1988 ...............................................................................................................................................................5 7. März 1988 ..................................................................................................................................................5 1991 ...............................................................................................................................................................5 4. Februar 1991 ..............................................................................................................................................5 23. März 1991 ................................................................................................................................................5 Oktober 1991 .................................................................................................................................................5 1996 ...............................................................................................................................................................5 Aus dem Katalog „Annäherung“ (1996) .......................................................................................................5 Annäherung (1996) ........................................................................................................................................6 1997 .............................................................................................................................................................11 Triptychon (1997) ........................................................................................................................................11 1999 .............................................................................................................................................................12 Serie der „Maria-Bilder“ (1999) ..................................................................................................................12 2000 .............................................................................................................................................................12 Seitenwende (2000) .....................................................................................................................................12 Die Darstellung der empfundenen Realität..................................................................................................13 2001 .............................................................................................................................................................14 Die Sieben Göttinnen (2001) .......................................................................................................................14 Eva-Göttin-Adam (2001) .............................................................................................................................15 2002 .............................................................................................................................................................16 _linurische Kunst (2002) .............................................................................................................................16 „Verhältnisse“ (2002) ..................................................................................................................................17 Einander-Serie (2002) ..................................................................................................................................17 Gedanken zum Bild "Einblicke und Aussichten" (2002) ............................................................................17 2003 .............................................................................................................................................................18 Die sequenzielle Einander-Serie (2003) ......................................................................................................18 (25. 10. 2003) ...............................................................................................................................................18 2004 .............................................................................................................................................................19 Allgemein und zur Serie der „Assoziationen“ (2004) .................................................................................19 Tiefe der Landschaft (2004) ........................................................................................................................19 Sozio-Serie (2004) .......................................................................................................................................19 Abendma(h)len (2004).................................................................................................................................20 Zeichnen Zeigen Zeugen (2004) ..................................................................................................................20 2005 .............................................................................................................................................................21 Zur „Gelben Serie“ (2005)...........................................................................................................................21 Die relationalen Ebenen der Hermeneutik der Existenz (2005) ..................................................................22 Lebensweisheit (30. 10. 2005) .....................................................................................................................22 2006 .............................................................................................................................................................22 Über die Beliebigkeit (2006) .......................................................................................................................22 Wirklichkeit vs. Realität (1. 8. 2006) ..........................................................................................................23 2007 .............................................................................................................................................................23 Fälle (16. 2. 2007) ........................................................................................................................................23 Ungur (27. 7. 2007) .....................................................................................................................................24 Über den Tod ...............................................................................................................................................24 2008 .............................................................................................................................................................24 Bildtexte (2008) ...........................................................................................................................................24 Vor den Kopf gestoßen (29. 8. 2008) ..........................................................................................................26 Außenseiter und Randgruppen ....................................................................................................................27 2009 .............................................................................................................................................................27 „“ (16. 2. 2009) ............................................................................................................................................27 „“ (19. 2. 2009) ............................................................................................................................................27 „“ (20. 2. 2009) ............................................................................................................................................27 „“ (27. 2. 2009) ............................................................................................................................................28 „“ (28. 2. 2009) ............................................................................................................................................28 „“ (4. 3. 2009) ..............................................................................................................................................28 „“ (5. 3. 2009) ..............................................................................................................................................28 „“ (14. 3. 2009) ............................................................................................................................................29 „Die Virtualität der Existenz“ (21. 3. 2009) ................................................................................................30 Welterklärung (23. 3. 2009).........................................................................................................................31 Steuerung (23. 3. 2009) ...............................................................................................................................31 „“ (28. 3. 2009) ............................................................................................................................................32 „“ (5. 4. 2009) ..............................................................................................................................................32 Realität (6. 4. 2009) .....................................................................................................................................33 „“ (11. 4. 2009) ............................................................................................................................................33 „“ (19. 4. 2009) ............................................................................................................................................33 „“ (23. 4. 2009) ............................................................................................................................................34 „“ (25. 4. 2009) ............................................................................................................................................34 „“ (5. 5. 2009) ..............................................................................................................................................34 „“ (11. 7. 2009) ............................................................................................................................................34 „“ (12. 7. 2009) ............................................................................................................................................34 „“ (13. 8. 2009) ............................................................................................................................................34 „“ (14. 8. 2009) ............................................................................................................................................35 „“ (23. 8. 2009) ............................................................................................................................................35 „“ (8. 9. 2009) ..............................................................................................................................................35 „“ (23. 8. 2009) ............................................................................................................................................35 „“ (23. 8. 2009) ............................................................................................................................................36 „“ (12. 9. 2009) ............................................................................................................................................36 Was erklärt die Welt? (5. 10. 2009) .............................................................................................................37 Zur Serie „Welterklärung“ .......................................................................................................................37 (5. 10. 2009) .................................................................................................................................................38 Scheibenbilder (5. 10. 2009) ........................................................................................................................38 „beliebig, Gedanken in Werk und Wort“ (9. 10. 2009) ...............................................................................38 Ich male und zeichne, (10. 12. 2009)...........................................................................................................39 2010 .............................................................................................................................................................39 (13. 5. 2010) .................................................................................................................................................39 (8. 7. 2010) ...................................................................................................................................................40 (9. 7. 2010) ...................................................................................................................................................40 (10. 7. 2010) .................................................................................................................................................40 (10. 7. 2010) .................................................................................................................................................40 (11. 7. 2010) .................................................................................................................................................41 „“ (20. 7. 2010) ............................................................................................................................................41 „“ (21. 7. 2010) ............................................................................................................................................41 „“ (23. 7. 2010) ............................................................................................................................................41 „“ (25. 7. 2010) ............................................................................................................................................41 „“ (26. 7. 2010) ............................................................................................................................................41 „“ (27. 7.2010) .............................................................................................................................................41 „“ (1. 8. 2010) ..............................................................................................................................................42 (3. 8. 2010) ...................................................................................................................................................42 „“ (5. 8. 2010) ..............................................................................................................................................42 „“ (15. 8. 2010) ............................................................................................................................................42 „“ (16. 8. 2010) ............................................................................................................................................42 Linie (August 2010) .....................................................................................................................................42 (24. 8. 2010) .................................................................................................................................................42 (25. 8. 2010) .................................................................................................................................................43 Strom (25. 8. 2010) ......................................................................................................................................43 Kahlschlag (25. 8. 2010) ..............................................................................................................................43 Die Schöpfung (25. 8. 2010)........................................................................................................................43 Die Schöpfung (25. 8. 2010)........................................................................................................................44 Klischee (26. 8. 2010) ..................................................................................................................................44 Quelle (27. 8. 2010) .....................................................................................................................................44 „Getümmel“ (29. 8. 2010) ...........................................................................................................................45 (30. 8. 2010) .................................................................................................................................................45 (27. 9. 2010) .................................................................................................................................................45 Flächen (1. 10. 2010) ...................................................................................................................................45 Die Schöpfung (2. 11. 2010)........................................................................................................................46 Die Schöpfung (3. 11. 2010)........................................................................................................................46 Die Schöpfung (4. 11. 2010)........................................................................................................................47 (13. 11. 2010) ...............................................................................................................................................47 (13. 11. 2010) ...............................................................................................................................................48 „Beisl“ (24. 11. 2010) ..................................................................................................................................48 (?) .................................................................................................................................................................48 Schleuße (?) .................................................................................................................................................49 Abzweigung .................................................................................................................................................49 Absolutheit ...................................................................................................................................................49 Fingerzeig ....................................................................................................................................................49 Ungleichheit .................................................................................................................................................49 Manipulation ................................................................................................................................................50 Fernblick ......................................................................................................................................................50 „“ (18. 12. 2010) ..........................................................................................................................................50 2011 .............................................................................................................................................................50 „“ (6. 1. 2011) ..............................................................................................................................................50 Gesellschaftliche Situationen (16. 1. 2011) .................................................................................................50 Eindeutig Zweideutiges (16. 1. 2011)..........................................................................................................50 Gravitation (22. 1. 2011) .............................................................................................................................51 Heimat (3. 2. 2011) ......................................................................................................................................51 Schein und Sein (3. 2. 2011) ........................................................................................................................51 Außenwelt – Territorium – Karte (7. 2. 2011).............................................................................................51 Realität (8. 2. 2011) .....................................................................................................................................51 (9. 2. 2011) ...................................................................................................................................................52 Das Objekt Karte (10. 2. 2011) ....................................................................................................................52 „“ (25. 2. 2011) ............................................................................................................................................52 „“ (3. 3. 2011) ..............................................................................................................................................52 „“ (3. 3. 2011) ..............................................................................................................................................53 „“ (10. 3. 2011) ............................................................................................................................................53 „“ (11. 3. 2011) ............................................................................................................................................53 „“ (14. 3. 2011) ............................................................................................................................................53 Das Reale Gottes (15. 3. 2011) ....................................................................................................................53 „“ (17. 3. 2011) ............................................................................................................................................53 „“ (24. 3. 2011) ............................................................................................................................................54 Bild (25. 3. 2011) .........................................................................................................................................54 „“ (6. 4. 2011) ..............................................................................................................................................54 (7. 4. 2011) ...................................................................................................................................................54 „“ (28. 4. 2011) ............................................................................................................................................54 „-“ (18. 5. 2011) ...........................................................................................................................................55 „-“ (15. 6. 2011) ...........................................................................................................................................55 (17. 9. 2011) .................................................................................................................................................55 Die Tasche (24. 9. 2011, 31. 10. 2011)........................................................................................................55 Karten (10. 7. 2011) .....................................................................................................................................56 „-“ (18. 10. 2011) .........................................................................................................................................56 Verantwortung (31. 10. 2011) .....................................................................................................................56 Sinn (31. 10. 2011) ......................................................................................................................................56 Gehen (1. 11. 2011) .....................................................................................................................................57 Heiliger Geist (2. 11. 2011) .........................................................................................................................57 „-“ (19. 11. 2011) .........................................................................................................................................57 Begegnung (9. 12. 2011) .............................................................................................................................57 „“ ..................................................................................................................................................................57 2012 .............................................................................................................................................................57 „-“ (10. 1. 2012) ...........................................................................................................................................57 „-“ (3. 1. 2012) .............................................................................................................................................58 „-“ (9. 1. 2012) .............................................................................................................................................58 „-“ (26. 1. 2012) ...........................................................................................................................................58 Strukturen (2. 2. 2012) .................................................................................................................................59 Wahrnehmung (2. 2. 2012) ..........................................................................................................................59 Bücher (2. 2. 2012) ......................................................................................................................................59 Grenzen (7. 2. 2012) ....................................................................................................................................59 „-“ (21. 2. 2012) ...........................................................................................................................................60 (22. 2. 2012) .................................................................................................................................................60 Bilderflut (24. 2. 2012) ................................................................................................................................60 „-“ (27. 2. 2012) ...........................................................................................................................................61 „-“ (1. 3. 2012) .............................................................................................................................................61 „-“ (6. 3. 2012) .............................................................................................................................................61 „-“ (8. 3. 2012) .............................................................................................................................................61 „-“ (18. 3. 2012) ...........................................................................................................................................61 Schachspiel (3. 4. 2012)...............................................................................................................................61 „-“ (11. 4. 2012) ...........................................................................................................................................62 „-“ (13. 4. 2012) ...........................................................................................................................................62 Zeit [!?!] (13. 4. 2012) .................................................................................................................................62 „-“ (18. 4. 2012) ...........................................................................................................................................62 Durchschnitt (21. 4. 2012) ...........................................................................................................................62 (24. 4. 2012) .................................................................................................................................................63 Allgemeine Zeichen (19. 5. 2012) ...............................................................................................................63 Haushaltszeichen (5. 7. 2012) ......................................................................................................................63 Punkzeichen (7. 7. 2012) .............................................................................................................................64 (1. 8. 2012) ...................................................................................................................................................64 „-“ (21. 8. 2012) ...........................................................................................................................................64 Wozu Kunst? (23. 8. 2012) ..........................................................................................................................65 „-“ (10. 9. 2012) ...........................................................................................................................................65 Gott (30. 10. 2012).......................................................................................................................................65 „-“ (15. 11. 2012) .........................................................................................................................................65 „-“ (30. 11. 2012) .........................................................................................................................................65 „-“ (2012) .....................................................................................................................................................65 Lebenslüge - Illusion (27. 5. 2013) ..............................................................................................................66 Linuren .....................................................................................................................................................69 1988 7. März 1988 Im Drängen nach der Wahrheit wird vieles zur Einbildung. Das Bewusstsein der teilweisen Einbildung aber macht so unglaublich unsicher. 1991 4. Februar 1991 „Wissen Sie, Sie sollten sich der Gruppe anschließen! Und ich sage Ihnen, das Einzige, was den Menschen vorwärts treibt ist die Steigerung seines Selbsterhaltungstriebes: Zu Interessensgruppen haben sich Menschen zusammengeschlossen um anonym und im Schutze der anderen auftreten zu können!“ Eine Einzelstimme gegen eine Gruppenmeinung zählt leider nicht, auch wenn diese Stimme das Wort der Vernunft gegen den Schleim der Dummheit ist. 23. März 1991 In meinen Bildern existieren viele Ebenen; kompliziert verschachtelt, manchmal für mich selbst nicht völlig durchschaubar, weil manches zufällig einfließt, anderes in der Wirkung anders ist, als ursprünglich beabsichtigt. Oktober 1991 Gefangen von der Spur des Flugzeugs am Himmel Gebannt von der Spannung zwischen einkaufenden Menschen Festgehalten von den Reizen des Körpers Erschlagen von den Bildern der Katastrophe Herausgefordert vom zunächst weißen Bildgrund. 1996 Aus dem Katalog „Annäherung“ (1996) Funktion Diese Bilder von Michael Bottig haben zwei Aufgaben: Einerseits beinhalten sie den Charakter des Sensibilisierens, Aufdeckens und in neue Zusammenhänge Stellens. Andererseits haben die Werke den Habitus des dialogisierenden Spielens. Dies geschieht zuerst zwischen dem agierenden Künstler und dem Bild, anschließend zwischen dem Bild und dem interessierten Betrachter und, den Kreis vollendend, zwischen dem kritischen Betrachter und dem horchenden Künstler. Thematik „Warum mir die Frau so wichtig ist, liegt nicht nur in der Natur der Sache. ich sehe in der Frau den wichtigeren Teil der Gesellschaft. Schließlich ist sie es, welche die Kinder gebiert Als Mutter ernährt sie das Kind, und wurde so zum Symbol der Fruchtbarkeit, Zeichen des Lebens aber auch des Todes. Die Macht, die sie durch ihre biologischen und sozialen Fähigkeiten hat und die Nachteile, die ihr von der Gesellschaft daraus erwachsen sind für mich Grund genug, mich damit zu befassen. Nicht nur das, sondern die Gesamtheit der sozialen Ebene, das Aufzeigen von Problemfeldern, meine Erinnerungen sowie Assoziationen sind mir wichtig. Das gemäße Ausdrucksmittel in Form von Zeichen dient auch dazu, die Schriftähnlichkeit des Darstellens und Lesens hervorzuheben. Fazit Die Gemälde von Michael Bottig haben eben diese Qualität, nämlich beim Betrachter Emotionen auszulösen, Emotionen, die nicht unbedingt der vordergründigen Intention entsprechen. Je komplexer die Gedanken sind, die er zu vermitteln sucht, desto weniger scheint auch er auf die emotionale Komponente zu achten, desto authentischer fallen die Ergebnisse aus. Annäherung (1996) (Text zum Katalog „Annäherung“) Erste Ebene (Leserin und Leser) Ich nähere mich Ihnen an, indem ich die Bilder gemalt habe und Sie Ihnen in dieser Form präsentiere. Ich nähere mich Ihnen an, weil ich - es mag möglicherweise ungewöhnlich sein - Ihnen selbst meinen Zugang zu diesem Thema darlege. Meine Annäherung gilt in zweiter Ebene der Gesellschaft: Ich lebe in dieser Gemeinschaft, ich bin ein Teil von ihr und werde auch meinen Teil beitragen. Die Eindrücke bringe ich in andere, neue Zusammenhänge und mache sie wieder zugänglich. Damit eröffnen sich wieder neue Perspektiven, ein Kreislauf entsteht. Dem nächsten Bereich mich zu nähern, ist am schwierigsten, weil NICHTS SO KLAR IST, DASS ES NICHT MINDESTENS ZWEIDEUTIG SEIN KANN. Ich möchte mich der Weiblichkeit nähern, der großen, so viel facettierten, alles gestalten könnenden Frau. Schließlich gilt meine Annäherung der Kunst, dem Medium, mit welchem ich meine Ideen und Konzepte verwirkliche. Eine Ausstellung hat etwas Exhibitionistisches, im Sinne von Preisgabe des Innersten, Persönlichsten an sich. So stelle ich mir häufig die Frage: "Warum male ich?". Ich muss Ihnen gestehen, ich weiß es nicht. Aber dieses philosophische WARUM umgehe ich und frage stattdessen profan: "Wieso male ich?" Es ist ein Drang, ein Bedürfnis mich artikulieren zu wollen. Jedes Mal, wenn ich eine derartige Serie von Arbeiten fertig gestellt habe, bin ich leer. Die Distanz, welche ich in dieser Phase zu meinen Bildern aufbaue, gleiche ich durch die Erwartung von Reaktionen auf die Bilder aus. Mir ist die Konfrontation meiner Bildinhalte mit den Betrachtern wichtig, deshalb verschicke ich meine Bilder auch im Internet. Zweite Ebene (Gesellschaft) Meine Arbeitsweise ist geblockt: Ich lasse Ideen in mir reifen, die ich in Skizzen und Studien formuliere, bis der Drang des Ausarbeitens übergroß ist. Dann arbeite ich an mehreren Bildern gleichzeitig, einerseits um das Trocknen der Öllasuren abzuwarten und andererseits um in einem Dialogmodus die jeweiligen Arbeit weiter zu gestalten. Je nach Verfassung und Stimmung wähle ich das Bild aus, mit dem ich den Dialog aufbauen kann. In dieser Situation steht das Bild stellvertretend für die Gesellschaft, die ich dann vor mir sehe und mit der ich mich unterhalte, der ich meine Sehweise zeigen will. Somit bleibt das Malen ein Erlebnis, ein immer neuer Zugang zum Werk und zu meinen Mitmenschen, eine Annäherung. Bilder wirken auf mehreren Ebenen. Eine davon ist in der Zusammenschau des Kataloges (oder einer Ausstellung) zu sehen, wenn Bild neben Bild zusehen ist und im Zusammenhang mit Erklärungen steht. Diese Sicht hat einen rationalen Informationsgehalt. Eine andere Ebene ist in der weiteren Zukunft des Bildes zu sehen, dort nämlich, wo das Bild im privaten Bereich hängt und die eigentliche Annäherung geschieht. Mit dem Menschlichen im Menschen sind wir tagtäglich konfrontiert. Die Tatsache, dass jemand in der Lage ist einem Mitmenschen Leid zuzufügen oder einem anderen zu helfen, können wir sehen, nicht alle können es erklären und noch weniger Menschen wollen es beeinflussen. Zu sehr sind wir im Geflecht diverser Beziehungen gefangen. Beziehungen, die wir in einer Partnerschaft eingehen, Beziehungen, die wir in unserer Gesellschaft gegenüber anderen eingehen. In meinen Bildern suche ich nach Erklärungen, vielleicht kann ich mit meinen Werken auch einmal menschliche Beziehungen positiv beeinflussen. Dritte Ebene (Frau) Warum mir die Frau so wichtig ist, liegt in meiner Natur als Mann. Nun sehe ich aber in der Frau den wichtigeren Teil der Gesellschaft. Schließlich ist sie es, welche die Kinder gebiert ("Mutter"), sie ist es aber auch, welche die Geburt verhindern kann. Die Frau ernährt das Kind und wird so zum Symbol der Fruchtbarkeit, sie kann aber durch Nahrungsentzug den Tod bringen. Die Frau war es, die in unserer Gesellschaft gekocht hat, dass heißt, die Nahrung vom Rohzustand in ein schmackhaftes Essen umwandelt, das hat ihr allerdings den Ruf der Zaubertrank brauenden Hexe ("Der Krug") eingebracht. So viel Gutes die Frau in die Gesellschaft einbringt, so viel Schlechtes wird der Neider auch finden. Die Macht, die sie durch ihre Fähigkeiten (nicht nur die biologischen) hat und die Nachteile, die sie dadurch erfährt, verändern immer wieder die Gesellschaft. Für mich jedenfalls Grund genug, mich intensiv damit zu beschäftigen. Vierte Ebene (Kunst) Ein mir wichtiger Kontrast entsteht zwischen ästhetisch ansprechenden Formen und grausam, ("Jungfrau/Mutter"). Auf der linken Seite mit dem Merkmal des Gebens, gegenüber mit dem Merkmalbrutal anmutenden Elementen ("Gelbes Dreieck"). Manche von Ihnen haben schon ein blutverschmiertes neugeborenes Kind gesehen, vielleicht haben Sie auch einmal durch einen Unfall verursachte blutige Gliedmaßen gesehen. Der Unterschied liegt im Erleben, in den Assoziationen, welche im einen, wie im anderen Fall aus der Situation Gefühle wecken. Wenn ich die Farbe Rot verwende, so ist sie das Zeichen der Liebe, das Symbol der Verletzlichkeit, das Bild des Lebens oder Element des Sterbens. Diese Elemente in meinen Bildern sind absichtlich so offen, damit Sie die Möglichkeit haben, jeden Tag neu hinzusehen und Ihrer momentanen Emotion entsprechend ihre Assoziationen wirken lassen zu können. So wie Rot hat auch Blau viele Bedeutungen ("Schale und Flasche"). Es bedeutet unter anderem das Wesen des Weiblichen, aber auch der Einsamkeit. Meine Farbwahl ist teils von der allgemeinen Farbsymbolik geleitet, andererseits von der emotionalen Ebene beeinflusst. Ein anderer Kontrast ist formal bedingt. Er entsteht zwischen Fülle ("Große Sehnsucht") und Sparsamkeit ("Kondensation")von Formen. Dieser Quantitätskontrast hat mehrere Gründe: So wie es in der Literatur Romane, Geschichten aber auch Gedichte gibt, schöpfe ich das Repertoire zwischen angefüllten und auf Zitate reduzierte Bilder aus. Weiters liegt ein Grund im Ausdruck des Themas. Vergleichen sie die Bilder auf diesen beiden Seiten: In beiden Bilder ist die Frau dargestellt, allerdings links als Jungfrau, rechts als Mutter des Freigebens, des Gebärens. Einerseits gilt der Ausdruck des Steigerns, rechts der des Aufbauens. Links sehen sie verbildlicht die Inspiration, rechts die Neugeburt, hier die Schau, dort die Wiedergeburt, die Wiederholung, hier das Entschwinden zur Weisheit, dort das Bewusstsein der Unsterblichkeit. In unserer Religion werden diese beiden Seiten der Frau in der jungfräulichen Mutter Maria vereint. Die Gefäße ("Brust IV"[Der Gral]), welche ich häufig darstelle, sind nicht als Stillleben gedacht. Das Konzept dieser Serie von Arbeiten liegt in der Übersetzung. Verstehen Sie die Gefäße als Zeichen! Deshalb sind sie häufig frontal, auf einer Standlinie gestaltet ("Grüner Becher"), die in sich bereits das Wesen der Abstraktion trägt. Die Gefäße vertreten das Weibliche und das Männliche, somit stehen sie für unsere Eigenschaften. Gefäße beherrschen unser Leben. Das erste Gefäß, in dem wir entstehen, ist die Gebärmutter. Das Gefäß, aus dem der Säugling trinkt, ist die Brust. Es heißt, dass die erste Schale von der Brust ("Brust III [Weisheit]")der Göttin Helena geformt worden sein soll. Unsere weitere Ernährung entnehmen wir diversen, unterschiedlich geformten Behältnissen. Betrachtet man das Gefäß als Aufbewahrungsbehelf, so ist das Haus ein großes Gefäß, genauso wie unser Lieblingsgefäß, das Auto. Und unser letztes Gefäß wird der Sarg sein, der unter dem Grabhügel verborgen sein wird, wie unter einem Bogen, dem bergenden und beschützenden Zeichen des Weiblichen. Sie sehen also, wie wesentlich Gefäße für uns sind und ihre augenscheinliche Symbolhaftigkeit erkennen Sie in der Benützung: Bier aus der Flasche getrunken hat eine andere Bedeutung, als Wein aus dem Kelch oder Tee aus der Schale. ANNÄHERUNG an Michael Bottig von Sabine Prokop Viel will er in seinen Werken zeigen, uns sagen. Da er selbst das Medium Sprache gewählt hat - nicht um seine Bilder zu erklären, sondern um sich zu erklären - folge ich ihm ins Wort. Der Rückgriff auf allgemein verständliche Ausdrucksweisen (in Wort und Bild) ist ihm aus seinem pädagogischen Wirken geläufig, das ständige Ringen um den adäquaten Ausdruck ist aber mehr als pädagogisch, es ist ihm lebenswichtig, innerster Antrieb. Das Bemühen, seine Gedanken, seine Gefühle immer wieder in Zeichnungen, Gemälden, Drucken mitzuteilen, hat ihn zu verschiedensten Serien geführt. Die 1995 und 1996 entstandenen Arbeiten dieses Kataloges handeln von der Frau in ihrer gesellschaftlichen Stellung. Ein großes Thema, ein sehr aktuelles. Hat mich eigentlich sofort interessiert... Und dann stand ich vor den Bildern. Großen Bildern, mit kräftigen Farben. Viele Ebenen fand ich da, manche sprachen zu mir, andere gaben mir Rätsel auf, manche schwiegen ausdauernd. Viele Elemente tauchten auf, sollten mir vermutlich etwas mitteilen. Ich fand Werke, die mich direkter berührten. Die schaute ich mir näher an. Da war eines, eines mit sehr wenigen Geschichten auf den ersten Blick. Klare Farben: Rot, Blau, Gelb, ein wenig Weiß, etwas Grün. Die Komposition sehr ausgewogen, helle Akzente auf dunklem Grund. Mit kräftiger Hand sind die Farben aufgetragen, erst bei eingehender Betrachtung kommt die Mehrschichtigkeit ins Bewusstsein. Beinahe abstrakt erscheint der Bildgegenstand, doch es sind Gefäße, ein dickes mit breiter Öffnung und ein schlankes, hohes. Krug und Flasche, die uns in dieser Serie noch oftmals begegnen werden. Der Krug ist blau, Blau mit Weiß, der Untergrund erdfarben, so wie der Hintergrund, die Flasche rot, mit Weiß aufgehellt. Bei genauerem Hinsehen fällt die Schnur, die die Umrisse nachzieht, auf. Die zwei Gegenstände berühren einander jedoch nicht, der Zwischenraum ist dunkelgrün, diesen Zwischenraum quillt Gelbes, aus dem Krug, schmiegt sich an die Außenseite, berührt die Flasche und tropft zäh zu Boden. Übervoll scheint der Krug zu sein. Wer ihn wohl so angefüllt hat? Die Flasche schießt bloß eine kleine Portion ihres Inhaltes in die Höhe, wenig nur, und rot wie sie. Nichts im Vergleich zum gelben, warmen Überfluss. Jede Sektflasche kann das besser. Das Bild nennt Michael Bottig ÜBERLAUF, das Motiv von Flasche und Krug hat für ihn tiefere Bedeutung. Flaschen stehen für das Männliche, Krüge - und besonders Schalen - für das Weibliche. DER KRUG heißt ein Bild, das Schale, Becher und Krug einem Bild im Bild gegenüberstellt. Zweiteres zeigt eine alte, arbeitende Frau, gebeugt von der Last ihrer Pflichten, monochrom in der kältesten aller Farben, Blaugrün, dargestellt, nur durch heftige Pinselstriche mit dem rosig-warmen Bildgrund verwoben. Über der Frau stehen die Gefäße, die Aufgaben ihres Daseins, gleichsam ein Kommentar dazu. Im anderen, ähnlich gestalteten Gemälde (Bild im Bild mit Frauen, naturalistische Gefäße, Farbkontrast) sind Schale, Krug und Flasche noch realistischer ausgestaltet und außerdem farblich differenziert. (ISOLIERTE FRAUEN). Auch der Hintergrund ist polychrom, wenn auch gedeckt. Bloß eine kleine rote Fläche korrespondiert mit dem satten Grün des Frauenbildes (Sie scheinen Wäsche zu waschen). Da Gefäße und Frauen-Bild sich auf ungefähr gleicher Höhe befinden, entsteht ein Sog nach unten und an die linke Bildkante. Dort scheinen nur grobe Pinselstriche zu existieren, lasierende Schichten von Blau und Grau. Oder doch nicht? Ist da nicht eine Gestalt verborgen? Eine Frau, kniend, auf ihren Fersen sitzend, die Beine geöffnet, die Hände ausgebreitet, als würde sie etwas halten. Wer ist diese Frau, um die es Michael Bottig geht? Das Modell fast aller Darstellungen ist identifizierbar, es ist seine Frau. Die intensive Beziehung, die ihm für seine Arbeit unerlässlich ist, könne er zu keinem anderen Modell aufbauen, meint er. Aber es gehe ihm nicht um eine spezielle Frau, die Frau im Allgemeinen möchte er darstellen. Diese Frau versuche er immer mehr zu verstehen und somit die Polarisierung der Geschlechter zu vermeiden. Mit der Kenntnis der "speziell weiblichen Fähigkeiten" tue er sich "natürlich schwer", aber im Prinzip würde er sich lieber mit der Frau identifizieren als mit dem Mann in der herkömmlichen gesellschaftlichen Rolle. Mit der Frau in jeder Beziehung!? Nein, nicht in jeder Beziehung, zum Beispiel nicht beim Gebären der Kinder. (Womit wir beim Thema sind). Frauen können Kinder gebären, Leben schenken - und genauso verweigern. Diese Fähigkeit ist zentrales Thema seiner Frauendarstellungen, wie in UNSTERBLICHKEIT (Mutter). Ein Werk, das viele seiner Darstellungs- und Gestaltungsweisen exemplarisch zeigt: Realismus und Abstraktion, klare Farbigkeit kontrastiert von gebrochenen, gedeckten Tönen, symbolische, zeichenhafte Hinweise und emotionale Gestaltung, subtile Farbübergänge und expressionistischen Farbauftrag, plastische Malerei und schlichte Linienzeichnung (um einige zu nennen). aus der unendlichen Weite des Universums (quasi) speit ein Lichtloch rotes, blutiges Leben, das in die Spirale des Daseins mündet und durch Dünkel und Dunkel wieder ans Licht klimmt. Unten, im Kreisen der Energie kann man kindliches Gestaltenausnehmen. Oben, bestrahlt vom Licht der alles spendenden Quelle steigt eine Frau empor. Die Beschreibung dieses Bildes gelingt mir nicht ohne Assoziation im phonetischen Sinn, wie es zum Beispiel Arno Schmidt für die Literaturwissenschaft an Adalbert Stifter und Karl May analysiert hat. Sein Grundtenor ist, dass Werke, die das Unterbewusstsein (in diesen Fällen jeweils im erotischen bis sexuellen Sinn) ansprechen, Assoziationsketten auslösen. (Der geneigte Leser möge Näheres bei Arno Schmidt: Sitara oder der Weg dorthin, Karlsruhe, 1963, nachlesen.) Die Gemälde von Michael Bottig haben eben diese Qualität, nämlich beim Betrachter Emotionen auszulösen, Emotionen, die nicht unbedingt der vordergründigen Intention entsprechen. Je komplexer die Gedanken sind, die er zu vermitteln sucht, desto weniger scheint auch er auf die emotionale Komponente zu achten, desto authentischer fallen die Ergebnisse aus. Auch wenn das Ziel seiner Malerei ist, uns seine Wahrnehmung der gesellschaftlichen Realität "Frau" mitzuteilen, das Medium seiner Kunst ist seine Frau (unter anderem), der er sicher nicht nur auf einer solchen geistigen Ebene verbunden ist. Vielleicht könnte er beim Einsatz sozusagen neutraler Modelle die persönliche Emotionalität ausschließen, aber zum Glück versucht er das gar nicht. Er liefert uns Bilder, die brennen, die den Rahmen der sicher ernst gemeinten Mitteilungen sprengen wollen. In FRAUEN ist dieses Feuer konkret dargestellt. Aus einer Art Bildschirmfläche, die in rasender Fahrt auftaucht, ragt eine (seine) Frau in eine Welt voll Flammen. Sie liebkosen sie, fügen ihr keinen Schaden zu. Unberührt von Idealisierungen des weiblichen Schönheitsideals aus der Celluloidindustrie oder Weiblichkeitssignets dominiert sie das Bild, still in sich versunken, eigentlich unerreichbar. Auf diesem und dem vorher genannten Bild ist die Frau jeweils in Rückenansicht dargestellt, mit entsprechend starker Betonung des Gesäßes und der Schenkel. Michael Bottig drängt auch sonst oft die primären und sekundären Geschlechtsmerkmale aus dem Bild. Peter Gorsen hat das in seiner Analyse der Werke Adolf Frohners als phallisch diagnostiziert (Peter Gorsen: Frohner, Adolf: Körperrituale, Jugend und Volk, München, 1975). In INSPIRATION (JUNGFRAU) wird der weibliche Körper ebenfalls in phallischer Form dargestellt. Gerade diese Vereinigung von Weiblichkeit und Männlichkeit in einem Motiv drückt spontan und direkt das aus, was er uns sonst auf vielen anderen Bildebenen mitteilen will. 1997 Triptychon (1997) „Nimm die Schnur des Lebens, entwickle den Geist, schreibe, beschreibe Sonne, Mond und das Leben.“ BLEIern wiegt das Unvermögen gemeinsamer Sprache SCHWARZ getränkt das Blatt der Liebe. „Der Genuss des scheinbar Endlosen Zyklus von Erregen, Befruchten, Schwangerschaft und Geburt nährt unsere Inbrunst, mit der wir unsere Spezies evolutionieren.“ Im Anfang war das Bild, es war voll und bunt. Es wollte sich mitteilen und griff zum Wort. Dieses vermehrte sich, es wurde mehr und mehr, bis die Menge eine unüberschaubare Flut ergab. Von weitem betrachtet erschloss sich eine Linie, die wellte und beugte sich. Sie formte sich zu einer Geschichte, erzählt in Worten. Übrig blieben Bilder, Bilder, Bilder. „Ich erachte die Frau als den wichtigeren Teil der Gesellschaft. Sie hat die naturgegebene Macht über Leben und Tod.“ „Denn die Liebe treibt durch ihr Schweigen zum blinden Wahnsinn, wie sie durch die gemeinsame Sprache zur Herzensweite führt.“ „Nichts ist so eindeutig, dass es nicht zumindest zweideutig ist.“ „Schön ist die Natur, ich mache Kunst!“ 1999 Serie der „Maria-Bilder“ (1999) Letztendlich besteht zwischen Bild und Sprache kein Unterschied. Beides setzt sich aus Zeichen zusammen, beiden liegt die gleiche Apperzeptionssyntax zugrunde, beide erschließen sich nur im Wollen der Rezeption. 2000 Seitenwende (2000) Ich habe dich nicht gebeten, Du aber hast mich geladen. Ich habe dich nicht gebeten, Du aber hast mich beschenkt. Das Buch ist gelesen. Der Kaffee ist getrunken. Die Bank ist abgesessen. Der Film ist abgelaufen. Die Stadt ist durchwandert. Das Wesentliche ist gesagt. Du hast mich nicht gebeten, Jetzt lade ich dich. Du hast mich nicht gebeten, Jetzt beschenke ich dich. Die Darstellung der empfundenen Realität „Nichts ist so eindeutig, dass es nicht zumindest zweideutig sein kann“ „Schön ist die Natur, ich mache Kunst!“ „Der wichtigere Teil der Gesellschaft ist die die Frau“ Die Gründe dafür: Ad 1) Der Wechsel der Kommunikationsebenen zwischen aktiv und passiv, reden und hören. Ad 2) Natur – Naturalismus – Realismus – Kunst Kunst ist in dem Maße der Realität verpflichtet, als sie Ausdruck des Künstlers und Ausdruck der Empfindung gegenüber der Gesellschaft ist – kritisch, politisch, …ehrlich. Ad 3) Mehrere Sichtweisen: Weibliches im Mann (Anziehung des Adäquaten) Polarität (trieb- und Sexualstruktur) Funktion (Denkstruktur, Gebären, Nähren, Formen) eine Basis meines Schaffens. Darstellung Empfindung aktiv Realität passiv Darstellung: = Kommunikationsform ( Sinne v. a. visuell: Zeichen Wechselspiel = Riechen, Tasten, Schmecken, Hören, Sehen) Körper – Körpersprache Bilder – Bildersprache Der Zusammenhang zwischen Bezeichnendem und Bezeichnetem scheint arbiträr. Zeichen stellen eine Vereinfachung dar; Verständigung über mehrere Ebenen. Eine bedürftige Person setzt Zeichen, die interpretiert werden können, … Die Semiotik lehrt von sprachlichen und nichtsprachlichen Zeichen, während die Semantik die Lehre von der Bedeutung der Zeichen ist, die Beziehung zwischen dem Zeichen und dem Bezeichnetem. Die Pragmatik legt die Referenz zum Benutzer fest. Die Syntax regelt die Beziehung zwischen den Zeichen. Darstellungsmittel Die Darstellung benötigt Mittel zur Realisierung: Punkt, Linie, Fläche, Körper, Raum Punkt und Linie sind Elemente der Abstraktion – Simplifizierung; Je stärker die Reduktion desto größer die Variationsvielfalt, wie am Beispiel Schrift festzustellen ist. Allerdings sind es irreale, unnatürliche, vom Menschen erdachte und zum Zwecke der Klarheit erfundene Formen. Linien sind Grenzen zwischen Flächen. Fläche ist meine „Spielwiese“ mit illustrierendem Charakter Mehrere Flächen ergeben den Körper, dessen Abbild die Natur zeigt. Erst das Verhältnis der Flächen zueinander, mithin auch die Körper, ergibt den Raum, in dem unser vordergründiges Weltbild spielt. Zeit und das Einbinden anderer Dimensionen, also Eigenschaften dessen, was unter Raum verstanden werden kann, erweitern die Möglichkeiten der Vorstellung unserer Welt. Gestaltungsmittel Um mit diesen Darstellungsmitteln eine Wirkung erzielen zu können wird geformt. Formen entstehen, wenn Einzelteile zu einem Gefüge zusammengeschlossen werden. Die Gestaltschließungsfähigkeit lässt uns Komplexe wie Gesichter, Personen, Handlungen erfassen, Absichten erahnen und Reaktionen richtig zu setzen. Formale Gestaltungsmittel wie die Qualität, Quantität, Begrenzung und Anordnung finden in der Komposition ihren Zusammenschluss. Die individuelle Syntax äußert sich im Gestaltwillen der Künstlerpersonen. Die zweite wesentliche Gestaltungsgruppe umfasst die Farbe. Neben den klassischen Farbsymboliken haben Personen wie Goethe, Runge, Marc oder Kandinsky individuelle Interpretation von Farbsystemen gefunden, die gleichwertige Gültigkeit haben, wie Individualgrammatiken von Scheibenden oder Komponierenden. Harmonien, Spannungen oder Ausgeglichenheit und Hervorhebungen lassen sich durch entsprechende Kontraste erzielen, die sowohl als Ergebnis von Berechnungen ihre Gültigkeit haben, als auch rein emotional und von Stimmungen abhängig sein können. Empfindung Ergebnis unserer Wahrnehmung die über unsere Sinne läuft. Die Wahrnehmung unserer Umwelt liefert ein Bild einer, nämlich unserer individuellen Realität. Nehme ich Wirklichkeit wörtlich, so ist es das, was auf mich wirkt. Das Was und Wie, auch Warum und Wodurch kann gemessen werden. Die Realität ergibt sich aus meiner Empfindung, aus meiner von Stimmungen abhängigen Erkenntnis. Realität ist somit rein subjektiv, während die Wirklichkeit objektiviert werden kann. 2001 Die Sieben Göttinnen (2001) „!... Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, nach dem Bilde Gottes schuf er ihn, als Mann und Frau schuf er sie. ...“ Aber was macht der Mann, wenn das notwendige Tun der Frau bleibt? Du dringst ein, ganz tief, schwimmst im Gefühl der Wolllust, öffnest dich zum Behältnis des Glücks, wandelst zum Zeichen der Wiedergeburt und gebierst eine Figur, groß und stark: eine Göttin. „Gib ihr den Samen und entzieh ihr das Blut!“ Göttinnen leben nicht, aber Mädchen können wandeln. „Sauge ihr die Milch aus der Brust und schenke ihr dafür Wein!“ „Göttin, befülle den Kessel der Baba Jaga, hüte den schwer verdienten Kelch geformt aus seinem Schädel!“ Göttinnen leben nicht, aber Mütter nähren. „Leere den Krug der Sibylle, und sieh nach dem Deckel des Topfes!“ Da war doch noch der junge Mann, den die Bürde, welche ihm die unermüdliche alte Sammlerin umgehängt hatte, fast umgebracht hätte. Die vermeintliche Tochter der weisen Greisin hütete währenddessen die Wesen der Jungfräulichkeit. Das Salz der Unbestechlichkeit, beinahe ihr Verderben, führte sie schließlich geduldig ans schwer erarbeitete Ziel. In der Vereinigung von Aphrodite, Nemesis und Eros hatte sie das Wesentliche für das Leben gelernt. Er schuf das Chaos, welches sie ordnet. Er läuft in das Labyrinth, aus dem sie ihn führt. Er trinkt aus dem Gefäß, das sie gemacht und befüllt hat. Er liebt und achtet sie, weil sie Frau ist. Eva-Göttin-Adam (2001) (Vorankündigung der Ausstellung in den Medien) Am 21.6. 2001 – also zur Sommersonnenwende – wird in der längsten Nacht des Jahres die Ausstellung „Eva-Göttin-Adam“ von Mag. Michael Bottig eröffnet. Mag. Bottig hat an der Akademie der Bildenden Künste bei Prof. Rudolf Hauser studiert und unterrichtet Bildnerische Erziehung und Technisches Werken am BG und BRG Baden. Seit 1978 zahlreiche Ausstellungen, Mitglied des Badener Kunstvereins, Leitung der Arbeits-gemeinschaft Bildnerisches Erzieher NÖ, Mitglied des Kunstvereins SÜD-ÖST. Bottig ist ein außerordentlich produktiver Künstler, dessen vielseitige Ausdrucksmöglichkeiten dennoch immer wieder um ein zentrales Thema kreisen: die Frau. Daher auch der Titel der Ausstellung: EvaGöttin-Adam. Der Status der Frau ist für ihn keinesfalls in der gesellschaftlich definierten reduzierten Rolle zu sehen. Er sieht in der Frau die lebensspendende, gebärende, nährende, aber auch inspirierende Kraft, die Weisheit, die Wiedergeburt und die Unsterblichkeit. Diese fast religiöse Komponente durchdringt sein Bild von der Frau und stellt die Beziehung Mann/Frau in eine mystisch weihende Dimension. Bei der Ausstellung werden Göttinnen und Darstellungen komplexer Beziehungsebenen zu sehen sein. Seine Bilder wollen anrühren, Annäherungen auslösen und emotional so tief berühren, dass im Betrachter eine Wandlung möglich wird. Die Macht des Weiblichen findet in seiner künstlerischen Inspiration eine gesellschaftliche Bedingungen weit übersteigende zeitlose und gültige Interpretation. Die Unternehmensgruppe UOP freut sich auf Ihr Kommen! UOP das Netzwerk für Ärzte wird mit einer Vielzahl von Spezialisten für Ihren beruflichen Erfolg vertreten sein, weil wir in Kultur und Business keine Gegensätze sehen, sondern relevante Bezugspunkte gesellschaftlichen Lebens. 2002 _linurische Kunst (2002) Bilder zeigen Darstellungen des Gedachten. Bilder zeigen Abbildungen der Wirklichkeit. Bilder zeigen Informationen der Realität. Bilder zeigen die Nichtwirklichkeit. Bilder dienen dem Transport von Gedanken. Bilder dienen dem Evozieren von Emotionen. Bilder dienen der Vernetzung von Assoziationen. Bilder bestehen aus Formen. Bilder bestehen aus Farben. Bilder sind! Manchmal möchte ich bewusst unverständlich sein, damit das Bild möglichst lange seine Geheimnishaftigkeit behält. „Verhältnisse“ (2002) Die Allgemeingültigkeit dieses Begriffes regt zu eingehender Betrachtung an. Einige Relationen sind bewusst gesetzt, so im Konzept der Ausstellung zwischen sehr persönlichen Äußerungen und öffentlichem Büroraum, oder in der Anordnung der Werke hoch über der Augenlinie der Betrachter und schließlich im Widerspiel von Kunst und Wirtschaft. Eine andere Gruppe von Beziehungen habe ich in den Werken gewählt, indem sehr vielgestaltige Arbeiten eher sparsam ausgeführten gegenüber stehen, Naturalistisches dem Zeichenhaften sogar direkt überlagert ist und Hoch- und Querformate sich von den fast quadratischen Bildern abheben. Farbkontraste, Formkontraste, Qualitätskontraste sowie Kontraste der Sujets sollen auf inhaltlich thematische Aussagen hinweisen. Übermaltes, dadurch undeutlicher Erkennbares, will beim Betrachter gesteigerte Aufmerksamkeit hervorrufen. Der dritte Bereich der Verhältnisse zeigt im Kontext sozialer und religiöser Inhalte den Schwerpunkt der Werke. Die Beziehungen der personifizierten Funktionen bilden den systemischen Ansatz dieser kritischen Konfrontation. Die Erzieherin steht im Verhältnis zum Kind, wie der Jäger in Relation zur Hüterin steht; Göttin, Priester, Mädchen, Bauer, Mutter, Angestellter, Managerin, Gärtner, Hausfrau, jede Funktion steht in sozioökonomischen und religiösen Beziehungen. Ein wesentlicher Faktor bei der Rezeption der Bilder sind die Themen in Relation zu den Motiven. Manche Titel sind bewusst verkompliziert, um ihre vielschichtige Bedeutung ins Bewusstsein zu rufen. Die Titel dürfen ignoriert werden, sie können klären aber auch verstören, je nachdem in welchem Verhältnis die Arbeiten apperzipiert werden. Einander-Serie (2002) Die Zeit, die zum Tod führt, ist der Weg bis zum Verschwinden. Das Erleben der Liebe macht nur die Zeit vergessen. Die Zeit, die zum Tod führt, ist eine Straße lauter Freuden. Die Zeit, die zum Tod führt, ist ein Platz stiller Leiden. Das Vergessen der Freude macht die Zeit erlebt. Die Zeit, die zum Tod führt, ist der Weg bis zum Verschwinden. Gedanken zum Bild "Einblicke und Aussichten" (2002) Dieses ist kein Bild, es ist ein Film. Fast harmlos wie ein Stillleben entblättern die Formen gedankliche Hintergründe. Der Film läuft und zeigt die Geschichte einer Frau, einer Hausfrau, einer Mutter, einer Geliebten. Der Inhalt ist weniger die Hausarbeit, als das ungestillte Begehren und die unerfüllten Träume. Abgebildet sind keine Gefäße, sondern das Bild unserer Gesellschaft. Alles bekommt sehr schnell eine bestimmte klischeehafte und Tabu beladenen Bedeutung. Gefäße fassen etwas, sie fassen etwas zusammen, sie verdichten den Inhalt gleich einem Gedicht. Zu sehen ist kein glücklicher Blick aus dem Fenster, zu sehen ist der Ausdruck des puren Voyeurismus. Die Bildwelt ist auf Befriedigung ausgerichtet, auf ein lustvoll und emotional gestaltetes Environment: tiefe Dekolletés und Kathastrophenbilder. Dargestellt sind keine Zeichen, sondern der schöne Schein. Die reellen Welten von Schein und Sein prallen aufeinander. Das flache, klare Bild steht dem tiefgründigen, in vielen Ebenen fassbaren gegenüber. Im Vordergrund breitet sich die harmonische, klischeehafte, von der Gesellschaft erwartete Verbindung von Frau und Mann aus, während im Hintergrund das Sein ein leeres, qualvolles Schweigen gebiert. Gestaltet ist kein unaufgeräumter Tisch, sondern die Leidensspur durch das Leben. Die Lebenslüge zieht sich wie ein roter Faden über den Tisch, durch den Alltag. Die Dinge des Lebens liegen zwischen der Scheinwelt und dem Sein, es sind unsere Träume vom Wegfliegen, vom Haus und dem beruflichen Aufstieg. Passen wir nicht auf, rinnt unser Leben wie eine patzige, amorphe Masse weg. Das sind die Ausblicke, nicht nur aus dem Fenster auf das Leben anderer, die beobachtet und durchleuchtet werden. Es ist kein negatives Bild, es ist voll Hoffnung. Das Bild zeigt das Meer der Träume und Phantasien überschwemmen den Alltag. 2003 Die sequenzielle Einander-Serie (2003) „Denn die Liebe treibt durch ihr Schweigen zum blinden Wahnsinn, wie sie durch die gemeinsame Sprache zur Herzenswärme führt“. „In jedem Geschenk steckt die Liebe des Schenkenden. Die Art des Bösewichts ist die Selbstliebe, die des guten Menschen die Nächstenliebe. Wirklich reich beschenkt jedoch die selbstlose Liebe.“ (25. 10. 2003) Demokratie ist der Versuch der Neoaristokratie, dem Proletariat vorzutäuschen, es könne in politischer Hinsicht mitentscheiden. 2004 Allgemein und zur Serie der „Assoziationen“ (2004) Tiefe der Landschaft (2004) Oberflächlich gesehen breitet sich die Landschaft aus. Subplanar betrachtet öffnet sich der Makrokosmos chaotischen Lebens. Auf den ersten Blick scheint das Landschaftsbild ruhig die Idylle zu fördern. Das Schielen hinter die Fassade auf die reale Ebene gibt die bedrückende Szenerie des bloßen Daseins wieder. … Suche! Frage? Das Schicksal in eine bestimmte Gegend geboren zu werden ist unausweichlich, determinativ wie die dort lebende Gemeinschaft. Manche haben die Chance entfliehen zu können, andere genießen den Voyeurismus in fremden Kulturen. Manche haben das Glück, dahinter schauen zu können, etwas dahinter zu sehen. Nur die wenigsten wahren die Möglichkeit, dieses Geschenk anzunehmen. Das Bunte überstrahlt das Ernste, das, was dahinter steckt. Das eigentliche Leben vegetiert hinter der ablenkenden, den Schein wahrenden Fassade. Die Maske verdeckt das Verletzliche, das Persönliche, das eigentliche Ich. Sozio-Serie (2004) Gesellschaftliche Wandlung Soziopolitische Abhängigkeit der Anerkennung der Gesellschaft Soziomirröse Darstellung der Humanhabitation Die chaotische Polarität der Gemeinschaft Leitidee ist die gegenseitige Anerkennung. Die einzelne Person ist abhängig von der Interpretation ihres Verhaltens durch die Gesellschaft. Uns macht die Gesellschaft. Uns formt der Wille der Gemeinschaft. Sympathie und Antipathie sind die Regler unseres Schicksals. Die Unverständlichkeit von Sprache ist gebunden an die Veränderlichkeit der Gesellschaft. Ausgesprochenes ist so wenig gültig wie Gesagtes, Gehörtes so wenig gültig wie Verstandenes. Verständlichmachen bedingt Einfühlsamkeit. Verstehen bedingt Einfühlen. Je tiefer ich in das Beziehungsgeflecht der Gesellschaft blicke, desto verworrener scheint das Netz, das die Menschen verbindet. Das Einzelwesen in der Gesellschaft spiegelt all die Einflüsse wider, die es zu dem Charakter formen, welcher den Typus kreiert, der von den Mitmenschen gesehen werden will. Zentrale Idee ist die gegenseitige Anerkennung. Der Einzelne ist abhängig von der Interpretation seines Verhaltens durch die Gesellschaft. Uns macht diese. Uns formt der Wille der Gemeinschaft. Sympathie und Antipathie sind Regeln unseres Schicksals. Kunst bedingt Kunstwollen. Kunst bedingt Aussage. Kunst ist, im Gegensatz zur Natur, gemacht, gestaltet nach den vom Künstler festgelegten Regeln. Kunst ist, wird sie als Teil der Kultur gesehen, im Gegensatz zur Natur, in einen soziologischen Kontext gestellt. Der allgemeinen Verständlichkeit von Natur steht die Hermetik einer spezifischen Kultur, somit auch der Kunst gegenüber. Kunst ist Ausdruck des, von der Gesellschaft geformten Künstlers. Kunst ist geformt, bewusste Form. Abendma(h)len (2004) Ich danke dir, dass du mir zeigtest für meine Taten einzustehen. Ich danke dir, dass du mir zeigtest zu heilen. Ich danke dir, dass du mir zeigtest zu danken. Ich danke dir, dass du mir zeigtest zu lieben. Ich danke dir, dass du mir zeigtest außergewöhnliche Wege zu beschreiten. Ich danke dir, dass du mir zeigtest zu handeln. Ich danke dir, dass du mir zeigtest zu trösten. Ich danke dir, dass du mir zeigtest die Seele zu erhellen. Ich danke dir, dass du mir zeigtest zu sprechen. Ich danke dir, dass du mir zeigtest zu beten. Ich danke dir, dass du mir zeigtest zu helfen. Ich danke dir, dass du mir zeigtest andere zu nähren. Zeichnen Zeigen Zeugen (2004) (Kommentar zur Ausstellung im KV Baden) Zur Bilderserie „Die sieben Göttinnen“, je 170 x 70 cm; 2001/2002 "Es waren einmal viele Frauen, die hatten ein schönes Leben vor sich ..." „Nimm die Schnur des Lebens, entwickle den Geist, schreib, beschreib Sonne, Mond und Sterne. Alle Behutsamkeit bringt dir Geborgenheit und Liebe.“ „Die Erkenntnis der Redundanz des Existentiellen“ Diese drei Sätze haben einen Kopf, einen Seele, die eine Person gemein. Den einen Menschen, der in unterschiedlichen Gesellschaften lebt, der in verschiedene Welten eintauchen kann, der von diversen Regungen der Umwelt geleitet und geformt wird. Seine Wahrnehmung von Gefühl, Farbe und Struktur sensibilisiert ihn. Seine Empfindung von heiß, gelb oder spitz erweckt bestimmte Vorstellungen. Sein Festhalten von siebenundzwanzig Millionen Grad, des Begriffs „Sonne“ oder des Winkels von drei Grad bedingt Schrift. Seine Bilder sind Schriften verschiedener Sprachen geformt vom Inhalt. Sensibel wahrgenommene Ereignisse der Umwelt fängt er gedanklich oder skizzenhaft auf. Die Empfindungen transponiert er in Linien, Flächen und Farben. Die sich entwickelnden Zeichenschriften, Symbolschriften und Farbschriften werden im Malprozess festgehalten. Zeichnen ist Abstrahieren von Komplexen und Schreiben mit Bildern. Zeigen ist Sichtbarmachen von Formen und eröffnen von Inhalten. Zeugen ist Repräsentieren von Sachverhalten und Hervorbringen von Neuem. ZEICHNEN kann WAHRNEHMUNG visualisieren. ZEIGEN kann auf EMPFINDUNGEN hinweisen. ZEUGEN kann Handlungen FESTHALTEN. Die Zeichen in diesen Arbeiten sind Referenzen. Die Serie ist Hilfsmittel des Zeigens. Die Sequenz ermöglicht das Zeugen. Um der Dimension des Zeitlichen gerecht zu werden entstehen Serien. In dem Maße, wie Schrift eine Serie von Wörtern und Sätzen darstellt, somit temporal fixiert ist, wollen diese Arbeiten eben diese Komplexität in Form des Exemplarischen dokumentieren. Viele der Bilder entstehen in mehreren Ebenen, wodurch die Möglichkeit der Sequenz eines vernetzten Gedankenfeldes hergestellt wird. 2005 Zur „Gelben Serie“ (2005) Je tiefer ich in das Beziehungsgeflecht der Gesellschaft schaue, desto verworrener wird das Netz, das die Menschen verbindet. Das Wesen in der Gesellschaft spiegelt all die Einflüsse wider, die sie zu dem Charakter formt, welche den Typus kreiert, der von den Mitmenschen gesehen werden will. Die Umrisslinie entledigt die Form vom Realitätsanspruch, sie erhebt die Form zum Zeichen, manchmal zum Symbol. Warum sind all diese Gegenstände gelb? Was haben diese Gegenstände mit der Frau zu tun? Die Titel der Bilder: "Der Polster" "Das Gewürzglas" „Kerze“ "Die Spülmittelflasche" „Apfel“ „Ringelblume“ "Die Teekanne" „Badeschwamm“ „Sonne“ "Das Handtuch" „Banane“ „Zitrone“ Die relationalen Ebenen der Hermeneutik der Existenz (2005) Kunst bedingt Kunstwollen. Kunst bedingt Aussage. Kunst ist, im Gegensatz zur Natur, gemacht, gestaltet, nach den vom Menschen festgelegten Regeln. Kunst ist, wenn man sie als Teil der Kultur sieht, im Gegensatz zur Natur, in einen gesellschaftlichen Kontext stellt. Der allgemeinen Verständlichkeit von Natur steht die Hermetik einer spezifischen Kultur, somit auch Kunst, gegenüber. Kunst ist Ausdruck des von der Gesellschaft geformten künstlerischen Menschen. Kunst ist geformt, bewusste Form. Lebensweisheit (30. 10. 2005) Um zu leben und unseren Jammer zu überleben brauchen wir Phantasie, eine Idee, eine Philosophie, einen Glauben – oder einfach Naivität und Dummheit. 2006 Über die Beliebigkeit (2006) Beliebigkeit zeigt, was einem beliebt, was einem lieb ist. Sie birgt das Geheimnis der subjektiven Assoziation. Sie versperrt den Blick von außen auf die dahinter liegende Idee. Beliebigkeit ist ein Zeugnis. Beliebigkeit ist ehrlicher Ausdruck innerer Bedürfnisse. Ein Pendant zur Beliebigkeit ist unter anderem das eklektizistische Gebären inhaltloser Formen, unverbindliche Wahl belangloser Bilder. Es ist – oder auch nicht. Ich sehe einen Kopf oder Franz oder irgendeinen Mann, vielleicht auch eine Frau. Der Himmel ist rot oder türkis oder blau oder einfach bewölkt. Beliebigkeit – beliebig – wie es beliebt – wie es mir beliebt – meine Vorliebe – meine Freiheit. Beliebigkeit Beliebig Wie es beliebt Wie es mir beliebt Unverbindlichkeit Verantwortungslosigkeit Wahllosigkeit Ohnmacht Vorliebe Freiheit Wenn es den „freien Willen“ gibt, dann auch die Beliebigkeit. Wirklichkeit vs. Realität (1. 8. 2006) Wir Menschen akzeptieren eher eine monströse Lüge über Sinn und Fortleben nach dem Tode, als der Wirklichkeit (≠ Realität) unserer Existenz den vernünftigen Hintergrund zu geben, der wohl ein wesentlich sozialer ausgerichtetes Leben und Miteinander bedingen und ermöglichen würde. Ob als aufgeklärter Hedonismus betitelt oder mit anderen Umschreibungen geziert ist einerlei. Aufklärung impliziert einen hohen Grad an Sozialität, Hedonismus, gemeint im Sinne Epikurs, beinhaltet Vernunft gesteuerte Lust ebenso wie einsichtige Freude mit und an anderen. Nicht die vereinnahmenden Institutionen verhindern den Fortschritt, sondern bestenfalls (schlimmstenfalls) die eigene Faulheit und mangelnde Lust am Tun und Denken. 2007 Fälle (16. 2. 2007) Zur Serie „Wolkenbilder“ Die Konstruktion des Lebens ist viel raffinierter, als sich ein vom Menschen erfundener Gott ausdenken hätte können. Die Entwicklung des Lebens bedingt nichts, sie ist lediglich Ergebnis eines durch immer neue Prozesse hervorgerufenes kontinuierliches Wachsen von Komplexen. Das Ende des Lebens ist, wie sein Anfang seine Mitte und die Dauer, abhängig vom Bewusstsein diesem gegenüber. Das Wesentliche, das unser Leben, unser Denken, unser Streben, vor allem aber unsere Ängste bestimmt, ist die Zeit, mit deren ungeklärten Eigenschaften sich der Mensch einem unlösbaren Rätsel unterwirft. Der Sinn unseres Lebens liegt in unserem Sein, dessen bewusst wir es entwickeln, entdecken, erforschen, um größtmögliche Lust zu gewinnen. Die wahre Antwort auf die Frage nach dem Sinn unseres Lebens würde das Moralgebäude gefährden und deren Vertreter brüskieren, womit die einzige Alternative nur eine große Lüge sein kann, deren Inakzeptanz mit der Schmähung bedroht wird. Die Wirklichkeit unseres Lebens liegt bestenfalls im Ergebnis der Verknüpfungen in unserem Gehirn, deren Richtigkeit dem demokratischen Grundgesetz folgend, in der Häufigkeit, nicht in der Richtigkeit liegt, weil es keine objektivierbare Außensicht gibt. Ungur (27. 7. 2007) Erst der Tod verleiht der Zeit ihren Sinn. Ohne Anfang und ende gibt es keine Zeit. Ohne Anfang und Ende ist das Leben ein gleichförmiger, unendlicher, unabsehbarer und langweiliger Strom, der nichts bewirken kann. Das Bewusstsein des Endes gibt dem bisherigen Leben Sinn. Nur nutzlos erscheint das Leid, dem zur Erklärung und Sinngebung erst die Religion geschenkt wurde. Wonach strebst du? Ungur! Du, jetzt geboren, bist dem Schicksal, dem Unausweichlichem, dem von außen Gelenktem unterworfen. Dein Weg führt dich hin zu Allem, und du wirst sammeln, alles was sich in den Weg stellt wirst du nehmen. Dein Ziel wird erst erreicht sein, wenn du alles an dich gerafft hast, wenn du alles besitzt. Ein absurdes aber nicht unmögliches Unterfangen, vor allem, weil du, Ungur, nur bis zum Tode Zeit hast. Und der kann jederzeit kommen, dann solltest du vollendet haben dein Ansinnen. Ungur, das Schlimmste jedoch ist deine Unabhängigkeit von deinem Kreator, sintemalen er dich lenkt, in dem Maße er seinerseits gelenkt wird. Arme Kreatur. Und doch reich, weil ausgerechnet du erkoren wurdest Inhalt dieser Geschichte und dieser Existenz zu werden. Glückliche Figur die du sein darfst, gehen darfst, sammeln darfst. Über den Tod Nachher ist es aus. Nichts mehr. Ende, unweigerlich. Was bleibt sind die Erinnerungen der Hinterbliebenen. Wenn ich sterben werde, weiß ich, dass es keine Fortsetzung gibt. Das sage ich nur für mich, denn eigentlich freue ich mich, meine Lieben ungestört und in himmlisch angenehmer Umgebung wieder sehen zu können. Vieles ist zu ertragen, wenn die Liebe reduziert ist, wenn die Sehnsucht nachlässt, wenn Hoffnung schwindet. Unerträglich aber ist die Ungewissheit. 2008 Bildtexte (2008) (Der Bilder zur Serie „Vor den Kopf gestoßen“) Meine Taten muss ich verantworten. Gibt es den freien Willen, muss ich zu meinen Entscheidungen stehen. Mein Zweifel am freien Willen weist die Lust als Triebfeder aus. Nur? Womit kann ich die Lust lenken? Was sagte Schopenhauer zu diesem Blatt? Was früge Adorno oder auch Jung? Das Schöne an der Kunst ist nicht der Realismus, sondern dass es wirklich ist. Das wirklich Schlimme ist, den Gedanken nicht ausweichen zu können, die nicht gedacht werden wollen, weil der Glaube daran fehlt und er das Schöne im Weltbild zerstört. Der Tag ist so, wie ich mich fühle. Ich fühle mich so, wie es mein Inneres zulässt. Mein Körper ist so, wie mein Körper geformt ist. Körper sind, wie sie die Natur gestaltet. Körper sind, wie ich sie pflege. Die Natur gebiert, wie es die Umwelt ermöglicht. Die Pflege ist das Ergebnis meines Willens. Die Umwelt ist ein Sammelsurium diverser Edukte. Mein Wille ist ein Sammelsurium diverser Edukte. Mein Körper ist ein Spiegel des Zusammenspiels der Edukte. Mein Inneres ist so, wie ich mich fühle. Ich fühle mich so, wie es der Tag zulässt. Hätte ich einen freien Willen, könnte ich mich gegen die Malerei entscheiden. Ich könnte aufhören zu malen, aufhören zu zeichnen, aufhören zu klecksen, aufhören zu patzen, zu leben, zu atmen, zu sein. Alles geschieht, oder auch nicht. Was aber geschieht ist egal, es geschieht, deshalb reagieren wir und machen das für uns scheinbar Beste. Ich wache auf und denke: Diversation! Das ist die Auflösung, das Aufgehen im Ganzen, assimilierter Teil der Gesamtheit werden, Teil des anderen werden, lieben! Jeder Mensch hat nur sich und sein Leben. Jeder Einzelne entscheidet für sich nach wahr oder falsch. Jeder Mensch trägt für sein Leben und seine Folgen die Verantwortung. Dazu aber muss sich der Mensch seiner selbst bewusst sein! Die Tragik des Lebens ist ihr Bewusstsein. Der Mensch ist kein altruistisches Wesen! Kein Held, kein Märtyrer, kein Edler opfert sich uneigennützig für die Sache eines anderen. Antrieb, jemandem anderen zu helfen, ist der Wille, etwas zu bekommen. Antrieb, andere zu unterstützen, ist der Drang für bereits Erlangtes Ausgleich zu leisten. Wie hoch Liebe, Ehre, Anerkennung und andere Dienste bewertet werden, entscheidet nur jeder für sich alleine. Kaufpreis ist das Leben oder ein Teil davon umgesetzt in Arbeit, Zuneigung oder bloß Zeit. Alles scheint so, wie es einmal war uns ist doch anders. Wir wissen alles um uns trügerisch und reagieren doch, als wäre es wahr. Die Unzulänglichkeit unserer Empfindung transponieren wir in die Fähigkeiten unseres Selbst. Und unsere Entscheidungen? Sie sind das Produkt aus Wahrnehmung und Trieb. Unser Wille ist nur noch Ergebnis aus Lüge und Lust. Vor den Kopf gestoßen (29. 8. 2008) Stellen Sie sich vor, BLÖDSINN was sollten Sie beim Lesen anderes machen! Also, Sie kommen in eine Ausstellung, blicken umher, sehen keine Bilder: “BLÖDSINN”, die Bemerkung entgleitet Ihnen lautstark. Gut, Sie denken sich: “Typisch, wieder ein Künstler, der nur auffallen möchte!”. Hartnäckig wie Sie sind, schauen Sie sich nochmals um, erweitern Ihr Gesichtsfeld und sehen doch Arbeiten, aber wo? “ZU BLÖD!”, äußern Sie mittlerweile gefasst und schon leise. “Die Bilder in Knietiefe platziert?” Nun, Sie nähern sich erkundend Schritt für Schritt, manches wird deutlich, das Geschriebene bleibt unleserlich. “BLÖDER GEHT’S NICHT!”, entweicht es Ihnen resigniert, denn die Werke hängen zudem noch verkehrt. Nichtsdestotrotz beugen Sie sich mit leicht gespreizten Beinen vor, noch tiefer und blicken nicht durch, das wäre zu mühsam, sondern am linken Knie vorbei. Das Blut rinnt Ihnen im Kopf zusammen, die Konzentration wird schwierig und Sie fühlen sich berechtigterweise vor den Kopf gestoßen. Außenseiter und Randgruppen Bildserie in 7 Teilen Er ist orange, weil es eine angenehme Farbe ist und diese Personen meist unangenehm auffallen. Er ist orange, könnte aber ebenso rosa oder himmelblau sein. Er steht für seine Gruppe. Gesichtslos, ohne Kontur, ohne Persönlichkeit. Er ist mit einer groben Struktur überzogen, weil er das Stadtbild verroht. Und doch kann er mit seiner Musik Farbe in den grauen Alltag, in die Gleichförmigkeit der Straße bringen. 2009 „“ (16. 2. 2009) Die Bilder fliegen durch die Gegend, als gäbe es keine Schranken. Nur das Gehirn schiebt den Riegel vor. Dann gibt es keine Bilder mehr, keine Ideen, nur mehr Leere. Vor der kann man sich fürchten oder einfach, den Rücken kehrend, etwas anderes genießen. „“ (19. 2. 2009) Die Implosionskraft der existenzialistischen Erkenntnismöglichkeit könnte die traditionalistische Glaubensgemeinschaft an den Rand der Auslöschung führen. „“ (20. 2. 2009) Viel ist schön (nicht „Vieles“!). Die Reduktion ist befriedigender. Die Konzentration auf das Minimum gibt die Chance, letztlich mit und bei dem Einen das Glück zu finden, das über den Tod wirkt; zumindest im Bewusstsein des noch lebenden Geistes. Je mehr da ist, desto mehr geht verloren. Je mehr da ist, desto größer ist die Chance, dass etwas bleibt. „“ (27. 2. 2009) Schön ist nur, sich selbst zu steuern. „“ (28. 2. 2009) Ewige Zeiten sind vergangen, ebenso viele werden noch vergehen, diese Unmenge an Jahren, einer Einteilung, die mehr als fragwürdig scheint, zumal sie uns Wesen die Würde nimmt, die es ihm gestatten könnte, in Ruhe und Angemessenheit zu altern, also nicht Unmengen an Jahren, sondern Unmengen an Zeiten sind vergangen, die das Leben der einzelnen Person, des einzelnen Individuums zu einem Nichts verkümmern lassen, wenn auch jede und jeder von uns unverzichtbar ist, einen folgenschweren Stein im Gebäude der Sozietät bildet, letztlich unverzichtbar, wenn einmal geboren und eingegliedert, sollten wir uns selbst nicht wichtiger nehmen, als eine Laus am Rosenstock oder ein zarter Funke, kaum in der Lage Licht zu spenden. „“ (4. 3. 2009) Wo sind die wahrhaften Probleme unseres Lebens? Dort, wo es um unsere Existenz geht. Eben diese ist aber subjektiv gemessen und kann so ent-objektiviert werden. Alle Existenz, sämtliche Wahrnehmung von Existierendem entspringt dem unglaublichen Objektivierungsvermögen des Menschen. Alles ist. Alles ist irgendwie. Nur, dass es zum erkennenswürdigen wird, bedarf es der Vorstellung, dem Begreifen. „“ (5. 3. 2009) Es sind neue Möglichkeiten der Darstellung. Es sind neue Arten, wie wir heute gewohnt sind, Bilder zu rezipieren. Die Art der seriellen Wiederholung ist mir aus mehreren Gründen ein willkommenes Ausdrucksmittel. Wiederholung hat den Vorteil, die Einprägung eines Inhalts zu steigern. Wiederholung hat den Vorteil, die Merkrate zu erhöhen. Wiederholungen haben den Vorteil, durch minimale Abweichungen wesentliches hervorheben zu können. Wiederholungen haben den Vorteil, auch bei größeren Variationen das Relevante als zentralen Beobachtungspunkt zu erhalten. Wiederholungen haben den Vorteil, Spielarten probieren zu können, wodurch Feinheiten ausgearbeitet werden können. Wiederholungen haben den Vorteil, unterschiedliche Variationen erdenken zu können. Wiederholungen haben den Vorteil, durch den gleichen beginn die Möglichkeit zu bieten, immer wieder Gedanken neu durchdenken zu können. Wiederholungen haben meditativen Charakter. Wiederholungen haben den Vorteil, sich bei der Konzentration auf das Wesentliche prüfen zu können. Wiederholungen haben den Vorteil, durch die Wiederholung des wiederholten, dieses in eine gewisse Distanz denken zu können und somit besser überdenken zu können. Wiederholungen haben den Vorteil, ohne großen Verlust wesentliche Inhalte in andere Gedanken einfließen lassen zu können. Wiederholungen haben den Vorteil, einen Rahmen erzeugen zu können, in dem die Existenz deutlicher tragbar wird. Wiederholungen haben den Vorteil, dass Abweichungen umso deutlicher augenscheinlich werden. Wiederholungen haben den Nachteil, dass sie endlos werden, wenn nicht beispielsweise die Seite zu Ende geht. „“ (14. 3. 2009) Schweigen, nur, ganz einfach und versunken, viele Punkte, kurze Striche oder kleine Flächen aneinander und auseinander auf dem Papier hinterlassend, genießen, nur, ganz einfach und versunken wahrnehmen, wie dieses Gewirr von Punkten und Strichen sich zu Einheiten und weiter zu Komplexen ausweitend sehen, nur, ganz einfach und versunken, wie sich diese Einheiten zu Formen zusammen schließen, dann folgt das große Erkennen, das Gefühl etwas neu geschaffen zu haben. Sie hatten schon recht, wenn ihnen die Angst aufstieg, die Natur neu geschaffen zu haben. Das Auge sieht, unser Gehirn erkennt die Formen. Wir sehen, wir erkennen das Gleiche, nur künstlich gemacht, leicht wieder auslöschbar, empfinden nur ganz einfach und versunken, ein befreiendes Gefühl für sich eine Welt erschaffen zu können. Aus den Strichen und Punkten das Gleiche lesen zu können, wie die Natur zeigt. Noch schöner ist das Gefühl eine solche Welt geschaffen zu haben, die auch andere empfinden, wahrnehmen und reflektieren, dann ist es eine gemeinsame Welt, dann hat sie Gültigkeit, dann ist sie so wahr, wie jede andere. Nimmt nicht der Mensch sowieso nur einen kleinen Teil der Welt wahr? Jeder Mensch ein bisschen andere Ausschnitte, denn ob die Reize von der Natur kommen oder von der Kunstwelt ist einerlei. Die Wahrnehmung erzeugt Bilder und entsprechende Assoziationen, somit eine Welt. Manchmal können wir unterscheiden, ob die Reize auf Grund natürlicher oder künstlicher Auslöser erfolgen, meistens nicht. Wir sind betroffen, wenn wir in den Nachrichten oder von Nachbarn eine dramatische Schilderung eines Ereignisses hören. Da ist die Täuschung besser durchführbar, als über optische Medien, sofern sie nicht auch textual verschlüsselt sind. Wir unterliegen der Täuschung, alle Welt ist Täuschung, wahr ist die, die uns die größte Lust verspricht. „Die Virtualität der Existenz“ (21. 3. 2009) Die Bilder dieser Serie sind inhaltlich beeinflusst von Arthur Schopenhauers Idee der Welt als Wille und Vorstellung. Hier abgeleitet und eingeschränkt: „Der Mensch als Wille und Vorstellung“. Wenn der Mensch so gewollt ist, wie er ist, ist es das Ergebnis des Willens von Naturgesetzen, physikalischen, biologischen, chemischen oder vielleicht doch der Wille einer höheren Kraft, einer Gottheit. Ist er nicht so gewollt, setzt unser, der menschliche Wille ein und versucht die Menschen zu formen, zu erziehen, zu manipulieren oder zu vergewaltigen. Jedes Individuum existiert auf seine Weise. Jedes Individuum wird auf je die andere Weise seines Gegenüber gesehen. Jedes Individuum hat vom anderen eine Vorstellung, die durch das Bild geprägt ist, das wir uns vom anderen machen. Durch dieses realistische Bild erzeuge ich die Vorstellung der Existenz einer Person. Wenn dieses Bild jedoch nicht der Realität vorgestellt wird, sondern aus einer Parallelwirklichkeit kreiert wird, eröffnet sich mir die Möglichkeit die Existenz einer Person zu wollen. Ich installiere mit Hilfe technischer Mittel einen Mechanismus, der eine neue Existenz entstehen lässt. Der Mensch als Wille einer, um W. Benjamins Begriff zu quälen, technischen Reproduzierbarkeit. Sobald eine Existenz auf die Daten einer virtuellen Welt abstrahiert wird, abhängig ist von der Auswertung durch Maschinen, können neue Datensätze auch neue Existenzen erzeugen. Virtuelle Existenzen. Diese Virtualität einer Person entsteht durch den Willen eines Mechanismus. In vergleichbarer Weise können wir uns Existenzen, neue, ohne Grundlage erdachte Personen vorstellen. Demzufolge lässt sich jede vorgestellte, real oder virtuell existierende Person verbildlichen, so wie ich umgekehrt mir die Existenz einer Verbildlichung vorstellen kann. Schnittstelle ist das Bild, das von einer Existenz gemacht wird. Ein Bild, das auf Grund der Vorstellung durch das Hören, Fühlen, Riechen, Schmecken oder Sehen beziehungsweise durch das Lesen der Daten entsteht. Ein Parallelkreislauf von Individuum – Vorstellung – Verbildlichung – Digitalisierung und Wille erzeugt die Virtualität einer Person, die aber real existiert – oder auch nicht. Mit meinen Bildern habe ich, nachdem ich diese Personen gesehen habe, diese Vorstellung festgehalten. Das Publikum, welches nur die Portraits sieht, kann sich diese Personen vorstellen und kreiert Existenzen im Glauben, es gäbe sie wirklich. Meine Bilder zeigen das Ergebnis von Maschinen die in der Lage sind, als Wille zu fungieren, der die Möglichkeit eröffnet Existenz zu schaffen. Der Mensch als Wille. Und je nach Bedienung dieser Maschinen entsteht Existenz durch Laden von Daten, Starten eines neuen Spiels oder verschwindet eine Existenz durch Datenverlust ODER der Mensch hat sowieso nie existiert. Welterklärung (23. 3. 2009) Bildserie in 9 Teilen Die Schrift ist mit Spritzern, Klecksen, Symbolen und Zeichen übermalt, gleich einem Sammelsurium von Ideen. Farbe rinnt über die penibel gezeichnete Linienstruktur, die ein Hauptthema vorgibt. Die Erklärung der Welt zielt auf den Zusammenhang einer Darstellungsweise, die für eine Sichtweise und somit für ein Erklärungsmodell steht und den Zeichenblock. Das Erinnerungsfoto, die Zeichnung auf dem Flipchart, die Leinwandprojektion, die Malerei, das Spiegelbild, der Schatten über dem Buch, das Bild auf dem Bildschirm, der Blick durch die Türe. Wir versuchen unsere Welt mit und durch diverse Medien zu erfassen. Wir lassen uns vordergründig täuschen, versuchen gewissenhaft Medien auszunutzen, sind bereit uns die Welt mittels Medien realisieren zu lassen. Manches ist geplant, vieles eher zufällig aber nichts ist unbegründet. Der Wille, die Welt erklären zu wollen, ist nicht selbstverständlich. Eher besteht der Wille, ein gewohntes Modell der Welterklärung meist aus Eigennutz als allgemein gültig zu postulieren. Gleich welches Medium herangezogen wird, es kann nur das zeigen, wofür es gemacht ist. Genauso ist der wissenschaftliche Erklärungsversuch zu verstehen: Wir können nur das erkennen, wofür wir die Geräte gebaut haben, wir können nur das verstehen, wofür wir die Geräte konstruiert haben, wir können nur das erklären, was unser Gehirn daraus ableiten kann. Der Rest ist kreisen, immer wieder im selben Morast, immer wieder mit der Hoffnung die Erkenntnis zu erlangen die Welt endlich erklären zu können. Der voyeuristische Blick durch das Fenster: Hinein in das private und geheime reich, hinaus in die Anonymität der Vielfalt. Beobachtung anderer und Wissen über sie kann Machtgefühle hervorrufen, Beherrschung, so wie auch das Kreuz bzw. dessen Folgen. Das alltäglich Wiederkehrende, Unaufhaltsame, zur Last fallende, der Arbeit des Sisyphos Gleichende, Unentrinnbare. Steuerung (23. 3. 2009) Wir sind ausgeliefert, abhängig vom inneren Programm das uns steuert, das aus uns Individuen macht, das uns jedoch verletzlich macht. Ich begreife mich als Mensch, dessen bewusst gesteuert zu sein. Abhängig von der Nahrung, daraus resultierenden Träumen, vom Wetter und der folgenden Laune an jedem einzelnen Tag mache ich, was mein Gehirn als angenehm einstuft; auch wenn es für andere anders scheint. Wenn nun dieses Programm gestartet ist, kein Ladefehler wie Gehirnschlag oder epileptischer Anfall zu merken ist, die Synapsen und ihr Umfeld brav arbeiten und, und, und: dann funktioniere ich als Mensch, als vollwertiges und manchmal auch wertvolles Mitglied der Gesellschaft, als Freund, als Bekannter. Wenn allerdings in dieser Maschinerie ein kleiner Fehler auftaucht: oje! Pech gehabt! Ein bisserl dumm, ein wenig behindert, g’stört? „“ (28. 3. 2009) Ich male und zeichne, weil es mir ein Bedürfnis ist, eine Befriedigung darstellt. Der Antrieb kommt von innen. Da mir bewusst ist, mit meinen Werken nicht viel Geld zu verdienen, mich auch nicht des Geldes wegen verkaufen zu wollen, auch wenn der Gedanke, berühmt werden zu können sehr verlockend ist, die Motivation liegt anderswo. Ich lebe ein Parallelleben, nicht, dass ich plötzlich ein anderer Mensch wäre, aber mein Fühlen, Wahrnehmen und Denken ist ausgerichtet auf das Hervorbringen. Ich schaffe eine Parallelwelt, eine Kunstwelt; schließlich ist Kunst, gleich ob man an Adorno oder Schopenhauer denkt, eine Welt, die gottgleich einen Kosmos schafft, der ein Eintauchen und Aufgehen ermöglicht. Hier ist es möglich, natürliche Grenzen zu überwinden. Wie weit das Erdachte, das Scheinbare, das Bildhafte vom vordergründig Realen abweicht, ergänzt oder gar ersetzt wird, liegt wohl auch zum Großteil beim willen des Betrachters der entscheidet, in welchem Maße er (natürlich ist die weibliche Seite genauso mit einbezogen) sich dieser Welt aussetzen möchte. Kunst als Negation der Wirklichkeit oder als Ersatz des realen Dings oder als Ontologie der Idee; Viele Philosophen kreisten schon um dieses Problem, das abhängig von den Fortschritten auf allen erdenklichen Gebieten ist. Der Mitteilungscharakter bleibt bestehen. Der Mitteilungswille bleibt bestehen. Die Mitteilungsform ändert sich von Zeit zu Zeit. Das scheint mir ein kleiner, nicht unwichtiger Anlass zu sein, die Mühen auf sich zu nehmen und zu malen, zu formen, zu zeichnen, in Form von Bildern zu sprechen. „“ (5. 4. 2009) Leben Nur wenn du gegangen sein wirst. Nur heute ist der Tag an dem du wirklich lebst. Beobachte dich, wie du etwas machst, bei dem du überlegst es anders machen zu können, es dir aber nicht gelingt, weil du glaubst, es machen zu müssen. Natürlich ist der Mensch ganz einfach Summe und Ergebnis aber nie Produkt mit der Zahl Gott. Diese Zahl kann nur Teilmenge des Menschen sein. Hasse ist die Liebe des Teufels. Realität (6. 4. 2009) Wir Menschen akzeptieren eher eine monströse Lüge über Sinn und Fortleben nach dem Tode, als der Wirklichkeit (≠ Realität) unserer Existenz den vernünftigen Hintergrund zu geben, der wohl ein wesentlich sozialer ausgerichtetes Leben und Miteinander bedingen und ermöglichen würde. Ob als aufgeklärter Hedonismus betitelt oder mit anderen Umschreibungen geziert ist einerlei. Aufklärung impliziert einen hohen Grad an Sozialität, Hedonismus, gemeint im Sinne Epikurs, beinhaltet Vernunft gesteuerte Lust ebenso wie einsichtige Freude mit und an anderen. Nicht die vereinnahmenden Institutionen verhindern den Fortschritt, sondern bestenfalls (schlimmstenfalls) die eigene Faulheit und mangelnde Lust am Tun und Denken. Übrigens: Die einzige Realität liefert die Kunst. Während die Naturwissenschaft versucht ein immer wieder neu erdachtes, mit angeblich objektiven aber letztlich durch den aktuellen Stand behindert furios konstruierten Geräten vermessenes Weltbild als realiter darzustellen, will die Kunst ihr als Künstlichkeit und somit virtuell, surreal oder irreal vorgestelltes Bild unserer Welt eben als solches, also der Realität bewusst gegenüber Gestelltes zu unterbreiten. Die Realität von Kunst ist ihre Unwirklichkeit, die Bewusstheit ihrer Täuschung. Die Realität von Wissenschaft ist ihr permanenter Irrtum, die zeitweise Unbewusstheit ihrer Täuschung. „“ (11. 4. 2009) Geh ich durch eine Tür, geh ich in eine andere Welt. Steige ich eine Treppe hinauf oder hinunter, steige ich in eine andere Welt. Blicke ich durch ein Fenster, blicke ich in eine andere Welt. Schau ich dir ins Gesicht, schau ich in eine andere Welt – und wer erklärt mir diese? „“ (19. 4. 2009) Das Schöne ist, dass man letztlich wieder Schritt für Schritt zu den Wurzeln zurück kehrt. Die Ruhe und Gelassenheit umhüllt den Geist, die Abgeklärtheit gewinnt an Stärke. Was einen aufgeregt hat, wird anders gesehen. Die Erkenntnis ist da, dass der Kreislauf von Erkennen über Innovation zu verbessern wollen dort endet, wo die Abhängigkeit von und an Personen beginnt. Jeder teil ist wichtig. Mein Drängen und meine Mühe. Ich bin überzeugt, meinen Anteil am Leben in allen Richtungen zur rechten Zeit gelebt und weiter gegeben zu haben und es nach wie vor tue. Die nächste Generation muss entsprechend weiter agieren. Mich drängt es eigentlich nur mehr, vor allem mit Mitteln der Kunst mein Wissen weiter zu geben, in der Hoffnung, dass es dadurch eindringlicher wirkt. Leider – vielleicht auch glücklicherweise - bin ich nicht in der Lage, Politikerinnen und Politiker gemäß meinen Vorstellungen zu beeinflussen. So glaube ich an den Demokratiegeist, der entsprechend die Menschen aktiviert und an den Effekt, dass auch kleine Inputs große Wirkung haben können. Ich will immer wieder solche Inputs geben, sehe die Wirkung aber realistisch. Nur, so wie es Lottogewinne gibt, könnten auch Ideen zu großen Veränderungen heranwachsen. Der innere Drang aufzurühren, aufzustöbern, zu beunruhigen, zu hinterfragen bleibt sowieso unauslöschbar, glücklicherweise. „“ (23. 4. 2009) Im Anfang war etwas, das wir nicht wissen. Im Ende wird etwas uns Unbekanntes sein. Dazwischen ist so viel, dass wir es nicht wirklich erfassen können. Also glauben wir; nur woran? Und an wen? „“ (25. 4. 2009) Wenn das Gehirn nicht will, wenn der Input nicht funktioniert, wenn die Verknüpfungen aufgelöst, wenn die Wahrnehmung erlahmt, wenn die Vorstellung ausgeschaltet, wenn einfach nichts mehr geht, wenn die Liebe schweigt wenn dann „“ (5. 5. 2009) Die eine zetert, weil ihre Katze starb. Eine andere konnte eben noch über ein Handy ihre Mutter erreichen: „Mama, ich sehe den Strick vor mir, sie werden mich hängen!“ So oder ähnlich die letzten Worte einer Dreiundzwanzigjährigen. Die Eine: Ihr Kater war mehr; ihr verstarb ihr Ehemann zum zweiten Mal. Sie ist der verzweiflung nahe, ihr Leben sinnlos, zumindest Sinn entleert. Die andere stirbt wegen einer Tat, die sie nie beging. Die Frage nach dem Sinn von Leben und Tod, von Freud und Leid, vom Leiden und Sterben ist unzulässig. Es gibt keinen Sinn außer der Motivation, durch alles, was geschieht gestärkt hervorzugehen und so anderen helfen zu können. „“ (11. 7. 2009) Das Mensch ist gefräßig wie eine Larve, Schutz bedürftig wie eine Puppe, schön wie Schmetterling und Libelle aber genauso flattrig und unbeständig. „“ (12. 7. 2009) Erst, wenn aus dem sie und dem er ein wir geworden ist, ahhhhh „“ (13. 8. 2009) Letztlich geht es doch nur um die persönliche Befindlichkeit. „“ (14. 8. 2009) Man könnte angesichts der unbeschreiblichen Vielfalt an Bildern, die sich dem aufmerksamen Auge bieten, meinen, dass neues fast nicht mehr möglich ist. Zum Glück haben wache Geister, wie die innovativen Künstlerinnen und Künstler zu Beginn des 20. Jhs. aber auch schon früher den Weg zu neuen und vor allem freien Kombinationen und Variationen, vielleicht auch Permutationen gebannt. Es scheint, dass alles möglich ist, dass alles da ist, dass kaum wirklich Essenzielles als Novum in die Kunstgeschichte eingehen kann. Doch, so wie alle Buchstaben vorhanden und bekannt sind, alle Farben und Linien bekannt sind, so ist die Grammatik der Worte Grundlage für den Text und – die nicht vertechnisierte, eingeschränkte und geregelte Wahrnehmung von Bildhaftem die freie Basis für Ausdruck von Gedanken und Gefühlen. Bildende Kunst hat sich zu einem mannigfaltigen uneinschränkbaren Medium entwickelt, das alle Darstellungsmöglichkeiten verwendet, um ungehindert über alle Kunstarten hinweg die Gestaltung der Vorstellung, die den diversen Gehirnen in deren ungezügelter extrovertierten Art entspringt, umsetzt, um sie ihrerseits als Empfindung in die gierigen introvertierten Hirne der Betrachtenden einfließen lassen zu können. Vieles ist nicht für jeden, aber für jeden ist viel da. „“ (23. 8. 2009) Was macht es aus, wenn eine Person plötzlich einen Namen hat? Wenn diese Person ein Individuum wird, in das man sich hinein versetzen kann? Wenn es möglich ist, für dieses Individuum Gefühle zu entwickeln? Es ist die mögliche Nähe, die einen mehr spüren lässt. „“ (8. 9. 2009) Alles geschrieben Alles gemalt Alles gezeichnet Alles fotografiert Alles festgehalten Nichts verstanden Alles erfunden „“ (23. 8. 2009) Was macht es aus, wenn eine Person plötzlich einen Namen hat? Wenn diese Person ein Individuum wird, in das man sich hinein versetzen kann? Wenn es möglich ist, für dieses Individuum Gefühle zu entwickeln? Es ist die mögliche Nähe, die einen mehr spüren lässt. „“ (23. 8. 2009) Bilder sind Dialoge zwischen mir und meiner Umgebung. Jede Form im Bild ist gewollt oder ungewollt Stellvertretung für Elemente dieser. Formen in den Bildern sind Referenzen, sind Hinweise. Farben in den Bildern sind Bezüge zu Stimmungen und Gefühlen. Farben ergeben sich bewusst oder zufällig. Die verschiedenen Ebenen und Schichten in den Bildern spiegeln die Tiefen der Gesellschaft wider. Bilder sind Spiegel vor denen ich stehe, um zu plaudern. Und sie spiegeln die Sichtweise und Sichtmöglichkeiten gesellschaftlicher Erfahrungen und Wahrnehmungen wider. Die Bilder leiden unter der gleichen Unvollständigkeit, wie sie das beschränkende Fenster der individuellen Betrachtungsmöglichkeit bietet. Die Gestaltungsmittel in den Bildern sind Ausdrucksmittel, wodurch die Beziehung zur Gesellschaft und der Umwelt in der Form geklärt wird, als brav gemalt und gekleckst wird, geschrieben und gekritzelt, gespritzt und befleckt wird und letztlich Form unter Lasuren verschwinden, wie unangenehme Ereignisse unter der gesellschaftlichen Bettdecke. Damit bleiben Betrachtenden sowohl Aufgabe der Vervollständigung als auch Vielfalt der einsicht (sowohl als auch!). „“ (12. 9. 2009) Bewusste Beliebigkeit Bewusste Beliebigkeit ist die, wie ich meine, aktive, im Gegensatz zur passiven, deren Auswirkung einem zwar bewusst widerfahren kann, sie aber nicht verursachen kann. „Unbewusste Beliebigkeit“ scheint mir ein Widerspruch zu sein, sehe ich doch einen Zusammenhang, stärker noch eine Abhängigkeit von Beliebigkeit und einer eventuellen freien Willensentscheidung. Abgesehen davon, dass dies einen tiefen Konflikt in mir hervorruft, weil ich zur Zeit – beim momentanen Stand meines Wissens, ebenso, wie mir Gott und die Religiosität abhanden gekommen sind, was eigenartigerweise ein trauriges Verlustgefühl in mir erstehen lässt – eher der Meinung bin, dass der Mensch nicht in der Lage ist, absolut freie, also von Argumentationsgrundlagen unabhängige Entscheidungen zu treffen. Eine beliebige Entscheidung treffen heißt, aus gleichwertigen Elementen auszuwählen, ohne dem Zufall eine Chance zu geben, zwar Argumente für die Wahl eines bestimmten Elements bereit zu haben, sich dennoch für ein anderes Element zu entscheiden. Beliebigkeit ist nicht Zufälligkeit. Beliebigkeit ist die bewusste Ignoranz von Argumenten. Was erklärt die Welt? (5. 10. 2009) Die Vermeidung klischeehafter Assoziationen bringt oft überraschende Konstellationen. Ein Zeichen, ein Bild, der Blick auf uns Menschen, das Fühlen von Farbe und Struktur, die Kombination all dessen oder doch andere Elemente? Erklärt die Wissenschaft mehr als die Religion? Erklärt die Religion mehr als die Kunst? Erklärt die Kunst mehr als Seele und Geist? Letztlich bleibt es beliebig, wem das Vertrauen gilt. Es ist beliebig, weil dem der Vorzug gilt, das gewohnt ist. Wäre anderes gewohnt, wählte man anderes, hätte man eine andere Erklärung der Welt. Zur Serie „Welterklärung“ Buch und Kaffeehaus: Ein Zeichen, ein Bild, ein Blick auf uns Menschen, das Fühlen von Farbe und Struktur, die Kombination oder doch ganz andere Elemente? Erklärt die Wissenschaft mehr als die Religion? Erklärt die Religion mehr als die Kunst? Erklärt die Kunst mehr als Seele und Geist? Letztlich bleibt es beliebig, wem das Vertrauen gilt. Es ist beliebig, weil dem der Vorzug gegeben wird, das gewohnt ist. Wäre unsere Erziehung anderen Eingebungen gefolgt, wählten wir anders so hätten wir eine andere Erklärung der Welt. Leinwand und : Fotografie und Kinderwagen: Das Foto nimmt dem Fotografierten die Seele. Das Foto ersetzt den Fotografierten und trennt die Seele. Das Foto verändert den Fotografierten und gibt ihm eine Seele. Fresko und : Fernseher und : Fenster und : Der majestätische Blick durch das Fenster: Hinein in das private und geheime Reich, hinaus in die Anonymität der Vielfalt. Beobachtung und Wissen über andere kann Machtgefühle hervorrufen, Beherrschung, so wie auch das Kreuz, bzw. die Folgen davon. Das alltäglich Wiederkehrende, Unaufhaltsame, zur Last Fallende, der Arbeit des Sisyphos Gleichende, Unentrinnbare. Das Kreuz als Zeichen hat mannigfache Quellen: Die Richtungen, Schneiden zweier Wege, der Mensch, Konstruktionsart, mathematischer Operator, Kunstform. Das Kreuz hat eigentlich kein Vorbild in der Natur, hat somit als vom Menschen kreiertes Zeichen für die Religion umso mehr Bedeutung. Nicht die Arbeit des Haushaltens ist das Gräuel, sondern das Gefühl der Gefangenschaft und Ausweglosigkeit. Ähnliches konstruiert die Religion, im Speziellen die katholische Kirche. Das Kreuz bindet. Der Gekreuzigte bindet. Ohne Kreuz keine Erlösung, ohne Erlösung kein ewiges Leben, ohne ewiges Leben … Vergessenheit, … Sinnlosigkeit, … Flip Chart und : Türe und : Spiegel und : (5. 10. 2009) Alles unterliegt einem gewissen Maß an Beliebigkeit. Die Ergebnisse aus dem Zusammentreffen von Personen, ihrer Herkunft, und Ausbildung, ihrer materiellen und sozialen Grundlagen, der Konfrontation mit den seinerzeit erforderlichen Aufgaben und vielen anderen würden anders aussehen, veränderte man ein Element. Und es sind Elemente immer anders gewesen, sonst wären Hitler oder Einstein oder Jesus nicht das geworden, was die Zeit mit allen ihren Umständen aus ihnen gemacht hat. Scheibenbilder (5. 10. 2009) Zur Serie „Hinter der Scheibe“ Die Figur hinter der Scheibe. Der Schriftzug auf der Scheibe. Das Verbindende ist transparent, nicht sichtbar, nicht erkennbar, nicht da. Der Beliebigkeit Charakter ist die Austauschbarkeit. So sind die Personen austauschbar. Wie Schablonen sitzen die Figuren irgendwo. Das Subjektive ist ihnen genommen, sie sind nur mehr Hintergrund. Dadurch aber haben sie die Möglichkeit durch die Betrachtenden Individualität zu gewinnen. Die Schriften auf den Scheiben haben Erinnerungswert oder Zufallscharakter oder sind referenzierende Kennzeichen, jedenfalls sind sie ebenso austauschbar. Dazwischen ist die Fensterscheibe, tragendes Element wie die Empfindungsebene auf die ein Reiz einströmt um danach als Wahrnehmung in unserer Vorstellung erlebbar zu werden. Der Wartende (21. 10. 2012): Keiner spricht mit dir darüber. Keiner lenkt dich ab. Keiner nimmt dir Zeit. Du wartest, egal worauf. Schließlich wartet man immer wieder auf anderes. Nichts zu tun oder traust du dich über nichts anderes drüber, du könntest versäumen, worauf du wartest. Abhängigkeit, Gebundenheit, gefesselt an eine andere Person, einen Zustand, an die Änderung eines Zustands. Warten ist eine Blockade, warten lassen ist ein Anschlag auf das stetig ablaufende Zeitguthaben. Warten ist die Unfähigkeit eigene Bedürfnisse in den Vordergrund zu rücken, warten ist die Inkompetenz von Stimulation. Warten kann so schön sein. Zur meiner Ausstellung „beliebig, Gedanken in Werk und Wort“ (9. 10. 2009) im „Heim der Kunst“, Baden, 9. 10. - 18. 10. 2009 Die Bilder sind Ergebnisse der Dialoge zwischen meiner Umgebung und mir, Ergebnisse des Forschens und Beobachtens. Alle Formen sind Referenzen, sind als Hinweise zu verstehen. Jede Form im Bild ist somit gewollt oder ungewollt Stellvertretung dieser Elemente der Umwelt. Die Farben in den Bildern sind Bezüge zu Stimmungen und Gefühlen, wobei sie sich bewusst oder zufällig ergeben können. Die verschiedenen Ebenen und Schichten spiegeln die Tiefen der Gesellschaft wider, und sie geben die Betrachtungsweise sowie die Sichtmöglichkeiten gesellschaftlicher Wahrnehmungen und Erfahrungen wieder. Schrift und Bild haben als Zeichen die gleiche Berechtigung und ergänzen einander durch ihre unterschiedliche Medialität. Malen heißt vor den Bildern wie vor Spiegeln zu stehen und zu plaudern. Die Arbeiten leiden unter der gleichen Unvollständigkeit oder Überladenheit, wie sie das beschränkende Fenster bzw. die überinterpretierende Weise individueller Betrachtungsmöglichkeit bietet. Die Gestaltungsmittel in den Bildern sind Ausdrucksmittel, wodurch die Beziehung zur Gesellschaft und der Umwelt in der Form geklärt wird, als brav gemalt und gekleckert, geschrieben und gekritzelt, gespritzt und befleckt wird und letztlich Formen unter Lasuren verschwinden wie unangenehme Ereignisse unter der gesellschaftlichen Bettdecke. Damit bleiben den Betrachtenden sowohl Aufgabe der Vervollständigung als auch Vielfalt der Einsicht (sowohl … als auch …!). Ich male und zeichne, (10. 12. 2009) weil es mir ein Bedürfnis ist, eine Befriedigung darstellt. Der Antrieb kommt von innen. Da mir bewusst ist, mit meinen Werken nicht viel Geld zu verdienen, ich mich auch nicht des Geldes wegen verkaufen zu wollen, auch wenn der Gedanke, berühmt werden zu können, sehr verlockend ist, die Motivation liegt wo anders. Ich lebe ein Parallelleben, nicht, dass ich plötzlich ein anderer Mensch wäre, aber mein Fühlen, Wahrnehmen und Denken ist ausgerichtet auf das Hervorbringen. Ich schaffe eine Parallelwelt, eine Kunstwelt; schließlich ist Kunst, gleich, ob man an Adorno oder Schopenhauer denkt, eine Welt, die Gott gleich einem Kosmos schafft, der ein Eintauchen und Aufgehen ermöglicht. Hier ist es möglich, natürliche Grenzen zu überwinden. Wie weit das Erdachte, das Scheinbare, das Bildhafte von vordergründig Realem abweicht, ergänzt oder gar ersetzt wird, liegt wohl auch zum Großteil beim Willen des Betrachters, der entscheidet, in welchem Maße er (natürlich ist die weibliche Seite genauso mit eingebunden) sich dieser Welt aussetzen möchte. Kunst ist Negation der Wirklichkeit oder als Ersatz des realen Dings oder als Ontologie der Idee; Viele Philosophen kreisten schon um dieses Problem, das abhängig von den Fortschritten auf allen erdenklichen Gebieten ist. Der Mitteilungscharakter bleibt bestehen. Der Mitteilungswille bleibt bestehen. Die Mitteilungsform ändert sich von Zeit zu Zeit. Das scheint mir ein kleiner, nicht unwichtiger Anlass zu sein, die Mühen auf sich zu nehmen und zu malen, zu formen, zu zeichnen, in Form von Bildern zu sprechen. 2010 (13. 5. 2010) Mit der Erkenntnis des „Nichts“ hat der Mensch die größte Entdeckung mit der vielfältigsten Folgewirkung gemacht. Logischerweise gibt es etwas, weil der Mensch ständig mit Sinnen erfasst. Dass es also nichts geben könnte, ist somit die ungewöhnlichste und höchst schöpferische Idee, die je geboren wurde. Das Streben wäre kein Problem, gäbe es nicht die Möglichkeit, dass sich der Geist, die Seele oder was auch immer in nichts auflösen könnte. Angst gebiert Ideen, Angst gebiert Wege aus diesem Desaster. Angst gebiert einen Gott oder mehrere, gebiert es Leben nach dem Tod oder ähnliches, gebiert neue Welten um uns, nur, um das „Nichts“ wider in „Etwas“ verwandeln zu können. Die Angst fordert Konventionen heraus um gegen sie ankämpfen zu können. Konventionen fordern Traditionen, fordern Erziehung heraus, um sie am Leben zu erhalten. Erziehung fordert Subversion heraus, denn ohne Polarisation gäbe es tatsächlich nichts. (8. 7. 2010) Eine Absurdität unseres Lebens äußert sich darin, zumindest so gut sein zu wollen, wie der liebe Gott. Das Schaffen von Welten, gleich ob real oder virtuell ist ständiges Wollen des Menschen. Gleich, ob politisches Forum gegründet, wirtschaftlicher Globalismus eingeführt, religiöse Gemeinschaft abgegrenzt oder künstlerische Sphäre aufgebaut wird. Es entstehen Welten, die auch entsprechend beherrscht werden wollen. (9. 7. 2010) Das Einfühlungsvermögen zählt zu einer der wesentlichsten Eigenschaften des Menschen, die es ermöglicht, sich in die Lage anderer zu versetzen. In der Lage zu sein, vorherzusehen wie andere entscheiden könnten, wie etwas ablaufen könnte, ermöglicht die Chance steuernd einzugreifen. Damit entsteht der nötige Einfluss. Das Sein des anderen wird zu meinem, der andere wird ich. (10. 7. 2010) Was steht am Beginn eines Serienmalprozesses, der einen endlos scheinenden Gedankengang zum Inhalt hat, mit dem Ziel einer Erklärung, wenn das Malen nur sekundärer Ausdrucksträger mürber Gedanken ist, und doch die Essenz des Prozesses verständlich im Ausdruck für jeden Befriedigendes bringen soll, nicht Zufriedenstellendes, denn das erzeugt Sättigung und die bringt entropische Stille, sondern Lustvolles, dem auf der Spur zu bleiben großen Genuss bringen soll und in Gesprächen und Diskussionen enden kann, deren Kern wieder Indikation in diesem Serienmalprozess findet, dessen Anfang nach wie vor ungeklärt ist, weil die Simplifizierung wie „Am Anfang war …“ unzutreffend ist und eigentlich der Beginn von einer Beliebigkeit geprägt ist. Steht zu Beginn beispielsweise das Nichts, so kann das von fehlendem Alles über das beiläufig Gemeinte bis zum geistigen Ziel der Meditation gesehen werden. (10. 7. 2010) Die Messung, beispielsweise der Polarisation, an einem Photon bestimmt die Polarisation an dem anderen, mit diesem verschränkten und irgendwo seienden Photon. Demgemäß müsste eine gleichzeitige Messung am zweiten Photon, nach dem Prinzip des Zufalls von Zeilinger und seinem Team, zwei unterschiedliche Ergebnisse liefern können, womit das entfernte Photon zwei Zustände zur selben Zeit annehmen müsste. Geht das? (11. 7. 2010) Nu, nu, es schwirrt. Das Atom, die Protonen, Neutronen, Elektronen; deren Teilchen und Elementarteilchen, gleich wie weitgehend die Aufspaltung getrieben wird, sind neutral wie deren Häufung. Dann aber beginnt die Differenzierung, die Unterscheidung in Leben produzierende und Ding produzierende Moleküle. Die Leben produzierenden Elemente schließen sich zusammen, ergeben Zellen, Zellhaufen, Zellgebilde, einen Organismus. Der Organismus funktioniert mit geliehenen, jederzeit austauschbaren, weil neutralen elementaren Teilchen. Der sogenannte Körper ist dem zufolge eine Konstellation von zufällig (?) vorhandenen Elementarteilchen, eine konstruktive Zusammensetzung von geliehenen Teilchen. Essenz ist die Information, das dazu Gedachte, der Geist; oder doch das Ontologische? „“ (20. 7. 2010) Wahre Kunst kann sich nicht darin erschöpfen, seinem Stil ad infinitum treu zu bleiben. „“ (21. 7. 2010) Das wirklich Schöne am Tun ist, dass neue Welten entstehen, große aber auch kleine. Das Befriedigende ist die Gottgleichheit, mit der Neues erschaffen wird. „“ (23. 7. 2010) Auch wenn sich die scheinbare Singularität klärt und andere Dimensionen wirksam werden: Die Welt besteht doch nur aus … Stricherln. „“ (25. 7. 2010) Es ist alles gezeichnet, komponiert, getextet. Das sagt die Unbestimmbarkeitsdetermination. „“ (26. 7. 2010) Es ist das Paradoxon von einem (Gleichem) und seinem Gleichen, das sich trotzallem gegenseitig anzieht und in Liebe versinkt. „“ (27. 7.2010) Du gibst dein Leben hin für Shiva, Re, Buddha, Allah, Mohamed, Gott, Jesus, Franz, Maria, Piere, deine Frau, deinem Mann. Es ist verführerisch, sein Leben in die Verantwortung anderer zu geben. „“ (1. 8. 2010) Schafft es der Mensch wirklich, die Welt zu durchschauen, die alles erklärende Formel zu finden, Gott zu entlarven, Zeit und Raum aufzudecken? Wird er nicht eher immer Gott als Trost, als Zuflucht, vor allem, wen kann er sonst als Ausrede gebrauchen? (3. 8. 2010) Der Mensch verfügt über keine freie Willensentscheidung. Er entscheidet dennoch. Also, was kann der Mensch mitentscheiden, wovon ist es abhängig, welche Wahl er trifft? „“ (5. 8. 2010) Ihm gab ich heute eine neue Identität. Er wird existieren, solange es dieses Bild gibt. Er ist. Er lebt. „“ (15. 8. 2010) Wie viel Aufwand ist nötig, um nichts darzustellen? Wie viel Aufwand ist notwendig, um das Nichts auszudrücken? Und vor allem, wie viele Nichts gibt’s denn überhaupt? „“ (16. 8. 2010) Gott ist das schlechte Gewissen der Gesellschaft. Der Glaube an Gott ermöglicht das Abwälzen schwerer Entscheidungen und nimmt Mächtigen die Verantwortung ab. Und: Gott ist für die Armen ein Möglichkeit, Verantwortung zuzuteilen, ihm kann die Schuld für erlittenes Unrecht aufgebürdet werden. Linie (August 2010) Die Linie hat viele Gesichter die sich unter anderem darin zeigen, ob sie trennendes Element oder verbindendes Teil einer riesigen Netzwerks ist, ob sie demnach Grenze zwischen den sichtbaren Flächen der Objekte ist, die uns umgeben oder ob sie Inhalte ausformt, die uns nur rational zu vergegenwärtigen wir im Stande sind, wenngleich es die erste Art der Linie nicht real gibt, weil Linien keine Ausdehnung haben sofern sie eben die Grenze darstellen, dem gegenüber breitet die, das Wellennetz symbolisierende Linie all das, was wir denken können beispielsweise in Form der Schrift aber auch als Welle in anderer Form, nämlich dem Schall oder gar dem Licht, womit auch dieser Kreis geschlossen wäre, der die Linie als Darstellungsmöglichkeit der Photonen sieht, Linie als Adäquat der kleinsten Teilchen. In ähnlicher Weise bietet das so Geschriebene eine durchgehende Linie die nur durch … (24. 8. 2010) Die Sicht, das heißt die Wahrnehmung der Umgebung, unseres Rundherum ist von allen möglichen Faktoren beeinträchtigt, die uns Zivilisation, Erbschaft, Gemüt oder Tages (?), um nur wenige zu nennen, oktruieren. Somit sehen wir ein Bild an unterschiedlichen Tagen unterschiedlich und kaum ein Mensch sieht ein Bild so wie ein anderer. Dass ein Betrachter bei der Wahrnehmung von Bildern, vor allem im Bereich der Kunst einander Recht geben, hängt also von Höflichkeits- oder Unwissenheitsdispositionen ab, die es verbieten, eine eigene Meinung abzugeben, vor allem, weil dies die Fähigkeit zu urteilendem Wahrnehmen voraussetzt, was häufig leider nicht der Fall ist. Ich werde in den Bildern verschiedene Sichtweisen bewusst kombinieren um abzudecken, aufzudecken, zu klären aber auch zu verdecken. Bildteile unter einem Farbschleier, unter Strukturen, versteckt unter Zeichen, Form- und Schriftzeichen. Wozu? Weil mir nichts anderes einfällt! (25. 8. 2010) Das große Übel des Genusses ist der volle Bauch vor dem leeren Teller, weil der volle Teller immer den Genuss auf noch mehr bereit hält, ohne die Erwartung des Unbekannten zu erweitern. Strom (25. 8. 2010) Der Gedankenstrom, den sie fließen lässt äußert sich in ihrer mimischen Reflexion, die einen an sie herantretenden Beobachter nicht verborgen bleiben kann, denn sie zieht eben diesen in deren Bann und erzwingt einen neuerlichen Schwall an Assoziationen, der den Verlauf seines geplanten Tagesrhythmus dermaßen ablenkt, dass er sich auf eine Parkbank setzt und vor sich hin sinnierend Minute um Minute, Stunde um Stunde vergehen lässt, selbst vergessen. Kahlschlag (25. 8. 2010) Wenn, voll von Erinnerungen an die Gedanken, entstanden aus der Zukunftsperspektive der sich verändernden Lebenssituation, sich ein Laut von intensiven, ohne sich zu besinnen in die Menge von Handtaschen Schwingenden, Sonnenbrillen-Ins-Haar Klemmenden ausbreitenden, der Gehörknöchelchen bemächtigenden Schwingungen ins Gehirn fortpflanzt, dann sind alle Bäume gefällt, umgefallen, aller Schutz weggeräumt, der Rückzugsbereich weggefegt und der Kopf entleert, wie die Kettensägen im Schlag. Die Schöpfung (25. 8. 2010) Im Anfang schuf Gott … Also die Strings Das Sich-In-Andere-Hineinversetzen-Können Im Anfang war das Wort – - Also die Weltformel. Ausgehend von einer Idee, die so stark war, dass sie zu schwingen begann, oszillierten bald Teile dieses Ganzen in halb- und doppeltfrequenten Bereichen, was dazu führte, dass sich die Frequenzbereiche in immer kleinere Teile zerlegten, auseinander rissen, gruppierten und mit der Zeit eine symphonische Einheit ergaben, die aus unterschiedlich schwingenden Netzen ein immer größer wachsendes Gebiet einnahmen, bis diese vibrierenden Teilchen unterschiedlich geformte Elementarteilchen entstehen ließen, die heuten in verschiedenen Familien von Quarks zusammen gefasst sind, deren Eigenschaften so divergent sind, dass sie einerseits Kräfte, andererseits Teilchen ergaben. Für mich einleuchtend aber scheint, dass alles ein Netz von Schwingungen bildet, in dem manche Elemente durch entsprechende Information oder Frequenz mit anderen kommunizieren und dadurch Einheiten bilden, die letztlich immer und überall miteinander in Verbindung stehen, was auch die Idee der Teleportation erklären würde. Überall ist etwas, manches sichtbar, das wenigste für uns spürbar. Die Schöpfung (25. 8. 2010) Es ist müßig über die Wesensart eines Gottes zu sinnieren. Sobald ihm Ontologisches unterstellt wird, degradiert man ihn sowieso in das Reich des Menschlichen. Gott als Schöpfer ist ein Absurdum per se. Gott als Heiler und Erlöser, als Tröster und Partner hat Sinn, nur bleibt er damit lediglich Projektion des Geistes, dadurch aber auch Frau oder Mann oder schwarz oder gelb oder Australier oder Afrikaner. Klischee (26. 8. 2010) Klischees ermöglichen, so wie du vor dich schauend ein Sujet wahrnimmst, nach links blickend ein ähnliches Motiv gleich dem rechts erkennst, obwohl eigentlich unterschiedlich, sie durch den selben kognitiven Rahmen eingefangen scheinen, entstanden aus der Fähigkeit, Vorurteile zu bilden, die eben dieses Korsett für entsprechende Bilder vorgeben, ohne, dass der Inhalt jedes einzelnen Bildes hinterfragt worden wäre und ohne kritischen Vergleich, unbefragt Meinungen zu übernehmen, deren es an Vielzahl nicht mangelt. Quelle (27. 8. 2010) Was den Chor in der Kirche antreibt, in vielstimmigem Gesang ein Wesen zu loben, inspiriert den Konditor im Angesicht der Schokolade, denn es sind notwendige, nicht abzustellende Gedankenketten, die den Ursprung für immer Neues bereiten und vergeblich auf Ruhe und Versiegen warten, auch, sollte ein Klang versiegen, ein Arm austrocknen, wird dieser durch anderes ersetzt, das in ungewohnter, möglicherweise auch allzu bekannter Weise dafür sorgt, dass Treibendes unweigerlich fortgesetzt wird und eben diese Quelle aus der es quillt und strömt sich ein Meer ergießt, welches uns alle einhüllt in noch weitertreibendes Gemenge von Ideen und eben wieder diese Samen erdet, die sprießen und mehren. „Getümmel“ (29. 8. 2010) Stehende, gehende, sich tummelnde, verweilende Menschen als flächig strukturierte Figurenmassen. Linien, übereinander gesetzt entwickeln sich zu einem Schwingen, aus dem Linuren figural explodieren. Die vielfältige Buntheit der Linien ergibt, in sich geschlossen, eine vibrierende Fläche, die den strukturierten Hintergründen den notwendigen Kontrast bietet. Die Farbe wird in der Mitte aufgetragen und glatt oder über darüber oder darunter gelegte Schablonen ausgestreift, sodass sie sich verteilt, verdünnt Formen ergibt und verwischt. Die Schriftlinuren ergeben wie Graffitys textuale sowie formelhafte Inhalte. Alles beginnt bei den Schwingungen der Strings und endet bei, für den Betrachter nicht vollständig entzifferbaren, enträtselbaren und entwirrbaren unbekannten. Umgekehrt lässt sich alles auf scheinbar Chaotisches, Einfachstes zurückführen, nämlich auf ein Element, das es in der Realität nicht zu geben scheint, nicht nachweisbar ist, die Linie. (30. 8. 2010) Linien kreuzen einander. Sie liegen neben einander, verstärken einander, radieren einander aus. Linien sind Wellen, die vor allem körperlos, vor allem in Form von Formeln und Gleichungen ihr ontologisches Wesen finden, suchen Linien ihre Numinosität in ihrem abstrakten Gehalt. Dadurch eröffnet sich in ihnen ein breites Spektrum an Interpretationsfeldern, von der mathematischen Darstellungsform über die Zeichnung zur Schrift, vom Umriss über die Binnenzeichnung zur Objektcharakterisierung, von der Strecke über Kreuzungen zum Plan, von der Verbindung zur Vernetzung von der Umgrenzung zum Inhalt. Der Abstraktionswille ist einerseits wahrscheinlich genauso groß, wie die Interpretationslust. Die Reduktion erfüllt die gleiche Zufriedenheit, wie das Auffüllen, Aufblähen und beinah zum Platzen bringen von Inhalten, die sich aus formen ergeben, weil Bildhaftes eben nie so eindeutig sein kann, wie manchmal gewünscht. (27. 9. 2010) Die Zeichnung des geformten Gedankens stellt die ontologische Sehnsucht der ewigen Gedanken dar, die es ermöglicht, ohne materialistische Attitüde zu hedonistischen Genüssen zu kommen oder zu Qualen. Der Begriff „LINUREN“ Flächen (1. 10. 2010) Wenn die Linie eine Grenze darstellt, dann existieren mindestens zwei von einander zu unterscheidende Teile, vorausgesetzt die Anzahl der Linien ist nicht zu groß, denn eine derartige Vervielfältigung würde eine Vereinheitlichung zur Folge haben, weil damit die effektive Kontrastwirkung gesenkt würde und somit die zu unterscheidenden Flächen an Ähnlichkeit gewännen, während die vielen Flächen in bestimmten Konstellationen ihrerseits wieder zu trennende Felder darstellen könnte, wenn sie in einer Folge, vergleichbar einer Linie eine Grenze darstellen, was in extrapolierter Folge eine schier unendliche Reihe von Variationen in sich birgt und dem zu Folge endlos weiter gedacht werden kann. Die Schöpfung (2. 11. 2010) Könnte es ein tröstlicher oder anders gesagt ein erklärender Gedanke sein, gäbe es Zeit ebenso wenig, wie einen daraus zwangsläufig folgenden Anfang und ein konsequenterweise sich ergebendes Ende? Die Zeit, also das Bewusstsein der Abhängigkeit eines Danach vom Davor evoltiert aus der Tatsache der Interpretation des Vergänglichen, das seinerseits unabdingbares Element der Biogenese ist. Um etwas weiter entwickeln zu können, muss es sich verändern, das heißt, dass das Alte verschwinden muss bzw. als Basis des Neuen werden muss. Zeit per se gibt es also nicht, nicht für Strings, nicht für andere Kernteilchen. Zeit per se gibt es nicht für Elemente, die sich ihrer Veränderung nicht bewusst sind, nicht bewusst sein können. Zeit per se ist somit Ergebnis des Bewusstseins. Zeit per se ist eine Eigenschaft (ein Erkenntnis?), die der Mensch erfunden hat, um Phänomene rund um seine Existenz erklären zu können. Zeit gibt es nur für den (… ?) Menschen und alles, was er erdacht hat. Zeit per se gibt es jedoch nicht, deshalb wird der Mensch das Davor, beispielsweise den Urknall und das Danach wie eine eventuelle unendliche Expansion des Uni- oder Multiversums über die Gravitationskräfte hinaus nie erfahren oder ergründen können. Er ist ein Kretin, das mit diesem Dilemma existieren muss, geschweige das Dilemma des unvermeidlichen Endes, das er sich dummerweise selbst gesetzt hat. ____________________________________ Rote Flächen, manche an Blut gemahnend, überstrichen von weißer Fläche, neutralisierend, glättend. Eine Figur aus flächigen Elementen, der Hintergrund aus punktförmig, fleckigen Teilchen, sie alle sind erzeugt aus oder fließen in Linien, vibrierende Linien, kreierende Linien, erschaffende Linien, erklärende Linien. Die Linie wird zur Fläche, wie der Schriftzug zum Wort. Unabhängig von einander existieren sie und hängen doch von einander ab. Das Inexistente und das Reale. Die Schöpfung (3. 11. 2010) Ließe sich das Menschsein abstrahieren, also um unwesentliche Funktionen vermindern, wie das Vorstellen von Raum und Zeit, es bliebe noch vieles. Nähme man mir andere Elemente weg, wie die Möglichkeit der Empfindung, der Mensch hätte keine Wahrnehmung mehr, er fiele in Bewusstlosigkeit, letztlich in den Zustand, den das Universum seit jeher hat und immer haben wird. Es ist simpel und doch unvorstellbar, sich vom gesamten Strang „Anfang“ und „Ende“ wegzudenken, zumal diese Vorstellungen sowieso nur rein menschlich sind aber eben deshalb nicht vorstellbar sind. Der Mensch wäre glücklich und gesegnet, könnte er ohne „Innen“ und „Außen“, ohne „Anfang“ und „Ende“ existieren, er wäre, ohne Besorgnis, er wäre ohne Probleme, er wäre aber nicht das, was er heute ist oder sollte er besser doch der andere sein? Ließe sich das Menschsein abstrahieren, also um unwesentliche Funktionen vermindern, wie das Vorstellen von Raum und Zeit, es blieben noch einige Charakterzüge, diese jedoch um die Möglichkeit der Empfindung reduziert, hätte der Mensch keine Wahrnehmung mehr, er fiele in eine Art Bewusstlosigkeit, letztlich in den Zustand, den das Universum seit jeher hat und immer haben wird, umso spannender wird die Idee, sich vom gesamten Strang „Anfang“ und „Ende“ wegzudenken, zumal diese Vorstellung sowieso nur rein menschlich aber eben deshalb nicht vollständig durchdenkbar ist, so wäre dieses Wesen glücklich und gesegnet, könnte es ohne „Innen“ und „Außen“, ohne „Anfang“ und „Ende“ existieren, es wäre ohne Besorgnis, es wäre ohne Probleme, es wäre aber nicht das, was es zwischenzeitlich ist oder sollte es besser doch etwas anderes sein? Die Schöpfung (4. 11. 2010) Es ist ein eigenartiges Spiel und bleibt unter speziellen Gesichtspunkten ein grausames Spiel in dem das Kind seiner Naivität beraubt wird, in der alles Heil der Welt verfügbar wäre, gäbe es nicht den irrwitzigen Ehrgeiz der Erwachsenen, derer nämlich, die dem unkomplizierten, unverlogenen, unverdorbenen oder wie dieses Leben auch immer genannt werden mag, derer also, die diesem Existieren entkommen, entwachsen sind und meinen, alle Nachkommen müssen es gleich tun um alsbald mit Erziehung, Kindergarten, Schule und allen möglichen Institutionen, welche letztlich das erklären wollen, was im tiefsten Grunde vorher den Kindern entrissen wurde, um sie wieder dorthin führen zu können, wo sie auf die ihnen vorgeworfenen Fragen und Probleme, die ihnen erspart geblieben wären, Antworten und Lösungen zu finden gedrängt werden, um letztendlich mit Märchen und Geschichten, böswillig unterstellt mit Lügen, in eine fast apathisch anmutende Zufriedenheit entlassen werden, die es ihnen ermöglicht, ohne Hass und Depression einem, eben eher unterdrückendem Bild eines Lebensabends, der mit Sorgen und Lasten erfüllt ist, entgegen zu streben. (13. 11. 2010) Genau genommen sind die relevanten Theorien zu den bekannten Gedankengebieten erklärt und nieder geschrieben, wobei Nachbesserungen durch neue Erkenntnisse stets eingefordert werden können und selbstverständlich durchgeführt werden. Wesentlich scheint mir die Entscheidung für das eine oder andere Gedankenfeld, somit die Verbreitung einer Idee und ihrer Konsolidierung. Nachdem sich der Mensch als Rettungsanker vor der Erkenntnis und der Gewissheit des unweigerlichen Todes, somit des Endes seiner Existenz, in jegliche Arten von Glauben verstricken lässt, findet er diesen in der ihm vorgegebenen, weil dorthin erzogenen Gedankenwelt, die er später nicht selten mühsam umzudeuten versucht und oft genug in fast unlösbares Dilemma fällt. (13. 11. 2010) Gott als Schöpfer, als „creator ex nihilo“ ist eine Absurdität, ein Widerspruch in sich. Gibt es einen solchen Gott, wäre der Mensch wohl nicht in der Lage, diesen zu denken, mir scheint es sogar als Blasphemie, ihn denken zu wollen, ihn sich als Wesen vorstellen zu wollen, das etwas hervorbringt. Dieser Gott also, der nach unserer Vorstellung alles erschaffen haben soll, wird von einem Menschen gedacht, der sich so vieles nicht vorstellen kann, der eigentlich nur ein Minimum des Gesamten denken kann, der doch nur das Denken bewusst werden lassen kann, was seine Sinne an Wahrnehmung aufnehmen können. Gott ist entweder die Antwort, letztlich doch auch Lückenbüßer auf alle ungeklärten Fragen, somit Erfindung des Menschen. Oder, es gibt einen Weltenschöpfer, dann ist dieser aber sicher nicht von Menschen denkbar. Und? Warum ist dir diese Begriffsklärung überhaupt so wichtig? Weil ich alle beneide, die darin kein Problem sehen, Gott Personifizieren können und in ihm ihre Leitfigur sehen. „Beisl“ (24. 11. 2010) Jeder Mensch ist das Produkt des anderen, ist das Konstrukt eines jeden anderen, somit Vorstellung des anderen, ohne den der Mensch ein leeres, entindividualisiertes Wesen wäre, ohne Chance auf Entwicklung und Entfaltung, also lebt er, weil er Produkt des Geistes anderer und davon abhängig ist, zumal ihn das Stimmungselement der fühlbaren Leere, ebenso nur Ergebnis gedanklicher Spielereien, einfängt und er die Beklemmnis los werden will, nicht als Existierendes erkannt zu werden, von dir nicht gesehen zu werden, nicht als lebendig zu erscheinen, von dir nicht den Sinn im Dasein geklärt zu bekommen, von dir nicht losgelassen zu werden. „Könntest du endlich die Türe schließen?“. Endlich. „“ … Was bedingt das Gefühl des Alleinseins? Wer kann das Gefühl abschalten? Dieses Stimmungselement der fühlbaren Leere rund um sich selbst ist zwar Ergebnis des Geistes aber doch abhängig von den anderen. „Rede mit mir!“, „Trink mit mir!“, „Spiel mit mir!“; Mach irgendetwas, bei dem ich mich angesprochen fühle, bei dem ich dieses beklemmende, erdrückende Gefühl los werde und das Wissen bekomme, als hier, als da, als etwas Existierendes angesehen zu werden. Du bist es, das mich lebendig erscheinen lässt, du bist es, das mir Sinn in meinem Dasein gibt, „Könntest du endlich die Türe schließen? Endlich!“ (?) Schweigen, nur, ganz einfach und versunken, viele Punkte, kurze Striche oder kleine Flächen aneinander und auseinander auf dem Papier hinterlassend, genießen, nur, ganz einfach und versunken wahrnehmen, wie dieses Gewirr von Punkten und Strichen sich zu Einheiten und weiter zu Komplexen ausweiten und sehen, nur, ganz einfach und versunken, wie Formen zu Gebilden zusammen wachsen. Schleuße (?) Dessen bewusst, dass wir ausgeliefert sind, abhängig vom inneren Programm das uns steuert und aus uns Individuen macht, das uns jedoch verletzlich macht, dass wir gesteuert, abhängig von Nahrung, daraus resultierenden Träumen, vom Wetter und der folgenden Laune das machen, was das Gehirn als angenehm einstuft, voraus gesetzt es besteht kein Ladefehler und die Synapsen und ihr Umfeld arbeiten brav und, und, und, dann funktionieren wir als Mensch, als vollwertiges und manchmal auch wertvolles Mitglied der Gesellschaft, solange in dieser Maschinerie kein Fehler auftaucht, sonst: oje! Pech gehabt! Ein bisserl dumm, ein wenig behindert, g’stört? Abzweigung Auch die längste, geformteste, realistischste oder sonst wie superlativ gemeinte Eigenschaft kann die Unterbrechung des gewohnten Traditionsflusses nicht in eine komplett divergente oder total vertiefte oder gänzlich alternative Richtung drängen, weil der konventionelle Drang jedes Mal zu einem gewissen Punkt vor der Abzweigung zurückführt. Absolutheit Die Idee, dass es das Nichts gibt oder auch nicht ist nicht absurd, ebenso wenig, dass es die Unendlichkeit gibt oder nicht. Absurd ist lediglich jegliche Absolutheit einer der beiden Begriffe. Fingerzeig Der Fingerzeig ist das Ablenkungsmanöver von der Unzulänglichkeit das Abstrakte in die Textualität des Piktoralen überführen zu können, somit das legitime Mittel die Pikturalität des Abstrakten in die Textualität zu transferieren. Ungleichheit Welch eine unheimliche Faszination ist der Blick auf unsere eigene Welt, also auf das, woraus sie geboren wurde, auf einen Zustand, als es sie noch gar nicht gab, auf einen Anfang und letztlich durch Milliarden Lichtjahre auf uns selbst. Manipulation Absurd ist es, zwischen zwei ungleichen Elementen wie beispielsweise einer Wolke und einem Baum einen Spagat spannen zu wollen, weil der Baum dabei entwurzelt werden könnte. Fernblick Ich will, dass du ihn dazu bringst, die freie Entscheidung zu treffen ohne sein Gefühl von Manipulation zu wecken, vor dir Liegestütze zu machen. „“ (18. 12. 2010) Was frügtest du also dein geklontes Gegenüber, stünde ein solches Wesen vor dir? Du meinst, dass es nur antworten kann, was du ohnedies selbst wüsstest? Es wäre möglicherweise in einer anderen Gemütsverfassung, einer anderen Stimmung, so könntest du dich in einer solchen Lage ertappen. Du wirkst unverständlich, stellst dich nicht auf die Fragen ein. Du kannst nicht antworten, bekommst Angst, weil du dich dem Gegenüber siehst, der du eigentlich nicht sein willst. Und wer von beiden geht zuerst? Wer kann ein solches Aneinandertreffen beenden? Kannst du dich von dir verabschieden? Welch Absurdität bist du da ausgesetzt? 2011 „“ (6. 1. 2011) Nur Blumen, die gegossen werden leben. Blumen, die nicht gegossen werden bringen Nahrung für andere. Gesellschaftliche Situationen (16. 1. 2011) Die Beurteilung eines Ereignisses ist unabhängig von einem, aus ontologisch realistischer Sicht betrachtetem objektivem Betrachter aber sehr wohl bedingt durch einen solipsistischen Beobachter, der in Abhängigkeit seiner Ontogenese ein fast deterministisches Urteil fällen muss, nur mit der Einschränkung, dass genau genommen die beeinflussenden Faktoren und deren Variationen so facettenreich sind, dass eine realistische Vorhersage nur mit geringster Wahrscheinlichkeit zu treffend sein kann. Eindeutig Zweideutiges (16. 1. 2011) Wenn zum Aufrechterhalten der oder irgendeiner Ordnung, also zum Stören der häufig, jedoch manchmal falsch interpretierten, Entropie Energie notwendig ist und Energie immer, d. h. die Gesamtmenge gleich bleibt, dann gibt es mehrere Möglichkeiten: a) Entropie wirkt alles strömt einem ausgeglichenem Zustand entgegen, die Menge an Restenergie steigt irgendwann müsste die Restenergie unendlich groß sein b) Entropie wirkt die aufgestaute Energie arbeitet einem der Entropie entgegen wirkendem Zustand c) Die Entropie wirkt nicht es entstehen immer komplexere, komplizierte Ordnungen. Gravitation (22. 1. 2011) Wesentlich scheint mir die Möglichkeit, das Wesen von Gravitation anders zu sehen, nämlich nicht als Anziehungskraft, sondern als eine Art von Druck. Heimat (3. 2. 2011) Der Mensch, der seine Heimat im Mantel mit sich trägt. Kann man Heimatlose vertreiben? Von wo? Was geben sie auf? Schein und Sein (3. 2. 2011) Schein und Sein sind zwar mittlerweile etwas abgedroschene Begriffe, Denkblasen über Klischees, dennoch sind sie wesentliche Elemente unserer Welterforschung. Das Sein aus ontologisch realistischer Sicht entzieht sich unserer Wahrnehmung, somit wäre unserer Welterfahrung ein Schein erster Ordnung; Bilder und alle anderen Arten der Visualisierung ein Schein zweiter Ordnung und die Wahrnehmung derer ein Schein dritter Ordnung. Aus solipsistischer Sicht gäbe es den Schein nur als Täuschung. Die Welterfahrung ergibt das Sein, somit auch die Erfahrung von Bildern. Diese haben den vergleichbaren Realitätsgrad wie das vernehmliche Sein. Außenwelt – Territorium – Karte (7. 2. 2011) Wovon ist die Außenwelt eine Außenwelt? Betrachtet man die Karte, lebt man in einer Außenwelt. Oder ist es möglich ohne äußere Sicht auf die Dinge eine Karte zu erstellen? Die Frage ist eher die der Qualität von außen und innen. Die Karte verhält sich zum Territorium wie das Bild zum Objekt, wie das Signifikant zum Signifikat. Die Kunst aber ermöglicht die Umkehrung. Das Bild, das gemalt ist kreiert die Wirklichkeit, die es gewohnt ist, lediglich abzubilden. Realität (8. 2. 2011) Welche Bedeutung hat der Wille, die Realität rational erfassen zu wollen, wenn die Rationalität ihrerseits in direkter Abhängigkeit zur Realität steht, weil die Begriffe Rationalität genauso wie Realität dadurch begründet sind, als sie Begriffe als Basis benötigen und somit von der Dingoperationalisierung abhängig sind. Dieser Wille gegründet das phänomenologische Denkmuster, bleibt aus ontologisch realistischer Sicht jedoch fragwürdig. (9. 2. 2011) Die Beurteilung des Phänomenologischen in diesem Zusammenhang liegt in der - unter anderem – Unterscheidung der Lehren vom Schein (=Wirklichkeit) und der Wahrheit. Die Erfahrung der Innenwelt über die Außenwelt schließt in phänomenologischer Weise die Quanten- und kosmologische Welt aus. Oder gibt es eine entsprechende Methode? Dann ist jedoch noch nicht geklärt, ob die äußere Wirklichkeit existent ist. Jede Existenz erlebt die Existenz und somit ihre Wirklichkeit in anderer, mehr oder weniger unterschiedlicher Weise. Aber, erlebt nun eine Existenz oder ein Individuum ein Objekt durch eine Maschine oder ein gerät analysiert anders? Für ein Individuum ist ein Objekt immer ein von anderen unterschiedliches Phänomen. Das Objekt Karte (10. 2. 2011) Es ist alles miteinander und ineinander verwoben. Es gibt keine Richtung, die objektiv messbar wäre. Jedes Objekt kann als Zeichen gesehen Objekthaftes evozieren, genauso, wie jedes Zeichen seiner Natur gemäß reale Vorstellungen hervorruft und zugleich Objekt sein kann. Die Wahrnehmung eines Objekts, d.h. etwas Realen endet sowieso als verbalisiertes, sprich textualisiertes Element, also als Signifikant. Die Karte ist Nachahmung und Zeichen zugleich. Die Karte sollte sich durch ein geringstes Maß an Beliebigkeit auszeichnen. Die Karte verbietet Fantasie, um nicht der Unlesbarkeit zu unterliegen. Ich habe eine Karte und keine Vorstellung des Landes, des Territoriums. Welchen Zweck hat eine Karte, ohne erfahrbare Hinweise auf das, was es vorstellt? „“ (25. 2. 2011) Gieß es aus! Gieße, überschütte es! Überschütte und überschwemme es! Es, das Wesen, mit deinem Schwall aus Worten und Gedanken und Ideen. „“ (3. 3. 2011) Du bist hier. Verortet durch das Bild, durch meine Gedanken. Dich, deine Seele, dein Ich spüre ich hier und jetzt. Spürst du mich auch? Kannst du mich wahrnehmen? Du weißt nichts von mir? Die Beziehung ist einseitig, doch sind wir verbunden. Ich sehe das Bild irgendeines Wesens, einer Person. Gibt es sie? Wann beginnt eine Person, ein Individuum zu existieren? Erst wenn es durch andere wahrgenommen wird? Existieren die Milliarden Personen in andern, fremden, exotischen und fernen Ländern nicht, nur weil ich sie nicht kenne? Dann dürfte ich auch nicht existieren, weil sie mich nicht kennen. „“ (3. 3. 2011) Du bist nur dein Bild. Du bist nur dein Schatten. Du bist nur Imagination. Du bist, wie du in den Augen der anderen erscheinst. Du bist das, was andere in dir sehen. Dich sieht keiner, wie du sitzt, wie du sinnierst, wie du dir die Welt denkst, wie du Blumen gießt, wie du isst. Du bist nicht existent, wenn du dich nicht mitteilst, wenn du dich nicht erfahrbar machst. Du bist, aber existierst du auch? „“ (10. 3. 2011) Das ist die Karte eines Gebiets dessen Erforschung ausnahmslos mittels technischer Apparate erfolgen kann, weil sich reale Gebiet der Wahrnehmung auf visueller, haptisch-taktiler bzw. olfaktorischer Basis entzieht, nicht der Entfernung wegen, sondern der besonderen Lage seiner ersten Feststellung wegen. Diese Karte ist das Ergebnis eines zig-Jahre dauernden Prozesses, dessen Entwicklung durch derart mannigfaltige Einflüsse gewachsen ist, dass ein rationales Erfassen schier unmöglich ist und nur der Blick in die Entstehungsregion dieser Karte im neurobiologischen Areal eine Aufhellung, möglicherweise aber nie eine Aufklärung bieten kann. Dem Willigen öffnet diese Karte eine weite Welt, für andere wird es ein Kleckshaufen bleiben, ähnlich den Abbildungen ferner Sterne, deren Lesart auch nur wenigen vorbehalten ist. „“ (11. 3. 2011) Das Faszinierende an einem Tagebuch ist die Gleichgültigkeit, mit der es die Belanglosigkeit des Schreibzeichnenmalenden aufnimmt. „“ (14. 3. 2011) Manchmal möchte man meinen, es wäre alles Wichtige gedacht, gesagt und geschrieben. Nur wirklich Relevantes kann man nicht oft genug wiederholen. Vor allem zeigt es sich in anderen Zusammenhängen doch manchmal als neue Gedankenkette. Das Reale Gottes (15. 3. 2011) Wie wirkt Reales? Wie wirkt Irreales? Wie wirkt Fiktives? Alle drei Varianten wirken durch ihre Vorstellung, d .h. durch die Assoziationen die dabei entwickelt werden. Somit wirkt auch die Vorstellung von Gott und weil ich die Negation seiner Realität nicht beweisen kann, muss ich ihn als real – im Sinne von wirksam, wirkungsvoll – hinnehmen. „“ (17. 3. 2011) Sie: „Wo bist du alter Scheißer?“ Er: „Du beschuldigst ihn? Er stellt uns vor eine Prüfung, damit wir gestärkt werden, damit wir im Himmelreich seliger sind“ Sie: „Was können Buddhisten für die Spinnereien eines katholischen Gottes?“ Er: „Gott ist allmächtig, er steht auch jetzt den Leidenden beiseite. Gott ist größer zu sehen, als auf rein materialistischer Ebene.“ Sie: „Welche andere Ebene gibt es für Menschen auf der Erde?“ „“ (24. 3. 2011) Ich kann es noch immer nicht beschreiben, was das Glücksgefühl, die Befriedigung evoziert, wenn ich hier sitze und Linie an Linie ziehe, ein Bild meiner Vorstellung zeichne, nahc einem Blick, der mich begeistert hat. Bild (25. 3. 2011) Das Bild ist die ontologische Präsenz des Abwesenden. Nur der Spiegel mag Bild und „Abwesendes“ gleichzeitig zu zeigen, womit dem „Abwesenden“ eine neue Seinswesenheit zugedacht werden muss. Im Bilden geht es darum, etwas, das nicht da ist, zu zeigen. Entweder ist es nicht da, weil es nicht existent ist und somit nicht transportiert werden kann oder weil es nicht bildbar ist. „“ (6. 4. 2011) Sagt jemand: „Es gibt Gott!“, dann gibt es ihn. Die Frage ist nur, was er ist. Natürlich gibt es Gott. Nur nicht unbedingt den kirchlich, katholischen, sicherlich aber den subjektiv personalen. Einen anderen braucht man auch nicht, außer für diktatorischen Absolutismus oder ähnliches. (7. 4. 2011) Ich male, um die Menschen vom Nachdenken abzubringen. Menschen, die vor Bildern nachdenken, sind gefährlich. Meine Bilder präsentieren Lösungen. Es sind fertige Assoziationsketten. Allerdings ist mir bewusst, dass Wahrnehmung ohne Interpretation nicht möglich ist, sonst wäre es nicht eine solche. Also was jetzt? „“ (28. 4. 2011) (Das Verwechseln von Ursache und deren Wirkung bringt so manches Missverständnis zum Vorschein.) Das Verwechseln von Ursache und Wirkung wird häufig genug in Ermangelung des richtigen Verständnisses kolportiert. „-“ (18. 5. 2011) Was bergen die letzten Stunden? Woran bindet sich Hoffnung in dieser Zeit? Woran klammert sich ein Glaube? Vielleicht erfreut sich der Geist auch bloß daran, eventuell auch einmal das genießen zu dürfen, worauf ein Leben lang gespart wurde. „-“ (15. 6. 2011) Menschen haben, zumindest meinen sie dies, viele Verpflichtungen. Solche ergeben sich aus einem Geschäft, bei dem eine Person etwas zur Verfügung stellt, die andere dafür einen Ausgleich zollt. Dabei versucht man manchmal sich selbst, seltener die anderen zu bevorzugen. Die Verpflichtung, die meines Erachtens die oberste, die wichtigste ist, ist die den Eltern gegenüber. Es ist die Verpflichtung, das zu hüten, zu schützen, zu pflegen, zu planen und zu ehren, was sie schenken: das Leben. Es ist schwierig, vor allem, weil es oft unmöglich erscheint, den Eltern gegenüber so zu handeln, wenn sie selber keinen Wert darauf legen. Ich bin in der dankenswerten Lage, diese Verpflichtung gerne einzugehen. Das Leben ist etwas so schönes, dass es nur gekrönt werden kann durch Danken und verantworten. (17. 9. 2011) Sie sitzen da, um den Brunnen, und die, die nicht miteinander plaudern, die nicht mit existentiellen Sorgen behaftet sind, die nicht Gedanken verloren ins Nichts blicken, die nicht über den nächsten Einkauf, den nächsten Termin, das nächste Rendezvous oder den nächsten Tag sinnieren, die nicht von begehrlichen Blicken gefesselt sind, die nicht eben Hunger, Durst und andere Regungen stillen, die sich nicht von akustischen Signalen rufender Kinder, im Einsatz befindlicher Fahrzeuge oder dröhnender Motoren stören lassen, die nicht dem taktieren der Vögel zusehen, die nicht von der Blumenvielfalt der ringsum angelegten Beete gefesselt sind, die nicht der Überlegung, vor der brütenden Hitze zu fliehen anheimgefallen sind, die, die jetzt Zeit hätten nachzudenken, in sich zu kehren, sich zu besinnen, wer von denen denkt wohl den gleichen Gedanken, wie jemand anderer oder andere um den Wasser speienden, Tropfen spuckenden Mechanismus Sitzende oder Sitzender, wo doch der Wind manchmal einen angenehmen Sprühregen herüber weht. Die Tasche (24. 9. 2011, 31. 10. 2011) Alles, was Mensch ist, verbirgt sich im Gedankengebilde, aufgebaut aus Gefühlen und Erinnerungen, aus Freuden und Ängsten, aus allem, was die Sinne nährt, ohne auf objektivierbare Relevanz zu achten, die einen Filter setzen könnte. Mensch kann nichts mitnehmen. Was während des Lebens als Hütenswertes gehortet wird, bleibt irrelevant über. Es gibt Mensch nicht, als was er sich gerne sieht, weil er nur ein Teil eines Ablaufs ist, ein Versehen, das genauso nie entstehen hätte können, ein armes Etwas, das der Erklärung seiner Existenz , dem Lösen der Weltformel, der Entkommensstrategie nachläuft und möglicherweise nie einsehen wird, dass sich die Erklärung vom Modell in gleicher Weise entfernt, wie erfolgte Lösungen vom angestrebten Modell. Jedoch ist es trotzallem höchst befriedigend, die Tasche mit den erfolgten Erklärungen zu füllen. Karten (10. 7. 2011) Karten haben etwas Faszinierendes an sich. Sie geben Zukünftiges wieder in Form von noch nicht Erlebtem bzw. Dagewesenseiendem. Blicke ich auf eine Karte, stelle ich mir vor, wie es dort sein wird können, oder ich blicke auf die Karte, vergleiche und stelle Übereinstimmungen fest. Das ist die zweite Möglichkeit. Die Wiedergabe von Erlebten, die Chance, die Vorstellung des Gesehenen zu verifizieren, das Umsetzen von Zeichen in Bilder mit realem Hintergrund sind diese faszinierenden Elemente von Karten. Sie zeigen in ihrer Irrealität der Zeichenebene die Realität des Ikonografischen. „-“ (18. 10. 2011) Das Ende ist kein Ende, nicht weil es in einer religiösen Gedankenform einem esoterischen Gebilde eingebettet ist, so wie der Anfang kein Anfang ist; Jede Form von Ideologie oder Religion ist Utopie. Verantwortung (31. 10. 2011) Die Erkenntnis, dass der Mensch nicht die Möglichkeit hat, freie Willensentscheidungen zu setzen, dass er nicht „Produkt“ eines Schöpfers ist, dass er nur relativ kurze Zeit überhaupt existieren wird, weil es ihn in Kürze – in astronomischem Zeitmaß gesehen - gar nicht mehr geben wird, entbindet ihn nicht der Verantwortung, den Mitmenschen gegenüber, die jetzt sein Umfeld bilden, so wie den nachfolgenden Generationen gegenüber. Das Jetzt und Hier zählt. Deshalb ist auch eine Flucht in eine Religion und somit eine möglicherweise größere Verantwortung einem inexistenten Gott als dem nächsten gegenüber. Jesus war am richtigen Weg aber noch zu sehr von damaligen Traditionen geleitet. Er war radikal und hätte konsequenterweise Gott aus dem Spiel lassen sollen. Sinn (31. 10. 2011) Der Sinn des Lebens liegt darin, den nächsten, d. h. Partnern, Kindern, Eltern, Freunden, Bekannten und allen anderen – natürlich in hierarchisch relevanten Ebenen – sowie deren Kindern eine möglichst lebenswerte Welt zu gestalten und zu hinterlassen. Jegliche anderen Konstrukte, die sich an Jenseitswelten, Götter und anderes Transzendentales richten, sind weltfremde Scheinsinngebungen, die eher kontraproduktiv für unser Fortbestehen sind. Gehen (1. 11. 2011) Er geht entlang, über den Platz, entlang, etwas nach links, rechts am Brunnen vorbei, dreht sich um, ändert kaum merklich die Richtung, blickt hinüber, geht entlang, getrieben, gezogen, entlang, weiter über den Platz, dem Hafenkai entgegen, schaut auf den Boden, nicht auf sich, nur vor sich, doch blind, nichts erkennend, nur schauend, geht entlang, entlang einer unsichtbaren, endlos scheinenden gekrümmten Linie, gleich der Möve neben ihm, nur mit einem Ziel: Futter suchen. Heiliger Geist (2. 11. 2011) Wer war oder ist der Heilige Geist, dass er sich erdreisten kann Maria zu schwängern, ohne ihren Willen, ohne zu fragen, ohne sich zu erkennen zu geben. „-“ (19. 11. 2011) Sinnlos kann nur sein, wo es alternativ Sinn gibt. Dass es universal, also über das oder die Universen hinweg betrachtet Sinn per se nicht gibt, kann Leben auch nicht sinnlos sein; außer, ein Mensch erhebt sich über andere und alles und streitet anderen deren Sinn ab. Begegnung (9. 12. 2011) Die Begegnung mit einer beliebigen Person ist, soweit die Offenheit und Anschlussfreudigkeit gegeben sind und Kontaktfreudigkeit wie grundsätzliches Interesse dies unterstützen, jederzeit möglich, in der gleichen Weise auch das Finden von Werken über Personen, wie ebenfalls das Entdecken von Blättern über Künstler. Was liegt demnach näher, als mit diesen Blättern einen Dialog aufzubauen, Kontakt herzustellen mit Gedanken eines anderen, der einem fremd und unbekannt, dem deshalb ohne Vorurteile gegenüber getreten werden kann. „“ Warum kann ich einen Gedanken, das Denken während des Wartens, das Lösen einer Idee nicht frei steuern, wenn ich doch einen freien Willen, zumindest eine freie Entscheidungskraft besitzen sollte? 2012 „-“ (10. 1. 2012) Lebensqualität Worin liegt die Qualität eines Wesens, die Einzigartigkeit eines Objekts, der Vorzug von etwas gegenüber anderem? Objektiv könnte eine Art Hierarchie aufgebaut werden, subjektiv bleibt es immer dem Vorteilsprinzip, dem Lust- oder Spaßprinzip des Wesens vorbehalten. Die Situation, die Stimmung, das Wohlbefinden, Bedrängnis, Assoziationen, alles Mögliche beeinflussen Wesen in ihrem Agieren – und das nicht immer gleich, sondern von Tag zu Tag anders. Ich rette einen Käfer und zertrete dabei 3.757,213… andere Wesen. Worin liegt der Wert des Lebens? In der Freiheit? Wovon? „-“ (3. 1. 2012) Raum, Orientierung, Stelle, Platz, Hier und Da. Unser, wir, du und ich legen das „wo“ fest. „Wo etwas ist, kann nichts anderes sein“, heißt es, zumindest wissenschaftlich. Wo etwas ist, ist mehr. Wo ich bin, ist mein Wesen, sind meine Gedanken, meine Erinnerungen, meine Assoziationen an anderes. Wo ich bin, ist meine Welt. Wo ich bin, ist anderes von mir an anderer Stelle. Wo ich bin, hinterlasse ich Spuren, merklich, aber auch kaum feststellbare. Manche hinterlassen deutliche Spuren, konstruktiver, innovativer, positiver Art; aber auch gegenteilig. „Wo bin ich?“ ist wichtig als existenzialistische Basis meines Selbst. Die Frage, ob es das Ich gibt oder nicht, und wenn, wie viele ( R. Precht) scheint überflüssig, zumal die Frage von Etwas, also jemandem gestellt worden sein muss. Es ist das Ich, das den Raum ergründet und den Platz festlegt, wo man selbst in der Bezeichnung Ich ist. Nicht nur, dass bekannt sein muss, wo Ich ist, besteht das Bedürfnis wissen zu wollen, wo du, wo ihr, wo wir sind. Wir kreieren und nutzen Karten, Pläne, Vermessungen per Auge, per Tastung, per Foto, per Satellit und diversen anderen Systemen. Es können nicht zwei Elemente zur selben Zeit am selben Platz sein. Ebenso wenig kann nicht ein Ding zu einer Zeit an verschiedenen Plätzen sein. Sehr wohl aber deren und dessen Information. Was von mir bin ich selbst, was von mir ist Information und kann somit zur selben Zeit woanders sein? Wir bewegen uns in verschiedenen Räumen, aber was von uns ist jeweils wo? „-“ (9. 1. 2012) Ich mache, was mich umgibt zum Kunstwerk. „-“ (26. 1. 2012) Wir drängen uns durch die, von uns verursachte, Entwicklung der Umwelt dazu, immer mehr Wert auf einzelne Objekte zu legen, die Konzentration auf Zentrales zu fokusieren und uns die dadurch bedingte Abhängigkeit erdulden zu müssen, mit dem Effekt, dass die Angst vor dem Verlust unser Leben einnimmt und wir uns der Fremdbestimmung hingeben müssen, um zu retten und zu erhalten, was möglich scheint. Strukturen (2. 2. 2012) Der Versuch, in Bildern beispielsweise Strukturen darzustellen, die ihrerseits im Bild als andere Strukturen wirken, weil sie im flachen, zweidimensionalen Kontext erzeugt werden, erzeugt mimetisch assoziativ eine Vorstellung, die, weil bildhaft gedacht wird, der Struktur, die anfangs gesehen wird, eine neue, weitere, bereits eine über vier Ebenen reichende Interpretationsdynamik erreicht hat, welche es ermöglicht, möglicherweise wieder das in den Strukturen zu sehen, das ursprünglich gemeint war: Strukturen, die an Reales erinnern sollen. Strukturen, die taktil erfahrbar sind. Wahrnehmung (2. 2. 2012) Die Unvorhersehbarkeit, mir über mich an einem bestimmten Ort bewusst zu werden, kann nur in der Tatsache enden, dass Bewusstwerdung ein rein biochemisches Produkt ist, das in weiteren Ebenen mit spezifischen Erfahrungen gepaart unterschiedliche Reizstrukturen entwickelt, die eben different wahrgenommen und somit auf unterschiedliche Weise erfahren werden. Bücher (2. 2. 2012) Warum Bücher? Weil ich gerne lese, Wissen inhaliere, Informationen sammle, sie ein haptisches Erlebnis sind, … Warum Text? Weil es mir um den intensiven, informativen, verrätselten, geheimnisvollen Charakter geht. Warum Schrift? Weil sie wie Bilder scheint und wirkt. Bücher haben den Vorteil, zweidimensional Information zu bieten, gleichzeitig dreidimensional ein Objekt zu zeigen, das wahrhaften Realismus repräsentiert. Bücher sind Objekte mit numinos verankerten Inhalten, die ihre ontologische Präsenz in aller Deutlichkeit zeigen. Grenzen (7. 2. 2012) Karten bestehen zu einem Gutteil aus Grenzen. Es sind Linien. Linien begrenzen Gebiete, Linien begrenzen Flächen, Linien begrenzen Formen. Grenzen sind ein wesentliches Orientierungsinstrument. Das Ausloten zwischen Oppositionen, Zwischen Gegensatzpaaren, zwischen dem Realen und dem Virtuellen, zwischen Wissenschaftlichem und Gnostischem. Wo liegt die Grenze? Erkenntnisse aus Erfahrungen oder Erfahrungen aus Versuchen, die ihrerseits subjektiv ausgewählten Messkomponenten zu Grunde liegen. Beides ist in bestimmtem Maße nicht beweisbar, auf beiden Seiten gibt es Falsifizierbares. Die Frage der Grenze des … Was ist keine Simulation der Wirklichkeit? Wo bzw. wann kommen wir ohne Realität von Simulation aus? Ich gehe am Ufer des Sees umher. Ich spüre die Kälte, stehe im tiefen Schnee, genieße den vom Sonnenuntergang gefärbten roten Himmel, beobachte den Nebel, den hellen Schnee, den dunkler werdenden Himmel. Vielfältige Wahrnehmungen des Sees, doch so subjektiv, dass jede Karte ein besseres, informativeres, objektiveres Bild des Sees abgeben würde. Aber nur, weil wir den Abstraktionsgrad von Karten vereinnahmt haben und, was Karten darstellen, lesen und antizipieren können. „-“ (21. 2. 2012) Das Weiß des Schnees leuchtet, es überstrahlt alles, es erleuchtet die Umgebung. Der Glanz der Schneekristalle lässt die kleinen Hügel glitzern, die einzelnen Punkte blenden die Augen. Fast blind finden sich wieder kleine Äste, die sich von der Decke des Niederschlags befreien konnten und zwischen dem massiven Hell hervorlugen. Das Weiß des Schnees überdeckt die Landschaft hüllt alles ein, deckt alles zu, breitet den Mantel aus und beginnt Stück für Stück zu vergraben. Das Weiß des Schnees deckt zu, zu bis alles verborgen ist und nichts mehr hervor schauen kann, bis sich nichts mehr befreien kann. Das Weiß des Schnees beginnt mit all seiner …eit des Auslöschens obwohl es ungewollt markante Punkte erhöht, hervortut aus dem Dunkel des Schattens. Es steigert die Eigenschafte, es bringt Merkmale hervor, und … aber … versenkt … nützliche … Massierung … nichts … Ekstase … (22. 2. 2012) Ich wähle meine Sujets nicht aus dem Reich der Gegenstände, sondern aus der Liste der Dinge, die inhaltlich relevant für die Darstellung, die Erklärung und Befragung der Welt ist. Die Existenz, deren fundamentale Hinterfragung, ihre Erscheinung in den mannigfaltigsten Weisen und Formen, ihre Darstellung in den verschiedenen Medien und beeinflusst von diesen: Das interessiert mich, da möchte ich mitten drin sein! Ich als Wahrnehmender, aber auch als Empfindender, als Existierender und gleichzeitig all das Bezweifelnder und Hinterfragender. Ich als Erschaffender in den Augen anderer. Bilderflut (24. 2. 2012) Ich bin von einer derartigen Bilderflut umgeben, überrollt von einer Lawine, zugedeckt von bunten, schönen klischeekonformen Farbikonen, dass es unmöglich erscheint, im städtischen Bereich ohne künstliche visuelle Reize zu überleben. Da hat nun die Kunst doch eine andere Funktion. Sie stellt Originales und Originäres zur Verfügung. Sie stellt Innovatives losgelöst von klischeehafter Umarmung dar. Sie stellt Emotionales, Aufrührendes und Kritisches in den Raum. Das Hervorbringen von etwas wird nur durch dessen Erscheinung bewusst. Davor habe ich eine Vorstellung, eine vage Illusion, eine gärende Vision. Das Hervorbringen von etwas ermöglicht mir eine kritische Analyse, was davor nur von der Vorstellung möglich ist. Das sind aber zwei grundsätzlich unterschiedliche Produkte, eine Numinosität versus ihrer Ontologie, Virtuelles gegenüber dem Realen. Darin liegt auch der Wesensunterschied zwischen Gewolltem und Ausgeführtem. Darin liegt auch eine Lösung des Rätsels der freien Willensentscheidung. Die Beherrschung der Organe unterliegt nur im Ansatz einer Willensäußerung, die vollständig vom Lustempfinden gesteuert ist. So entsteht, was künstlich ist. „-“ (27. 2. 2012) Bete zu deinem Gott, Fetisch oder was auch immer und er wird dich einhüllen in den Nebel von Schutz, Geborgenheit, Verwirrung und Entwortung. „-“ (1. 3. 2012) Wer sagt zu wem: „Stärke mich, oh Herr“? Wer sagt zu wem: „Gib mir Kraft“? Wer sagt zu wem: „Rette mich – mit einer Million“? „-“ (6. 3. 2012) Der Verlust eines Menschen, eines Tieres, eines Gegenstandes oder einfach einer Idee muss schwerer wiegen, als deren bzw. dessen Gewinn. Der Überlebenstrieb des Menschen wird aufrecht erhalten durch den Schutz und das verzweifelte Ringen, jeglichen Verlust abzuwenden, zumindest den jeweils kleineren, eher zu entbehrenden hinzunehmen, um größeren abwenden zu können. Die Entscheidung darob wird aber nur scheinbar mit Vernunft getroffen. Sie obliegt rein emotionalen, das heißt biologisch bedingten Vorgaben, die der Körper setzt. „-“ (8. 3. 2012) Das Wesentliche im Handeln von Lebewesen ist das Überleben. Dieses hat aber von Mensch zu Mensch, von Lebewesen zu Lebewesen unterschiedliche Vorgaben bzw. Voraussetzungen, je nachdem wie hoch der Schwellenwert für diverse Wahrnehmungen ist. Das Leben unterliegt einer spezifischen Art des Hedonismus, Lebewesen entscheiden sich für das, was kurz- oder längerfristig mehr Lustgewinn und größere Chance auf Überleben verspricht, auch wenn es nicht immer rational nachvollziehbar ist. „-“ (18. 3. 2012) Das, was überbleibt, ist der Nährboden für Kommendes. Das, was überbleibt, ist die Quelle für das Neue. Schachspiel (3. 4. 2012) Die Figur des Schachspiels wird von einem Feld, des sich zum Betrachter öffnenden Raums, zum, den Regeln des Spiels folgend, nächstmöglichem transportiert um den Gegner in eine Zwangslage zu bringen, die es ihm ermöglicht, durch geschicktes Taktieren nicht nur der aufgedrängten Situation zu entfliehen, sondern seinerseits die neue, nun veränderte Feldanlage so zu nützen, dass sich am entfernten, dem Gegner ursprünglich zugedachten Rand Wege eröffnen, die wie Straßen ein Davongleiten ermöglichen und den Figuren die Chance geben, Schritte zu tun, die zwar den Regeln nicht mehr entsprechen, den Ort aber zu einem Freiraum machen, in dem Bewegungen frei werden, die mit quantenmechanischer Wahrscheinlichkeit zwar vorhersehbar wären, realiter jedoch auf unscharfen Bahnen den Weg in einen fantastischen visionär etwas utopischen Raum eröffnen. „-“ (11. 4. 2012) Karten sind Schlüssel. Karten beinhalten Informationen. Karten können Legitimationen erteilen. Karten können Zeichen geben für einen größeren oder kleineren, einen gleichen oder ungleichen, einen farblich bzw. zeichenhaft bestimmten Wert. Der Begriff „Karte“ ist ein universeller, der auf die vielfältigsten Fähigkeiten des Menschen sehr gut passt, allerdings nur in dieser Sprache zulässig ist. Wo anders bewege ich mich aber auch nicht. „-“ (13. 4. 2012) Näher kommen, den Abstand verkleinern, immer mehr Details sehen, bis sich ein neues großes gebildet hat, das wieder näher betrachtet werden kann, bis scheinbar vom ursprünglich gesehenem Inhalt nur mehr Einzelelemente übrig sind, die einerseits kaum einen erklärbaren Sinn ergeben, andererseits völlig neuen entdecken lassen, bis nichts anderes mehr eingesehen ist. Zeit [!?!] (13. 4. 2012) Die Annahme, es gäbe Zeit, ist eine zulässige, aber nicht zwingend erforderliche Prämisse. Dass unser Gehirn Zeit benötigt, ist genauso falsch angenommen, wie oftmals die Vertauschung von Ursache und Wirkung. Zeit hat nicht unser Gehirn geprägt, sondern das Gehirn benötigt die Krücke Zeit, um mit Abfolgen, die allein unser Gehirn in der Lage ist, zu erfassen, besser zu Recht zu kommen. Ich, Nichtphysiker und somit Dilettant dafür aber Künstler, bezweifle, dass Zeit etwas vom Menschen Erfundenes und somit in seiner Größenordnung nicht Definierbares ist. Somit liegt auch die maximale Geschwindigkeit nicht bei der, von Einstein prognostizierten Lichtgeschwindigkeit, sondern ist nach oben offen, wie sie am anderen Ende der Skala Null sein kann. Um absolute, quasi von außen betrachtete Realität (nicht Wirklichkeit!) erkennen zu können, bedarf es nicht unbedingt in Formeln gegossener Symbole, sondern Fantasie. Und eine solche hatten die Menschen schon vor einigen Jahrtausenden. „-“ (18. 4. 2012) Aller Geist ist machtlos, wenn der Körper nicht will. Der Geist ist weder frei, noch hat er einen Willen. Durchschnitt (21. 4. 2012) Warum ist der normale, mehr oder weniger zufriedene, durchschnittlich intelligente, an einigem interessierte, grundlegend gebildete, im Mittelbereich verdienende und sich auch sonst durch nichts Extremes auszeichnende Bürger nicht in der Lage, aus den vielen bisher erforschten und zu Grunde gelegten Synthesen die im Wesentlichen richtige, für alle akzeptable und für alle gleichermaßen wohlwollende philosophisch argumentierte Lösung zu akzeptieren? Weil der Mensch nach wie vor in erster Linie ein, von seinem Lustverhalten getriebenes Wesen, sicher mit einigen – ob wirklich qualitativ messbar muss wohl aus Sicht der quantitativ überragenden Tiervielfalt eher verneint werden – Unterschieden zur Tier- und Pflanzenwelt, ist, das gar nicht anders kann, als nur im Kontext der Partnerund Freundschaft und weiter der Bekannt- und Gemeinschaft seine Urteile subjektiv und egoistisch zu fällen. Ein wesentlicher Teil des menschlichen Zusammenlebens beruht auf Empathie, d. h. auf den Verlass des deterministisch geprägten Gehirns. Wann entscheidet der Mensch frei gewollt? Jedenfalls nicht, wenn eine Handlung mit „das habe ich nicht gewollt!“ abgeschlossen wird. „Wenn es die freie Willensentscheidung gibt, warum sind Sie dann noch hier?“ (24. 4. 2012) Ein funktionierendes, selbststeuerndes, selbstregulierendes, demokratisches System bedingt ein hohes Maß an Selbstbeherrschung und Disziplin, Lust an Masochismus am eigenen Körper und niedrigen Pegel an Anerkennungsnotwendigkeit, sonst hohen Grad an Selbstbeherrschung und die ausreichende Funktionalität der Selbstbefriedigung als Ausweichlösung. Fokusierung der Triebe, sodass Dritte unbehelligt bleiben fördert die Qualität der Sozietät ebenso, wie die konsequente Abhandlung der „Stufen des Glaubens“ (James Fowler) bis zum wirklichen Ende.55 Allgemeine Zeichen (19. 5. 2012) Was erklärt die Welt? Was von der Welt soll erklärt werden? Bis zu welcher Ebene kann die Welt erklärt werden? Die Qualität der Klarheit wird wahrscheinlich immer mit der Qualität der Analysemöglichkeiten steigen. Eine gegeben Antwort wird wahrscheinlich immer eine folgende Frage ergeben. Der Mensch, der keine Frage mehr hat, muss unendlich arm, müde oder einfach selbst zufrieden sein. Wirf ein paar Zeichen hin, und der Mensch wird Fragen nach dem Zusammenhang stellen, und es werden Fragen sein, die von einer speziellen Seite wieder ein Stückchen Welt erklären. Aber vielleicht werden wir, die man hinlänglich als Menschen bezeichnet, irgendwann alles erklärt haben. Dann werden wir, was Gott ursprünglich wollte, Wesen nach seinem Ebenbilde, dann werden wir Gott, dann sind wir – aber immer noch sterblich. Haushaltszeichen (5. 7. 2012) Die Welt erklärt das, worin sich gesellschaftliche Ereignisse, politische Klischees, persönliche Erfahrungen, familiäre Erziehungsroutinen und anderes, was uns zu, in der jeweiligen Zeit existierenden und denkenden Wesen macht, widerspiegelt. Welterklärung hängt glücklicherweise von eben diesen Kriterien ab, zu welchen noch, die sich daraus ergebenden, Folgerungen aus Ideologien und Religionen sowie den territorial kulturellen Einflüssen kommen, die, solange die – eigentlich fast unmögliche – exzessive Globalisierung keine einheitliche Gesellschaft und Kultur erzwingt, immer größter Diversität unterliegen wird und somit ausgedehnter, vielschichtiger und letztlich doch interessanter Hermeneutik anheimfällt. Welterklärung ist Erklärung des eigenen Gottes oder Nichtgottes, ist jedenfalls Sicht der jeweiligen Person auf die Welt. Punkzeichen (7. 7. 2012) Die ganze Welt erklärt täglich das Fernsehen, das mehr kann als alle Einzelpersönlichkeiten wie Politiker, Wissenschaftler, Theologen, Wirtschaftler u. a. m. Die Welt erklären kann, wer Einsicht in möglichst viele Erkenntnisse hat und zudem in der Lage ist, diese zu verknüpfen. Dem zu Folge Zeichen sich Fachleute per definitionem dadurch aus, dass sie Spezialisten auf einem Gebiet sind und daher eben kein breites, vernetztes Wissen über alle Gebiete haben. Sie können einen Teil der Welt gut erklären, aber eben nur diesen teil. Da die Wissensgebiete immer ausgeprägter, fundamentaler und tiefgreifender werden, ist künftig auch die Chance, alles zusammenzuführen und zu verbinden immer geringer. Außer, jemand findet die Möglichkeit, die Essenz aus jeder Forschungsrichtung zu filtern und zu einem zu verschmelzen. Den könnte man dann auch „Gott“ nennen, zumindest für den mythologischen Götterhimmel. Glücklicherweise sehen wir uns, wenn wir wollen, im Spiegel gemeinsam, mit der Tatsache, dass wir wirklich –und nicht virtuell- davorstehen. Gott als „Schöpfer“ zu bezeichnen zeigt Unverständnis, zeugt davon, in Gott ein Wesen und somit Menschliches zu sehen. Das hat Gott nicht verdient, bei all seinen Fehlern, welche die Theodizee versucht aufzuzeigen. (1. 8. 2012) Was treibt Menschen dazu, sich Vernunftregeln anzueignen, die sie in vordergründige Unfreiheit treiben? Was treibt Menschen dazu, ihrem Verstand gehorchend sich zu quälen oder quälen zu lassen? Was treibt Menschen dazu, sich nur einfach treiben zu lassen? Was treibt Menschen dazu, unaufhaltsam zu reden oder sortieren oder laufen oder streiten oder schlafen oder sich einer anderen stereotypen bzw. monotonen Handlungsfolge zu unterwerfen? Der Mensch funktioniert. Der Mensch ist eine – wenn auch sehr komplexe und komplizierte – Maschine. Der Mensch ist durch und durch gesteuert. Der Mensch ist ebenso wenig determiniert, wie die Lotteriemaschine. Der Mensch versteht vielleicht so manches an sich noch nicht im Detail. Der Mensch sollte sich immer genug Rätsel bleiben, um zumindest kleine Fragen offen zu lassen. „-“ (21. 8. 2012) Nur Ängste sind die Geister, die mich im Träume quälen. Wozu Kunst? (23. 8. 2012) Wozu brauchen wir Kunst? Aus einem ähnlichen Grund, warum wir Religion brauchen. Es ermöglicht die Flucht vor der Wirklichkeit. Mit Religion wird Antwort auf, auch nicht gestellte Fragen gegeben, mit Kunst werden meist Fragen aufgeworfen. So gesehen bilden Religion und Kunst die fehlenden Spitzen des Dreiecks, welches das Leben insgesamt darstellt. Alles andere, also Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Sport u. s. w. ergeben die Seitenlängen, wodurch das Dreieck zeitweise eine äußerst verzerrte Form erhält. „-“ (10. 9. 2012) Warum fragt Gott den Menschen, wo er sei? Will er wissen, wo sich der Mensch sieht, wo er gerne wäre? Erwähnt er zur Täuschung einen anderen Ort? Gott (30. 10. 2012) Es gibt einen Gott, der alles erschaffen hat. Es gibt einen Gott, zu dem gebetet werden darf. Es gibt einen Gott, dem ich die Schuld an allem Guten und Schlechten überantworten kann. Es gibt eine Unbekannte, das Unvorstellbare, das Ungewisse. Das vor der Zeit, das in der Ewigkeit, das hinter dem Raum liegende; das Jenseits der Grenzen. „-“ (15. 11. 2012) Warum schmerzen die Erkenntnisse, die dem Gewohnten zuwider laufen; warum können oder wollen wir die Schöpfung nicht als das akzeptieren, was sie ist? Die Schöpfung hat nicht anders entstehen können, als so. Dass die kleinste Änderung der Anfangsbedingungen etwas anderes zur Folge hat, muss klar sein. Dass die Regeln den teilchen immanent wären, ist unbegreiflich. „-“ (30. 11. 2012) Irgendwann werden wir vielleicht in der Lage sein, das was davor war zu verstehen, deutlich zu erahnen, vielleicht auch nur zu errechnen. „-“ (2012) Gott ist. Er ist nicht groß oder stark, weder allwissend noch allmächtig, Gott ist. Sie-Gott ist nicht klug oder weise, weder ewig noch vor oder nach der Zeit, Gott ist. Es-Gott ist nicht oben oder unten, weder mit noch unter uns, Gott ist der Hoffnungsschimmer, mehr, als wir denken können. Gott wächst mit uns. 2013 Lebenslüge - Illusion (27. 5. 2013) (Ausstellung im KV Baden) „Adam, wo bist du?“ „Ich bin hier, verraten, einsam, verloren.“ „Adam, wo bist du?“ „Ich bin hier, an dem Ort, wohin ich flüchten musste. Ich bin hier an einem Ort der mir Schutz bietet. Es ist schön hier, ich habe das Nötigste, ich suche Brauchbares, ich hole das Notwendige.“ „Adam, wo bist du?“ „Ich bin hier, an dem Ort, wo du mich zu sehen erwartest. Ich bin hier an dem Ort, den du für mich ausgesucht hast. Es ist wunderbar hier. Ich habe, was ich brauche, ich sehe, was mich ergötzt, mich umgibt, was mir gut tut, ich höre nichts Störendes und rieche nur Angenehmes.“ Gewimmel (8. 7. 2013) Das Gewimmel von Individuen macht dieselbe Wurzel der Figuren deutlich. Das Gewimmel der Figuren macht die Entwicklungsdiversität deutlich. Trotz der Unterschiede bleiben die Menschen ähnlicher, als viele es wahr haben wollen, weil in ihnen das Ungewollte, Negative gespiegelt wird. Willensentscheidung (12. 7. 2013) Zwischen der Akzeptanz der Negation der freien Willensentscheidung und des Lebens danach klafft nach wie vor die Schlucht einer Diskrepanz zwischen dem rationalen Erkennen und dem emotionalen Wirken. In welchem Zeitausmaß lebt der Mensch wirklich so bewusst, dass eventuelle Entscheidungen willentlich getroffen werden könnten? Dämmert der Mensch nicht eher Großteils dahin, lässt er sich nicht häufig unbewusst treiben, wirkt nicht der Filter des Wahrnehmens so stark, dass kaum etwas von den Eindrücken des Tages übrig bleibt? Drei Fragen zur Überlegung der „bewussten Willensentscheidung“, die den sogenannten 2Freien Willen“ voraussetzt: 1) Ist der Mensch von Geburt an, vom Einsetzen der Sprache an oder/und vom Entwickeln der eigenen Persönlichkeit, also des Erkennen seiner selbst an oder /und vom Einteilen des Lebens in Zeitabstände an oder/und von anderen generischen Zuständen an, mit der Möglichkeit der „freien Willensentscheidung“ bzw. wie es oft anders ausgedrückt wird, mit dem Verneinen von gewählten Entscheidungen ausgestattet? 2) Auf welche organischen Bereiche kann der Mensch „frei“ einwirken? 3) Kann der Mensch ohne äußere Einwirkung, ohne adäquate Empfindung, allein aus sich heraus solcher Art „freie Willensentscheidung“ treffen? ad 1) Was entwickelt sich wann und wo im Gehirn, dass der Mensch gegenüber seinen evolutionären Vorfahren an der Grenze zum homo „freien Willen“ entwickeln kann? ad 2) Warum hat der „gesunde“ Mensch keinen Einfluss auf seine Lebensgewohnheiten bezüglich diverser Angewohnheiten, Triebe und Süchte? ad 3) Ist der Mensch in der Lage zu agieren ohne es als Reaktion auf einen äußeren Impuls werten zu müssen? Die Frage, die sich dann aus meiner Sicht stellt, ist die nach der Möglichkeit der Einflussnahme auf meinen Organismus, die daraus folgende Bewertung meiner und die daraus resultierende Verantwortung für meine Handlungen. Ein weiterer Aspekt wäre der nach der Erlernbarkeit verschiedener Reaktionen auf bestimmte vorangegangene Lebenssituationen, welche manche Typengegenüber anderen abhebt und auszeichnet. Interview (13. 7. 2013) Welche Bedeutung haben die Karten und Pläne in den Arbeiten? Sie verweisen auf Stellen, wo ich war, sein werde oder sein könnte. Sie zeigen Orte im Raum, in der Gegend, an Hand derer eine Orientierung möglich ist. Sie beschreiben Plätze, virtuelle Plätze an welche andere Menschen gedacht werden können. An Plätzen, die Karten zeigen sind oder waren meist schon Menschen, da gibt oder gab es Ereignisse, Schicksale, Freuden, Tragödien. Und, Karten sind grafische Werke mit manchmal sogar malerischem Duktus. Wie lässt sich die Verbindung von Karte und Motiv beschreiben? Grundsätzlich mit der gleichen Zufälligkeit, wie Menschen in eine Region, ein Gebiet geboren werden. Der Zusammenhang zwischen einem Individuum und seinem Geburtsort ist meist bestimmt durch die Mutter. Die Prägung bekommt die Person durch die Eltern, die Erziehung, das Umfeld, die Kultur und all die anderen Einflüsse, die auf Menschen wirken können. Karten und Pläne strahlen visuelle Reize aus, auf die ich reagiere, so, wie das in eine Region geborene Kind reagiert. Ich stelle keine bewussten Verknüpfungen zum abgebildeten Ort her. Die Assoziationen sind nicht geografisch, wirtschaftlich oder politisch gebunden, schon gar nicht religiös. Direkte Reaktionen, mehr oder weniger unbewusst, werden so nach und nach in Form gebracht, ihre Aussage bzw. Wirkung geprüft, hin gepinselt oder gestrichelt evozieren sie neue Reaktionen, denen ich nach gehe. Ein vorab erwogenes Konzept lässt sich so leicht abändern, erneuern, erweitern. So unsicher es ist, in ein bestimmtes Gebiet geboren zu werden, oder die Vorstellung eines Gebietes auf Grund einer Kartendarstellung zu verifizieren, so ungewiss ist das Ergebnis meines Arbeitsprozesses an den Kartenbildern. Geburtsort (16. 8. 2013) Welche Bedeutung es hat, an einem bestimmten Ort geboren zu werden, erlebt jede Person an sich selbst zu jeder Zeit. Sich dessen bewusst zu werden bedarf es eines Katalysators in Form einer Rückbesinnung, einer Spiegelung, eines Widerbildes, eines Rufes, eines Textes, jedenfalls in der Art eines Vergleichs. Wie geht es jemandem, der das Andere nicht kennt, der nicht weiß, dass Sammeln im Müll, Fischen in der Kloake und Jagen zwischen Mistbergen nur die eine Seite, der eine Pol der Kugel ist? Du bist hineingestellt in eine, irgendeine Welt und könntest genauso auch in einer anderen, irgendeiner Welt zur Welt gekommen sein; eine schicksalshafte Fügung? Nur wenn du einmal da bist, beginnt etwas Unaufhaltsames, möglicherweise Abänderbares, sicher aber Veränderbares und Veränderliches in dem Rahmen, den dir deine Umwelt zur Verfügung stellt. So wie die Umwelt auf dich -Mensch- wirkt, in diesem umgekehrt proportionalen Verhältnis kannst du deine Umgebung beeinflussen. Dass ich an einem Ort in der großen überdimensionalen Welt geboren bin, lebe und bin, ist Ergebnis von Erleben und Erinnern. Kartenbilder (16. 8. 2013) Eine Karte betrachten kann Unbekanntes, Vergessenes aber auch Neugefundenes ins Gedächtnis locken. Wo finde ich Schon-Besuchtes? Wo finde ich begangene oder befahrene Strecken? Wo finde ich unbekannte Orte? Karten lassen erleben, erinnern. Dann tauchen ungewöhnliche, unerwartete, störende Elemente auf, an Orten, wo scheinbar kein Zusammenhang besteht. Dann erscheinen scheinbar realistische Formen auf. Der Blick auf die Karte, auf die Formen, auf das Gesamte: eine kleine Irritation. In eine Karte schauen heißt Wege suchen und Strecken finden. Pinselspuren verdecken, geben aber auch das wieder frei, was gesucht, entdeckt und gefunden wird. Karten sind und bleiben was sie sein sollen: Entdeckungsblätter. Linuren Das Wesen der Linuren ist die Reduktion realistischer Ausdrucksweisen auf lineare Strukturen, welche eine ähnliche Funktionsebene übernehmen wie Schrift. So wie diese in bestimmter oszillierender Form Inhalte transportiert, liegt den Linuren in gleicher Weise Signifikantes zu Grunde. Das Signifikat der Existenz äußert sich im Signifikant der Linuren. Eine entfernte Parallele zu den Zeichnungen von Osvaldo Cavandoli in seinen als „La linea“ geformten Erzählungen beruht sicher auf der Tatsache, dass alles Neuerfundene nur Weiterentwicklung von Bestehendem sein kann.