Roman A. Siebenrock Institut für Bibelwissenschaften und Fundamentaltheologie Universität Innsbruck Was ist Religion? Zur Bestimmung eines unverwüstlichen Chamäleons. "Religion" scheint ein Schlüsselbegriff unserer Gegenwart zu werden. Er hat Bestimmungen wie "Säkularisation", "Weltgestaltung" oder "klassenlose Gesellschaft" abgelöst. So häufig das Wort 'Religion' verwendet wird, so vieldeutig wird es. Von den Marketingstrategien der Werbebranche bis zu rituellen Praktiken des neuen Schamanismus kann fast alles als religiös diagnostiziert werden. Damit zeigt sich ein bemerkenswerter Bedeutungswandel an: von einem Teilsystem moderner Gesellschaft zur alles durchdringenden Sinnbestimmung. Mein Vortrag möchte diesen neuen Sprachgebrauch analysieren und, wenigstens für die Theologie, zu korrigieren versuchen. Dazu werden einschlägige Bestimmungen aus der Religionswissenschaft, der Religionssoziologie, der Religionsphilosophie und der Theologie, nicht nur der christlichen, verwendet. Die Ausgangsthese lautet: Mit dem abstrakten Terminus 'Religion' werden bestimmte menschliche Verhaltensweisen, Meinungen und Optionen zusammengefasst. Es werden folgende Ebenen ins Auge gefasst: die lebensweltliche Bestimmung die Entfaltung und Kritik dieser 'alltäglichen', 'instinktiven' Religiosität in Ritus, Sprache und Institutionen die Unterscheidung von kulturell beschränkten und universalen Religionen die zentralen religiösen Vollzüge als Kriterium der Unterscheidung zu 'Pseudoreligionen' das Verhältnis des Christentums zum Phänomen 'Religion'