4 Die Zweite Generation

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4. BPA
- Polizeischule Seminararbeit
Im Aufbaukurs
- Ausbildung zum gehobenen Polizeivollzugsdienst -
PKA
Lämmle
Andreas
2002-PKA
Amtsbezeichnung
Name
Vorname
Klasse
Fach:
Fachbereich 1
Thema:
Linksterrorismus in der BRD am Beispiel Rote Armee
Fraktion (RAF)
Bearbeitungszeit
von:
14.10.2002
bis:
31.01.2003
Abgabe am: 31.01.2003
Fachlehrer (Lernbegleiter):
Klassenlehrer:
...
...
Bewertung:
Note
Begründung:
________________, den ___________
_________________________
Unterschrift des Fachlehrers
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
2
Fachlicher Teil
3
1
Einleitung
3
2
Entstehung
3
3
Die Erste Generation
5
3.1 Protagonisten
5
3.2 Ideologie
6
3.3 Logistik
7
4
Die Zweite Generation
4.1 Protagonisten
9
9
5
Die Dritte Generation
12
6
Auflösung
13
7
Aktueller Bezug
14
Literatur- und Quellenverzeichnis
15
Anhang
17
I
Aktionen der Ersten Generation
17
II
Aktionen der Zweiten Generation
19
III
Aktionen der Dritten Generation
22
IV
Bilder
23
Erklärung
24
Fachlicher Teil
Polizeischule Lahr
Fachlicher Teil
1 Einleitung
Die RAF ist wieder da! 25 Jahre nach dem Höhepunkt ihrer terroristischen Aktivität,
der Entführung von Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer in Köln, und 4 Jahre
nach ihrer offiziellen Auflösung ist das Interesse fast grösser als zu ihrer aktiven Zeit.
Die Rote Armee Fraktion, die die Bundesrepublik 28 Jahre in Atem hielt mit ihren
Aktionen, Anschlägen und Morden ist wieder präsent in Funk und Fernsehen, sitzt in
Talkshows und gibt Radio-Interviews. Ulrike Meinhofs Gehirn ist plötzlich wieder von
Bedeutung, das Modelabel Tussi Deluxe widmet ihr mit "Prada-Meinhof" eine eigene
Kollektion, es werden Filme gedreht, die Titel tragen wie "Starbuck Holger Meins"
und das Leben von Andreas Baader findet in „Baader – Der Film“ seinen
Leinwandauftritt.
Ich werde versuchen folgende Frage anhand eines geschichtlichen Überblicks zu
klären: Was macht den Reiz dieser Tage an dieser Organisation aus?
2 Entstehung
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sieht die Linke in Deutschland den Weg
endlich für eine antinazistische, demokratische und vor allem sozialistische
Gesellschaft geebnet. Mit umso grösserem Schrecken erkennt sie, dass das
gemeine Volk sich in der Folge nicht hin zum Kommunismus wendet, sondern
vielmehr auf die Wiederherstellung seiner kapitalistischen Verhältnisse bedacht ist.
Als die Regierung Adenauer gar Anfang der 50er-Jahre die Remilitarisierung
beschliesst und die KPD ganz verbietet ist es schlecht bestellt um die Linken in
Deutschland und ihre Ideale, geschweige denn deren Verwirklichung. 1955 folgt der
Eintritt der Bundesrepublik in die NATO, 1956 wird die allgemeine Wehrpflicht wieder
eingeführt, 1959 verabschiedet sich die SPD endgültig von ihren sozialistischen
Wurzeln und sieht sich nun vielmehr als "Volkspartei" mit dem primären Ziel einer
Regierungsbeteiligung. Zu diesem Zeitpunkt haben die ehemaligen NS-Funktionäre
Verfasser: Andreas Lämmle
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Fachlicher Teil
Polizeischule Lahr
weiterhin ihre Führungspositionen inne und Parteien wie die NPD finden sich in
zahlreichen Länderparlamenten wieder.
Wenn nun der Weg für etwas geebnet ist, dann für Rebellion und Aufstand seitens
der Linken. Es bildet sich in den 60er-Jahren eine Art konterrevolutionäre Opposition.
Die SPD kappt im Zuge ihres Schnitts mit ihren sozialistischen Wurzeln jedwede
Beziehung zum Sozialitischen Deutschen Studentenbund (SDS) und so beruft dieser
sich in der Folge hauptsächlich auf Marx und Lenin. Für viele Jugendliche im Lande
ist der kapitalistische, autoritäre und überaus spiessige Charakter der Gesellschaft
Anlass für Revolten, lange vor den Studentenrevolten Ende der 60er-Jahre. Der
Vietnamkrieg, später wichtigster Bezugspunkt für die Studentenbewegung erzürnt
weiter die gewaltbereiten Kreise. Innerhalb des SDS hat zu diesem Zeitpunkte der
antiautoritäre Zirkel die Vorherrschaft erlangt, namentlich Rudi Dutschke und
Gefolge, der wenig später quasi als erste Amtshandlung zur Gründung der
Ausserparlamentarischen Opposition (APO) aufruft.
Die Polizei verhindert am 5. April 1967 in letzter Minute das sog. "Pudding-Attentat"
seitens des Studentenkollektivs der "Kommune 1" auf den damaligen USPräsidenten Hubert Humphrey. Der Axel-Springer-Verlag ("Bild") macht daraus
prompt einen "Bombenanschlag" und forciert ihre Hetze gegen die Jugend- und
Studentenbewegung. Der SDS beschliesst kurzerhand, gegen den Springerverlag
vorzugehen und es kommt zu Ausschreitungen, u.a. auf der Frankfurter Buchmesse.
Am 2. Juni 1967 wird Student Benno Ohnesorg auf einer Demonstration gegen den
Besuch des Schah von Persien vom Polizeibeamten Karl-Heinz Kurras mit
Kopfschuss getötet. Kurras wird später freigesprochen, da ihm keine Tötungsabsicht
nachgewiesen werden kann, der Schuss habe sich, laut Kurras, versehentlich gelöst.
Dieses Ereignis zieht wiederum eine Reihe von Unruhen nach sich und eine RAFähnliche Organisation wird wenige Jahre später unter dem Namen "Bewegung 2.
Juni" subversive Aktionen verüben, um sich später dann ganz der RAF
anzuschließen.
Am 2. April 1968 explodieren in den Frankfurter Kaufhäusern Kaufhof und Schneider
Brandsätze. Als ein Protest gegen "die Gleichgültigkeit der Gesellschaft gegenüber
Verfasser: Andreas Lämmle
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Fachlicher Teil
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den Morden in Vietnam", anlässlich des "Massakers von My Lai", bei dem USTruppen die Bewohner eines ganzen Dorfes hingerichtet hatten, gelegt von Andreas
Baader, Gudrun Ensslin, Thorwald Proll und Horst Söhnlein, die drei Tage später
verhaftet werden können.
3 Die Erste Generation Logo siehe Anhang IV
Die "Kaufhausbrandstifter" werden im Mai 1969 nach einem Revisionsantrag
vorläufig aus der Haft entlassen. Baader flüchtet daraufhin zusammen mit Gudrun
Ensslin und Astrid Proll nach Frankreich. Nach seiner Rückkehr in die
Bundesrepublik wird Baader im April 1970 erneut verhaftet. Am 14. Mai 1970 folgt
nun das Ereignis, was als die Geburtsstunde der RAF gilt: Die Journalistin Ulrike
Meinhof erbittet ein Treffen mit Baader, um mit ihm zusammen an einem Buch über
sozial benachteiligte Jugendliche zu schreiben. Baader wird daraufhin ins Institut für
soziale Fragen nach Berlin-Dahlem gebracht, um dort Meinhof treffen zu können.
Plötzlich stürmen 2 Vermummte (vermutlich Gudrun Ensslin und Holger Meins)
herein, schiessen einen Wachposten nieder und flüchten mit Baader und Meinhof
aus dem Fenster.
3.1 Protagonisten

Andreas Baader, (06.05.1945 - 18.10.1977) geboren in München, Vater Dr.
Berndt Phillipp Baader Historiker und Archivar geriet 1945 in
Kriegsgefangenschaft und blieb vermißt. Mutter Anneliese blieb unverheiratet.
Baader studiert soziale Fragen, interessiert sich für Literatur und Philosophie und
hat Vorstrafen wegen zahlreicher Verkehrsdelikte. Bild siehe Anhang IV

Ulrike Meinhof, geb. am 7. Oktober 1934 in Oldenburg, Vater evangelischer
Theologe stirbt 1939, Mutter Ingeborg stirbt 1948 an Krebs. Meinhof wächst unter
Vormundschaft der Historikerin Prof. Renate Riemeck auf und besucht eine
katholische Schule in Oldenburg. Später Studium der Philosophie, Pädagogik,
Soziologie und Germanistik und Sprecherin des ,,Anti-Atomtod-Ausschuss" des
SDS. 1959-1969 Mitarbeiterin der linken Zeitschrift ,,konkret", von 1962-1964
Chefredakteurin, 1961-1968 Ehe mit Klaus-Rainer Röhl, 2 Kinder. Bild siehe
Anhang IV
Verfasser: Andreas Lämmle
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Fachlicher Teil
Polizeischule Lahr

Gudrun Ensslin, geb. 15.8.1940 in Bartholomä (Schwäbische Alb), Vater
evangelischer Pfarrer. Ensslin gründet 1963 zusammen mit ihrem Verlobten
Bernward Vesper einen Kleinverlag und studiert an der FU. Bild siehe Anhang IV

Holger Meins, geb. August 1941, Film-Student in Berlin. 1971 gelangt er zur
RAF, wird 1972 festgenommen und stirbt am 11. November 1974 an den Folgen
eines Hungerstreiks.

Jan-Carl Raspe, geb. 24.7.1944, Ostberliner. Blieb während des Mauerbaus bei
Onkel und Tante in Westberlin, Studium der Soziologie, Mitglied im SDS,
Mitbegründer der Kommune II.
3.2 Ideologie
"Es hat keinen Zweck, den falschen Leuten das Richtige erklären zu wollen. Das
haben wir lange genug gemacht. Die Baader-Befreiungs-Aktion haben wir nicht den
intellektuellen Schwätzern, den Hosenscheißern, den Alles-besser-Wissern zu
erklären, sondern den potentiell revolutionären Teilen des Volkes. Das heißt, denen,
die die Tat sofort begreifen können, weil sie selbst Gefangene sind. Die auf das
Geschwätz der »Linken« nichts geben können, weil es ohne Folgen und Taten
geblieben ist. Die es satt haben. (...)
Denen habt ihr zu sagen, daß wir die Rote Armee aufbauen, das ist ihre Armee.
Denen habt ihr zu sagen, daß es jetzt losgeht." 1
Im Juni 1970 befindet sich die Gruppe zwar noch in Berlin, plant aber, die Stadt
gleich nach einer öffentlichen Stellungnahme zur Baaderbefreiung in Richtung
Jordanien zu verlassen, um sich dort von El Fatah, dem militanten Arm der PLO
ausbilden zu lassen.
In diesen Tagen erhält die engagierte linke Journalistin Michele Ray einen Anruf , bei
dem ihr eine englische Stimme mit deutschen Akzent nahelegt, nach Berlin zu
kommen, es gehe um "eine wichtige Sache, die die Linke betrifft!" Zu einiger
Überraschung findet sie sich dort vis-à-vis Baader, Meinhof, Ensslin und Horst
Mahler, einem linken Anwalt. Bei Tee und Erdbeeren führt Ray mit ihrer Kollegin
Ulrike Meinhof ein Gespräch, das sie auf Tonband aufzeichnet und das der Spiegel
1
"Die Rote Armee aufbauen" - Erklärung zur Befreiung Baaders vom 5. Juni 1970
Verfasser: Andreas Lämmle
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Fachlicher Teil
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später abdruckt (Spiegel 25/1970). Zur Baader-Befreiung tut Meinhof folgendes
kund: "Man kann sagen: aus drei Gründen. Erstmal natürlich deswegen, weil
Andreas Baader ein Kader ist. (...) Das zweite ist, daß wir als erste Aktion eine
Gefangenenbefreiung gemacht haben, weil wir glauben, daß diejenigen, denen wir
klarmachen wollen, worum es politisch heute geht, welche sind, die bei einer
Gefangenenbefreiung überhaupt keine Probleme haben, sich mit der Sache selbst zu
identifizieren - insofern diejenigen proletarischen Familien oder der Teil des
Proletariats, von dem wir glauben, daß er potentiell revolutionär ist, daß diese Leute
gar keine Schwierigkeiten haben, sich mit der Gefangenenbefreiung zu
identifizueren. (...) Das dritte ist, wenn wir mit einer Gefangenenbefreiung anfangen,
dann auch deswegen, um wirklich klarzumachen, daß wir es ernst meinen. (...)"2
Im weiteren Verlauf des Interviews nimmt Meinhof Stellung zur Linken in
Deutschland und der wirklichen Zielgruppe ihrer Aktionen, dem Proletariat. Bis zur
Auflösung der RAF wird eines ihrer wichtigsten Ziele sein, das proletarische Volk auf
ihre Seite zu bringen. "Aber die Organisation des Proletariats ist ein Popanz, wenn
man nicht gleichzeitig anfängt, das zu machen, was wir jetzt tun, nämlich die Rote
Armee aufbauen." 3 Die Bezeichnung "Fraktion", die sie wenig später hinzufügen und
die zum Ausdruck bringen soll, dass es sich hierbei lediglich um einen Teil eines
Ganzen handelt, komplettiert jenes Pseudonym, unter welchem die Gruppe fortan
ihre Aktionen planen und ausführen sollte. Am Ende des Interviews veranschaulicht
Meinhof die geplante Verfahrensweise mit einem ihrer grössten ideologischen
Feindbilder, dem Polizeibeamten: "Wir sagen natürlich, die Bullen sind Schweine, wir
sagen, der Typ in Uniform ist ein Schwein, das ist kein Mensch und so haben wir uns
mit ihm auseinanderzusetzen. Das heißt, wir haben nicht mit ihm zu reden, und es ist
falsch, überhaupt mit diesen Leuten zu reden, und natürlich kann geschossen
werden! (...)"4 Spätestens am 22. Oktober 1971 sollte sich herausstellen, dass die
Gruppe es wirklich ernst meint: Bei einer Personenkontrolle wird der Beamte Norbert
Schmidt in Hamburg von der RAF erschossen, der Täter ist bis heute nicht bekannt.
2
Butz Peters – „RAF“ Seiten 82f
3
Butz Peters – „RAF“ Seiten 82f
4
Butz Peters – „RAF“ Seiten 82f
Verfasser: Andreas Lämmle
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Fachlicher Teil
Polizeischule Lahr
3.3 Logistik
Wieder in Berlin kümmert man sich nun im August 1970 um den Aufbau einer
Logistik. Als Vorlage hierfür gilt das "Handbuch des Stadtguerilla", des
brasilianischen Guerillaführers Carlos Marighella. In diesem Buch beschreibt
Marighella folgende Logistikformel: M-G-W-M-S (Motorisierung-Geld-WaffenMunition-Sprengstoff)
Im Rahmen ihrer Umsetzung des Buchstabens "M" wie Motorisierung, schafft sich
die Gruppe einen "Fuhrpark". Hierfür stehlen sie in Berlin knapp 18 Fahrzeuge, meist
Mercedes Benz oder BMW. Alle Fahrzeuge bekommen neue Fahrgestellnummern,
werden umgespritzt und / oder mit neuen Kennzeichen versehen. Hierfür entwickelt
die RAF mit dem sog. "Dubletten"-Verfahren eine Methode, der gegenüber selbst die
Polizei Jahre später einige Anerkennung zeigt. Eine "Dublette" ist ein Kennzeichen,
das schon einmal existiert und zwar an einem Fahrzeug von genau demselben Typ
und Farbe. Somit verliefe eine Kennzeichen-Überprüfung seitens der Polizei stets
negativ. Geld beschafft man sich mit Banküberfällen. Eine ihrer Aktionen wird unter
dem Namen "Dreierschlag" in die Kriminalgeschichte eingehen: 16 Mitglieder
überfallen zur selben Zeit drei Banken in Berlin und erbeuten umgerechnet
insgesamt 110.808 Euro. Aus dieser Kriegskasse werden im folgenden bezahlt: die
Ausgaben der einzelnen Mitglieder, weitere Aktionen, im Verhaftungsfalle eines
Mitglieds dessen Strafverteidigung oder eine etwaige Befreiungsaktion. Kassenwärtin
ist Gudrun Ensslin. Waffen, Munition und Sprengstoff werden ebenfalls gestohlen. Im
Rahmen von "Konspiration" erstellt man eine Liste mit Codenamen, mit denen man
sich in der Folgezeit ausschliesslich anzusprechen gedenkt. Beispielsweise werden
aus Andreas Baader "Hans", aus Gudrun Ensslin "Grete" und aus Ulrike Meinhof
"Anna".
Die Logistik stellt Grundlage dar für eine geplante "Offensive".
Unter der "Offensive" versteht die Gruppe, eine Welle des Terrors zu schaffen und
deren Vorbereitungen zu treffen. Sie hofft, dass sich dann "unterdrückte,
revolutionäre Massen" erheben und sich ihnen anschliessen. Bis zum Frühling 1972
kümmert man sich in noch intensiverer Form um Vorbereitung und Logistik. Man
beschafft sich Pässe, stiehlt rund 280 Autos, "frisiert" sie, überfällt Banken und
Geldtransporte, mietet überall im Bundesgebiet Wohnungen und Garagen, bildet
Verfasser: Andreas Lämmle
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Polizeischule Lahr
Fachlicher Teil
Schwerpunkte in Hamburg, Frankfurt, Stuttgart und Berlin. Die Waffen werden
diesmal jedoch grösstenteils von der Fatah abgekauft oder mit falschen Papieren
"legal" beschafft. Blankoformulare für Pässe, Stempel etc. beschafft sich die Gruppe
mit Einbrüchen in Rathäuser. Erstmals kommt in dieser Zeit der Gedanke an eine
Entführung auf. Man denkt damals an Willy Brandt. Für all diese Aktionen bedient
sich die Gruppe Sympathisanten, wie beispielsweise aus dem Sozialistischen
Patientenkollektiv (SPK) in Heidelberg. Hieraus stammen beispielsweise: Margrit
Schiller, Gerhard Müller, Klaus Jünschke, Carmen Roll, Siegfried Hausner, Sieglinde
Hofmann und Hanna Krabbe. Das SPK versteht sich als aussergewöhnliches
Heilungsverfahren mit neuen Formen für die Behandlung seelisch kranker
Menschen, die krank geworden sind durch die "spätkapitalistische
Leistungsgesellschaft der BRD" und wird geführt vom Assistenzarzt Dr. Wolfgang
Huber.
Die RAF sollte bis zu ihrer Auflösung dieses Logistik-Konzept beibehalten. Ich werde
also in der Folge darauf nicht mehr eingehen.
"Offensive" / Aktionen siehe Anhang I
4 Die Zweite Generation
Es folgt für die später sog. "Erste Generation" die Phase der Inhaftierung. Die
Steigerung von Sicherheitsmassnahmen angesichts der RAF und deren
Sympathisanten wird auch in der Folge beibehalten: In der JVA Stuttgart-Stammheim
wird eigens für den Prozess gegen Baader, Ensslin, Raspe und Meinhof ein
Gerichtsgebäude errichtet. Im Prozess gegen Astrid Proll wird das Prozessgebäude
in Frankfurt zu einer Art Festung ausgebaut.
Am 16. Januar des Jahres 1976 werden die ersten "Anti-Terror-Paragraphen"
verabschiedet: beispielsweise §88a StGB (verfassungsfeindliche Befürwortung von
Straftaten), §130a StGB (u.a. Besitz von Schriften, die die Gewalt befürworten) und
vor allem §129a StGB (Mitgliedschaft, Werbung und Unterstützung in/für eine
terroristische Vereinigung).
Die RAF-Verteidiger werden, wo es nur geht, schikaniert (Rektaluntersuchungen,
Suspendierungen, in den Medien werden sie als "die Drahtzieher der BaaderVerfasser: Andreas Lämmle
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Fachlicher Teil
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Meinhof-Bande" denunziert, die Gespräche mit den Gefangenen werden abgehört
etc.) Die Gefangenen selber finden sich Sonderhaftbedingungen unterworfen, so
bringt man Astrid Proll als erste im sog. "Toten Trakt" der JVA Köln-Ossendorf unter.
In der Folge dieser strikten Einzelhaft wird ihr dreieinhalb Jahre später von den
Ärzten Haftunfähigkeit bescheinigt.
Vom 17. Januar bis zum 16. Februar 1973 treten 40 politische Gefangene in den
ersten organisierten Hungerstreik, um gegen die Isolationshaft und die damit
verbundene sensorische Deprivation zu protestieren. Vom 9. bis zum 12. Februar
schliessen sich sieben Anwälte öffentlich, mit ihren Roben bekleidet vor dem BGH in
Karlsruhe dem Hungerstreik an. Am 9.2. wird Ulrike Meinhof in eine Einzelzelle im
Männertrakt verlegt und Andreas Baader entzieht man für fünf Tage das
Trinkwasser. Angesichts zu erwartender toter Gefangener entwickelt man
staatlicherseits ein Prinzip, das man bis zum Ende so anwendet: auf die
Forderungen der Streikenden wird eingegangen, der Streik endet und man nimmt die
Zusagen wieder zurück. Der zweite organisierte Hungerstreik, bei dem zum ersten
Mal auch Zwangsernährung angewandt wird und an dem sich 80 Gefangene
beteiligen, dauert vom 8. Mai 1973 bis zum 29. Juni. Ziel ist diesmal die
Gleichstellung der politischen mit allen anderen Gefangenen sowie freie politische
Information. Auch aufgrund des starken Drucks von Seiten der linken Öffentlichkeit
hebt das Landgericht die Isolationshaft als Gewahrsamsmittel gerichtlich auf. Der
dritte und längste Hungerstreik beginnt am 13. September 1974 und endet nach 145
Tagen am 5. Februar 1975. 40 Gefangene beteiligen sich und auf die Forderung
nach gemeinsamen Freistunden und stundenweisem Umschluss wird in einigen
Gefängnissen nachgegangen.
Am 10.11.1974 stirbt Holger Meins an den Folgen des Streiks in der Haftanstalt
Wittlich. Mit dauerhaften Haftverbesserungen kann man als Gefangener in dieser
Zeit nur rechnen, wenn man sich entweder öffentlich von der RAF distanziert (wie
zum Beispiel Horst Mahler 1974) oder als Kronzeuge auftritt (wie zum Beispiel
Gerhard Müller 1975). Der Protest der Öffentlichkeit wächst, es kommt zu
Ausschreitungen in rund 50 Städten und die "Bewegung 2. Juni" erschiesst am 10.
November 1974 in West-Berlin den Kammergerichtspräsidenten Günter von
Drenckmann beim Versuch, ihn zu entführen. Im Rahmen der darauf folgenden
bundesweiten Fahndungsaktion "Aktion Winterreise" werden am 26. November 1974
Verfasser: Andreas Lämmle
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Fachlicher Teil
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zahlreiche Wohnungen und Büros von Rechtsanwälten durchsucht, 10 Personen
verhaftet und 96 vorübergehend festgenommen. Aus dem übriggebliebenen Rest,
einigen in die Illegalität gegangenen Sympathisanten und ersten Absprengseln der
Bewegung 2. Juni bildet sich die "Zweite Generation" RAF.
Am 27.02.1975 entführt die Bewegung 2. Juni in Berlin-Zehlendorf den
Landesvorsitzenden der CDU, Peter Lorenz. Die Entführung endet am 2.3. mit der
Freilassung von 5 Gefangenen seitens des Staats und Lorenz seitens der Entführer
unblutig. Es sollte aber die bis dato einzige erfolgreiche Entführung eines Politikers
in der Geschichte der Bundesrepublik bleiben.
Die Zweite Generation versucht in den nächsten Jahren hauptsächlich, die
inhaftierten Gefangenen der Ersten Generation zu befreien.
4.1 Protagonisten

Brigitte Mohnhaupt geb. 1949, saß schon während der 70er Jahre in einer
ersten Haft viereinhalb Jahre ab, nach der Entlassung tauchte sie wieder ab.
Verhaftung 1982 und zu 5mal lebenslänglich verurteilt. Die Bundesanwaltschaft
beantragte 24 Jahre Mindesthaft.

Peter-Jürgen Boock geb. am 3. September 1951 in Garding/ Nordfriesland.
1968 nach Realschulabschluß Beginn einer Maschinenschlosserlehre - Abbruch
nach wenigen Wochen, spätestens seit 1976 im terroristischen Untergrund. Wird
im Januar 1981 in Hamburg verhaftet und im Mai 1984 und November 1986 zu
einer mehrfach lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt. In Haft mehrfach
schriftstellerische Tätigkeit.

Susanne Albrecht, geb. 1951 in Hamburg, Studium der Pädagogik, Soziologie
und Psychologie an der Universität Hamburg. April/Mai 1973 Beteiligung an einer
Hausbesetzung in der Hamburger Hafenstraße zusammen mit anderen späteren
RAF-Mitgliedern, Oktober 1974 Beteiligung an der Besetzung des Hamburger
Büros von Amnesty International.

Christian Klar geb. 1952. wie andere Militante aus der RAF Aktivist seit Anfang
der 70er Jahre, in kleinstädtischer Umgebung und der Jugend- und
Schülerbewegung aufgewachsen. Ende 1976 Anschluss an die RAF. Klar wurde
1982 verhaftet und im selben Prozeß wie Brigitte Mohnhaupt wegen aller
Aktionen des Jahres 1977 und wegen des Angriffs auf Kroesen zu 5mal
Verfasser: Andreas Lämmle
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Fachlicher Teil
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lebenslänglich und 15 Jahren verurteilt. 1992 in einem weiteren Prozeß zusätzlich
noch zu einmal lebenslänglich . Das OLG Stuttgart legte 1997 eine Mindesthaft
von 26 Jahren fest.
Aktionen siehe Anhang II
5 Die Dritte Generation
Die dritte RAF-Generation stellt zu den beiden vorangegangen dahingehend einen
ideologischen Schnitt dar, als dass sich deren Akteure nicht mehr namentlich zu
ihren Aktionen bekennen, sondern pflegen, ihre Spuren zu verwischen. Deswegen ist
der Grossteil der Aktivisten bis heute weder gefasst noch namentlich bekannt.
Ideologischer Grundsatz stellt das 1982 veröffentlichte so genannte "Mai-Papier" dar,
in dem die RAF die tatsächliche Verwirklichung der "westeuropäischen
antiimperialistischen Front" vorsieht. Des Weiteren sieht man von reinem Operieren
auf Kommandoebene ab und bemüht sich, eine "Front" herzustellen. Die RAF
versucht das in der Folge durch Verbünden mit anderen westeuropäischen
Terrorvereinigungen zu realisieren. In den Folgejahren bildet man zusammen mit der
Action Directe in Frankreich, den Brigate Rosse in Italien und den Cellules
Communistes Combattantes in Belgien eine "Auslandsfront". Die "Inlandsfront"
operiert unterdessen weiter auf Kommandoebene. Die Kommandos verüben als
"Kämpfende Einheiten" Anschläge auf Objekte und nicht mehr auf Personen. Auch
ist im direkten Vergleich zur zweiten Generation die Gefangenenbefreiung ("Big
Raushole") nicht mehr primär von Bedeutung. Man beschränkt sich nun mehr auf die
Forderung der Haftverbesserung. Das Ziel aller Aktionen stellt in den ersten Jahren
einzig und allein die "US/NATO-Militärmaschine" dar. Später "besinnt" man sich dann
aber doch wieder auf herkömmliche politische Feindbilder.
Aktionen siehe Anhang III
Verfasser: Andreas Lämmle
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6 Auflösung
Am 20. April 1998 geht bei der Nachrichtenagentur Reuters ein achtseitiges
Schreiben ein, das später als zweifelsfrei als von der RAF stammend identifiziert
werden kann. Darin ist folgendes zu lesen: ,,Vor fast 28 Jahren, am 14. Mai 1970,
entstand in einer Befreiungsaktion die RAF: Heute beenden wir dieses Projekt. Die
Stadtguerilla in Form der RAF ist nun Geschichte." Dem vorausgegangen war am 5.
Mai des Jahres 1992 die so genannte "Kinkel-Initiative", in der der damalige
Außenminister Klaus Kinkel auf dem Drei-Königs-Treffen der FDP erklärt: "Der Staat
muss dort, wo es angebracht ist, zur Versöhnung bereit sein." Er verdeutlicht damit,
dass nach neuer Rechtslage eine vorzeitige Haftentlassung auch für RAFGefangene in Betracht kommt. Am 10. April erklärt die RAF, sie werde die
"Eskalation zurücknehmen" und "Angriffe auf Repräsentanten aus Wirtschaft und
Staat" vorerst nicht mehr verfolgen, weil sie eine politische Diskussion führen wolle.
Im "August-Papier" gesteht die RAF letztendlich, dass es ihr nicht gelungen sei, den
"Front"-Gedanken aus dem Mai-Papier zu verwirklichen und dass sie zu dem
Schluss gekommen sei, dass ihr eingeschlagener Weg (der Ermordung von
Wirtschafts- und Staatsrepräsentanten) nicht zum Erfolg führen könne.
Am 27. März 1993 sprengt die RAF (Kommando Katharina Hammerschmidt) in ihrer
letzten geplanten Aktion mit 200 Kilogramm Sprengstoff die kurz vor der Einweihung
stehende JVA Weiterstadt. Der Schaden beläuft sich noch einmal auf rund 50
Millionen Euro. Menschen kommen nicht zu Schaden. Zum letzten Schusswechsel
zwischen RAF und Polizei kommt es am 27. Juni 1993 in Bad Kleinen bei dem
Versuch der Festnahmen von Wolfgang Grams und Birgit Hogefeld. Hierbei kommen
Grams und ein GSG9-Beamter ums Leben. Hogefeld wird verhaftet.
Verfasser: Andreas Lämmle
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Fachlicher Teil
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7 aktueller Bezug
Die RAF ist rund 25 Jahre nach ihrer Auflösung wieder in aller Munde. Für allerhand
Gesprächsstoff sorgte vor allem eine Kollektion des Modelabels Tussi Deluxe, die
nicht nur den Namen "Prada-Meinhof" trägt sondern auch RAF-Symbole zeigt.
Ebenfalls für allerhand Diskussion sorgte im Herbst des Jahres 2002, wie bereits
eingangs erwähnt der Rummel um das Gehirn von Ulrike Meinhof. Das Organ war
nach dem Tod Meinhofs 1976, wie sich herausstellte nicht mitbeerdigt worden
sondern diente dem Tübinger Neurologen Jürgen Pfeiffer bis dato zu
Untersuchungszwecken. Meinhof-Tochter Bettina Röhl stellte prompt und mit Erfolg
Strafanzeige wegen Störung der Totenruhe und das Gehirn ging in ihren Besitz über.
Verfasser: Andreas Lämmle
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Polizeischule Lahr
Literatur- und Quellenverzeichnis
Literatur- und Quellenverzeichnis
Literatur
Stefan Aust - Der Baader Meinhof Komplex (1998)
Butz Peters - RAF / Terrorismus in Deutschland (1993)
Gerhard Wisnewski, Wolfgang Landgraeber, Ekkehard Sieker - Das RAF-Phantom
(1997)
Rolf Uessler - Die 68er: "Macht kaputt, was Euch kaputt macht!" (1998)
Rote Armee Fraktion - Geschichte und Materialien zur Geschichte der RAF (1997)
Dorothea Hauser - Baader und Herold (1997)
Inge Viett - Nie war ich furchtloser (1996)
Presse
Spiegel Nr. 05/97
Spiegel Nr. 05/01
Spiegel Nr. 35/02
Spiegel Nr. 43/02
Spiegel Nr. 44/02
Badisches Tagblatt, Ausgabe 21.04.1998
Badisches Tagblatt, Ausgabe 22.04.1998
Badisches Tagblatt, Ausgabe 22.04.2002
Badische Zeitung, Ausgabe 31.08.2002
Badische Zeitung, Ausgabe 09.11.2002
Badische Zeitung, Ausgabe 13.11.2002
Badische Zeitung, Ausgabe 14.11.2002
Badische Neueste Nachrichten, 22.04.1998
Polizei Digest Nr. 1/83
Stern Nr. 42/02
Max Nr. 5/01
Verfasser: Andreas Lämmle
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Internet
Biografien Protagonisten
http://www.rafinfo.de/biograf.shtml
http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/BaaderAndreas/index.html
http://www.baader-meinhof.com/who/terrorists/bmgang/baaderandreas.html
http://www.powercat.de/portraits/meinhof.html
http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/MeinhofUlrike/index.html
http://www.baader-meinhof.com/who/terrorists/bmgang/meinhofulrike.html
http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/EnsslinGudrun/index.html
http://www.baader-meinhof.com/who/terrorists/bmgang/ensslingudrun.html
http://www.starbuck-holger-meins.de/personen_hkm.htm
(alle Stand 01/2003)
Verfasser: Andreas Lämmle
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Anhang
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Anhang
Anhang I - Aktionen der Ersten Generation
Schon während der Phase der Vorbereitung und lange vor der geplanten Offensive
kommt es zu ersten Kontakten mit der Polizei, zu Schiessereien und zu den ersten
Toten:
Am 10. Februar 1971 geraten Astrid Proll und Manfred Grashof in Frankfurt am Main
in den ersten Schusswechsel mit der Polizei. Beide entkommen. Diesem Vorfall
folgen die erste grosse bundesweite Fahndungsaktion sowie die Forcierung der
Hetzkampagnen seitens Medien und Presse, v.a. des Springer-Verlags.
Am 15. Juli 1971 folgt die erste situative Großaktion zur Ergreifung von neun RAFTerroristen: 3.000 schwerbewaffnete Polizisten richten Kontrollstellen an beinahe
allen wichtigen Strassen Norddeutschlands ein. Bei dem Versuch, sich einer dieser
Polizeikontrollen zu entziehen, wird Petra Schelm von Polizeibeamten erschossen.
Weitere Personen aus vermeindlichem RAF-Umfeld sollten im Laufe des nächsten
Jahres ihren Widerstand mit dem Leben bezahlen: Student Georg von Rauch am
4.12.1971, Thomas Weisbecker am 2.3.1972 sowie der völlig unbeteiligte britische
Handelsvertreter Ian McLoed am 25.6.1971. Aber auch seitens der Staatsorgane gibt
es Tote zu beklagen: Bei einer Personenkontrolle wird am 22.10.1971 Norbert
Schmidt erschossen, Täter bis dato unbekannt. Am 22.12.1971 wird nach einem
Überfall auf die Bayrische Hypotheken- und Wechselbank in Kaiserslautern, bei dem
die RAF rund 68.425 Euro erbeutet, der Polizeibeamte Herbert Schoner erschossen.
Am 3. März 1972 erschiesst Manfred Grashof in Hamburg im Rahmen eines
Schusswechsels Kriminalhauptkommissar Hans Eckhardt. Grashof selbst überlebt
schwerverletzt und kann zusammen mit Wolfgang Grundmann verhaftet werden.
Die "Offensive" beginnt am 11.5.1972 in Form eines Bombenanschlags auf das
Hauptquartier des V. Corps der US-Armee in Frankfurt am Main, bei dem 1 Mensch
getötet und 13 weitere verletzt werden. Wenige Tage später bekennt sich ein
"Kommando Petra Schelm" zu dem Anschlag, benannt nach der Friseurin, die am 15.
Juli 1971 in Hamburg ums Leben kam.
Am 12. Mai 1972 explodieren in der Polizeidirektion Augsburg zwei weitere Bomben,
sieben Menschen werden verletzt. Am gleichen Tag sprengt das "Kommando
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Thomas Weisbecker", benannt nach dem am 2. März 1971 getöteten RAF-Mitglied,
eine Autobombe vor dem Landeskriminalamt in München, 10 Menschen werden
verletzt und es entsteht ein Sachschaden von umgerechnet über 300.000 Euro.
Am 15. Mai 1972 explodiert eine Bombe unter dem VW Käfer von Bundesrichter
Wolfgang Buddenberg, der für die Ermittlungen gegen die RAF zuständig ist.
Buddenbergs Ehefrau wird hierbei schwer verletzt. Ein "Kommando Manfred
Grashof", benannt nach dem am 3.3.1972 verletzten und verhafteten RAF-Mitglied,
übernimmt später die Verantwortung.
Am 19. Mai 1972 explodieren 2 Bomben des "Kommando 2. Juni" (Todestag des
Studenten Benno Ohnesorg im Jahre 1967) im Verlagshaus des Springerverlags in
Hamburg und verletzen 38 Menschen. Vorläufiger Schlusspunkt der "Mai-Offensive"
stellt am 24. Mai 1972 der Anschlag auf das Hauptquartier der US-Landstreikräfte in
Heidelberg dar. Zwei Autobomben des "Kommando 15. Juli" (15.7.1971: Todestag
Petra Schelm) töten drei US-Soldaten und verletzen 5 weitere teils schwer. Am 28.
März 1977 sollten für diese sechs Anschläge Andreas Baader, Gudrun Ensslin und
Jan-Carl Raspe vom OLG Stuttgart zu lebenslanger Haft verurteilt werden. Holger
Meins und Ulrike Meinhof sind zu diesem Zeitpunkt bereits tot.
Spätestens seit dieser Serie von Anschlägen sprach man von der RAF öffentlich als
dem "Staatsfeind Nr. 1". Im Rahmen des nochmalig gesteigerten
Fahndungsaufwands (in Form von Strassensperren, Wohnungsdurchsuchungen,
Räumungen von besetzten Häusern und Jugendzentren betrifft dies erstmals auch
den Sympathisantenkreis) gelingt es der Polizei bis zum 9. Juli 1972 beinahe die
gesamte RAF festzunehmen: Andreas Baader, Holger Meins und Jan-Carl Raspe in
Frankfurt (1.6.), Gudrun Ensslin in einer Boutique in Hamburg (7.6.), Brigitte
Mohnhaupt und Bernhard Braun in Berlin (9.6.), Ulrike Meinhof und Gerhard Müller in
Hannover-Langenhagen (15.6.) sowie Klaus Jünschke und Irmgard Möller in
Offenbach (9.7.)
Verfasser: Andreas Lämmle
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Anhang II - Aktionen der Zweiten Generation
Am 24.04.1975 besetzt das "Kommando Holger Meins", bestehend aus Lutz Taufer,
Karl-Heinz Dellwo, Bernhard Rößner, Hanna Krabbe, Siegfried Hausner und Ulrich
Wessel als erste "Amtshandlung" die deutsche Botschaft in Stockholm. Gefordert
wird die Freilassung von 26 inhaftierten RAF-Kadern, u.a. dem kompletten Kern. Die
Besetzung endet mit der Erschiessung zweier Diplomaten: Militärattaché Andreas
von Mirbach und den Botschaftsrat Heinz Hillegart, weil einer der im
Botschaftgebäude angebrachten Sprengsätze versehentlich gezündet wird. Ulrich
Wessel stirbt sofort, Siegfried Hausner erliegt während seiner Auslieferung nach
Deutschland.
Am 09.05.1976 wird Ulrike Meinhof tot in ihrer Zelle aufgefunden. Die genauen
Umstände sind bis heute unklar. Offiziell verlautet die Todesursache "Genickbruch
durch eigenhändiges Erhängen am Zellengitter". Ein später einberufenes
unabhängiges "internationales Untersuchungskomitee" glaubt jedoch, einen
herbeigeführten Tod beweisen zu können. Feststeht, dass beide Obduktionen, zum
einen letztgenannte und zum anderen die staatliche direkt nach dem Auffinden
jeweils fehlerhaft durchgeführt worden sind. Am Begräbnis Ulrike Meinhofs auf dem
evangelischen Friedhof der Dreifaltigkeitsgemeinde in Berlin-Mariendorf beteiligen
sich 5.000 Menschen.
Am 30.11.1976 ergreift die Polizei auf der Autobahn bei Butzbach (Hessen) Siegfried
Haag und Roland Mayer. Bei der Durchsuchung ihres Kfz können die Pläne und
Aufzeichnungen über mehrere geplante Aktionen sichergestellt werden, die später
als die "Haag/Mayer-Papiere" bezeichnet werden sollten.
Die zweite Generation plant für das Jahr 1977 ihrerseits eine Offensive.
Am 08.02.1977 wird Brigitte Mohnhaupt, später als der Kopf der zweiten Generation
wieder gesucht, aus der Haftanstalt Bühl entlassen.
Die Offensive beginnt am 07.05.1977 mit der Ermordung von Generalbundesanwalt
Siegfried Buback in Karlsruhe. Als dessen Wagen, besetzt mit Fahrer Wolfgang
Göbel sowie Buback und dem Chef der Fahrbereitschaft der Bundesanwaltschaft,
Georg Wurster im Fond, auf dem Weg zum Bundesgerichtshof an einer roten Ampel
hält, stoppt eine schwere Suzuki rechts auf der Abbiegespur neben dem Mercedes.
Fahrer und Beifahrer sind schwarz gekleidet, Gesichter kann man aufgrund
Verfasser: Andreas Lämmle
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schwarzer Visiere nicht erkennen. Plötzlich zieht der Beifahrer eine automatische
Waffe und feuert in den Wagen. Göbel stirbt sofort, Buback am Strassenrand und
Wurster später im Krankenhaus. Ein "Kommando Ulrike Meinhof" bekennt sich wenig
später. Im Prozess zu dieser Tat werden alsbald Knut Folkerts, Christian Klar und
Brigitte Mohnhaupt verurteilt. Bei Günter Sonnenberg sieht man aufgrund weiterer
Verurteilungen zu lebenslanger Haft von einer Strafverfolgung ab. Am 28.3.1977
endet nach zwei Jahren der Prozess gegen Baader, Ensslin und Jan-Carl Raspe mit
jeweils lebenslanger Haft, wegen gemeinschaftlich begangenen 4 Morden und
Mordversuchen in 34 Fällen.
Am 30. Juli 1977 erschiesst die RAF den Chef der Dresdner Bank, Jürgen Ponto in
seinem Haus in Oberursel beim Versuch, ihn zu entführen. Am 15.8.1977 bekennt
sich eine Freundin von Pontos Tochter Corinna und gute Bekannte der Familie,
Susanne Albrecht namentlich "aus einem Kommando der RAF" zu dieser Tat.
Verurteilt werden später: Brigitte Mohnhaupt, Christian Klar, Peter-Jürgen Boock,
Sieglinde Hofmann und Susanne Albrecht. Das Verfahren gegen Adelheit Schulz
wird wieder aufgrund weiterer Verurteilungen zu lebenslanger Haft eingestellt.
Am 25. August entdeckt die Polizei in einer Wohnung in Karlsruhe eine auf die
Bundesanwaltschaft gerichtete Raketenabschussanlage, deren Zeitautomatik
offenbar versagt hatte. Später stellt sich heraus, dass Peter-Jürgen Boock den
Wecker absichtlich nicht aufgezogen hatte. Es folgt die heisseste Phase des
Kampfes zwischen RAF und der Bundesrepublik, die später als der sog. "Deutsche
Herbst" in die Geschichte eingehen sollte.
05.09.1977: Das "Kommando Siegfried Hausner" entführt in Köln den Präsident des
Arbeitgeberverbands und des Bundesverbands der deutschen Industrie, HannsMartin Schleyer. Bei der Entführung sterben im Kugelhagel: Die Sicherheitsbeamten
Reinhold Brändle, Roland Pieler, Helmut Ulmer und der Fahrer Schleyers, Heinz
Marcicz. Forderung der RAF ist die Freilassung der einsitzenden RAF-Gefangenen.
Am 22.09.1977 erschiesst Knut Folkerts in Utrecht (Holland) einen Polizeibeamten
und wird festgenommen.
Am 13.10.1977 entführt das "Kommando Martyr Halimeh" der "Volksfront zur
Befreiung Palästinas" (PFLP) die Lufthansamaschine "Landshut" auf ihrem Flug von
Mallorca nach Frankfurt und fordert unter anderem auch die Freilassung der RAFVerfasser: Andreas Lämmle
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Gefangenen. Der Anführer des Kommandos, Zohair Youssif Akache erschiesst drei
Tage später in Aden Pilot Jürgen Schumann.
Am 18.10.1977 stürmt auf dem Flughafen von Mogadischu die GSG-9 die entführte
Maschine, erschiesst drei der Entführer und befreit alle Geiseln. Die überlebende
Terroristin Souhaila Andrawes wird am 25.4.1978 in Somalia zu 20 Jahren Haft
verurteilt. In der Nacht desselben Tages begehen Andreas Baader, Gudrun Ensslin
und Jan-Carl Raspe in ihren Zellen in der JVA Stuttgart-Stammheim Selbstmord.
Tags darauf wird die Leiche Hanns-Martin Schleyers im Kofferraum eines Audi 100 in
Mühlhausen (Elsass) aufgefunden. Später in diesem Fall verurteilt: Peter-Jürgen
Boock, Rolf Clemens Wagner, Brigitte Mohnhaupt, Christian Klar, Adelheid Schulz
und Stefan Wisniewski. Bei Rolf Heissler und Angelika Speitel sieht die
Bundesanwaltschaft wegen weiterer verhängter lebenslänglicher Haftstrafen von
einer Verurteilung ab. Ebenfalls zu keiner Anklage kommt es bei Knut Folkerts, der in
den Niederlanden zu lebenslanger Haft verurteilt ist. Willy Peter Stoll wird am
6.9.1978 bei dem Versuch, sich seiner Festnahme zu entziehen, erschossen.
Am 11. Mai 1978 werden Brigitte Mohnhaupt, Peter-Jürgen Boock, Sieglinde
Hofmann und Rolf Klemens Wagner in Jugoslawien festgenommen, im November
allerdings "in ein Land ihrer Wahl" wieder entlassen. In Kerkrade (Niederlande)
erschiessen RAF-Mitglieder am 1. November 1978 zwei Zollbeamte und verletzen
einen schwer. Das "Kommando Andreas Baader" verübt am 25. Juni 1979 in Brüssel
mit 20 kg Sprengstoff einen Anschlag auf NATO-Oberbefehlshaber General
Alexander Haig. Zwei Leibwachen erleiden mittelschwere Verletzungen, Haig bleibt
unverletzt. Am 31. August 1981 verübt das "Kommando Sigurd Debus" (benannt
nach einem währed eines Hungerstreiks verstorbenen RAF-Mitglieds) einen
Bombenanschlag auf das Hauptquartier der US-Luftstreitkräfte in Ramstein/Pfalz. 14
Menschen werden verletzt und es entsteht ein Sachschaden in Höhe von rund 3,6
Mio. Euro. Am 15. September 1981 entgeht US-General Frederik Kroesen nur knapp
einem Raktenanschlag des "Kommando Gudrun Ensslin" und damit dem letzten
Anschlag der zweiten RAF-Generation. Es folgen zahlreiche Verhaftungen, unter
anderem: Brigitte Mohnhaupt, Adelheit Schulz, Christian Klar und Helmut Pohl.
Verfasser: Andreas Lämmle
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Anhang III - Aktionen der Dritten Generation
Die Dritte Generation startet ihre Anschlagsserie mit dem missglückten Versuch
eines Anschlags auf die NATO-Schule in Oberammergau. (18.12.1984 "Kommando
Jan Raspe"). Am 1. Februar 1985 ermordet das "Kommando Patsy O'Hara" in
Gauting bei München MTU-Chef Ernst Zimmermann. Um in den Besitz seines
Ausweises zu kommen, erschiesst man am 7. August 1985 den US-Soldaten Edward
Pimental. Einen Tag danach verübt das "Kommando George Jackson" einen
Bombenanschlag auf die US-Airbase in Frankfurt am Main: Zwei Tote, elf Verletzte
und rund eine halbe Millionen Euro Sachschaden. Durch eine Sprengladung am
Strassenrand ermordet ein "Kommando Mara Cagol" am 9. Juli 1986 in Strasslach
Siemens-Vorstandsmitglied Karl-Heinz Beckurts und seinen Fahrer Eckhart Groppler
auf dem Weg zur Arbeit. Drei Monate später, am 10. Oktober 1986 fällt der
Abteilungsleiter des Auswärtigen Amts, Gerold von Braunmühl in Bonn einem
Anschlag des "Kommando Ingrid Schubert" zum Opfer. Am 30. November 1989
ermordet ein "Kommando Wolfgang Beer" den Vorstandssprecher der Deutschen
Bank, Alfred Herrhausen in Bad Homburg mit einer Sprengladung am Strassenrand.
Am 27. Juli 1990 entgeht Innenstaatssekretät Hans Neusel in Bonn um Haaresbreite
einem Anschlag des "Kommando José Manuel Sevillano". Am 1. April 1991
erschiesst ein Scharfschütze der RAF ("Kommando Ulrich Wessel") Treuhandchef
Detlev Karsten Rohwedder in seinem Haus in Düsseldorf-Oberkassel. Der letzte
Anschlag der Dritten Generation wie der RAF überhaupt findet 27. März 1993 mit der
Sprengung der kurz vor der Einweihung stehenden JVA Weiterstadt statt, ein
"Kommando Katharina Hammerschmidt" mit 200 Kilo Sprengstoff verübt und einen
Sachschaden von rund 50 Millionen Euro verursacht.
Verfasser: Andreas Lämmle
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Anhang IV - Bilder
Andreas Baader
Ulrike Meinhof
Gudrun Ensslin
Hanns Martin Schleyer
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Erklärung
Erklärung
Hiermit erkläre ich, dass ich diese Arbeit selbstständig angefertigt
habe. Die von mir verwendeten Hilfsmittel und Quellen sind als
solche kenntlich gemacht.
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