Vorschlag für einen Lehrgang Entropie in Klasse 9/10 M. Worbs Entropie 1. Stunde Irreversible Vorgänge Der Lauf der Welt ist nicht umkehrbar, Es gibt nur eine Richtung des Ablaufs natürlicher Vorgänge. Die Zeit (der Zeitpfeil) ist nicht umkehrbar. Film rückwärts anschauen (z.B. Wellenreiter rückwärts – Videobearbeitungsprogramm Adobe Premiere Pro) (video.google.com/videoplay - balancing.point extra 1 video.google.com/videoplay: „Sand Castle Explosions Backwards v.1“ (2 Minuten, you Tube) Versuche: Federpendel Fadenpendel Springender Flummi Rollender Ball ...alle kommen früher oder später zur Ruhe weitere Beispiele: Explosion Sprung vom Sprungturm Brennende Kerze Bremsendes Auto Ziegel fällt vom Dach Ein Tauchsieder erwärmt Teewasser Eine Tasse Tee kühlt aus ... Bei allen bisher genannten Beispielen findet Energieentwertung statt. Die Entwertung besteht darin, dass der Prozess nicht umkehrbar ist. weitere Beispiele: Salz-/Zuckerkristall löst sich in Wasser Ein Ei zerspringt Zwei verschiedene getrennt gehaltene Gase vermischen sich Hasso hat Flöhe. Die Simulation von 50 Flöhen, die zunächst nur auf Hasso sitzen, zeigt, dass sie bald auch andere Hunde plagen. Die Wahrscheinlichkeitsrechnung dazu zeigt, dass bei 50 Flöhen und 6 Hunden, alle Flöhe erst nach 650 = 1039 Sekunden - das Weltall ist 1018Sekunden alt - alle wieder bei Hasso sind, wenn die Flöhe ein mal pro Sekunde springen und vor jedem Sprung würfeln, auf welchem Hund sie landen. (Dorn Bader, Physik 2, Schroedel Verlag 2007, S. 194 f) → Gemeinsamkeit aller Beispiele: (Team- oder Hausaufgabe) Lehrgang Entropie 9/10 M. Worbs 1/13 Mit zunehmender Zeit wird ... ... entweder immer mehr Energie in innere Energie umgewandelt und als kinetische Energie der ungeordneten Bewegung der kleinsten Teilchen an die Umgebung abgegeben, d.h. auf sehr viele Teilchen gleichmäßig verteilt oder ... die Verteilung der kleinsten Teilchen selbst wird gleichmäßiger, d.h. weniger geordnet. 2. Stunde Bei allen Beispielen ist der Endzustand gegenüber dem Anfangszustand dadurch ausgezeichnet, dass der Prozess nur durch Energieaufwand, der seinerseits Änderungen in der Natur verursacht, umkehrbar ist. Die Zustandsgröße Entropie ist ein Maß für den Unterschied zweier Zustände bezüglich der Unordnung auf atomarer Ebene, die Entropie ist aus atomistischer Sicht ein Maß für die Menge der atomaren Unordnung in einem Körper, hinsichtlich jeden Merkmals, durch das sich Atomansammlungen unterscheiden können, also die Regellosigkeit von Art, Stellung und Bewegung der kleinsten Teilchen: Art der Atomsorten (bei Durchmischung verschiedener Atomsorten steigt die Entropie) Lage der Atome (streng symmetrisch geordnet im Gitterverband – amorph im Festkörper – beweglich in Flüssigkeiten – gasförmig chaotisch umherfliegend (chaos gr. - Gas). Die Entropie nimmt in dieser Reihe von links nach rechts zu) Bewegung der Atome (mit dem Geschwindigkeitsbetrag der ungeordneten thermischen Bewegung steigt die Entropie) Am absoluten Nullpunkt der Temperatur bei 0K liegen die kleinsten Teilchen z.B. die Moleküle von Kohlenmonoxidgas CO in Ruhe und im Festkörper perfekt symmetrisch geordnet vor. Jedes Molekül hat für seine Orientierung nur eine Möglichkeit. Bei steigender Temperatur werden die sehr schwachen Dipol-Kräfte überwunden, und die Moleküle ordnen sich unregelmäßig an. Im Modell (siehe Bild rechts) hat jedes Molekül zwei Orientierungsmöglichkeiten. (Bilder aus: P. W. Atkins, Einführung in die Physikalische Chemie, VCH 1993, S. 356) Ludwig Boltzmann hat die Formel S = k · lnW zur Berechnung der Entropie vorgeschlagen. Lehrgang Entropie 9/10 k: W ... Boltzmannkonstante k = R/NA Anzahl der Möglichkeiten, in denen man die Moleküle einer Probe bei gleichem Energiezustand anordnen kann (= Unordnung) M. Worbs 2/13 Im Falle der bei T = 0 K geordneten Moleküle (Abbildung 10-3) gibt es eine einzige Verteilungsmöglichkeit. Da ln1 = 0 ist, ist die Entropie S = 0. Wenn jedes Molekül 2 Orientierungen haben kann (Abbildung 10-4), ergeben sich W = 2 ·2 ·2 ·... ·2 = 220 Möglichkeiten und S = k·ln 220 = k·20·ln 2 = 1,9·10-22 J/K Für ein Mol CO-Moleküle, also nicht 20 sondern 6,023·1023 Stück, ergäbe sich damit eine 23 Entropie von S k ln(26,02310 ) k 6,023 1023 ln(2) = 5,76 J/K Wenn man die Entropie von 1 Mol CO in der Nähe von T = 0 zu messen versucht, erhält man tatsächlich einen Wert dieser Größenordnung, nämlich S = 4,6 J/K (P. W. Atkins, Einführung in die Physikalische Chemie, S. 356) 3. Stunde Wie sollte es möglich sein, die vielen Orientierungs- und Bewegungsmöglichkeiten der an den Prozessen beteiligten Atome und Moleküle zu erfassen und rechnerisch zu berücksichtigen?! Für die durch Wärmefluss in der Umgebung hervorgerufene Entropieänderung lässt sich ein einfacher und brauchbarer Zusammenhang für die Entropie angeben. ΔS = Q T Q = Wtherm: T: geflossene Wärmemenge / thermische Energie absolute Temperatur Wie groß die von einer Wärmemenge Q bewirkte Entropieänderung ΔS ist, hängt von der Temperatur ab. Wenn die Umgebung bereits heiß ist, benötigt man eine große Wärmemenge, um dieselbe Entropieänderung hervorzurufen, bei tiefer Temperatur genügt schon eine kleine Wärmemenge, um atomare Unordnung zu stiften Schön vergleichbar ist dies mit einem lauten Nießer, der auf belebter Straße oder im Bierzelt „...ein Prosit..“ kaum auffällt, im Konzert an ungünstiger Stelle aber erheblich stört. (Bilder: P. W. Atkins, Einführung in die Physikalische Chemie, S. 356) Die Gleichung ΔS = Q/T kann z.B. angewandt werden auf das Beispiel von Heizkörpern, die bei 60°C die thermische Energie 1000 J abgeben, der Raum nimmt diese Energie 1000 J bei 20°C auf. Die Entropie nimmt dabei nach der Gleichung um Q Q 1000 J 1000 J J Serz 0, 41 zu Tu To (273 20) K (273 60) K K Die thermische Energie wird bei dem Prozess entwertet. (Focus Physik 2, Cornelsen , S. 157) Lehrgang Entropie 9/10 M. Worbs 3/13 4. – 6. Stunde 2. Hauptsatz der Thermodynamik: Bei allen in der Natur ablaufenden (=irreversiblen) Prozessen nimmt die Entropie zu. Würde Wärme vom 20 °C warmen Zimmer zum 60 °C heißen Heizkörper strömen und dieser dadurch noch wärmer, die Raumtemperatur kälter, wäre dies mit einer Entropieabnahme begleitet. Dies wurde in der Natur bisher nie beobachtet. Ebenso wurde die spontane Umkehrung aller zu Beginn angeführter Prozesse nie beobachtet. Diese Erfahrung wird im Entropiesatz (2. Hauptsatz der Thermodynamik) formuliert: In thermisch abgeschlossenen Systemen kann die Entropie S nur zunehmen: ΔS ≥ 0. Diese Naturerfahrung steht dem Energiesatz zur Seite - genau genommen über ihm - und erlaubt nur die Energieumwandlungen, die auch mit dem Entropiesatz konform sind. „Der Entropiesatz bestimmt die zeitliche Richtung alles Naturgeschehens ...jede Umkehr blockierend. So erweist sich die Entropie als Herrin über Energie und Zeit.“ (Dorn Bader, Physik 2, Schroedel, 2007, S. 205) Wie ist es möglich - und mit dem 2. Hauptsatz vereinbar, dass Wärme periodisch in mechanische oder elektrische Energie verwandelt werden kann? Versuche/Praktikum/Stationenzirkel: Thermoelement Stirlingmotor Knatterboot Trinkende Ente Lichtwippe Modellkraftwerk aus Rundkolben und Kolbenprober Dampfmaschine ...Beispiele für Kraftwerke → Gemeinsamkeit aller Wärmekraftmaschinen: Es ist immer ein Temperaturgefälle, eine Stelle hoher Temperatur (warmes Reservoir) und eine Kühlung mit tiefer Temperatur (kaltes Reservoir) nötig. Ohne kaltes Reservoir, das einen Teil der Wärme (thermische Energie) und Entropie aufnimmt, lässt sich thermische Energie nicht periodisch in elektrische / mechanische Energie umwandeln. Um eine Maschine, die innere Energie in mechanische Energie umwandeln soll, über eine längere Zeit betreiben zu können, muss sie periodisch arbeiten. Um sie immer wieder in ihren Ausgangszustand zurückzubringen, muss ihr Medium immer wieder auf die Ausgangstemperatur abgekühlt werden. Es gibt keine periodisch arbeitende mechanische Maschine, die als Antrieb nichts tut, als einen Körper abzukühlen. Lehrgang Entropie 9/10 M. Worbs 4/13 Auch bei Wärmekraftmaschinen wird Entropie erzeugt, ΔS ≥ 0. Dies geschieht dadurch, dass eine Wärmemenge Qh bei hoher Temperatur Th aufgenommen und bei tieferer Temperatur Tt teilweise wieder abgegeben wird. Die Differenz Qh - Qt ist die mechanische Energie, die „gewonnen“ werden kann. Das Reservoir der hohen Temperatur Th gibt die Energie Qh ab. Es gibt die Entropie Sabgegeben = Sh = Qh/Th ab. Das Reservoir der tiefen Temperatur Tt nimmt die Energie Qt auf. Es nimmt die Entropie Saufgenommen = St = Qt/Tt auf. Wird genügend viel Wärme Qt bei der tiefen Temperatur Tt vom kalten Reservoir aufgenommen, so ist Entropiemenge Saufgenommen.= Qt/Tt größer-gleich der vom warmen Reservoir (Th) abgegeben Entropie Sabgegeben = Qh/Th und damit der 2. Hauptsatz erfüllt. ==> ΔS = Saufgenommen – Sabgegeben ≥ 0. Versuch: Bei eingeschalteter Kühlung zeigt eine Dampfmaschine bei gleicher Brennereinstellung eine deutlich höhere Wirkleistung. Die Drehzahl erhöht sich und ein angeschlossener Dynamo liefert deutlich mehr elektrische Energie. Der Wirkungsgrad einer Wärmekraftmaschine folgt aus dem Entropie- und dem Energiesatz: (Cornelsen, Focus Physik 2, S. 161) Lehrgang Entropie 9/10 M. Worbs 5/13 7. Stunde Ähnlich einem Fluss, in dem ein Wasserrad Flusswasser nach oben schöpft, so lange der Fluss fließt, müssen Wärme und Entropie fließen, damit beim thermischen Kraftwerk mechanische Energie ausgekoppelt werden kann. Strömt Wärme Q mit Entropie S oder umgekehrt?! Vergleicht man die aus der Definition S = Q/T erhaltene Gleichung Q = T · S mit anderen Gleichungen für strömende Größen, so lässt die Analogie z.B. zur Gleichung W = U · q aus der Elektrizitätslehre folgende Interpretation zu: Wie bei elektrischen Vorgängen ein Energiestrom P = ΔW/Δt bei der Spannung U mit dem Fließen der elektrischen Ladung q verbunden ist, so ist bei thermodynamischen Vorgängen der Wärmeenergiestrom P = ΔQ/Δt bei der Temperatur T mit dem Entropiestrom verbunden. Diese Analogie legt die Einreihung der thermodynamischen Phänomene in das Prinzip von Antrieb – Strömung – Widerstand nahe. Es strömt in allen Fällen eine extensive Größe. Antrieb ist die Differenz einer intensiven Größe. In allen Fällen ist ein Transport von Energie mit dem Strom verbunden. Elektrischer Strom W = q · U = q · Δφ Wasserfall W = m · g · Δh Wasserkreislauf W=V·Δp Entropiestrom Wtherm= Q = S · ΔT Antrieb (Differenz einer intensiven Größe) Potentialdifferenz Δφ = Spannung U Höhendifferenz Δh Strömendes Medium (extensive Größe) Druckdifferenz Δp Volumen V Temperaturdifferenz ΔT Entropie S Ladung q Masse m / Gewicht m·g Eine weitere Analogie ist, dass im entsprechenden Widerstand, der sich der jeweiligen Strömung in den Weg stellt, hochwertige Energie in innere Energie umgesetzt und dabei Entropie erzeugt wird (z.B. wird ein elektrischer Widerstand durch den Strom warm). Im Fall des Entropiestroms wird dieser Zusammenhang etwas verwischt, da die strömende und die erzeugte Größe von derselben Natur sind. Ein thermischer Widerstand (Entropie- und Energiestromwiderstand) ist z.B. eine Wärmedämmung – sie sorgt für ein großes ΔT. Strömt trotz Dämmung thermische Energie Q zur tiefen Temperatur, so wird viel Entropie erzeugt. Lehrgang Entropie 9/10 M. Worbs 6/13 (www.job-stiftung.de → Lehrgang Entropie) Die weitergehende Formulierung „So wie elektrische Ladung Träger der elektrischen Energie ist, kann die Entropie als Träger der thermischen Energie Q aufgefasst werden. (Metzler Physik, Schroedel Verlag, 2007, S. 171)“ ist sehr zweifelhaft! So wie die elektrischen Ladungen nicht die Träger der elektrischen Energie („fleißige Bienen“) sind, so ist auch die Zustandsgröße Entropie nicht Träger der thermischen Energie Q. Sonst müsste z.B. längs eines Wärmeleiters die thermischen Energie Q auf dauernd mehr werdende Träger umverteilt werden, da die Entropie beim Prozess der Wärmeleitung ja zunimmt. Lehrgang Entropie 9/10 M. Worbs 7/13 Versuch: Mit Hilfe zweier Peltierelemente (Thermoelement), vier Wärmekoppelelementen und zwei Heat-Pipes lässt sich ein Entropiestromkreis aufbauen, mit dessen Hilfe man analog zum elektrischen- oder Wasserstromkreis mechanische bzw. elektrische Energie von der einen Seite des Kreislaufs zur anderen transportieren kann. (Material siehe Literatur) Entropie Shin, Energie Qhin ───────> <──────── Entropie Srück > Shin Energie Qrück < Qhin Da sich thermische Energie nicht vollständig in elektrische Energie umformen lässt, erhöht man den Wirkungsgrad durch Schließen des Wärmekreislaufs. Um effektiv Energie zu übertragen, muss Entropie im Kreis fließen. (Präsentation „Entropie“ Dieter Plappert, Freiburg, Fachberatertagung Donaueschinen 2007) Lehrgang Entropie 9/10 M. Worbs 8/13 8. Stunde Wie ist es möglich – und mit dem 2. Hauptsatz vereinbar, dass Wärme (= thermische Energie) vom Körper tieferer zum Körper höherer Temperatur fließt? Beispiele/Versuche/Stationenzirkel: Wasser wird gepumpt. Es entsteht eine Druckdifferenz Kühlschrank Wärmepumpe Stirlingmotor umgekehrt betrieben Thermoelement umgekehrt betrieben Wärme, d.h., Entropie und Energie wird gepumpt. Es entsteht eine Temperaturdifferenz → Gemeinsamkeit aller Wärmepumpen: Mechanische oder elektrische Energie wird bei den Wärmepumpen in thermische (innere) Energie entwertet. Dadurch wird Entropie erzeugt, die den Prozess möglich macht. Der theoretische Wirkungsrad einer Wärmepumpe berechnet sich aus dem Entropie- und Energiesatz: (Cornelsen, Focus Physik 2, S. 159) Lehrgang Entropie 9/10 M. Worbs 9/13 (Dorn Bader, Physik 2, S. 200) 9. Stunde „Aggregatzustandsentropie“ und „Temperaturentropie“ Spontan und endotherm – Prozesse, die freiwillig unter Abkühlung verlaufen: Beispiele/Versuche/Stationenzirkel: Eine Brausetablette löst sich im Wasser spontan unter Abkühlung. Eine Mischung aus festem Bariumhydroxid (Ba(OH)2 · 8H2O) und festem Ammoniumthiocyanat (NH4SCN) ergibt in einem verschlossenem Erlenmeyerkolben beim Schütteln eine Flüssigkeit, die so kalt wird, dass ein feuchtes Tuch von außen am Kolben festfriert. Kältemischung mit Kochsalz „Verdunstungskälte“ → Gemeinsamkeit der unter Abkühlung spontan verlaufenden Prozesse: Aus Feststoffen entsteht Flüssigkeit bzw. Gas (oder aus einer Flüssigkeit entsteht ein Gas), die kleinsten Teilchen haben nach der Reaktion mehr Bewegungsfreiheit, mehr als zuvor. Die Beobachtung der spontanen Abkühlung ist vereinbar mit dem Entropiesatz, wenn man nicht nur die Entropieänderung aus Wärmeflussphänomenen berücksichtigt. Der Gewinn an Entropie ΔSr durch die Produktion eines flüssigen oder gasförmigen Stoffes aus einem Feststoff bei der Reaktion „Aggregatzustandsentropie“ überwiegt die Abnahme der Entropie in der Umgebung ΔSUmgebung durch den Wärmefluss„Temperaturentropie“. Die insgesamt erzeugte Entropie ist ΔSerzeugt≥ 0 ΔSerzeugt = ΔSUmgebung+ ΔSr ≥ 0 ΔSUmgebung ΔSr (1) ... Anteil der Entropieänderung des Systems durch Fluss von Entropie von außen oder nach außen auf Grund von Wärmefluss („Temperaturentropie“). ... Anteil der Entropieänderung des Systems durch Vorgänge im Inneren des Systems bei der Reaktion („Aggregatzustandsentropie“). Hinweis für Fächerverbund mit Chemie: Multipliziert man die Gleichung (1) mit –T, so ergibt sich –T ΔSerzeugt = –T ΔSUmgebung –T ΔSr (2) mit –T ΔSerzeugt = ΔG (freie Reaktionsenthalpie) und –T ΔSUmgebung = -Q = ΔH (Reaktionsenthalpie) ergibt sich die Gibbs-Helmholtz-Gleichung ΔG = ΔH –T ΔSr , mit der Chemiker vorhersagen, ob - oder bis zu welcher Temperatur - eine chemische Reaktion abläuft. ΔG muss ≤ 0 sein (was gleichbedeutend ist mit der Forderung ΔSerzeugt≥ 0), damit die Reaktion abläuft. Lehrgang Entropie 9/10 M. Worbs 10/13 Versuch Mit einem Gummiband als Kältemaschine lässt sich der Zusammenhang zwischen „Aggregatzustandsentropie“ und „Temperaturentropie“ spürbar begreifen. An der Lippe - dem empfindlichsten Thermometer unseres Körpers - lässt sich beobachten: Spannt man das Gummiband schnell erwärmt es sich. Die Entropie S sinkt, weil die zuvor ungeordnet geknäulten Gummimoleküle im gespannten Zustand mehr Ordnung aufweisen. Da die Unordnung der Gummimoleküle abnimmt, kann die Bedingung ΔS ≥ 0 nur erfüllt werden, indem die „Temperaturentropie“ entsprechend stark zunimmt. Nach ΔS = ΔQ/T ist das mit einem Wärmefluss in die Umgebung (Lippe) verbunden. Entspannt man nun schnell, steigt die Unordnung der Gummimoleküle, T kann entsprechend sinken. Ist die Existenz so hoch geordneter Organismen wie Pflanzen, Tiere und Menschen mit dem Entropiesatz vereinbar? Warum sterben wir nicht den Entropietod? Alle Lebewesen sind offen für den Durchfluss von Stoffen, Energie und die Entsorgung von Entropie, die bei Menschen und Tieren dadurch entsteht, dass sie entropiearme Nahrungsmittel (Glucose, Kohlehydrate, Proteine, Fette) in Wärme und entropiereiches CO2 und H2O verwandeln. Pflanzen, die entropiearme Glucose- und Kohlenhydratmoleküle aufbauen, benötigen dazu flüssiges Wasser, das sie als entropiereichen Wasserdampf verdunsten. 10. Stunde Übungen Lehrgang Entropie 9/10 M. Worbs 11/13 Literatur: P. W. Atkins, Einführung in die Physikalische Chemie, VCH 1993 Dorn Bader, Physik 2, BW, Schroedel, 2007 Focus Physik 2, BW, Cornelsen Verlag, 2007 Metzler Physik, Schroedel Verlag, 2007 www.job-stiftung.de Bildungsplan Gymnasium Baden Württemberg, 2004 Conrad-Katalog, Elektronik und Technik 2006, S. 481 Wärmeleitrohr Ø 6mm, L 250mm Bestellnummer: 189191-93 (Preis 8,19 €/Stück) Wärmekoppelelement für Pipe Ø 6mm, 40 x 60 x 10 mm Bestellnummer: 189258-93 (Preis: 15,09 €/Stück) Opitec-Katalog, Hobby fit, 2006/07, S. 94 Peltier-Element 40 x 40 x 4,7 mm, 15V, 33 W Bestellnummer 207.147 (Preis: 8,90 €/Stück) Lehrgang Entropie 9/10 M. Worbs 12/13 Lehrgang Entropie 9/10 M. Worbs 13/13