Ich habe für die „Schwarzen Bretter“ der Hypies und dort unter Alternatives ein paar Fakten über Alternativmedizin zusammengetragen. Dabei Habe ich mich in den ersten 12. Teilen streng an vorliegende Dokumente gehalten und mir Kommentare weitestgehend erspart. Unter 1. bis 4. dann habe ich mir erlaubt einige eigene Gedanken dazu zu äußern. Aufgrund einiger Bitten habe ich diese Darstellungen als Word-Datei zum Download bereitgestellt, nun habt Ihr sie auf Eurem PC! Bitte beachtet, die Teile 1 bis 12 unterliegen dem Urheberrecht, ich habe da ein wenig zusammenkopiert! Also bitte nicht kommerziell nutzen oder anderweitig veröffentlichen! Schwarze Bretter nehme ich mal davon aus! Teil 1: Klassische Naturheilverfahren Fangen wir doch einfach einmal an mit den klassischen Naturheilverfahren! Naturheilverfahren wirken durch Kräfte, die aus der Natur selbst stammen, Licht, Luft, Wärme, Kälte, Wasser, Erde, Bewegung, Ruhe, Ernährung, Nahrungsenthaltung und Heilpflanzen. Das Ziel dieser Verfahren ist es, durch eine dosierte Ent- und Belastung des Organismus seine Selbstheilkraft zu stärken! Der Begriff Naturheilkunde wurde von dem Arzt Lorenz Gleich im Jahr 1848 geprägt. Durch medizinische Laien wie den Bauern Vinzenz P. Prießnitz, er lebte von 1790 bis 1851 und den Pfarrer Sebastian Kneipp, dieser lebte 1821 bis 1897, erhielten diese Therapien den heute typischen Charakter, der als Klassische Naturheilkunde bezeichnet wird. Prof. Dr. med. Hans-Dieter Hentschel von der Arbeitsgemeinschaft klassischer Naturheilverfahren zählt zu diesen nur wenige Verfahren, eigentlich nur 6, die heute wissenschaftlich fundiert sind und seit 1993 zur Grundausbildung der Ärzte gehören. 1) Bewegungstherapie 2) Ernährungstherapie 3) Hydrotherapie 4) Phytotherapie 5) Thermotherapie 6) Massagen 7) Balneologie 8) Heliotherapie 9) Klimatherapie 10) Ordnungstherapie Im Gegensatz dazu zählen Verfahren wie Reizstromtherapie, Neuraltherapie, Konstitutionsmedizin, Homöopathie, Akupunktur, chinesische Medizin nicht zu den naturheilkundlichen Verfahren. Teil 2: Alternativmedizin Kommen wir zum 2. Teil, der Alternativmedizin, auch Komplementärmedizin genannt. Eine allgemein anerkannte Definition des Begriffes "Alternativmedizin" gibt es nicht. Dieses Schlagwort ist ein Sammelbegriff für verschiedenste Heil- und Diagnoseverfahren, die sich im Gegensatz zur sogenannten "Schulmedizin" weitgehend nicht-invasiver (z.B. manueller) und natürlicher (z.B. pflanzlicher) Heilmittel und auch psychologischer Verfahren bedienen. Man könnte Alternativmedizin pauschal als jene Formen der Medizin bezeichnen, die es seit ihrem Bestehen (z.T. reichen diese Formen bis in die Antike, meist aber in das 15.-19. Jahrhundert zurück) nicht zu einem glaubwürdigen, wiederholbaren Beweis ihrer Wirksamkeit gebracht haben. Solche Therapiesysteme sind meist religiös fundiert und entziehen sich oft bewusst einer Überprüfung. Die Alternativmedizin gewann in den letzten Jahrzehnten zunehmend an Bedeutung; dies vor allem vor dem Hintergrund einer zunehmend ökologisch orientierten Gesellschaftströmung. Zusätzlich kam es in den letzten Jahren zu einer gelegentlichen Integration vormals eindeutig "alternativ-medizinischer" Verfahren, was oftmals von "Alternativtherapeuten" als Beleg für die scheinbare Wirksamkeit verschiedenster Verfahren herangezogen wird. Eine Abgrenzung zwischen schulmedizinischorientierter Naturheilkunde und der Alternativmedizin fällt keinem Patienten leicht, denn von Aderlass bis Zungendiagnostik gibt es ein breites Spektrum von Mitteln, Methoden und Verfahren, die den Bereich der sogenannten Alternativmedizin bevölkern. Dazu später mehr! Teil 3: Verfahren alternativer Medizin und Wertung Hier einige Verfahren aus der Alternativmedizin, damit wir verstehen, worum es geht! Therapieverfahren: Aromatherapie Aura-Heilung und magnetische Massage Aurikolotherapie (Ohrakupunktur) Autologe Arzneimittel Bach-Blüten-Therapie Biochemie nach Schüssler Bioresonanz Chelattherapie Colonhydrotherapie Cranio-Sacral-Therapie Edelsteinmedizin Eigenbluttherapie Eigenharntherapie Enzymtherapie Farbtherapie Feldenkrais Fußreflexzonenmassage Grinberg-Methode Hildegard-Medizin Homotoxikologie Kohlendioxid-Behandlung Lasertherapie Magnetfeldtherapie Mikrobiologische Therapie (Symbioselenkung) Neuraltherapie nach Huneke Nosoden Organotherapie Orthomolekulare Medizin Petechiale Saugmassage und Matrix-Regeneration (MRT) Reiki Rolfing Sauerstoffbehandlungen nach Ardenne Sehtraining Spagyrik Therapeutic Touch (Touch of Healing) Transkutane elektrische Nerven-Stimulation (TENS) Nun folgen die Diagnoseverfahren dieses Bereiches: Angewandte Kinesiologie Elektroakupunktur nach Voll (EAV) Elektro-Haut-Test Elektroneural-Diagnostik nach Croon (ENTH) Haarmineralanalyse Irisdiagnostik KirlianFotografie klinische Ökologie Pendeln Thermoregulationsdiagnostik Wünschelrute Radiästhesie Geopathie Zungendiagnostik und die Diagnostik aus Hand, Fuß oder Ohr Nun wird es kompliziert! Aufgrund der Tatsache, dass oftmals alternativmedizinische Therapeuten die zweifelos vorhandenen Behandlungserfolge der klassischen Naturheilkunde dazu nutzen, um ihrem Verfahren das Deckmäntelchen einer quasi "natürlichen Wirksamkeit" überzustreifen, wird man als Patient schnell verunsichert. Oft fällt dann noch das Wort "Naturheilkunde" oder "Erfahrungsheilkunde" und schon verstummt jegliche Kritik, da man als Patient unbewusst davon ausgeht, dass ein naturheilkundliches Verfahren eigentlich harmlos und positiv sein müsse und man die Erfahrung beim Therapeuten ja stets voraussetzt. Diese Vermischung der Begriffe ist ein Kennzeichen in der Alternativmedizin. Wie schnell so etwas vor sich geht, wird am Beispiel schnell deutlich. Gehört das Stangerbad, ein Verfahren aus dem schulmedizinischen Bereich der physikalischen Medizin zu den bewährten ärztlichen naturheilkundlichen Verfahren. Die Bioresonanz oder die Elektroakupunktur nach Voll hingegen gehört nicht dazu, keinesfalls. Gerade diese beiden letztgenannten "elektrischen Verfahren" erwecken aber oft den Eindruck, als würden sie dem Bereich der physikalischtherapeutischen Elektrotherapie entstammen oder zumindest auf ähnlichen Grundkonzepten begründet sein. So erweckt man den Eindruck, als sei man nur ein weiteres Verfahren aus dem Gebiet der "klassischen ärztlichen Naturheilkunde". Und man erweckt beim Patienten dann den Eindruck, als sei habe man es bisher nur noch nicht zur allgemeinen klinischen Anerkennung gebracht, was aber nur noch eine Frage der Zeit sei. Von den Verfechtern der Alternativmedizin wird dabei gerne übersehen, dass sich die klassische Naturheilkunde nur der in der Natur vorkommenden Mittel und Erscheinungen wie Licht, Wärme, Kälte, Luft, Wasser und Erde bedient. Dabei werden diese Erscheinungen auf natürliche Weise, also ohne vorherige Manipulation oder Umwandlung, angewendet und haben in der schulmedizinisch-naturheilkundlichen Praxis allenfalls geringe Nebenwirkungen, jedoch keine Folge- oder Spätschäden. Dies erscheint bei den sachgerecht angewendeten Bademaßnahmen, Trinkkuren, Wickeln und Massagen, Sonnenbestrahlungen und Atemtrainingtherapien für den medizinischen Laien auf den ersten Blick auch naheliegend. Die Alternativmedizin weist keine eigenständigen Merkmale auf, sondern sieht sich nur als Alternative zur sog. "naturwissenschaftlich" begründeten (Schul-)Medizin. Die Abkehr von fundierten, naturwissenschaftlichen Methoden ist der einzige Grundgedanke, der die sehr unterschiedlichen Alternativmethoden verbindet. Um ihren Verfahren mehr Seriosität und Glaubwürdigkeit zu verleihen, schmücken sich die Alternativtherapeuten mit so klangvollen Attributen wie "natürlich", "ganzheitlich" oder "sanft". Das nimmt den Patienten zunächst einmal die Angst, er fühlt sich angenommen und von Befürchtungen vor potentiellen Nebenwirkungen gelindert. Alternativtherapeuten beschreiben ihr Tätigkeitsfeld als "Erfahrungsheilkunde", wobei die Betonung stets auf ihrer vermeintlichen oder tatsächlichen jahrelangen Erfahrung im Umgang mit der jeweiligen Therapie liegt. Allein aufgrund ihrer Erfahrung gehen sie oft per Definition davon aus, dass ihre Erkenntnisse jenen der naturwissenschaftlich dominierten Naturheilkunde und somit oftmals auch der "Schulmedizin" zumindest gleichwertig sind. Aufgrund dieser populistischen, sich selbst nicht kritisch hinterfragenden, Sichtweise der Alternativmediziner erscheint es notwendig, ihre therapeutischen Vorstellungen im Einzelfall kritisch zu überprüfen. Der tatsächliche therapeutischen Wert einer alternativmedizinischen Maßnahme kann nur so festgestellt werden. Diese kritische Einschätzung empfiehlt sich auch gegenüber solchen Medien, die mit vermeintlich spektakulären Heilerfolgen alternativer medizinischer Verfahren Schlagzeilen machen wollen bzw. ihre Einschaltquoten zu erhöhen trachten. Teil 4: Vom Wirken der Alternativmedizin Kommen wir zu der Frage, wieso es immer wieder Berichte gibt, dass bestimmte Verfahren wirken. Bestimmte Verläufe einer Krankheit können vor allem intelligenten Leuten, und hier sowohl die Therapeuten als auch die Patienten, vorgaukeln, dass ein Verfahren doch gewirkt hat. Dieser doppelte Placeboeffekt ist aber medizinisch bekannt und untersucht. Er gilt für alle Medizinarten und wird teilweise auch in der Schulmedizin genutzt. Oft werden dubiose Heilversprechen einfach deshalb nicht enttarnt, weil es den Befürwortern gelingt, den Spruch „Ich habe es versucht, mir ging es besser, also muss es wirken!“ in eine scheinbare Wirklichkeit umzusetzen. Dabei gibt es oft ganz einfache Erklärungen für diese „Wirksamkeit“. 1. Weil die Erkrankung ihren natürlichen Verlauf genommen hat! Sehr viele Erkrankungen sind zeitlich begrenzt. Wenn keine chronische Erkrankung vorliegt, oder diese einen tödlichen Verlauf nimmt, ist der Körper sehr wohl selbst in der Lage sich zu heilen. Der Wirksamkeitsnachweis einer Heilmethode muss sich daher immer damit beschäftigen, ob das Verfahren tatsächlich mehr Patienten heilt, als das im Rahmen der Eigenheilung sowieso geschied. 2. Weil einige Erkrankungen einen zyklischen Verlauf haben! Nicht nur der Schnupfen kommt mehrmals jährlich, sondern auch ernsthafte Erkrankungen wie Arthritis, Gicht, Multiple Sclerose, Allergien, Neurodermitis oder gastrointestinale Erkrankungen sind mal mehr oder mal weniger stark ausgeprägt. Normalerweise suchen Patienten dann verstärkt nach endgültiger Heilung, wenn sie sich gerade auf dem Weg in ein symptomfreies Intervall befinden. Gerade dann aber haben suspekte Verfahren die Möglichkeit, über ein paar Zyklen hinweg dem Patienten das Geld aus der Tasche zu ziehen, bevor dieser frustriert das Weite sucht. 3. Weil die zugrundeliegende ärztliche Diagnose falsch war! Nicht jede ärztliche Diagnose ist korrekt, denn kein Arzt ist unfehlbar. Und wenn der Wunderheiler die Diagnose noch selbst stellt, dann kann man da viel machen. So werden Erkrankungen geheilt, die gar nicht existieren. Gerade im Bereich des ADD kommt es oft zu solchen Wunderheilungen. Ich verweise hier auf meine älteren Beiträge zur Neurodermitis, die gerade im Schulverhalten, dort der Aufmerksamkeit, ähnliche Symptome erzeugt, wie ein ADD und die natürlich bei einer entsprechenden Behandlung auf Diätbasis oder anderen Entzug der schadenden Stoffe eine „Heilung“ dieser Symptome bewirkt. 4. Weil eine zeitweise Verbesserung der Stimmung keine Heilung bedeutet! Manche Patienten verwechseln bereits die Verbesserung ihres subjektiven Erkrankungsempfindens mit einer Linderung der Erkrankung oder sogar einer Heilung. Ein Patient mit röntgenologisch nachweisbaren Rückenmarksveränderungen muss keinerlei Schmerzen haben, ist aber durchaus ernsthaft krank. Auch ein Tumorpatient, dessen Tumor nicht vollständig herausoperiert werden konnte, fühlt sich einige Tage nach dem Eingriff in der Regel besser - nur geheilt ist er nicht, denn die Erkrankung schreitet weiter fort. 5. Weil eine unkritische Grundeinstellung die Wahrnehmung verzerrt! Viele Anwender alternativer Verfahren sind davon überzeugt, das richtige Verfahren anzuwenden. Oft werden diese Verfahren als „schonend“ gegenüber der Schulmedizin empfunden. Diese Befürworter werden nicht ohne weiteres bereit sein, gegenläufige Meinungen zu akzeptieren oder auch nur zu tolerieren. Sie haben sich nicht nur aus gesundheitlichen, sondern aus inneren Motiven heraus den Verfahren verschrieben. Sie sind diejenigen Patienten, die am wirkungsvollsten und am unkritischsten diese Verfahren durch Mund-zu-Mund-Propaganda weiterverbreiten helfen. Übrigens einer der Gründe, warum ich manchmal bei Aposteln recht ausfällig geworden bin. In der Alternativmedizin-Szene ist es sehr beliebt, den Patienten mit dem "Placeboeffekt" zu blöffen. Meist fallen die Therapeuten gleich mit darauf herein. Ihnen wird erzählt, dass es einen "Placebo-Effekt" - also quasi die Heilung aus dem Nichts gäbe, denn schließlich würden doch Kinder oder Tiere niemals einem Placeboeffekt unterliegen, was jedoch absoluter Blödsinn ist. Gerade bei Kindern ist der Placeboeffekt besonders ausgeprägt. Welche Mutter kennt nicht den Trick, durch Pusten oder Handauflegen die „schlimmsten“ Blessuren zu kleinen „Wehwechen“ zu machen. Hier wird einfach der Begriff des Placebos solange verdreht, bis er in das Gedankengebäude passt. Placebo bedeutet in der Medizin nichts anderes, als eine Scheinmedikation oder eine Scheintherapie zu verabreichen. Dies hat u.a. in klinischen Studien zum Ziel zu überprüfen, ob ein Pharmakon oder eine therapeutische Handlungsweise einen stärkeren Effekt auf den Patienten hat als lediglich die Vorspiegelung einer Behandlung. Ein Beispiel: Hilft ein Kopfschmerzmittel bei 90% der Behandelten innerhalb von 2 Stunden, den subjektiv empfundenen Kopfschmerz zu lindern und passiert das gleiche bei gerade mal 20%, wenn lediglich eine Milchzuckertablette verabreicht wird, so bedeutet dies in der "Schulmedizin": Das Kopfschmerzmittel wirkt offensichtlich weitaus besser als es die Vortäuschung einer therapeutischen Handlung tun kann. in der "Alternativ-Medizin" aber: Dies wäre der Beweis dafür, dass eine Milchzuckertablette in jedem fünften Fall wirksam sei. Dabei wird deutlich, dass die NewAge-Medizin schlichtweg Ursache und Wirkung verwechselt. Es wird nämlich einfach unterstellt, dass ohne jegliche Therapie auch keine Veränderung des Kopfschmerzes eingetreten wäre. Aber mal Hand auf's Herz ... welcher normale Kopfschmerz hält denn bitte über Tage oder Wochen unverändert an, selbst wenn er nicht behandelt würde? Natürlich haben pharmakologisch wirksame Mittel auch eine Placebokomponente. Diese "Scheinwirkung" hängt davon ab, welche Art von Symptom beeinflusst wird und ob es gelingt, den Patienten für eine kurze Zeit durch eine Scheinbehandlung von seiner Symptomwahrnehmung abzulenken. So hilft das berühmte "Bauchpinseln" bei kindlichen Wachstums- oder Bauchschmerzen bekanntermaßen auch, um kleine Wehwehchen zu vertreiben. Aber niemand kann ernsthaft behaupten, dass die Demonstration von Mitgefühl gleich eine Heilung ist. Es lenkt von den Symptomen ab und der Selbstheilungsprozess kann sein Werk tun. Teil 5: Und auch die Sekten mischen mit! Nein, das soll nun keine grundsätzliche Einordnung der Alternativmedizin in das Gebäude der Sekten sein. Aber ich denke, man sollte sich dieses Gesichtpunktes durchaus vergegenwärtigen. Sie spielen eine erhebliche Rolle - vor allem in den Bereichen, in denen es um überwiegend esoterische, primär weltanschaulich dominierte, Heilslehren geht. Scientology Ein besonderes Gewicht spielt erwartungsgemäß die US-Sekte Scientology. Therapeuten, die mit dieser Psychosekte sympathisieren oder ihr angeschlossen sind, lassen sich noch am leichtesten für den Patienten erkennen. Typisch ist, dass sehr schnell Propaganda für die Lehren des Sektengründers L. Ron Hubbard oder seine Gesundheitslehre DIANETICS gemacht wird. Hier ist besonders das Empfehlen des Konsums hoher und höchster Vitamindosen (z.B. 10-30 g Vitamin C pro Tag) in Kombination mit stundenlangen Saunagängen und körperlicher Aktivität wie Joggen charakteristisch. Diese "Therapie" wird als sog. "Reinigungs-Rundown" verkauft. Nicht erst seit dem Enquete-Bericht des Dt. Bundestages zum Thema Sekten ist klar, dass der Scientology-Ableger Narconon, der vor den Toren Hamburgs gelegen ist, den Bereich der Drogenrehabilitation als Möglichkeit zum Mitgliederfang missbraucht hat. Ein informierter Bürger kann sich also vor solchen offensichtlichen Fallen relativ leicht schützen. Etwas problematischer erkennbar ist die Verstrickung von Scientology in andere Bereiche der Alternativmedizin. Im Bereich der Bioresonanz wurde der Hauptverkäufer, der BICOM- Erfinder Hans Brügemann zwar 1995 von der Scientology-Kritikerin Renate Hartwig geoutet, jedoch weiß bis heute kaum jemand, dass auch der Erfinder der Methode, der Arzt Dr. med. Franz Morell, Top-Scientologe war. In Österreich verkauft der Arzt und Top-Scientologe Dr. med. Kroiss nutzt das Schöllkraut als Am schwierigsten sind indirekte Attacken von Scientologen zu erkennen. So operiert der im Schleswig-Holsteinischen Hansted wohnende Scientologe Dipl.-Ing. Andreas Groß im Usenet als "Computer-Ingenieur" und in der "Lebenshilfe". Als er kontaktiert wurde, wurde das Buch "Dianetik - der Leitfaden für den menschlichen Verstand" als Ausweg aus der individuellen Lebenssituation angepriesen und der Kontakt zu Dianetik-Praktikern angeboten. In solchen Fällen kann es für den Patienten problematisch werden. Fiat Lux (Uriella) Die bereits mehrfach rechtskräftig verurteilte Sektenchefin, die mit bürgerlichem Namen Erika Berthschinger-Eike heißt, arbeitete im Bereich Bach-BlütenTherapie, Wunderwasser und Geistheilung. Sie verspricht, jedermann von Krebs heilen zu können und nutzt ihre Wirkung zu Propagandazwecken, um Mitglieder für ihre Sekte zu gewinnen. Kaum jemand weiß, dass Uriella über Jahre hinweg Heilpraktikerin war und erst nach langen juristischen Auseinandersetzungen ihre HP-Zulassung wieder entzogen erhielt. Bruno-Gröning-Sekte Die Sekte des in den 50er Jahren bundesweit bekannt gewordenen Bruno Gröning ist seit einiger Zeit im Internet und auch im Usenet aktiv. Die benutzt die Tarnung von Geistheilerei, um auf Mitgliederfang zu gehen. Ein relativ bekannter Freund dieser Sekte und lauter Befürworter der Geistheilerei ist der Dipl.-Psychologe Harald Wiesendanger, der u.a. die Esoterik-Messe "Basler-Psi-Tage" organisiert und einem Forum Parawissenschaften angehört. Zeugen Jehovas Diese sind im Usenet in naturheilkundlichen dt.-sprachigen Diskussionsforen selten anzutreffen, äußern sich aber dann in der Regel mit längeren Trakten und zwar gezielt im Zusammenhang mit Blutübertragungen beim Menschen. So postete ein Norbert Blauen zum Thema "BLUTÜBERTRAGUNG: DER STANDPUNKT DER ZEUGEN" im November 1999 die Position dieser Sekte nach de.alt.naturheilkunde. sektenähnliche Vereinigungen mit charismatischem Führer Hamer-Vereinigung: Anhänger des Krebsarztes Ryke Geerd Hamer bewegen sich seit Jahren im Internet und Usenet, um Krebspatienten zu finden und auszunehmen. Dr. med. Hamer, der in der BRD schon seit vielen Jahren seine ärztliche Berufserlaubnis los ist und schon mehrfach wegen Verstoßes gegen das Heilpraktiker-Gesetz verurteilt wurde, ist auch den österreichischen Behörden nicht erst durch den Fall der kleinen Olivia Pilhar einschlägig bekannt. Falls Sie von Ihrem Therapeuten den Begriff "Neue Medizin" hören sollten - ergreifen Sie besser die Flucht. Die Hamer-Vereinigung erfüllt die meisten Kriterien einer Psychosekte und es dürften Kontakte zur Fiat-Lux-Sekte bestehen. Universelles Leben Diese Sekte ist hier ein Paradebeispiel für die Verschmelzung von Öko- und Paramedizinmarkt. Auf Esoterik-Messen ist sie mit BioProdukten vertreten. Dies sind nur einige der Sekten, die sich im Bereich der Paramedizin tummeln. Problematisch ist vor allem, dass sich besonders die obskuren Esoterik-Verfahren, z.B. Reiki, sich auch über den "Müsli"-Bereich - also den Bereich der Bio-Bauern und ihrer Konsumenten - in die Köpfe zu schleichen versuchen. Ach ja, darauf kommen wir noch einmal, bei Frau Simonsohn. Fragwürdige Ernährungslehren mit Absolutheitsanspruch Im Bereich der Ernährungslehren sind einige obskure Vereinigungen aktiv, die überwiegend die Irrlehre verbreiten, dass nur die falsche Ernährung an allen möglichen Erkrankungen schuld sei. Herausragend ist hierbei die sog. "Ur-Therapie" des ehemaligen Steuerberaters Konz, deren Anhänger - oft als Tierversuchsgegner - Kurse, Bücher und Seminare an den Mann bringen wollen. Aufgrund der fragwürdigen Inhalte seiner aktuellen 2000er-Ausgabe seines UR-Medizin-Buches handelte sich Konz bereits eine gerichtliche Verfügung ein, die ihm Werbung für dieses Werk untersagte. Wohl als Reaktion ließ Konz es zu, dass über eine Organisation, die sich als Tierversuchsgegner bezeichnet, der gesamte Buchtext im HTMLFormat ins Web gestellt und kostenlos verbreitet wird. Es geistert auch die Lehre einer australischen "Lichtesserin" namens Jasmuheen durch die deutsche Alternativmedizin-Szene. Diese Dame behauptet allen ernstes, sie würde sich nur von Licht ernähren. Übrigens, Frau Simonsohn ist da auch vertreten. Teil 6: Ein wenig Statistik Versuchen wir doch einmal, die Alternativmedizin an Hand einiger Zahlen in das Gebäude der medizinischen Versorgung einzureihen. Alternativmedizin erfreut sich seit Jahren steigender Beliebtheit unter den Patienten sowohl international als auch in Deutschland. Patienten mit chronischer Polyarthritis, die unter chronischen Schmerzen leiden, benutzten in einer Umfragestudie (Miehle 1995), die 535 Personen umfasste, in 32,9% alternativmedizinische Verfahren. Dabei dominierten Akupunktur (5,6%) und Homöopathie (5,2%), während Enzympräparate (1,5%) oder Vitamine (1,1%) eher im Hintergrund standen. Besonders wirksam waren diese Therapien aber offensichtlich nicht, denn bei einer neuerlichen Befragung der gleichen Patienten nach einigen Jahren verzeichnete Miehle (1995) eine Halbierung des Anteils von Nutzern alternativmedizinischer Verfahren auf 15,6%. Asthmapatienten, die im Rahmen einer internationalen Multicenterstudie u.a. auch hinsichtlich des Konsums alternativer Arzneimittel befragt wurden (Janson et al. 1997), benutzten in 16% der Fälle diese Medikamente. Eine Ärztegruppe um Dr. R. Morant aus der Medizinischen Klinik des Kantonsspitals im schweizerischen St. Gallen befragte dazu anonym und schriftlich insgesamt 160 Tumorpatienten. Die Autoren erhielten ganz andere Auskünfte. Am häufigsten wollen die Patienten einen eigenen Beitrag zur Behandlung ihrer Erkrankung leisten (61,4%) oder wollten die Psyche mehr in der Behandlung berücksichtigt wissen (43,3%). Allerdings hatten sich immerhin noch 33,7% aufgrund von "Wundererzählungen" zur alternativmedizinischen Behandlung entschlossen. Die Begriffe "ganzheitliche Medizin" (27,7%) oder "sanftere Medizin" (22,8%) waren für die Patienten ebenfalls noch wichtige Beweggründe zur Wahl alternativmedizinischer Verfahren. Von der schulmedizinischen Behandlung wirklich enttäuscht waren lediglich 8,4% der Befragten und 9,6% wollten nur eine Operation, Chemooder Strahlentherapie vermeiden. Erstaunlich war das Resultat, daß die meisten Befragten (56,5%) aufgrund von Tips aus dem Bekanntenkreis an den alternativmedizinischen Therapeuten gerieten. Informationen aus den Medien (Radio, TV, Zeitschriften) waren in 27,1% der Grund, Bücher dienten 16,4% der Patienten als Beweggrund (Morant et al. 1991). Frauen nehmen bevorzugter alternativmedizinische Verfahren in Anspruch, als es Männer tun. Dies zeigte eine Umfragestudie unter 419 Patienten, die zwischen Oktober 1993 und Juni 1994 in internistischen und allgemeinmedizinischen Praxen des Großraums ErlangenNürnberg von Hentschel et al. (1996) befragt wurden. In der Patientengruppe (n=197), die sich ausschließlich hochschulmedizinisch behandeln ließ, fanden sich 46,2% Frauen, während in der Patientengruppe (n=222), die Komplementärmedizin nutzte, der Anteil weiblicher Patienten mit 71,6% um die Hälfte höher war. In der Alternativmedizin-Szene wird oft behauptet, dass die hochschulmedizinisch orientierten Therapeuten sich für neue Ansätze nicht interessieren würden. Das Gegenteil ist der Fall. In einer Umfragestudie unter 793 Ärzten, die von der Psychiatrischen Klinik der Philipps-Universität Marburg durchgeführt wurde (Haltenhof et al. 1995), hatte die Mehrzahl der Ärzte u.a. Kenntnisse in Akupunktur (89,6%), Homöopathie (85,8%), Chirotherapie (80,9%) oder Neuraltherapie (57,7%). Allerdings war die Bereitschaft, diese Methoden anzuwenden, primär bei Bagatellerkrankungen (38,8%) und chronischen Krankheiten (29,3%) vorhanden. Bei akuten Erkrankungen (3,6%) oder in Notfällen(0,2%) wurden diese Methoden kaum verwendet. Einige Verfahren schätzten die Ärzte als Scharlatanerie ein und zwar Besprechungen (53,2%), Frischzellen- (45,4%), Ozon- (36,5%) und Trockenzellentherapie (35,3%). Auch Medizinstudenten befassen sich mit Alternativmedizin, wie eine Umfrage unter 140 Medizinstudenten im 3. und 4. vorklinischen Semester an der Medizinischen Hochschule Hannover zeigte. Akupunktur (96,4%) und Homöopathie (78,6%) waren die weitaus bekanntesten Methoden, während Neuraltherapie (4,3%), anthroposophische Medizin (6,4%) oder Phytotherapie (11,4%) eher weniger von Bedeutung waren. Eigene Erfahrungen hatten 18,6% der Befragten mit Homöopathie, 14,3% mit autogenem Training, 10% mit Chiropraktik und 3,6% mit Akupressur (Andritzky 1995). Bedeutsam ist jedoch, daß mit zunehmendem Ausbildungsgrad der Studenten - also mit steigendem Vorhandensein medizinischen Wissens in höheren Semestern - die Bereitschaft von Medizinstudenten steigt, bestimmte Verfahren als gefährlich oder verbietenswert einzustufen. So ergab sich in einer Umfrage unter 204 Medizinstudenten von Haltenhof (1997), dass nur 31,7% der vorklinischen Studenten Frischzelltherapie als gefährlich einstuften, während es in der klinischen Ausbildung bereits 52,7% als gefährlich einstuften. Am meisten interessiert zeigten sich sowohl vorklinische als auch klinische Medizinstudenten an Kenntnissen im Bereich der Akupunktur (90,9% bzw. 96,1%), Homöopathie (81,8% bzw. 96,1%) und Fußzonenreflexmassage (72,7% bzw. 87,4%). Auch an deutschen Universitäten wird Alternativmedizin propagiert - zum Teil auch sehr unkritisch. So bemängelte Ostendorf (1993), dass einer der prominentesten Verfechter außenseitermedizinischer Behandlungskonzepte, Prof. Dr. Dr. H. F. Hergert, Leiter der Schmerzambulanz an der zentralen Abteilung für Anästhesie der Universität Gies-sen, Akupunktur, Symbioselenkung und Ozontherapie propagierte. Auch an der Universität Würzburg propagierte Prof. Dr. Dipl.-Chem. L. Maiwald (vormals Mitarbeiter an der medizinischen Universitätsklinik Würzburg) und Prof. Dr. C.-F. Claussen (Extraordinarius an der Universität Würzburg) völlig unkritisch die Homotoxikologie nach Reckeweg. Von Prof. Dr. K.-U. Benner, einem Anatomie-Professor an der Universität München, wird die Elektroakupunktur nach Voll propagiert. Auch Frau Prof. Dr. I. Gerhard, Leiterin der Abteilung für gynäkologische Endokrinologie der Universitätsfrauenklinik Heidelberg, schien laut Ostendorf (1993) eine besondere Vorliebe für wissenschaftlich nicht anerkannte Untersuchungs- und Behandlungsmethoden zu haben. Sie stetzte bei Frauen mit Zyklusstörungen Akupunktur, Kirlian-Fotographie, Homöopathie, Elektroakupunktur nach Voll und die Bioresonanz-Therapie ein. Teil 7: Ursprünge der Homoöphatie, Hahnemann Kommen wir zur Homoöphatie. Sie wurde von Samuel Hahnemann im ausgehenden 18. Jahrhundert entwickelt und verschiedenen Werken veröffentlicht. Samuel Friedrich Christian Hahnemann ist der weltbekannte Begründer der Homöopathie. Geboren am 10. April 1755 in Meißen als Sohn eines Porzellanmachers besuchte er zunächst die Meißener Stadtschule und später die Fürstenschule St. Afra in Leipzig, die er 1775 erfolgreich absolvierte. Er studierte anschließend vier Semester Medizin an der Uni Wien, musste 1779 aber wegen Geldmangels abbrechen. Er wurde Hausarzt und Bibliothekar bei Baron v. Bruckenthal in Hermannstadt, setzte sein Medizinstudium privat fort und erreichte 1779 den medizinischen Doktorgrades der Uni Erlangen. 1780 heiratete er Henriette Küchler, die Stieftochter des Apothekers Haeseler aus Dessau (sie stirbt 1827). Mit ihr hatte Hahnemann 11 Kinder. 1835 heiratete er eine 32jährige französische Malerin und Millionärserbin Melanie d'Hervilly-Gohier, siedelte nach Paris über, verstarb dort am 2. Juli 1843 und wurde auf dem Friedhof Père La Chaise beigesetzt. Hahnemann führte ein bewegtes Leben. Nach seinen medizinischen Studien, die er im wesentlichen durch die Übersetzungen medizinischer und naturwissenschaftlicher Texte finanzierte und die er aus Geldmangel erst im Jahre 1779 in Erlangen beenden konnte, wechselte er häufig den Wohnort und seinen Tätigkeitsbereich. 1780 ging er nach Hettstedt und praktizierte im gleichen Jahr auch als "Physikus" in Gommern bei Magdeburg. Ab Frühjahr 1781 war er als Arzt in Dessau tätig. Drei Jahre nach seiner ersten Heirat wechselte er 1783 vertretungsweise nach Dresden. 1789 zog Hahnemann nach Leipzig und übersetzt dort Cullen's Werk über Materia medica - hier soll er der Legende nach erstmalig eigene Theorien zur Homöopathie entwickelt haben. 1792 arbeitete Hahnemann in Gotha in einer Anstalt für Gemütskranke. In Becker's Anzeiger vom 8.3.1792 schlägt er die Errichtung einer "Hülfs-Anstalt für wahnsinnige Standespersonen" vor und erhält in der Folge durch Herzog Ernst II. in dessen Schloss Georgenthal bei Gotha entsprechende Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. Da er sich mit Ausnahme der erfolgreichen Behandlung des hannoverschen Sekretärs Klockenbring nicht weiter zu profilieren vermag, gibt Hahnemann dieses Unterfangen bereits im Jahre 1793 wieder auf. 1794 wechselt er nach Pyrmont, dann nach Braunschweig und schließlich 1799 nach Hamburg-Altona. Es folgen Aufenthalte in Eilenburg bei Leipzig und Wittenberg. In den Jahren 1802-1811 ließ sich Hahnemann im Städtchen Torgau nieder. In den Jahren veröffentlichte Hahnemann Bücher über Arsenikvergiftung, über die Kennzeichen der Güte und Verfälschung der Arzneimittel, ein Apothekerlexikon, eine Anleitung zur Heilung von faulenden Geweben und Geschwüren und eine Anleitung für Wundärzte über venerische Krankheiten. Seine erste homöopathische Veröffentlichung ist dabei der im Jahre 1796 erschienene "Versuch über ein neues Prinzip zur Auffindung der Heilkräfte der Arzneisubstanzen, nebst einigen Blicken auf die bisherigen", in welcher er zum ersten Mal den Begriff "Similia similibus curentur" (also ähnliches mit ähnlichem heilen) niederlegte. Sein Hauptwerk, das Organon der Heilkunst, erschien am Ende dieser unsteten Wanderschaft im Jahre 1810 in Dresden. In den Jahren 1811-1821 praktizierte Hahnemann in Leipzig und wurde dort im Jahre 1812 zum Privatdozenten der Leipziger Universität ernannt. In dieser Zeitperiode veröffentlichte er auch seine "Reine Arzneimittellehre" in 6 Teilen (Dresden 1811-1820). Im Jahre 1821 wurde Hahnemann im Alter von 66 Jahren als Leibarzt an den herzoglichen Hof zu Anhalt-Cöten berufen. Diese Stellung verschaffte ihm einen sorgenfreien Lebensabend. 1828, ein Jahr nach dem Tod seiner ersten Frau Henriette, veröffentlichte er sein Werk "Die chronischen Krankheiten, ihre eigentümliche Natur und homöopathische Heilung". Hahnemann war zu Lebzeiten bereits heftig umstritten. Dies gipfelte u.a. darin, dass Kaiser Franz I. die Ausübung der Homöopathie durch Erlass verbot. Hahnemann wurde im Alter starrer, dogmatischer und unduldsamer in seinen Ansichten. Dies äußerte sich 1831 in seinem Werk "Die Allöopathie, ein Buch der Warnung an Kranke jeder Art", in dem er die Allöopathie/Allopathie, also alle nicht-homöopathisch arbeitenden medizinischen Lehren, stark kritisierte, wodurch er noch mehr als bisher bekämpft wurde. Als er im Jahre 1834 die damals bekannte französische Malerin und Dichterin Melanie d'Hervilly-Gohier kennenlernte, die der 79jährig heiratete, siedelte er ein Jahr später von Köthen nach Paris um. Zuvor vermachte er seinen Kindern 32.000 Taler aus seinem Vermögen und kaufte den beiden zu diesem Zeitpunkt noch bei ihm lebenden Töchtern jeweils ein eigenes Haus. In Paris praktizierte Hahnemann, unterstützt von seiner zweiten Frau, erfolgreich. An seinem 86. Geburtstag wurde ihm der Ehrenbürgerbrief seiner Geburtsstadt Meißen überreicht. Einen Tag nach seinem 88. Geburtstag erkrankte Hahnemann an einem "Luftröhrenkatarrh", von dem er sich nicht mehr erholte. Ihm sind in Leipzig (1851) und in Paris (1900) jeweils ein Denkmal gesetzt worden. Teil 8: Der Chinarindenversuch Die Grundlage der Homoöphatie ist der Hahnemannsche Chinarindenversuch. Dieser Selbstversuch ist heute noch die Grundlage dafür, dass die Homoöphatie als Erfahrungslehre bezeichnet wird. Cortex chinae (Chinarinde) war zu Zeiten Hahnemanns bereits als Heilmittel bei Wechselfieber bekannt. In Hahnemanns Versuch schien jedoch das Mittel eine eigenständige Arzneimittelkrankheit zu erzeugen, die derjenigen des Wechselfiebers entsprechen sollte. Aus diesem Umstand zog Hahnemann den Schluss, dass man mit einem Arzneimittel, mit dem man ein bestimmtes Krankheitsbild erzeugen könne, auch dazu nutzen könne, um eine natürliche Krankheit mit vergleichbaren Symptomen zu heilen. Hahnemanns Originalbeschreibung: "Schon im Jahre 1790.... machte ich mit der Chinarinde den ersten reinen Versuch an mir selbst..., und mit diesem ersten Versuch ging mir zuerst die Morgenröthe zu der bis zum hellsten Tag sich aufklärenden Heillehre auf. Ich nahm des Versuches halber etliche Tage zweimahl täglich jedesmal vier Quentchen gute China ein; die Füse, die Fingerspitzen usw. wurden mir erst kalt, ich ward matt und schläfrig, mein Puls ward hart und geschwind; eine unleidliche Ängstlichkeit, ein Zittern (aber ohne Schaudern), eine Abgeschlagenheit durch alle Glieder; dann Klopfen im Kopfe, Röthe in Wangen, Durst, kurz alle mir sonst beim Wechselfieber gewöhnlichen Symptome erschienen nacheinander, doch ohne eigentlichen Fieberschauder. Mit kurzem: auch die mir bei Wechselfieber gewöhnlich besonders charakteristischen Symptomen, die Stumpfheit der Sinne, die Art von Steifigkeit in allen Gelenken, besonders aber die taube widrige Empfindung, welche in dem Periostium über allen Knochen des ganzen Körpers ihren Sitz zu haben scheint - alle erschienen. Dieser Paroxysm dauerte zwei bis drei Stunden jedesmahl, und erneuerte sich, wenn ich diese Gabe wiederholte, sonst nicht. Ich hörte auf und war gesund." Ernst Habermann, Hochschullehrer für Klinische Pharmakologie der Justus-LiebigUniversität Gießen, stellte den sehr simplen Hahnemann'schen Versuch öffentlich auf die Probe. Der 70jährige Professor, der zum Zeitpunkt des Versuches 64 kg wog, nahm vor und nach seinen Vorlesungen pulverisierte Cortex chinae ein, wobei er analog zu Hahnemann vier Quentchen (1 Quentchen = 1,6 g) in ein Glas gab, kräftig verrührte und trank. Er musste gut nachspülen, um auch die Reste aus dem Glas zu gewinnen und vor allem, um den widerlichen bitteren Geschmack der Chinarinde wieder loszuwerden. Hätte sich Hahnemanns Beschreibung bewahrheitet, so hätte Habermann innerhalb kurzer Zeit nicht mehr in der Lage sein müssen, seine Vorlesung weiter zu halten. Es passierte jedoch nichts Berichtenswertes außer, dass sich Habermann "wie eine redende Flasche Tonic Water" fühlte. Seine Körpertemperatur blieb unverändert (35,8°C vor und 36,15°C nach der Einnahme), der Puls blieb unauffällig. Auch eine Verdoppelung der Dosis änderte in einem weiteren Durchlauf nichts an diesen Befunden. Habermanns Kollege Hans-Jochen Krämer, ein 37jähriger Arzt mit einem Körpergewicht von 80 kg, wiederholte diesen Vorlesungsversuch an sich selbst unter Laborbedingungen. Einmal nahm er 3,3 g und in einem anderen Durchlauf sogar 8 g Cortex chinae ein. Dabei maß er sich viermal im Abstand von 30 Minuten Blutdruck und Körpertemperatur. Sein Puls blieb im Bereich von 89 + 5 Schläge/Min., seine Körpertemperatur blieb bei 36,5°C mit einer maximalen Zunahme von +0,2°C und einer stärksten Absenkung von -0,5°C. Auch der Blutdruck von Krämer (140/80 mmHg) änderte sich nicht. Dieser Laborversuch wurde öffentlich in einer Vorlesung wiederholt und ergab erneut keinerlei relevante Veränderungen. Bereits im Jahre 1841 versuchte der Greifswalder Pharmakologe Schulz, selbst keineswegs ein Gegner der Homöopathie, erfolglos den Chinarindenversuch zu wiederholen. Er gab gesunden Probanden 5-10 mg Chinin, was etwa 100 mg der Rohdroge entspracht, und konnte keine Veränderung der Körpertemperatur feststellen. Der Grund, warum Hahnemann Fieber festgestellt haben will, liegt möglicherweise darin, dass zu seiner Zeit, in der es noch kein Thermometer gab, ein beschleunigter Puls mit Fieber gleichgesetzt wurde. Dies könnte auch erklären, warum Hahnemann sehr starken Kaffee, Branntwein, Ignazbohne, Arsenik und Pfeffer zu den "fiebererzeugenden, das Wechselfieber spezifisch hemmende Substanzen" rechnete. Änderungen der Herzaktion durch China-Alkaloide sind bekannt. Auch erzeugen China-Alkaloide eine Rötung der Haut. Beide Reaktionen wurden von Hahnemann auch registriert. Aber dass sich die Bedeutung des Wortes "Fieber" seit den Zeiten Hahnemanns doch erheblich gewandelt hat, scheint sich unter einigen Homöopathen noch nicht so ganz herumgesprochen zu haben. Es ist angesichts des Versagens des Chinarindenversuches die Frage erlaubt, ob dieses homöopathische "Schlüsselexperiment" nicht bereits am Anfang einer langen Kette von wissenschaftlichen Irrtümern steht. Ist die Homöopathie vielleicht vielmehr eine Irrtums- als eine Erfahrungswissenschaft? Teil 9: Der Reinfall! Und heute? 1988 gab es den letzten „Beweis“ für die Homoöpathie, ein Schwindel ohne gleichen. Dem Verfasser brachte dieser Beweis den Anti.Nobelpreis ein. Benevenist und seine „Theory of warter“ Eine Arbeitsgruppe um BENVENISTE (DAVENAS et al. 1988) publizierte den angeblichen Beweis dafür, dass die immunologische Informationsübertragung in homöopathischer Hochpotenz möglich sei. Die Autoren stellten Laborversuche mit menschlichen weißen Blutkörperchen an, die auch dann eine bestimmte immunreaktive Substanz (Histamin) freisetzen sollten, wenn die für diese Reaktion notwendigen Botenstoffe (IgE- bzw. IgGAntikörper) in der Umgebungslösung verdünnungsbedingt hätten eigentlich nicht mehr vorhanden sein können. Bestimmte weiße Blutkörperchen tragen auf ihrer Zelloberfläche Immunglobuline (IgE). Werden diese IgE-Rezeptoren durch frei im Blutplasma schwimmende IgE-Antikörper besetzt, so geben diese weißen Blutzellen Histamin frei. Histamin ist im Körper vor allem bei allergischen Reaktionen beteiligt, z.B. bei der Ödembildung nach einem Bienenstich. Diese Reaktion ist eine von vielen biochemischen Reaktionen, die bei einer Entzündung oder einer allergischen Reaktion im Blut des menschlichen Organismus ablaufen. Diese Immunreaktion kann sowohl mit IgE-Antikörpern, die aus menschlichem Blut isoliert werden können, als auch mit tierischen Antikörpern, die z.B. aus Ziegenblut extrahiert werden, künstlich im Reagenzglas ausgelöst werden. Unter physiologischen Umständen benötigt man eine bestimmte Mindestmenge von IgE-Antikörpern, um eine Histaminfreisetzung durch die Blutkörperchen auszulösen. Die histaminhaltigen Blutzellen setzen dann das im Zellinneren in Form von Bläschen gespeicherte Histamin schlagartig frei. Man nennt diesen Vorgang auch Degranulation [Verschwinden der Granula (=Bläschen)]. Entleerte weiße Blutkörperchen färben sich unter dem Mikroskop anders an als noch histaminhaltige Blutkörperchen, so dass man unter dem Mikroskop durch Zellzählung entscheiden kann, ob eine übermäßige Freisetzung stattgefunden hat oder nicht. Dabei zählt man die Anzahl der Zellen in einem normierten Raster, dass über den Zellausschnitt gelegt wird. Da auch unter normalen Untersuchungsumständen eine Freisetzung von Histamin aus den Blutzellen vorkommen kann, muss man untersuchen, ob in einer unbehandelten Zellkultur prozentual mehr Zellen degranuliert sind als in einer behandelten Kultur. Der theoretische Ansatz von DAVENAS et al. (1988) war, nun zu untersuchen, ob bei sehr hohen Verdünnungen von IgE-haltigen Lösungen immer noch eine Histaminfreisetzung der weißen Blutkörperchen vorhanden war. Dazu setzten die Autoren Verdünnungsreihen an, die theoretisch nicht einmal mehr einen einzigen IgE-Antikörper hätten enthalten dürfen. Wäre dann durch diese IgE-freien Lösungen immer noch eine Histaminausschüttung messbar gewesen, so hätte eine Informationsübertragung alleine durch das verwendete Lösungsmittel (hier Wasser) vorhanden sein müssen. Dabei betrug die Verdünnung 102-10 60 bei den IgE-Antikörperlösungen und 102-10120 bei den IgG-Antikörperlösungen. Es fand sich sogar bei den extrem hohen Verdünnungen noch eine Rate an degranulierten weißen Blutkörperchen von 15-20%. Eine Erklärung für diese Entdeckung konnten DAVENAS et al. (1988) nicht geben. Sie stellten allerdings die Theorie auf, dass wohl eine Informationsübertragung der IgE- bzw. IgG-Antikörper in die hohen Verdünnungsstufen durch das Wasser selbst vorhanden gewesen sei, da sich ansonsten diese Resultate scheinbar nicht erklären ließen. Bereits in der Publikation von DAVENAS et al. (1988) kündigte der Chefredakteur von NATURE an, eine Wiederholung des Experimentes in Benveniste's Labor durchführen lassen zu wollen. Das kontrollierende Autorenteam (MADDOX et al. 1988) bestand aus drei Personen: dem professionellen Magier JAMES RANDI. Er war Mitglied der MacArthur Foundation und seine Aufgabe als war es, Tricks oder Manipulationsversuche zu eruieren bzw. zu unterbinden. WALTER W. STEWART beschäftigte sich wissenschaftlich schon seit Jahren mit den Problemen experimenteller Studien und war vertraut mit den in einem Labor auftretenden Störgrößen bei experimentellen Versuchsaufbauten. Er sollte nach Fehlern im experimentellen Aufbau der Studie suchen. JON MADDOX war ein Fachjournalist mit Hintergrundwissen in theoretischer Physik. MADDOX et al. (1988) kamen zu folgenden Schlussfolgerungen: 1. Die "Sorgfalt", mit der die Experimente von DAVENAS et al. (1988) durchgeführt worden waren, passte nicht zu den von ihnen aufgestellten weitreichenden Schlussfolgerungen der "theory of water". Zwar war das Labor Benveniste's durchaus ausgerüstet für die Durchführung immunologischer Testreihen. Allerdings war es nicht ausgerüstet, um extrem hochreine Verdünnungen von 10120 fehlerfrei herstellen zu können. 2. Benveniste's Labor war unkritisch gegenüber potentiellen Fehlerquellen ihrer Studie. So wurde MADDOX et al. (1988) gesagt, dass die Zellzählung der weißen Blutkörperchen nur dann die besten Resultate erbracht hatte, wenn die Ansätze nach der IgE-Antikörperbehandlung über Nacht in einem Kälteraum aufbewahrt worden waren. Eine Handlungsweise, die übrigens immer zum verstärkten Zerfall von Zellen führt. 3. Die von DAVENAS et al. (1988) publizierten Ergebnisse konnten nicht regelhaft reproduziert werden. An einigen Tagen traten bei ihren dokumentierten Werten in den gleichen Ansätzen teilweise Degranulationseffekte auf, an anderen Tagen jedoch nicht. Der Grund für derartige Widersprüche wurde von DAVENAS et al. (1988) aber nicht untersucht. 4. Die von DAVENAS et al. (1988) durch MADDOX et al. (1988) nachgerechneten Werte, die sich noch im Laborbuch von Benveniste's Institut befanden, ergaben Auffälligkeiten in der Wertestreuung. Die Fehlerstreuung von DAVENAS's Messwerten hätte einheitlich sein müssen, wenn im Labor zufällige Messfehler (z.B. beim Auszählen der Zellen) aufgetreten wären. Die Messwerte hätten vom Durchschnittswert aus betrachtet sowohl nach oben als auch nach unten abweichen müssen. Dies war nicht der Fall. Es fanden sich Tendenzen in den Streuungen der Meßwerte, die darauf schließen ließen, dass bei der Zählung der Blutzellen "gute" Proben mehrfach und "schlechte" Proben nur einfach gezählt worden waren. Es wurde kein ernsthafter Versuch von DAVENAS et al. (1988) unternommen, Zählungsfehler unter dem Mikroskop zu minimieren. DAVENAS et al. (1988) hatten stets die gleiche MTA die Auszählungen machen lassen. Kontrollen ihrer Ergebnisse durch eine zweite oder dritte Person hatten nicht stattgefunden. BENVENISTE's Versuch eines Nachweises für die "theory of water" war demnach gescheitert. Seine Laborausrüstung war für entsprechend hohe Verdünnungen nicht ausreichend gewesen. Übereinstimmende Wiederholungen der Messungen von einem Tag auf den nächsten konnten nicht durchgeführt werden. Seine Zellansätze wurden nicht nach dem üblichen Standard ausgezählt sondern sie wurden z.T. über Nacht (zum Zwecke einer verstärkten Degranulation?) in eine Kühlkammer gelegt. Die Ergebnisse der Zellzählungen wurden durch Mehrfachzählungen "guter" Messresultate verfälscht. Obgleich MADDOX et al. (1988) explizit Benveniste's Team die Chance für einen Nachversuch und der erneuten Publikation gaben, reagierte BENVENISTE (1988) lediglich mit einer einseitigen Erklärung. Er publizierte keinerlei neue Ergebnisse mehr, kritisierte hingegen nur die in seinen Augen unkorrekte Überprüfung seiner Ergebnisse. So bemängelte er, dass die von MARROX et al. (1988) durchgeführte Mehrfachzählung der gleichen degranulierten Zellkulturen durch verschiedene Untersucher zu unterschiedlichen Ergebnissen geführt habe. In einem Fall hätte ein Untersuchter 39 degranulierte Zellen und ein anderer Untersuchung hingegen 63 degranulierte Zellen gefunden. In seinen Augen ein Zeichen für die Unfähigkeit der kontrollierenden Untersucher. Allerdings publizierte er mit keinem Wort über seine eigenen Abweichungen seinen publizierten Zählhäufigkeiten, die im Laborbuch niedergelegt waren. So ging er nicht darauf ein, ob in seinen ursprünglichen Zellzählungen, die nur von einer MTA ausgezählt worden waren, von anderen Untersuchern aus Benveniste's Team auch andere Zellzahlen hätten erreicht werden können. Es ist durchaus anzunehmen, dass gerade bei subjektiven Zellzählungen die Abweichungen relativ hoch sind. Hier hätten verschiedene Untersuchung ggfs. mehrfach das gleiche Gitterfenster auszählen müssen, um durch Mittelwertbildung auf einen in etwa übereinstimmenden Wert zu kommen. Die von Benveniste (bzw. DARVENAS et al. 1988) publizierten Ergebnisse, konnten weder von MADDOX et al. (1988) noch von HIRST et al. (1993) bei gleichem Versuchsansatz wiederholt werden. Aufgrund seiner technischen Laborausstattung war Beneviste von Beginn an nicht in der Lage gewesen, die von ihm vermeintlich hergestellten homöopathischen Höchstpotenzen wirklich IgE-Antikörper-frei zu produzieren. Auch andere Einflussfaktoren, die zu einer Degranulation der weißen Blutkörperchen hätten führen können, wurden von ihm erst gar nicht berücksichtigt. Benveniste reagierte in mehreren Leserbriefen auf Kritik an seiner Studie, lieferte aber nach 1988 zu keiner Zeit einen erneuten stichhaltigen Beleg seiner Theorie. Das Institut U200, an dem Benveniste seine Forschungen anstellte, wurde vom INSERM, der prestigiösen französischen Forschungs- Förderungsanstalt des Université PraisSud finanziert. Nach insgesamt 12jähriger Tätigkeit und sogar erst sechs Jahre (!) nach Benveniste's kläglich gescheitertem Versuch wurde das Labor im Juni 1995 geschlossen (LINDENMANN 1995). Teil 10: Nahrungsergänzungsmittel Kommen wir zu den Nahrungsergänzungsmitteln und nähern wir uns damit wieder der Alge. Maßgeblich für die Klassifizierung eines Mittels als Arznei- oder Lebensmittel ist im Zweifelsfall die beabsichtigte Anwendung. Allerdings reicht hierzu nicht die bloße Erklärung des Herstellers aus. Ebenso wenig, wie ein Hersteller eines mittels behaupten kann, ein Arzneimittel sei ein Lebensmittel, ist es im Gegenzug möglich, zu behaupten, ein Lebensmittel sei ein Arzneimittel. Auch das Kennzeichnen eines mutmaßlichen Arzneimittels mit dem Begriff "Nahrungsergänzungsmittel" macht dieses nicht automatisch zum Lebensmittel. Für ein Lebensmittel charakteristisch ist der Anwendungszweck der Ernährung und des Genusses, insbesondere dann, wenn z.B. im Sportbereich verursachte Mangelzustände durch den Konsum von Lebensmitteln wie isotonische Sport-Getränke ausgeglichen werden soll (OLG Hamburg, 10.4.1997, Az 3 U 129/96). Lebensmittelrecht Der deutsche Gesetzgeber trennt nach dem Prinzip "Arzneimittel sind zum Heilen da, Lebensmittel hingegen zum Essen oder zum Genuss". Leider hat der Staat es bisher versäumt, ein eigenständiges Lebensmittelrecht zu generieren. Er regelt es gemeinsam mit Kosmetika und Bedarfsgegenständen im sog. "Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz" (LMBG vom 15.8.1974, Neufassung vom 9.9.1997). Im LMBG werden nicht nur Lebensmittel, sondern Brillen, Kleidung, Perücken, künstliche Wimpern, Scherz- und Reinigungsartikel reguliert. Der Gesetzgeber hat jedoch Definitionen vorgegeben. Lebensmittel (§ 1 LMBG): Lebensmittel im Sinne des Gesetzes sind Stoffe, die dazu bestimmt sind, in unverändertem, zubereitetem oder verarbeitetem Zustand vom Menschen zum Zwecke von Ernährung oder Genuss verzehrt zu werden. Zusatzstoffe (§ 2 LBMBG): Zusatzstoffe sind Stoffe, die dazu bestimmt sind, Lebensmittel zur Beeinflussung ihrer Beschaffenheit oder zur Erzielung bestimmter Eigenschaften oder Wirkungen zugesetzt zu werden Kosmetische Mittel (§4 LBMG): Kosmetische Mittel im Sinne des Gesetzes sind Stoffe und Zubereitungen aus Stoffen, die dazu bestimmt sind, äußerlich am Menschen oder in seiner Mundhöhle zur Reinigung, Pflege oder zur Beeinflussung des Aussehens oder des Körpergeruches oder zur Vermittlung von Geruchseindrücken angewendet zu werden, es sei denn, daß sie überwiegend dazu bestimmt sind, Krankheiten, Leiden, Körperschäden oder krankhafte Beschwerden zu lindern oder zu beseitigen Demzufolge sind Kosmetika keine Heilmittel - denn dann unterliegen sie dem Deutschen Arzneimittelrecht. Lebensmittelzusatzstoffe hingegen sind eindeutig Lebensmittel. Damit die Lebensmittelwerbung kein Schindluder treiben kann, hat der Gesetzgeber im Lebensmittelrecht drei Paragraphen implementiert, die den Verbraucher vor irreführender Werbung schützen sollen bzw. gesundheitsbezogene Werbung bei Lebensmitteln untersagt. § 8: Verbote zum Schutz der Gesundheit Es ist verboten: 1. Lebensmittel für andere derart herzustellen oder zu behandeln, dass ihr Verzehr geeignet ist, die Gesundheit zu schädigen. 2. Stoffe, deren Verzehr geeignet ist, die Gesundheit zu schädigen, als Lebensmittel in den Verkehr zu bringen. § 17: Verbote zum Schutze vor Täuschung Es ist verboten (...): 5. für Lebensmittel mit irreführenden Darstellungen oder sonstigen Aussagen zu werben. Eine Irreführung liegt insbesondere dann vor, a) wenn Lebensmitteln Wirkungen beigelegt werden, die ihnen nach Erkenntnissen der Wissenschaft nicht zukommen oder die wissenschaftlich nicht hinreichend gesichert sind c) wenn Lebensmitteln der Anschein eines Arzneimittels gegeben wird § 18: Verbot gesundheitsbezogener Werbung Es ist verboten, in der Werbung für Lebensmittel zu verwenden: 1. Aussagen, die sich auf die Beseitigung, Linderung oder Verhütung von Krankheiten beziehen. 2. Hinweise auf ärztliche Empfehlungen oder ärztliche Gutachten. 3. Krankengeschichten oder Hinweise auf solche. 4. Äußerungen Dritter, insbesondere Dank-, Anerkennungs- oder Empfehlungsschreiben, soweit sie sich auf die Beseitigung oder Linderung von Krankheiten beziehen. 5. Bildliche Darstellungen von Personen in der Berufskleidung oder bei der Ausübung der Tätigkeit von Angehörigen der Heilberufe, des Heilgewerbes oder des Arzneimittelhandels. 6. Aussagen, die geeignet sind, Angstgefühle hervorzurufen oder auszunutzen. 7. Schriften oder schriftliche Angaben, die dazu anleiten, Krankheiten mit Lebensmitteln zu behandeln. Seit Jahren machen sog. "Nahrungsergänzungsmittel" von sich reden. Im juristischen Sinne existieren sie in Deutschland nicht und somit gibt es kein "Nahrungsergänzungsmittelrecht". Der Begriff des Nahrungsergänzungsmittels zielt darauf ab, die scharfe rechtliche Trennung zwischen Lebensmittel und Arzneimittel aufzuweichen. Davon profitieren primär die Anbieter solcher Mittel. Ein Lebensmittelanbieter wird versuchen, seinen Lebensmitteln medizinische Wirkungen anzudichten, während ein Arzneimittelhersteller versucht, sein Mittel als möglichst harmlos und lebensmittelähnlich aber ebenso gesundheitlich wirksam darzustellen. Beide zielen dann darauf ab, die hohen Kosten einer Wirksamkeitsprüfung ihrer Mittel - wie sie unter dem neuen Arzneimittelrecht ab dem Jahr 2004 mit Ausnahme von Homöopathika, Anthroposophika und Phytotherapeutika zwingend wird, zu vermeiden und trotzdem gut zu verdienen. Anbieter von Nahrungsergänzungsmitteln versuchen oft, Heilpraktiker oder Ärzte in die Vermarktung einzubeziehen. Dabei machen sich beide Berufsgruppen strafbar, denn der Therapeut verstößt entweder gegen das Arzneimittelgesetz, in dem er ein nicht zugelassenes Arzneimittel auf den Markt bringt, oder gegen das Lebensmittelrecht, dass für den Einzelhandel einen Sachkundenachweis und eine Gewerbeanmeldung vorsieht. Zudem haftet der vertreibende Therapeut gegenüber dem Patienten meist stärker als ein Apotheker, denn in den Packungen von Nahrungsergänzungsmitteln liegen selten Beipackzettel mit Nebenwirkungen bei. Hier muss sich der Zwischenhändler eindeutig klar sein, dass er und nicht der Hersteller im Schadensfalle zur Haftung herangezogen werden wird. Nur im Fertigarzneimittelrecht, das den Vertrieb von zugelassenen Arzneimitteln regelt, haftet der Hersteller! Kann der Heilpraktiker oder Arzt nicht nachweisen, dass er vor bestimmten Risiken des Nahrungsergänzungsmittels gewarnt hat, trifft ihn das verschärfte deutsche Haftungsrecht. Selbst, wenn es sich bei dem Nahrungsergänzungsmittel um ein Produkt handelt, das alle juristischen Klippen umschifft hat und einen Lebensmittelstatus hat, wird dieses spätestens in der Hand des Heilpraktikers oder Arztes dann zum Arzneimittel, wenn dieser es zum Zwecke der Gesundung einem Patienten in die Hand gibt. Dass solch ein Verkauf nebenbei noch umsatz- und gewerbesteuerpflichtig wird, ist nur ein weiterer Nebenaspekt. Teil 11: Es geht ums Geld!!! Am Gelde hängt’s, zum Gelde drängt’s! Der Bereich der Naturheilverfahren ist ein riesiger Markt. Allerdings ist es ausgesprochen schwer, konkrete Zahlen über die Umsätze und Gewinne in diesem Sektor des Medizinmarktes zu gewinnen. Grund dafür ist, dass die Verfahren und Therapiemittel überwiegend nicht im Bereich der Gesetzlichen Krankenversicherung erstattungsfähig sind und somit eine zentrale Erfassung der Ausgaben auf der Kassenseite nicht vorgenommen wird. Der Markt ist überwiegend privat strukturiert und weder Apothekerverbände noch paramedizinisch arbeitende Pharmafirmen oder Therapeutenverbände geben halbwegs verlässliche Umsatz- oder Therapiezahlen heraus. Eine Publikation des medizinischen Dienstes der Krankenversicherung in Bayern (Buckhard 1993) - aus heutiger Sicht fast schon als historisch zu bewerten - ist eine der wenigen Veröffentlichungen, die eine grobe Abschätzung der Umsatzzahlen ermöglicht. 1991 wurden 243 Mio. Verordnungen (1990: 252 Mio.) von Arzneimitteln mit umstrittener Wirksamkeit durchgeführt, die Kosten von 6,1 Mrd. DM (1989: 5,25 Mrd. DM) verursachten. Damit betrug ihr Anteil am Verordnungsvolumen des gesamten Arzneimittelmarktes immerhin 31,7%. Insgesamt betrug damals die Zahl der Arzneimittel 126.000, wobei auf hochschulmedizinische Therapeutika 29.000 (23%) entfielen. Phytotherapeutika stellten mit 70.000 Arzneimitteln (55,5%) über die Hälfte aller Mittel, während 24.000 Homöopathika (19%) fast jedes fünfte Pharmakon stellten. Anthroposophische Arzneien (n=3000) und Organotheapeutika (n=4000) waren eher unbedeutend. 1991 erzielten die Arzneimittel der „besonderen Therapierichtungen" einen Umsatz von 287 Mio. DM (1988: 250 Mio. DM) und der durch Apotheken verursachte Phytotherapeutika-Umsatz war von 7,7% (1985) auf 10% (1989) des Gesamtapothekenumsatzes (15 Mrd. DM) angestiegen. Die Bundesrepublik Deutschland besaß damals im Vergleich zum restlichen Europa den größten Markt an Alternativtherapien und Naturheilkundeverfahren mit einem geschätzten Umsatz von 885 Mio. DM (1988), der 1994 auf 1,2 Mrd. DM angestiegen war. Mittlerweile sind in der Bundesrepublik Deutschland sog. Medikamente mit zweifelhafter Wirkung mit einem Gesamtumsatz zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung von 3-7 Mrd. DM jährlich im Handel. In einer zunehmend deregulierten, den Marktkräften überlassenen Medizin geht es in aller Härte um Marktanteile. Bei einem derzeit auf bis zu 12 Mrd. DM jährlich geschätzten zusätzlichen Umsatz (Federspiel und Herbst 1996) im Bereich der Alternativmedizin erkennt man das zu verteilende Marktpotential. Dazuzurechnen sind (Heil-)Mittel, die als Naturmittel angepriesen werden, aber in Wirklichkeit nicht als Arzneimittel, sondern nur als Nahrungsergänzungsmittel zugelassen sind. Eine Studie des Allensbacher Instituts für Demoskopie, durchgeführt im Auftrag des Bundesfachverbandes der Arzneimittelhersteller, zeigte einen deutlichen Anstieg. Nahmen 1970 nur 55% der Befragten Naturheilmittel ein, waren es 1997 schon 74%. Auch deutlich mehr jüngere Patienten nehmen Naturheilmittel. Waren es 1970 gerade einmal 36% der 1629jährigen Befragten, so lag ihr Anteil 1997 bei 54% (Häussermann 1997) In diesem Zusammenhang sollte man auch einen Blick über den großen Teich in die USA werfen. Dort ist man den Europäern auch in negativer Hinsicht immer ein paar Jahre voraus. So berichtete eine Ärztegruppe aus der Medizinischen Abteilung des Beth Israel Hospital in Boston über eine repräsentative telefonische Befragungsaktion von 1.539 Erwachsenen im Alter von mindestens 18 Jahren. 34% der Angerufenen berichteten davon, mindestens einmal in den vergangenen 12 Monaten eine alternativmedizinische Behandlung erfahren zu haben. Diejenigen Personen, die alternativmedizinische Verfahren am häufigsten benutzt hatten, entstammten der weißen Bevölkerungsschicht der Altersklasse der 25-49jährigen mit höherer Durchschnittsbildung und vor allem höherem Durchschnittseinkommen. Dies wird vor dem Hintergrund verständlich, dass für eine einzelne Konsultation im Mittel $ 27,60 (ca. DM 47,-) ausgegeben werden mussten (Eisenberg et al. 1993). Auf der Basis ihrer Erhebung extrapolierten die Autoren ihre Befragungsresultate auf die gesamten Vereinigten Staaten von Amerika und kamen auf geschätzte 425 Millionen Besuche bei Alternativtherapeuten allein im Jahre 1990. Diese Schätzung überstieg die Zahl der tatsächlich in schulmedizinischen Praxen und Kliniken registrierten Arztbesuche (338 Mio.) erheblich. Die Autoren schätzten die für die alternativmedizinischen Behandlungsverfahren aufgewendeten Geldmittel auf 13,7 Mrd. US-$ und damit als deutlich höher ein, als die Geldleistungen, die US-Amerikaner für tatsächlich entstandene Kosten im schulmedizinischen Bereich zu bezahlen hatten (12,8 Mrd. US-$). Teil 12: Nur Alternativmedizin anwenden? Alternativmedizin als einzige Therapie? Ich denke nein! Die Patienten sind misstrauischer und selbstbewusster geworden. Wie die Allensbacher Umfrage belegt, würden sich bei einer ernsthaften Erkrankung zwar nur 3% allein auf pflanzliche Produkte verlassen. Immerhin 84% der 2.647 Befragten schätzten die Nebenwirkungen herkömmlicher Medikamente aber als "mittel bis groß" ein. Erstaunlich ist die Bereitschaft (61%) zur Einnahme von Medikamenten, auch wenn deren Wirksamkeit nicht bewiesen ist. 41% meinen sogar, dass Naturheilmittel in naher Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen würden. Dies scheint zunächst für einen riesigen Markt zu sprechen! In der Schweiz zeigte eine mehr als 7.500 Versicherte umfassende Studie der HelvetiaKrankenversicherung, dass Patienten, die die Möglichkeit erhalten hatten, alternativmedizinische Behandlungen bei Erkrankungen in Anspruch zu nehmen, nur in maximal 2,1% der Fälle ausschließlich solche Verfahren nutzten. Der Nutzungsgrad konventioneller hochschulmedizinischer Therapien lag bei bis zu 73,3%, während im dreijährigen Beobachtungszeitraum der Anteil von Patienten, die beide Medizinsysteme parallel nutzten, zwischen 8,4-28,5% schwankte. Billiger war die Alternativmedizin auch nicht. Diejenigen Personen, die alternative Heilmethoden von der Krankenkasse erstattet bekamen, wiesen nämlich unabhängig von Geschlecht, Alter, Sprachregion und Gesundheitszustand deutlich höhere durchschnittliche Kosten auf als diejenigen Versicherten, die nur ausschließlich hochschulmedizinische Leistungen in Anspruch nahmen. Besonders bezeichnend war, dass in dieser Studie weder in bezug auf die gesundheitliche Ausgangslage der Patienten vor Studienbeginn noch auf die Art der Veränderungen des Gesundheitszustandes die Möglichkeit der Nutzung alternativer Heilmethoden einen relevanten Einfluss hatte (Sommer et al. 1998). Die vorgelegten Berichte zeigen, dass der alternativ- und paramedizinische Markt in der Bundesrepublik Deutschland ein Milliardengeschäft ist. Patienten, die auf fragwürdige Therapien - aus welchen Gründen auch immer - Wert legen, werden diese in unserer freien Gesellschaft selbstverständlich erhalten. Allerdings wird dies wohl weiterhin verstärkt nur noch auf Privatrezept geschehen, was ein positiver Trend ist. Auf diese Weise wird die GKV-Solidargemeinschaft entlastet und fragwürdige Verfahren müssen von denjenigen bezahlt werden, deren Kosten sie selbst verursachen. Zwischenbemerkung So, das waren ein paar Fakten, zusammengetragen und abgeschrieben, ohne Wertung, einfach übernommen. Nun soll noch ein Faden folgen, da geht es dann nicht mehr ohne Wertung, da geht es darum, wie ich nun zu den Alternativen stehe, da geht es noch einmal um Wirkungsweisen und um Hintergründe, um Algen und Frau Simonsohn und wahrscheinlich wird auch noch einmal Herr Sponsel, Thom Hartmann und NLP zu beleuchten sein. 1. Was nun?! Was sollte nun die Darstellung im anderen Faden? Ich glaube man konnte erkennen, dass in diesem Thema viel Streitpotential liegt und nicht zuletzt, es geht ums liebe Geld. Jeder Mediziner hat neben seinem Berufsauftrag ja auch noch das Bestreben, den eigenen Beutel zu füllen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Verfahren der Alternativmedizin durch gestandene Hochschulmediziner verworfen werden und umgekehrt. Und dann spielen ja noch andere Interessen in diesem Geschäft eine Rolle, denken wir an die Ausführungen zu den Sekten. Was aber nun als Wahrheit erkennen? Ich glaube so kann man die Frage nicht stellen und vor allem nicht beantworten. Eigentlich ist wichtig, dass es hilft und nicht schadet. Und an dieser Stelle ist der medizinische Laie überfordert, er kann das nicht einschätzen. Viele der alternativen Verfahren stärken den Selbstheilungsprozess, aber bei akuten Erkrankungen hat dieser selten eine Chance. Darin liegt die Gefahr des Ganzen. Kompliziert wird das Ganze noch dadurch, dass aus Geschäftsgründen viele alternativ Verfahren als alleinrichtig verkauft werden und durch fanatische Anhänger dieser Eindruck, manchmal unwissentlich, verstärkt wird. Das ist vor allem in Bereichen sehr problematisch, wo bei vielen eine gewisse „Abneigung“ oft geschürt eben durch Vertreter bestimmter Richtungen, gegen die Hochschulmedizin besteht. Hier wird durch das „Heilversprechen“ gerade der Fanatiker oft erheblicher Schaden verursacht. Die Wirksamkeit der alternativen Verfahren ist und bleibt umstritten. Mir liegen hier die Auswertungen von Untersuchungen homoöpatischer Verfahren vor, die, dass ist dabei wohl besonders wichtig, auch im Beisein und Mitwirkung von Homoöphaten erstellt wurden, die zu 80 % den Verfahren Unwirksamkeit nachweisen. Natürlich könnte man hier nun sagen, bei jedem 5-ten hat es aber gewirkt, ist ne Ansichtssache, wenn vier sterben, damit einer lebt! Es gilt jedoch die Regel, dass der Glauben Berge versetzt. So ist es nicht verwunderlich, dass immer wieder darüber berichtet wird, wie gut das alles wirkt. Hier ist die Unterstützung des Selbstheilungseffektes der Auslöser oder aber die im vorigen Teil 4 genannten Gründe. Die Wirksamkeit von medizinischen Verfahren kann aber nur beurteilt werden, wenn die Wirkung im Vergleich zum Selbstheilungsprozess überwiegt. Damit soll nun nicht der Anwendung von Verfahren wie der Akupunktur oder bestimmter psychologischer Verfahren widersprochen werden, hier bringt bei nichtakuten Leiden das Ganze oft eine Linderung der Beschwerden durch Überdeckung. Wem mit den alternativen Methoden wirksam geholfen werden konnte, der soll dem Schöpfer dafür danken. Ich meine jedoch, man sollte sich hüten das als Allheilmittel zu verkaufen und anderen damit eventuell schwere Schäden zu zufügen. 2. Algen und Frau Simonsohn Kommen wir zu der Alge und Frau Simonsohn. Hier liegt ein besonders problematischer Fall vor. Frau Simonsohn, die selbsternannte ADS-Heilerin, verdient Ihren Lebensunterhalt mit verschiedenen für mich etwas anrüchigen Geschäften! Frau Simonsohn hält Reikiseminare (Seminar für Grad I, 390 DM, Grad II 980 DM und Grad IIIA 2.600 DM), organisiert Rohkostveranstaltungen mit Wolfe (470 DM Teilnahmegebühr), lehrt die 5 Tibeter (Gebühr 160 DM), trägt vor über Azidose (320 DM) und schreibt Bücher dazu. Als letztes hat sie nun die Hyperaktivität entdeckt, eine Krankheit, die durch Vitalstoffdefizite hervorgerufen wird, durch Nahrung, die von ausgelaugten Böden stammt und durch Cola und Kaffee. Und da kann nur das Wundermittel helfen, die AFA-Alge. Frau Simonsohn stellt fest: „Die AFA-Alge ist ein Lebensmittel, keine Medizin. Durch ihren Vitalstoffreichtum ermöglicht sie dem Körper, wieder optimal zu funktionieren und sich selbst zu heilen. Zwar ist die AFA-Alge kein Heilmittel, hat aber die gleichen Resultate. Der Vorteil dieses kleinen Wunders aus der Natur: es gibt keine Überdosierung und keinen Gewöhnungseffekt. Wie bei einem Brunchbuffet, können sich Körper und Gehirn genau das an Vitalstoffen herausholen, was sie gerade brauchen. Äußerliche Zeichen: die Haare wachsen dichter und glänzen mehr, Hautunreinheiten können verschwinden, und die Fingernägel wachsen dick mit weißen Spitzen. Wer die AFA-Alge eine Weile lang täglich ist, merkt mehr Energie, ist belastbarer und besser gelaunt.“ Für mich tatsächlich ein kleines Wunder, diese Alge. Selbst die Fingernägel werden von alleine sauber. Interessant ist die Formulierung, die AFA-Alge ist kein Heilmittel hat aber die gleichen Resultate! Erinnern wir uns in diesem Zusammenhang an den einen zitierten § des Lebensmittelrechtes: § 18: Verbot gesundheitsbezogener Werbung Es ist verboten, in der Werbung für Lebensmittel zu verwenden: 1. Aussagen, die sich auf die Beseitigung, Linderung oder Verhütung von Krankheiten beziehen. 2. Hinweise auf ärztliche Empfehlungen oder ärztliche Gutachten. 3. Krankengeschichten oder Hinweise auf solche. 4. Äußerungen Dritter, insbesondere Dank-, Anerkennungs- oder Empfehlungsschreiben, soweit sie sich auf die Beseitigung oder Linderung von Krankheiten beziehen. 5. Bildliche Darstellungen von Personen in der Berufskleidung oder bei der Ausübung der Tätigkeit von Angehörigen der Heilberufe, des Heilgewerbes oder des Arzneimittelhandels. 6. Aussagen, die geeignet sind, Angstgefühle hervorzurufen oder auszunutzen. 7. Schriften oder schriftliche Angaben, die dazu anleiten, Krankheiten mit Lebensmitteln zu behandeln. Hmmmmmmm! Und dann das Buch zur Alge und ADD! Wie wirkt die Alge? Frau Simonsohn erklärt es:“ Sind Sie manchmal unkonzentriert, und lässt Sie manchmal Ihr Gedächtnis im Stich? Oder sind Sie manchmal erschöpft und niedergeschlagen? Erleben Sie geistige Höhenfluge nur noch selten? Und macht Ihnen Stress manchmal ganz schön zu schaffen? Wenn ja, ist die AFA-Alge der ideale Gehirn-Brennstoff für Sie. Sie stärkt das Nervensystem, macht belastbar in Stresssituationen, aktiviert Ihre Kreativität und stärkt sogar Ihre Intuition und unterstützt ihre spirituelle Entwicklung. Die Biophotonen in der AFA-Alge passieren die Blut-Hirn-Schranke und wandern direkt ins Gehirn, wo sie helfen, neuronale Querverbindungen zwischen rechter und linker Hirnhälfte aufzubauen. Wir werden geistig wacher, ausgeglichener, kreativer und intuitiver. Jene Teile des Gehirns werden besser miteinander verknüpft, die mit Gedächtnis und Informationsverarbeitung sowie Selbstbewusstsein und Intuition zu tun haben. Bisher haben wir erst ein Drittel unseres Gehirnpotentials genutzt, und mit der AFA-Alge aktivieren wir weitere Bereiche. Die AFA-Alge hilft hyperaktiven Kindern, sich besser zu konzentrieren, und sogar Alzheimer-Patienten können wieder selbst ihren Haushalt erledigen! „ Am Besten wirkt die Alge übrigens nach einer Ernährungsberatung durch Frau Simonsohn, 60 DM die halbe Stunde, 100 DM die volle Stunde. Interessant ist, dass seit kurzem einige Links von ihren Seiten verschwunden sind. Dort ging es unter Anderem zu den Indigokindern. Dafür wurden von ihr aber einige Passagen von ritalinkritik.de übernommen, unkommentiert und ohne jede Beweisführung. Schluss, möge doch jeder seine Alge kaufen! Interessant war für mich übrigens eine Aussage in der damaligen Diskussion des Inhaltes, Ihr könnt es Euch wohl nicht leisten oder seit nur neidisch! 3. ADD Nun vielleicht endlich zum Eigentlichem, zu ADD. Hier prallen zu erst einmal zwei Welten aufeinander! Da sind zu einem die Verfechter der Lehre von einer Krankheit und auf der anderen Seite stehen Leute, die sagen, ADD ist eine andere Art der Informationsaufnahme und –verarbeitung. Meist gibt es da noch Vertreter eines Mittelweges, der besagt, die dem ADD-ler feindliche Umwelt macht ihn krank. Das reine, wenn auch oft nur vom gedanklichen Hintergrund her betriebene Abhandeln des ADD als Krankheit ist m.E. nicht der Weg, dem Ganzen gerecht zu werden! Ist es nicht eher tatsächlich so, dass die Nichtakzeptanz, das Nichteingehen auf dessen Besonderheiten, in den meisten Fällen tatsächlich ADD-ler zu Kranken macht? Leider birgt eine solche Betrachtungsweise die Gefahr Scharlatanen, Wunderheilern und ähnlichen Aposteln Tor und Tür für Ihre Geschäfte zu öffnen. Es ist sehr schwierig zu unterscheiden, wo es um eine Einstellungsänderung oder Selbsterkenntnis geht oder wo anderes bezweckt wird. Und wenn ADD eigentlich keine Krankheit ist, warum dann Medikamente anwenden? Die Alge z.B. tut es doch auch! Ich denke, wenn Eltern am Ende ihrer Kraft sind und Kinder kurz davor, in ein tiefes Loch zu fallen, dann muss ihnen schnell und wirksam geholfen werden! Und da ist ein guter Psychiater und Psychologe der beste Weg und wenn es sein muss, dann auch eine medikamentöse Therapie! Wenn zu diesem Zeitpunkt angefangen wird, Alternativen zu empfehlen, wenn mit irgendwelchen Verfahren experimentiert wird kann damit m.E. großer Schaden angerichtet werden. Und leider stoßen die meisten erst auf die Probleme, wenn es 5 vor 12 ist. Zudem habe ich ein sehr großes Problem damit, dass in der Alternativmedizin oft die Differentialdiagnostik auf der Strecke bleibt. Zwar muss man hier gerechter Weise sagen, auch in der Hochschulmedizin scheint da bei ADD Einiges im Argen zu liegen, geschuldet ist dies jedoch dem noch ungenügenden Ausbildungsstand. Deshalb ist es wahrscheinlich ein besserer Weg, aufklärend zu arbeiten, wie es Micha und Heidi nun seit vielen Jahren machen. Denn rechtzeitig erkannt und auf die Eigenarten eingegangen und dann noch ein „wenig“ Glück und verständnisvolle Lehrer, kann ADD ohne krank zu machen auch ein Segen für die Betroffenen sein. 4. NLP Zum Schluss noch einmal eine Bemerkung zu Sponsel, Hartmann und ADD. Sponsel sieht sich genötigt, vor Hartmann und vor den Hypies zu warnen. Hier liegt nun der umgekehrte Sachverhalt vor, ein Hochschulmediziner kämpft gegen Alternativen, wobei ich hier den Begriff der Alternativmedizin bewusst nicht verwende. Sponsel betrachtet ADD als absolute Krankheit, nur so kann er sein Geschäft mit Ferndiagnosen erfolgreich und einträglich betreiben. Hartmann ist ein typischer Vertreter der Erklärung über die andere Art, die Welt zu sehen. Er plädiert dafür aus diesem „Anderssein“ das Beste zu machen. Und nun spielt hier NLP, neurolingustisches Programmieren, rein. NLP scheint mir jedoch keine eigenständige Therapieform im eigentlichen Sinne zu sein, eher eine Sammlung von Methoden, die bereits seit langem in der Psychologie angewendet werden. Eigentlich beinhaltet es die Beschreibung von Wegen zur Selbstfindung und Regeln für ein erfolgreiches Umsetzen von Wegen. Positives Denken soll als Stichwort dienen. Anwendbar sicher kaum bei Kindern und ich denke, auch bei Erwachsenen ist es einfacher gesagt als getan. Dazu kommt aus meiner Sicht ein Problem, NLP ist nach Aussagen ihrer „Erfinder“ nicht geeignet bei Personen, die unter extremen Aufmerksamkeitsdefiziten leiden. Und das ist ja bei ADD oft der Fall. Und mich persönlich stößt dabei auch die marktschreierische Aufmachung ab, die jedoch in der Natur der Sache liegt. Aber ich kann nun mal den jungen, erfolgreichen Managertyp nicht ab. –lächelFür einen beschränkten Personenkreis mit ADD ist NLP sicher ein guter Weg. Geht es doch dabei wirklich darum, durch bestimmte Methoden seine Fähigkeiten zu nutzen. „Der Weg ist das Ziel“, die absolute Konzentration auf eine Sache wird aber sicher bei Leuten, die tausende Wege gehen, ständig irren und dann noch gleichzeitig auf verschiedenen Wegen rennen in den meisten Fällen eine unerreichbare Selbstbeeinflussung darstellen. Erwachsene sollten es versuchen, wenn es klappt kommt dabei sicher Hervorragendes raus.