Yardena Schwartz: Dennoch, die Bedeutung einer nationalistischen

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Yardena Schwartz: Dennoch, die Bedeutung einer nationalistischen Bewegung im modernen Deutschland ist für viele geunruhigend – besonders für Juden.
Frauke Petry: Ich habe viele interessante Gespräche in Israel geführt, als ich das erste Mal eine private Reise dort hin machte. Ich habe junge Israelis und solche mittleren Alters gefragt, was sie über diese besondere Beziehung zwischen Deutschland und Israel denken, welche in der Art sehr besonders ist, dass wir uns verantwortlich fühlen und für das, was den Juden widerfahren ist verantwortlich fühlen müssen, weil es von Deutschen begangen wurde. Ich glaube es ist einfach ein historischer Prozess. Und ja, es bedarf couragierter Bürger und Politiker ein sensibles Thema anzusprechen, aber wir tragen auch Verantwortung dafür, wie wir unsere Seite argumentieren, denn was manchmal geschieht, und was in der Vergangenheit definitiv anderen politischen Parteien in Deutschland widerfahren ist war, dass sie versucht haben – sagen wir – ihre Sicht der Geschichte auf den Kopf zu stellen. So zum Beispiel, das muss ich zugeben, hat das mein Partei­Kollege Höcke gerade getan, als er eine 180­Grad­Wende für unseren Blick auf unsere Geschichte gefordert hat. Ich denke, dies wird
nicht geschehen, denn eine 180­Grad­Wende bedeutet eine komplette Umkehr der Art, wie Geschichte gesehen wird. Patriotismus basiert auf einer gesunden Haltung zum eigenen Land und zur eigenen Geschichte. Aber ich – und die AfD denkt überwiegend genauso ­ befürworte nicht gerade die schlichte Verkehrung der Art, wie wir unsere Geschichte ansehen. Das wird nicht funktionieren. Wie Millionen andere deutsche Familien waren wir vom Krieg betroffen. Aber von dem, was ich über meine Familie weiß, waren meine Großeltern Hitler von Anfang an sehr kritisch gegenüber. Ich hatte gewissermaßen Glück, dass ich keine Vorfahren haben, welche das Hitler­Regime befürworteten. Meine Eltern
und meine Großeltern brachten uns bei kritisch zu sein, wenn sich im eigenen Land Bedingungen der Unterdrückung der freien Meinung oder des Ausdrucks der eigenen Ansichten entwickeln. Israel ist sehr klein, aber es ist ein demokratisches Land, gerade am Rande Europas. Und es ist umzingeld von nicht­demokratischen Ländern. Es hatte eine schwierige Geschichte und es hatte sein eigenes Volk, sein eigenen Land, seine Demokratie zu verteidigen. Und das ist etwas – diese Anerkennung dessen, was Israel über die vergangenen Jahrzehnte tun musste ­, was von vielen Europäern nicht wirklich anerkannt wird, nicht
einmal von den Deutschen. Wir sehen, dass öffentliche EU­Gelder in die Subventionierung Gazas fließen und dies unterstützt in gewisser Weise auch Terroristen, welche überhaupt erst Israel angreifen. … Wenn man sich anschaut, wo der Großteil des Antisemitismus und des Hasses gegen Israel in Europa seine Wurzeln hat, dann kommt es in vielen Fällen,
nicht nur, aber in vielen Fällen aus dem linken politischen Spektrum. Dies ist also etwas, was wir in den Vordergrund drücken wollen. Ich bin recht zuversichtlich in diesem Fall, dass es keine nennenswerten Unterschiede zwischen Merkels eigenen privaten Ansichten über Israel und den meinen gibt, auch wenn ich in vielen anderen Dingen mit ihr unterschiedlicher Meinung bin.
Was über Jahrhunderte mit den Juden in Europa geschehen ist war, dass Menschen der eigenen Nationalität, Menschen der eigenen ethnischen Herkunft, wenn sie Juden waren, systematisch ermordet wurden. Das was passiert ist, ist so unmenschlich und es passierte bedauerlicherweise in tödlicher, systematischer Manier mit den Deutschen während des Zweiten Weltkriegs. Wir werden einfach Nazis genannt. Weil es so einfach ist, jemanden in Deutschland in äußerste rechte Ecke zu stecken, denn das Thema Nationalität und Patriotismus und all dieser Schuld­Komplex ist so schwierig einfach zu erklären. Schwartz: Denken Sie, die Juden sollten die AfD als eine willkommene Entwicklung ansehen?
Petry: Ja, ich denke, das sollten sie. Juden in Deutschland, aus Deutschland oder anderen Teilen Europas, auch Russlands, ich denke, sie sollten mutig genug sein es für sich selbst herauszufinden, anstatt einfach das zu glauben, was die Leitmedien sagen. Aber ich verstehe den höheren Grad der Sensibilität in der jüdischen Gemeinde, verglichen mit anderen Teilen der Gesellschaft, wenn es um diese Fragen geht.
Schwartz: Wie fühlt es sich für Sie an als Nazi bezeichnet zu werden?
Petry: Es fühlt sich schrecklich an. Absolut schrecklich. Natürlich erkennt man, dass Leute die so etwas sagen in vielerlei Hinsicht die Geschichte nicht verstanden haben oder wenn es von politischen Gegnern ausgesprochen wird, dann ist das nur ein Weg einen politisch umzubringen. Ich finde aber, weil ich mit so vielen Menschen spreche, dass wenn man erst einmal persönlich mit den Menschen spricht, wenn sie erst die Gelegenheit haben ihre Ansich zu präsentieren und man ihnen dann antworten kann, dann verschwinden viele der Vorurteile einfach. Höcke betreffend: Und ja, wir müssen zugeben, dass es in Europa über einen sehr langen Zeitraum immer einen Anteil an Menschen über das ganze politische Spektrum gegeben hat, die sich in einer antisemitischen Art und Weise verhalten haben. Das ist war. Wir können diese Tatsache nicht außer Acht lassen. Dies ist ein Problem aller Parteien, überall. Wir müssen dieses Problem beobachten. Wir haben einzelne Mitglieder, die eine sehr eigenartige Ansicht über Israel haben und wir haben und mit ihnen auseinandergesetzt, sobald es erkannt wurde. Und als Partei muss man sich an demokratische Regeln halten. Es ist nicht so einfach, so ein Mitglied aus der Partei herauszubekommen. Und ich entschuldige mich auch, wenn Aussagen einiger meiner Parteikollegen – und ich weiß, dass Björn Höcke leider ein sehr bekanntes Beispiel dafür ist – die Idee vermitteln, dass die AfD irgendwie antisemitisch ist. Das ist sie nicht. Ich bin wirklich überzeugt davon und deshalb sprechen wir so offen und öffentlich darüber, wie ich denke, wie die Beziehung mit den Juden und Israel aussehen sollte.
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