2000 Jahre Kirchengeschichte. Grund- und Überblickswissen (Modul 2), Stöve, WS 2005/2006, Do 8-10 Uhr, R 12, R 07, A 69 Begriffserläuterungen zum Thema: Ethik - oder die Lehre vom richtigen Handeln (22.12.05) Bergpredigt – Inbegriff der radikalen endzeitlichen Ethik des NT Einleitung von Mt 5: Und Jesus ging auf einen Berg, ...; enthält neben den Seligpreisungen (Makarismen) die Antithesen (Tora / Ich aber sage euch ...); im weiteren Sinne werden auch die Nachfolge-Mahnungen Jesu hinzu gerechnet Makarismen – Seligpreisungen (in der Bergpredigt Mt 5) Mt 5,3-12; Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich. (4) Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden. (5) Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen ... Antithesen - den Seligpreisungen folgender Teil der Bergpredigt (Mt. 5): Gegenthesen Jesu als ethische Radikalisierung der Tora: 'Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist' ... (Zitat aus dem Mosaischen Gesetz) / 'Ich aber sage euch, ...' Steigerung durch Verinnerlichung und Intensivierung: z.B.: aus Nächstenliebe wird Feindesliebe Haustafel – frühe christliche Sozialethische Mahnrede z.B.: Kol 3,18 - 4,1; parallel zur Ethik der Bergpredigt und ganz unabhängig von ihr gibt es in den christlichen Gemeinden eine zweite, ganz anders geartete Ethik, eine auf dem Naturrechts basierte Ethik, beeinflusst durch die Stoa Stoa - lehrt Unerschütterlichkeit der Seele als Lebensideal nach der "Säulenhalle", d.h. der Stätte der Lehrvorträge ihres Gründers: Zenon von Kition (ca. 300 v.Chr.) in Athen benannte Philosophenschule; wahrhafte Glückseligkeit ist Leben im Einklang mit der Natur, Gehorsam gegen das göttliche Gesetz, Beachtung der allgemeinen Vernunftnatur des Menschen; Ziel: das Chaos der Sinne und Leidenschaften überwindende Ataraxie Parusie - Wiederkunft Christi griech.: Anwesenheit, Ankunft; die auf die Ankunft des erhöhten Christus als endzeitlichen Herrschers (Messias, Menschensohn) und Richters (Jüngstes Gericht) sowie auf die endgültige Aufrichtung des Reiches Gottes gerichtete Hoffnung; Problem: Ausbleiben der Wiederkunft (Parusieverzögerung) Goldene Regel - allgemeinste sittliche Regel «alles nun, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das sollt auch ihr ihnen tun; [denn darin besteht das Gesetz und die Propheten]», Mt 7,12; seit der Antike tradierte Formel als Grundsatz und Kriterium ethischen Handelns Dekalog - (griech.) zehn Worte; die zehn Gebote Ethisches "Grundgesetz" in der jüdischen und christlichen Tradition; im Christentum oft in Konkurrenz zur Bergpredigt; in der frühen Neuzeit als überkultureller ethischer Konsens in der Naturrechtsdiskussion herangezogen Naturrecht - dem Menschen innewohnendes Rechtsempfinden überführt nach Römer 1 den Menschen seiner Sündhaftigkeit; katholisch: in Kontinuität zur theologischen Ethik; protestantisch: nur für die weltliche Rechtssprechung grundlegend; säkular: Begründung und Kriterium für die Rechtmäßigkeit der Gesetzgebung Tugend - Gesinnung, auf Verwirklichung von Werten ausgerichtet nach Platon: Kardinaltugenden: Klugheit, Tapferkeit, Mäßigung, Gerechtigkeit; im MA ergänzt nach 1. Kor. 13 um die theologischen Tugenden: Glaube, Hoffnung, Liebe; vielfach allegorische dargestellt Kardinaltugenden - Grundtugenden, auf die alle anderen Tugenden zurückzuführen sind Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Mäßigung (prudentia/sapientia, iustitia, fortitudo, temperantia) im MA ergänzt durch die drei theologischen Tugenden: Glaube, Hoffnung, Liebe (fides, spes, charitas); oft abgebildet in der Sockelpartie von Portalen und Wänden, den Lastern entgegengestellt theologische Tugenden – thomistische Analogiebildung zu den Kardinaltugenden nach 1. Korinther 13: Glaube, Liebe, Hoffnung: „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen“. Zuvor wurde alles menschliche Wissen zum Stückwerk erklärt Evangelische Räte - Weisungen der Evangelien ethische Forderungen der Bergpredigt wie Feindesliebe, Eiddverbot oder der Nachfolge wie Besitzlosigkeit, Ehelosigkeit; Empfehlungen für die, die nach Vollkommenen streben, im Gegensatz zu der allgemein verbindlichen Geltung des Dekalogs Zwei-Reiche-Lehre – Differenzierung von geistlichem und weltlichen Bereich geht auf Augustin (De civitate Dei, 413-426) zurück: civitas Dei / civitas terreni oder diaboli; in der Reformation: Unterscheidung zwischen der spirituellen Gemeinschaft der Nächstenliebe und der säkularen Gesellschaft, in der Naturrecht und positives Recht gilt Schwert (in der bildenden Kunst) – Symbol der (Straf-)gerichtsbarkeit wie der Bischofsstab die geistliche Autorität charakterisiert, so ist das Schwert Hinweis auf die oberste Gerichtsbarkeit der Obrigkeit