Text Reittrail - Aquila und Labi

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2014: Reittrail in Andalusien mit Cabacci / Manolo Ruiz
Hoch zu Ross unterwegs zwischen Halbwüste und Meer
Ich möchte unbedingt an die Sonne in den Osterferien, bloss wohin? Gern ans
Meer, aber nicht in eine „Touristenfalle“. Ruhig, viel an der frischen Luft, ein
wenig Bewegung wäre nicht schlecht. Beim Rumstöbern auf der Homepage
eines nahegelegenen Reisebüros stosse ich auf Reitferien. Unter anderem
„Unberührte Strände von Cabo de Gata“ in Andalusien. Warum nach einigen
„pferdelosen“ Jahren nicht wieder mal so die Natur geniessen? Hier ein paar
persönliche Eindrücke von diesem Trail.
von Susanne Angliker
Eine Freundin hat kürzlich geschwärmt von Andalusien. Das Datum stimmt, es ist
noch ein letzter Platz frei. Spontan und last minute buchen, Reitsachen ausleihen
und teilweise einkaufen, weil es schon lange her ist, seit ich keine Pferde mehr habe,
und los geht’s. Am Ostersonntag beginnt das Abenteuer und ich fliege nach Almeria.
Ob das wohl gut geht? Wie sind die Pferde? Wie viele Stunden werden wir im Sattel
verbringen? Wie sind die anderen TeilnehmerInnen der Gruppe? Ich habe zwar
langjährige Erfahrung im Reiten, hatte 16 Jahre lang zwei eigene Pferde, aber
Wundsalbe mitnehmen macht Sinn und mit Muskelkater ist vermutlich zu rechnen.
Richtige Einschätzung auf den ersten Blick
Am Morgen ganz früh geht mein Flug ab Zürich, via Madrid nach Almeria. Als ich
kurz nach 13 Uhr ankomme, werde ich schon erwartet von Manolo Ruiz und seiner
Frau Ophelia. Nach einer herzlichen Begrüssung sagt Manolo schon: „Du wirst
Morgana reiten. Sie ist klein, aber ein guter Gewichtsträger und Du wirst sie mögen.“
Er beschreibt mir die kleine, fünfjährige, schwarze Stute, welche mir in der nächsten
Woche sehr ans Herz wachsen wird. Nach so vielen Jahren Erfahrung mit seinen
Pferden und ganz unterschiedlichen Gästen, kann Manolo sehr schnell einschätzen,
welche Pferd-Menschkombination passt für die sechs Tage Trail. Nachdem mich das
Paar ins Hotel El Sotillo gefahren hat und ich eingecheckt und mein schönes im
andalusischen Stil möbliertes Zimmer bewundert habe, spaziere ich direkt über den
Platz zu den Stallungen. Ich möchte einen ersten Blick auf die Pferde werfen. Alles
macht einen sehr guten Eindruck – ordentlich, die Pferde wirken gepflegt und gut
genährt. Ich erkenne Morgana sofort und mache mich mit ihr bekannt.
Ab ans Meer
Da die anderen ReiterInnen der Gruppe erst gegen Abend ankommen werden,
mache ich mich auf, um San José anzusehen und vor allem meine Füsse im Meer zu
baden. Darauf habe ich seit dem letzten Sommer gewartet – ich liebe das Meer! San
José ist in ca. 10 Minuten zu erreichen vom Hotel aus und ich schlendere durch das
Dorf, mache einen langen Spaziergang entlang des Strandes, esse Calamari zum
Lunch, geniesse die spanische Sonne (mit Gilet und Kopftuch geschützt gegen den
starken Wind) und bin pünktlich gegen 20 Uhr wieder zurück im Hotel, wo sich die
ganze Gruppe zu einer kurzen Information trifft. Auf den ersten Blick sind wir uns alle
sympathisch. Das Sprachgemisch vom ersten Apéro wird sich durchziehen – wir
reden schweizerdeutsch, französisch, englisch, spanisch und „Hand und Fuss“ – oft
alles in einem Satz, denn unsere Gruppe besteht aus einem Franzosen/Francois,
einem englischen Ehepaar/Julie und Martin, nebst mir noch zwei Schweizern/Fred
und Bruno und natürlich Manolo, dem Andalusischen Guide. Wir sind zwei Frauen
und vier Männer, von relativ wenig Reiterfahrung bis sehr erfahren, altersmässig ab
40 aufwärts. Eine gute Mischung – die Chemie stimmt. Nach dem gemeinsamen
Abendessen, welches wir auch in Zukunft immer so gegen 20.30 Uhr einnehmen
werden, geht’s bald ins Bett, denn morgen früh heisst es packen und zum ersten Mal
aufs Pferd.
Alles neu….
Nach dem Frühstück hinterlassen wir unsere Koffer an der Rezeption, wo die beiden
Helferinnen von Manolo sie abholen werden und gehen zum Stall. Es wird uns alles
gezeigt, wir verstauen unsere Sachen in den Satteltaschen und auf geht’s. Zuerst
sollen wir ein bisschen im Viereck reiten, um uns an die Pferde zu gewöhnen.
Manolo beobachtet uns und schon bald heisst es nach einem Gruppenfoto: „Folgt
mir, wir reiten los!“ Vieles, was wir heute zum ersten Mal machen, wird zur Routine
werden, wird ohne Worte ganz natürlich funktionieren mit der Zeit: Sonnencréme
einschmieren; Pferde bereit machen; was gehört am besten in welche Satteltasche;
wissen welche Pferde sich gut vertragen; Steilhänge auf- und abwärts bewältigen;
die Bewegung des Pferdes in allen Gangarten kennen; Stricke um den Hals knoten;
Strassen überqueren; wissen, wann in Einerkolonne und wann frei nebeneinander
reiten und vieles mehr. In meinem Fall gehört das Ritual Apfel und Banane
organisieren und verfüttern ebenfalls jeden Tag dazu, dafür werde ich von Morgana
geliebt und von einigen meiner Mitreiter freundschaftlich belächelt.
Wunderschöne Strände
Heute an Tag eins geht’s erst mal durch San José, über einen steilen Abhang
hinunter (ist das Manolos Test, ob wir geländetauglich sind?) zu einer Mühle, weiter
durch die herrliche Landschaft zur Playa de los Genoveses, dem „Piratenstrand“, wo
wir das erste Mal einen Galopp wagen. Um es vorweg zu nehmen: unsere
Grundgangart in dieser Woche wird vorwiegend Schritt sein. Wir werden jeden Tag
zwischen fünf und sechs Stunden reiten, oft querfeldein, über Stock und Stein. Die
Pferde sind sehr trittsicher und das für uns Sportpferdereiter teilweise fast unwegsam
wirkende Gelände ist für sie nichts Besonderes. Wir lernen schnell, dass wir hier
nicht „reiten“ müssen, wie wir das von zu Hause kennen. Wichtig ist es den Pferden
zu vertrauen, im Sattel zu relaxen und bei schwierigen Geländepassagen Manolo zu
folgen, der uns den besten Weg sucht. Wir werden Landschaften im Naturpark Gabo
de Gata durchqueren, in die „normale Touristen“ kaum vorstossen. Wer viel
galoppieren und traben möchte, ist auf diesem Trail falsch. Wer gern Natur pur hat, in
unbekannte Landschaften vorstösst, sich auf das Abenteuer weglose
Bergüberquerung einlässt und trotzdem ab und zu einen Strandgalopp macht, ist
genau richtig. Ich geniesse es! Die Pferde sind von ihrer Rasse und ihrem
Temperament her unterschiedlich, aber alle sehr geländesicher. Ich reite die Variante
„Fotomodell“, weich zu sitzen, ruhig und verlässlich, obwohl erst fünfjährig. Alle
Pferde wurden von Manolo selber ausgebildet.
Aber zurück zu Tag eins. Heute ist es extrem windig. Manolos Wetterbericht zeigt bis
zu 48km/h Windgeschwindigkeit an. Vor allem entlang der Strände pfeift uns der
Wind oft um die Ohren und als wir den steilen Hügel bei San José erklimmen, weht
es uns fast vom Pferd und die Pferde fast in den Abgrund. Trotzdem macht es
grossen Spass heute. Nach dem Piratenstrand geht’s weiter zur Cala Amarilla, alles
der Küste entlang weiter zur Playa de Monsul. Viele dieser Strände und
Landschaften waren Drehort für einen Spaghettiwestern. Eine der Melodien verfolgt
uns dann auch die ganze Woche. Immer mal wieder pfeift sie jemand und wir stellen
uns Indianer vor, die auf uns „Cowboys“ hinter einer Düne lauern.
Lunch und erholsame Siesta Time
Wo immer wir sind, zeigt uns Manolo typische Plätze, historische Stätten, die
schönsten Aussichten und erzählt uns die wichtigsten Fakten dazu. Wir drehen weg
vom Strand und reiten mehr ins Landesinnere, wo uns der erste Mittagshalt beim
Cortijo Monsul erwartet. Manolos Praktikantinnen Mélissa und Cassandra erwarten
uns bereits mit dem Mittagessen für Pferd und Reiter. Uns erwartet jeden Mittag ein
warmes Essen, regional typische Speisen. „Bei mir gibt’s keine Sandwichs“, betont
Manolo. Und „Siesta ist hier ganz wichtig! Ihr werdet merken, dass es keinen Sinn
macht in der heissesten Zeit zu arbeiten oder zu reiten.“ Heute ein wenig früher,
wegen des Windes, geht’s dann weiter an San José vorbei, durch eine trockene,
halbwüstenartige Landschaft nach La boca de los Frailes, wo wir in der Villa Maltès
untergebracht sind. Das Hotel verfügt über einen grossen Paddock, wo die Pferde für
die Nacht versorgt und angebunden werden. Nach einer Erfrischung beziehen wir
unsere Zimmer. Da ich ein Einzelzimmer gebucht habe für den ganzen Trail,
bekomme ich die ganze Woche immer für mich allein ein tolles Zimmer oder
Apartment. Nach dem Nachtessen gehe ich mit müden Beinen und voller Eindrücke
ins Bett.
Hoch oben auf den Klippen
Weil der Wind nachgelassen hat, können wir heute, wie geplant, über den
Klippenweg reiten. Zuerst geht es von La boca de los Frailes zurück Richtung San
José. Weil die Pferde plötzlich abbiegen wollen, merken wir, dass wir ganz in der
Nähe des Stalles sind. Dann geht’s aber weiter Richtung Meer und es gilt wieder eine
Steigung zu erklimmen, welche sehr steil über Felsplatten bergan führt. Manolo geht
zu Fuss, sucht den besten Weg. Es sei eigentlich besser, wenn wir auf dem Pferd
blieben, die Pferde seien dies gewohnt und so würde die Gefahr nicht bestehen,
dass ein Pferd jemanden treten könnte, meint unser Guide. Ich brauche also meine
Wanderschuhe nicht, die ich mitgebracht habe. Als ich den Weg vor mir sehe, mache
ich mir schon ein wenig Gedanken. Werden unsere Pferde mit ihren Eisen genügend
Halt haben auf dem felsigen Boden? Aber schon geht’s los. Es gilt das Gewicht nach
vorne zu verlagern und dem Pferd zu vertrauen. Manolo hat schon gesagt, meine
Stute laufe bergauf sehr gut. Und Morgana geht den Steilhang mit Anlauf an und
klettert tatsächlich wie eine Gämse hinter Manolos Schimmel her. Oben erwartet uns
ein wunderbarer Ausblick! Wir stehen auf der Plattform, machen Fotos und
geniessen die tolle Aussicht. Nun geht es fast flach weiter, alles entlang dem
Klippenpfad. Wir begegnen einem deutschen Paar. So was hätten sie noch nie
gesehen, sagen sie und machen begeistert Fotos von uns. Und tatsächlich: Manolo
ist der Einzige, der in dieser Gegend Trails anbietet. Und auch sonst ist niemand
hoch zu Pferd hier unterwegs. Ich werde nicht müde die Steinformationen und die
Weite des Meeres zu geniessen und zu bewundern. Gestern hier zu reiten, wäre
gefährlich gewesen bei dem Wind. Wir freuen uns alle, dass wir einen so klaren,
windstillen Tag haben heute. Hier stellen wir uns nicht die Indianer vor, sondern die
Piraten, welche mit ihren Booten in die Buchten eingelaufen sind unten und die
Soldaten, welche von der Besatzung auf den Wachtürmen alarmiert hoch zu Ross
von den Festungen heraufgestürmt und gegen die Piraten vorgegangen sind. Nach
einem langen Ritt erwartet uns unten die Festung in Los Escullos, dann ein
Strandgalopp und schliesslich der Picknickplatz inmitten einer marokkanisch
anmutenden Oase mit Palmen.
Spa Hotel de Naturaleza
Wie jeden Tag reiten wir am Morgen etwa 3 bis 3,5 Stunden und am Nachmittag
dann nur noch 2 bis 2,5 Stunden. Weit ab von allen Pfaden geht’s weiter von der
Oase weg und quer durch die „Prärie“, bis wir wieder auf eine Strasse stossen. Heute
ist der einzige Tag, wo wir ganz kurz dieser Hauptstrasse entlang reiten müssen. Das
Polizeiaufgebot, ist jedoch nicht unseretwegen da – ein Lastwagen hat die Kurve
nicht erwischt und muss aus dem Graben geholt werden. Bald sind wir wieder weg
von der Strasse und Manolo führt uns nach Rodalquilar, wo wir an einem verlotterten
Gehöft vorbeireiten. Manolo grüsst den Bauern und unterhält sich kurz mit ihm und
bald wissen wir warum: Wir steuern einen Platz an, wo hinter einer Zäunung
Tomaten am Boden ausgebreitet sind. Wir sind angekommen. Hier werden die
Pferde über Nacht bleiben. Unser Hotel ist gleich nebenan. Hier werden wir zwei
Nächte bleiben. Da wir übermorgen einen anstrengenden Tag haben werden, wo wir
die Goldmine durchreiten und einen Berg überqueren werden, machen wir morgen
vom Hotel de Naturaleza aus eine Tour, die uns wieder hierher zurückführen wird.
Wie immer kümmern sich die beiden „Chickas“ um die Pferde, tränken, füttern,
duschen sie. Wir checken ein im Hotel und schwimmen trotz kaltem Wasser eine
Runde im Pool, relaxen, geniessen Apéro und ein sehr leckeres Abendessen und
blicken zurück auf den herrlichen Tag.
Am nächsten Morgen reserviere ich für den Abend eine Massage. Obwohl ich
erstaunlicherweise noch keinen Muskelkater verspüre, wird dies sicher sehr
erholsam sein, nach all dem ungewohnten Reiten.
Torre de Lobos und Picknick on the beach
Nach einem reichhaltigen Frühstück satteln wir unsere Pferde und reiten Richtung
Meer. Der Weg führt bergan zum Torre de Lobos, einem weiteren Wachturm. Obwohl
die Sicht nicht so klar ist, dass wir bis zur Sierra Nevada sehen können, haben wir
Glück. Wir sehen weit in die Landschaft und aufs Meer, bevor Nebelschwaden
aufziehen, die sich aber bald wieder auflösen. Weiter geht es ein Stück entlang des
Weges, dann zwischen Büschen und Steinen bergab hinter Manolo, der sorgfältig
den besten Weg aussucht. Unten angekommen geht es ohne Pfade, auf schmalen
Wegen oder durch rote Erde Richtung Meer. „Don’t look Ethel“, ruft Martin, als wir in
die Nähe des Strandes kommen, wo sich Spanier nackt sonnen. Mich interessiert
aber sowieso das türkisfarbene Meer und der helle Sand, wo wir einen weiteren
Galopp machen. Nach einem weiteren Ritt durch die karge Landschaft kommen wir
zu einem weiteren Strand. Hier haben wir Blick auf Las Negras, den schwarzen
Felsen. Das Mittagessen ist bereit und nach dem Essen nehme ich mir meinen Stuhl,
stelle ihn halb ins Wasser, ziehe Schuhe uns Socken aus und verbringe meine Siesta
mit Blick aufs Meer und abgekühlten Füssen. Francois, stürzt sich sogar in die Fluten
und schwimmt im Meer. Ich sammle noch ein paar Steine, Vulkangestein in allen
Farben, und schon geht es wieder weiter und wir reiten zurück ins Spa Hotel, wo wir
den Tag gemütlich ausklingen lassen.
Durch die Goldmine
„Die Goldmine ist schon lange nicht mehr offen“, meint Manolo am nächsten Tag, als
wir an der Anlage vorbei und dann durch die Mine reiten. „Es gab nie viel Gold, aber
Franco wollte gegen aussen zeigen, dass Andalusien alles hat und nicht auf andere
Länder angewiesen ist“, erzählt er. Immer wieder sehen wir Warnschilder, denn
überall hat es Stollen und Löcher, wo man hinunterfallen könnte. Wir bleiben hier
schön auf dem Weg, welcher durch die Mine führt, bevor wir auf der anderen Seite
den Pfad verlassen und steil über den Berg steigen. Wilden Salbei, Rosmarin, Alfalfa
und einige vor allem gelbe Blumenbüsche, rötlichen Boden, und verschiedene Arten
von harten Grasbüscheln – dazwischen Steine in allen Grössen und Formen sehe ich
unter mir, als Morgana sich den Weg hinter Manolo sucht, zuerst hinauf, dann nach
einer kurzen Atempause so steil hinunter, dass ich es einen Moment lang nicht mehr
geniessen kann. „Emotionen erhalten uns jung“, lacht Manolo unten, als er sieht,
dass ich froh bin heil angekommen zu sein. Ein Stück folgen wir einem schönen Tal,
dann geht es nochmal bergauf, wo wir von einer tollen Sicht zurück Richtung
Rodalquilar und nach vorne zuerst gegen die Ruinen eines typisch in andalusischer
Architektur gebauten Gehöftes und dann gegen die Gemüsefelder belohnt werden.
Hier ist auch unser Mittagsziel. Mitten in den Feldern von Salat, Fenchel, Blumenkohl
und Kohl, wo künstlich bewässert und Gemüse nach ganz Europa geliefert wird, liegt
das durch den Schriftsteller Frederico Garcia Lorca bekannte Cortijo del Fraile, wo
wir Pause machen und essen. Am Nachmittag nimmt Manolo einen anderen Weg als
gewohnt, da es wieder ziemlich windig ist. Er sucht sich den Weg etwas abseits der
Strasse nach Fernan Pérez, wo wir heute in einer alten Mühle, im Molino de Maise
nächtigen. Als nicht ganz einfach stellt sich hier die Unterbringung der Pferde heraus.
Aber nach einigen Zwischenfällen sind alle sicher angebunden und auch Manolo,
Mélissa und Cassandra kommen heute mit uns zum Abendessen. Es gibt Couscous
und Manolo erzählt von Marokko, wo er oft und gerne ist. Nachts rüttelt der
Sturmwind an den Fensterläden von meinem zweistöckigen Apartment. Wie es wohl
den Pferden geht, da draussen?
Clint Eastwood und Co
Ich kann es kaum glauben. Heute ist schon der letzte Tag, an dem wir den ganzen
Tag im Sattel sein werden. Morgen, Samstag reiten wir nur noch am Morgen. Für
heute hat uns Manolo Paella versprochen. Unter dem Gepfeife der nun schon
bekannten Melodie reiten wir nach Albaricoques, wo sich alles um die Welt der
Italowestern, der Spaghettiwestern dreht. Hier wurden viele dieser Filme gedreht und
das Restaurant, das wir nach einem Ritt, der zuerst wieder durch die Gemüsefelder
und dann durch eine kargere Gegend geführt hat, erreichen, ist geprägt von Bildern
und Requisiten aus diesen Filmen. Nachdem wir alle an einem langen Tisch Platz
genommen haben, tischt der Wirt eine Art Sangrilla, Brot und Oliven auf. Gefolgt von
feinem Salat und dann einer riesigen Pfanne mit Paella. Ganz klar, dass zuerst alle
ein Foto schiessen wollen, bevor die erste Portion geschöpft wird. Einige machen
nach dem Essen einen kurzen Spaziergang durch das Dorf und fühlen sich wie Clint
Eastwood, dann geht es weiter. Wir reiten durch die Caldera Volcanica de Majada
Redonda, sind umgeben vom Vulkanrand und folgen einem staubigen Pfad, bis wir
wieder das Meer vor uns sehen. Hier geht es zurück an den Strand, wo wir nach
einem kurzen Galopp bald einbiegen zum Hotel Paraiso, der letzten Unterkunft,
bevor der Trail zu Ende geht. Unglaublich schön ist die Sicht, die wir hier von der
Hotelterrasse aus haben. Wir sehen auf der rechten Seite den Cerro del Fraile, den
Krater, wo wir am zweiten Tag über die Klippen gekommen waren. Vor uns liegt
unser „Galoppstrand“, die Playa del Arco und links erahnen wir die Oase, wo wir
schon gepicknickt haben. Als ich mein Zimmer beziehe, höre ich Gewieher und gehe
nachsehen, was los ist. Die Pferde werden der Reihe nach von ihrem Nachtplatz
weggeführt und geduscht und rufen einander zu. Ich mache ein Video von Morgana,
verschicke es per Whatsup an meine Freunde und alle sind entzückt. Als ich es
Manolo schicke, meint er am nächsten Tag: „Morgana singt.“ – Unser letztes
Nachtessen nach einem Tagesritt nehmen wir am runden Tisch ein.
Wehmut nach einer tollen Woche
Ich wache auf von Hufgetrappel. Die beiden Chickas führen die Pferde vor meinem
Fenster vorbei zu den Tränkbecken. Ich packe ein letztes Mal meine Koffer und gehe
frühstücken. Wehmütig steige ich aufs Pferd. Heute geht der Ritt zu Ende. Was sich
am Montag angefühlt hat, wie eine sehr lange Zeit hoch zu Ross, ist nun schon fast
vorbei. Ich weiss, dass wir am Mittag zurück sein werden in San José. Noch ein
letzter Galopp am Strand; Kreuzungen, Dörfer, Gärten, eine Mühle, die uns bekannt
vorkommen, weil wir hier schon entlang gekommen sind und schon ist es vorbei. Es
heisst absteigen – das Abenteuer Trail in Andalusien ist vorbei. Mir fällt der Abschied
schwer von Morgana. Ich werde sie noch zweimal besuchen, denn ich bleibe noch
drei Tage länger als die Anderen in Andalusien. Bevor wir Reiter uns aber trennen,
liegt noch ein Ausflug vor uns. Manolo hat uns eingeladen mit ihm und seiner Frau
Ophelia und den Chickas zusammen nach Almeria zu fahren und dort die Festung
Alcazaba zu besichtigen. Anschliessend offeriert er uns Tapas und wir verbringen
einen gemütlichen Abend alle zusammen. Die letzte Nacht schlafen wir wieder im
Hotel El Sotillo, wo wir gestartet sind. Am Morgen früh fährt Francois, der Franzose
mit seinem Auto zurück nach Hause. Bruno und Fred, die beiden Schweizer müssen
gegen Mittag los zum Flughafen. Ich mache mit Julie und Martin, den Engländern
noch einen langen Spaziergang durch San José und am Strand. Wir schauen uns ein
paar Orte, wo wir entlang geritten sind, von weitem nochmal an. Nach dem
gemeinsamen Mittagessen, gehe ich ins neue Hotel Dona Pakyta und sie zum
Flughafen. Und nach drei Tagen Strand, Sonne, Meer und einem Kajakausflug geht
auch für mich die Reise im Land, wo immer die Sonne scheint und es nur fünf Tage
im Jahr regnet, zu Ende und ich fliege via Mallorca zurück in die verregnete Schweiz.
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