192 Was wäre wenn... - WK

Werbung
Denk-Mal: Märchenhafte Politik
29.1.2004 192
Seite 1
192 Was wäre, wenn ...
sagen wir mal, der König eines Königreiches vom König eines anderen Königreiches nach einem
verlorenen Krieg dazu eingesetzt worden wäre, sein Reich zum Wohle des anderen Königs nicht nur zu
verwalten, auch nicht nur rechtlos zu machen und auszuplündern, sondern soweit zu destabilisieren, bis
das Volk des besiegten Königreiches alles bereit ist zu akzeptieren, wenn es dadurch nur endlich
seinen König loswerden würde? Schon bei den ersten Versuchen dazu würde der Adel, also die
Fürsten, Grafen, Freiherren und wer sonst noch etwas zu verlieren hätte, ohne auf ein Murren des
Volkes zu warten, den König in kürzester Zeit absetzen und zum Teufel jagen, um an seiner Stelle
einen der ihren als neuen König einzusetzen. Dies hätte dann aber zur Folge, daß der fremde König
erneut mit seiner Kriegsmannschaft käme, um sein Ansinnen durchzusetzen. Und dies würde sich so
lange wiederholen, bis der Letzte im unterlegenen Königreich eingesehen hat, daß er sich der nackten
Gewalt beugen muß.
Was aber wäre ... wenn es sich bei der waffentechnisch überlegenen Macht nicht um ein Königreich,
sondern um eine Demokratie handeln würde? Sie wissen ja, daß eine Demokratie immer ein
freiheitlicher Rechtsstaat ist, Ehre und Menschenwürde achtet usw.. Ja, was wäre dann?
Die siegreiche Demokratie könnte natürlich nicht den besiegten König im Amt lassen. Sie könnte noch
nicht einmal das Königreich als Königreich bestehen lassen. Denn dann wäre die Demokratie
gezwungen, so zu handeln wie ein siegreicher König, nämlich mit nackter Gewalt. Das aber wiederum
wäre allein für das Ansehen der eigenen Demokratie und die Gläubigkeit der eigenen demokratischen
Bevölkerung äußerst schädlich, wenn nicht noch schlimmer.
Das einzige, was einer siegreichen Demokratie bleibt, nachdem der König vertrieben und das
Königreich liquidiert wurde, ist die Einführung einer Demokratie in dem besiegten Lande. Nur, wie
kann allein durch die Einführung der demokratischen Staatsform die neue, frei gewählte
Führungsmannschaft des Landes dazu gebracht werden, nun das zu tun, wogegen sich der König und
sein Adel immer zur Wehr gesetzt hätten, nämlich das Land verwalten, seine Bürger rechtlos machen,
sie ausplündern und das Land so weit destabilisieren, bis die Bürger so weit sind, die eigene
demokratische Führungsmannschaft abzusetzen und zum Teufel zu jagen?
Beginnen wird alles damit, daß das vormalige Königreich in kleine Fürstentümer zerlegt wird, an deren
Spitze die siegreiche Demokratie neue Fürsten setzt, wobei die neuen Fürsten aus charakterlich so
minderwertigen Personenkreisen ausgewählt werden, daß sie dem neuen, märchenhaften Titel und der
damit verbundenen Machtfülle nicht widerstehen können. Sind diese Fürstentümer geschaffen und die
neuen Fürsten eingesetzt, so kann unter deren Leitung nun die Demokratisierung des Königreiches
beginnen. Die Fürsten suchen sich korrupte Gleichgesinnte, mit deren Unterstützung sie Parteien
gründen, lassen sich von der demokratischen Besatzungsmacht ein Gesetzbuch der Grundrechte
diktieren und können nun zusammengerufen werden, um für alle Fürstentümer den „neuen König“ zu
wählen, der jetzt aber den Titel Präsident oder Kanzler erhält. Dieser wird damit zum wichtigsten
Mann der Demokratie. Auf ihn müssen sich nicht nur die Fürsten, sondern auf ihn muß sich auch die
siegreiche Demokratie verlassen.
Vergleichen wir die neue Demokratie mit einer Galeere, so dirigieren die Fürsten die einzelnen
Ruderdecks, der Kanzler ist der Steuermann, der den Kahn aber immer nur mit einer Hand lenken
kann, da er in der anderen sein Handy hält, über das er von der siegreichen Demokratie mitgeteilt
bekommt, welche Richtung in welcher Geschwindigkeit anzusteuern ist, sowie was oder wen er wie
verpackt wann und wo über Bord werfen oder auffischen muß. Und die Ruderer rudern begeistert.
Angetrieben von neuen Rechten, neuer Freiheit und neuer Wählerverantwortung. Ins Schlingern
Deutsche Idealisten (www.deutsche-idealisten.de)
GUWG-Verlag, 50169 Kerpen-Horrem, Rathausstraße 51, Fax (02273) 603758
29.1.2004 192
Denk-Mal: Märchenhafte Politik
Seite 2
kommt die Galeere erst (nachdem viele Ruder längst durch als Außenbordmotor verwendete
Ventilatoren ersetzt wurden), als die Ruderer feststellen mußten, daß sich durch ihre Wahl an dem, was
Fürsten und Kanzler so treiben, nichts, aber auch rein gar nichts ändert, daß ihre Rechte, wenn sie sich
z.B. gegen den Rattenbefall Hilfe erhofften, nichts wert, sondern bestenfalls reine Literatur waren, und
daß es mit der Freiheit auch nicht weit her war. Denn jedes freie Denken war längst verboten.
Nachdem die ersten Ruderer bereits ihr letztes Hemd hatten abgeben müssen, was in den kalten
Jahreszeiten der Gesundheit äußerst abträglich war, wurde auf Anweisungen der Fürsten und des
Steuermanns, die fast nur noch miteinander tuschelnd gesehen wurden, wenn sie nicht durch einen
Auftritt auf der Schaubühne verhindert waren, damit begonnen, die ersten Bohlen (nicht etwa Dieter)
und Planken zu privatisieren und über Bord zu werfen, bis vielfach nur noch Rahmen und Spannten als
Schiffsskelett übrig waren und der Kahn zu sinken begann, so daß er endlich aufgegeben werden
mußte. Während Fürsten und Steuermann ihr umfangreiches Gepäck schulterten und zum nahen Strand
der Demokratie schwammen, stellten die Ruderer mit nicht unerheblichem Erstaunen fest, wie fest sie
sich selbst an den untergehenden Kahn angekettet hatten.
Deutsche Idealisten (www.deutsche-idealisten.de)
GUWG-Verlag, 50169 Kerpen-Horrem, Rathausstraße 51, Fax (02273) 603758
Herunterladen