Die Religion der Mächtigen

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Das Christentum – eine Religion setzt sich durch
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Infoblatt: Christentum
4. Jh. n. Chr.
Die Religion der Mächtigen
Christliche Feste, Bräuche, Würdenträger, Gebäude usw. begegnen uns ü
­ berall
in unserem Alltagsleben, wo wir uns auch in Deutschland oder in Europa befin­
den. Wie ist es zu dem beherrschenden Einfluss gekommen, den christliche
­Lebensformen bis in unsere Gegenwart ausüben? Die entscheidenden Anfänge
dafür liegen weit zurück.
D1 Feste und Bräuche heute: Lampionumzug zum Martinstag in Troisdorf
(links), Brautpaar vor dem Traualtar (rechts)
A: Beschreibe, wie Kaiser Theodosius bei der Erhebung des Christentums
zur Staatsreligion vorging.
Das Christentum wird römische Staatsreligion
Kaiser Konstantin hatte das Christentum gefördert. Doch er zwang niemanden,
Christ zu werden, der das nicht wollte. Das änderte sich unter Kaiser Theodosius I. Sein Ziel war es, das ganze Römische Reich durch einen gemeinsamen
christlichen Glauben zu einen. Von Anfang an ließ er keinen Zweifel daran,
dass er und nicht die christlichen Bischöfe dabei den Ton angaben. 380 befahl
er, dass fortan für alle Christen die Lehre allgemein verbindlich sei, die von
den Bischöfen von Rom und Alexandria verkündet wurde. Jeder, der etwas anderes lehre, sei ein Irrlehrer und unwürdig für ein geistliches Amt. Erst 381
ließ er seinen Befehl nachträglich durch ein Konzil der Bischöfe des Reichs bestätigen. Aber es gab auch immer noch die heidnischen Religionen. Gegen sie
ging der Kaiser ab 391/392 vor. Er verbot im gesamten Reichsgebiet den Besuch
von heidnischen Tempeln und jede Art von Götterverehrung. Selbst die Olympischen Spiele wurden abgeschafft. Wer gegen die Gesetze verstieß, galt als
5. Jh. n. Chr.
­ ajestätsverbrecher und musste mit schwersten Strafen rechnen. Damit war
M
das katholische Christentum Staatsreligion im Römischen Reich geworden.
Papst und Kaiser – Rivalen der Macht
Fast gleichzeitig damit kam es zu einer Veränderung in der katholischen Kirche: Die Bischöfe der Christengemeinde von Rom behaupteten, über den anderen Bischöfen des Reiches zu stehen. Sie begründeten ihren Anspruch damit,
dass der Apostel Petrus Gründer und erster Bischof der römischen Gemeinde
gewesen sei. Diesen Petrus habe Jesus selbst zu seinem Nachfolger gemacht
und ihm die Leitung seiner Kirche anvertraut. Da die römischen Bischöfe Nachfolger des Petrus seien, komme ihnen auch die Leitung der Kirche zu. Viele Bischöfe im Ostteil des Römischen Reiches lehnten das ab. Dagegen erkannten
die Bischöfe im Westteil gegen Ende des 4. Jahrhunderts den Vorrang des römischen Bischofs an. Dieser nannte sich nun „Papst“. Und Rom wurde Zentrum der katholischen Kirche.
Noch im 5. Jh. entstand aus der neuen Machtstellung der Päpste eine weitere
Streitfrage: Wer hatte im Römerreich mit seiner christlichen Staatskirche den
höheren Rang – das Haupt der Kirche oder das des Staates, Papst oder Kaiser?
Vorerst begnügten sich die Päpste damit, als gleichberechtigt anerkannt zu
werden. Was aber, wenn sie mehr sein wollten? Musste es da nicht zum Konflikt kommen?
Das Frankenreich wird katholisch
Im 5. Jh. eroberten Germanenstämme den Westteil des Römischen Reiches.
Der weströmische Kaiser wurde abgesetzt. Germanenfürsten übernahmen die
Herrschaft. Für die katholische Kirche war der Machtwechsel kritisch. Denn die
Germanen waren teils Heiden, teils bekannten sie sich zu einer Christenlehre,
die für Katholiken eine Irrlehre war. Für die katholische Kirche des Westens
und ihre Bischöfe war es daher ein Glücksfall, dass sich 498 der Herrscher des
mächtigsten Germanenvolkes, der Frankenkönig Chlodwig, katholisch taufen
ließ. Das katholische Christentum wurde damit fränkische Staatsreligion. Und
mit der fränkischen Herrschaft, die sich im 8. Jh. auf den größten Teil Westund Mitteleuropas erstreckte, breitete sich dort auch das katholische Chris­
tentum aus. Dafür sorgten zahlreiche Missionare. Sie verkündeten die katholische Christenlehre im gemeinsamen Auftrag der Päpste und der fränkischen
Herrscher. Denn beide Machthaber profitierten davon. Die Päpste konnten im
Schutz der stärksten Militärmacht Europas ihren Einfluss immer weiter ausdehnen. Den Frankenherrschern gefiel es, dass ihren Untertanen verkündet
wurde, Gehorsam gegen Gott zeige sich zuallererst im Gehorsam gegen die
katholischen Herrscher.
katholisch, katholisches Christentum
Das Wort kommt aus dem Griechischen
und bedeutet „allgemein gültig“. In der
Frühzeit der christlichen Religion wollte
man damit ausdrücken, dass alle Chris­
ten das Gleiche glaubten und sich alle
nach dieser Lehre zu richten hatten.
C: Finde heraus, wie die Bischöfe
von Rom immer mächtiger wurden und
gegen wen sich ihre Machtansprüche
richteten.
D: Erläutere, warum die katholi­
sche Taufe Chlodwigs ein Glücksfall für
Papst und Kirche war.
Q2 Aus dem Leben des Heiligen
Bonifatius­
Buchmalerei, 11. Jahrhundert
Bonifatius wurde um 672 in England geboren. Er zog auf das europäische Festland, um vor allem bei den heidnischen
Germanen zwischen Rhein und Elbe zu
missionieren. 754 wurde er von heidnischen Friesen ermordet.
E: Beschreibe die beiden dargestellten Szenen.
Nutze dazu auch die CD-ROM.
B: Im Gefolge des Kaisers sind
weltliche und geistliche Große dargestellt, der Erzbischof und Provinzstatthalter Maximianus ist mit Namen
gekennzeichnet. Unterscheide diese
Personen auf dem Bild. Was sagt die
Darstellung über das Verhältnis Staat –
Christentum aus?
Auf der CD-ROM findest du noch
mehr Informationen und ein Arbeitsblatt.
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Q1 Der oströmische Kaiser Justinian I.,­der 527–565 herrschte
Mosaik in der Kirche San Vitale,­Ravenna, um 547 n. Chr.
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