TU Dresden - Donat Schmidt

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Sandra Scheibe, Johannes Heuzeroth, Anne Fischbach, Katrin
Strietzel, Stefanie Mathes
PS: Medien im Philosophieunterricht I
Dozent: Donat Schmidt
GESPRÄCHSFÜHRUNG DES LEHRERS
GLIEDERUNG:
1.: Einleitung
2.: Lehrersprache allgemein
3.: Schweigen
1.: EINLEITUNG
- Thema ist die Gesprächsführung des Lehrers und
inwieweit der Lehrer mit Hilfe seiner Stimme,
Wortwahl, usw. den Unterricht gestalten und
beeinflussen kann
2.: LEHRERSPRACHE ALLGEMEIN
- verbale Körpersprache als höchst individueller
Ausdruck der eigenen Persönlichkeit
- Entwicklung von Vorurteilen
(● Lehrer sprechen u. a. lauter, schneller und
mehr)
ZIELE:
- Aufschlüsselung Merkmale der Lehrersprache, um
diese
- dann gezielt trainieren zu können
► kontrollierter Einsatz vor der Klasse, um Wirkung
zu
erhöhen
3.: SCHWEIGEN
= Phase des Nicht-Sprechens
- bewusstes Schweigen als hohe psychische
Belastung, weil Pufferfunktion der Sprache wegfällt
► Eignung, um gezielt Akzente zu setzen und den
Unterricht dadurch abwechslungsreicher zu gestalten
ABER:
► Schweigen schwierig, weil eine Gratwanderung
zwischen
●rhetorischen Mittel als Spannungsaufbau oder
●Verfehlung der Wirkung und Spannungsabfall
PRAXISEINSATZ:
1.: Augenblick nach Fragestellung vom Lehrer
ODER
2.: Augenblick, nachdem der Schüler eine Frage
gestellt hat
ANGEMESSENS WARTEN FÜHRT U. A. ZU:
1.: Antwortlänge nimmt zu
2.: Schüler stellen mehr Fragen
ZU SCHNELLES REAGIEREN KANN INTERPRETIERT
WERDEN:
1.: Lehrer lässt Schüler nicht ausreden
2.: Lehrer möchte nicht fachlich inkompetent
erscheinen
3.: Furcht vor blackout
TRAININGSANWEISUNG:
- Beginn, wenn man sich der Antwort sicher ist, um
dann gezielt Spannung aufbauen zu können
- Ausdehnung auf Situationen, bei denen man sich
unsicherer ist
VORTEILE GEKONNTEN SCHWEIGENS
1.: Unterstreichung Wichtigkeit
2.: Schaffung bzw. Erhaltung von Spannung
3.: Verdeckung eigener Unsicherheiten
4.: unaufmerksame Schüler werden zur Konzentration
zurückgeführt
5.: Schüler können Gehörtes besser verarbeiten
6.: Schülern wird Interesse gezeigt
FRAGEN:
1.: Die theoretische Seite wurde besprochen – lässt sich
diese aber auch 1:1 in der Praxis umsetzen?
2.: Gibt es für bestimmte Lehrersprache eine Altersbzw. Schulformbeschränkung?
3.: Wie trainiert man als Lehrer solche Lehrersprache?
4.: Mögliche Fehlerquellen?
Literatur:
Heidemann, Rudolf: Körpersprache vor der Klasse: ein
praxisnahes Trainingsprogramm zum Lehrverhalten.
Heidelberg, Wiesbaden 1992.
TU Dresden
20. 04. 2006
Institut für Philosophie
PS: Medien im Philosophieunterricht I
Dozent: Donat Schmidt
Referenten: Sandra Scheibe, Johannes Heuzeroth, Anne Fischbach, Katrin Strietzel, Stefanie Mathes
Thema: Gesprächsführung des Lehrers
 1. Lehrer- bzw. Schülerecho
 2. Sprachstil
1. Lehrer- bzw. Schülerecho
= Wortwörtliche Wiederholung der Schülerantworten
-
Wird vom Lehrer benutzt, um drohende Pausen zu überbrücken
-
Die Wiederholung des Schülerbeitrages dient lediglich der sprachlichen Brücke
zwischen dieser und der nächsten Äußerung eines Schülers
-
Wiederholung erfolgt aus dem Kurzzeitgedächtnis
 Inhalt muss dabei nicht unbedingt verstanden worden sein
-
Lehrerecho dient dazu, dem Lehrer Zeit zum Nachdenken über anders zu geben
 kann aber auch als Entlastung des eigenen Sprechens und Denkens empfunden
werden
-
Lehrerecho aber auch sinnvoll:
 Kein vorschnelles Abbrechen durch Kommentierung in der Sammelphase von
Schülerantworten
 Zeigt dem betreffenden Schüler, dass sein Beitrag registriert wurde
-
Tipp:
 Aktives Schweigen kann auch Phase überbrücken
 Durch aufmunterndes Kopfnicken und bestätigende Signale kann das gleiche
erreicht werden
2. Sprachstil
= Verständlichkeit der Sprache
-
Von großer Bedeutung ist der Satzbau
 kurz und vollständige Sätze verwenden (lange Satzkonstruktionen überfordern
Schüler Schüler schalten ab)
-
Verwenden von anschaulichen Beispielen, Sprichwörtern, Vergleichen usw.
 Erhöhung der Aufmerksamkeit und Behaltensleistung
-
Gleiche Aufgabe erfüllen stimmliche Hervorhebungen und Visualisierungen ( Dias,
Bilder, Tafelbilder, bunte Kreide,...)
-
Um abstrakte Denkinhalte zu vermitteln, sollte Lehrer lebendig sprechen
 Bsp.:
„Die plötzliche Stille war so unangenehm, dass sie uns zu erdrücken schien.“
„ Eine alte Frau schlurft durch die Straßen“
-
Vermeiden des Jugend- Jargons
 kann lächerlich auf Schüler wirken
 Schüler können sich abgestoßen fühlen
 Grenze zwischen Schüler und Lehrer muss gewahrt werden
-
Lehrer kann durch Sprache positive Atmosphäre schaffen
 Bsp.:
„Bis 11 Uhr müsst ihr mit arbeiten fertig sein.“
besser: „Ab 11 Uhr machen wir eine Pause.“
„Das stimmt nicht.“
besser: „Bitte überprüfe noch mal deine Angaben.“
Stephanie Mathes
20.04.2006
Bemerkungen des Lehrers
Verwendung von Personalpronomina
-
Die Wir-Formulierung: „Wir wollen jetzt mal Unterricht machen...“ Diese Art von Wir
erzeugt bei den Schülern einen Eindruck von Unehrlichkeit, da der Lehrer eigentlich Ich
oder Du meint.
-
Die Ich-Botschaft: Die Ich-Botschaft drückt einen subtilen Vorwurf aus, die in einer
Konfrontation zu einer Du-Botschaft wird. „Du hörst jetzt sofort damit auf!“ statt „Es ärgert
mich, dass Du Dich so benimmst.“
-
Der Ich-Satz: Der Lehrer verwendet hier eine Formulierung, bei der er eigentlich den
Schüler ansprechen und auffordern will, rückt sich aber dann doch selbst mehr in den
Mittelpunkt. „ Hier fehlt mir noch etwas“ statt „Können Sie mir das noch genauer
zeigen?“
Beschwichtigungen und eindeutiges Feedback-Geben
-
Beschwichtigungen 1: Floskeln wie „vielleicht“, „Das könnte man so machen/ sehen/
vertreten.“ können im Einzelfall verwendet werden. Einerseits sind sie entschärfend.
Andererseits wirken sie verunsichernd auf den Schüler. Mut zu klaren Aussagen, wobei
hier variiert werden muss! „Das ist richtig/ gut/ passend/ sehr schön etc.!“
-
Beschwichtigungen 2(Erweiterung): Negatives positiv ausdrücken. Dabei sollten negative
Antworten des Schülers nicht gleich abgetan werden, sondern abgemildert werden, damit
der Schüler nicht demotiviert wird. „Leider falsch eingesetzt.“, „ Das war jetzt ein
glückloser Versuch.“ statt „Du bist unfähig.“
Andere mißverständliche Berkungen und Formulierungsfehler
-
Das unpersönliche „man“: Bei der Anrede eines Schülers ist das „man“ zu vermeiden, da
es unperönlich wirkt und daher auch nicht die gezielte Wirkung der Aufforderung nach
sich zieht. „Man sollte besser nicht mit dem Stuhl kippeln.“ „Hier kippelt man nicht.“ statt
„Kipple bitte nicht! Du weißt, dass Du Dich dabei verletzen kannst.“
-
Die „Entrüstungsäußerung“ sollten generell vermieden werden wie zum Beispiel: „Also
Leute, ich muss schon sagen...“
-
Füllwörter: Wörtchen wie „Äh“, „...oder so.“, „Nicht wahr?“ vermeiden.
Anne Fischbach
18.04.2006
Reflektierendes Sprechen
-
direkte inhaltliche Weiterführung des Lehrer- bzw. Schülerechos
Verfahren aus Gesprächstherapie; setzt intensive Schulung voraus > darum schwierig
zu verwirklichen, erfordert viel Übung
Voraussetzung f. d. Anwendung d. Methode, dass L. Sprechanteil d. Sch. i. U.
grundsätzlich erhöhen will
L. muss auch bewusst sein, dass Technik des reflektierenden Sprechens nicht einzige
Interaktionsmuster f. Unterricht (U.) sein kann
eignet sich nur für best. Fächer + f. speziell gesprächsorientierte Unterrichtsphasen
Technik:
- in enger Verbindung m. nicht- direktiven, klientenzentrierten Gesprächstherapie
nach Rogers: bei dieser Methode soll nach Prinzip der Selbstexploration soll
Klient angeregt werden, Ereignisse, Situationen od. Lebensschwierigkeiten zu
verbalisieren, sich dessen bewusst werden
- auf diese Weise bewältigen lernen
- Aufgabe Therapeut: Klient bei Selbstexploration zu helfen, indem er wiederholt, was
Klient zuvor geäußert hat
- Therapeut schafft spannungsfreies Klima, ohne Belastungen + Bedrohungen; bildet f.
Klient Art Spiegelbild seiner selbst
- Th. wiederholt das Gesagte des Klienten, signalisiert so Verständnis und dass er sich i.
Situation des Klienten hineinversetzen kann
- regt dadurch zum Weitersprechen an
- Therapeut muss „mit Klienten“ und nicht „an Klienten“ denken > Empathie
entwickeln (nicht lediglich zwischendurch bei Verbalisierung mit „ja“ zustimmen)
verschd. Typen des refl. Sprechens:
- einfachster Typ d. Verbalisierung: „Echo- Antwort“: Wiederholen des Gesagten;
nicht oft wiederholbar, da Klient durch bloßes Nachsprechen misstrauisch gemacht
würde und schließl. nicht die Spur eines echten Bemühens sehen würde (selben
Probleme wie bei Lehrerecho)
- anspruchsvollere Form: Verbalisierung m. anderen Worten, Therapeut gibt das
Gesagte in anderen Worten wieder, gibt Klient somit in hohem Maß Gefühl,
verstanden zu werden, Antworten des Therapeuten beginnen mit „Sie finden,
dass…“, „Mit anderen Worten…“, „Sie spüren…“, „Sie empfinden…“ >
Verbalisierung m. a. Worten läuft auf Paraphrasierung des Gesagten hinaus; gibt
Klienten in höherem Maße zu erkennen, dass er verstanden wurde
- „Zusammenfassende Verbalisierung“: Therapeut fasst das Gesagte des Klienten
zusammen, hierbei wichtig (!), dass es nicht zur Interpretation oder Verschiebung
des Wesentlichen durch den Therapeuten kommen darf! (da sonst keine
Selbstexploration); Kernproblem
zudem greift Therapeut weder tröstend noch kommentierend/ beurteilend in
Gespräch ein > Gespräch bleibt zentriert auf Klienten und sein Problem;
antwortet Klient auf reflektierte Verbalisierung des Therapeuten mit Sätzen wie
„Ja, genau“ oder „Ganz richtig“ etc. > Zeichen, dass Verbalisierung zutreffend war
schwierigste + wirkungsvollste Komponente ist die sog. „klärende
Verbalisierung“: zielt darauf ab, Sinn der Aussage des Klienten zu erhellen + ihm
diesen wieder zu vermitteln; Schwierigkeit: vom Wesentlichen (wie es vom
Klienten wahrgenommen wird) auszugehen; Risiko der Interpretation groß, da
Aussagen der Klienten auch oft verworren u. widersprüchlich sind
Bsp.: Klient: „Mein Schwager ist einfach unglaublich anmaßend. Für ihn zählt nur
einer und das ist er selbst. Nur er hat etwas zu sagen. Sobald er irgendwo erscheint, führt
er ganz allein die Unterhaltung, und ich kann dann allen nur noch „Gute Nacht“ wünschen
und weggehen.“
Therapeut: „Der Kern Ihres Problems liegt nicht so sehr in seinem
Auftreten…, sondern vielmehr darin, dass seine Art und Weise Sie irgendwie persönlich
trifft, Sie beiseite schiebt.“
-
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verschiedene Formen der Verbalisierung schwer auf Unterrichtssituationen zu
projizieren
Lehrer: keine gesprächstherapeutische Ausbildung
Schule: keine analytisch- therapeutische Absicht, sondern ist durch
lehrzielorientiertes Unterrichten charakterisiert
aber von Bedeutung sind Elemente wie z. B., dass L. nicht durch reines Echo /
Nachplappern von Schüleräußerungen antworten sollte; sondern echtes (nicht
vorgetäuschtes) Bemühen um Verständnis + Wertschätzung
f. L. wichtig zu erkennen, dass Sch. sich häufig „verschlüsselt“ > L. muss
sensibilisiert sein, gewisse Bemerkungen v. Schülern zu „entschlüsseln“
wichtigste Element bei der Übertragung dieser Gesprächstechnik ist Fähigkeit des
ZUHÖRENS (viele L. sind bei Schüleräußerungen m. ihren Gedanken woanders,
nehmen nur noch selektiv wahr, was gerade in Gedankengänge hineinpasst; kein
wirkliches Hineinversetzen in Sch. > Aneinander vorbei reden; keine
Vergewisserung durch L., ob er Sch. richtig verstand, …)
im Laufe d. Jahre schleichen sich Assoziationsketten bei L. ein: auf Stichwort des
Sch. kommen immer dieselben Argumente > L. bleibt immer stärker in seiner IchBezogenheit fangen („Ich pflege immer zu sagen…“) > Zeichen eingeschränkter
Objektwahrnehmung > in solch einem Interaktionsstil fühlen sich Sch. nicht ernst
genommen > abschalten
man selbst weiß, wie sympathisch einem Menschen sind, die zuhören; Kalifornien:
„Zuhörer“ mieten für 5 Dollar pro Stunde, kalifornische Psychologie- Studenten
wenigstens phasenweise Verwendung des refl. Sprechens + vor allem dem echten
Zuhören (m. dem Willen, den Sch. wirklich zu verstehen) drücken einfühlende
Wertschätzung geg.ü. dem Sch. aus; gibt Verständnis f. Sch. zu erkennen
Seminar : Medien im Philosophieunterricht I
Datum: 20.04.2006
Dozent: Donat Schmitt
Referenten: Sandra Scheibe, Johannes Heuzeroth, Anne Fischbach, Katrin
Strietzel, Stefanie Mathes
Thema: Gesprächsführung des Lehrers
Fragetechniken/ Fragen nachschieben
Eine Frage ist ein Satz, der dazu dienen kann,
 eine Bitte zu äußern,
 Informationen von jemandem einzuholen,
 jemanden zum Denken anzuregen.
Lehrerfrage
Grundmuster unterrichtlicher Kommunikation
bewusst/ zielorientiert/ zielgruppengerecht
Klassifikation
A.
Fragen
Antwortlänge
enge Fragen
Aufforderung zu kurzen,
vorhersagbaren Antworten
weite Fragen
Aufforderung zu längeren,
ausführlicheren Stellungnahme bzw. zur
Hypothesenbildung
Einsatzempfehlung
fragend- entwickelndes
UG
(Lehrerzentriert)
Wettbewerbsmotivation
(jüngere Schüler)
selbstständiges Arbeiten
(Schülerorientiert)
Problemlösungsmotivation
(ältere Schüler)
Merke:
Möglichst paralleles Vorkommen von
verschiedenen Fragetypen in mehreren
Unterrichtsphasen.
B.
Fragen
Eindeutigkeit der
Antwort
konvergente Fragen
Antwort im voraus
festgelegt
Divergente Fragen
Verschiedene
Antwortmöglichkeiten
Allgemeines:
 Einsatz abhängig von Alterstufe, Fach, Thema,
Unterrichtsphase.
Suggestivfrage
Alternativfrage
Rhetorische Frage
Fragetypen
Motivierende Frage
Gegenfrage
Tipps zum besseren Fragen
 gestellte Fragen nie selbst beantworten, sondern in
Klasse zurückgeben
 keine Ja / Nein Fragen stellen
 keine Meldung! Dann direkt ansprechen
 Fragen nie selbst wiederholen
 Fragen vorher formulieren / Antworthorizont
definieren
 minimale Lernhilfen zur Beantwortung geben
 erst die Frage, dann der Namensaufruf
 sprachliche Richtigkeit
 exaktes Fragewort wählen
 Vermeidung unbestimmter/ vieldeutiger Verben
 Formulierungsvariabilität
Frage als Impuls
stumme
Impulse
Impuls
freie Stellungnahme
Mimik, Gestik,
Gebärden
Strukturierung
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