Protokoll ()

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Dieses Protokoll stammt von der Seite www.chids.de (Chemie in der Schule).
Dort können unterschiedliche Materialien für den Schulunterricht heruntergeladen werden,
unter anderem hunderte von Experimentalvorträgen so wie der vorliegende:
http://online-media.uni-marburg.de/chemie/chids/veranstaltungen/uebungen_experimentalvortrag.html
Philipps-Universität Marburg
Fachbereich Chemie
Sommersemester 2005
Seminar: Übungen im Experimentalvortag
Leitung: U. Koert, U. Müller, B. Neumüller, P. Reiß
Salzsäure
Vorgetragen am 23.06.2005
Vorgelegt von:
Thomas Niedenthal
Hersfelder Str. 18
36151 Burghaun
Inhalt
1. Darstellung von Salzsäure
1.1 Versuch 1: Darstellung von Chlorwasserstoff
1.2 Demonstration 1: Leitfähigkeitsmessung
1.3 Versuch 2: Nachweis der Ionen
4
5
6
2. Eigenschaften von Chlorwasserstoff
Versuch 3: „Springbrunnenversuch“
3. Salzsäure im Alltag
3.1 Demonstration 2: Reinigen einer Münze
3.2 Versuch 4: Säureaktivierte Peptidspaltung im Magen
7
10
11
4. Industrielle Verwendung von Salzsäure
4.1 Demonstration 3: Neutralisation von
Spülmaschinenreiniger
13
4.2 Versuch 5: Elektrolyse von Salzsäure und Nachweis der
Reaktionsprodukte
14
5. Schulrelevanz
17
6. Literatur
18
2
1. Darstellung von Salzsäure
Bei Salzsäure handelt es sich um in Wasser gelöstem Chlorwasserstoff.
Um Salzsäure industriell herzustellen, ist es daher notwendig, zuvor
Chlorwasserstoff herzustellen. Industriell werden vor allem das ChloridSchwefelsäureverfahren (vgl. Versuch 1) sowie die Synthese aus den
Elementen Chlor und Wasserstoff mittels Daniellschem Hahn eingesetzt.
Hierbei werden die Gase getrennt in den Verbrennungsraum eingeleitet
und dort entzündet. Mechanistisch betrachtet läuft diese Reaktion als
radikalischer Kettenmechanismus ab.
Kettenstart:
Kettenreaktion:
Kettenabbruch, z.B.:
Cl2  2 Cl•
Cl• + H2  HCl + H•
H• + Cl2  HCl + Cl•
Cl• + H•  HCl
Weiter entsteht Chlorwasserstoff als Nebenprodukt bei vielen
großindustriell eingesetzten Syntheseverfahren, z.B. der Friedel-CraftsAlkylierung.
H
Cl
+ HCl
AlCl3
Benzol
Cumol
3
1.1 Versuch 1: Darstellung von Chlorwasserstoff
Chemikalien:
Schwefelsäure, konz., R 35, S 26-30-45, C ätzend
Natriumchlorid
entionisiertes Wasser
Geräte:
Erlenmeyerkolben 1000 mL mit Zweihalsaufsatz und Absaugstück,
Tropftrichter mit Druckausgleich, Becherglas, Stativmaterial
Durchführung:
Ein Erlenmeyerkolben wird mit so viel Natriumchlorid befüllt, dass der
Boden bedeckt ist. Anschließend werden aus dem Tropftrichter etwa 20
mL konzentrierte Schwefelsäure zugetropft. Das entstehende Gas wird
durch das Absaugstück in ein mit entionisiertem Wasser gefülltes
Becherglas geleitet.
Beobachtung:
Schon nach Zusatz weniger Tropfen der konzentrierten Schwefelsäure
ist eine Gasentwicklung zu erkennen.
Ergebnis:
Bei dem entstehenden Gas handelt es sich um Chlorwasserstoff.
Theoretischer Hintergrund:
Der hier durchgeführte Versuch ist ein gängiges Verfahren, um im Labor
Chlorwasserstoff darzustellen. Hierbei verdrängt die starke Säure die
schwache Säure aus ihrem Salz. In groben Zügen entspricht es dem
industriell eingesetzten Chlorid-Schwefelsäureverfahren:
Stufe 1: bei 20 °C
NaCl(s)+ H3O+(aq)  HCl(g) ↑ + Na
+
(aq)
+ H2O
4
Stufe 2: bei 800 °C
+
2 Na
(aq) +
-
-
HSO4 (aq) + Cl (aq)  HCl(g) ↑ + 2 Na
+
(aq)
+ SO42-(aq)
Gesamt:
+
2 NaCl(s) + H3O
-
(aq)
+ HSO4 (aq)  2 HCl(g) ↑ + 2 Na
+
(aq)
+ SO4
2(aq)
+ H2O
In diesem Versuch läuft die Bildung von Chlorwasserstoff nur nach
Stufe 1 ab, da auf die Erwärmung (vgl .Stufe 2) verzichtet wurde.
Entsorgung:
Entstandene Natriumhydrogensulfatlösung kann neutral im Abguss
entsorgt werden.
1.2 Demonstration 1: Leitfähigkeitsmessung
Chemikalien:
Becherglas mit der erhaltenen Lösung aus Versuch 1
entionisiertes Wasser
Geräte:
Transformator, Kabel, Glühbirne, 2 Graphitelektroden, Becherglas
Durchführung:
Es wird eine Apparatur zur Messung der Leitfähigkeit wie folgt
aufgebaut. Eine Graphitelektrode wird direkt durch ein Kabel mit dem
Transformator verbunden. Die andere Elektrode wird mit einer Glühbirne
verbunden, welche selbst mit dem Transformator verbunden ist.
Zunächst werden beide Elektroden in ein Becherglas mit entionisiertem
Wasser gebracht. Die Elektroden dürfen sich hierbei nicht berühren. Nun
wird eine Spannung (Gleichstrom) angelegt.
Die Durchführung für die Leitfähigkeit der während Versuch 1
entstandenen Lösung erfolgt analog.
5
Beobachtung:
Bei der Prüfung der Leitfähigkeit von entionisiertem Wasser leuchtet die
Glühbirne nicht.
Nach Anlegen einer Spannung an die Lösung aus Versuch 1, leuchtet
die Glühbirne.
Ergebnis:
Entionisiertes Wasser leitet den elektrischen Strom nur schlecht.
Die Lösung aus Versuch 1 leitet den Strom besser. Dadurch kann die
Glühbirne zum Leuchten gebracht werden, d.h. diese Lösung enthält
mehr Ionen als das entionisierte Wasser. Dieses enthält nur auf Grund
der Eigendissoziation des Wassers Ionen.
Entsorgung:
Die Lösung kann neutral im Abguss entsorgt werden, falls diese nicht für
Versuch 2 benötigt wird.
1.3 Versuch 2: Nachweis der Ionen
Chemikalien:
Becherglas mit der erhaltenen Lösung aus Versuch 1
Silbernitratlösung, R 34-50/53, S 26-45-60-61, C ätzend, N umweltgefährdend
Universalindikatorpapier
Durchführung:
a) Man bringt einige Tropfen der verdünnten Salzsäure auf Indikatorpier
b) In das Becherglas mit der verdünnten Salzsäure werden einige
Tropfen Silbernitratlösung gegeben.
Beobachtung:
a) Das Indikatorpapier färbt sich rot.
b) Im Becherglas ist ein weißer Niederschlag zu erkennen.
Ergebnis:
a) In der Lösung müssen Hydronium-Ionen vorhanden sein
b) In der Lösung müssen Chloridionen vorhanden sein.
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Entsorgung:
Die Lösung wird den Silberabfällen zugeführt.
Theoretischer Hintergrund:
Wird Chlorwasserstoff in Wasser eingeleitet, so löst sich dieser gemäß
+
HCl(g) + H2O
S1
B2
H3O
S2
(aq) +
-
Cl (aq)
B1
In Wasser gelöster Chlorwasserstoff wird als Salzsäure bezeichnet.
Werden die entstandenen Hydroniumionen auf Universalindikatorpapier
gebracht, so gilt:
+
HInd + H2O
H3O + Ind
-
Gibt man nun einige Tropfen Silbernitratlösung in die zuvor hergestellte
Salzsäure, so werden die vorhandenen Chloridionen als weißes
Silberchlorid gefällt.
+
H3O
-
(aq)
+ Cl (aq) + Ag
+
-
(aq)
+ NO3 (aq)
+
AgCl(s) ↓ + H3O
-
(aq)
+ NO3 (aq)
2. Eigenschaften von Chlorwasserstoff
Chlorwasserstoff ist ein farbloses und stechend riechendes Gas. Der
Schmelzpunkt von Chlorwasserstoff beträgt –114,22 °C, der Siedepunkt
liegt bei – 85,05 °C. Weiter ist Chlorwasserstoff sehr gut in Wasser
löslich. Diese gute Löslichkeit lässt sich durch den folgenden Versuch
zeigen.
Versuch 3: “Springbrunnenversuch”
Chemikalien:
Natriumchlorid
Schwefelsäure, konz.
Lösung von Bromkresolgrün in Ethanol, R 11, S 7-16-24/25, F leichtentzündlich
Geräte:
7
Gasentwicklerapparatur gemäß Versuch 1,Woulffsche Flasche,
Rundkolben 500 mL,
Glasrohr mit einseitig ausgezogener Spitze, Stopfen, Winkelrohr,
Schlauchstück mit Schlauchklemme, Stativmaterial
Durchführung:
Ein als Vorlagekolben dienender Rundkolben wird gemäß Versuch 1 mit
Chlorwasserstoff gefüllt. Den Vorlagekolben verschließt man mit einem
durchbohrten Gummistopfen, durch den der kurze mit einer Spitze
versehene Teil eines Glasrohres führt. Der längere Teil dieses
Glasrohres führt durch den Stopfen einer Woulffschen Flasche (gefüllt
mit Wasser und Bromkresolgrünlösung) bis fast auf den Boden. In der
zweiten Öffnung der Flasche befindet sich ein durchbohrter
Gummistopfen, in dem ein Winkelrohr steckt. An diesem Winkelrohr
befindet sich ein Schlauchstück mit einer Schlauchklemme. Bläst man
Luft durch das Schlauchstück drückt man Wasser durch das Glasrohr in
den Vorlagekolben. Weiteres Wasser wird hochgesogen 
Springbrunnen.
Beobachtung:
Fast das gesamte Wasser aus der Woulffschen Flasche wird durch
Unterdruck in den Vorlagekolben gesogen. Der Indikator schlägt von
blaugrün nach gelb um.
Ergebnis:
Salzsäure ist entstanden.
Entsorgung:
Sämtliche Produkte können neutral im Abguss entsorgt werden.
Theoretischer Hintergrund:
Für die Darstellung des Chlorwasserstoffes gilt der unter 1.1
beschriebene Sachverhalt.
Für den eigentlichen „Springbrunnen“ ist die gute Löslichkeit von
Chlorwasserstoff in Wasser maßgeblich. Es lösen sich bei 20 °C etwa
440 L Chlorwasserstoff in 1 L Wasser. Das heißt, sobald die ersten
Tropfen Wasser in den Vorlagekolben gelangt sind, löst sich eine
beträchtliche Menge an Chlorwasserstoffgas in dem eingebrachten
8
Wasser. Geht man bei der eingebrachten Wassermenge von dem
Volumen 1 mL aus, so lösen sich darin 440 mL Chlorwasserstoff, also
fast das gesamte Gas im Vorlagekolben. Dadurch entsteht ein
Unterdruck im Vorlagekolben, weiteres Wasser wird noch oben in den
Vorlagekolben gesogen. Daraus resultiert der „Springbrunnen“.
Der Farbumschlag des Indikators zeigt die Bildung von Salzsäure
gemäß:
HCl(g) + H2O
+
H3 O
-
(aq)
+ Cl (aq)
Im neutralen Medium (Wasser) hat der Indikator Bromkresolgrün eine
blaugrüne Farbe. Bei einem pH-Wert von 3,8 – 5,4 schlägt die Farbe
nach gelb um.
Abb. 1: Strukturformeln und Umschlagbereich von Bromkresolgrün
3. Salzsäure im Alltag
9
Die Verwendungsmöglichkeiten von Salzsäure im Alltag sind vielfältig.
Beispielhaft möchte ich hier das Ätzen von Metallen (z.B. Namensschild
an der Klingel, Muster auf Vasen), Beseitigung von Kesselstein in
Heizungskesseln oder das Reinigen von halbedlen Metallen wie z.B.
Kupfer anführen (Demonstration 2).
Eine Tatsache, die vielen nicht bewusst ist, ist das Vorkommen von
Salzsäure im menschlichen Körper. Hier leistet Salzsäure bei der
Aktivierung von Enzymen einen wichtigen Betrag zur Verdauung von
Peptiden. Die einzelnen Vorgänge lassen sich auch im Reagenzglas
nachstellen (Versuch 4).
3.1 Demonstration 2: Reinigen einer Münze
Chemikalien:
Salzsäure, 2 mol/L
Kupfermünze, möglichst mit starken Gebrauchsspuren
entionisiertes Wasser
Gerät:
Petrischale, Pipette
Durchführung:
Die Kupfermünze wird in die Petrischale gelegt und mittels Pipette ein
Tropfen Salzsäure, 2 mol/L aufgebracht. Nach etwa einer Minute wird die
Salzsäure mit entionisiertem Wasser abgespült.
Beobachtung:
An der mit Salzsäure behandelten Stelle erhält die Kupfermünze ihren
typischen Kupferglanz zurück.
3.2 Versuch 4: Salzsäureaktivierte Peptidspaltung im Magen
10
Chemikalien:
Pepsinogen
Magerquark, handelsüblich
Salzsäure, 1 mol/L
entionisertes Wasser
Geräte:
Reagenzgläser, Becherglas 600 mL, Heizplatte mit Temperaturfühler
Durchführung:
In 20 mL entionisiertem Wasser wird 1 g Magerquark gelöst. Weiter
werden 2 Spatelspitzen Pepsinogen in 6 mL Wasser gelöst.
In 2 Reagenzgläser werden je 2 mL der Quarklösung gegeben, sowie
1 mL der Pepsinogenlösung. In eines der beiden Reagenzgläser gibt
man noch zusätzlich 2-3 Tropfen Salzsäure.
Beide Reagenzgläser stellt man nun für einige Minuten in ein
Wasserbad, welches mittels Heizplatte auf 38 °C eingestellt wurde.
Beobachtung:
Die Lösung in dem Reagenzglas ohne Salzsäure ist unverändert trüb.
Die Lösung, welche mit Salzsäure versetzt wurde, ist nun klar.
Ergebnis:
Polypeptide werden in wasserlösliche Oligopeptide aufgespalten.
Entsorgung:
Die Lösungen können neutral im Abguss entsorgt werden.
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Theoretischer Hintergrund:
Der menschliche Körper benötigt zu Verdauung der aufgenommenen
Nährstoffe Enzyme. Eiweiße werden durch Proteasen, Kohlenhydrate
durch Carbohydrasen und Fette durch Lipasen in kleinere Moleküle
aufgespalten. Nur so können die Nährstoffe durch die Darmwände in das
Blut diffundieren und im Körper verteilt werden. Bei dem hier
eingesetzten Pepsin handelt es sich
um eine im Magen produzierte
Protease, welche Polypeptide in
Oligopeptide spaltet.
Als Schutz vor Selbstverdauung
produzieren die Verdauungsdrüsen
im Magen kein Pepsin, sondern das
Proenzym Pepsinogen. Dieses wird
von
den
Hauptzellen
der
Magendrüsen gebildet. Gelangt nun
Nahrung in den Magen, so beginnen
die Belegzellen der Magendrüsen mit
der Produktion von Salzsäure.
Abb. 2
Dieses wandelt das Proenzym Pepsinogen in enzymatisch aktives
Pepsin um, welches nun die Polypeptide aufspaltet.
Analog ergibt sich die Erklärung für den durchgeführten Versuch. Die
Peptide aus dem Quark sind in Wasser nicht löslich und verursachen
deshalb eine Trübung. Wird keine Salzsäure zugesetzt, kann kein
Pepsinogen in Pepsin umgewandelt werden, die Trübung bleibt. Nur
durch Zusatz von Salzsäure kann Pepsin gebildet werden. Dieses spaltet
die Peptide auf, die Lösung wird klar.
4. Industrielle Verwendung
Nachdem ich zuvor auf Vorkommen und Verwendung von Salzsäure im
Alltag eingegangen bin, möchte ich hier auf die industrielle Verwendung
von Salzsäure eingehen.
Bedingt durch die Verwendung von alkalischen Reinigungsmitteln in
Industrie und Haushalt ist es nicht verwunderlich, dass auch das
entstehende Abwasser einen pH-Wert hat, der im alkalischen Bereich
liegt. Hier werden in Kläranlagen große Mengen Salzsäure benötigt um
das gereinigte Abwasser pH-neutral Gewässern zuleiten zu können (vgl.
Demonstration 3).
12
Wie bereits zu Beginn angesprochen, entstehen Salzsäure und
Chlorwasserstoff in großen Mengen als Nebenprodukt bei industriellen
Prozessen – meist in so großen Mengen, dass diese nicht komplett
verbraucht werden können. Deshalb wurde es nötig, diesen Überschuss
zu entsorgen. Eine gängige Methode ist die Elektrolyse von Salzsäure.
Die entstehenden Reaktionsprodukte Wasserstoff und Chlor sind
hochrein und als wichtige Rohstoffe bei vielen Prozessen in der Industrie
verwendbar (vgl. Versuch 5).
4.1 Demonstration 3: Neutralisation von Spülmaschinenreiniger
Salzsäure als Neutralisationsmittel zur Abwasserbehandlung
Chemikalien:
Salzsäure, 2 mol/L
ethanolische Phenolphthaleinlösung, R 11, S 7-16-24/25, F leichtentzündlich
Spülmaschinentab, handelsüblich
Geräte:
Bürette, Becherglas 1000 mL, Magnetrührer mit Rührfisch
Durchführung:
In einem Becherglas wird ein Spülmaschinentab in etwa 700 mL Wasser
unter Rühren gelöst. Anschließend wird ethanolische
Phenolphthaleinlösung zugesetzt.
Nun wird mit Salzsäure bis zum Farbumschlag des Indikators titriert.
Beobachtung:
Nach etwa 40 mL zugesetzter Salzsäure ist ein Farbumschlag des
Indikators von violett nach farblos zu erkennen.
Entsorgung:
Alle Lösungen können neutral im Abguss entsorgt werden.
4.2 Versuch 5: Elektrolyse von Salzsäure und Nachweis der
Reaktionsprodukte
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Chemikalien:
Salzsäure, konz., R 34-37, S 26-45, C ätzend
Kaliumiod-Stärke-Lösung
Natriumthiosulfat
Geräte:
Hoffmanscher Wasserzersetzungsapparat, Trafo,
Demonstrativvielfachinstrument, Kabel, Platinelektrode,
Graphitelektrode, Reagenzglas, Bunsenbrenner, Becherglas, PVCSchlauch mit Einleitungsrohr, Bunsenbrenner
Durchführung:
Ein Hoffmanscher Wasserzersetzungsapparat wird mit konzentrierter
Salzsäure befüllt. Als Anode dient eine Graphitelektrode, als Kathode
eine Platinelektrode. Nun wird eine Spannung angelegt (Gleichstrom).
Die Spannung wird so lange erhöht, bis an beiden Elektroden eine
Gasentwicklung zu erkennen ist. Die Spannung bleibt nun so lange
angelegt, bis sich in den beiden Schenkeln des Apparates ausreichend
Gas (etwa 15-20 mL) gebildet hat. Dann ist die Elektrolyse zu beenden.
Das entstandene Gas im Schenkel über der Kathode wird nun in ein
Reagenzglas geleitet (Öffnung des Reagenzglases nach unten).
Anschließend wird das Reagenzglas mit der Öffnung in die Flamme
eines Bunsenbrenners gebracht.
Das Gas im Schenkel über der Anode wird in eine Kaliumiodid-StärkeLösung eingeleitet.
Sicherheitshinweis: Da bei diesem Versuch eine nicht unbeträchtliche
Menge an Chlorgas dargestellt wird, ist aus Gründen der Sicherheit eine
ausreichende
Menge
an
gesättigter
Natriumthiosulfatlösung
bereitzuhalten.
Beobachtung:
Wird das Reagenzglas, welches mit dem über der Kathode entstandene
Gas befüllt wurde in die Bunsenbrennerflamme gebracht, so ist ein leiser
Knall zu hören.
Wird das andere Gas in die Kaliumiodid-Stärke-Lösung eingeleitet, so
verfärbt sich diese blau-schwarz.
Ergebnis:
An der Kathode ist Wasserstoff entstanden, an der Anode Chlor.
14
Entsorgung:
Verbliebenen Wasserstoff kann man im Abzug entweichen lassen.
Verbliebenes Chlorgas wird in eine Natriumthiosulfatlösung eingeleitet,
welche im Abguss entsorgt werden kann.
Die restliche Salzsäure wird mit festem Natriumthiosulfat versetzt,
neutralisiert und kann anschließend im Abguss entsorgt werden.
Theoretischer Hintergrund:
Bei der Elektrolyse laufen zwei Reaktionen ab, die Kathodenreaktion und
die Anodenreaktion.
Sie lassen sich folgendermaßen darstellen:
Anode:
-
-
2 Cl (aq)
+
Kathode: 2 H3O
-
(aq)
Cl2(g) + 2 e
+2e
-
H2(g) + 2 H2O
+
Gesamt: 2 Cl (aq) + 2 H3O
(aq)
Cl2(g) + H2(g) + 2 H2O
Nachweis der Reaktionsprodukte:
Der Wasserstoffnachweis erfolgt als „Knallgasreaktion“. Bei der Reaktion
handelt es sich um einen radikalischen Kettenmechnismus.
Kettenstart:
Kettenreaktion:
H2
2 H• + O2
H2O2
•OH + H2
Kettenabbruch, z.B.: •OH + H•
2 H•
H2O2
2 •OH
H2O + H•
H 2O
Der Chlornachweis wird indirekt durch eine Iod-Stärke-Reaktion geführt.
In die Lösung eingeleitetes Chlor wird durch vorhandene Iodidionen zu
Chlorid reduziert, während Iodidionen zu Iod oxidiert werden.
Die helixartig aufgewundene Stärke bildet mit dem entstandenen Iod
eine blaue Einschlussverbindung, deren Aufbau und Zusammensetzung
weitgehend
durch
räumliche
Anordnung
und
nicht
durch
Bindungsverhältnisse bestimmt wird. Das Iod wird in Form von
Polyiodidketten eingelagert, welche durch Bindungen miteinander
verknüpft sind. Dadurch wird die Elektronendelokalisierung entlang der
15
Kette erleichtert. Hieraus lässt sich
(Absorptionsmaximum 620 nm) erklären.
die
blau-schwarze
Farbe
Iod-Stärke-Komplex
I2(aq) + I (aq)
I3 (aq)
Abb. 3
16
5. Schulrelevanz
Die Themen Chlorwasserstoff und Salzsäure sind eine sehr gute
Möglichkeit in den Themenkomplex der Säuren einzusteigen,
insbesondere weil Salzsäure die einfachste einprotonige Säure ist. Ihre
Herstellung ist im Schulalltag – im Vergleich zu Schwefelsäure oder
Salpetersäure – einfach durchzuführen.
Weiter ist es möglich den kompletten Vortrag als Unterrichtsreihe
einzusetzen. Man beginnt – wie im Vortrag – mit der Darstellung. Hat
man das Produkt dargestellt, untersucht und erarbeitet man die
chemischen und physikalischen Eigenschaften. Hieran schließen sich
dann Verwendung in Alltag und Industrie an, um auch den notwendigen
Alltagsbezug herzustellen.
Fächerübergreifend kann im Fach Biologie die durch Salzsäure aktivierte
Wirkung von Enzymen bei der Verdauung behandelt werden.
Im Detail schreibt das hessische Kultusministerium im „Lehrplan Chemie,
Gymnasialer Bildungsgang“ unter 9.2 und 10.3 folgende Themen
verbindlich vor:
- Herstellung von Chlorwasserstoff bzw. Salzsäure
- Eigenschaften und Verwendung von Salzsäure
- Erarbeitung der Protolysereaktion am Beispiel von
Chlorwasserstoff mit Wasser
17
6. Literatur
Bücher:
E. Gerstner, „Versuche zur Chemie der Nichtmetalle auf der Basis von
„E. Fluck/C. Mahr, „Anorganisches Grundpraktikum“, VHC
Verlagsgesellschaft mbH, Weinheim 1985“, Marburg 1987
Charles E. Mortimer, „Chemie – Das Basiswissen der Chemie“, Georg
Thieme Verlag, Stuttgart 2001
Riedel, „Anorganische Chemie“, Walter de Gruyter, Berlin 1999
Stapf/Hradetzky „Chemische Schulversuche Teil 3: Organische Chemie“,
Verlag Harri Deutsch, Frankfurt am Main 1975
Schuphan Knappe, „Chemie Buch“, Verlag Moritz Diesterweg GmbH &
Co., Frankfurt am Main 1986
Horst Bayrhuber, Ulrich Kull (Hg), Linder Biologie, 20. Aufl., Stuttgart
1989
Neil A. Campbell, deutsche Übersetzung hrsg. von Jürgen Markl,
Biologie, Berlin 1997
E. Bauer, „Humanbiologie“, Cornelsen-Velhagen & Klausing GmbH &
Co., Berlin 1974, hieraus Abb. 2 entnommen
Vorlesungen, Seminare:
Prof. Dr. U. Koert, „Organische Chemie für Studierende der Chemie, des
Lehramts, der Naturwissenschaften und der Pharmazie“, WS 2003/04
Dr. J. Knecht, „Chemische Technologie“, anorganischer Teil, SS 2005
Internet:
www.uni-oldenburg.de
http://www.uni-bayreuth.de/departments/didaktikchemie
Abb. 1 und 3 entnommen von http://www.unipaderborn.de/lehrveranstaltungen
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