Sigmund Freud PrivatUniversität Wien Lehrstuhl für Vergleichende Vermögenskultur Der Begriff „Vermögenskultur“ kommt aus der von Univ.-Prof Dr. Thomas Druyen etablierten Vermögensforschung. Im Rahmen dieser Forschungsrichtung umfasst materieller Besitz lediglich einen Aspekt des Begriffs „Vermögen“. „Vermögend“ sind für Druyen jene Persönlichkeiten, die neben einem Teil ihres Reichtums auch ihre Fähigkeiten, ihr Know-how sowie ihr Verantwortungsgefühl und ihren Willen einsetzen, um die gesellschaftliche Entwicklung mitzugestalten. „Vermögen“ soll demnach nicht als eine Kategorie des Habens missverstanden werden; der Begriff meint vielmehr eine bestimmte Einstellung und Handlungsorientierung, konkret eine zuversichtliche Zukunftsgestaltung und präventives Handeln. „Vermögend“ im Sinne Druyens ist jemand, der durch persönliches Wollen und Können an der Ausübung von Verfügungsgewalt über gesellschaftliche Entwicklungen teilnimmt (mehr dazu siehe: Thomas Druyen (2007), „Goldkinder. Die Welt des Vermögens“, MurmannVerlag, Hamburg). Die Verwandtschaft des so verstandenen Begriffs „Vermögen“ mit dem bekannteren Begriff „Partizipation“ aus den Demokratietheorien ist offensichtlich. Die Vermögensforschung widmet sich allerdings verstärkt der Untersuchung vom philanthropischen Handeln, so der Förderung von Wissenschaft, Kultur oder Ökologie. Mit anderen Worten: Die Vermögensforschung dient der wissenschaftlichen Grundlegung philanthropischen Verhaltens und des damit verknüpften Verantwortungsbewusstseins. Im Fokus der Betrachtung stehen finanzkräftige Vermögende, die ihre Ressourcen nicht allein für sich, sondern auch für eine gedeihliche gesellschaftliche Entwicklung und allgemeines Wohlergehen aufwenden. Die Studien im Bereich der Vermögensforschung stützen sich auf eine systematische Trennung zwischen „reich“ und „vermögend“. Das finanzkräftige Fundament einer Persönlichkeit macht sie noch nicht vermögend. Solange sie aufgrund ihrer privilegierten finanziellen Stellung und auf der Basis des partizipativen Bewusstseins und eines gesellschaftlichen Verantwortungsgefühls die ihr gegebenen Möglichkeiten für die Förderung der gesellschaftlichen Entwicklung nicht ergreift, gehört sie zu den Reichen – und nicht zu den Vermögenden im Sinne Druyens. Der Lehrstuhl für vergleichende Vermögenskultur greift die bisherige theoretische wie empirische Unschärfe des Reichtumsbegriffs auf. Dieser hatte höchst unterschiedliche Personengruppen in einen Topf geworfen, was sowohl ein wissenschaftliches wie auch ein politisches Defizit offenbarte. Dadurch manifestiert sich z.B. eine erstaunliche Ignoranz gegenüber der Lebensleistung von Menschen, die wesentlich zu Wohlstand und Wachstum der Gesellschaften, in denen sie leben und wirken, beigetragen haben. Das philanthropische Verhalten dieser Menschen im Sinne der gesellschaftlichen Entwicklung und Förderung des Allgemeinwohls zeugt von einer ihnen eigenen Vermögenskultur: Die Vermögenskultur tritt dann zutage, wenn Menschen eine Verpflichtung wahrnehmen, ihr persönliches Vermögen nicht nur für sich nutzbringend anzuwenden. Auch dieser Begriff ist nicht zwingend an das Vorhandensein von materiellem Reichtum gebunden. Der Lehrstuhl für Vergleichende Vermögenskultur an der Sigmund Freud Privatuniversität in Wien widmet sich in seiner wissenschaftlichen Tätigkeit der vergleichenden Forschung zwischen den kulturellen Besonderheiten der Vermögenden in unterschiedlichen Ländern und Kulturregionen sowie den Vergleichen der unterschiedlichen konfessionellen Vorstellungen, die mit Reichtum und Vermögen einhergehen. Die konkreten Aufgabenbereiche sind: – Vergleichende Forschung zu alltäglichen Lebensbedingungen und dem Selbstbewusstsein von Reichen und Vermögenden in West- und Osteuropa, Nordamerika und Asien. Der systematische Unterschied zwischen Reichen und Vermögenden bzw. Superreichen und Hochvermögenden wird im Weiteren konkret hinterfragt; – Vergleichende Forschung zu den vielfältigen Zuwendungen, die finanzstarke Vermögende in- und außerhalb ihrer Gesellschaften leisten. Vor allem ihr Wirken in Familienunternehmen und Stiftungen sowie als Förderer von Kultur und Wissenschaft sind vom besonderen Interesse; – Vergleichende Forschung zu den Generationsverhältnissen und Nachfolgeplanungen bei finanzstarken Vermögenden; Im weiteren Verlauf der Vermögensforschung werden vergleichende Studien zur Vermögensethik bzw. den leitenden Werten des philanthropischen Handelns und zum Zusammenspiel zwischen philanthropischer Förderung durch finanzstarke Vermögende und der Politik eine wichtige Rolle spielen. Am Lehrstuhl für Vergleichende Vermögenskultur werden die wesentlichen Fragestellungen mit qualitativen Methoden (vorwiegend Tiefeninterviews mit Hochvermögenden) in den oben genannten Regionen bearbeitet. Bei Bedarf werden die qualitativen Interviews um quantitative Befragungen erweitert. Die anonymisierte Auswertung der gewonnenen Daten soll durch internationale Veröffentlichungen in Fachzeitschriften, Magazinen, Wochenzeitungen und Buchproduktionen zum Ausdruck kommen. Gleichzeitig werden die Ergebnisse auch in Lehrveranstaltungen, öffentlichen Vorträgen sowie auf wissenschaftlichen Konferenzen vermittelt. Diese Vermögensforschung setzt sich aus interdisziplinären Studien zusammen. Gefragt sind vor allem psychologische, soziologische und kulturwissenschaftliche Analysen. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Klientel der Hochvermögenden ist bisher in Europa einzigartig.