Chirurgie des Dickdarmkrebses

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Chirurgie des Dickdarmkrebses
Wann ist eine Operation erforderlich?
Nach der Diagnose eines Darmkrebses wird eine chirurgische Therapie - also eine Operation - zur
Entfernung des Darmkrebses erforderlich. Allein die chirurgische Radikaloperation, das bedeutet die
komplette Entfernung des krebstragenden Dickdarmabschnittes mit einem Sicherheitsabstand im
Gesunden, kann eine dauerhafte Heilung erzielen. Dazu gehört auch die Entfernung der gesamten
anhängenden Blut/Lymphgefäße und Lymphknoten.
Was beeinflusst die Heilungschancen für Darmkrebs?
Kleine Krebse können in bis zu 98 % der Fälle nur durch die Operation dauerhaft geheilt werden. Aber
auch die Erfahrung des Chirurgen spielt eine wichtige Rolle: Je mehr Darmkrebsoperationen der
Chirurg bereits gemacht hat, umso höher sind die Chancen des Patienten auf dauerhafte Heilung
durch die Operation! In einigen Ländern dürfen Darmkrebsoperationen daher mittlerweile nur noch
von besonders erfahrenen und qualifizierten Darmspezialisten (Spezialdarmchirurgen) durchgeführt
werden.
Dabei gilt: Je kleiner der Darmkrebs zur Operation ist (Frühstadium), desto besser sind die
Erfolgsaussichten der Operation.
Die Radikaloperation ist aus zwei Gründen erforderlich: Erstens, weil Darmkrebs, sobald die
Darmwand durchbrochen ist, einzelne Krebszellen in Blut- und Lymphgefäße abgibt, die in den nahe
liegenden Lymphknoten abgefangen werden. Diese Lymphknoten dürfen also nicht zurückgelassen
werden, da sie der Ursprung neuen Krebswachstums oder einer Metastasierung sein können.
Zweitens weiß man, dass der Darmkrebs in der Darmwand unsichtbar bis zu zwei Zentimeter
vorwachsen kann: Besteht also kein ausreichender Sicherheitsabstand, kann es zum Rezidiv in der
Nahtlinie kommen.
Gelingt es, den Darmkrebs im Frühstadium zu beseitigen, beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate - ein
Maß der langfristigen Heilung – mehr als 90 %.
Durch die moderne Chirurgie hat die Anzahl der Patienten, die sich nach der Operation eines
Enddarmkrebses mit einem dauerhaften künstlichen Ausgang (Anus praeter) abfinden müssen, in den
letzten Jahren erheblich abgenommen.
Durch die Verfeinerung der Operationstechniken und unser verbessertes Wissen über die Biologie des
Darmkrebses sind die Krebsrezidive seltener geworden.
Völlig vermeidbar sind künstliche Darmausgänge, Krebsrezidive und Metastasen allerdings auch
durch die beste Chirurgie nicht, da manche Patienten mit Darmkrebs leider in einem zu späten
Stadium zur Operation kommen.
Wichtig ist unmittelbar vor dieser Operation die gründliche Darmreinigung. Der gereinigte Darm bietet
optimale Vorraussetzungen für die chirurgische Darmnaht (Anastomose), die notwendig wird, wenn
nach Entfernung des krebsbefallenen Dickdarmabschnittes die verbliebenen Darmenden wieder
verbunden werden müssen. Während bei den rechtsseitigen Darmkrebsen nahezu immer die
Wiederherstellung der natürlichen Darmpassage möglich ist, muss bei den tiefer gelegenen
linksseitigen Darmkrebsen manchmal ein vorübergehender künstlicher Ausgang angelegt werden, um
die Darmhaut oberhalb des Schließmuskels während der Heilung zu schützen.
Ein derartiger Anus praeter kann jedoch nach einigen Wochen wieder operativ zurückverlegt werden.
Eine besondere Situation liegt allerdings beim sehr tiefen Rektumkrebs vor.
Hier ist der Darmkrebs nur durch die Entfernung des gesamten Enddarmes einschließlich
Schließmuskelapparat und die Anlage eines bleibenden künstlichen Ausgangs zu heilen.
Welches operative Verfahren auch durchgeführt wird: Wenn es gelingt, den Tumor mit einem
Sicherheitsrand gesunden Gewebes zu entfernen, ist die Heilungschance im Vergleich zu anderen
bösartigen Erkrankungen gut - auch wenn aufgrund von Lymphknotenbefall oder einem
fortgeschrittenen Tumorstadium eine Nachbehandlung notwendig werden sollte.
Gibt es neue und schonende Operationstechniken?
Am wichtigsten bei der Operation des Darmkrebses ist die Radikalität d. h. die möglichst umfassende
Entfernung des Tumors um erneutes Tumorwachstum oder Metastasenwachstum zu verhindern und
die Heilung für den Patienten zu erreichen. Die ist heute durch entsprechend erfahrene Darmchirurgen
auch mit der sog. „Schlüssellochchirurgie“ (laparoskopische Chirurgie) möglich. Dabei werden
Spezialinstrumente durch kleine Öffnungen in die Bauchdecke eingeführt und bei geschlossenem
Bauch unter Zuhilfenahme einer in den Bauch eingeführten Videokamera der befallene Darmteil
entfernt und die gesunden Darmenden werden wieder zusammengenäht. Bei gleicher
Heilungssicherheit (Radikalität) ist dieses Verfahren für den Patienten mit geringeren Schmerzen,
einem besserem kosmetischen Ergebnis und einem kürzeren Krankenhausaufenthalt verbunden.
Darmgeschwulst in einem entfernten
Darmteil
Operationsergebnis
Das gesamte während der Operation entfernte Gewebe, Tumorgewebe und Lymphgewebe, wird
anschließend zur feingeweblichen Begutachtung ins Labor gesendet. Erst jetzt kann überprüft werden,
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ob der Tumor komplett - also "im Gesunden" - entfernt werden konnte. In diesem Fall sprechen
Ärzte von einer R0-Resektion (s.u.).
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ob sich in dem entfernten Lymphgewebe Tumorzellen zeigen. Wenn ja, dann bestehen
Lymphknotenmetastasen. Dies hat Einfluss auf das Krankheitsstadium (Staging) und ist für den
weiteren Behandlungsplan von entscheidender Bedeutung.
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ob es sich um mehr oder weniger aggressiv wachsende Krebszellen handelt (Grading).
Das Operationsergebnis ist demnach von ganz entscheidender Bedeutung für die weitere Behandlung
bei Darmkrebs.
Für die Beurteilung des Operationsergebnisses benutzen Ärzte die folgende Einteilung. Sie richtet
sich danach, ob der Tumor vollständig herausgeschnitten worden ist oder nicht. Das "R" steht dabei
für einen möglicherweise verbliebenen Resttumor (Residualtumor):
R0
R1
R2
Es ist nach der Operation kein Resttumor vorhanden, der Tumor ist komplett im Gesunden
herausoperiert worden (R0-Resektion).
Mikroskopisch kleine Reste des Tumors sind im Körper zurückgeblieben. Dies zeigt die
feingewebliche Untersuchung des herausoperierten Tumorgewebes nach der Operation.
Hier sind größere, sichtbare Teile des Tumors nicht herausoperiert worden. Der Chirurg
erkennt dies bereits während der Operation, kann es aber nicht verhindern, wenn z.B.
lebenswichtige Strukturen vom Krebs befallen sind, die nicht ohne weiteres
herausgeschnitten werden können.
Professor Dr. med. Padberg
Direktor der Chirurgischen Uni-Klinik Gießen
Dr. med. Roblick
Koloproktologe, Marburg
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