Mieciu Langer wurde 1927 als Sohn jüdischer Eltern in Krakau geboren. Die Familie war nicht religiös, der Vater leitete eine Gummiwarenfabrik. Die Eltern Stefania und Leon Langer sowie sein einziger Bruder Arthur wurden im Holocaust ermordet. Er hat jahrzehntelang über seine durch den deutschen Faschismus erlittenen Qualen geschwiegen. „Ich habe nach der Befreiung meine Erlebnisse aus dem Gedächtnis ausradiert.“ 1992 erzählte er erstmals öffentlich darüber. Mieciu Langer war 12 Jahre alt, als Hitlerdeutschland Polen überfiel und am 6. September in Krakau einfiel. Alle Juden dort mussten seit Ende 1939 eine weiße Armbinde mit blauem Stern tragen. Er sieht wenige Tage nach der Besetzung, wie Juden misshandelt und gedemütigt wurden, wie deutsche Soldaten orthodoxen Juden die Bärte und Schläfenlocken abschnitten und jüdische Männer zur Zwangsarbeit geschickt werden. Die Familie musste noch Ende des Jahres 1939 aus ihrer Wohnung zwangsweise nach Podgòrze ziehen. Im März 1941 wurde es zum Ghetto. Die vierköpfige Familie musste in dem kleineren Raum einer Zweizimmerwohnung hausen. Mieciu erlebte verschiedene Razzien, bei denen Ghettoinsassen ergriffen und weggeschafft wurden. Nur wer im Arbeitseinsatz war – wie Miecius Eltern und er selbst -, blieb von Deportationen zunächst verschont. Im Herbst 1942 werden bei der großen Selektion die Mutter und der Bruder deportiert und in die Vernichtung gebracht. Mieciu und sein Vater erleben die grausame Ghettoauflösung im März 1943 mit der Ermordung Vieler, darunter zahlreiche Kinder. Sie selbst werden als Arbeitsfähige in das KZ Plaszow gebracht. Im Lager erfährt er schlimmste Misshandlungen und lebt in Todesangst vor den SS-lern, insbesondere dem Lagerleiter Amon Göth, die willkürlich töteten. Über das Lager Czestochowa (Tschenstochau) kommen Vater und Sohn im Dezember 1944 mit Viehwaggons in das KZ Buchenwald. 15 Menschen im Waggon sterben während der 3-tägigen Fahrt. „Sie rasierten uns am ganzen KörperC Nach der Dusche erhielten wir ‚Kleider‘: gestreifte Hosen, ein Hemd, ein gestreifter Mantel ohne Futter, Holzpantinen und zwei Lumpen, um die Füße einzuwickelnC Am nächsten Tag wurden wir zur Arbeit im nahegelegenen Steinbruch geführt und mussten Felsbrocken im Dauerlauf schleppen, begleitet von Flüchen, Tritten und Schlägen der SS-Leute.“ Februar 1945 kommt Mieciu in das Buchenwaldaußenlager „Wille“ bei Rehmsdorf, wo die Brabag AG aus Braunkohle Benzin produziert. Der Vater bleibt in Buchenwald. Später erfährt er, dass der Vater auf einem der Todesmärsche im April umgekommen ist. Der geschwächte Häftling musste in Rehmsdort Eisenbahnschienen für Güterzüge verlegen. „Die Toten sahen wir am Morgen im ganzen Lager zu dutzenden verstreut zwischen den Baracken liegen. Es handelte sich nicht um Erschossene, sondern um solche, die vor Hunger, Erschöpfung gestorben waren.“ „Anfang April wurden wir, 2500 Leute auf den Zug verladen, und wieder machten wir uns auf den Weg zu einem unbekannten Ziel.“ Nach Bombardierung des Zuges mussten die Häftlinge zu Fuß weiter. Wer nicht mehr konnte wurde erschossen. Mieciu kommt mit 750 Überlebenden im KZ Theresienstadt an. Er überlebt die dort grassierende Typhusepidemie. 8. Mai 1945: Tag der Befreiung „Am 8. Mai schauen wir aus den Fenstern und bemerken, dass kein Deutscher draußen zu sehen war. In den Mittagsstunden sahen wir auf einmal einen sowjetischen Panzer am Tor anhalten, ein Offizier sprang heraus und begann mit dem tschechischen Polizisten zu sprechen, der am Tor stand. Dann sahen wir, wie der Offizier den Polizisten zur Seite stieß und ein paar Soldaten, die vom Panzer heruntergesprungen waren, das Tor öffneten.“ Mieciu Langer wog noch 38 kg bei 1,73 m. Er wird im Sanatorium aufgepäppelt und kehrt im Sommer 1945 nach Krakau zurück. Fast alle aus seiner Familie sind von den Faschisten ermordet worden. 1947 lernen sich Mieciu Langer und Felicia Weit in Krakau kennen und heiraten 1949. 1950 wanderten die beiden nach Israel aus. Nach einem Jurastudium begann Felicia Langer 1965 als Rechtsanwältin. Sie verteidigt seit 1967 als erste israelische Anwältin Palästinenser aus den von Israel besetzten Gebieten vor israelischen Militärgerichten und wird von Regierung und Zionisten gehasst für ihre unermüdlichen Menschenrechtsaktivitäten. Mieciu Langer betrieb einen Import-, Exporthandel mit den osteuropäischen RGW-Staaten. Wegen der Anfeindungen in Israel gegen Felicia Langer ziehen beide 1990 nach Deutschland und leben in Tübingen. „Ich konnte es nicht verstehen wie ein Volk, das über Generationen hinweg antisemitische Verfolgungen erlitt, die im Holocaust ihren Höhepunkt fanden, sich derart grausam einem anderen Volk gegenüber benehmen kannC“ „Ich fühle mich überall da zuhause, wo man sich zusammen mit anderen für die Menschlichkeit einsetzen kann.“ (Felicia Langer)