Schröder im Iran :

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Gerhard Schröder im Iran:
Dialog oder Krieg
Der Besuch des ehemaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder im Iran hat in Deutschland eine
heftige Auseinandersetzung ausgelöst. Warum wird diese Reise von der Führung des Zentralrates
der Juden in Deutschland verunglimpft? Dies hat verschiedene Gründe, die ausschließlich
geostrategischer und machtpolitischer Natur sind. Hier eine Stellungnahmen des Friedensforschers
Hamid Reza Yousefi und des Verantwortlichen Redakteurs Tacheles-Regional Richard Pestemer.
Es gibt drei Erscheinungen, welche die Weltpolitik stark gefährden:
1. die US-amerikanische und christlich-fundamentalistische Globalisierungsbestrebung nach
eigenem alleinseligmachenden Muster, welche auch durch kriegerische Mittel und im Gewande der
Demokratie und des Humanismus in aller Härte umgesetzt wird. Dieser verhängnisvolle Anspruch
wird aber, was die Wahl von Obama zum US-Präsidenten belegt, mehrheitlich hinterfragt.
2. durch Zionismus, der einen jüdischen Gottesstaat in schillernder und moderner Form propagiert
und praktiziert wird. Gegenwärtig werden die dramatischen Holocauserfahrungen von der
aggressiven Variante des Zionismus ungeniert mißbraucht, um alternativlos den jüdischen Gottesstaat
zu rechtfertigen.
Jegliche Kritik am Zionismus und somit den Anspruch auf Alleinvorherrschaft Israels im Nahen
Osten wird als ›antisemitisch‹ diffamiert, um einen interkulturellen, interreligiösen und politischen
Dialog im Keime zu ersticken. Aber auch selbst in Israel gibt es dialogbereite Kräfte für den
Brückenschlag zwischen Arabern, Palästinensern und Israelis.
3. Islamismus, der im Namen der Religion als eine völlig verfehlte Antwort auf diese Erscheinungen
reagiert bis hin zu menschenverachtenden und unentschuldbaren Terrorismus. Auch in islamischen
Kulturregionen gibt es viele Menschen, aus Politik, Kultur und Wissenschaft, die bemüht sind, einen
umfassenden Friedensdialog mit allen Seiten in Gang zu bringen.
Deshalb kann mit Recht darauf hingewiesen werden, daß diese Triade der Gewalt dazu beigetragen
hat, daß viele nicht mehr zwischen dem Amerikanismus und Christentum, zwischen dem Zionismus
und Judentum und zwischen dem Islamismus und Islam unterscheiden. Diese dialogunwilligen und
herrschaftsorientierten Ideologien fürchten einen offenen Dialog wie der Teufel das Weihwasser.
Wer die Geschichte kennt, kann bestätigen, daß auch Menschen wie Willi Brandt, die Dialoge mit
dem Osten angestrebt haben, massiv beschimpft worden sind. Was wollte Brandt? ›Wandel durch
Annäherung‹. Mehr nicht. Ein Ergebnis dieser Bemühungen war die allmähliche Einheit Europas.
Heute gehört Brandt zu Recht zu den Friedensfiguren Europas. Er verfolgte einen Dialog nach außen,
um die Verhältnisse zwischen den Staaten zu bessern. Auch mit dem vermeintlichen Feind muß also
geredet werden. Das ist die einzige Möglichkeit, um dauerhafte Frieden herbeizuführen.
Nun ist der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder als Privatmann aufgrund einer Einladung
des Direktors des ›Instituts für Neurochirurgie in Hannover‹, Prof. Dr. Dr. h.c. Madjid Samii in den
Iran gereist. Er verfolgt unterschiedliche Ziele, die nicht politischer Natur sind, sondern
wissenschaftlicher und geschäftlicher. Dazu gehören vordergründig eine Rede vor der iranischen
Industrie- und Handelskammer und die Teilnahme an der Gründungsveranstaltung eines
neurologischen Zentrums im Iran, das Samiis Namen trägt. Weil Schröder im Iran ein hohes
politisches Ansehen genießt, will er auch mit der politischen Führung des Landes über mögliche
Wege aus der Krise beraten. Das ist eine ehrenvolle Sache.
Die zionistische Führung des Zentralrates der Juden in Deutschland beansprucht alle in Deutschland
lebenden Juden zu vertreten. Diese Führung hat massiv versucht durch die Beeinflussung der Medien
die Reise des ehemaligen Bundeskanzlers in den Iran, mit dem Hinweis, daß ein Dialog mit einem
Holocaustleugner nicht zu führen sei, zu verhindern. Dabei wissen sie, daß Ahmadinejad und die
Führung in Teheran in Wahrheit den Holocaust und das Existenzrecht Israels nicht in Abrede gestellt
hat. Die Ahmadinejads Ansichten im Original belegen dies:
Die Originalrede von Herrn Ahmadinejad zum Thema Holocaust
http://www.youtube.com/watch?v=Rr04SQ97_Q&feature=PlayList&p=BEA5140BEB5C6DA1&playnext=1&playnext_from=PL
&index=24
1
http://www.youtube.com/watch?v=eSfnijTMSqQ
http://www.youtube.com/watch?v=v65vhw5pkY4&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=ykd-syzZ4ZY&feature=related
Allerdings stellt Ahmadinejad die provokant erscheinende Frage, warum Palästinenser unter den
Nachwirkungen des Zweiten Weltkrieges, einschließlich des Holocausts derart leiden müssen:
Der jüdische Publizist IIan Pappe legt alles offen, was die geistige Besatzungsmacht in europäischwestlicher Welt verschweigt und zu verhindern versucht:
http://www.youtube.com/watch?v=cD9GRHB1IBw
Der Besuch Schröders im Iran und sein Gespräch mit Ahmadinejad stellt deshalb in den Augen der
zionistischen Führung des Zentralrates der Juden ein unerhöhten Tabubruch dar. Der Generalsekretär
des Zentralrats, Stephan J. Kramer, behauptet in der in Hannover erscheinenden ›Neuen Presse‹, Herr
Schröder füge dem Ansehen der Bundesregierung und der Bundesrepublik Deutschland schweren
Schaden zu. Schröder unterstütze mit einem Treffen das ›Regime‹ im Iran und den ›Diktator‹.
Schröder solle ›im Sinne der Menschenrechte‹ besser auf das Treffen verzichten, sagt der Sprecher des
Zentralrates.
Viele demokratische Bürger wissen inzwischen aber, daß Begriffe wie Menschenrechte, Freiheit,
Toleranz, freie Marktwirtschaft und Demokratie in solchen Debatten als Herrschaftsinstrumentarium
zur Anwendung kommen. Dadurch wird das Kind mit dem Bade ausgeschüttet.
Wir halten die ständigen Interventionen der Führung des Zentralrats für untragbar. Hierunter leiden
auch die jüdischen Mitbürger, welche eine Politik der Dissonanz, wie sie vom Zentralrat gepflegt
wird, nicht teilen. Die politische Korrektheit gegenüber dieser geistigen Besatzungsmacht, welche die
Innen- und Außenpolitik des Landes mitbestimmt, bedeutet eine Einschränkung der
Meinungsfreiheit.
Auch wir haben mit dem politischen System im Iran grundsätzliche Probleme – dies bedeutet nicht,
daß wir mit der Innen- und Außenpolitik in Deutschland uneingeschränkt einverstanden wären –,
aber einen Verteufelungsdiskurs gegen den Iran zu hegen, ist unverantwortlich und zutiefst
undemokratisch, da die Folge hiervon nur Krieg sein wird. Afghanistan und Irak sind unvergeßliche
Beispiele dieser kriegerischen Mentalität. Aus diesem Grunde halten wir die Reise des ehemaligen
Bundeskanzlers Gerhard Schröder für notwendig, ja sogar für unverzichtbar, weil er damit den Weg
des Dialogs sucht, der manchmal sehr schmerzlich ist.
Wenn der Zentralrat der Juden in Deutschland und in der westlichen Welt ernst genommen werden
will, muß er bei der Suche nach gemeinsamen Lösungen, den Weg des Dialogs mit den
vermeintlichen Feinden einschlagen. Wir können die Entwicklungen im Nahen Osten, Irak und
Afghanistan nicht mit zweierlei Maß messen, was de facto geschieht. Der Einsatz für Frieden
zwischen Israel und Palästina wäre sicher ein lohnenswerteres Ziel für den Zentralrat der Juden in
Deutschland, als einen Kurs der Konfrontation gegen alle diejenigen aufzunehmen, die mit dem Iran
in – wie auch immer geartete – Beziehungen treten.
Wer die Entwicklungen im Nahen Osten und überall in der Welt mit zweierlei Maß messen will, der
sucht nur Konfrontation und Krieg.
Dr. Hamid Reza Yousefi
und Richard Pestemer
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