Literaturunterricht zu E. Langgässer „Saisonbeginn“ (7. Jahrgangsstufe Realschule) (=tu-lit-langgässer-7-re; 17.4.2000; Prof. Dr. Wolfgang Boettcher, Germanist. Institut Ruhr-Universität Bochum) Legende: - auffällige Betonung wird durch Großbuchstaben der entsprechenden Silbe markiert, also "GROSSartig" - simultanes Sprechen wird durch Unterstreichen in beiden Spalten markiert; fällt dabei die Äußerung eines der Sprechenden (teilweise) in die Zeit zwischen zwei Wörter des/r anderen Sprechenden, wird der dortige Leerschritt bzw. die Pausenangabe (mit) unterstrichen; wird innerhalb einer Zeile mehrfach simultan gesprochen, werden die Unterstreichungen in beiden Spalten entsprechend portioniert - Abbruch im Wort oder im Satz (z.B. vor Selbstkorrektur) wird durch schrägen Balken ohne Leerzeichen markiert, also "Ich werde bald anf/ anfangen" - zitierte Wörter werden in Anführungszeichen gesetzt - 3 Punkte in runden Klammern "(...)" = unverständliche Passage - Zahlen in runden Klammern "(3)" = Pause/Schweigephase in Sekunden Lehrerin: 001 002 003 004 005 006 007 008 009 010 011 012 013 014 015 016 017 018 019 020 021 022 023 024 025 026 027 028 029 030 031 032 033 034 035 036 037 038 039 040 041 042 043 044 045 Schüler/Schülerin: Ihr wißt ja, daß wir heute über eine Geschichte zusammen nachdenken wollen, hm? Ich lese die euch zuerst vor. Es könnte sein, daß der eine oder andere sie kennt, obwohl wir sie ja nicht behandelt haben.Für den Fall wärs wichtig, äh daß derjenige am Ende der Geschichte sich ein bißchen zurückhält. Der wird schon merken, warum das so ist, ja? Die Geschichte heißt "Saisonbeginn" [liest Geschichte vor] Es kommt noch ein Satz, der sagt, wie die Inschrift lautet. Den les ich euch nachher vor. (6) Ich möcht jetzt wohl gerne fragen, was ihr so vermutet, (3) bezüglich der Inschrift. Was könnte darauf stehen? (3) Arno? Mhm Da hatte sich auch jemand gemeldet. Ja, Frauke. Ja Also, ich glaube, vielleicht was für Touristen. (...) sie anzulokken, um da in Ferien zu fahren (...). Hm. Vielleicht auch so "Willkommen, Willkommen in sowieso". Ja. Stefan. Aha In der Geschichte wurde gesagt, daß einige darüber erfreut waren, andere wiederum nicht. Da steht bestimmt was eh was eh mit dem Kreuz in Verbindung eh, etwas Schlechtes für die Bevölkerung, im Zusammenhang mit der Bevölkerung. Jetzt müßten sich mal Arno, Frauke und Stefan verständigen, nich. Arno, wie siehst du das? Man kann, das kommt darauf an, aus welcher Sicht der Einwohner man das sieht. Wenn jetzt einer ein Hotel hat oder so, der da das Geld machen kann, der findet das eben gut. Und 046 047 048 049 050 051 052 053 054 055 056 057 058 059 060 061 062 063 064 065 066 067 068 069 070 071 072 073 074 075 076 077 078 079 080 081 082 083 084 085 086 087 088 089 090 091 092 093 094 095 096 097 098 099 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 Aha einer, der damit gar nichts zu tun hat, der etwas abgelegen wohnt, dem ist das egal, ob da jetzt viele Touristen hinkommen, und der andere wieder, daß die, meinetwegen, so durch die Straßen gehen an ihrem Haus vorbei und vielleicht auch Lärm einige Kinder machen und so, und die keinen Vorteil darin sehen, sondern nur Nachteile und in Frieden leben wollen ohne die Touristen, die sehen eben dann eben die Nachteile daran. Schön. Jetzt hast du die Begründung geliefert, nich? Die fiel dir vorher noch ein bißchen schwer, aber der Stefan hat dir ja jetzt dazu geholfen, mhm. Ja, Markus? Mhm Und Stefan Das Kreuz und das Schild, das sind Symbole. Eh das Kreuz ist ein Symbol für die Einwohner, für die Bevölkerung in dem Dorf, die haben das nicht so gern, wenn Touristen kommen, die wollen für sich bleiben. Und das Schild, das ist ein Symbol für die Touristen und für die Geschäftsleute. Ich nehme vielleicht an, daß einmal das Kreuz, wie der Mark sagt, für die Bewohner spricht und daß auf dem Schild Willkommensgrüße stehen, aber auch meinetwegen Preise oder Preise oder so. Und daß 's Schild jetzt auch noch zur Rechten von dem Kreuz steht, das sagen die einige Leute, das stimmt nicht, Jesus hat ja in eh Jerusalem den/ bei dem Markt, die Händler, mit/ die mit Geld gehandelt haben, die Tische umgestoßen, und jetzt spricht man da wieder von Geld. Das gefällt den Leuten nicht. Ja. Das war sogar im Tempel, wo die Leute handelten, die Stelle, die du anspielst. Mhm, das ist 'ne Möglichkeit, nicht? Daß da ein Widerspruch sich auftut, wenn ein Dorf mit dem Tourismus beginnt, mhm. Ralf. Die Leute da in dem kleinen Bergdorf, die tun alles, um die Touristen anzulocken. Geschäftsleute. Dann ist es denen auch nicht zuwider, wenn sie jetzt ein Kreuz und 'nen Schild, also also Gegensatz, Alt und Modern. Ja. Stefan. Das Kre/ , das Schild mit dem Tourismus ehm das ist, das wird vorgezogen, vor dem Kreuz. Zuerst sollte es ja an der Tankstelle gestellt werden, aber das ist auch wiederum wichtig für den Tourismus, also kann es da nicht hin, und an der kleinen Kreuzung, das ist zuweit vom Schild entfernt, also, der wird vorgezogen also eh vor dem Kreuz. 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181 Hat so 'ne Vorzugsstellung. Ja, schön. Das woll'n wir uns mal ganz gut merken, nich? Mhm. Jetzt weiß ich die Reihenfolge nicht mehr, aber jetzt nehm' wir erst mal Tim. Hätten, sagst du. Und nun? Hm Ja die Arbeiter hätten bestimmt auch zuerst das Kreuz abgerissen, um dafür dann das Schild für den Saisonbeginn hinzustellen. Hätten Ja. Sie haben's nicht gemacht. Ja bestimmt, weil sie vielleicht gläubisch sind, aber wenns nach den Geschäftsleuten gegangen wär, hätten, hätte das Kreuz dran glauben müssen. Hätten sie's, glaub ich, abgerissen. Woanders hingestellt. Vielleicht an die Tankstelle oder so. Mhm. Müssen wir noch mal gucken. Ehm. Wie erscheinen euch denn die Arbeiter? Könnten die sowas tun? Es sind ja Leute, die eine Anweisung bekommen haben. Wie könnte die Anweisung heißen? Hm? Hm Ja Hm Das Schild da unterzubringen, wo's jeder sehen kann und wo's auffällt. Aber ich nehm vielleicht an, weil sie haben ja zuerst probiert, rechts und links vom Kreuz. Aber ich meine, wenn's ganz und gar nicht gegangen wäre, dann hätten vielleicht die Auf/ die Auftraggeber gesagt, das Kreuz muß irgendwo anders hin. Aber ich glaube nicht, daß die Arbeiter das gemacht hätten. Mhm. Mir erscheinen die Arbeiter auch als Leute, die einen Auftrag ausführen und so 'ne gewisse Breite haben, was zu entscheiden, aber eigentlich machen sie was, was sie tun soll'n, nich, ohne besondere Möglichkeiten, zum Beispiel das Kreuz da wegzuräumen oder so. Hm. Monika. Ja Hm Ich sehe überhaupt keine Gefühle von den Arbeitern, also wie die das finden. Wenn die zu der Bevölkerung zählen, also die Bevölkerung brauch ja da nicht nur Nachteile draus zu ziehen, die kann ja zum Beispiel Steuern von den Touristen oder von Hotelbesitzern, die daran was verdienen, mit Arbeit was verdienen, für die ganze Gemeinde. Und die Arbeiter, die erscheinen dir so, als seien sie unbeteiligt, als würden sie sich bemühen Also die würden sich zwar bemühen, das ordentlich hinzustellen, die würden aber nicht genau wissen, warum sie das tun und denen wär das dann ganz egal, wie das aussieht. Das ist auch eine Bemerkung, wie die von Stefan, die wir nicht vergessen wollen, die hat Bedeutung für unsere Stunde. Rolf. (...) warum die dieses Kreuz weg 182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242 243 244 245 246 247 248 249 machen, es kommt ganz darauf an, welche Wichtigkeit dieses Schild genau hat, wenn es jetzt ein unheimlich wichtiges Schild ist, denn hätten sie vielleicht das Kreuz äh weg gemacht. Wenn es aber jetzt einfach nur so ein Schild ist äh, "noch noch ein paar Minuten bis zu diesem Cafe" oder so, dann glaub ich nicht, daß die dafür extra das Kreuz weg gemacht hätten. Mhm. Stefan. Hm Na, ich nehm vielleicht auch an, daß es hier eine Beziehung zu der Geschichte der Lacher machen kann, weil da geht es einmal um Geld. Der Lacher, der hat gelacht um Geld, und hier wollen die Leute auch wieder Geld haben und durch den Ferienbetrieb, und wie die jetzt darauf damit werben, ist ihnen jetzt egal, Hauptsache, das Geld kommt rein. Ich glaube, hier spielt das Geld eine große Rolle. Mhm. Tim. Hm Hm Ja Ja Ja Mhm. Können wa noch eben richtig stellen. Möglicherweise haben sie auch eine Skisaison, aber dies ist die Sommersaison wohl, nich. Hm. Arno. Anders können sich ja die Leute auch gar nicht das Geld verdienen, wie das im Text steht, wär das die letzte Paßstrecke gewesen auf'm Berg und da können die ja nicht anders machen, als in der Saison, in der Skisaison eh Zimmer zu vermieten eh oder Hotels zu bauen. Mhm Die Arbeiter denken Vielleicht, ich muß meinen Beruf ausüben, dafür werd ich bezahlt, da kann ich auf 'n Kreuz, was im Weg steht, keine Rücksicht nehmen. Also ich muß das da hinstellen, wo es gut steht. Jetzt mach ich euch 'en Vorschlag. Die beiden sagen noch, was sie dazu sagen möchten. Ganz kleine Nachdenkpause, und dann möcht ich euch sagen, was wirklich auf dem Schild steht. Einige sind hier so still. Ich weiß, daß die Maria zum Beispiel die Geschichte zufällig schon am Ende kennt und sich deshalb zurückhält. UNd ihr merkt auch, daß sie ziemlich betroffen schweigt, nich. Und so wird euch das vielleicht so nachher auch gehen. Also noch Ralf und Markus. Wenn noch jemand dann 'ne Vermutung äußern möchte, wär da Zeit, und dann möcht ich das Ende vorlesen, ja? Hm Also, ich glaub die Leute, also die Bewohner, von dem Dorf stehen in einem in einer Art Kampf mit den Leuten vom Tourismus, von der Gemeide, denn die alten Leute kommen vorbei und gucken sich mißtrauisch das Schild an. 250 251 252 253 254 255 256 257 258 259 260 261 262 263 264 265 266 267 268 269 270 271 272 273 274 275 276 277 278 279 280 281 282 283 284 285 286 287 288 289 290 291 292 293 294 295 296 297 298 299 300 301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 317 Ja, ich lese euch vielleicht noch mit vor, wie die verschiedenen Leute drauf reagieren, den Abschnitt, nich. Das kann man ja auch nicht alles auf einmal so behalten. Und Markus. Mhm Jetzt wollten zwei noch, ja? Mhm Ah ja Ja Mhm Mhm. Dich läßt die Beziehung zwischen dem Schild und dem Kreuz nicht in Ruhe, ne? Mhm, das woll'n wir auch nicht vergessen. Dirk. Ich würd die Stadt mit unserem Alter vergleichen, denn wenns irgendwie um Geld geht, dann machen wir auch alles, um das Geld zu bekommen. Auch wenn wir vorher die besten Freunde waren, wenns um Geld geht, da str/ streitet man sich eben dadrüber, macht man vor nichts halt. Vielleicht hat das Schild ja auch was mit dem Kreuz zu tun, indirekt. Daß 'se meinetwegen schreiben, "Grüß Gott" oder so, daß das, daß die Beziehung besteht, weil ja in den Bergen ist ja die Sprache so, und daß dann manche sagen, also das ist nicht so richtig, daß man das dann direkt neben's Kreuz stellt, das ver/ verwirrt also. Ja, vielleicht ist es einfach 'n Ortsschild mit dem Vornamen "St." oder so. Wie kommste darauf? Ach, "Sankt", ja. Ah ja. Hab ich eben nicht verstanden. Hm. Ja, und Tim. Richtig Ja, könnte auch sein. Mhm. Nur müßte/ Mhm Da muß der Stefan wieder sagen - Haha Ja Gut. Ich les euch jetzt den letzten Abschnitt noch einmal vor, den vorletzten mit, weil einer, nämlich der Stefan und ich glaube noch jemand, mal darauf hingewiesen hat, daß es da verschiedene Reaktionen de der Leute gäbe, und die würden nicht zu allem passen, was so einzelne Mitschüler gesagt haben. Also, das zu dem Kreuz/ Ja Vielleicht ist's 'en Anfangsschild, eh ein Schild für die Anfangszeiten der Kirche, wann die anfängt oder so. Dann hätte man ja auch/ Wobei's vielleicht was mit 'm Kreuz zu tun hat, so auf Kirche bezogen. Es kann ja auch genau das Gegenteil sein, also daß es gegenseitig, mir fällt, also Kreuz und dann steht da vielleicht, "hier ist der schönste Swimmingpool" und so, was gar nichts damit zu tun hat also. DIE BEIDEN LETZTEN ABSCHNITTE DER GESCHICHTE WERDEN VORGELESEN Ich würde sagen, daran kann man schon erkennen, daß das irgendwie im Dritten Reich spielt. Also von 318 319 320 321 322 323 324 325 326 327 328 329 330 331 332 333 334 335 336 337 338 339 340 341 342 343 345 346 347 348 349 350 351 352 353 354 355 356 357 358 359 360 361 362 363 364 365 366 367 368 369 370 371 372 373 374 375 376 377 378 379 380 381 382 383 384 385 386 '33 bis '45 vielleicht. Michael. Ich meine, die Leute in diesem Dorf können ja nur an den Juden verdienen, die warten ja auf Touristen [Räuspern] Horst. Ich find, die ham es also nicht grad sehr passend gesetzt, dieses Schild. Also direkt neben dem ehm Kreuz dieses Schild "Juden verboten". Es heißt ja also, Gott ist für alle da und mach/ macht keinen Unterschied, und genau daneben kommt denn em "Juden unerwünscht", also "Juden verboten". Mhm, Monika. Das ist aber keine gute Werbung, denn eh erstmal gab es in der früheren Zeit viele Juden, die also alle nicht kommen können, und Leute, die eine ähnliche Religion hatten oder die mit Juden befreundet waren und die dann also auch nicht dahin fahren würden, weil sie sagen würden, ja ich würde aber gerne mit denen zusammen fahren, und die können auch den andern sagen, da ist es nicht schön, und dann ehm kommen dann auch viele andere Leute nicht. Dann würden sie bestimmt kein Geld verdienen. Mhm. Elina. Eigentlich hatte der Stefan ja dann recht mit dem Gegensatz von dem Kreuz. Also Juden, daß ist ja ein richtiger Gegensatz. Kannste das noch mal ausführlicher sagen. Mhm Also der Stefan hatte ja gesagt, vielleicht irgendwie Touristen-Werbung oder sowas. Also für die Juden, das ist ja auch 'ne richtiger Gegensatz wie die Werbung zum Kreuz. Also ist sind zwei gleiche Gegensätze. Mhm. Es ist nicht so schlimm, [Räuspern] wenn Elena das jetzt nicht so richtig mit den Wörtern gesagt hat. Ich glaub, ihr könntet an der Stelle ja nochmal versuchen nachzuhaken und da weiterzudenken, nich? Maria. Mhm Also das Schild beeinflußt auch den Tourismus. Also wenn das Schild nicht da stände, wäre eventuell mehr los, als jetzt nichts da ist. Jetzt fehlt irgendwie was. Hm. Elke. Also die Menschen stehen richtig gegen Gott. Mhm. Inge, hattest du dich auch gemeldet? Ja, ich wollt sagen, daß das, weil Gott ja alle Menschen liebt, und da könn/ da da kann ich dann auch verstehen, warum die Nonnen da so geguckt haben. Mhm. Brigitte. 387 388 389 390 391 392 393 394 395 396 397 398 399 400 401 402 403 404 405 406 407 408 409 410 411 412 413 414 415 416 417 418 419 420 421 422 423 424 425 426 427 428 429 430 4431 432 433 434 435 436 437 438 439 440 4441 442 443 444 445 446 447 448 449 450 4451 452 453 454 Ja also ich merk keine Reaktion von den Leuten. Die haben das Schild zwar alle gesehen, aber keiner hat da so richtig drüber nachgedacht. Zum Beispiel die Kinder werden das Schild auch gesehen haben, aber das ist bei denen reine Neugierde, daß die da helfen wollen. Oder sie hoffen, sie kriegen dafür was. Und die Leute, die da so stehen bleiben und lachen, also die denken auch nicht darüber nach, worüber se denn jetzt schon wieder am lachen sind. Die finden das vielleicht witzig, daß das Schild da steht oder sowas, aber die denken dadrüber nicht nach. Mhm. Jetzt bist du schon zwei Personengruppen durchgegangen, die Kinder und diejenigen, die lachen. Stefan. Mhm Hm Hm Also jetzt gäben es, vorher waren es nur zwei, also Touristen und das das Dorf selber, und jetzt kommt auch noch das Judentum dazu, also die Verfolgungen, also die em stehen alle drei, die bekämpfen sich gegenseitig, die können nicht zusammen sein. Also Christentum und Judentum zusammen, das geht nicht. Also wenn wir das heute so bedenken, nach unseren Vorstellungen vom Christentum, vom richtigen. Kannst du das noch mal ein bißchen näher erklären, Stefan? Also em, zwischen Judentum und Christentum, das kann man nicht miteinander vereinbaren. Das geht nicht, sondern entweder man eh ist ein Christ und ist für die Juden/ Judenverfolgung oder eh Jetzt wird es, glaub ich deutlich, nich? Eben klang das nämlich ganz anders. Sag, versuch's doch nochmal in kleinen Schritten zu sagen. Ja, mhm. Wer zu der Stelle was sagen will und das, was Stefan wohl empfindet, aber noch nicht ausdrücken kann, der sollte sich mal melden. Stefan, ich wiederhol' mal das, was du zum Schluß gesagt hast, wie ich es verstanden hab' und setz' noch 'n bißchen zum Verständnis dazu, und du sagst dann, "ja so hab ich's gemeint" oder "nein, nicht", ne, und ich weiß, da bist du auch ehrlich. Ich hab erst was ganz anderes verstanden. Eigentlich was, was ich gar nicht gut fand, nich. Aber ich meine, daß du angefangen hast zu sagen, wenn man Christ ist, kann man eigentlich nicht Juden verfolgen. Ja? Hm. Frank. Vielleicht könnten es andere - Hat der Stefan find ich auch Recht, denn Christus war selbst ein Jude, und wir glauben an ihn, also fern gegriffen müßten/ glauben wir an 455 456 457 458 459 460 4461 462 463 464 465 466 467 468 469 470 4471 472 473 474 475 476 477 478 479 480 4481 482 483 484 485 486 487 488 489 490 4491 492 493 494 495 496 497 498 499 500 501 502 503 504 505 506 507 508 509 510 511 512 513 514 515 516 517 518 519 520 521 522 Ja einen Juden, und dann ist es natürlich klar, daß wir das nicht dürfen. Anderer Stefan. Und das steht direkt jetzt neben dem Kreuz, und die Menschen wissen ja, daß Je/ Christus ein Jude ist. Und ich glaube, da werden viele Menschen Gegensätze finden, weil sie sagen, wenn die keine Juden wollen, dann wollen sie auch Christus nicht. Sigrid. Die sagen, die sperren praktisch Christus aus mit diesem Schild. Ich werd euch jetzt bald den Text geben, nur wollt ich auch noch gern alle zu Wort kommen lassen, weil das nachher so schnell wieder verloeren geht. Im Text finden wir das. Da steht an einer Stelle so eine Bemerkung, daß er NOCH zu ihnen gehört. Tim. Mhm Mhm Die Touristen müssen sich doch mit den Christen zusammentun. jedenfalls zur Zeit der Judenverfolgung im Dritten Reich, wo es ja wahrscheinlich spielt. Die hatten ja gar keine andere, die konnten ja gar nichts anderes machen, sonst würden sie ja vom Staat irgendwie bestraft werden und so, das war ja ziemlich heftig. Weil sich ja sowieso alles gegen die Juden gestellt hatte früher. Auch wegen der Propaganda im Dritten Reich und so. Hat sich ja alles eigentlich nur gegen die Juden gestellt. Mhm. Ihr könnt heute manchmal in Zeitungen lesen, gerade nach dem Film "Holocaust", daß Menschen Juden geholfen haben. Will ich jetzt nur mal so darauf sagen. Und Brigitte hat vorhin eh zwei Personengruppen, die auf das Schild reagieren, eh besprochen. Ja die Mehrheit dann eben Ja, wer (...) Fehlt eine Mhm Hm Hm Es fehlt eine Gruppe in der Geschichte nich? Die waren ja sowieso früher alle so begeistert von den ganzen Rednern da im Dritten Reich. Und auch die Jungen, die da mitgeholfen haben, wenn die über zehn waren, waren sie schon in der Hitlerjugend und so. Die Juden. Ja, die auch. Aber unter denen, die das angucken, fehlt eine Gruppe. Monika. Hm Hm Aber ich finde, die Brigitte hat gesagt, diejenigen, die lachen, die hätten da keinen Grund zu. Aber ich finde, manche von denen könnten ja doch wissen, worüber sie lachen, denn wenn sie Juden zum Beispiel nicht leiden können, daß sie dann auch froh sind eh, aber die Nonnen 523 524 525 526 527 528 529 530 531 532 533 534 535 536 537 538 539 540 541 542 543 544 545 546 547 548 549 550 551 552 553 554 555 556 557 558 559 560 561 562 563 564 565 566 567 568 569 570 571 572 573 574 575 576 577 578 579 580 581 582 583 584 585 586 587 588 589 590 Ja Ja, das steht aber nicht in der Geschichte, nich. Hm dagegen, die werden direkt nachdenklich, die versuchen vielleicht auch etwas dagegen zu unternehmen. Also, so wie die da nachdenklich oder sich fragend ansehen, das steht ja in der Geschichte drin, mein ich (...) Ja. Ralf. An einer Stelle der/ [Räuspern] an einer Stelle der Geschichte steht auch, daß die Arbeiter das Schild vor em Kreuz setzen. Vielleicht könnte man das irgendwie in Beziehung setzen? Ja. Daß die Jesus jetzt eben nicht ausschließen. Also daß die Arbeiter das jetzt eben absichtlich getan haben oder also so'n Zufall. Mhm. Wir haben vorhin mal ausführlich über die Arbeiter gesprochen, nich. Ob die viel nachdenken oder ob sie ihre Arbeit technisch einwandfrei ausführen woll'n, aber sonst nicht weiter nachdenken. Das ist noch so'n bißchen offen bei uns jetzt, nich. Horst. Hm Hm Ja, es kann sein, das Dorf hat eben dieses Schild vielleicht/ entweder es ist gezwungen worden, dieses Schild aufzustellen, oder es kann ja auch sein, daß es manipuliert worden ist, das Schild aufzustellen. Daß die Dorfbewohner zuerst überhaupt nichts gegen Juden hatten, undwenn die nun merken, alle sind gegen Juden, die Juden verfolgen, dann müssen sie das eben auch machen, um keinen Ärger zu kriegen. Mhm. Michael. Mhm Inge? Ich mein, das das Christentum verfolgt das Judentum indirekt, denn früher wurden die Juden getötet, jetzt werden se ausgesperrt. Zum Beispiel, die dürfen jetzt nicht in das Dorf rein. Die Geschichte hat ein EntwederOder. Ja. Weil, wenn sie das Schild aufstellen, dann können se das Kreuz wegmachen, und wenn se das Kreuz aufstellen wollen, dann müssen se das Schild wegmachen. Mhm. Das ist die Beziehung, die vorhin schon einige angesprochen haben, ne? Frauke. In der Geschichte fehlen die Leute, die dagegen protestieren, also die was dagegen sagen. Steht ja, daß da welche, die wieder zurück kamen vom Feld, die das nur sprachlos anguckten und die, die was dagegen hatten, aber die haben nichts gesagt. Wenn sich genug gefunden hätten, 591 592 593 594 595 596 597 598 599 600 601 602 603 604 605 606 607 608 609 610 611 612 613 614 615 616 617 618 619 620 621 622 623 624 625 626 627 628 629 630 631 632 633 634 635 636 637 638 639 640 641 642 643 644 645 646 647 648 649 650 651 652 653 654 655 656 657 658 wenn, wär das Schild gleich wieder abgerissen worden. Und der Tim sagt schon dagegen, das war schwer, nich, zu protestieren. Gab kaum eine Chance. Konnte man sich gar nicht erlauben. Mhm. Ja. Doch ich mein schon, daß Frauke das richtig gefunden hat, daß diese Gruppe nicht in der Geschichte vorkommt, ne, und daß uns das nachdenklich machen sollte, nich? Nee, aber nich, ist so der Bezug zu deiner Antwort. Ja Ja. Und im Dritten Reich, daß wißt ihr auch, hatten die Christen ehm, die es ernst meinten mit dem Christsein und die sich nicht so schnell anpaßten, an das was Hitler sagte, es auch wirklich schwer. Die hatten zwar nicht vergleichbar mit der Judenverfolgung, aber doch auch zu leiden und hatten es schwer bei ihrem, bei ihrer Position zu bleiben und eh so zu handeln, wie sie das als Christen für richtig hielten. Weißt du noch was dazu, Silke. Mhm Mhm Mhm Stefan. Mhm Mhm Also von denen, die dabei waren, wo wir später von noch hören, kommen auf die Idee, daß normal, wenn die Juden, die an Christus glauben, verfolgt werden, daß später vielleicht auch mal die Christen verfolgt werden. Denn sie sind praktisch, haben sie, sie glauben ja auch an Christus. Also normal müßten sie dann auch verfolgt werden, später mal. Die Christen. Ja, das sieht man ja auch an vielen Priestern, die sich dagegen, die dagegen waren. Die in den Kirchen dafür gepr/ dagegen gepredigt haben. Sind ja manche auch in den Konzentrationslagern dann umgekommen. Ja ich glaube, am Anfang steht, das soll ein Gruß vom Dorf sein an die Touristen, und ich glaube nun, das stimmt nun mal so gar nicht, daß dann weniger Leute kommen, weil im Dritten Reich werden viele Leute gesagt haben, weil andere Leute ihnen das so eingeprägt haben, die Juden sind schlecht, und wenn jetzt da Juden wären, dann würd ich da nicht hinziehen. Ich glaube im Gegenteil, da würden eher noch mehr Leute kommen. Da der Gegensatz ja besteht von dem Christus, von Christus und dem Schild, daß die Leute nur indirekt den Christ/ Christus als Jude ansehen, daß die wollen keine Juden im Dorf drinhaben, sond/ aber eh Christus trotzdem bei sich haben wollen. Also, die machen son, die sondern Christus von den Juden aus. Die machen einen Unterschied dazwischen. 659 660 661 662 663 664 665 666 667 668 669 670 671 672 673 674 675 676 677 678 679 680 681 682 683 684 685 686 687 688 689 690 691 692 693 694 695 696 697 698 699 700 701 702 703 704 705 706 707 708 709 710 711 712 713 714 715 716 717 718 719 720 721 722 723 724 725 726 Mhm. Ich schlag euch vor, daß wir jetzt mal den Text nehmen und vielleicht könnt ihr das, was ihr jetzt noch sagen wolltet,noch an 'ner späteren Stelle einbringen. Ehm Ich möchte, daß vielleicht zwei drei Schüler sich den Text teilen, um ihn noch einmal vorzulesen, weil das wichtig ist, weil wir ja zunächst unter einer ganz anderen Voraussetzung über den Text nachgedacht haben, nämlich ohne den Schlußsatz zu wissen, und möglicherweise stellt sich jetzt beim zweiten lesen für euch noch ganz anders dar. Euren Stift solltet ihr, wenn ihr das für wichtig haltet, dazu benutzen, Stellen zu unterstreichen, die noch zum besseren Verständnis der Geschichte beitragen, ja? Ich möchte auch noch mal dran erinnern, daß es eine Kurzgeschichte ist, und ihr wißt ja, daß in einer Kurzgeschichte die Stellen, die uns am unverständlichsten sind, meistens den Zugang zum Verständnis ermöglichen. Ich geb mal hier nach beiden Seiten herum. Vielleicht gebt ihr noch 'nen Stapel etwas schneller durch, ne. Ja, wer möchte lesen? Bruno den ersten Teil, so ein großer Abschnitt bis Zeile 30. Mußt dir nur eben Zeile 30 merken. Und ehm - Karin, du auch? Dann den des bis zur zweiten Seite, Zeile 25. Und dann vielleicht den Rest eh - Ludger, du? Ja, gut. Also wir verabreden noch mal: Der Bruno hört bei Zeile 30 auf dem ersten Blatt auf, und die Karin liest bitte bis Zeile 25 auf dem zweiten Blatt, und Ludger nimmt den Rest. Ich möchte euch noch 'nen kleinen Hinweis geben. Vorhin hat einer, Markus, vom Symbol gesprochen, und der hat das ganz prima rausbekommen, noch eh wir so richtig wußten, wie die Geschichte zu Ende geht. Ich sag euch jetzt, daß in der Geschichte eine ganze Menge symbolisch gebrauchter Ausdrücke stecken. Solche, die uns an Jesu Leiden erinnern. Das sind manchmal ganz banale Wörter, aber wenn ihr euch die vielleicht besonders kennzeichnet, eh denn könnten wir noch mal neu über die Geschichte nachdenken, so gegen Ende der Stunde. So Bruno. DIE SCHÜLER LESEN DIE GESCHICHTE VOR Tim. Mhm Also eins versteh ich an der ganzen Sache nicht. In diesem Abschnitt, dem letzten Abschnitt taucht der Stern mit Christus, "dessen blasses blutüberronnenes Haupt" und so wei- 727 728 729 730 731 732 733 734 735 736 737 738 739 740 741 742 743 745 746 747 748 749 750 751 752 753 754 755 756 757 758 759 760 761 762 763 764 765 766 767 768 769 770 771 772 773 774 775 776 777 778 779 780 781 782 783 784 785 786 787 788 789 790 791 792 793 794 795 Aha Ja ter, "blutüberronnenes Haupt", das ist auf keiner Statue so abgezeichnet von Christus, höchstens der Schnitt in der Seite, am Herz. Vielleicht hat das auch irgendwas mit den Juden zu tun, daß sie später blutüberronnen sein werden, wenn die Saison zu Ende ist, wenn sie sich dagegen gewehrt haben. Ich hatte euch gesagt, die Stellen, die man nicht versteht, die muß man nennen. Und an der Stelle sollten wir jetzt nachdenken. Arno. Ja Ja Also man kann, ich glaub, man kann an einer Stelle in der Geschichte sehen, wie stark die Leute in dem Dorf manipuliert sind. Die ehm, wo steht, gewissermasen als Gruß, den die Ortschaft jedem Fremden entgegen schickt. Daß die so'nen Satz also, "in diesem Kurort sind keine Juden erwünscht", als 'nen Gruß auf ein Schild schreiben, der jedem Fremden entgegen geschickt werden soll. Das kann gar nicht das sein, was man wirklich meint. Würdet ihr nochmal, das ist richtig Arno, würdet ihr noch mal auf Tims Frage, warum der blutüberronnen geschildert wird und da gesagt wird, ergänze ich jetzt, "er schien sich mit letzter Kraft zu bemühn, die Inschrift aufzunehmen". Sigrid. Vielleicht heißt es, daß schon so viel eh Blut von den Juden vergossen wird, daß es deswegen heißt "blutüberronnenes Haupt". Mhm. Horst. Es gibt ja so ne Geschichte von Siegfried. Und da wird der ermordet, und als der Mörder an den an die an den Leichnam drankommt, ehm beginnt die Wunde aufzubrechen und das Blut wieder zu fliesen. Daß man das meint, wenn einer extra or/ man könnte jetzt meinen, der Schriftsteller wär auch gegen die Juden und daß die Mörder von Jesus/ da ein Schild von denen daneben gestellt wird, dann beginnt das Haupt wieder zu bluten. Mhm. Ihr merkt, hier ist/ kann die Geschichte nicht mehr wirklich real sein, hier will man was ausdrücken, nämlich? Du hast das jetzt mit dem Bild von Siegfrid uns so'n bißchen mythisch geheimnisvoll ausgedrückt. Hier will man was ausdrücken damit. Ludger. Mhm Das Schild am Eingang, das steht ja als gewissermasen eigentlich auch zur Begrüßung für die Christen, denn die Christen fühlten sich damals ja da, wo gar keine Juden waren. Daß also daß zur Begrüßung da steht, und da freuen die sich, und da kommen die dann auch dahin, die 796 797 798 799 800 801 802 803 804 805 806 807 808 809 810 811 812 813 814 815 816 817 818 819 820 821 822 823 824 825 826 827 828 829 830 831 832 833 834 835 836 837 838 839 840 841 842 843 844 845 846 847 848 849 850 851 852 853 854 855 856 857 858 859 860 861 862 863 die Christen. Ja, Ludger. Jetzt macht sich hier son bißchen der Mangel bemerkbar, daß ihr in Geschichte das noch nicht besprochen habt. Ein ganz großer Teil der Christen war sehr sehr bekümmert darum, was mit den Juden passiert. Muß man jetzt einfach mal so dagegen sagen, aber das kannste noch nicht wissen. Markus. Hm Hm Nja Ja Als Jesus am Kreuz starb, nahm er das Leid von allen Lebenden auf sich, und eh das nimmt er sich/ jetzt nimmt er das Leid von den Juden auf sich. Eh früher, also also als er starb, da versucht er sich auch noch mal aufzurichten, um sich gegen den Tod zu wehren, und das versucht er ja hier auch. Da der hier wieder wie sterbend erscheint, so wie Horst das in dem Bild gesagt hat und Markus das unterstützt, das ist ein Bild für das Leiden der Juden. Mhm. Das wird wieder lebendig. Tim. Sind Juden nicht auch Christen? Wer kann das dem Tim erklären, wie das ist? Weißt du das? Hm So ist es richtig. Daß die früher auch Christen waren, das stimmt nicht, aber dies ist richtig, nich? Die haben ihn nicht erkannt als den, auf den sie warten. Und diejenigen, die den Jesus von Nazareth oder Jesus Christus als den akzeptieren, der da in der Bibel angekündigt ist, als der der kommt, die nennt man Christen. Aber die gemeinsame Wurzel von Christen ist das Alte Testament und auch das Leben Jesu. Stefan. Hm Als damals Jesus auf die Welt kam, da glaubten nur die Christen, daß es wirklich Jesus ist, und die heutigen Juden, die glaubten es damals nicht. Die waren früher waren die auch Christen, also hatten Christen früher und die Juden, als Jesus auf der Welt war, die hatten einen gemeinsamen Glauben, bloß da unterscheiden/ haben sich unterscheiden/ unterschieden sie sich da. Aber trotzdem haben sie doch auch den selben Glauben. Sie glaubten nicht, daß Jesus das war, der da auf die Welt gekommen ist, da glaubten die Christen dran, die Juden glauben noch, der käme erst noch auf die Welt. Ja, aber Ich glaube, Christus stellt einmal ehm das Reich Gottes dar, und die zu seiner Rechten sitzen werden, das sind die, die aufrecht waren, also die an Christus glauben, und zu seiner Linken die, die nichts mit Christus zu tun haben wollen. Und das Schild steht jetzt zur Rechten, und ich kann mir vorstel- 864 865 866 867 868 869 870 871 872 873 874 875 876 877 878 879 880 881 882 883 884 885 886 887 888 889 890 891 892 893 894 895 896 897 898 899 900 901 902 903 904 905 906 907 908 909 910 911 912 913 914 915 916 917 918 919 920 921 922 923 924 925 926 927 928 929 930 931 len, daß es ein Symbol dafür ist, das rechts davon keine Chr/ Juden sitzen dürfen, weil sie, da von ihnen gesagt wird, sie glauben nicht an Christus. Aber da ist meinetwegen der blutüberströmte Kopf ist für mich ein Zeichen dafür, daß Christus genau so für sie leidet wie für uns, obwohl auch das Schild da steht, "Juden unerwünscht". Das ist dasselbe, wie wir Christen damals unerwünscht waren. Mhm. Ja Frank. Ich hab 'ne Frage. Ist die Geschichte also zur Judenzeit, also wie das grad war, geschrieben worden, oder ist die jetzt erst heute geschrieben worden? Willst du darauf antworten oder noch was nachfragen? Vielleicht war das ein Schriftsteller, der das Judentum eh da eh also den anderen zeigen wollte, daß das schlecht ist, in 'ner verschlüsselten Form. Elisabeth Langgässer, das ist eine Frau, die 1936 in Deutschland lebte und von den Nazis verboten bekam, Geschichten und Gedichte zu schreiben, weil sie Halbjüdin war. Sie hat also nichts mehr veröffentlichen dürfen, und 1947, also als das Nazireich zu Ende war, erschien diese Kurzgeschichte. (4) Tim. Richtig Mhm Ja Ja und jetzt möcht ich Ganz genau Mhm 1935, im September, kamen die Gesetze bei Hitler heraus, und die Geschichte äh könnte genau 1936 spielen, ist vielleicht da auch schon geschrieben, nur eben nicht veröffentlicht. Ich möchte euch bei dieser Gelegenheit an die Überschrift erinnern, "Saisonbeginn". Wir denken, und es hat euch ja alle auf die Fährte geführt, es geht um einen ehm Kurort und alles, was damit zusammen gehört. So läßt uns die Überschrift vermuten. Und vom Ende her, ähnlich wie bei der Geschichte "Zirkuswesen", geht uns etwas ganz anderes auf. Kai. Ja, ich glaube, diese Geschichte, die spielt noch nicht so in der richtigen Judenverfolgung, wo die in Konzentrationslagern umgebracht wurden. Während, sonst ständen auch keine Schilder dort, die würden nämlich erst gar nicht in Urlaub fahren, die Juden. Nämlich, die sind ja sowieso nur alle auf der Flucht gewesen dann vor den Nazis. Ich glaub, es is' noch in der Anfangszeit, wo die Parolen gegen die Juden kamen und so. Und das Volk gegen die Juden aufzuhetzen. Anfang der Judenverfolgung. Richtig, nich? Da beginnt eine neue Saison im übertragenen Sinne. Und genau an dieser Stelle, Tim, ist 932 933 934 935 936 937 938 939 940 941 942 943 944 945 946 947 948 949 950 951 952 953 954 955 956 957 958 959 960 961 962 963 964 965 966 967 968 969 970 971 972 973 974 975 976 977 978 979 980 981 982 983 984 985 986 987 988 989 990 991 992 993 994 995 996 997 998 999 das, das ist am Beginn der Judenverfolgung. Mhm. Sigrid. Ja Die Frau, die will, die das geschrieben hat, da will vielleicht auch sagen, daß Jesus auch den Juden verziehen hat, also selbst, als er noch am Kreuz hing (...) Ja, der verzeiht ihnen nicht nur, der blickt darüber und leidet mit ihnen, nich? Jetzt müssen wir eigentlich noch mal eben überlegen. I N R I, wißt ihr, was das heißt, Inri? Sinngemäß? (5) Müßt ihr noch mal auf die erste Seite gucken. Es is' ungefähr am Ende von dem, der Passage, die Bruno gelesen hat. "Seine Inschrift war bis heute die gleiche, wie sie Pilatus entworfen hatte". Und jetzt sag ich mal, was es heißt: Jesus/ Weißte das? Jesus von Nazareth, König der Juden. Richtig. Und das kommt jetzt mit den Abkürzungen nicht so hin, weil das auf Lateinisch da steht: Jesus Nazarenus rex judaeorum, das sind die abgekürzten Buchstaben für diese Wörter. Und übersetzt heiß es, Jesus von Nazareth, König der Juden. Und nun hört zu: "Die Enttäuschung darüber, das es im Grund hätte heißen sollen, er beHAUPtet nur, dieser König zu sein, hatte im Laufe der Jahrhunderte an Heftigkeit eingebüßt". Die Situation ist folgende: als Jesus verhöhnt und verspottet und gegeißelt wird und eine Dornenkrone auf den Kopf gesetzt bekommt, da sagen die Hohen Priester zu Pilatus, dem römischen Statthalter, der eher von der Unschuld Jesu überzeugt ist, aber nicht mutig genug ist, Jesus sozusagen rauszuholen, da sagen diese Hohen Priester zu ihm, Schreibe nicht der Judenkönig, sondern das er gesagt hat, er SEI der Judenkönig. Aber Pilatus sagt, was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben. Das Schild bleibt hier so, Jesus der Judenkönig, so wie er von sich selber, sagt Pilatus, gesprochen hat. Nich, es gibt da eigentlich keinen Widerspruch, und diese Geschichte will den Widerspruch eigentlich gerade aufheben, nich? Die Sigrid hat das so ausgedrückt, er hat den Juden verziehen, ne? Er leidet mit ihnen. Stefan. Mhm Die anderen versuchen das zu entschuldigen, in dem sie das eh wider eh widersetzen, dem was da gesagt worden ist. Also daß er König der Juden ist. Ja. Anke. Die ehm Leute haben alles ausgebessert und soll'n jetzt und daß sie ihnen bei der Verfolgung gegen die 900 1001 1002 1003 1004 1005 1006 1007 1008 1009 1010 1011 1012 1013 1014 1015 1016 1017 1018 1019 1020 1021 1022 1023 1024 1025 1026 1027 1028 1029 1030 1031 1032 1033 1034 1035 1036 1037 1038 1039 1040 1041 1042 Juden helfen, bei der Bekämpfung gegen die Juden und daß se mehr einen anderen Glauben annehmen. Wer - er - meinst du? Die Juden. Also wenn dann in dem Dorf nur für Juden, also für Juden unerlaubt, daß dann andere Leute auch gegen die Juden sind, und dann die Juden dann möglichst zu einem anderen Glauben gezwungen werden soll'n. Ja, das Ziel ging sogar, daß man Juden gar nicht mehr haben wollte. Nicht mal mehr, daß man sie ändern wollte. Mhm Ich kann mir vorstellen, daß es "Saisonbeginn" heißt, weil der immer verschieden ist, daß ehm man konnt ja nicht genau sagen, wann das jetzt angefangen hat. Und da der Saisonbeginn und Saisonschluss auch immer verschieden liegt, je nachdem wie das Wetter ist, eh da heißt das dann, nach meiner Ansicht, auch so, weil man konnt schlecht irgendwas Festgesetztes sagen, weil die Frau ja noch nicht wußte, wann das Ende war. Ja, die Geschichte endet ja auch so, daß man nicht weiß, was ist. Inge. Mhm Mhm. Ich glaube, die Geschichte will vielleicht die Menschen drüber nachdenklich machen, daß verhindert wird, daß en neuer Saisonbeginn passiert. Also nicht mehr geschieht, es ist nicht der einzigste unter Hitler. Aber woher weiß man denn (...) Die wissen ja vielleicht gar nicht, ob sie selbst vielleicht Juden in ihrem Dorf wohnen haben.