Die Universität Wien veranstaltet gemeinsam mit der

Werbung
Presseinformation:
Forschungsschwerpunkte und Thesen für das "Interdisziplinäre Forschungszentrum für
Sucht und Drogenprävention" (IZS) Ergebnisse des Symposions "Sucht und Gesellschaft" an
der Universität Wien
Die Universität Wien hielt heute Donnerstag den 7. Oktober 1999 im kleinen Festsaal der
Universität Wien gemeinsam mit der in Wien beheimateten Drogenkontrollbehörde der UNO
(UNDCP) ein Symposium zum Thema "Sucht und Gesellschaft" ab. Hintergrund des Symposions
ist die seit nunmehr bereits zwei Jahren forcierte Etablierung des das "Interdisziplinäre
Forschungszentrum für Sucht und Drogenprävention" (IZS) an der Universität Wien, eines
interdisziplinären Suchtforschungsschwerpunktes. Die Vorträge und Statements des Symposions
waren zugleich eine Art Einleitung zur Jubiläumsveranstaltung zum 20jährigen Bestehen des UNOStandortes Wien und damit ein Diskussionsbeitrag für die UN-Drogenpolitik des nächsten
Jahrtausends.
Pro-Rektor Prof. Alfred Ebenbauer betonte in seiner Eröffnungsansprache die einizigartige Chance,
die die Einrichtung des Suchtforschungsschwerpunktes der Universität Wien im internationalen
Konkurrenzfeld bieten könne. Er legt dabei auch ein klares Bekenntnis zur Spitzenforschung ab und
brachte seine Hoffnungen zum Ausdruck, dass hier für die Universität Wien ein auch international
einzigartiges Forschungs- und Lehrprogramm zur wissenschaftlichen Elitenbildung im
Suchtforschungsbereich entstehe.
Der offizielle Vertreter der UNDCP, Dr. Sandeep Chwawla, drückte seine Hoffnung aus, dass die
Kooperation mit der Universität Wien wirkungsvollere Maßnahmen bei der Bekämpfung bzw.
Kontrolle von Sucht bzw. Drogen ermöglichen könne und schilderte detalliert die teils gigantischen
Ausmaße der weltweiten, jährlichen Drogenproduktion und -konsumption.
Mehr als 50 ForscherInnen verschiedenster Fakultäten der Universität Wien haben bisher an
unterschiedlichsten Vorbereitungsaktivitäten zu dieser Forschungsschwerpunktsetzung
mitgearbeitet. Das Symposion selbst diente unter anderem dem Ziel, die unterschiedlichsten
wissenschaftlichen Disziplinen in einem gemeinsamen, übergreifenden Forschungsansatz
einzubinden und interdisziplinäre Forschungsfelder wechselseitig zu definieren. Dabei standen
Fragen nach den gesellschaftlichen Hintergründen, mögliche Präventionsmaßnahmen sowie
Aspekte der Diagnose und Therapie von Sucht und Drogenmißbrauch im Mittelpunkt. dreier
wissenschaftlicher Workshops.
Die von drei renommierten Forscherpersönlichkeiten der Universität Wien geleiteten Workshops
kamen zu folgenden Ergebnissen, die der Öffentlichkeit im Rahmen einer Podiumsdiskussion
(12:00 Uhr, kleiner Festsaal) in Form eines Kommuniques präsentiert wurden.
Arbeitskreis 1: Sucht und Gesellschaft
Prof. Dr. Birgit Bolognese Leuchtenmüller (Inst. f. Wirtschafts und Sozialgeschichte):
- Unabdingbare Notwendigkeit von Äquidistanz hinsichtlich der Fragen nach Motiven von
Sucht einerseits wie hinsichtlich der Fragen zu den Motiven der Kontrolle von Drogen
andererseits.
"Vom sozialwissenschaftlichen Standpunkt her ist die Drogendiskussion nur dann effektiv zu
führen, wenn man einige fundamentale Gegebenheiten anerkennt: Das seit jeher existierende
Grundbedürfnis der Menschen nach leichterer Alltagsbewältigung einerseits und andererseits nach
Erfahrungen, die über die Alltagsrealität hinausreichen. Unser gegenwärtiges Drogenverständnis,
das nur die "illegalen" Drogen im Auge hat, reicht nicht aus, um alle Formen möglicher
Abhängigkeiten zu erklären. Wir müssen das Drogenproblem in einem wesentlich weiteren
Zusammenhang begreifen; nämlich auch im Hinblick darauf, wie unsere Gesellschaft generell
mit Leidenszuständen aller Art, mit Krankheiten, mit Verlusterlebnissen etc. umgeht.
Drogenkonsum stellt in diesem Zusammenhang nur eine von vielen Bewältigungsstrategien dar."
Arbeitskreis 2: Sucht-Diagnose-Prozeß
Prof. Dr. Otto-Michael-Lesch (Universitätsklinik für Psychiatrie)
- "Richtige" Zuteilung der Forschungsgelder zu Früherkennung und zur vernetzten Therapie
"Die Diagnose Abhängigkeit entsprechend den international gebräuchlichen
Klassifikationskonzepten ICD 10 (der WHO) oder DSM IV (der Amerikanische psychol.
Gesellschaft) beschreibt eine sehr heterogene Gruppe von PatientInnen. Beide System sind für die
Therapie selbst untauglich, da sie für die Diagnostik (und somit für die notwendige Wahl der
richtigen Therapie) viele Faktoren unberücksichtig lassen.
Frühe Intervention aber verbessert die Ergebnisse, späte Intervention benötigt viel biologische,
psychologische, therapeutische und soziale Kompetenz. Das Forschungprogramm der Uni Wien
muß und wird die Kompetenzen im Bereich Diagnostik und Therapie verbessern und so auch die
"richtige" Zuteilung der Forschungsgelder zu Früherkennung und zur vernetzten Therapie lenken."
Arbeitskreis 3: Prävention
Prof. Dr. Alfred Springer (Universitätklinik für Psychiatrie, Leiter des Ludwig Boltzmann-Institutes
für Suchtforschung/Wien )
- Kooperation zwischen Forschung, Praxis und Politik eröffnen, Resultate der
Spitzenforschung in den politischen Diskurs einbringen
"Sinnvoll angewandte Prävention des Drogenmißbrauchs bedarf einer umfassenden
wissenschaftlichen Basis, die der Komplexität der Suchtphänomene gerecht wird. Diese Basis ist
idealer Weise durch interdisziplinäre Forschung zu erreichen. Diese wieder sollte kontinuierlich
erfolgen. Ihre Resultate sollten in den politischen Diskurs eingebracht werden und eine Kooperation
zwischen Forschung, Praxis und Politik eröffnen."
Die DiskutantInnen kamen zudem gemeinsam zu dem Ergebnis, dass die besondere Stärke der
Universität Wien eben diese angestrebte Multidisziplinarität darstelle. Diese Kapazität solle in
Zukunft verstärkt für gesellschaftlich und volkswirtschaftlich bedeutende Problemstellungen
eingesetzt werden. Das Interdisziplinäre Forschungszentrum für Sucht und Drogenprävention (IZS)
stellt also ein Modell eines gesamtuniversitären interdisziplinären Forschungsblockes dar, in dem
auch neue Forschungsstrategien verwirklicht werden sollen. Die Nähe zu anderen
Forschungseinrichtungen und zur UNDCP in Wien sind weitere positive Faktoren für die
Einrichtung dieses Forschungszentrums. Das IZS soll es der Universität Wien ermöglichen, in der
österreichischen und internationalen Forschungslandschaft im Bereich Sucht eine anerkannte
Position einzunehmen und als Kooperationspartner für öffentliche und private Stellen an
Attraktivität zu gewinnen.
Für den Inhalt verantwortlich: Bernd Matouschek
Kontakt für weitergehende Informationen zum IZS: Dr. Helmut Schramke, Tel:+43 1 4277 18111,
E-mail: [email protected]
Kurzinformationen zum SYMPOSIUM SUCHT UND GESELLSCHAFT siehe
Veranstaltungskalender "EVENTOS" http://www.univie.ac.at/UND/Eventos/test/Eventos.html oder
http://www.univie.ac.at/Ausseninstitut/sucht/)
Herunterladen