Tu-lit-langgaesser-7-re - Homepage.ruhr-uni

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Literaturunterricht zu E. Langgässer „Saisonbeginn“
(7. Jahrgangsstufe Realschule)
(=tu-lit-langgässer-7-re; 17.4.2000; Prof. Dr. Wolfgang Boettcher, Germanist. Institut Ruhr-Universität Bochum)
Legende:
- auffällige Betonung wird durch Großbuchstaben der entsprechenden
Silbe markiert, also "GROSSartig"
- simultanes Sprechen wird durch Unterstreichen in beiden Spalten markiert;
fällt dabei die Äußerung eines der Sprechenden (teilweise) in die Zeit
zwischen zwei Wörter des/r anderen Sprechenden, wird der dortige
Leerschritt bzw. die Pausenangabe (mit) unterstrichen; wird innerhalb einer
Zeile mehrfach simultan gesprochen, werden die Unterstreichungen in beiden
Spalten entsprechend portioniert
- Abbruch im Wort oder im Satz (z.B. vor Selbstkorrektur) wird durch
schrägen Balken ohne Leerzeichen markiert, also "Ich werde bald anf/ anfangen"
- zitierte Wörter werden in Anführungszeichen gesetzt
- 3 Punkte in runden Klammern "(...)" = unverständliche Passage
- Zahlen in runden Klammern "(3)" = Pause/Schweigephase in Sekunden
Lehrerin:
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Schüler/Schülerin:
Ihr wißt ja, daß wir heute über
eine Geschichte zusammen nachdenken wollen, hm? Ich lese die
euch zuerst vor. Es könnte sein,
daß der eine oder andere sie kennt,
obwohl wir sie ja nicht behandelt
haben.Für den Fall wärs wichtig,
äh daß derjenige am Ende der Geschichte sich ein bißchen zurückhält. Der wird schon merken,
warum das so ist, ja? Die Geschichte heißt "Saisonbeginn"
[liest Geschichte vor]
Es kommt noch ein Satz, der sagt,
wie die Inschrift lautet. Den les
ich euch nachher vor. (6) Ich möcht
jetzt wohl gerne fragen, was ihr so
vermutet, (3) bezüglich der Inschrift. Was könnte darauf stehen?
(3) Arno?
Mhm
Da hatte sich auch jemand gemeldet.
Ja, Frauke.
Ja
Also, ich glaube, vielleicht was
für Touristen. (...) sie anzulokken, um da in Ferien zu fahren (...).
Hm. Vielleicht auch so "Willkommen,
Willkommen in sowieso".
Ja. Stefan.
Aha
In der Geschichte wurde gesagt, daß
einige darüber erfreut waren, andere wiederum nicht. Da steht bestimmt was eh was eh mit dem Kreuz
in Verbindung eh, etwas Schlechtes
für die Bevölkerung, im Zusammenhang mit der Bevölkerung.
Jetzt müßten sich mal Arno, Frauke
und Stefan verständigen, nich.
Arno, wie siehst du das?
Man kann, das kommt darauf an, aus
welcher Sicht der Einwohner man das
sieht. Wenn jetzt einer ein Hotel
hat oder so, der da das Geld machen
kann, der findet das eben gut. Und
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Aha
einer, der damit gar nichts zu tun
hat, der etwas abgelegen wohnt, dem
ist das egal, ob da jetzt viele
Touristen hinkommen, und der andere
wieder, daß die, meinetwegen, so
durch die Straßen gehen an ihrem
Haus vorbei und vielleicht auch
Lärm einige Kinder machen und so,
und die keinen Vorteil darin sehen,
sondern nur Nachteile und in Frieden leben wollen ohne die Touristen, die sehen eben dann eben die
Nachteile daran.
Schön. Jetzt hast du die Begründung
geliefert, nich? Die fiel dir vorher noch ein bißchen schwer, aber
der Stefan hat dir ja jetzt dazu
geholfen, mhm. Ja, Markus?
Mhm
Und Stefan
Das Kreuz und das Schild, das sind
Symbole. Eh das Kreuz ist ein Symbol für die Einwohner, für die Bevölkerung in dem Dorf, die haben
das nicht so gern, wenn Touristen
kommen, die wollen für sich bleiben. Und das Schild, das ist ein
Symbol für die Touristen und für
die Geschäftsleute.
Ich nehme vielleicht an, daß einmal
das Kreuz, wie der Mark sagt, für die
Bewohner spricht und daß auf dem
Schild Willkommensgrüße stehen, aber
auch meinetwegen
Preise oder Preise oder so. Und daß
's Schild jetzt auch noch zur Rechten von dem Kreuz steht, das sagen
die einige Leute, das stimmt nicht,
Jesus hat ja in eh Jerusalem den/
bei dem Markt, die Händler, mit/
die mit Geld gehandelt haben, die
Tische umgestoßen, und jetzt
spricht man da wieder von Geld. Das
gefällt den Leuten nicht.
Ja. Das war sogar im Tempel, wo die
Leute handelten, die Stelle, die du
anspielst. Mhm, das ist 'ne Möglichkeit, nicht? Daß da ein Widerspruch sich auftut, wenn ein Dorf
mit dem Tourismus beginnt, mhm.
Ralf.
Die Leute da in dem kleinen Bergdorf, die tun alles, um die Touristen anzulocken. Geschäftsleute.
Dann ist es denen auch nicht zuwider, wenn sie jetzt ein Kreuz und
'nen Schild, also also Gegensatz,
Alt und Modern.
Ja. Stefan.
Das Kre/ , das Schild mit dem Tourismus ehm das ist, das wird vorgezogen, vor dem Kreuz. Zuerst sollte
es ja an der Tankstelle gestellt
werden, aber das ist auch wiederum
wichtig für den Tourismus, also
kann es da nicht hin, und an der
kleinen Kreuzung, das ist zuweit
vom Schild entfernt, also, der wird
vorgezogen also eh vor dem Kreuz.
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Hat so 'ne Vorzugsstellung. Ja,
schön. Das woll'n wir uns mal ganz
gut merken, nich? Mhm. Jetzt weiß
ich die Reihenfolge nicht mehr,
aber jetzt nehm' wir erst mal Tim.
Hätten, sagst du. Und nun?
Hm
Ja die Arbeiter hätten bestimmt
auch zuerst das Kreuz abgerissen,
um dafür dann das Schild für den
Saisonbeginn hinzustellen.
Hätten
Ja. Sie haben's nicht gemacht. Ja
bestimmt, weil sie vielleicht gläubisch sind, aber wenns nach den Geschäftsleuten gegangen wär, hätten,
hätte das Kreuz dran glauben müssen. Hätten sie's, glaub ich, abgerissen. Woanders hingestellt. Vielleicht an die Tankstelle oder so.
Mhm. Müssen wir noch mal gucken.
Ehm. Wie erscheinen euch denn die
Arbeiter? Könnten die sowas tun? Es
sind ja Leute, die eine Anweisung
bekommen haben. Wie könnte die Anweisung heißen? Hm?
Hm Ja
Hm
Das Schild da unterzubringen, wo's
jeder sehen kann und wo's auffällt.
Aber ich nehm vielleicht an, weil
sie haben ja zuerst probiert,
rechts und links vom Kreuz. Aber
ich meine, wenn's ganz und gar
nicht gegangen wäre, dann hätten
vielleicht die Auf/ die Auftraggeber gesagt, das Kreuz muß irgendwo
anders hin. Aber ich glaube nicht,
daß die Arbeiter das gemacht hätten.
Mhm. Mir erscheinen die Arbeiter
auch als Leute, die einen Auftrag
ausführen und so 'ne gewisse Breite
haben, was zu entscheiden, aber eigentlich machen sie was, was sie
tun soll'n, nich, ohne besondere
Möglichkeiten, zum Beispiel das
Kreuz da wegzuräumen oder so. Hm.
Monika.
Ja
Hm
Ich sehe überhaupt keine Gefühle
von den Arbeitern, also wie die das
finden. Wenn die zu der Bevölkerung
zählen, also die Bevölkerung brauch
ja da nicht nur Nachteile draus zu
ziehen, die kann ja zum Beispiel
Steuern von den Touristen oder von
Hotelbesitzern, die daran was verdienen, mit Arbeit was verdienen,
für die ganze Gemeinde.
Und die Arbeiter, die erscheinen
dir so, als seien sie unbeteiligt,
als würden sie sich bemühen Also die würden sich zwar bemühen,
das ordentlich hinzustellen, die
würden aber nicht genau wissen,
warum sie das tun und denen wär das
dann ganz egal, wie das aussieht.
Das ist auch eine Bemerkung, wie
die von Stefan, die wir nicht vergessen wollen, die hat Bedeutung
für unsere Stunde. Rolf.
(...) warum die dieses Kreuz weg
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machen, es kommt ganz darauf an,
welche Wichtigkeit dieses Schild
genau hat, wenn es jetzt ein unheimlich wichtiges Schild ist, denn
hätten sie vielleicht das Kreuz äh
weg gemacht. Wenn es aber jetzt
einfach nur so ein Schild ist äh,
"noch noch ein paar Minuten bis zu
diesem Cafe" oder so, dann glaub
ich nicht, daß die dafür extra das
Kreuz weg gemacht hätten.
Mhm. Stefan.
Hm
Na, ich nehm vielleicht auch an,
daß es hier eine Beziehung zu der
Geschichte der Lacher machen kann,
weil da geht es einmal um Geld. Der
Lacher, der hat gelacht um Geld,
und hier wollen die Leute auch wieder Geld haben und durch den Ferienbetrieb, und wie die jetzt darauf
damit werben, ist ihnen jetzt egal,
Hauptsache, das Geld kommt rein.
Ich glaube, hier spielt das Geld
eine große Rolle.
Mhm. Tim.
Hm
Hm
Ja Ja
Ja
Mhm. Können wa noch eben richtig
stellen. Möglicherweise haben sie
auch eine Skisaison, aber dies ist
die Sommersaison wohl, nich. Hm.
Arno.
Anders können sich ja die Leute
auch gar nicht das Geld verdienen,
wie das im Text steht, wär das die
letzte Paßstrecke gewesen auf'm
Berg und da können die ja nicht
anders machen, als in der Saison,
in der Skisaison eh Zimmer zu vermieten eh oder Hotels zu bauen.
Mhm
Die Arbeiter denken Vielleicht, ich
muß meinen Beruf ausüben, dafür
werd ich bezahlt, da kann ich auf
'n Kreuz, was im Weg steht, keine
Rücksicht nehmen. Also ich muß das
da hinstellen, wo es gut steht.
Jetzt mach ich euch 'en Vorschlag.
Die beiden sagen noch, was sie dazu
sagen möchten. Ganz kleine Nachdenkpause, und dann möcht ich euch
sagen, was wirklich auf dem Schild
steht. Einige sind hier so still.
Ich weiß, daß die Maria zum Beispiel die Geschichte zufällig schon
am Ende kennt und sich deshalb zurückhält. UNd ihr merkt auch, daß
sie ziemlich betroffen schweigt,
nich. Und so wird euch das vielleicht so nachher auch gehen. Also
noch Ralf und Markus. Wenn noch jemand dann 'ne Vermutung äußern
möchte, wär da Zeit, und dann möcht
ich das Ende vorlesen, ja?
Hm
Also, ich glaub die Leute, also die
Bewohner, von dem Dorf stehen in
einem in einer Art Kampf mit den
Leuten vom Tourismus, von der Gemeide, denn die alten Leute kommen
vorbei und gucken sich mißtrauisch
das Schild an.
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Ja, ich lese euch vielleicht noch
mit vor, wie die verschiedenen
Leute drauf reagieren, den Abschnitt, nich. Das kann man ja auch
nicht alles auf einmal so behalten.
Und Markus.
Mhm
Jetzt wollten zwei noch, ja?
Mhm
Ah ja
Ja
Mhm
Mhm. Dich läßt die Beziehung zwischen dem Schild und dem Kreuz
nicht in Ruhe, ne? Mhm, das woll'n
wir auch nicht vergessen. Dirk.
Ich würd die Stadt mit unserem Alter vergleichen, denn wenns irgendwie um Geld geht, dann machen wir
auch alles, um das Geld zu bekommen. Auch wenn wir vorher die besten Freunde waren, wenns um Geld
geht, da str/ streitet man sich
eben dadrüber, macht man vor nichts
halt.
Vielleicht hat das Schild ja auch
was mit dem Kreuz zu tun, indirekt.
Daß 'se meinetwegen schreiben,
"Grüß Gott" oder so, daß das, daß
die Beziehung besteht, weil ja in
den Bergen ist ja die Sprache so,
und daß dann manche sagen, also das
ist nicht so richtig, daß man das
dann direkt neben's Kreuz stellt,
das ver/ verwirrt also.
Ja, vielleicht ist es einfach 'n
Ortsschild mit dem Vornamen "St."
oder so.
Wie kommste darauf?
Ach, "Sankt", ja. Ah ja. Hab ich
eben nicht verstanden. Hm. Ja, und
Tim.
Richtig
Ja, könnte auch sein. Mhm. Nur
müßte/
Mhm
Da muß der Stefan wieder sagen -
Haha
Ja
Gut. Ich les euch jetzt den letzten
Abschnitt noch einmal vor, den vorletzten mit, weil einer, nämlich
der Stefan und ich glaube noch jemand, mal darauf hingewiesen hat,
daß es da verschiedene Reaktionen
de der Leute gäbe, und die würden
nicht zu allem passen, was so einzelne Mitschüler gesagt haben.
Also, das zu dem Kreuz/
Ja
Vielleicht ist's 'en Anfangsschild,
eh ein Schild für die Anfangszeiten
der Kirche, wann die anfängt oder
so. Dann hätte man ja auch/
Wobei's vielleicht was mit 'm Kreuz
zu tun hat, so auf Kirche bezogen.
Es kann ja auch genau das Gegenteil
sein, also daß es gegenseitig, mir
fällt, also Kreuz und dann steht da
vielleicht, "hier ist der schönste
Swimmingpool" und so, was gar
nichts damit zu tun hat also.
DIE BEIDEN LETZTEN ABSCHNITTE DER GESCHICHTE WERDEN VORGELESEN
Ich würde sagen, daran kann man
schon erkennen, daß das irgendwie
im Dritten Reich spielt. Also von
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'33 bis '45 vielleicht.
Michael.
Ich meine, die Leute in diesem Dorf
können ja nur an den Juden verdienen, die warten ja auf Touristen
[Räuspern] Horst.
Ich find, die ham es also nicht
grad sehr passend gesetzt, dieses
Schild. Also direkt neben dem ehm
Kreuz dieses Schild "Juden verboten". Es heißt ja also, Gott ist
für alle da und mach/ macht keinen
Unterschied, und genau daneben
kommt denn em "Juden unerwünscht",
also "Juden verboten".
Mhm, Monika.
Das ist aber keine gute Werbung,
denn eh erstmal gab es in der früheren Zeit viele Juden, die also
alle nicht kommen können, und
Leute, die eine ähnliche Religion
hatten oder die mit Juden befreundet waren und die dann also auch
nicht dahin fahren würden, weil sie
sagen würden, ja ich würde aber
gerne mit denen zusammen fahren,
und die können auch den andern sagen, da ist es nicht schön, und
dann ehm kommen dann auch viele andere Leute nicht. Dann würden sie
bestimmt kein Geld verdienen.
Mhm. Elina.
Eigentlich hatte der Stefan ja dann
recht mit dem Gegensatz von dem
Kreuz. Also Juden, daß ist ja ein
richtiger Gegensatz.
Kannste das noch mal ausführlicher
sagen.
Mhm
Also der Stefan hatte ja gesagt,
vielleicht irgendwie Touristen-Werbung oder sowas. Also für die Juden, das ist ja auch 'ne richtiger
Gegensatz wie die Werbung zum
Kreuz. Also ist sind zwei gleiche
Gegensätze.
Mhm. Es ist nicht so schlimm,
[Räuspern] wenn Elena das jetzt
nicht so richtig mit den Wörtern
gesagt hat. Ich glaub, ihr könntet
an der Stelle ja nochmal versuchen
nachzuhaken und da weiterzudenken,
nich? Maria.
Mhm
Also das Schild beeinflußt auch den
Tourismus. Also wenn das Schild
nicht da stände, wäre eventuell
mehr los, als jetzt nichts da ist.
Jetzt fehlt irgendwie was.
Hm. Elke.
Also die Menschen stehen richtig
gegen Gott.
Mhm. Inge, hattest du dich auch gemeldet?
Ja, ich wollt sagen, daß das, weil
Gott ja alle Menschen liebt, und da
könn/ da da kann ich dann auch verstehen, warum die Nonnen da so geguckt haben.
Mhm. Brigitte.
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Ja also ich merk keine Reaktion von
den Leuten. Die haben das Schild
zwar alle gesehen, aber keiner hat
da so richtig drüber nachgedacht.
Zum Beispiel die Kinder werden das
Schild auch gesehen haben, aber das
ist bei denen reine Neugierde, daß
die da helfen wollen. Oder sie hoffen, sie kriegen dafür was. Und die
Leute, die da so stehen bleiben und
lachen, also die denken auch nicht
darüber nach, worüber se denn jetzt
schon wieder am lachen sind. Die
finden das vielleicht witzig, daß
das Schild da steht oder sowas,
aber die denken dadrüber nicht
nach.
Mhm. Jetzt bist du schon zwei Personengruppen durchgegangen, die
Kinder und diejenigen, die lachen.
Stefan.
Mhm
Hm Hm
Also jetzt gäben es, vorher waren
es nur zwei, also Touristen und das
das Dorf selber, und jetzt kommt
auch noch das Judentum dazu, also
die Verfolgungen, also die em stehen alle drei, die bekämpfen sich
gegenseitig, die können nicht zusammen sein. Also Christentum und
Judentum zusammen, das geht nicht.
Also wenn wir das heute so bedenken, nach unseren Vorstellungen vom
Christentum, vom richtigen.
Kannst du das noch mal ein bißchen
näher erklären, Stefan?
Also em, zwischen Judentum und
Christentum, das kann man nicht
miteinander vereinbaren. Das geht
nicht, sondern entweder man eh ist
ein Christ und ist für die Juden/
Judenverfolgung oder eh Jetzt wird es, glaub ich deutlich,
nich? Eben klang das nämlich ganz
anders. Sag, versuch's doch nochmal
in kleinen Schritten zu sagen.
Ja, mhm. Wer zu der Stelle was sagen will und das, was Stefan wohl
empfindet, aber noch nicht ausdrücken kann, der sollte sich mal melden. Stefan, ich wiederhol' mal
das, was du zum Schluß gesagt hast,
wie ich es verstanden hab' und
setz' noch 'n bißchen zum Verständnis dazu, und du sagst dann, "ja so
hab ich's gemeint" oder "nein,
nicht", ne, und ich weiß, da bist
du auch ehrlich. Ich hab erst was
ganz anderes verstanden. Eigentlich
was, was ich gar nicht gut fand,
nich. Aber ich meine, daß du angefangen hast zu sagen, wenn man
Christ ist, kann man eigentlich
nicht Juden verfolgen. Ja? Hm.
Frank.
Vielleicht könnten es andere -
Hat der Stefan find ich auch Recht,
denn Christus war selbst ein Jude,
und wir glauben an ihn, also fern
gegriffen müßten/ glauben wir an
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einen Juden, und dann ist es natürlich klar, daß wir das nicht dürfen.
Anderer Stefan.
Und das steht direkt jetzt neben
dem Kreuz, und die Menschen wissen
ja, daß Je/ Christus ein Jude ist.
Und ich glaube, da werden viele
Menschen Gegensätze finden, weil
sie sagen, wenn die keine Juden
wollen, dann wollen sie auch Christus nicht.
Sigrid.
Die sagen, die sperren praktisch
Christus aus mit diesem Schild.
Ich werd euch jetzt bald den Text
geben, nur wollt ich auch noch gern
alle zu Wort kommen lassen, weil
das nachher so schnell wieder
verloeren geht. Im Text finden wir
das. Da steht an einer Stelle so
eine Bemerkung, daß er NOCH zu ihnen gehört. Tim.
Mhm
Mhm
Die Touristen müssen sich doch mit
den Christen zusammentun. jedenfalls zur Zeit der Judenverfolgung
im Dritten Reich, wo es ja wahrscheinlich spielt. Die hatten ja
gar keine andere, die konnten ja
gar nichts anderes machen, sonst
würden sie ja vom Staat irgendwie
bestraft werden und so, das war ja
ziemlich heftig. Weil sich ja sowieso alles gegen die Juden gestellt hatte früher. Auch wegen der
Propaganda im Dritten Reich und so.
Hat sich ja alles eigentlich nur
gegen die Juden gestellt.
Mhm. Ihr könnt heute manchmal in
Zeitungen lesen, gerade nach dem
Film "Holocaust", daß Menschen Juden geholfen haben. Will ich jetzt
nur mal so darauf sagen. Und Brigitte hat vorhin eh zwei Personengruppen, die auf das Schild reagieren, eh besprochen.
Ja die Mehrheit dann eben
Ja, wer (...)
Fehlt eine
Mhm
Hm Hm
Es fehlt eine Gruppe in der Geschichte nich?
Die waren ja sowieso früher alle so
begeistert von den ganzen Rednern
da im Dritten Reich. Und auch die
Jungen, die da mitgeholfen haben,
wenn die über zehn waren, waren sie
schon in der Hitlerjugend und so.
Die Juden.
Ja, die auch. Aber unter denen, die
das angucken, fehlt eine Gruppe.
Monika.
Hm
Hm
Aber ich finde, die Brigitte hat
gesagt, diejenigen, die lachen, die
hätten da keinen Grund zu. Aber ich
finde, manche von denen könnten ja
doch wissen, worüber sie lachen,
denn wenn sie Juden zum Beispiel
nicht leiden können, daß sie dann
auch froh sind eh, aber die Nonnen
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Ja
Ja, das steht aber nicht in der Geschichte, nich.
Hm
dagegen, die werden direkt nachdenklich, die versuchen vielleicht
auch etwas dagegen zu unternehmen.
Also, so wie die da nachdenklich
oder sich fragend ansehen, das
steht ja in der Geschichte drin,
mein ich (...)
Ja. Ralf.
An einer Stelle der/ [Räuspern] an
einer Stelle der Geschichte steht
auch, daß die Arbeiter das Schild
vor em Kreuz setzen. Vielleicht
könnte man das irgendwie in Beziehung setzen?
Ja.
Daß die Jesus jetzt eben nicht ausschließen. Also daß die Arbeiter
das jetzt eben absichtlich getan
haben oder also so'n Zufall.
Mhm. Wir haben vorhin mal ausführlich über die Arbeiter gesprochen,
nich. Ob die viel nachdenken oder
ob sie ihre Arbeit technisch einwandfrei ausführen woll'n, aber
sonst nicht weiter nachdenken. Das
ist noch so'n bißchen offen bei uns
jetzt, nich. Horst.
Hm
Hm
Ja, es kann sein, das Dorf hat eben
dieses Schild vielleicht/ entweder
es ist gezwungen worden, dieses
Schild aufzustellen, oder es kann
ja auch sein, daß es manipuliert
worden ist, das Schild aufzustellen. Daß die Dorfbewohner zuerst
überhaupt nichts gegen Juden hatten, undwenn die nun merken, alle
sind gegen Juden, die Juden verfolgen, dann müssen sie das eben auch
machen, um keinen Ärger zu kriegen.
Mhm. Michael.
Mhm
Inge?
Ich mein, das das Christentum verfolgt das Judentum indirekt, denn
früher wurden die Juden getötet,
jetzt werden se ausgesperrt. Zum
Beispiel, die dürfen jetzt nicht in
das Dorf rein.
Die Geschichte hat ein EntwederOder.
Ja.
Weil, wenn sie das Schild aufstellen, dann können se das Kreuz wegmachen, und wenn se das Kreuz aufstellen wollen, dann müssen se das
Schild wegmachen.
Mhm. Das ist die Beziehung, die
vorhin schon einige angesprochen
haben, ne? Frauke.
In der Geschichte fehlen die Leute,
die dagegen protestieren, also die
was dagegen sagen. Steht ja, daß da
welche, die wieder zurück kamen vom
Feld, die das nur sprachlos anguckten und die, die was dagegen hatten, aber die haben nichts gesagt.
Wenn sich genug gefunden hätten,
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wenn, wär das Schild gleich wieder
abgerissen worden.
Und der Tim sagt schon dagegen, das
war schwer, nich, zu protestieren.
Gab kaum eine Chance.
Konnte man sich gar nicht erlauben.
Mhm. Ja. Doch ich mein schon, daß
Frauke das richtig gefunden hat,
daß diese Gruppe nicht in der Geschichte vorkommt, ne, und daß uns
das nachdenklich machen sollte,
nich? Nee, aber nich, ist so der
Bezug zu deiner Antwort.
Ja
Ja. Und im Dritten Reich, daß wißt
ihr auch, hatten die Christen ehm,
die es ernst meinten mit dem
Christsein und die sich nicht so
schnell anpaßten, an das was Hitler
sagte, es auch wirklich schwer. Die
hatten zwar nicht vergleichbar mit
der Judenverfolgung, aber doch auch
zu leiden und hatten es schwer bei
ihrem, bei ihrer Position zu bleiben und eh so zu handeln, wie sie
das als Christen für richtig hielten. Weißt du noch was dazu, Silke.
Mhm
Mhm
Mhm
Stefan.
Mhm
Mhm
Also von denen, die dabei waren, wo
wir später von noch hören, kommen
auf die Idee, daß normal, wenn die
Juden, die an Christus glauben,
verfolgt werden, daß später vielleicht auch mal die Christen verfolgt werden. Denn sie sind praktisch, haben sie, sie glauben ja
auch an Christus. Also normal müßten sie dann auch verfolgt werden,
später mal. Die Christen.
Ja, das sieht man ja auch an vielen
Priestern, die sich dagegen, die
dagegen waren. Die in den Kirchen
dafür gepr/ dagegen gepredigt haben. Sind ja manche auch in den
Konzentrationslagern dann umgekommen.
Ja ich glaube, am Anfang steht, das
soll ein Gruß vom Dorf sein an die
Touristen, und ich glaube nun, das
stimmt nun mal so gar nicht, daß
dann weniger Leute kommen, weil im
Dritten Reich werden viele Leute
gesagt haben, weil andere Leute ihnen das so eingeprägt haben, die
Juden sind schlecht, und wenn jetzt
da Juden wären, dann würd ich da
nicht hinziehen. Ich glaube im Gegenteil, da würden eher noch mehr
Leute kommen. Da der Gegensatz ja
besteht von dem Christus, von Christus und dem Schild, daß die Leute
nur indirekt den Christ/ Christus
als Jude ansehen, daß die wollen
keine Juden im Dorf drinhaben,
sond/ aber eh Christus trotzdem bei
sich haben wollen. Also, die machen
son, die sondern Christus von den
Juden aus. Die machen einen Unterschied dazwischen.
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Mhm. Ich schlag euch vor, daß wir
jetzt mal den Text nehmen und vielleicht könnt ihr das, was ihr jetzt
noch sagen wolltet,noch an 'ner
späteren Stelle einbringen. Ehm Ich
möchte, daß vielleicht zwei drei
Schüler sich den Text teilen, um
ihn noch einmal vorzulesen, weil
das wichtig ist, weil wir ja
zunächst unter einer ganz anderen
Voraussetzung über den Text nachgedacht haben, nämlich ohne den
Schlußsatz zu wissen, und möglicherweise stellt sich jetzt beim
zweiten lesen für euch noch ganz
anders dar. Euren Stift solltet
ihr, wenn ihr das für wichtig haltet, dazu benutzen, Stellen zu unterstreichen, die noch zum besseren
Verständnis der Geschichte beitragen, ja? Ich möchte auch noch mal
dran erinnern, daß es eine Kurzgeschichte ist, und ihr wißt ja, daß
in einer Kurzgeschichte die Stellen, die uns am unverständlichsten
sind, meistens den Zugang zum Verständnis ermöglichen. Ich geb mal
hier nach beiden Seiten herum.
Vielleicht gebt ihr noch 'nen Stapel etwas schneller durch, ne. Ja,
wer möchte lesen? Bruno den ersten
Teil, so ein großer Abschnitt bis
Zeile 30. Mußt dir nur eben Zeile
30 merken. Und ehm - Karin, du
auch? Dann den des bis zur zweiten
Seite, Zeile 25. Und dann vielleicht den Rest eh - Ludger, du?
Ja, gut. Also wir verabreden noch
mal: Der Bruno hört bei Zeile 30
auf dem ersten Blatt auf, und die
Karin liest bitte bis Zeile 25 auf
dem zweiten Blatt, und Ludger nimmt
den Rest. Ich möchte euch noch 'nen
kleinen Hinweis geben. Vorhin hat
einer, Markus, vom Symbol gesprochen, und der hat das ganz prima
rausbekommen, noch eh wir so richtig wußten, wie die Geschichte zu
Ende geht. Ich sag euch jetzt, daß
in der Geschichte eine ganze Menge
symbolisch gebrauchter Ausdrücke
stecken. Solche, die uns an Jesu
Leiden erinnern. Das sind manchmal
ganz banale Wörter, aber wenn ihr
euch die vielleicht besonders kennzeichnet, eh denn könnten wir noch
mal neu über die Geschichte nachdenken, so gegen Ende der Stunde.
So Bruno.
DIE SCHÜLER LESEN DIE GESCHICHTE VOR
Tim.
Mhm
Also eins versteh ich an der ganzen
Sache nicht. In diesem Abschnitt,
dem letzten Abschnitt taucht der
Stern mit Christus, "dessen blasses
blutüberronnenes Haupt" und so wei-
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Aha
Ja
ter, "blutüberronnenes Haupt", das
ist auf keiner Statue so abgezeichnet von Christus, höchstens der
Schnitt in der Seite, am Herz.
Vielleicht hat das auch irgendwas
mit den Juden zu tun, daß sie später blutüberronnen sein werden,
wenn die Saison zu Ende ist, wenn
sie sich dagegen gewehrt haben.
Ich hatte euch gesagt, die Stellen,
die man nicht versteht, die muß man
nennen. Und an der Stelle sollten
wir jetzt nachdenken. Arno.
Ja
Ja
Also man kann, ich glaub, man kann
an einer Stelle in der Geschichte
sehen, wie stark die Leute in dem
Dorf manipuliert sind. Die ehm, wo
steht, gewissermasen als Gruß, den
die Ortschaft jedem Fremden entgegen schickt. Daß die so'nen Satz
also, "in diesem Kurort sind keine
Juden erwünscht", als 'nen Gruß auf
ein Schild schreiben, der jedem
Fremden entgegen geschickt werden
soll.
Das kann gar nicht das sein, was
man wirklich meint. Würdet ihr
nochmal, das ist richtig Arno, würdet ihr noch mal auf Tims Frage,
warum der blutüberronnen geschildert wird und da gesagt wird, ergänze ich jetzt, "er schien sich
mit letzter Kraft zu bemühn, die
Inschrift aufzunehmen". Sigrid.
Vielleicht heißt es, daß schon so
viel eh Blut von den Juden vergossen wird, daß es deswegen heißt
"blutüberronnenes Haupt".
Mhm. Horst.
Es gibt ja so ne Geschichte von
Siegfried. Und da wird der ermordet, und als der Mörder an den an
die an den Leichnam drankommt, ehm
beginnt die Wunde aufzubrechen und
das Blut wieder zu fliesen. Daß man
das meint, wenn einer extra or/ man
könnte jetzt meinen, der Schriftsteller wär auch gegen die Juden
und daß die Mörder von Jesus/ da
ein Schild von denen daneben gestellt wird, dann beginnt das Haupt
wieder zu bluten.
Mhm. Ihr merkt, hier ist/ kann die
Geschichte nicht mehr wirklich real
sein, hier will man was ausdrücken,
nämlich? Du hast das jetzt mit dem
Bild von Siegfrid uns so'n bißchen
mythisch geheimnisvoll ausgedrückt.
Hier will man was ausdrücken damit.
Ludger.
Mhm
Das Schild am Eingang, das steht ja
als gewissermasen eigentlich auch
zur Begrüßung für die Christen,
denn die Christen fühlten sich damals ja da, wo gar keine Juden waren. Daß also daß zur Begrüßung da
steht, und da freuen die sich, und
da kommen die dann auch dahin, die
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die Christen.
Ja, Ludger. Jetzt macht sich hier
son bißchen der Mangel bemerkbar,
daß ihr in Geschichte das noch
nicht besprochen habt. Ein ganz
großer Teil der Christen war sehr
sehr bekümmert darum, was mit den
Juden passiert. Muß man jetzt einfach mal so dagegen sagen, aber das
kannste noch nicht wissen. Markus.
Hm
Hm Nja
Ja
Als Jesus am Kreuz starb, nahm er
das Leid von allen Lebenden auf
sich, und eh das nimmt er sich/
jetzt nimmt er das Leid von den Juden auf sich. Eh früher, also also
als er starb, da versucht er sich
auch noch mal aufzurichten, um sich
gegen den Tod zu wehren, und das
versucht er ja hier auch.
Da der hier wieder wie sterbend erscheint, so wie Horst das in dem
Bild gesagt hat und Markus das unterstützt, das ist ein Bild für das
Leiden der Juden. Mhm. Das wird
wieder lebendig. Tim.
Sind Juden nicht auch Christen?
Wer kann das dem Tim erklären, wie
das ist? Weißt du das?
Hm
So ist es richtig. Daß die früher
auch Christen waren, das stimmt
nicht, aber dies ist richtig, nich?
Die haben ihn nicht erkannt als
den, auf den sie warten. Und diejenigen, die den Jesus von Nazareth
oder Jesus Christus als den akzeptieren, der da in der Bibel angekündigt ist, als der der kommt, die
nennt man Christen. Aber die gemeinsame Wurzel von Christen ist
das Alte Testament und auch das Leben Jesu. Stefan.
Hm
Als damals Jesus auf die Welt kam,
da glaubten nur die Christen, daß
es wirklich Jesus ist, und die heutigen Juden, die glaubten es damals
nicht. Die waren früher waren die
auch Christen, also hatten Christen
früher und die Juden, als Jesus auf
der Welt war, die hatten einen gemeinsamen Glauben, bloß da unterscheiden/ haben sich unterscheiden/
unterschieden sie sich da.
Aber trotzdem haben sie doch auch
den selben Glauben.
Sie glaubten nicht, daß Jesus das
war, der da auf die Welt gekommen
ist, da glaubten die Christen dran,
die Juden glauben noch, der käme
erst noch auf die Welt.
Ja, aber
Ich glaube, Christus stellt einmal
ehm das Reich Gottes dar, und die
zu seiner Rechten sitzen werden,
das sind die, die aufrecht waren,
also die an Christus glauben, und
zu seiner Linken die, die nichts
mit Christus zu tun haben wollen.
Und das Schild steht jetzt zur
Rechten, und ich kann mir vorstel-
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len, daß es ein Symbol dafür ist,
das rechts davon keine Chr/ Juden
sitzen dürfen, weil sie, da von ihnen gesagt wird, sie glauben nicht
an Christus. Aber da ist meinetwegen der blutüberströmte Kopf ist
für mich ein Zeichen dafür, daß
Christus genau so für sie leidet
wie für uns, obwohl auch das Schild
da steht, "Juden unerwünscht". Das
ist dasselbe, wie wir Christen damals unerwünscht waren.
Mhm. Ja Frank.
Ich hab 'ne Frage. Ist die Geschichte also zur Judenzeit, also
wie das grad war, geschrieben worden, oder ist die jetzt erst heute
geschrieben worden?
Willst du darauf antworten oder
noch was nachfragen?
Vielleicht war das ein Schriftsteller, der das Judentum eh da eh also
den anderen zeigen wollte, daß das
schlecht ist, in 'ner verschlüsselten Form.
Elisabeth Langgässer, das ist eine
Frau, die 1936 in Deutschland lebte
und von den Nazis verboten bekam,
Geschichten und Gedichte zu schreiben, weil sie Halbjüdin war. Sie
hat also nichts mehr veröffentlichen dürfen, und 1947, also als das
Nazireich zu Ende war, erschien
diese Kurzgeschichte. (4) Tim.
Richtig
Mhm
Ja Ja und jetzt möcht ich
Ganz genau
Mhm
1935, im September, kamen die Gesetze bei Hitler heraus, und die
Geschichte äh könnte genau 1936
spielen, ist vielleicht da auch
schon geschrieben, nur eben nicht
veröffentlicht. Ich möchte euch bei
dieser Gelegenheit an die Überschrift erinnern, "Saisonbeginn".
Wir denken, und es hat euch ja alle
auf die Fährte geführt, es geht um
einen ehm Kurort und alles, was damit zusammen gehört. So läßt uns
die Überschrift vermuten. Und vom
Ende her, ähnlich wie bei der Geschichte "Zirkuswesen", geht uns
etwas ganz anderes auf. Kai.
Ja, ich glaube, diese Geschichte,
die spielt noch nicht so in der
richtigen Judenverfolgung, wo die
in Konzentrationslagern umgebracht
wurden. Während, sonst ständen auch
keine Schilder dort, die würden
nämlich erst gar nicht in Urlaub
fahren, die Juden. Nämlich, die
sind ja sowieso nur alle auf der
Flucht gewesen dann vor den Nazis.
Ich glaub, es is' noch in der Anfangszeit, wo die Parolen gegen die
Juden kamen und so. Und das Volk
gegen die Juden aufzuhetzen.
Anfang der Judenverfolgung.
Richtig, nich? Da beginnt eine neue
Saison im übertragenen Sinne. Und
genau an dieser Stelle, Tim, ist
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das, das ist am Beginn der Judenverfolgung. Mhm. Sigrid.
Ja
Die Frau, die will, die das geschrieben hat, da will vielleicht
auch sagen, daß Jesus auch den Juden verziehen hat, also selbst, als
er noch am Kreuz hing (...)
Ja, der verzeiht ihnen nicht nur,
der blickt darüber und leidet mit
ihnen, nich? Jetzt müssen wir eigentlich noch mal eben überlegen.
I N R I, wißt ihr, was das heißt,
Inri? Sinngemäß? (5) Müßt ihr noch
mal auf die erste Seite gucken. Es
is' ungefähr am Ende von dem, der
Passage, die Bruno gelesen hat.
"Seine Inschrift war bis heute die
gleiche, wie sie Pilatus entworfen
hatte". Und jetzt sag ich mal, was
es heißt: Jesus/ Weißte das?
Jesus von Nazareth, König der Juden.
Richtig. Und das kommt jetzt mit
den Abkürzungen nicht so hin, weil
das auf Lateinisch da steht: Jesus
Nazarenus rex judaeorum, das sind
die abgekürzten Buchstaben für
diese Wörter. Und übersetzt heiß
es, Jesus von Nazareth, König der
Juden. Und nun hört zu: "Die Enttäuschung darüber, das es im Grund
hätte heißen sollen, er beHAUPtet
nur, dieser König zu sein, hatte im
Laufe der Jahrhunderte an Heftigkeit eingebüßt". Die Situation ist
folgende: als Jesus verhöhnt und
verspottet und gegeißelt wird und
eine Dornenkrone auf den Kopf gesetzt bekommt, da sagen die Hohen
Priester zu Pilatus, dem römischen
Statthalter, der eher von der Unschuld Jesu überzeugt ist, aber
nicht mutig genug ist, Jesus sozusagen rauszuholen, da sagen diese
Hohen Priester zu ihm, Schreibe
nicht der Judenkönig, sondern das
er gesagt hat, er SEI der Judenkönig. Aber Pilatus sagt, was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben. Das Schild bleibt hier
so, Jesus der Judenkönig, so wie er
von sich selber, sagt Pilatus, gesprochen hat. Nich, es gibt da eigentlich keinen Widerspruch, und
diese Geschichte will den Widerspruch eigentlich gerade aufheben,
nich? Die Sigrid hat das so ausgedrückt, er hat den Juden verziehen,
ne? Er leidet mit ihnen. Stefan.
Mhm
Die anderen versuchen das zu entschuldigen, in dem sie das eh wider
eh widersetzen, dem was da gesagt
worden ist. Also daß er König der
Juden ist.
Ja. Anke.
Die ehm Leute haben alles ausgebessert und soll'n jetzt und daß sie
ihnen bei der Verfolgung gegen die
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Juden helfen, bei der Bekämpfung
gegen die Juden und daß se mehr
einen anderen Glauben annehmen.
Wer - er - meinst du?
Die Juden. Also wenn dann in dem
Dorf nur für Juden, also für Juden
unerlaubt, daß dann andere Leute
auch gegen die Juden sind, und dann
die Juden dann möglichst zu einem
anderen Glauben gezwungen werden
soll'n.
Ja, das Ziel ging sogar, daß man
Juden gar nicht mehr haben wollte.
Nicht mal mehr, daß man sie ändern
wollte.
Mhm
Ich kann mir vorstellen, daß es
"Saisonbeginn" heißt, weil der immer verschieden ist, daß ehm man
konnt ja nicht genau sagen, wann
das jetzt angefangen hat. Und da
der Saisonbeginn und Saisonschluss
auch immer verschieden liegt, je
nachdem wie das Wetter ist, eh da
heißt das dann, nach meiner Ansicht, auch so, weil man konnt
schlecht irgendwas Festgesetztes
sagen, weil die Frau ja noch nicht
wußte, wann das Ende war.
Ja, die Geschichte endet ja auch
so, daß man nicht weiß, was ist.
Inge.
Mhm
Mhm.
Ich glaube, die Geschichte will
vielleicht die Menschen drüber
nachdenklich machen, daß verhindert
wird, daß en neuer Saisonbeginn
passiert. Also nicht mehr geschieht, es ist nicht der einzigste
unter Hitler.
Aber woher weiß man denn (...) Die
wissen ja vielleicht gar nicht, ob
sie selbst vielleicht Juden in ihrem Dorf wohnen haben.
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