Erika Shadduck

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Erika Shadduck
German 345
Final Paper
Adolf Loos: Architekt oder Kritiker?
Gegen 1900 wurde Adolf Loos durch sein Feuilleton in der Neue Freie Presse
bekannt. Ein hundert Jahre später ist Loos hauptsächlich wegen seiner architektonischen
Werke erinnert. Jedoch waren seine Bauwerke nur ein Ausdruck seiner mannigfaltigen
Ideen, die er in seinen Schriften äußert. Die Themen seiner Schriften umfassen ganz
verschiedene Aspekte der österreichischen Kultur, von Fußbekleidung bis
Inneneinrichtung, von Mode bis Baumaterial, und jedes Thema wird mit Klarheit und
Witz untersucht.
Adolf Loos wurde am 10. Dezember 1870 in Brünn in der heutigen Tschechische
Republik geboren. Sein Vater war Steinmetz, und der Sohn hatte frühe Erfahrung mit
Handwerk in seiner Heimat. Adolf hat die Technische Hochschule in Dresden besucht,
wo er Architektur studiert hat. 1893 verließ Loos Europa um die Weltausstellung in
Chicago zu besuchen, und damit begann er einen drei-jährigen Aufenthalt in den USA.
Die Zeit, die Loos in Amerika gebracht hat, hatte einen entscheidenden Einfluss
auf sein späteres Werk. Als Loos nach Amerika fuhr, war er noch „von der Überlegenheit
des deutschen Kunsthandwerkes“ überzeugt (Ruschcio 24), aber während seiner Reise
durch Amerika änderte sich seine Meinung. Loos war auch von der scheinbaren
Gleichstellung der Stadt- und Landleute in Amerika besonders beeindruckt, weil die
Klassenunterschiede in Österreich sehr deutlich waren (Ruschcio 23). Loos erhielt
lebenslang eine starke Bewunderung von Amerika und Großbritannien, und die Mode
und Lebensstil dieser Länder.
Nach seiner Rückkehr nach Europa begann Loos 1898 eine Artikelserie für die
Neue Freie Presse zu schreiben. Im Oktober 1903 hat Loos die erste Ausgabe seiner
eigenen Zeitschrift, „Das Andere. Ein Blatt zur Einführung abendländischer Kultur in
Österreich“ herausgegeben, aber mit der zweiten Nummer, die im gleichen Monat
erschien, kam dieser Zeitschrift zu Ende.
Etwa sechs Jahre später übernahm Loos den Auftrag für das Looshaus am
Michaelerplatz. Dieses Gebäude wurde sein bekanntestes Werk, das auch zu seiner Zeit
viele Erregung wegen der Schlichtheit der Fassade verursacht hat. In den folgenden
Jahren bestand seine architektonische Tätigkeit hauptsächlich aus privaten Villen, wie
das Haus Steiner und das Haus Scheu in Wien, oder das Haus Müller in Prag, aber er hat
auch 1907 das berühmte American Bar in der Wiener Innenstadt entworfen.
Unter den berühmtesten literarischen Werken von Loos zählt bestimmt seiner
1908 geschriebener Artikel „Ornament und Verbrechen“. In diesem Artikel befasst er
sich mit dem Hauptthema seiner Karriere, das Ornament. Loos weist auf viele Gründe für
die Entfernung des Ornaments aus dem täglichen Leben. Er beginnt mit der Behauptung,
dass Ornament einer früheren primitiven Zeit gehört und nicht mehr nötig ist, und dann
setzt er mit der wirtschaftlichen Vergeudung und die Verschwendung von der Arbeitszeit
fort, bevor er anfängt, das nutzlose Ornament auf Gebrauchsgegenstände zu kritisieren.
Das Ideal der Ornamentlosigkeit ist für Loos sehr wichtig. Es ist ein Thema, das
immer wieder in seinen Schriften auftaucht, und das in seinen Bauwerken ganz
offensichtlich ist. Seine Kritik „Ornament und Verbrechen“ beginnt mit einem Vergleich
zwischen dem Gebrauch von Ornament und der Tätowierung auf der Haut eines Heidens.
Tätowierung ist eine primitive Kunstform, die nicht zu der gegenwärtigen Kultur passt,
und Ornament ist es ebenso. Wie das Verschwinden der Tätowierung, soll das Ornament
auch während der normalen Entwicklung eines Volkes sich entfernen. Loos behauptet,
dass „evolution der kultur gleichbedeutend mit dem entfernen des ornamentes aus dem
gebrauchsgegenstande“ ist (Loos 277) Insofern ist Ornamentlosigkeit ein Zeichen des
Fortschritts und der Verfeinerung.
Außer diesen evolutionären Gründen soll das Ornament auch wegen
wirtschaftlicher Gründe vermieden werden. Der Gebrauch von Ornament auf einem
Gebrauchsgegenstand hat die Verschwendung von Geld und Arbeitszeit als Folge. Das
Ornament verlangt mehr Geld wegen des teueren Materials, und die Arbeiter müssen bei
jedem Stück länger arbeiten.
Ornament erfordert verlängerte Arbeitszeit, aber der Preis des Stückes erhöht sich
nicht gleichmäßig, und damit leidet der Arbeit durch verminderten Stundensatz. Die
Arbeiter sind nicht die einzigen, die wegen des Ornaments leiden. Die Kunden leiden
auch, weil sie häufiger ihre Geräte wechseln müssen, wenn die Mode sich ändert.
Obwohl ein Gegenstand noch nützlich ist, muss der Kunde ein Neues kaufen, weil das
Andere schon altmodisch geworden ist. Das ist eine Verschwendung, wenn das Ornament
die Lebenszeit eines Geräts verkürzt, und seinen „Handelswert eine kürzere Lebensdauer
als [seinen] Gebrauchswert“ veranlasst (Achleitner 4).
Wegen seines Ideals von Ornamentlosigkeit war Loos sehr kritisch auf die
Gebäude der Ringstraße, die zu seiner Lebenszeit gebaut wurden. Die vielen
ornamentierten Bauwerke waren nicht nur übergeschmückt, sie waren auch in einem
alten Stil gebaut. Die alten Stile, die die neuen Gebäude imitiert haben, hatten keinen
Zusammenhang mit der gegenwärtigen Kultur, und passten nicht zu dem modernen
Leben.
Die Ringstraße war das Thema von Loos’ Kritik „Die Potemkinsche Stadt“, in der
er die Ringstraße in Wien mit den potemkinschen Dörfern in Russland während der
Herrschaft Katharinas vergleicht. Er beschreibt die „falsche[n] steine und andere
imitationen“, durch die die Gesellschaft versucht, sich „für etwas höheres aus[zu]geben,
als [sie] ist“. (Loos 153). Der Parvenü, der den alten Stil bewundert und imitiert,
verhindert die Ankunft eines modernen Stils. Wenn man sich nicht schämen würde, „aus
dem neunzehnten jahrhundert zu sein“, meint Loos, dann würde man sehen, „wie schnell
wir den ureigenen baustil unserer zeit erhalten würden“ (Loos 156).
Loos war ebenso kritisch auf das Werk der Sezession und der Wiener Werkstätte,
aber aus gegenüberliegenden Gründen. In diesen Bewegungen erkannte Loos einen
bedeutsamen Bruch mit der vorherigen Tradition. Obwohl Loos den Historismus der
Ringstraße verabscheute, glaubte er, dass eine natürliche Entwicklung befolgt werden
soll, die auf die Tradition gestützt ist. Der Stil der Sezession ist aus keinem alten Stil
entstanden, sondern hat die Sezession einen ganz neuen Stil erfunden. Loos’ Meinung
nach hatten frühere Zeiten schon Lösungen zu manchen Problemen gefunden, und
deswegen sollen die neuen Formen sich aus den Alten entwickeln.
Die Kritik, die Loos gegen die Sezession gerichtet hat, stammte auch von seiner
Überzeugung, dass Handwerk und, besonders wichtig für Loos, Architektur, nicht im
Bereich der Kunst sind. Die Mitglieder der Wiener Werkstätte haben ihre Waren
geschmückt, aber Loos fand das unnötig und unpraktisch. Ein Gerät hat nur einem Zweck
zu dienen, nämlich nützlich zu sein. Das Ornament sollte das Stück schön machen, aber
Loos behauptet, dass die Schönheit eines solchen Gebrauchsgegenstandes nur in seiner
Nützlichkeit besteht.
Nach Loos besteht der Unterschied zwischen Handwerk oder Architektur und
Kunst in ihren Zwecken. Loos erklärt:
„Das kunstwerk wird in die welt gesetzt, ohne daß ein bedürfnis dafür vorhanden wäre.
Das haus deckt ein bedürfnis ... Das kunstwerk will die menschen aus ihrer
bequemlichkeit reißen. Das haus hat der bequemlichkeit zu dienen. Das kunstwerk ist
revolutionär, das haus konservativ.“ (Loos 314-5)
Loos behauptet, dass „die schönheit eines gebrauchsgegenstandes nur in bezug auf seinen
zweck vorhanden ist“ (Loos 49). Die Hauptrolle eines Hauses ist bequem zu sein, und
insofern ist ein Haus nur schön indem es bequem ist, alles anderes ist Übermaß. Dieses
Urteil betrifft den Gebrauchsgegenstand ebenso. Die Kunst andererseits hat kein
Bedürfnis zu erfüllen, und deswegen bleibt ihre Schönheit eine Frage von Geschmack.
Auch diese Ansicht bezieht sich auf Loos’ Besessenheit mit Ornamentlosigkeit.
Ein Architekt soll ein Gebäude nicht überschmücken, weil es seine Bequemlichkeit nicht
dient, gleich wie ein Arbeiter einen Löffel nicht mit „unnötigen artifiziellen Spielereien“
dekorieren soll, weil es seine Bedienbarkeit nicht erhöht (Boose 218). Diese Formen
sollen nur durch zweckdienliche Verbesserungen geändert werden, und auch deswegen
sollen sie auf eine frühere Form gestaltet und nicht völlig wieder erfunden werden.
Manche haben gemeint, dass Österreich keinen eigenen Stil hatte, und deshalb
mussten sie die Stile früheren Zeiten nachahmen. Aber Loos beteuert, dass durch die
langsame Entwicklung des Stils, die er beschrieben hat, könnte ein einzigartiger
österreichischer Stil auftauchen. Der Stil, den Loos sich für Österreich vorgestellt hat,
ähnelt sich den der Amerikaner und Großbritannien. Er ist ein Stil, der durch Modernität
und Funktionalität gekennzeichnet ist.
In manchen Fällen fand Loos, dass kein einziger zusammenhängender Stil nötig
war, sondern eine eklektische Mischung von Stile besser war. Das stimmt im Bereich der
Inneneinrichtung, in den die Architekt nicht eintreten soll, glaubte Loos.
Inneneinrichtung ist persönlich, und jeder soll es selber nach seinem Art machen, „wie es
[ihn] gefällt“, weil ein Architekt, den man gar nicht kennt, die Individualität des
Bewohners nicht ausdrücken kann (Loos 43).
Dieses Thema behandelt Loos in seiner üblichen übertreibenden Art in „Von
einem armen reichen Manne“. In dieser Geschichte, erzählt Loos über einen Mann, der
seine Wohnung von einem Architekten einrichten lässt. Der Architekt besorgt für alles,
und jedes Stück im Haus hat seinen eigenen Platz. Zum Geburtstag bekommt der Mann
Geschenke von seiner Familie, aber der Architekt wird die neuen Sachen im Haus nicht
gestatten, weil sie nicht zum Rest des Hauses passen. Der Architekt greift den Mann an,
„Habe ich nicht auf alles rücksicht genommen? Sie brauchen nichts mehr. Sie sind
komplett!“ und damit begreift der Mann, dass er nie etwas ändern und nie etwas Neues in
seinem eigenen Haus bekommen kann (Loos 206).
Obwohl diese Geschichte das Problem übertreibend darstellt, ist ihr Kernpunkt
immer noch ein sachdienliches Thema. Wenn ein ganzes Zimmer in einem Stil
ausgestattet wird, beschreibt Loos diese Situation als Tyrannei, weil man nichts Neues im
Zimmer stellen kann, „[d]enn diese möbel vertrugen absolut nichts anderes in ihrer nähe“
(Loos 40). Durch die starre Einrichtung wirkt alles strikt und unbequem, statt behaglich
und einfach, wie es sein soll.
Ein noch wichtiger Anlass für die Inneneinrichtung vom Bewohner selbst ist die
Einzigartigkeit, die für eine solche Arbeit wichtig ist. Der Architekt ist ein Fremder, der
den Bewohner nicht kennt, und deswegen kann er kein passendes Zimmer einrichten. Das
Zimmer hat keinen Zusammenhang mit dem eigentlichen Bewohner, sondern bleibt „das
geistige eigentum“ des Architekten. In solchen Zimmern fehlt es an „die intimität“ (Loos
41).
Echtheit war ein Thema, das Loos auch in anderen Bereichen verlangt hat. Als
Architekt war die Integrität der Baumaterialien für ihn sehr wichtig. Loos war kritisch auf
die Bauer der Ringstraße, weil sie nicht nur einen Stil, sondern auch ein Material, imitiert
haben. Zu dieser Zeit war Aussehen die Hauptsache, und Imitation wurde erzeugt, wenn
man das echte Material sich nicht leisten konnte. Statt Stein und Stuck haben wurde
„angenagelter zementguß“ benutzt (Loos 155). Diese parvenühafte Verstellung, die Loos
als „vergewaltigung der materialien“ beschreibt, hat er nicht ertragen (Loos 104).
Die Menschen, die in den Ringstraßegebäuden mit falschen Fassaden gewohnt
haben, haben sich wegen ihrer Armut geschämt. Loos findet das töricht, und meint, dass
sie es nicht vortäuschen sollen, in einem Palast zu wohnen, und einfach zugeben, dass
manche Stoffe für sie zu teuer sind. Darüber hinaus ist niemand von den falschen
Fassaden getäuscht, und es wäre deswegen besser einfach eine neue Form für das neue
Material zu finden.
Loos behauptet, dass es die Aufgabe des Künstlers sei, „für das neue material ein
neue formensprache zu finden“ (Loos 155). Ein Material kann die Form eines anderen
Materials nicht nehmen, „[d]enn die formen haben sich aus der verwendbarkeit und
herstellungsweise eines jeden materials gebildet, sie sind mit dem material und durch das
material geworden“ (Loos 106). Loos beurteilt ihn als Fälscher, der versucht, ein
Material in die Form eines anderen zu gestalten.
Dieser Glaube, zusätzlich die vielen anderen Ideen, die Loos in seinen Schriften
vorstellt, bietet einen umfassenden Hintergrund zu der Analyse seiner architektonischen
Tätigkeit. Sie funktionieren auch als Zeugnis, dass Loos viel mehr als Architekt war, und
dass seine Interessen sich auf vielen Bereichen erweitern. Durch seine Schriften hat Loos
vversucht, Modernität, Funktionalität, und eine „abendländische“ Kultur in
österreichische Bauweise und Mode einzuführen
Erika –
Ein SEHR schöner Anfang, ich habe diese Seiten sehr genossen. Ich habe einige
Kleinigkeiten ausgebessert (tut mir Leid, ich kann nichts dafür!). Aber es gibt ganz
wenige Stellen, wo das überhaupt nötig ist.
Ich würde an Deiner Stelle mehr über seinen Humor sprechen, da Du hier einige
Beispiele davon hast, und auch mehr über die listige Nebenbedeutungen eingehen,
z.B., die Idee, dass die abendländische Kultur für die Österreicher „das Andere“ sei.
Du könntest vielleicht noch ein oder zwei Aufsätze behandeln. Hast Du dafür
Kandidaten?
Wenn alle Student/innen so gut Deutsch sprechen und schreiben könnten wie Du,
würden wir die Comps auf Deutsch schreiben lassen! Ich gratuliere Dir!
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.
Einleitung
A. Werk als Kritiker und Architekt
B. Einfluss seiner Schriften
Leben
A. Reise in Amerika
1. Weltausstellung
2. weniger Unterschied zwischen Stadt- und Landleute
3. Einfluss auf sein Werk/Denken
B. Neue Freie Presse, Das Andere
C. Empfang seines Werkes
Schreibstil
A. witzig, didaktisch
B. Themen
Ornamentlosigkeit
A. Gründe dafür
1. Evolution – Entfernung des Ornaments
2. keine Zusammenhang mit gegenwärtiger Kultur
3. wirtschaftlich/ökonomisch
a. Vergeudung der Arbeitszeit
i.
Besorgnis für die Geschädigten/Arbeiter
b. gekürzte Lebzeit des Geräts
B. Kritisch auf
1. die Ringstraße, Historismus
2. Sezession, Wiener Werkstätte
Architektur/Handwerk vs Kunst
A. Zweck
1. Gerät soll nach Zweck/Bedürfnis erzeugt, statt Gebrauch von
Gerät bestimmt
B. öffentlich vs privat
C. Bedürfnis erfüllen vs kein
D. Begriff/Bedeutung von Schönheit
Stil – Modernität
A. bewundert Amerika und Großbritannien
B. langsame Entwicklung, kein Bruch
1. weder Historismus noch Sezession
C. beruht auf Tradition
Inneneinrichtung
A. soll man selbst tun, nicht Architekt
B. soll eklektisch sein
Wichtigkeit von Material
A. Jedes Material hat nur ein Form – kann nicht imitieren
1. Ringstraße als Beispiel
Abschluss
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