Tim Peter 2 PY Referat - Chinesische Religionen Mai 2006 Chinesische Religionen In China gibt damals wie heute 3 Hauptrichtungen des Glaubens -> Konfuzianismus, Daoismus (bzw. Taoismus), Buddhismus. Diese werden auch als die „drei Lehren“ (Sanjiao) bezeichnet wobei man sagen muss, dass das die Bedeutung des Wortes Sanjiao umstritten ist da es im Laufe der Zeit sehr vielschichtige Verwendungen gab. Sicher ist aber das die drei Glaubensrichtungen in der Geschichte Chinas oft (parallel) nebeneinander ausgeübt wurden, sich ergänzten und nicht gegeneinander ausgrenzten. Vor allem die Kaiser tolerierten die „drei“ und behandelten sie meist gleichberechtigt. Ausnahmen bilden jedoch z.B die Tang-Dynastie in der besonders Buddhistische Glaubensanhänger verfolgt und benachteiligt wurden, fast immer ist in dieser Zeit der Konfuzianismus den beiden anderen Religionen übergestellt worden; das lässt sich wohl auch damit begründen, dass im Konfuzianismus die Bereitschaft zur Untertänigkeit und Gefolgsamkeit speziell gegenüber dem Kaiser und der politischen Ämter besonders stark ausgeprägt war. Nach der Machtübernahme Mao´s 1949 hatten alle drei Strömungen unter starker Verfolgung, Unterdrückung und Verboten zu leiden, viele Tempel und Schriften sind zerstört worden, Gläubige mussten systematische Benachteiligungen hinnehmen. Glücklicherweise hat sich diese Einstellung inzwischen geändert, und man besinnt sich wieder auf alte Traditionen. Wichtig ist auch zu erwähnen, dass die beiden Glaubensformen Konfuzianismus und Buddhismus keine typischen Religionen wie z.B. das Christentum oder der Islam (monotheistisch) sind, da bei ihnen kein überweltlicher „Gott“ sondern vielmehr die Lebensführung und Ethik imVordergrund steht; sie könnten daher als eher atheistisch bezeichnet werden. „Propheten“ wie Konfuzius oder Siddhartha beziehen sich in ihren Lehren nicht auf einen Gott, sondern begründen diese mit eigenen Erfahrungen, Vernunft und zielen auf die Überzeugung des Einzelnen. Im Daoismus kann man schon eher göttliche Wesen finden, er ist von mystischer Natur und befasst sich mehr mit Entstehungsgeschichtlichen/Schöpferischen Fragen. Allerdings wird hier der Schöpfer nichteinmal annährend als Menschenähnlich sondern als ein Zustand bzw. Prinzip (Dao) beschrieben. Konfuzianismus Der Konfuzianismus wurde von dem chinesischen Philosophen Konfuzius (551 bis 479 v. Chr.) begründet. Er selber sah sich nicht als Stifter dieser Religion sondern lediglich als Überlieferer alter Lehren. Mittelpunkt dieser Lehren ist eine gute Lebensführung, praxisbezogenes Wissen und angemessene, nach den Lehren genau geregelte gesellschaftliche /soziale Beziehungen. Im Einzelnen sind das die Fünf Tugenden: Menschlichkeit Rechtschaffenheit Sittlichkeit Weisheit Aufrichtigkeit Aus denen sich Drei soziale Pflichten ableiten: Loyalität - "Untertanentreue" kindliche Pietät - "Verehrung der Eltern und Ahnen" Anstand und Sitte - Umgangsformen unter den Menschen und bei Zeremonien -1- Tim Peter 2 PY Referat - Chinesische Religionen Mai 2006 Zum erhalten der Gesellschaftlichen Ordnung wurden außerdem Fünf menschliche Elementarbeziehungen beschrieben: Vater-Sohn Fürst-Untertan Mann-Frau Älterer Bruder-jüngerer Bruder Freund-Freund Die Lehren von Konfuzius wurden später in den "fünf Klassikern" veröffentlicht: das Yijing (Buch der Wandlungen) das Shijing (Buch der Lieder) das Shujing(Buch der Urkunden) das Liji (Buch der Zeremonien) das Chunqiu (Frühlings- und Herbsttexte) Verbreitet wurden seine Theorien meist über Philosophieschulen, schon zu Lebzeiten hatte Konfuzius viele Anhänger, und nach seinem Tode entwickelte sich sein Ansehen bzw. seine Verehrung in ungewöhnlich schneller Weise. Tatsächlich wurde er zwar als ein Art Prophet und herausragende Persönlichkeit ähnlich wie Jesus Christi oder Mohammed betrachtet, ein Unterschied zeigt sich jedoch in der sehr weltlichen Deutung seines Schaffens. Aussprüche wie: „Gut ist was dem Menschen hilft wahrhaft Gut zu sein“ „Tue, was Du sagst, andere werden Dir folgen“, verdeutlichen dass sich Konfuzius nicht auf höhere Mächte beruft sondern seine Ratschläge und Weisheiten sehr praxisbezogen sind und häufig an die Vernunft und den klaren Verstand des Menschen appellieren. Interessant ist auch das die Weisung: „…Was ich nicht wünsche, das mir geschieht, das tue ich auch keinem anderen an.“ (Lunyu 15.24), welche auch bei den Christen vorkommt, wohl auf Konfuzius zurückgeht. Als Antwort auf die Frage „ Gibt es überhaupt einen einzigen Spruch, nach dem man sich sein ganzes Leben richten kann?“ sprach er in diesem Zusammenhang vom „Prinzip der gegenseitigen Achtung“ und nannte eben dieses Zitat was für ihn demnach eine zentrale Rolle spielte. Diese Moral ist eine deutliche Übereinstimmung mit dem Christentum. Wichtig war Konfuzius auch der „Goldene Mittelweg“ und die Harmonie (ähnlich wie im Daoismus und Buddhismus) Auffallend am Konfuzianismus ist, dass der Ahnenglaube also das Ehren insbesondere der Eltern im Leben und nach dem Tod im Vergleich zu anderen Religionen sehr stark ausgeprägt ist. Das ist gleichzeitig ein Beispiel dafür, das die Untertänigkeit in Konfuzius´ Lehren anders als z.B im Christentum auch unter den Menschen eine elementare Rolle spielte, speziell dem Vater und in jedem Fall dem Kaiser musste gehorcht werden Beispiele hierfür sind Zitate wie: „Diskutiere nicht die Angelegenheiten eines Amtes, das nicht dein eigenes ist.“ (Lunyu 8.14) Der Kofuzianismus wurde im Gegensatz zu den anderen Religionen fast immer vom Kaiserhaus unterstützt. Versuche den Konfuzianismus ähnlich dem Christentum zu institutionalisieren schlugen aufgrund der Praxisorientiertheit, Weltlichkeit, und dem starkem Bezug zu Vernunft/Verstand fehl, da eine Vergötterung wie bei Allah oder dem Gott im Christentum sich eben nicht durchsetzen konnte. Hierauf wird in späterer Stelle noch eingegangen. -2- Tim Peter 2 PY Referat - Chinesische Religionen Mai 2006 Daoismus (Taoismus) - „Lehre des Weges“ Übersetzung Dao: „der rechte Weg“, „die Methode“ oder „der Sinn“ Der Daoismus entstand im 4. Jhd v. Chr. auf der Basis von Textsammlungen die einem Laotse (bzw. Lao-Tse, Lao-tzu, Laozi) übersetzt: "alter Meister" zugeschrieben werden, der um 600 v.Chr. gelebt haben soll. Auch hierbei handelte es sich zunächst um eine eher Philosophische Strömung jedoch mit mehr religiösen und mystischen Charakter als der Konfuzianismus. Die ersten und bedeutendste Schriften sind das Daodejing (bzw.Tao-te king) Buch (Laotse), und das Dschuang Dsi (Zhuangzi)Buch welches dem Philosophen Dschuang Dsi zugeschrieben wird. Zentrale Rolle spielt das Dao, es stellt neben dem oben genannten auch eine Uranfängliche Einheit und etwas Absolutes dar. Es heißt das das Wirken des Dao mittels Yin und Yang, - welche die Gegensätze, den Wandel und Zusammenhang der Dinge beschreiben, die Schöpfung hervorbringt. Anders als im Konfuzianismus setzt der Daoismus weniger auf Verstand, Willenskraft und bewusstes Handeln, sondern vielmehr auf eine intuitive Art und Weise durch die man eine umfassende Harmonie erreicht. Wichtig ist auch das sich anpassen an den Lauf der Dinge, das Wu wei („Nicht-Eingreifen“) zu praktizieren. Oberstes Ziel ist letztendlich die Unsterblichkeit (bzw. spirituelles Weiterleben) und die innere Leere. Gesellschaftsordnungen wie im Konfuzianismus werden hier praktisch überhaupt nicht behandelt; der Daoismus zielt auf den einzelnen Menschen, und geht davon aus, dass dieser weniger Wert auf gesellschaftliche Vorschriften legt sondern sich mit sich selbst beschäftigt und von allen fremden Einflüssen befreit. Der Daoismus gilt als die ureigenste aller Chinesischen Religionen, aufgrund seiner „Allumfassendheit“ hatte er auch Einfluss auf den Chinesischen Buddhismus, viele seiner grundlegenden Beschreibungen werden auch in anderen Glaubensrichtungen verwendet. Daoistische religiöse Organisationen entwickelten sich erst ab 200 n.Chr., auch daran kann man den eher gesellschafts-abgewandten Charakter dieser Religion deuten, trotzdem ist dieser Glauben nach wie vor sehr populär in China, es gibt auch viele Unterarten und Mischformen, so entstand durch gegenseitige Beeinflussung z.B der Chan (Zen)-Buddhismus. Verbreitung fanden die Daoistischen Lehren vor allem im Südostasiatischen Raum sowie in Japan. Buddhismus Der Buddhismus geht zurück auf Siddhartha Gautama, (563 bis 483 v.Chr) einem Prinzen aus Nordindien der historisch als Buddha bezeichnet wird. Im Alter von 29 Jahren verläßt dieser sein Elternhaus und wendet sich ab von Luxus und Reichtum, erkennt dass die Welt voller Leiden ist und nimmt sich vor nach dem Quell des Glückes zu suchen. Nach 6 Jahren der Askese bei der er auf jegliche Genüsse verzichtet ist er nahe dem Hungertod und ihm wird schlagartig bewusst: zu vieles schadet, aber zu wenig ebenso (bezieht sich auf Verzicht), er hat eine Erleuchtung und redet seit dem vom goldenen Mittelweg. Zentrale Elemente sind das Karma (das Wirken und Handeln und deren Folgen) und das Samsara (der ewige Kreislauf des Leidens und Lebens). Allgemeines Ziel ist es sich vom (schlechten) Handeln und Denken zu befreien und aus dem Kreislauf des Lebens -der Kreislauf bezieht sich auf das glauben an Reinkarnation- auszutreten und schließlich ins Nirvana überzugehen. Seine Predigten und seine Vier Edlen Wahrheiten wurden durch seine Anhänger zunächst in Indien verbreitet. Der Buddhismus gelangte erst nach der Zeitenwende nach China und wurde wegen der Ähnlichkeit mancher übersetzter Begriffe zuerst mit dem Daoismus gleichgesetzt, erst gegen Ende der Han-Dynastie um 200 n.Chr. fand er im größeren Maß Verbreitung. Als „ausländische“ Religion wurde er besonders zum Ende der Tang-Dynastie (618-907) stark geächtet nachdem er zuvor in der Sui-Dynastie (581-618) eine große Untersützung von Seiten des Kaisers zukam und dieser Versuchte Buddhismus als -3- Tim Peter 2 PY Referat - Chinesische Religionen Mai 2006 Staatsreligion durchzusetzen. Bis Heute ist der Buddhismus aber ein wichtiger Bestandteil von Chinas Kulturgeschichte, es haben sich in China eigene Richtungen entwickelt. Auch der Buddhismus ist viel mehr eine Weltanschauung als eine Religion. Einen direkten Gott gibt es auch hier nicht. Die Religionen in der Gesellschaft Die chinesischen Religionen sind durchweg von friedlicher Natur. Dies lässt sich wohl im allgemeinen mit der eher in sich gekehrten Ausübung dieser Glaubensrichtungen erklären. Im Daoismus und Buddhismus z.B. spielt die gesellschaftliche Verantwortung des Einzelnen einer sehr untergeordnete Rolle, jedes unnötige Handeln wird versucht zu vermeiden, die religiösen Tätigkeiten beziehen sich größtenteils auf die Auseinandersetzung mit sich selbst. Viele Buddhistische Mönche (z.B. im Chan-Buddhismus) nehmen am gesellschaftlichen und politischen Leben praktisch gar nicht Teil. Auch der Konfuzianismus hält sich in politischen Fragen eher zurück, die dort behandelte Gesellschaftsordnung (ausgehend von den menschlichen Elementarbeziehungen, s.o.) zeichnet sich durch große Bereitschaft zur Untertänigkeit aus, auch hier sind gesellschaftliche Pflichten nicht so stark verankert. Bei den anderen großen Religionen wie Christentum, Islam und Judentum(Israel) ist das anders, diese mussten sich in vergangener Zeit oft mit Kriegerischen Auseinandersetzungen konfrontieren, Beispiele sind die Kreuzzüge, der „heilige Islamische Krieg“ Dschihad und der Militärapparat Israels. Auffällig ist das starke Gemeinschaftsbewußtsein dieser Religion, der Dschihad wird im Koran z.B ausdrücklich als Aufgabe der Gemeinschaft und nicht als Kampf des einzelnen beschrieben, das Judentum bildet quasi ein geschlossenes Volk (-> Zionismus), und aufgrund der großen weltweiten Verbreitung des Christentums vor allem in den westlichen Industrieländern und vielschichtigen Organisation von Kirchlichen Ämtern ist hier der gesellschaftsbezug und auch die politische Integration und Verantwotung!! sehr groß (die Situation war zur Zeit der Missionare ähnlich in der es zu kriegerischen Handlungen kam aber auch heute noch werden Militärschläge von Leuten die sich selber als Christen bezeichnen mit Worten wie „in god we trust“ abgesegnet). Verzahnt mit einer großen Gemeinschaft sind auch immer gemeinschaftliche Pflichten (meistens im Handeln für die Gemeinschaft) von großer Bedeutung, im allgemeinen wird in Schriften wie der Bibel oder dem Koran oft an die Gemeinschaft appelliert und explizit zum Handeln aufgerufen.Kritische Beispiele wären: „Und wenn nun die heiligen Monate abgelaufen sind, dann tötet die Heiden, wo (immer) ihr sie findet, greift sie, umzingelt sie und lauert ihnen überall auf! Wenn sie sich aber bekehren, das Gebet verrichten und die Almosensteuer geben, dann lasst sie ihres Weges ziehen!“ -Koran(9:5) und: "Geht also hin, und macht alle Völker zu Jüngern, indem ihr sie tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ -Bibel (Mt 28,19) In den Chinesischen Religionen fehlt dies weitestgehend. Der Daoismus und Buddhismus beschreibt das Handeln von vornherein eher als Quell von negativen Auswirkungen (wie zum Beispiel das Karma im Buddhismus) und im Konfuzianismus wird vorrangig das Handeln des Einzelnen gelehrt ohne die Gemeinschaft zu sehr mit einzubeziehen. Diese Religionen sind so seit je her von größerer Zurückhaltung geprägt. Eine Rolle spielte hier wahrscheinlich auch die historische Entwicklung Chinas welches bis zum Anfang des 20 Jahrhunderts praktisch seit Beginn kultureller Entwicklung von Herrschern (Kaisern) regiert wurde die innerhalb einer Dynastie wechselten.Eine neue Dynastie trat nur hervor wenn die alte ihren Zuspruch von Volk und Himmel verloren hatte, -4- Tim Peter 2 PY Referat - Chinesische Religionen Mai 2006 dann war es Aufgabe des Volkes den Hof zu entfernen und damit einen neuen dynastischen Zyklus zu beginnen, dies kam jedoch relativ selten im Abstand von ca. 50 - 300 Jahren vor. Die militärischen und politischen Entscheidungen und somit auch die gesellschaftliche Verantwortung gingen also praktisch immer vom Kaiser aus. Die Religionen und deren Anhänger ordneten sich dem unter, wenn innerhalb einer Dynastie eine Religion bevorzugt wurde ging auch dies eigentlich immer vom Regierenden aus, die Religionen untereinander hatten keine ernsthaften Auseinandersetzungen. -5-