Kirche im Mittelalter GPB - Referat Reinhard Mörzinger Kirche im Mittelalter 1.) Die Kirche im christlichen Römerreich ab 313 Konstantin fördert das Christentum als das „einigende Band“ für das römische Weltreich. Im Heer Konstantins gab es schon viele christliche Soldaten, welche bereits mit dem Christusmonogramm ausgestattet waren: Konstantin hatte nämlich einen Traum, welcher ihm die folgenden Worte vorgab: „Mit diesem Zeichen (Christusmonogramm) sollst du siegen!“ In seinem persönlichen Leben war Konstantin nicht vorbildlich, er blieb „Pontifex Maximus“ (= oberster Priester der heidnischen Kulte) und ließ sich erst auf dem Sterbebett taufen. Er hat das Christentum nur öffentlich gefördert, wo er seinen Nutzen darin sah. Das Toleranz-Edikt von Mailand (313) brachte den Christen die ersehnte Freiheit und Gleichberechtigung: Sie durften nun Kirchen bauen, öffentliche Gottesdienste halten und das beschlagnahmte Kirchengut wurde zurückerstattet. Das Christentum wurde eine gleichberechtigte Religion (neben der römischen Staatsreligion und den weiterhin erlaubten heidnischen Kulten). Die Kirche wurde 321 als öffentlich-rechtliche Körperschaft anerkannt und der Sonntag als Ruhetag eingeführt. Konstantins Mutter, die fromme Helena, war eine sehr aktive Christin. Sie pilgerte ins Heilige Land und lässt an den Gedenkstätten der Christen Kirchen erbauen. („Helena-Krypta“ Grabeskirche (330) und Geburtskirche (325)) 325 beruft Konstantin das Konzil von Nicaea ein. 300 Bischöfe nahmen daran teil, jedoch der damalige Papst Silvester I. war nur durch Legaten vertreten. Konstantin übernimmt den Vorsitz und verkündete eindeutig: „Was ich will, muss als kirchlicher Rechtssatz gelten!“ 380 erließ Kaiser Theodosius der Große ein „Edikt über den Katholischen Glauben“, mit dem die katholische Reichskirche begründet wurde. Er verpflichtete jeden seiner Untertanen Christ zu werden. Das Christentum wird Staatsreligion. Daraufhin wurde das Konzil von Konstantinopel (381) einberufen, welches im Namen der folgenden Frage stand: „Wer ist der hl. Geist?“ 130 Jahre später leistete sich Kaiser Justinian eine noch ärgere Missachtung der Gewissensfreiheit, ähnlich wie früher Nero, Decius und Diokletian. Er forderte alle Angehörigen des römischen Weltreiches auf, sich taufen zu lassen und erklärte Ungetaufte für rechtlos! Nach dem Aufhören der Christenverfolgungen konnte das große Werk der Glaubenswahrheiten angegangen werden. Im 4. und 5. Jahrhundert befassten sich die Konzilsväter damit, wie Christus zugleich Gott und Mensch sein kann. Unter einem allgemeinen Konzil versteht man die Versammlung aller Bischöfe der Gesamtkirche. Die Konzilien des Mittelalters behandelten Probleme der Reform und der Einheit der Kirche. HTL-HL / 5BHELI Seite 1 von 5 Reinhard Mörzinger Kirche im Mittelalter GPB - Referat Reinhard Mörzinger 2.) Die Verchristlichung des öffentlichen Lebens nach 313 Dem Christusbild des 4. und 5. Jahrhunderts („Christus, der Lehrer der Wahrheit“), musste allmählich auch ein neues Stadtbild entsprechen. Das christliche Gotteshaus wurde Mittelpunkt der Stadt. Es entwickelten sich im Wesentlichen zwei Baustile: Im Westen: Basilika-Stil z.B. Santa Maria Maggiore und Lateranbasilika Im Osten: Zentralbau (Rundbau) z.B. Hagia Sophia Der Sonntag wurde an Stelle des Sabbats zur Erinnerung an die Auferstehung des Herrn als Ruhetag eingeführt. Ein neuer Kalender mit christlichen Festen setzte sich durch. Negative heidnische Gepflogenheiten wie z.B. Kindesaussetzungen, Sklaverei, Gladiatorenkämpfe und Kreuzesstrafe wurden verboten. 3.) Das Mönchtum im Osten Während der systematischen Christenverfolgung unter Kaiser Decius (250) entstand das Mönchtum. Das Tagewerk der Mönche bestand aus Gebet und Handarbeit, durch deren Ertrag sie sich selbst erhalten konnten. Die so genannten „Reklusen“ ließen sich für längere Zeit in einer Zelle einmauern, wobei nur ein kleines Loch zur Nahrungsaufnahme offen blieb. Die „Styliten“ hingegen verbrachten Jahre oder, z.B. wie Simeon, Jahrzehnte auf dem Kapitell einer Säule. Von seiner 16 Meter hohen „Kanzel“ aus hielt er Predigten an die Pilger und wirkte als Berater und Friedensstifter. Die Kunde vom orientalischen Mönchtum kam durch Athanasius von Alexandrien nach Westen. Es entwickelte sich schon bald ein recht gut organisiertes Klosterleben, dessen Träger ein „Ora et labora“ (= bete und arbeite) als Programm erwählten. 4.) Klöster in West- und Mitteleuropa Klöster waren bis in das späte Mittelalter Träger der geistigen und wirtschaftlichen Erschließung des Landes und Stützpunkte der kirchlichen Organisation. Die Klöster breiteten sich in 4 Dimensionen aus: geistlich: Seelsorge wirtschaftlich: Rodungen, Ackerbau und Viehzucht, Wald- und Forstwirtschaft kulturell: Bildung, Schulen und Bibliotheken sozial: Arme, Kranke, Kräutergärten 5.) Die Kirche im Sturm der Völkerwanderung Unter „Germanischer Völkerwanderung“ versteht man die Einbrüche der Ostgermanen in das Römische Reich in der Zeit von 375 bis etwa 568. Der Papst war zu dieser Zeit die einzige noch in Rom verbliebene Autorität. Daher konnte ausschließlich der Papst mit den Eroberern verhandeln. Noch dazu kümmerte er sich um die Not der Bevölkerung, womit das moralische Ansehen und die politische Bedeutung des Papsttums entscheidend gestärkt wurden. HTL-HL / 5BHELI Seite 2 von 5 Reinhard Mörzinger Kirche im Mittelalter GPB - Referat Reinhard Mörzinger Besonders Papst Gregor I. der Große legte durch die wirtschaftliche Neuordnung des Papsttums den Grundstein zum mittelalterlichen Kirchenstaat. 6.) Das Christentum in Österreich Römische Soldaten, Kaufleute und Kolonisten waren vermutlich die ersten Glaubensboten in Norikum und Pannonien. In diesen Gebieten fand man erste Hinweise auf Christen in Österreich. Etwa ein Zehntel des damaligen römischen Reiches waren Christen. Diokletian versuchte, in einer letzten großen Verfolgung das Christentum komplett auszurotten. In dieser Zeit gab es zahlreiche Märtyrer, die ihr Leben für Gott hingaben. Einer davon war der hl. Florian, früherer Kanzleivorstand des Stadthalters von Ufernorikum, der sich öffentlich als Christ bekannte, wurde am 4. Mai 304 in der Enns bei Lauriacum ertränkt. Heute ist der hl. Florian Landespatron von Oberösterreich. Wie schon eingangs erwähnt wurde die Lage der Christen durch das Toleranz-Edikt von Mailand (313) verbessert. Dies war jedoch nur von kurzer Dauer. Die eigentliche Rettung des Christentums erfolgte durch Missionare aus dem Westen. Die so genannten iroschottischen Missionare bauten Ende des 6. Jahrhunderts zahlreiche christliche Stützpunkte auf. Wegbereiter der iroschottischen Missionare waren gelegentlich fränkische Glaubensboten wie z.B. Rupert und Virgil. (heutige Landespatrone von Salzburg) Die systematische Christianisierung erfolgte jedoch erst durch Bonifatius, welcher eine Diözesaneinteilung schuf und eine Verbindung mit Rom herstellte. 7.) Die große Kirchenspaltung 1054 Ein markantes Ereignis einer Glaubensspaltung stellt das große morgenländische Schisma dar. Als Schisma bezeichnet man die Spaltung innerhalb einer etablierten religiösen Glaubensgemeinschaft. Die Griechisch-Orthodoxe Kirche trennte sich von der lateinischen Kirche des Westens. Bedeutsam für diese Spaltung war die Frage nach dem Zentrum der Christenheit. entweder im Westen Rom oder im Osten Konstantinopel Häresie bezeichnet hingegen einen Irrglauben innerhalb der Kirche (z.B. Inquisition gegen Ketzer). 8.) Imperium und Sacerdotium Das Königtum ist von „heiligem Glanz“ umkleidet, der Kaiser hat eine religiös-sakrale Stellung; seine Eigenkirche ist gleichsam die ganze Christenheit: Imperium Die Kirche gibt dem Herrschertum die religiöse Weihe, durchdringt im Priestertum und der Hirtensorge des Papstes und der Bischöfe das gesamte Leben: Sacerdotium Im 9. Jahrhundert, in einer Zeit des Niederganges des Karolingerreiches blieb die Würde des römischen Papstes unangetastet. Nikolaus I. konnte sich leicht gegen die dem Kaiser hörigen Bischöfe durchsetzen. HTL-HL / 5BHELI Seite 3 von 5 Reinhard Mörzinger Kirche im Mittelalter GPB - Referat Reinhard Mörzinger Gleich nach Nikolaus wurde aber das Papsttum ein Spielball des stadtrömischen Adels. Otto der Große ordnete im 10. Jahrhundert die Verhältnisse im Reich neu. Er schuf sich in den Reichsbischöfen eine zuverlässige Stütze der Zentralgewalt. Nun brach ein Gewissenskonflikt unter den Bischöfen aus: Sollten sie geistliche oder weltliche Fürsten sein und wer darf sie einsetzen, der Papst oder der Kaiser? Am Lichtmesstag 962 befreite Otto der Große den jungen Papst Johannes XII. aus einer misslichen Lage und erhielt dafür die Kaiserkrone. Gleich darauf machte Otto von seiner neuen Würde Gebrauch: Wie er die deutsche Kirche beherrschte, wollte er als Kaiser Verantwortung für die Weltkirche tragen. Nur ein Jahr danach setzte er den Papst ab und ließ einen neuen, Leo VIII., wählen. Ottonisches Reichskirchensystem Daraufhin kam es zu einem Machtkampf zwischen Imperium und Sacerdotium, dem so genannten Investiturstreit. (Problem: Verweltlichung der Bischöfe) Das Grundübel aller Reformbewegungen, war die so genannte Simonie und Laieninvestitur. Kirchliche Ämter, Pfründe, Sakramente, Reliquien wurden verkauft und die Amtseinsetzung wurde von Nicht-Geistlichen (Laien) durchgeführt. Die Reformbewegung im 10. Jahrhundert ging hauptsächlich von Cluny aus, welcher ein unabhängiges Kloster gründet um ein Beispiel echter Kirchenfreiheit zu geben. 1073 folgte das Reformprogramm von Papst Gregor VII.: Der Papst ist das Oberhaupt der Kirche, Kaiser und Könige sind christliche Laien und haben daher keine sakrale Gewalt. Auf dem Reichstag zu Worms 1076 gewann Heinrich IV. die bischöflichen Fürsten für sich und sie erklärten den Papst für abgesetzt. Papst Gregor antwortete mit dem Bann über Heinrich. 1077 kam es zum Höhepunkt des Investiturstreits, dem so genannten „Canossa-Gang“ von Heinrich. Er pilgerte als Sünder zum Papst und bat diesen, ihn vom Kirchenbann zu befreien. Der Papst konnte ihm die Lossprechung nicht versagen und zugleich anerkannte er damit die sakrale Stellung des Königtums. Dies war jedoch nur eine halbe Lösung. In den Folgejahren kam es immer wieder zu Machtkämpfen. Im Jahre 1080 gab es sogar zwei Päpste und zwei Könige. Erst 1122 kam es im Wormser Konkordat (= Vertrag zwischen Kirche und Staat) zu einer Übereinkunft. Papst und Kaiser anerkannten die Doppelstellung der Bischöfe als Diözesanoberhaupt und Reichsfürst. 9.) Die 7 Kreuzzüge Das christliche Ritterideal sah sich dem Banner des Kreuzes Christi verpflichtet. Das Heilige Land sollte nicht in der Hand der Muslime bleiben. Zur religiösen Wurzel kam Abenteuerlust und kaufmännisches Gewinnstreben. Der 1. Kreuzzug fand unter Papst Urban II. von 1096 bis 1099 statt. Sie eroberten Jerusalem in blutigen Kämpfen und richteten dort ein Königreich ein, dessen Herrscher Balduin (1100 - 1118) wurde. 1187 ging Jerusalem jedoch wieder verloren. HTL-HL / 5BHELI Seite 4 von 5 Reinhard Mörzinger Kirche im Mittelalter GPB - Referat Reinhard Mörzinger Der 2. Kreuzzug hatte das Ziel, die Gegensätze zwischen den nationalen Fürsten Europas (Deutschland - Frankreich) durch die Sicherung Jerusalems zu überbrücken. Dieser Versuch scheiterte allerdings. Der 3. Kreuzzug unter Kaiser Friedrich Barbarossa von 1189 bis 1192 stand im Zeichen der neuerlichen Befreiung Jerusalems. Beim 4. Kreuzzug unter Innozenz III. von 1202 bis 1204 kam es zum Kampf von Handel und Politik gegen die Christen. Folglich kam es zur furchtbaren Plünderung der Hauptstadt der griechischen Kirche und zu einer erzwungenen „Wiedervereinigung“ der Orthodoxen mit den Lateinern im so genannten Lateinischen Kaisertum (1204 - 1261). Danach folgte ein kläglicher Versuch des Kinderkreuzzuges 1212, welcher jedoch mit der Sklaverei der Teilnehmer endete. Die letzten beiden Kreuzzüge waren Versuche, auf dem Umweg über Ägypten ins Hl. Land vorzudringen. Im Jahre 1291 gingen allerdings die letzten Reste der Kreuzzugsbewegung verloren. Obwohl der militärische Erfolg ausblieb, wurde dennoch das abendländische Gemeinschaftsbewusstsein entscheidend gestärkt. Durch die Berührungen mit der östlichen Kultur wurde die Wissenschaft und vor allem auch die Wirtschaft angeregt. Letztendlich wuchs auch das Interesse an der Bibel und am biblischen Geschehen. (Kreuzwege, Kalvarienberge, Pilgerberichte, Handschriften und Bilderfolgen in Kirchen kamen zum Vorschein) 10.) Der Kirchenbau Die Romanik: steht im Zeichen der Herrschaft Gottes unter den Menschen. Christus herrscht als König, gekrönt und aufrecht stehend. Beispiele: Kaiserdome in Speyer, Worms und Mainz; Abteikirche in Seckau Die Gotik: steht im Zeichen von mystischem Hochstreben zu Gott. Einzigartige Flügelaltäre bestimmen das Gesamtbild der Kirche. Beispiele: Stephansdom, Marienkirche in Krakau, Notre Dame in Paris und der berühmte Flügelaltar von Michael Pacher in St. Wolfgang 11.) Das Konzil von Konstanz Die Konzilsväter einigten sich darauf, dass die Gesamtchristenheit eine gemeinsame Verantwortung für das Wohl der Kirche trage und in den Päpsten diese Verantwortung wecken müsse. Auch in anderer Hinsicht sah man die Verantwortung. Die Bewegung des Predigers an der Bethlehemskirche in Prag, Johannes Hus, hatte Glaubensfragen und national-tschechischen Eifer vermengt. Damit nicht dadurch eine Spaltung in der Kirche entstehe, wurde er am Konzil 1415 als Ketzer verbrannt. Die Kirche überlebte alle Irrlehren. Die Verheißung Christi erfüllte sich: „Ich bin bei Euch alle Tage bis ans Ende der Welt!“ Diese Verheißung ist unser Trost auch in der bewegten Kirchengeschichte unserer Tage. Quelle: Religionsbuch, Beck - Stadlhuber Kirchengeschichte 1 HTL-HL / 5BHELI Seite 5 von 5 Reinhard Mörzinger