Die Insel von Gellu Naum im Pygmalion Theater Das Rumänische Kulturinstitut Wien in Zusammenarbeit mit dem Pygmalion Theater präsentiert die szenische Lesung des Werkes Die Insel am 31. Juli um 20.00 Uhr. Die Veranstaltung findet anlässlich des 100. Geburtstags des großen rumänischen Dramatikers, Dichters, Schriftstellers und Essayisten statt. Gellu Naum (1 August 1915 – 29 September 2001) gilt als bedeutendster rumänischer Vertreter der surrealistischen Gattung und einer der letzten Vertreter im europäischen Raum. Unter der Leitung des Regisseurs Geirun Tino lesen folgende SchauspielerInnen: Ingeborg Mammerler, Julia Baldessari, Viktoria Deixler, Philipp Kaplan, David Ignjatovic und Paul Gruber. Der Eintritt ist frei und Plätze können hier reserviert werden. Die deutsche Übersetzung des Werkes erfolgte von Kerstin Ahlers mit der Unterstützung des Rumänischen Bücherzentrums. „Auf den ersten Eindruck parodiert Insula (Die Insel) auf reizende Art und Weise den berühmten Abenteuerroman Robinson Crusoe von Daniel Defoe. Im Grunde arbeitet Gellu Naum mit einem surrealistischen Programm auf dem Gebiet der Kinderliteratur. (…) Das kindlich Abenteuerliche wird stilistisches Kennzeichen und ästhetisches Programm. Das Thema ist sonderbar. Es geht um verzweigte und komplizierte Intrige im Stile eines Abenteuerromans und um eine Ahnentafel, welche umfassender ist als in Romanen über die englische Familie. Gellu Naum stellt nicht nur die ganze literarische, sondern auch die einflussreichere visuelle Zivilisation in Frage. Der literarische Exhibitionismus wird in beschämendes Licht gestellt (…). Robinson hat keine Spur von Größe. Er ist lächerlich, selbstzufrieden, arrogant und spießbürgerlich. Der Schiffbruch des neuen Robinson ist belustigend und nicht schöpferisch. Eine burleske Genese, die der Entstehung einer habsüchtigen menschlichen Spezies, die alles in Besitz nimmt gleich kommt (…).“ Mircea Ghiţulescu, Die stille Avantgarde Gellu Naums „Als man noch nichts von Die kahle Sängerin und Warten auf Godot wusste, als das absurde Theater noch nicht einmal seinen Namen trug, sein Publikum noch nicht geboren war, wurde der erste Theatertext Genau zur gleichen Zeit (Exact în acelaşi timp) von Gellu Naum 1945 in dem Band Das verbotene Schreckliche (Teribilul interzis) veröffentlicht. Die Schreibweise, die schockierenden Entgegnungen, die Andeutungen, das scheinbare Fehlen von Kohärenz, die ausgefallenen Überraschungen und die Fähigkeit, sich Personen und Situationen vorzustellen und zu kreieren, welche nicht zu einer Logik der Normalität gehören, nehmen viele der charakteristischen Merkmale vorweg, die wir später in Vielleicht Eleonora… (Poate Eleonora…), Die Uhrmacherwerkstatt Taus (Ceasornicăria Taus) und Die Insel (Insula), sowie in dem Theater von Eugène Ionesco und Samuel Beckett antreffen werden. Was nicht bedeuten soll, dass Gellu Naum sie auf irgendeine Weise beeinflusst hat, sondern, dass sein literarisches Genie unabhängig arbeitete.“ Ion Cocora, Dramaturg „auf eigene Faust“ Das Pygmalion Theater in Wien wird von Geirun Tino, einem Regisseur mit rumänischen Wurzeln geleitet, und fördert durch seine Aufführungen die Interkulturalität und europäische Dramaturgie mit starkem Akzent auf dem kulturellen Austausch zwischen Rumänien und Österreich. Das Pygmalion Theater feiert in der Spielzeit 2015/2016 zwanzig Jahre seines Bestehens, und wird sowohl erfolgreiche Inszenierungen des Zeitraums 1995-2015 vorführen, als auch Werke, die repräsentativ für die rumänische Theaterszene sind. Die szenische Lesung ist Teil der Veranstaltungsreihe, welche das Rumänische Kulturinstitut in Wien dem 100. Geburtstag von Gellu Naum widmet. Gellu Naum wurde am 1. August 1915 in Bukarest geboren. 1937 schloss er das Studium der Philosophie an der Universität Bukarest ab. 1938 ging er auf Anraten seines Freundes, dem Maler Victor Brauner, nach Paris, wo er sein Philosophiestudium an der Sorbonne fortsetzte. Durch Victor Brauner kam er mit der französischen surrealistischen Gruppe in Kontakt, die von André Breton angetrieben wurde. 1941 bildete sich die rumänische surrealistische Gruppe mit Gellu Naum, Gherasim Luca, D. Trost, Virgil Teodorescu und Paul Păun. Das besonders in den Jahren 1945-1947 unermüdliche Engagement der Gruppe führte zu der Behauptung: „Das Zentrum der Welt ist nach Bukarest gezogen“. Nach 1947 löste sich die Gruppe auf. 1948 und 1949 schrieb Gellu Naum das philosophische und esotherische Gedicht Das Schlangenbuch (Cartea şearpelui). Dieses Werk kennzeichnete seinen Stil fortwirkend. In den fünfziger und sechziger Jahren veröffentlichte er mehrere Kinderbücher. Er schrieb insgeheim weiterhin surrealistische Gedichte. Während der Tauwetterperiode des kommunistischen Regimes in Rumänien begann er 1968 bis dahin unbekannte Gedichte in dem Band Athanor zu veröffentlichen. Mit diesem und den folgenden Bänden – Der Tierbaum (Copacul-animal), Mein müder Vater (Tatăl meu obosit) – gelang es Gellu Naum die Aufmerksamkeit von Literaturkritikern auf sich zu ziehen. Als ein bedeutender Schriftsteller wurde er allerdings erst nach Veröffentlichung des Romans Zenobia (1985) bekannt. In nur wenigen Jahren erschienen zahlreiche Übersetzungen seiner Gedichte. Er starb am 29. September 2001. Rumänisches Kulturinstitut Wien Argentinierstr. 39, A-1040 Tel./Fax: +43 1 319 10 81 Email: [email protected] www.rkiwien.at www.facebook.com/RKIWien.ICRViena