5 - Pfarrzentrum St. Martin Dornbirn

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5. Fastensonntag - B - 22.3.2015
Nach biblischer Überlieferung hat Gott am Sinai einen Bund mit seinem Volk
geschlossen und die Worte auf Steintafeln geschrieben. Doch das Volk hat Gott die
Treue gebrochen und ist anderen Göttern nachgelaufen.
Mose zertrümmert in seinem Zorn die Tafeln.
Doch Gott lässt die Tafeln nochmals anfertigen, mit gleichem Wortlaut.
Und Gott vollzieht die Bundeserneuerung, weil er ein gütiger und barmherziger und
Sünden vergebender Gott ist. Auf die Bitte des Mose „Vergib uns unsere Schuld!“
antwortet Jahwe „Siehe, hiermit schließe ich (erneut) einen Bund“. Ex 34,9-10
In der Lesung heute entwirft der Prophet Jeremia eine Vision vom neuen Verhältnis
zwischen Gott und seinem Volk.
Dieser erneuerte Bund wird auf das Herz eines jeden Menschen geschrieben sein.
Wenn jeder einzelne von der Weisung Gottes geprägt ist, dann kann es kein Leben
mehr geben gegen diese Weisungen.
Gott schließt mit seinem Volk einen neuen Bund, so heißt es bei Jeremia.
„Neu“ muss richtig verstanden werden. „Neu“ meint – Gott erneuert seine
Selbstverpflichtung, er erneuert seinen Bund mit dem Volk.
Neu im atl. Sprachgebrauch heißt: unverbraucht, frisch, vor kurzem fertig gestellt;
das Verbrauchte oder Zerstörte erneuern.
Neu darf nicht als Gegensatz zu „alt, veraltet, überholt, abgeschafft“ verstanden
werden.
Das Wort vom Neuen Bund begegnet uns in jeder Eucharistiefeier beim Wort über
den Kelch: „Das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut“
In der christlichen Auslegung kam es leider zur verhängnisvollen Deutung, dass dem
jüdischen Volk der Bund abgesprochen und dieser einseitig der Kirche zugesprochen
wurde. Israel sei verworfen; das Heil gebe es seit Christus ausschließlich innerhalb
der Kirche.
Uns als Konsequenz: Juden müssen zu Christus bekehrt werden, wollen sie das Heil
erlangen.
Papst Johannes XXIII. hat sich schon als Nuntius in Istanbul und dann in Paris um ein
Überdenken der christlich – jüdischen Beziehungen bemüht.
Es war seine Initiative, dass dann das II. Vatikanische Konzil vor 50 Jahren diese
Fehlinterpretation aus dem biblischen Verständnis heraus korrigiert hat.
So heißt es im Konzilsdokument „Nostra Aetate“ über das Verhältnis der Kirche zu
den Religionen mit Blick auf die Juden:
 Der Glaube, die Erwählung und die Berufung der Kirche haben ihren Anfang in
Israel. Israel ist die bleibende Wurzel der Kirche aus Juden und Heiden.
 Mit Bezug auf Röm 9-11 wird erwähnt, was alles in der Kirche den Juden
gehört: Jesus, Maria, die Apostel, die meisten der ersten Jünger sind Juden.
Ihre Heilige Schrift ist unser Altes Testament!
 Nach dem Zeugnis des Ap. Paulus sind die Juden noch immer von Gott geliebt.
Gottes Gnade und Berufung sind unwiderruflich. Auch wenn Jesus damals in
Israel abgelehnt wurde, so dürfen die Juden niemals als verworfen bezeichnet
werden.
 Historisch gesehen sind für Jesu Tod verantwortlich: eine kleine Gruppe
Juden, ein Römer und eine Handvoll Syrer, die zur 10. röm. Kohorte gehörten,
die damals in Palästina stationiert war.
Und ganz wichtig: all diesen hat Jesus am Kreuz verziehen!
Darum verbietet das Konzil allen Katholiken, die Juden als von Gott verworfen
oder verflucht darzustellen.
 Dann werden im Konzilstext alle Hassausbrüche, Verfolgungen und
Äußerungen von Antisemitismus beklagt.
 Der Text schließt mit dem Gedanken, dass Christus in Freiheit um der Sünden
aller Menschen willen Leid und Tod auf sich genommen hat, damit alle das
Heil erlangen.
Das Konzil hat schon vor 50 Jahren eindringlich ermahnt, uns um die Verständigung
zwischen Juden und Christen zu mühen, uns zu besinnen auf unsere gemeinsame
Wurzel, auf den unwiderruflichen Bund Gottes mit seinem Volk.
Mit dem Neuen Testament bekennen wir Christen, dass uns durch den Tod und die
Auferweckung Jesu dieser erneuerte Gottesbund eröffnet wurde, sodass auch wir
aus seiner Gnade leben.
Es ist also ein uns derselbe Gottesbund, an dem das jüdische Volk und die Völker der
Kirche auf unterschiedliche Weise teilhaben.
Gott wird sich für alle Zeiten mit seinem Volk verbinden, wie er es bereits getan hat.
Er wird sich ihm zeigen als ihr Gott.
Entscheidend ist, dass sich der Mensch von Gott finden lässt.
„Wir möchten Jesus sehen“ – diese Sehnsucht, ausgesprochen von griechischen
Pilgern im heutigen Evangelium, wird oft verschüttet von Arbeit und Betriebsamkeit.
Jeremia zeigt, was wir leisten müssen – nämlich einfach vor Gott da zu sein,
ihm Zeit zu schenken, vor ihm zu verweilen.
Die stille Anbetung jeweils Mittwochvormittag in der CL Kapelle wäre eine
Möglichkeit, Gott zu begegnen, mich von ihm finden zu lassen.
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