Alles Wichtige über Meerschweinchen Ein Infoblatt von Nehle Meier-Eßeling www.nehlesmeeris.de Meerschweinchen sind äußerst soziale Lebewesen, deshalb müssen die Tiere immer mindestens zu zweit gehalten werden. Da Meerschweinchen Sippentiere sind, wäre eine größere Gruppe allerdings günstiger. Ein Tier aus welchen Gründen auch immer in Einzelhaft zu halten ist absolut nicht vertretbar und grenzt an Tierquälerei! In Österreich und der Schweiz ist Einzelhaltung von Meerschweinchen bereits gesetzlich verboten, Deutschland wird hoffentlich demnächst nachziehen. 1 Die besten Gruppenkonstellationen sind: Ein (Früh)kastrat mit einem oder mehreren Weibchen. Eine sehr harmonische Konstellation, die jeder Zeit um ein/mehrere Weibchen erweitert werden kann. Diese Form der Haltung kommt dem Leben der Tiere in der Natur am nächsten. Bock/Kastraten-WG. Hier sollten entweder alle Tiere (früh)kastriert sein, oder man vergesellschaften einen Leitbock mit einem/mehreren (Früh)kastraten. Eine Bock/Kastraten-WG ist für den Anfänger genauso geeignet wie eine gemischte Gruppe. Anmerkung: Kastriert = Der bereits geschlechtsreife Bock wurde mit mehr als 300g und/oder älter als vier Wochen kastriert. Da das Männchen bereits Spermien produziert hat, die im Samenleiter noch eine ganze Weile überleben können, muss eine 4-6 wöchige Kastrationsfrist eingehalten werden. In dieser Zeit muss der Bock noch von jeglichen Weibchen ferngehalten werden, wenn kein Nachwuchs gewollt ist, da er jetzt noch decken könnte. Frühkastriert = Das Böckchen wurde vor der Geschlechtsreife kastriert (mit 3 bis 5 Wochen und 230g bis 300g). Es entfällt die Kastrationsfrist, da das Tier noch keine funktionstüchtigen Spermien vor der OP gebildet hatte. Frühkastraten sind sehr umgänglich mit Böcken, weil der heruntergesetzte Testestoronspiegel bewirkt, dass die Tiere meist keinen Anspruch auf die Chefrolle erheben und so die Rangordnung in einer Bock-Frühkastraten-WG geregelt ist. In einer geschlechtergemischten Gruppe entwickelt sich ein Frühkastrat genauso wie ein Kastrat zum Haremsoberhaupt, allerdings nur wenn kein anderer Kastrat/Bock in der Gruppe vorhanden ist. Weniger ideal aber auch möglich sind diese Konstellationen: Eine reine Weibchengruppe. Hier kommt es oft zu Streitigkeiten, da ein Kastrat fehlt der natürlicherweise die Chefrolle einnehmen würde. Meeris haben eine sogenannte induzierte Ovulation, daher ist das Risiko bei Weibchen die ohne Bock bzw. Kastrat leben sehr viel höher an Eierstockzysten zu erkranken, als bei Weibchen die in gemischten Gruppen wohnen. Eine Gruppe von unkastrierten Böcken kann durchaus funktionieren, es klappt aber eben auch oft nicht. Meerschweinchen kommen drei mal in ihrem Leben innerhalb des ersten Jahres in sogenannte Rappelphasen. Bei diesen Phasen, vor allem wenn die Böcke gleichaltrig sind und somit auch gleichzeitig die Rappelphasen durchleben, kann es zu Streit zwischen den Tieren kommen. Manchmal zerstreiten sich die Böcke so, dass ein weiteres Zusammenleben unmöglich ist. Deshalb sollte vorbeugend der unterlegene Bock kastriert werden (oder beide Tiere), bevor es zu Streit in der Gruppe kommt. Ist die Gruppe erst einmal zerstritten, gibt es kaum noch Hoffnung, dass es in dieser Konstellation jemals wieder friedlich zugehen wird – dann hilft nur noch Trennung und jeweils mit neue Partnertieren vergesellschaften. Meerschweinchenbabys können zwar ab vier Wochen und mindestens 300g von der Mutter getrennt werden und dann ggf. in ihr neues Zuhause ziehen, da die Tiere allerdings in den ersten sechs Lebensmonaten den Großteil ihrer Sozialisierung erfahren ist eine Gruppe aus alleinig jungen Tieren nicht ideal. Besser wäre es wenn wenigstens ein Schweinchen mindestens ein halbes Jahr alt ist. So kann es die jüngeren Tiere erziehen und ihnen die „meerschweinischen Regeln“, die in einer Gruppe einzuhalten sind, beibringen. Eine Gruppe die nur aus Jungtieren besteht braucht meist wesentlich länger um zahm zu werden. Den Kleinen fehlt einfach ein erwachsenes Schwein, welches ihnen Sicherheit vermittelt, in dem sie von ihm Abschauen können wie man sich wann verhält und dass der Mensch eigentlich gar nicht gefährlich ist – obwohl er so furchterregend groß ist. 2 Bei der Haltung von Meerschweinchen muss man mit mindestens 0,5 m2 pro Tier rechnen. Diese Angaben entsprechen den Grundflächen für zwei Tiere von 140cm x 70cm. Diese Maße sind die der großen handelsüblichen Kleintierkäfigen, man kann allerdings auch ganz einfach ein tolles Zuhause für seine Schweine selber bauen. Inspiration kann man sich im Internet holen. Mit einer zweiten Etage lässt sich der Stall auf praktische Art vergrößern. Den Schweinchen macht es jede Menge Freude hoch und runter zu hüpfen. Meerschweinchen sind Fluchttiere und benötigen unbedingt Unterschlüpfe, in die sie sich bei vermeintlicher Gefahr zurückziehen können. Geeignet sind Unterstände, Röhren oder Häuschen, aber immer mit mindestens zwei Eingängen, so dass kein Tier bei Streitereien in die Ecke gedrängt werden kann. Meerschweinchen können auch problemlos Draußen gehalten werden, wenn die Tiere ab dem Herbst an die kühler werdenden Temperaturen gewöhnt werden. Für den Winter sollte man den Tieren ein Häuschen (aus dickem Holz oder mit Styropor isoliert) anbieten, das die Tiere sich mit ihrer Körperwärme aufheizen können. Es sollte unbedingt für jedes Tier in einem solchen Häuschen Platz sein. Kälte bereitet den Tieren allerdings weniger Probleme, schlechter vertragen sie Hitze, Nässe und Zug! Darum darf man den Stall im Winter nicht komplett verschließen (mit Noppenfolie, Plexiglas o. ä.), denn sonst kommt es wegen des Kondenswassers, das durch die Atmung der Tiere entsteht, zu einem feuchten und für die Tiere schädlichen Klima im Käfig. Außenhaltung ist zwar für die Tiere kein Problem, bedeutet aber für den Menschen dafür viele Unbequemlichkeiten. So ist das Füttern und Misten bei Regen oder Schneesturm nicht sehr angenehm. Auch dass man die Tiere im Winter zum Streicheln nicht in die Wohnung holen kann, da der Temperaturunterschied für den Kreislauf der Tiere zu groß wäre, stellt die Wetterfestigkeit des Halters auf die Probe. Im Sommer muss man darauf achten, dass die Tiere im Freilauf auf der Wiese immer Schatten zur Verfügung haben, sonst kommt es schnell zu einem Hitzschlag, der oft tödlich endet. Deswegen auch keine Häuschen in den Freilauf stellen, die sich in der Sonne stark aufheizen können. Besser geeignet ist ein luftiger Unterstand oder eine Röhre mit großem Durchmesser. Als Einstreu eignet sich das handelsübliche Kleintierstreu. Auch sind gepresste Pellets aus Mais/Hanf oder Stroh gut geeignet, da sie geruchsbindend und saugstark sind. Heu sollte man nicht als alleiniges Einstreu verwenden, da dieses schnell anfängt zu schimmeln. Stroh kann man auch an einigen Stellen über das Streu geben. Es wird gerne zum knabbern und erkunden angenommen. Als alleiniges Einstreu eignet es sich allerdings nicht, da es nicht sehr saugstark ist - es leitet lediglich den Urin nach unten weiter. Bei Stroh muss man darauf achten, dass die Halme nicht zu groß und sperrig sind, ansonsten kann es leicht zu Verletzungen der Augen kommen. 3 Um eine gute Pflege der Tiere zu sichern und Krankheiten vorzubeugen sowie rechtzeitig zu erkennen, ist ein wöchentlicher „Meeri-TÜV“ neben der täglichen Beobachtung der Tiere unumgänglich. Es sollten folgende Punkte kontrolliert werden: Gewicht: Gewichtsverlust von mehr als 50g deutet auf eine Krankheit hin. Das Tier ist sehr gut zu beobachtet und ggf. einem Tierarzt vorzustellen. Für das Wiegen eignet sich eine Küchenwaage, deren Anzeige in Grammschritten verläuft. Bei Jungtieren die sich noch im Wachstum befinden ist eine nicht vorhandene Gewichtszunahme besorgniserregend. Fell: Das Fell sollte auf Kahlstellen und Parasiten untersucht werden. Parasiten halten sich vornehmlich im Bereich der Hinterhand und des Halses auf. Haare bis zur Wurzel auf Eier und sich bewegende „Punkte“ untersuchen. Bei langhaarigen Tieren muss das Fell an der Hinterhand relativ kurz gehalten werden, um Verfilzung und Verschmutzung zu vermeiden. Kämmen ist aber nicht zwingend nötig. Ohren: Die Ohren sollten nicht schuppig oder weißlich sein, sondern eine ledrige, glatte Haut aufweisen. Auch das Innere des Ohres sollte kontrolliert werden. Zähne: Die Zähne sollten gerade abgenutzt sein und frei von Verschmutzung. Lediglich die Schneidezähne sind vom Halter einsehbar, die Backenzähne kann nur der Tierarzt untersuchen. Besteht der Verdacht auf Zahnprobleme (z. B. wegen Gewichtsverlust) sollte deshalb schnellstmöglich ein Tierarzt aufgesucht werden. Augen: Die Augen sollten klar sein und glänzen. Auch zugekniffene Augen deuten auf eine Erkrankung hin. Bei Auffälligkeiten sollte rasch gehandelt werden, denn im schlimmsten Fall können wenige Stunden entscheiden ob das Auge noch zu retten ist oder nicht. Krallen: Die Krallen müssen alle paar Wochen gekürzt werden. Sie sollten nicht krumm sein und das Tier beim Laufen nicht behindern. Beim Kürzen auf den durchbluteten Teil der Kralle achten. Hat man doch einmal zu weit geschnitten, ein paar Minuten ein Taschentuch auf die Kralle drücken um die Blutung zu stoppen. Genitalien: Hier sollte untersucht werden ob die Genitalien, auf Grund von Durchfall beispielsweise, verschmiert sind. Bei Böcken/Kastraten muss außerdem noch die Perenealtasche kontrolliert werden und ggf. mit etwas Öl gereinigt werden. Bei langhaarigen Männchen sollte man die Haare um den Penis herum immer kurz halten, denn sonst können diese sich in dem Schaft festsetzten was, wie man sich vorstellen kann, sehr schmerzhaft ist. Bei der Fütterung spielt Heu die erste Geige! Meerschweinchen sind Nagetiere und brauchen den ganzen Tag über etwas zu knabbern, deshalb sollte Heu im Käfig immer vorhanden sein. Heu ist sehr wichtig für den Abrieb der Backenzähne und sollte morgens die erste Mahlzeit sein. Auch braucht der Stopfmagen der Schweinchen immer Nachschub, ansonsten kann es leicht zu Koliken kommen. Die Nippeltränke sollte jederzeit mit Wasser gefüllt sein. Man kann auch einen Napf verwenden, allerdings verschmutzt dieser schnell durch Einstreu oder Futter – deshalb besser erhöht (auf einen Backstein beispielsweise) stellen oder oft säubern. Der Trinkbedarf von Wasser ist bei Meerschweinchen meist nicht sehr hoch, da für die MS die Flüssigkeit aus dem saftigen Frischfutter schon fast ausreichend ist. Saftfutter brauchen Meerschweinchen täglich. Sie sind auf eine Vitamin C Zufuhr angewiesen, denn sie können dieses Vitamin nicht selber herstellen. Die Saftfutterrationen können sehr vielseitig gestaltet werden: Von Frühjahr bis Herbst sollte das Saftfutter hauptsächlich Bestandteile aus der Natur beinhalten. Verschiedene Grassorten, Löwenzahn aber auch verschiedene Kräuter wie Huflattich, Breitwegerich, Giersch und vieles mehr munden den Schweinchen bestens. Auch frische Zweige samt Blättern kann man den Tieren anbieten. Beispielsweise alle ungespritzten Obstbäume, Fichten, Haselnusssowie Brombeeräste sind geeignet. Der Speiseplan kann auch um Gemüse wie Karotte, Gurke, Fenchel, verschiedene Salatsorten, Grünkohl, Kürbis etc. erweitert werden. Im Winter muss man die Gemüsemenge entsprechend erhöhen, da alles Frische aus der Natur wegfällt. Obst schmeckt den Tieren ebenfalls. Gut sind hier z. B. Äpfel, Bananen, Weintrauben sowie Melonen geeignet. Genaue Listen was alles gefüttert werden darf finden sich im Internet. Obst sollte nur in Maßen verfüttert werden, da es viel Fruchtzucker enthält und somit schädlich für die Zähne ist. Auch alles Blähende wie die meisten Kohlsorten und Klee sollten die Tiere nur in kleinen Mengen gereicht bekommen. Bei sogenanntem Trocken-, Kraft- oder Körnerfutter muss stark auf Qualität und die Inhaltsstoffe geachtet werden. Die wilden Verwandten unserer Schweinchen ernähren sich hauptsächlich von Gräsern und Kräutern. Der Verdauungstrakt ist dieser kargen, recht kalorienarmen und sehr ballaststoffreichen Kost angepasst. Auch bei unseren heutigen Meerschweinchen hat sich dies durch die Jahrhunderte lange Domestikation nicht geändert. Meeris werden deshalb durch eine kalorienreiche Ernährung mit Sämereien etc. schnell zu dick und die Darmflora wird krankhaft verändert, was drastische gesundheitliche Folgen hat. Deshalb sollte das Trockenfutter nur aus Dingen bestehen die man auch frisch verfüttern würde. Gut geeignet sind beispielsweise Pellets aus gepresstem Heu, sowie getrocknetes Gemüse und Kräuter. Ein gesundes erwachsenes Meerschweinchen, welches in Innenhaltung lebt, benötigt Trockenfutter eigentlich überhaupt nicht. Nur bei Tiere die in Außenhaltung leben, im Wachstum sind oder sich in der Zucht befinden, ist die Gabe von qualitativ hochwertigem Trockenfutter angebracht. Leckerlies wie Drops, Waffeln, Knabberstangen und bunte Futtermischungen, die es im Zoohandel gibt, sind nicht für die tägliche Fütterung geeignet, da sie zuviel Zucker, Getreide und Fett enthalten. Investieren Sie ihr Geld zu Gunsten Ihrer Tiere lieber in gesundes und für die Schweinchen ebenso leckeres Gemüse. 4 Meerschweinchen haben einen sehr gut ausgeprägten Geruchssinn der den Menschen weit überlegen ist. Auch hören können sie gut, besonders hohe Töne werden noch in einem Bereich wahrgenommen, der für Menschen nicht mehr erfassbar ist. Mit den Augen können Meerschweinchen auch Farben erkennen. Der Gesichtskreis ist relativ groß, allerdings reicht er nicht sehr weit in die Ferne. Zum Weiterlesen empfehle ich den Ratgeber der Meerschweinchenhilfe e. V. Bestellen kann man das preisgünstige Buch hier: http://meerschweinchenhilfe.de/index.php?page=70 Auch kann man sich gut auf folgenden Internetseiten informieren: www.diebrain.de www.the-golden-nuggets.de www.fraumeier.org Artgerechtes Futter und Zubehör kann man beispielsweise in folgenden Shops bestellen: www.cavialand.de www.hansemanns-team.de www.zooplus.de www.breker.de www.raupenuniversum.de www.kleintiervilla.de Wenn man einen Stall selber bauen möchte sind unteranderem diese Links interessant: www.tierische-eigenheime.de.tl und www.meerschweinforum.de unter „Eigenkreationen“ Spaß macht es sich in verschiedene Foren mit anderen Meerschweinchenverrückten auszutauschen: www.meerschweinforum.de www.meerschweinchen.com Meerschweinchenverbände: www.meerschweinchenfreunde.de www.vdrz.de www.mfd-lv-bayern.de www.meerschweinchenclub-bayern.de