:=i+1: od: Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences Die folgende Abbildung zeigt die Auftragung der berechneten Temperaturwerte über die Zeitintervalle. (Da die Auftragung im Minutenabstand erfolgt, ist nur jeder 60 000. Temperaturwert gedruckt worden.) 90,0 80,0 70,0 60,0 50,0 40,0 30,0 20,0 10,0 0,0 20A Zeit in min 56 51 46 41 36 31 26 21 16 11 6 30A 1 Temperatur in °C BUZ100 auf 10*10cm² Kühlkörper Tu =25°C Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences 5.4.2 Beispiel 2: Super-MOSFET Modul Dieser Schalter, mit einem Ron von 200µ, ist konzipiert für 12V/24V Bordnetzanwendungen. Berechnet wird die Erwärmung bei 180A Dauerstrom sowie bei Belastung mit einem transienten Strom, wie er bei Startvorgängen im KFZ auftritt. Das Modul verfügt über 200mm²-Siliziumfläche mit einer Dicke von 150µm. Der Schalter wird in eine Hochstromleitung mit einem Wärmewiderstand von Rleit=10K/W und mit der Wärmekapazität von 10J/K angeschlossen. Zur besseren Kühlung ist ein Teil des Gehäuses als Kühlkörper (5,4cm*5,4cm) mit Rkühl=2,5K/W und Ckühl=36,4J/K ausgelegt. Aus der Fläche des Kühlkörpers läßt sich zusätzlich ein Strahlungswiderstand Rstr berechnen. Da die Leitung ebenfalls ein Teil der Wärme über Strahlung abführt, ist ein Strahlungswiderstand in gleicher Größenordnung wie der des Kühlkörpers parallel zum Leitungswiderstand angesetzt worden. Zlk Zl RBond P CSi RSi CCu RCu CLeit RLeit RStr RIso CKühl RKon Zl RStr RKühl ZKühl ZIso ZLeit ZCu ZSource Zgesamt Das folgende Diagramm ist das Ergebnis einer Maple V –Berechnung nach obigem Ersatzschaltbild. Berücksichtigt wurde auch die Temperaturabhängigkeit des Ron sowie der Strahlungswiderstände. Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences 100,0 95,0 90,0 Tu = 85°C 85,0 57 53 49 45 41 37 33 29 25 21 17 13 9 5 80,0 1 Temperatur in °C A K Super-FET 180A Dauerstrom Zeit in min Von Interesse ist auch die Temperaturerhöhung durch den Anlasserstrom. Hierzu ist ein Impuls simuliert worden, wie er bei extremen Kaltstartbedingungen mit einem 3KW-Anlasser auftreten kann. Innerhalb von 3ms wird der Spitzenwert von 1600A erreicht. Dieser klingt exponentiell mit der Zeitkonstanten =60ms auf den Durchdrehstrom von 900A ab: Stro m A Zeit ms Die nachfolgenden drei Diagramme zeigen den Temperaturverlauf in verschiedenen Zeitmaßstäben: daraus resultierenden Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences 90 88 86 erste 100ms 84 97 89 81 73 65 57 49 41 33 25 9 17 82 1 Temperatur in °C AK 200µ-MOSFET 1600A Startimpuls 900A Durchdrehstrom Zeit in ms 89 88 87 erste s 86 99 92 85 78 71 64 57 50 43 36 29 22 8 15 85 1 Temperatur in °C AK 200µ-MOSFET 1600A Startimpuls 900A Durchdrehstrom Zeit in 10ms Temperatur in °C AK 200µ-MOSFET 1600A Startimpuls 900A Durchdrehstrom 100 95 90 erste 15s 85 80 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Zeit in s Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences 5.4.3 Erwärmungen und Auslösezeiten von Schmelzsicherungen 5.4.3.1 Variante 1 Messing Zinn Die Sicherung besteht aus einem sich verjüngenden Messing-Blechstreifen von 1,5mm Dicke. In der Mitte befindet sich ein 2mm * 10mm breiter Zinnstreifen. Übersteigt die Temperatur die Schmelztemperatur des Zinns (232°C), löst die Sicherung aus. Der Engpaß von 10mm * 10mm *1,5mm hat einen elektr. Widerstand Rel von 50µ. In aller erster Näherung nimmt man an, dass die Verlustwärme mittig eingespeist wird und zu gleichen Teilen links und rechts abfließt. Für kurze Zeiten kann man annehmen, dass sich die Anschlußlaschen auf Umgebungstemperatur befinden. Für die Engstelle kann man jeweils einen Wärmewiderstand und einen Wärmekondensator für den Wärmestrom nach links und rechts berechnen: P P Tu Tu Rl Zusammengefaßt: P R C Mit R = 2,22K/W (= Rr/2) und C =0,378J/K Dieses RC-Glied erwärmt sich nach einer e-Funktion: t T TEnd (1 e ) mit C Rr Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences TEnd P R R C Der Wärmestrom P ist identisch mit der elektrischen Verlustleistung, die sich aus dem elektr. Strom I und dem elektr. Widertstand Rel berechnet: P I ² Rel Fließen zum Beispiel 300A an elektrischem Strom durch die Sicherung entpricht das einer Verlustleistung von 4,5W. Der Wärmestrom P ist dann ebenfalls 4,5W. Für diesen Strom kann man dann den Endwert der Temperatur TEnd und die Zeitkonstante berechnen: K 10 K W J K 0,378 2,22 0,84 s K W TEnd 4,5W 2,22 Die Zeit ist die Zeit, nach der die e-Funktion den 1/e-fachen Wert also etwa 63% des Endwerts erreicht hat. Diese Sicherung wird sich also bei 300A nach einigen Sekunden um 10K über die Umgebungstemperatur aufheizen. Ist die Umgebungstemperatur 25°C so wird die Endtemperatur dann 35°C sein. Man kann jetzt natürlich auch ausrechnen bei welchem el. Strom der Temperaturend-wert von 232°C erreicht wird. Bei dieser Temperatur wird das Zinn schmelzen und die Sicherung auslösen. Bei Tu = 25°C beträgt TEnd = 232°C - 25°C = 207K Und P TEnd 207 K 93,24W K R 2,22 W Aus Leistung P berechnet man dann den elektrischen Strom I P 1363 A R el Im Einsatz als PKW-Sicherung löst diese Sicherung erst bei Kurzschlußströmen über 1369A aus. Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences 5.4.3.2 Variante 2: 35 25 14 10 60 Der Sicherungsstreifen besteht aus einem 2mm dicken Messingblech. Der schmale mittlere Steg mit einer Breite von 3,3mm ist das auslösende Element, weil es den höchsten elektrischen Widerstand aufweist und damit bei el. Stromfluß am wärmsten wird. Steigt die Temperatur über die Schmelztemperatur von 900°C löst die Sicherung aus. Genaugenommen muß man dann noch die Schmelzwärme und die Verdampfungswärme des Metalls in einem Bereich von 1-2mm in der Mitte berücksichtigen. Beim Aufschmelzen verringert sich der elektrische Querschnitt, so daß die letzte Stufe explosionsartig erfolgt und die Zeitspanne im Vergleich zur gesamten Aufheizzeit vernachlässigbar ist. Der elektr. Widerstand beträgt Rel = 225µ. Der Wärmewiderstand nach oben genanntem Ersatzschaltbild R = 12K/W Die Wärmekapazität C = 0,4 J/K Daraus folgt eine Zeitkonstante = 4,8s Bei 300A gilt für die Temperaturerhöhung TEnd = 243K Die Berechnung des Stroms, bei dem die Schmelztemperatur von Messing 900°C erreicht wird, ergibt. I = 569A Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences 5.4.3.3 Vergleich der beiden Sicherungen Im Kurzeitbereich (<5s ) reagiert Variante 2 träger wegen 2 > 1 (Das ist zum Beispiel wichtig für Anlasserimpulse) Variante 2 löst aus bei Kurzschlußströmen ab 570A Variante 1 löst aus bei Kurzschlußströmen ab 1370A Das Auslöseverhalten von Variante 1 ist wegen Schmelzpunktes (232°) stark temperaturabhängig des niedrigen Variante 2 ist auch als Hochtemperaturbauteil bis 160°C Dauerbetriebstemperatur einsetzbar, ohne dass sich die Auslösecharakteristik ändert. 5.4.3.4 Weitergehende Näherung In einer weitergehenden Näherungsrechnung sind berücksichtigt worden: - der Strahlungswiderstand Rstr der Engstelle die Temperaturabhängigkeit des el. Widerstands der Engstelle der Abschlußwiderstand einer Leitung (Ra=10K/W und Ca = 10J/K) P Pa R Pi C Rstr Ca Ra Die Berechnungen sind mit MapleV durchgeführt worden und die Grafiken mit Microsoft Exel erstellt worden. Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences Temperature in °C Tyco-Fuse at 1800A bei T=25° Variante 1 300 250 200 150 Tyco 1800A 100 50 0 2min Time in 2s 2000 1500 1000 AK-Fuse570A 500 31 28 25 22 19 16 13 10 7 4 0 1 Tempearture in °C AK-Fuse at 570A and T=25°C Variante 2 Time in s Nach ca. 30s erreicht die Sicherung ihren Schmelzpunkt und löst aus Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences 160 140 120 100 80 60 40 20 0 AK-Fuse300A 46 41 36 31 26 21 16 11 6 Tyco-Fuse300A 1 Temperature in °C AK versus Tyco at 300A and T=25° Time in s 5.4.3.5 MapleV Programm > restart; Materialkonstanten > ro:=0.06: spez. el. Widerstand von Messing in Ohm mm²/m > cMe:=.3: spez. Wärmekapazität von Messing in J/gK lambdaMe:=80: spez. Wärmeleitfähigkeit von Messing in W/mK > a:=0.0015: linearer Temperaturkoeffizient des el. Widerstands in 1/°C > sigma:=5.669*10^(-8): Strahlungskonstante eines schwarzen Körpers in W*m^(-2)*K^(-4) Abmessungen > li:=12.5*10^(-3): Länge des Messingwiderstands in m > Ai:=3.3*2: Fläche des inneren Messingstegs in mm² > Rel:= ro*li/Ai: el. Widerstand in Ohm des Messingstegs (1/2 Länge) bei T = 25°C > mi:=8.5*1.25*0.33*0.2: Masse des 1/2 Stegs in g > Cin:=cMe*mi: Wärmekapazität des inneren Messingstegs (1/2) in J/K > Ri:=li/(lambdaMe*Ai*10^(-6)): Wärmewiderstand des inneren Messing Stegs (1/2) in K/W > Ra:= 10: Abschluß-Wärmewiderstand in K/W > Ca:=10: Abschluß-Wärmekapazität in J/K Fachhochschule Dortmund University Of Applied Sciences Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik > Astr:= 2*12.5*(2+3.3)*10^(-6): Strahlungsfläche des halben Stegs in m² Startwerte > Tu:=25: Umgebungstemperatur in °C > Io:= 570: Strom in Amperé > Tliste:=NULL: Liste der berechneten Temperaturen am Silizium > T:=Tu: Anfangstemperatur in °C > Rstr:=1000: Anfangswert des Strahlungswiderstands > t:=1: Hauptprogramm > from t to 40000 do > P:=Io^2*Rel*(1+a*(T-25))/2: > f:=1000/t: omega:=2*Pi*f: > Za:=Ra*(1/(I*omega*Ca))/(Ra+(1/(I*omega*Ca))): > Zb:=Za+Ri: > Zi:=Rstr*(1/(I*omega*Cin))/(Rstr+(1/(I*omega*Cin))): > evalf(%,4): > Z:=abs(%): > > Pin:=P*Zb/(Zi-Zb): > evalf(%,4): > abs(%): > evalf(%,4): > Delta:=%*Z: > > T:=Delta+Tu: > > Rstr:= Delta/(sigma*Astr*(((273+Delta+Tu)^4-(273+Tu)^4))): > > > t:=t+1: > if (t mod 1000) = 0 then Tliste:=(Tliste),T fi: > > od: > i:=1: > from i to 60 do print(evalf(Tliste[i],4)): Ausdruck der Temperaturen aus der Liste > i:=i+1: > od: 5.4.3.6 Vorschlag für weitergehende Näherung Eine noch genauere Berechnung könnte man durch eine feinere Aufteilung für den schmalen Steg durchführen. Deshalb ist der schmale Steg in 1,25mm Breite Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences Wärmewiderstände unterteilt worden. Wegen der symmetrischen Verhältnisse für den Wärmestrom braucht man auch nur die Halbe Sicherung zu betrachten: P/10 P/10 P/10 TU P/10 P/10 Ebenso wird angenommen, dass die Wärmeentwicklung in Teilwiderständen des Mittelstegs entsteht und dort eingespeist wird. Die Temperaturen entstehen aus der Überlagerung Temperaturwerte, die sich für die einzelnen Quellen ergeben. Mit diesen Annahmen ergibt sich folgendes Ersatzschaltbild: P1 P2 P3 P4 den (Addition) zehn der P5 Ri TM Ti TU Z1 Z2 Z3 Z4 Z5 Z6 Z7 Ci Rkoni Rstri Jeder kleine Messingblock bildet einen komplexen Wärmewiderstand Zi bestehend aus parallel geschalteter Wärmekapazität Ci , Strahlungswidertand Rstri , Konvektionswiderstands Rkoni sowie einem in Reihe liegenden Ri. TU ist die Umgebungstemperatur und ist damit als Bezugspotential anzusehen. TM bezeichnet die Temperatur in der Mitte des Sicherungsstreifen (, wenn diese >900°C beträgt, löst die Sicherung aus). Die einzelnen Abschnitte heizen sich auf unterschiedliche Temperaturen Ti auf, entsprechend muß man dies bei der Berechnung der stark temperaturabhängigen Strahlungswiderstände berücksichtigen. Die Temperaturen Ti erhält man, indem Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences zunächst die Teilwärmeströme Pi durch die Zi berechnet werden. Nach dem „ohmschen Gesetz“ kann man dann Ti berechnen: Ti Zi Pi Außerdem muß man über die Anzahl der Quellen aufsummieren: Ti gesamt ( Zi Pi) k k Mit den berechneten Ti berechnet man die Strahlungswiderstände für den darauffolgenden Zeitabschnitt (t+1). Zum Zeitpunkt t=0 sind die Strahlungswiderstände unendlich hoch, weil die Temperaturdifferenz zur Umgebung gleich Null ist. Programmtechnisch setzt man die Werte für die Strahlungswiderstände zu Beginn sehr hoch, damit werden sie bei der Berechnung der Parallelschaltung mit den Konvektionswiderständen herausgekürzt. Der Programierumfang potenziert sich mit der Anzahl der Quellen, deshalb wird an dieser Stelle auf ein programmtechnisches Beispiel verzichtet. Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences 5.4.4 Temperaturverlauf in einem Warmwasserspeicher Mit Warmwasser-Solarkollektoren kann besonders umweltfreundlich Energie sparen. Dabei tritt immer wieder die Frage auf, wie lange man bei gegebener Speichergröße noch warmes Wasser zur Verfügung hat. Bei großen Anlagen versucht man die Speicherzeit auch über 6 Monate zu bringen, um die überschüssige Sommersonnen- wärme im Winter nutzen zu könne. Hier ist dann die Speichergröße und der Isolationswiderstand zu berechnen, damit man auf eine entsprechende Speicherzeit kommt. 5.4.4.1 300l-Brauchwasserspeicher Ein mit Hartschaum isolierter Wassertank (300l) hat sich über einen Wärmetauscher, durch den bei Sonnenschein heißes Wasser fließt, am Tage auf 60°C aufgeheizt. Die Umgebungstemperatur beträgt durchschnittlich 21°C. Die Abhängigkeit der Temperatur von der Zeit soll ermittelt werden. Dazu muß zunächst eine Ersatzschaltung aus Wärmewiderständen und – Kapazitäten aufgestellt werden. In diesem Fall ist dies besonders einfach. Die Wassermasse stellt im Wesentlichen eine Wärmekapazität dar und die Hartschaumisolierung einen Wärmewiderstand: P P(t) 60°C R C TR(t) R 1 C TC(t) 21°C Tagsüber hat sich der Speicher wie ein Kondensator aufgeladen, nachts fließt ein Entladestrom, die Temperatur sinkt. In der Elektrotechnik gilt die Regel: Die Summe aller Spannungen in einem geschlossenem Stromkreis ist gleich Null. In der Wärmetechnik gilt analog: Die Summe aller Temperaturdifferenzen in einem geschlossenen Wärmekreis (hier 1) ist gleich Null, also Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences TR (t ) TC (t ) 0 oder P (t ) R 1 P (t )dt 0 C P (t ) 1 P (t )dt 0 RC Die Lösung dieser Integralgleichung für den Strom ist: t P(t ) P0 e RC mit P0 T0 R Die Lösung für die Temperatur erhält man über das ohmsche Gesetz der Wärmelehre (T=RP): t T (t ) R P(t ) R P0 e RC T (t ) T0 e t RC Die zahlenwertmäßige Berechnung sei hier wieder mit Maple demonstriert: > restart; > with(plots): > with(plottools): > To:=60; Anfangstemperatur des Speichers in °C To := 60 > Tu:=21; Umgebungstemperatur in °C Tu := 21 > Delta:=To-Tu; Anfangstemperaturdifferenz des Speichers in °C Delta := 39 > t_Ende:=100; Ende der Zeitskala in Stunden t_Ende := 100 > H:=1.35; Höhe des Tanks in m Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences H := 1.35 > d:=0.62; mittlerer Durchmesser des Isolationsmantels in m d := .62 > lambda:=0.03;spez. Wärmeleitfähigkeit des Isolationsmaterials in J/msK lambda := .03 > m:=300; Wassermenge in kg (1l = 1kg) m := 300 > W:=0.03; Wandstärke der Isolation in m W := .03 > c:=4.18*10^3; spezifische Wärmekapazität von Wasser in J/kgK c := 4180.00 > A:=(2*Pi*d*H)+((Pi*d^2)/2); Oberfläche A des Isoaltionsmantels A := 1.866200000 Pi > evalf(%,5); Mantelfläche in m² 5.8629 > R:=(1/lambda)*W/A; Wärmewiderstand R der Isolierung in K/W R := .5358482477 / > C:=m*c; Wärmekapazität C in J/K oder Ws/K C := 1254000 > tau:=R*C: Zeitkonstante tau; in Sekunden > evalf(tau,10); 213889.5065 > tau:=tau/3600; tau in Stunden tau := 59,4137 > T:=Tu+Delta*exp(-t/tau); T := 21 + 39 exp(- t / 59,4137) Fachhochschule Dortmund Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik University Of Applied Sciences > plot(T,t=0..t_Ende); T/°C t/h Man erkennt anhand des Kurvenverlaufs, dass man durchaus über einen Tag hinaus mit einem gut isolierten 300l-Tank warmes Wasser zum Duschen speichern kann. (Bei dieser Rechnung ist nicht die Wärmeableitung über die Anschlußrohre berücksichtigt, in Wahrheit wird die Abkühlung etwas schneller ablaufen.) Im Zusammenhang mit der Anschaffung einer Warmwasser-Solaranlage wird auch immer wieder die Frage gestellt, wieviel Energie E man einsparen kann. Wenn wir obiges Beispiel zu Grunde legen, können wir die Energieersparnis aus dem Wärmestrom P(t) berechnen: E P (t )dt E P0 e t RC dt 0 t E P0 ( RC ) e RC 0 t E T0 C e RC 0 E T0 C E 39 K 1254000 J / K E 48906000Ws E 13,585kWh Fachhochschule Dortmund University Of Applied Sciences Prof. Dr.-Ing. G.Babiel Informations- und Elektrotechnik Nehmen wir an, dass 1kWh ca. 0,12 Euro kostet und man die gespeicherte Wärme an 100 Tagen im Jahr nutzen kann, so erwirtschaftet die oben genannte Anlage mit dem 300l-Tank jährlich 120 Euro. Man kann auch sofort erkennen, dass eine um 10K höhere Speichertemperatur (T=70°C und T0 = 49K) schon ca. 20% mehr Energiegewinn bringen.