Unfallverhütung in der Waldpädagogik

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Wichtig: Unfallverhütung (auch) in der Waldpädagogik
10.12.10
Kürzlich starb im Bundesland Rheinland-Pfalz ein kleines Mädchen,
als ihre Kindergruppe einen Holzpolter erkletterte.
Solche schlimmen Geschehnisse machen uns immer wieder den
berühmten „Gang auf Messers Schneide“ deutlich:
Einerseits soll (auch) beim Walderleben der menschlichen Kreativität,
dem Erkenntnishunger, Bewegungsdrang, Wunsch nach Abenteuer
und Spannung … Raum gegeben werden, andererseits ist aber alles
Erdenkbare zu tun, um Unfälle zu vermeiden.
Unser Wald ist Bildungsgut geworden
Der Wald unserer Heimat wird derzeit bekanntlich immer mehr zum Bildungsgut. In seiner multifunktionalen
Beanspruchung mutiert der bisher gewohnte „Dreiklang“ von Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen damit zum
erfolgreichen „Vierling“.
Wenn jedoch Bildung im und am Beispiel Wald gelingen soll, so sollte sie speziell Kindern auch die Möglichkeit
geben, seelische, körperliche und geistige Potenziale so zu entfalten, dass sie zu erfüllten Menschen werden
können.
Bewegung tut Not!
Dazu gehört heute und im Zeitalter von „Glotze, PC & Handy“ mehr denn je: der Wald muss dem Menschen
(auch) „Bewegungsraum“ sein!
Der Stellenwert von gesunder körperlicher Entwicklung durch ausreichende Beweglichkeit hat sich in den letzten
Jahren immer mehr erhöht. Denn: die zunehmenden Rücken-, Herz- und Kreislauferkrankungen sowie Anteile
übergewichtiger Menschen sind allgemein bekannt. Hier kann man gegensteuern, und das sollte möglichst früh
geschehen. Gerade der noch in der Entwicklung befindliche Mensch benötigt zur Ausbildung funktionstüchtiger
und leistungsfähiger Organe und Gliedmaßen ausreichende körperliche Reize.
Man geht heute davon aus, dass Kinder zum Aufbau ihrer organischen Funktionen eine tägliche zwei- bis
dreistündige intensive Bewegung benötigen! Hierfür ist unter normalen Umständen vorgesorgt: Der bei Kindern
und Jugendlichen naturgegebene Drang nach Toben, Rennen, Klettern, Springen, Balancieren … braucht nur
genügend Raum und Gelegenheit zum Ausleben. Ist dies aufgrund der bekannten Umstände in einer technischmedialen Welt nicht mehr in ausreichendem Maß gegeben, kommt es zu Schäden in der körperlichen sowie
geistigen und seelisch-emotionalen Entwicklung der Menschen.
„Begreifen" geschieht durch „Greifen"
Die kindliche Neugier ist groß, das Gehirn eines Heranwachsenden noch plastisch und erfahrungshungrig:
es nimmt Eindrücke leicht auf und lernt schnell, komplexe Muster im Gedächtnis zu speichern. Beim Anfassen,
Fühlen, Riechen, Schmecken, Hören, Sehen, Balancieren, Klettern … in ihrer natürlichen Umwelt erfahren Kinder
aktiv die Natur, ihre Mitmenschen und ihren eigenen Körper. Sie trainieren damit ganz unbewusst, was sie später
ein Leben lang können müssen. Das "Be-Greifen" von Gegenständen aktiviert den Tastsinn und damit das
Verständnis für Formen.
Nur in der "greifbaren" Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt können sich Kinder über die Wahrnehmung mit
allen Sinnen wirklichkeitsnahe Lebenszusammenhänge selbst erschließen und damit "Erfahrungen aus erster
Hand" machen. „Fern-sehen", „Fern-Hören", das Dauerverweilen an PC-Monitoren und Spielkonsolen oder
unentwegtes „Handy-Simsen“ können dieses "Natur-Greifbare" niemals ersetzen!
Damit Kinder jedoch „Natur greifen“ können, brauchen sie Freiräume – auch im Wald.
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„Doktor Wald“ – Risiken und Nebenwirkungen
So sehr wir uns alle in dieser Hinsicht bei „Doktor Wald“ in guter Obhut wissen – völlig ohne Risiken und
Nebenwirkungen ist der Aufenthalt hier bekanntlich nicht, selbst wenn er fachlich betreut wird,
und auch das Nebeneinander der verschiedenen Ansprüche an den Wald kann nicht immer reibungsfrei
gelingen: Es gilt giftige Pflanzen und Pilze zu meiden, lästigen Parasiten auszuweichen, Wind- oder Schneebruch
zu beachten … und eben auch zu berücksichtigen, dass Wald in Deutschland weiterhin Arbeitsplatz und Ort des
Wirtschaftens ist.
Aber nicht nur bei direkten „Wald-Aktivitäten“ – auch in waldpädagogischen Einrichtungen und speziell
Außenanlagen wie Walderlebniswelten, Waldlehrgärten, Schulwäldern, Waldtheatern, Waldlehrpfaden und
anderen „Grünen Lernorten“ gilt es, alle erforderlichen Sicherheitsaspekte zu beachten.
Welche aber sind das?
Lässt sich das Vorhandene einmal zusammenfassen, um den „Machern“ in der Forstwirtschaft,
Schutzgemeinschaft Deutscher Wald oder anderen „Waldprofis“ eine unerhört wichtige Handreichung zu geben,
den jungen „Bildungsort Wald“ so sicher wie möglich zu machen, ohne dabei aber die Ziele und Grundsätze der
Waldpädagogik aufweichen zu müssen?
Wer würde sich mit diesem Gebiet einmal gründlicher befassen und hierzu profilieren wollen?
Fazit:
Das Thema „Unfallverhütung in der Waldpädagogik“ ist bislang zu wenig und vor allem nicht komplex besprochen
worden, aber (auch im Interesse der aktuellen Waldpädagogik-Zertifikatsfortbildungen sehr wichtig;
für eine Diskussion wäre ich dankbar!
Übrigens:
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Der deutsche Forstunternehmer-Verband startete kürzlich eine Kinder-Sicherheitsaktion und stellte unter
www.forstunternehmer.org (auch in www.forstpraxis.de/deutsche-forstunternehmer-starten-kindersicherheitsaktion) ein Kinder-Malbuch über Gefahren im Wald ins Netz.
In unserer Naturlehrmittel-Börse (Pos. 6.2.) finden Sie weitere Hinweise zum Thema Unfallverhütung in der
Waldpädagogik, so auch den Ansatz für eine brandenburgische „Gefährdungsdokumentation
Waldpädagogik“.
Andere empfehlenswerte einschlägige Schriften speziell für geländerorientierte waldpädagogische
Einrichtungen sind:
- Themenheft „Außengelände gestalten – naturnah und sicher“
- GUV-Regelung „Gesetzliche Unfallversicherung“
- GUV-Regelung „Naturnahe Spielräume“
- GUV-Regelung „Außenspielflächen und Spielplatzgeräte“
- GUV-Regelung „Schulhöfe“
Klaus Radestock
ePost [email protected]
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