„Verhaltensstörung“ Zum Umgang mit einem Begriff im erziehungswissenschaftlichen Diskurs „Die sind ja verhaltensgestört – oder ...?“ Gliederung: 1 Erziehungsschwierigkeit - Verhaltensauffälligkeit – Verhaltensstörung 2 Schwierigkeiten der Begriffsbestimmung 2.1 Erziehungsschwierigkeit 2.2 Verhaltensauffälligkeit 2.3 Verhaltensstörung 3 Methode der Begriffsbestimmung 3.1 Deskription von Verhaltensstörungen 3.2 Programmatik von Verhaltensstörungen 4 Was bringt der Begriff? Begrifflichkeiten Wenn man sich mit auffälligem Verhalten beschäftigt, begegnet man den unterschiedlichsten Begrifflichkeiten : • erziehungsschwierig; • Verhaltensstörung; • Verhaltensauffälligkeit; • verhaltensoriginell; • ... Erziehungsschwierigkeit Norbert Havers (1981, S. 21) definiert den Begriff Erziehungsschwierigkeit vor dem Hintergrund des schulischen Kontextes: „Unter einer schulischen Erziehungsschwierigkeit versteht man eine Regelübertretung eines Schülers, die von einem schulischen Erzieher wahrgenommen und als störend und unangemessen beurteilt wird“. Abhängigkeit von Normen und subjektiver Wahrnehmung der Lehrer. 3 konstituierende Elemente des Begriffes Erziehungsschwierigkeit • Regelverstöße (Arbeitsanforderung, Interaktionsregeln, ...) • Lehrerin nimmt die Regelverstöße wahr • und beurteilt sie auf der Grundlage einer Verhaltensregel als störend und unangemessen (vgl. Havers 1981, S. 20f.). Kritik Situative Bedingungen und die subjektiven Wahrnehmungen der Lehrkraft beeinflussen das Urteil „erziehungsschwierig“! Ob ein Verhalten als störend empfunden wird oder nicht, hängt nicht nur von den Regeln ab, gegen die es verstößt, sondern auch von der Situation, in der es vorkommt, und von den Persönlichkeitsmerkmalen des Lehrers (Havers 1981, S. 20). Interdisziplinäre Kommunikation mit den Nachbarwissenschaften kaum möglich. Begriff ist auf die Schule bezogen; abweichendes Verhalten aber auch in anderen pädagogischen Arbeitsfeldern wichtiges Thema Begriff bezieht sich nur auf bereits beobachtete störende Abweichungen, obwohl „sich die Prävention nicht auf die Probleme beschränken kann, die bereits vom Lehrer beobachtet wurden“ (Hillenbrand S. 28). Verhaltensauffälligkeit versus Verhaltensstörung Seitz bezeichnet als Verhaltensauffälligkeit als „Abweichungen des Erlebens und Verhaltens einer Person von einer Norm“ (zit. n. Stein/Faas 1999, S. 27) im Unterschied zur Verhaltensstörung, die er als „Störung des PersonUmwelt-Bezugs“betrachtet (ebd.). Verhaltensauffälligkeit: Wertneutral, aber unscharf ; Mehrdeutlg, wenig prägnant: Nicht alle Kinder mit Auffälligkeiten haben Schwierigkeiten, nicht alle Kinder mit Schwierigkeiten, sind auffällig! Verhaltensstörung: Anerkannte Begriff, interdisziplinär verständlich. In enger Fassung mein Störungen: Länger andauernd, in verschiedenen Situationen/Bedingungen auftretend und nichtsteuerbar. Individuelles und soziales Leben ist beeinträchtigt! Begriffspräferenz: „Verhaltensstörung“ Weil: große Verbreitung des Begriffes „Verhaltensstörung“ administrativen, wie wissenschaftlichen Bereich! 1950 internationaler Weltkongress für Psychiatrie in Paris „Abwegigkeiten und Handlungen und Haltungen von den einfachsten Ungezogenheiten, dem Ungehorsam, dem Jähzorn, den Tics, den Eß- und Schlafstörungen bis zu den schwersten Formen der Verwahrlosung und Kriminalität“ (Wiesenhütter 1964) Aber: Begriff kennzeichnet nicht die gesamte Person eines Kindes! Daher sollte nicht von „verhaltensgestörten Kindern“ die Rede sein, sondern von „Kindern mit Verhaltensstörungen“ (vgl. Myschker 1999, S. 39; Hillenbrand 1999, S. 27 und Mutzeck 2000, S. 16). Kritik am Begriff Verhaltensstörung Goetze (1992, S. 6): Verhaltensstörung = Verhalten + Störung Def. Verhalten: Verhalten als die Art und Weise, mit der ein Organismus auf einen Reiz reagiert Schlussfolgerung: Aus Sicht der Verhaltenswissenschaften macht das Wort Störung im Kontext ‚Verhalten‘ keinen Sinn, weil die Reaktion des Organismus auf einen Reiz immer ‚normal‘ sein muss Jörg Schlee (1993, S. 40ff.) nennt vier Hauptkritikpunkte: 1. Heimliche Wertigkeit: - Vermischung beschreibender und bewertender Anteile sowie - mangelnde intersubjektive Nachprüfbarkeit führen zur - Untauglichkeit hinsichtlich der Beschreibung und Erklärung von Sachverhalten. 2. Unklarer Objektbereich: - Begriff umfasst unterschiedliche Formen abweichenden Verhaltens; - Begriff verfügt weder über Klarheit noch über Eindeutigkeit; - Objektbereich sehr umfangreich. 3. Prinzip der Selbstanwendung: - Begriffsbenutzer wohl eher nicht bereit sind, ihre theoretischen Vorstellungen auch auf sich selbst anzuwenden. - Etikettierung „Verhaltensstörung“verdeutlicht die Machtposition des Beobachters. 4. Unterschiedliche Menschenbildannahmen: - Der Beurteiler hält sich selbst für ein rational und sinnhaft handelndes Subjekt, - der „Verhaltensgestörte“ wird hingegen von ihm als ein auf äußere Reize reagierender Organismus eingestuft. Aber: Ist die Kritik von Schlee angemessen? Können die von ihm benutzten Kriterien überhaupt Geltung beanspruchen? Frage der Methode wissenschaftlicher Begriffsdiskussion! Der Kontext Begriff „Verhaltensstörung“ ist in historischer Perspektive ein medizinisch-psychiatrischer bzw. psychologisch-lerntheoretischer Terminus (vgl. Göppel 1989, S. 286) Aber: „Pädagogik bei Verhaltensstörungen“ ist eine besondere Form von „Theorie der Erziehung“ (vgl.Oelkers 2001)! Verhaltensstörung in diesem Kontext ein Begriff im erziehungswissenschaftlichen Diskurs! Methode der Begriffsbestimmung Grundfrage: Wie kommt es, dass die an dem Begriff der „Verhaltensstörung“ geübte Kritik nicht zur Ablösung des Begriffes geführt hat bzw. zur Auflösung der Arbeitsrichtung? Welche Leistungen erbringt dieser Begriff, so dass auf ihm anscheinend kaum verzichtet werden kann? Analytische Erziehungsphilosophie analysiert Grundbegriffe, Argumente und Schlüsse als Voraussetzungen der Pädagogik, zum Beispiel pädagogische Definitionen: Definitionen nach Scheffler (1971, 24): (natur-)wissenschaftliche Definitionen allgemeine Definitionen Definitionen Stipulationen Programm Deskription Allgemeine Definitionen Definitionen aufgrund von Übereinkunft. Stip. Definitionen beanspruchen nicht, den ursprünglichen Gebrauch der definierten Begriffe widerzuspiegeln! Erklärung des ursprünglichen Wortgebrauches! Deskr.. Definition versuchen, die definierten Begriffe durch Erklärung ihres ursprünglichen Wortgebrauches zu erläutern, um die Bedeutung dieses Begriffes deutlich zumachen! Heben bestimmte Aspekte sozialen Handelns hervor! Progr. Definition fordert zu Konsequenzen für praktisches Handeln bzw. zu moralischen Entscheidungen! Definitionen einführende Stipulation nicht-einführende Stipulation Stipulationen Programm Deskription Stip.- programmatische Definition Deskriptiv programmat. Definition Problematische, aber interessante Variante, weil einerseits der Anspruch erhoben wird, Begriffsbedeutung zu klären, andererseits praktische Handlungsweisen gerechtfertigt werden! Page 18 Verhaltensstörung aus Sicht einer deskriptivprogrammatischen Definition: Myschker (1999, S. 41) : "Verhaltensstörung ist ein von den zeit- und kulturspezifischen Erwartungsnormen abweichendes maladaptives Verhalten, das organogen und/oder milieureaktiv bedingt ist, wegen der Mehrdimensionalität, der Häufigkeit und des Schweregrades die Entwicklungs-, Lern- und Arbeitsfähigkeit sowie das Interaktionsgeschehen in der Umwelt beeinträchtigt und ohne besondere pädagogisch-therapeutische Hilfe nicht oder nur unzureichend überwunden werden kann.“ Deskription von „Verhaltensstörungen“ Referiert der Ausdruck „Verhaltensstörung“ auf beobachtbare Elemente? Typentheorie Russells: Verhaltensstörung wird als eine Klasse 1. Ordnung verstanden, deren Elemente Individuen sind. Bsp.: Die Klasse der Löwen enthält als Elemente einzelne Individuen „Loewe“ Kritikpunkte Schlees gelten nur für einen solchen Begriff 1. Ordnung! ??? Aber: Verhaltensstörung = Klasse 1. Ordnung??? Verhaltensstörung Klasse aller Klassen von Klassen auffälligen Verhaltens (vgl. Hillenbrand 1996) Peter schreit Peter beleidigt Peter motzt Peter tritt zu Peter schlägt Peter kneift Peter ist unruhig Peter weiß nichts Peter schwitzt Peter ist still Peter ist oft krank Peter weint Klasse verbal aggressiven Verhaltens Klasse motorisch aggressiven Verhaltens Klasse leistungsgehemmten Verhaltens Klasse trennungsängstlichen Verhaltens Externalisierend aggressives Verhalten Klasse aller Klasse aggressiven Verhaltens Internalisierend gehemmtes Verhalten Klasse aller Klasse ängstlich gehemmten Verhaltens In der Sprache der Typentheorie: Verhaltensstörungen = Klassen, deren Elemente die Klassen auffälligem Verhalten bilden! Für den Begriff Verhaltensstörung gibt es keine 1 zu 1 Referenzen, d. h., er referiert nicht auf ein Objekt! Eingangs gestellte Frage: Ist die Kritik von Schlee angemessen? Können die von ihm benutzten Kriterien überhaupt Geltung beanspruchen? Bewertung Die von der Kritik angesprochenen Problembereiche gehören notwendigerweise zur Begriffsbildung! Die Kriterien von Klarheit und Eindeutigkeit gelten für die Bestimmung der Klassen 1. Ordnung. Eine Klasse 3. Ordnung kann diese Kriterien in dem von der Kritik unterstellten Sinn nicht erfüllen! Den Begriff Verhaltensstörung zieht sehr unterschiedliche, weit auseinanderliegende Klassen zusammen, zwischen denen keine Kontinuitäten oder auch nur Ähnlichkeiten bestehen. Er bildet einen „Kontraktionsbegriff“ (vgl. Hillenbrand 1996): Ein komplexes und verstreutes Geschehen wird deutend und Brennpunkt artig erfasst, „es findet die Kontraktion des vielfältigen in ein scheinbar Eindeutiges statt“ (Oelkers 1985, 43) Programmatik von „Verhaltensstörungen“ Die Legitimität der im Begriff Verhaltensstörung ausgedrückten programmatischen Forderung nach besonderen Hilfen durch besondere pädagogische Maßnahmen bzw. institutioneller Angebote ist in der Heil- und Sonderpädagogik bspw. unter dem Aspekt der Stigmatisierung virulent, auch wenn unter historischem Aspekt dieses lange Zeit unproblematisch war. Die Frage der Legitimität programmatischer Forderungen (Stigmatisierung; ...) kann aber nicht am Begriff erfolgen, sondern nur in einem ethischen Diskurs diskutiert und beantwortet werden (vgl. Hillenbrand 1996) Was bringt der Begriff „Verhaltensstörung“? Begriff erfüllt nicht die Anforderungen an einen wissenschaftlichen Grundbegriff! Die praktisch-programmatischen Forderungen legitimieren aber Forderungen nach Ressourcen! Die entscheidende Leistung des Begriffs liegt in der Sprache. Er etabliert eine Scientific Community und ermöglichte das Herstellen von (kritischer) Kommunikation (vgl. Hillenbrand 1996). Erklärungsmodelle In der Pädagogik bei Verhaltensauffälligkeiten finden sich verschiedene Erklärungsmodelle für die Entstehung von Verhaltensauffälligkeiten. Modell = zusammenhängendes System von wissenschaftlichen Sätzen und Aussagen; ermöglicht den Verhalten theoretisch zu beschreiben, zu erklären und vorher zusagen. Modelle werden bestimmt durch das Menschenbild bzw. den wissenschaftstheoretischen Standpunkt und differieren bezüglich der Ursachenklärung von Verhaltensstörungen ebenso wie hinsichtlich der sich daraus ergebenden Handlungsoptionen (vgl. Hillenbrand 1999, S. 60 Vgl. Hillenbrand 1999 Montessori Pädagogik als Grundlage integrativer und kooperativer Prozesse unter besonderer Berücksichtigung der Integration von erziehungsschwierigen Schülern in der Montessori Schule der Aktion Sonenschein e.V. München Zusammenfassung: Arbeitskreis 6 Heike Fischer, Ilse-Marie Sebbeße, Barbara Weidner. Dorothea v. Kahlden. 1. Kurze Darstellung einiger für das Thema relevanter Elemente der Montessori- Pädagogik Die Pädagogik Maria Montessoris beruht auf der Auffassung vom Kind als Baumeister seiner selbst, ausgestattet mit kreativen Selbstgestaltungskräften und dem Drang, diese zu benutzen. Motorik und Sinne sind Grundlage und Werkzeug des Geistes und brauchen im weiteren Sinne Material zur Entwicklung. Diese Auffassung wird von der heutigen Neurophysiologie und -Psychologie belegt. Neuronale Netze und Synapsen entstehen dadurch, dass Kontaktmöglichkeiten zwischen Milliarden von Nervenzellen im Gehirn angesprochen, genutzt, benötigt werden: Was sich ein Kind selbst erarbeitet, bildet seine Intelligenz, seine Kompetenz. Der Selbstbildungsprozess vollzieht sich in Abhängigkeit von der geistigen, sozialen, materiellen Umgebung. Die Aufgabe des Lehrers ist es dabei, die Umgebung entsprechend auszustatten. Möglichkeiten anzubieten und selbstständige Aktivitäten zuzulassen, beziehungsweise das Kind darauf hinzuführen siehe Freiarbeit in vorbereiteter Umgebung, wo das Kind Interessen entwickeln und ihnen nachgehen kann. wo es Inhalt, Tempo, Verfahren und Sozialform selbst bestimmt, wo es sich in die Arbeit mit Materialien zum gegenständlichen Handeln und Denken versenken und zur Konzentration finden kann. zur Polarisation der Aufmerksamkeit, die zu Ordnung, Ausdauer und Disziplin führt, zur Normalisation. Der soziale Rahmen -die Gruppe, die Klasse, die Schule- ist von Heterogenität geprägt, wodurch der Selbstfindungsprozess in kognitiver, sozialer und emotionaler Hinsicht bereichert wird. Heterogenität wird im Sinne Montessoris durch Jahrgangsmischung erreicht. an unserer Schule überwiegend durch integrative Gruppenbildung, durch Vielfalt und Nähe unterschiedlicher Arten von Klassen, -siehe 3-, durch klassenübergreifende Projekte u.a.m., dazu die Ausführungen unter 4. und 5.. Die dadurch bedingte Vielgestaltigkeit ist auch mit möglichen sozialen Konflikten ein wichtiges, gewalltes Lernfeld für alle beteiligten. 2. Kinder und Jugendliche, die als erziehungsschwierig bezeichnet werden -SvmptomeSeit der Gründung unserer Schule, bis heute zunehmend, kommen Kinder und Jugendliche zu uns, welche als "erziehungsschwierig" bezeichnet werden, z.T. als "schwer" oder überhaupt "nicht schulfähig", welche an Regelschulen große Probleme bereits haben oder haben würden. Früher wurden sie ais MCD-Kinder bezeichnet, als sozial depriviert, als behinderungsbedroht, heute vielfach dis Kinder und Jugendliche mit ADS/ ADHS oder anderen div. Lernstörungen. Die Ursachen für die Störungen sind vielfältig. Man geht zunehmend davon aus, dass es sich um Fehlfunktionen im Gehirn handelt, die wiederum auf vielfältige Störungen im Verlauf des Aufbaus neuronaler Netze beruhen. An den Symptomen lassen sich die Ursachen nicht immer eindeutig erkennen, was aber wenn auch wichtig und von Interesse- dich nicht unbedingt vorrangig ist. Die Symptome, die diese Kinder und Jugendlichen zeigen sind äußerst vielfältig und können wie folgt sein: - aggressives Sozialverhalten - Suizidabsichten und -versuche - Sehr geringes Konzentrationsvermögen - Schwere Aufmerksamkeitsstörungen - Hyperkinetisches Verhalten - Psychosomatische Reaktionen, wie Einnässen, erbrechen - Rückzug aus sozialen Bindungen, aus dem Unterricht - Apathie - Ängstlichkeit, die sich zur Phobie steigern kann. auch Schulangst bis zur Schulphobie - Unfähigkeit Neugier und Interesse für ein reguläres Unterrichtsgeschehen zu entwickeln - Unfähigkeit einen Stift in die Hand zu nehmen, bei gleichzeitiger verbaler Aktionsmöglichkeit und bei guter Intelligenz. - Schwere Form der Dyslexie und der Dyskalkulie .....also geradezu das Gegenbild zu der "Normalisation", die Maria Montessori schildert. 3. Arbeitsansätze Entscheidend ist es nun, und das führt 7_u der Verknöpfung mit der Montessori-Pädagogik, die Situation der erziehungsschwierigen Kinder und Jugendlichen zu erfassen, ihre Bedürfnisse zu erkennen, sich auf die Suche nach "sozial verträglichen" Neigungen, konstruktiven Stärken/ zu begeben, ihnen dazu eine Umgebung anzubieten, in der sie Anknüpfungspunkte und Impulse finden können um zu stärkeren positiven Erlebnissen zu kommen. Anknüp- fungspunkte und Arbeitsmaterial können auf geistigem, sozialem und materiellem Gebiet liegen und kognitive, soziale oder emotionale Entwicklungsprozesse in Gang setzen. Wichtig ist die selbstbestimmte Arbeit, das "Interesse am Lehrplan" - das ist, was wir versuchen-. Mit Beliebigkeit darf das jedoch nicht verwechselt werden. Vielmehr erfordert dies viel Aufmerksamkeit und Klarheit vom Lehrer, der diese Entwicklung begleitet, auch die Entschlossenheit und Stärke zum Grenzen setzen. Am Eingang unserer Schule steht ein Zitat Maria Montessoris: "Der Weg auf dem die Schwachen sich stärken, ist der gleiche wie der auf dem die Starken sich vervollkommnen." Wer allerdings in unseren Integrationsgruppen der Starke ist, und wer der Schwache, das ist nicht immer festzulegen und oft überraschend und beglückend. Di® Architektur unserer Schule gibt vor, dass Klassen der Förderschule auch baulich jeweils in den Clustern integriert sind. Außerdem ermöglicht sie. dass unterschiedliche Altersgruppen (Primär- und Sekundarstufe) in einem Cluster untergebracht werden, mit gemeinsamen Gruppenräumen und Arbeitsmöglichkeiten im Flur. Dadurch ergeben sich natürliche Integrationsprozesse. Unsere Erfahrung ist. dass so gerade erziehungsschwierige Schülerinnen der Sekundarstufe in der Zusammenarbeit mit Grundschülerinnen und den Kindern aus den Förderklassen vielfältige, positive Lernerfahrungen machen können, sie erfahren sich als kompetente Helfer und Begleiter. Auch hierfür muss von den Pädagogen/innen die Umgebung gut vorbereitet sein. Zur Unterstützung und Intensivierung solcher natürlicher Integrationsprozesse ist aus unserer Sicht eine wichtige Vorraussetzung das flexible Eingehen auf die individuelle Situation der erziehungsschwierigen Schüler. Es müssen passende Momente, die meistens spontan entstehen, genutzt, Arbeits- und Zeitpläne verändert werden, Absprachen mit Kollegen/innen auch kurzfristig möglich sein.