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Zeitgenössische Berichte
aus der Umgebung Ober-Hollabrunns
über die Kriegsjahre 1805 und 1809.
Einleitung
In meiner Sammlung von Jahresberichten des Hollabrunner Gymnasiums (gegründet 1865) habe ich
zwei Artikel gefunden, die es mir wert erscheinen, sie als Internetseite aufzubereiten. Die Artikel
stammen aus den Jahresberichten von 1902 und 1906 beschreiben die Kriegsereignisse von 1805
und 1809 welche sich in und um Hollabrunn - damals noch Oberhollabrunn - zugetragen haben. Ein
Denkmal zwischen den Orten Suttenbrunn und Schöngrabern zeugt heute noch von den Ereignissen
der damaligen Zeit. Außerdem findet sich im Triumphbogen von Paris der Name Hollabrunn unter
jenen Orten, an denen Napoleon Siege errang.
Ich habe den Artikel, welcher anno dazumal anhand der Aufzeichnungen in den einzelnen
Gemeinde - Gedenkbüchern zusammengestellt worden war, ohne irgendwelche Wertung
übernommen, was sich auch in der alten Rechtschreibung widerspiegelt.Um die Authentizität
des Artikels zu wahren, sind absichtlich die Rechtschreibfehler wie sie sich in den OriginalPfarraufzeichnungen finden mit übernommen worden.
Hollabrunn, im April 2000.
Günther Böck
Zeitgenössische Berichte
aus der Umgebung Ober-Hollabrunns
über die Kriegsjahre 1805 und 1809.
Von Dr. Johann Grippel und Dr. Alois Müller.
(Teil 1, 62. Jahresbericht aus dem Jahre1902)
Einleitung.
Im Folgenden haben wir es unternommen, die in den Pfarr- und Gemeinde-Gedenkbüchern der in
der Umgebung von Ober-Hollabrunn, gelegenen Ortschaften enthaltenen Berichte über die
Kriegsjahre 1805 und 1809 zu sammeln. Diese enthalten interessante Details über die Ereignisse
jener drangvollen Zeit und zeigen, in welch furchtbarer Weise auch unsere Gegenden durch die
Napoleonischen Kriege gelitten haben. Es ist unsere Absicht, unsere Forschungen nach dieser
Richtung hin fortzusetzen, und wir hoffen, dadurch die Grundlage zu erhalten für eine ausführliche
Darstellung der Ereignisse jener Zeit, soweit sie unsere Gegend betreffen. Wir können es nicht
unterlassen, darauf hinzuweisen, welch hoher Wert den Gedenkbüchern der Gemeinden und
inbesonders der Pfarren vom rein historischen Standpunkte ans beizumessen ist.
Als unsere angenehme Pflicht erachten wir es, den hochwürdigen Herren Pfarrern und den Herren
Gemeindevorstehern an dieser Stelle unseren verbindlichsten Dank auszusprechen für die
Bereitwilligkeit, mit der sie alle unsere Bemühungen unterstützt haben; allerdings weisen vielerorts
die Gedenkbücher erhebliche Lücken auf, so dass nicht überall unsere Forschungen von Erfolg
gekrönt waren. Dafür sind uns von mancher Seite Mittheilungen zugekommen, die mit den
Ereignissen jener Zeit in entfernterem Zusammenhange stehen und den Stoff für Forschungen nach
anderer Richtung darböten, z. B. für Untersuchungen über die Herkunft mancher Familien mit
französischen Namen.
Oberhollabrunn, im Juli 1902.
Dr. Johann Grippel,
Dr. Alois Müller.
Aus dem Gemeinde-Gedenkbuche von Sierndorf,
1809.
Im Jahre 1809 bei den zweiten Einfahl der Franzosen ins Österreich da hat sich die Affandgarth von
E. H. Karl im Markt Sierndorf gelachert, rämblich das Regament E. H. Karl Schübphäd Husaren
und Schwarzenberg Hollanner. Da hat der Markt Sierndorf 800 Bund Stroh in das Lager liefern
müssen 44 Klafter Brennholz, 24 Eimer wein, 400 Schieshel und 400 Häfen und sodan waren noch
im Markt in Häusern alles so überlägt das sich fast niemand zu helfen weiß. Den 7ten July ist der
Feind bis Wien in dem Marchfeld über die Donau übergebrochen und am 8ten July hat unsere k.k.
Armee ihren Rückrad bis zneim nehmen müssen. Da ist auch bei uns das Fürst Liechtensteinische
lager gestanten. Den 9ten July sind die Franzosen bei uns durch Marschierd. Da ist unser Markt in
Brand gestöckt worden und sind 32 Häuser abgebrand. Bei den Johann Grindling Nr. 36 ist das
Feuer angelögt worden und sind von des Lorenz Klarr seinen Hauß angefangen Nr 34 bis zum ambt
Hauß Nr. 46 von der Mühl an Nr. 7 bis zu des Andere Huber Hauß Nr. 24 alles liecht aufgebrant.
Ganze fünf Monath sind die Franzossen bei uns in Osterreich geblieben.
Den 9ten July als am Jahrdag der Feuersbrunst hat sich die Marktgemeintte verobligirt allezeit das
gedächniß mit einem Heilligen Hochamt feuerlich zu begehen zu ehren des Heiligen Florian.
Joseph Bachhaimer der Zeit Marktrichter
Johann Grumpböck geschworner
Lorenz Beyer geschworner
Johann Anzböck geschworner
Andere Huber geschworner.
Aus dem Gedenkbuche der Pfarre Sierndorf.
Aufgezeichnet von dem damaligen Pfarrer Karl Streichers.
1805.
Den 8ten und 9ten November marschirten durch Sierndorf viele tausende der Russen, welche sich
nach dem Eindringen der Franzosen ins Oesterreich von Krems herab retierirten, und sich nach
Oberhollabrunn hinaufzogen, die Einquartirung und besonders das Unterbringen ihrer vielen Pferde
war sehr lästig. Ich selbst hatte einen Obersten sammt der Kriegskasse in Quartier und in einem
Stadtel 45 Pferde, weil schon im Markte alles so sehr überlegt war, dass die Pferde nirgends mehr
untergebracht werden konnten.
Den 14. November sind im Verlaufe des heuer wieder mit Frankreich ausgebrochenen Krieges nach
der unglücklichen Schlacht bei Ulm zwischen 11 und 12 Uhr Vormittag die ersten französischen
Reutter nach Sierndorf eingerückt. Die Neugierde zog mich und fast alle Einwohner auf die Straße
heraus, um den Feind zu sehen. Sie betrugen sich auch bei ihrem Einmarsche in Sierndorf ganz gut
gegen uns, sagten uns mehrmahlen, wir hätten uns gar nicht von ihnen zu füchten, es würde uns
kein Leid zugefügt werden, sie wären nicht Feinde gegen den deutschen Kaiser, mit dem ihr Kaiser
schon ohnehin Frieden gemacht hatte, sondern sie seien nur deßwegen in unser Land herüber
gebrochen, um den Russen zu verfolgen, und wo sie dieselben finden, würden sie sich mit ihnen
schlagen und selbe aufzureiben.
Daß dieß aber nur Schmeichelworte waren, zeigte sich gar bald. Denn einige von ihnen forderten
sogleich Geld als Brandsteuer und zeigten sich somit als wirkliche Feinde.
Den Nachmittag darauf kam schon eine sehr beträchtliche Anzahl Fußvolks, welche in alle Häuser
eindrangen, Fleisch, weißes Brod, Butter, Käs und der gleichen von den Leuten abforderten und
dann wieder weiter marschirten. Auf den Abend wurde der Markt Sierndorf mit den feindlichen
Truppen so überlegt, daß in jedem Hause mehr als 50 und 60 Mann einquartirt waren. Uebrigens
ging außer den äußerst starken Requisitionen aller Gattungen Lebensmittel und der Fourage für ihre
Pferde alles so ziemlich ruhig ab.
Der 15. November eben der Festtag des h. Leopolds, war für den Markt Sierndorf ein wahrer
Hiobstag. Da erfuhren wir die Geißel des Krieges, und alle die unseligen Folgen desselben in ihrer
ganzen Schwere. Schon um 8 Uhr Vormittag fing die große feindliche Armee durch Sierndorf
durchzuziehen an und zwar in einer solchen Menge, dass es beinahe unmöglich gewesen. wäre,
über die Strassen hinüberzukommen. Da drangen sie schon feindselig in die Häuser der Leute ein,
forderten von ihnen mit Gewalt Essen und Trinken und mit diesen allein nicht zufrieden, fingen sie
förmlich zu plündern an, brachen die Kästen und Gemächer auf, raubten der Leute Habseligkeit,
tödteten alles Geflügel, nahmen den Leuten Schafe und Schweinefieh hinweg, das sie sogleich
sengten, und bei Feuer sich zurichteten, was sie nahe bei Stroh-Dächern und Städteln aufgemacht
haben, durchsuchten mit brennenden Kerzen die Heuböden um ihren Raub zu befriedigen, indessen
wachte doch Gottes Güte über uns, und verhinderte, daß bei einer so großen Feuersgefahr unser
Markt nicht ein Opfer der Flammen wurde. Ueberdieß wurden alle Keller mit stürmender Gewalt
eingebrochen, und der Wein theils ausgetragen, theils frey ausgelassen. Beträchtlich war der
Schaden, der dem Anton Steinermayr gewesten herrschaftlichen Pächter allhier dadurch zugefügt
wurde, in dessen Keller sich über 300 Eimer Wein befanden, von welchen er nicht einen einzigen
retten konnte. Die Folge von allen diesen war, daß die Feinde, die ohnehin schon berauscht waren,
noch mehr betrunken und in ihren Leidenschaften ungestüm wurden. Besonders bin ich von ihnen
sehr hart mitgenommen worden. Von drei verschiedenen Rotten wurde ich am nämlichen Tage im
Pfarrhofe überfallen, ohne die vielen zu rechnen, die mit Bütteln und Schaffeln mir den Wein aus
dem Keller hinweg trugen. Nachdem ich sie mit Fleisch, Brod, Eyer, Käß, Butter, kurz mit allem,
was sie verlangten, bereitwillig bewirtete, fingen sie an in mich mit bloßen Säbeln und unter den
schändlichsten Schimpf- und Fluchworten zu dringen und nötigten mich alle Kästen und Thüren zu
eröffnen, wo sie den alles vorfindige Geld, Wäsch- und Leibskleidung und was ihnen nur immer anständig war, mit Gewalt raubten, und mir dadurch einen mir nach mäßiger Schätzung berechneten
Schaden von 285 fl. 45 Kr. verursachten. Der häufige Durchmarsch der französischen Truppen zur
großen Armee dauerte noch ununterbrochen bei 9 Tage fort, in welcher Zeit weder an Sonn- noch
Wochentägen Messe gelesen noch irgend ein Gottesdienst abgehalten wurde, die Schule wurde
auch ununterbrochen, indem der Feind in selber große Verheerungen anrichtete und der
Schulmeister sammt Weib und Kind in das Schloß sich hinflüchten mußte. Auch ließ ich während
dieser Zeit keine Glocke auf dem Thurme weder in der Frühe, weder zu Mittag noch auf dem
Abend weder bei einer Leiche läuten, damit es der anwesende Feind nicht etwa für ein Zeichen zu
einem Sturm ansehe und daraus noch größeres Uebel entstehen möchte(!) Die Ausspendung der hh.
Sakramente sowohl bei Kranken, als auch die Begräbnißen der Todten, alles, wurde ohne Gepränge
und in der größten Stille und heimlich vorgenommen, damit diese gottesdienstlichen Handlungen
keinem Gespötte des Feindes ausgesetzt würden. Das prächtige von dem gewesten Herrn Fürsten zu
Salzburg Hieronimus Colloredo geschenkte Meßgewand, Kelch, silberne Lampe u.s.w. kurz alle
entbehrlichen Schätze und Kostbarkeiten habe ich noch bei Vordringen des Feindes in ein sicheres
Ort im Schlosse in Verwahrung gebracht. Die Kirchenkasse und die Tauf-, Trauung- und
Sterbebücher habe ich im Pfarrhofe in die Erde vergraben und so für ihre Erhaltung die schuldige
Sorgfalt verwendet.
Wir lebten durch die ganze Zeit dieses Krieges äußerst gedrückt von den häuffigen Einquartirungen
der auf der Straße hin- und herziehenden französischen Kriegshere, in beständiger Angst und
Furcht, zum Theil auch wegen der Nachzügler, die in kleineren Rotten der großen Armee
nachfolgten und sich auch ebenfalls manche Unfüge und Gewaltthätigheiten erlaubten, obschon
ihnen dieß durch einen Generalbefehl des Marschalls Berthier im Namen des französischen Kaisers
scharf verbothen war, bis endlich durch die erfreuliche Nachricht von dem am 26ten Dezember
1809 zu Presburg in Hungarn geschloßenen und unterzeichneten Frieden getröstet worden sind.
Gott erhalte uns den goldenen Frieden bis in das späteste Greisenalter. Dieß ist unser aller Wunsch.
1809.
Aufgezeichnet von Pfarrer Karl Schweiger.
In diesem Jahre hat sowohl der Markt Sierndorf als auch die Pfarre bei dem zweyten Einfall der
Franzosen in Niederösterreich überaus viel gelitten. Nach der am 5ten und 6te- Juli unglücklichen
Schlacht bey Deutschwagram wurde Sierndorf am 9ten July in Rückzügen von der Mährischen -
angezunden, wobei zwey drittl des Orts und dabey die meisten Häuser des Ortes licht ausgebrannt
der damalige Herr Pfarrer Karl Streichers flüchtete sich anfangs nach Oberhautzenthal von da nach
Stranzendorf in den Wald, welche sehr viel von seiner Einrichtung, Eß Waaren und dergleichen im
Werthe bey zwey Tausend Gulden in Banco-Zettln, bey seiner Rückkehr wurde er zwar in dem
herrschäftlichen Schloß aufgenommen und ernährt, aber auch nach eingetrettenen Waffenstilstand
noch mißhandelt; es wurde auf ihn von den wüthenden Feinden geschossen und dergleichen mehr.
Den 15ten October ist endlich der erwünschte aber überaus theuer erkaufte Frieden eingetreten.
Stetteldorf am Wagram.
Die Aufzeichnungen sind von dem damaligen Pfarrer Joh. Bapt. Marek gemacht.
1805.
Der vor fünf Jahre zwischen Frankreich, Österreich und dem Römisch deutschen Reich zu Lünevill
geschlossene Friede nahm in diesem1805 Jahr ein Ende. Die über den Reinfluß gesetzten
Franzosen, durchstriechen Pfalz und Bayer im Monat October um Ulm geschahen drey blutige
Gefechte, in welchen zweyern erstern Österreich mit Schaden weichen mußte, im dritten aber
glücklichen Widerstand leistete, ungeachtet drangen die Franzosen jenseits der Donau in das
Oberösterreich so schnell ein, daß Sie am 11. und 12ten Tag des November schon im
Unterösterreich im Viertel ober Wiener Wald bey Herzogburg und der Stadt Tuln ihre Lager
errichteten. Die k. k. österreichische Regimenter zogen indessen dießseits der Donau aus
Oberösterreich herab in das Viertel untermanhardsberg gegen die Stadt Wien zu, aus welcher sich
der k. k. Hof und der meiste Adel entfernte.
Hier im Markt Städteldorf lagen am 7ten November im Schloss Juliusburg Herr Oberstwachtmeister
von Kürassier Hohenzohler Regiment mit gegen 250 Pferd im Quatier, wie auch ein Oberleutnant,
ein Wachtmeister und 56 gemeine, im Markte lagen von Hohenlohe 15 Mann. Von Merfeld
Uhlahnen 50. Von Lichtenstein Hußaren 120. Von Erzherzog Johann Dragoner 36. Von ungarische
Gränzregiment Infanterie 139. Nach diesen folgten am 9ten und l0ten November nebst andern auch
von dem Steinischen Regiment - zusammen 925 Mann.
Am 15. November kamen Franzosen, welche mir und andern Pferd genommen, meines bekam ich
aber wiederum am diesen Tag. Am 19ten November rückten um Mittagszeit 1600 Mann hier ein,
blieben über Nacht. ich hatte 3 Officiers über Nacht. Diese französische Mannschaft nahm aber den
20ten wiederum früh 8 Uhr ihren zug nach Wien. Am 22. November sind früh morgens, da ich die
Meß gelesen, die Fenster im Schlafzimmer eingeworfen worden. Den 27. November waren über
Nacht über 40 Husaren Franzosen hier. Da in eben diesem Monat die Franzosen in die Stadt Wien
mit Einwilligung des Stadt Kommandanten, und des Bürgermeisters einrückten, und die Stadt Thore
sowohl von den Bürgern als auch Franzosen. bewacht wurden, ward ein Waffenstillstand
angekündet, und aus Vorsichtigkeit nebst anderen Verordnungen im Monat Dezember in der Christ
oder Weihnacht die Kirchen zu schließen, und früh morgens um 5 Uhr den sonst gewöhnlichen
Gottesdienst in der ganzen Wiener Diöces zu halten befohlen.
Die Verordnung lautete, wie folget: Die dermalige Lage des Erzbischöflichen Wienerischen
Kirchensprengels, die vielen schweren Geschäfte des Volkes, die nothwendig besondere Aufsicht
auf die eigenen Haushaltungen fordern, daß man allen nächtlichen Zusammenfluß der Leute, soviel
als möglich ist, verhüte. Aus diesem Grunde verordnen Seine fürstliche Gnaden, unser Herr Erzbischof, daß die sonst in der Christnacht gewöhnlich gehaltene Andacht auf fünf Uhr frühe des
Christtages selbst übertragen werde. Diesem zufolge werden in der Christnacht alle Kirchen ohne
Ausnahme der ganzen Diözes gesperrt bleiben, und alle Messen in der Christnacht streng untersagt.
Die Metten, das Hochamt, die anderen - hl. Messen sollen am Christtag selbst um 5 Uhr frühe
anfangen. Am 28ten December 1805 ist der Fried öffentlich von den Kreisämtern angekündet
worden. Die Ankündigung aus dem Kreisamte Korneuburg besteht in folgende Ausdruck:
Seine Excellenz der Herr Marschall von Frankreich Soult hab mir die erfreuliche Nachricht
mitgetheilt, daß der Fried zwischen Seiner Majestät dem Römisch und Österreichischen Erbkaiser,
und Seiner Majestät dem Kaiser der Franzosen zu Pressburg geschlossen worden sey. Ich eille diese
erwünschte Ereigniß dem Publikum bekannt zu machen, und es einzuladen, Gott den allerhöchsten..
die schuldige Danksagung bei St. Stefan abzustatten, woselbst das Te Deum heut um 11 Uhr
feyerlich abgehalten werden wird.
Wien, den 28. Dezember 1805.
Rudolf Graf Wrbna, Landesfürstl. Hofkommissär.
Nachgedruckt im k. k. Kreisamt in V. U. M. B. zur erfreulichen Nachricht der gesammten Kreisbewohner.
Kreisamt Korneuburg, 28. Dezember 1805
Czech, Kreishauptmann.
1806.
Mit dem Monat Jänner des 1806ten Jahres nahm also die Rückkehr der Franzosen von Wien und
Unterösterreich ihren Anfang allgemein vor.
Schon am 30. December 1805 kammen gegen 400 Franzosen Cavallerie hieher in das Schloß und
den Markt.
Ich bekamm in den Pfarrhof zwey Officiers einen Primär und Sekundär Kriegskommißär mit drey
Bedienten und zwey Pferden. Diese blieben Tag und Nacht bis den 6ten, Jänner 1806 hier. Nebst
denen unkösten und unruhen, die man sich einbilden kann, um diese Gäste, die noch dazu andere
einladeten, Mittags und Abends hier speisten, zu bedienen, mußte ich noch für einen, wie sie
vorgaben, ihnen geraubten Sattel 45 fl. zahlen, wenn ich nicht, nach ihrer Drohung, meine zwey
Pferde verliehren wollte.
Den 8ten Jänner 1806 kamen wiederum, da ich mein Mittagmal aß, vier Officiers, hielten um ein
Mittagmal an, nachdem sie es genossen, reiseten sie nach Königsbrunn; Gegen 3 Uhr rückten
wiederum 4 Officiers mit 2 Bedienten und 2 Pferden ein, aßen um 4 Uhr ihr Mittagmall, um 8 Uhr
das Nachtmall, mußten ihnen 4 Bethen zurichten. Den 9ten nach eingenommenen Frühstück,
reiseten sie nach Kircherg ...
Ungeachtet ich schon im vorigen Jahre 1805 den 20ten Dezember eine ganzjährige Contributions
Steuer, als ein Darlehen in Gold und Silber 78 fl. 52 kr. wegen des dem Niederösterreich von den
Franzosen verursachten Schadens dem löbl. Ausschuses Kollegio ablegen mußte, hatte ich doch
wiederum den 16ten July in diesem 1806ten Jahr, zwey Dominikals Raten pr 57 fl. 28 kr. in dem
Landschafts Obereinnehmer Amt abzugeben, den 20ten November wiederum 8 fl. 10 kr. Realitäten
- Steuer ebenda zu erlegen.
Da im Jahr 1805 sich die französischen Armeen in Oesterreich hier sogar bis zur Stadt Wien
ausbreiteten, und im Monat Dezember ohne schändlicher Belagerung ihre Wohnungen in, und vor
der Stadt durch Einverständniß des Kaisers hatten, ist durch Anordnung des Hochwürdigsten
Fürsten, Herrn Erzbischofs Herrn Sigmund Anton, aus den Grafen von Hohenwart in Gerlachstein
der sonst gewöhnliche feyerliche Gottesdienst in der heiligen Weihnacht eingestellet, und auf die
Frühstunden übersetzet worden. Eben diese Verordnung kam nach dem Frieden in diesem Jahre
1807 zur Erfüllung, wiederum wie folget: Seine fürstliche Gnaden unser gnädigster erzbischöfl.
Herr Ordinarius haben für die wahre Andacht, und Sittlichkeit am zweckmäßigsten zu seyn erachtet
alle Feyerlichkeit der Weihnacht einzustellen. In der ganzen Wienerdiöces sollen ohne Ausnahme
alle Kirchen gesperrt bleiben, am Christtag aber selbst die Metten das Hochamt, und die anderen hl.
Messen von 4 Uhr früh nach Umständen jeder Kirch gehalten werden.
Ex Consistorio Archiepiscopali.
Wien, den 1. Dezember 1807
1809.
Da die Franzosen noch immer ihren Krieg in Europa fortsetzten auch Spanien sich unterjochen
wollten, vereinigten sich das noch übrige römische Reich, mit Russen, Oesterreich, Hungarn und
anderen Mächten wider Frankreich. Zur Unterhaltung der österreichischen Regimenter mußten
Herrschaften und begüterte Geistliche ihre Beyträge abgeben.
Die Pfarre, und die Kirche hier in Städteldorf hatten nach Stockerau, Korn und Hafer zu liefern, Ich
Pfarrer mußte, den 21. Februar 13 Metzen Korn, und 15 Metzen Hafer abführen, und am 3. März
wiederum nach St. Pölten 15 Metzen Hafer liefern. Den 22. Februar in das Landhaus erstes Quartals
Raten 85 fl. 41 kr. das zweyte, für dreyviertel Jahr den 11. April zum Voraus 165 fl. erlegen. Am
11ten Tag des Märzens rückten aus der vor kurzer Zeit errichteten österreichischen Landwehr gegen
200 Mann von der Stadtwiener Landwehr in den allhiesigen Markt ein. Jedes Haus wurde besetzet.
Ich bekam einen Oberleutenand, den Herrn Baron von Portenstein mit seinen zur Bedienung
bestimmten Personen. Diese Mannschaft wohnte hier bis zu dem Ende des Märzens, da sie von hier
aus nach Krems, und von da aus, nach Tyrol gezogen. Ans allen Städten, Märkten, und Dörfern in
Unter- und Oberösterreich sind nicht nur Ledige, sondern auch Verehlichte junge Männer in diese
Landwehr angenommen worden.
Die von Maximilian Freyherrn von Sommer-berck-(?) k. k-. Feldkaplan bey der Stadtwiener
Landwehr bey Gelegenheit der feyerlichen Fahnenweihe in der Metropolitan Kirche zu St. Stephan
abgehaltenen Rede gab nicht nur Se. k. k. Majestät, und allergütigsten Landesfürsten, wie auch
seiner durchlauchtigsten Familie Absicht, Eifer und Vorsicht, sondern auch die Pflichten dieser
Landwehr zum ewigen Angedenken zu erkennen. Dieser k. k. Feldkaplan hielt auch in hiesiger
Pfarrkirche an dem Feyertage , Mariä Verkündigung an die hier liegende Mannschaft eine
vortreffliche Rede von dem Gehorsam nach dem Beispiel Mariä.
Nachdem die Franzosen nicht nur im Viertel unter Wienerwald herumstreiften und viele Örter in
Schaden setzten, fielen sie auch in dem Viertel unter dem Manhartsberg ein, und kamen endlich von
Stockerau auch hieher den 10. July über 200 Mann. 4 Officier übernachteten hier im Pfarrhof. Die
Mannschaft im Schloß und im Markte, durch die gute Bewirthung aber geschah es, daß sie den
11ten früh um 5 Uhr alle friedlich nach Weikersdorf giengen. Es rückten zwar um 8 Uhr den 11ten
wiederum 500 Mann ein, nahmen aber ganz ruhig ihr Mittagmal ein, und eilten der ersten
Mannschaft nach.
Aus dem „Jngedenkbuch“ der Pfarre Hausleuthen,
Die Aufzeichnungen aus dem Jahre 1805 sind von Pfarrer Joh. Nepomuk Veigl gemacht, der von 1796-1820 Pfarrer in
Hausleuthen war, den Bericht über 1809 dürfte vielleicht ein Cooperator geschrieben haben.
1805.
Den 14. November, nachdem die österreichischen Truppen abermals geschlagen und retiriren
mußten, welches wieder viele Einquartierungen verursachte, sind in der Frühe mehrere Tausend
französische Truppen Stockerau passiert und auf Oberhollabrunn den Russen entgegengeflohen.
Gegen 4 Uhr nachmittags ritten in Goldgeben bei 400 Mann französische Grenadiere von der
Division d'Haupoult mit einem General ein, gaben vor, dass sie mit dem deutschen Kaiser Franz
Frieden gemacht, als Freunde zu uns kommen, und nur die Russen aufsuchen. Gegen Abend
errichteten sie sehr viele Wachfeuer von Stockerau, Zögersdorf bis Goldgeben. Zwischen 8 und 9
Uhr der Nacht ritten der Divisionsgeneral d'Haupoult mit 3 Kürrassier Regimentern in Hausleuthen
ein, nahm mit seinem Generastaab und Adjutanten im Pfarrhof Quartier, es waren 8 bis 10 Officiers
von höherem Range, bei 150-200 Pferden, bei 40 Mann Ordinanzen, und eben so viel Mann für die
Wachen hier im Pfarrhofe einquartiert, denen Kuchelzimmer, Stallung, Kasten, Heuboden,
Schuppen und Stadel Preis gegeben werden mußte. Sie haben sich in der Nacht in dem ganzen Orte
sogleich in 3 Theile vertheilt und jedes Regiment sich selbst einquartiert, und wenn sie in einem
Hause nicht Haber und -Heu fanden, so giengen sie, nachdem sie den Hauswirth ziemlieh hart
hergenobmen, in andere Häuser, wo sie das Benöthigte zu finden glaubten. Daß dieses dem Pfarrer
ungemein viel gekostet haben möge, ist sehr leicht vorzustellen. - Im Pfarrhofe selbst waren eben
der k. k, Major Eperiesi von Johann Jellachitz Infanterie mit einem blessirten Hauptmann, einem
Lieutenant, einem Kadeten, 13 Gemeinen und 14 Pferden sammt Bedienten und Stallleuten auf der
Retirade einquartiert. Die Franzosen haben sie zwar bei ihrer Ankunft sehr höflich empfangen und
ihnen alle Güte versprochen, sie in ihrem Zimmer nicht beunruhiget, doch beim Schlafengehen
verlangt, daß die Gemeinen sich mit ihren Gewöhren entfernen möchten, welche im 1ten Stocke im
steinernen Saale Unterstand nehmen mußten, weil sonst für sie kein Platz im Hause war. Als weder
ich noch ihre Officiere ihnen in der Nacht einen Platz anweisen konnten, so befahl der französische
General nach der zweyten Aufforderung ihrer Entfernung, daß sie ihre Gewöhre auf das im Hause
befindliche französische Wachtzimmer abgeben, und den anderen Morgen selbe wieder erhalten
sollten, - den 15. Morgens erklärte der General den k. k. Major sammt seiner ganzen Mannschaft als
Kriegsgefangene, schickte sie mittelst Excorte als solche nach Wien, nahm ihnen 8 ihrer schönsten
Pferde, welche dem General Jellachitz gehörten, für sich ab. Er Mittagmahlte noch hier mit seinen
Leuten, und nachdem er sich auf meine Rechnung aus der Fleischbank bei 2 Zentner Fleisch, dann
Hausgeflügel, Mehl, Brod, Schmalz, Haber und Heu auf seinen Kuchelwagen packen ließ; nahmen
sie ihren Marsch nach Sierndorf und Oberhollabrunn, wo nachmittag auch schon eine sehr blutige
Schlacht geliefert wurde zum großen Nachtheile der Franzosen; doch mußten die Russen weichen,
und wegen der feindlichen Übermacht den Platz räumen.
Den 15. November Nachmittag kamen 12 Mann Jäger mit geladenem Gewöhr in den Pfarrhof,
meldeten Quartier für 400 Mann berittene Artillerie und fiengen an zu plündern - sie raubten mir
alle Kleidungsstücke und alles, was noch nicht in Sicherheit gebracht war; sie forderten Geld, und
ich gab ihnen bei 1200 fl. die ich wegen zu erwartender Brandschätzung in meinem Zimmer in
Bereitschaft hatte, weil ihrer viele mich umgaben, und von allen Seiten das geladene gespannte
Gewöhr anhielten. Endlich warf ich ihnen den Kastenschlüssel vor und sie fanden noch bei 800 fl.
baares Geld, welches sie nebst verschiedenen Pretiosen, Wäsche und Kleidungsstücke mit sich nach
Wolfpassing schleppten, wo sie ihren Raub im Wirthshause getheilt haben sollen, dies war in
Wahrheit ein Schrecken Tag.
Unterdessen kamen fast täglich Nachziegler und Streif-Commanden von 20 bis 30 Mann, welche
Haber, Heu, Essen, Trinken und Geld forderten, man gab ihnen Speise und Trank, und was
aufzubringen war, wies ihnen aber zugleich die offen stehenden ausgeraubten Kästen, und suchte
sie damit so viel möglich zu befriedigen, was auch bei den meisten gute Wirkung that, bis auf 12
Fuhrwesensknechte, welche nach 9 Uhr mit 24 Pferden mit Gewalt sich einquartierten und sich
äußert unruhig betrugen, die ganze Nacht ihre Pistollen abfeuerten und raubten, was sie noch
auffinden konnten.
Nach 14 Tagen ungefähr rückte hier das 14te Linien-Infanterie-Regiment ins Stand Quartier ein; im
Pfarrhof stieg der General-Major Maza ab, ein sehr artiger Menschenfreund, welcher außer seinen
Pferden und Domestiquen keinen anderen Mann hier einquartieren ließ, sogar seine Wache mußte
ausser dem Pfarrhause in dem Thorzimmer wohnen, und durfte nicht den mindesten Unfug
ausüben. Aber zum Unglück bekam er schon in der ersten Nacht den Befehl, nach Austerlitz zu
marschieren, wo er auch in der Schlacht geblieben. Darauf gieng ein k.k. Artillerieterrain von 300
bis 400 Kanonen und Munitionswagen von Krems nach Wolfpassing und Zissersdorf hierdurch
unter dem Commando des k. k. Feldmarschalllieutenant von Schuchai und weil er von den
Franzosen vernahm, daß sie mit den Kaiserlichen Frieden gemacht haben, machte er dem
französischen Generalen zu Wolfpassing seine Aufwartung, wurde aber von selben mit seiner
ganzen Artillerie als Gefangener erklärt und nach Wien geschickt. Weil die Wägen nicht sogleich
weggeschafft, auch nicht von den Franzosen bewacht werden konnten, so haben die Einwohner von
Wolfpassing, Seitzersdorf und Zissersdorf mehrere Pulverwägen ausgeraubt, und das Pulver und
Bley zu verbergen gesucht. Die Wolfpassinger haben 7 derley Wägen ... in Empfang genommen, ja
sogar das Eisen von den Rädern abgeschlagen, wodurch denn geschehen, daß 4 derley Wägen
zerbrochen, das Pulver sich entzündete, und die Wägen sammt Munition in die Luft flohen, es sind
dabei 5 Kinder todt geblieben, und bei 8 sehr verbrannt, doch beim Leben erhalten worden.
Den 27. Dezember ist eine Abtheilung franz. Artillerie hielier ins Quartier verlegt worden, Im
Pfarrhofe quartierte ein Rittmeister, ein Oberlieutenant, ein Oberfeldarzt mit 8 Gemeinen, 16
Pferden und den benöthigten Stallleuten ein. Die Gemeinen machten lästige Forderungen, und alle
überhaupt verursachten viele Unkösten, daß ich meinen zur Zeit der Franzosen erlittenen Schaden
ganz leicht auf 6000 fl. anschlagen darf. Gott bewahre uns vordem öfteren Besuche solcher Gäste.
Den 6. Jänner 1806 haben die Franzosen von uns ganz höflichen Urlaub genohmen und unsere
Gegend verlassen.
1809
Im Monate July fielen nach der verhängnisvollen Schlacht bei Deutschwagram französische
Truppen in den Pfarrhof ein. Herr Pfarrer Veigl, der ähnliche Mißhandlungen, mit denen er schon
bei der ersten Invasion anno 1805 belästiget wurde, befürchtete, ergriff die Flucht nach Neueigen,
und ließ die zwei Cooperatoren zurück. Man faßte zwar anfangs den Muth die Thore des Pfarrhofes
den einbrechenden Franzosen nicht zuöffnen. Zwei kleine Truppenabtheilungen wagten es nicht,
aus Furcht, daß vielleicht alldort österreichische Soldaten verborgen wären einzudringen. Doch bald
wurde die Zahl der Feinde größer. An der Südseite der Gartenmauer lehnten sie mehrere Leiter an,
sprangen in den Garten, eilten mit gefälltem Bajonette zum Hause, sprengten das Schloss der
versperrten Hausthür durch eine abgefeuerte Musqueten-Kugel auf, welche Kugel zur gleichen Zeit
eine Dienstmagd, die sich durch die Aloysikapelle flüchten wollte, in die Kniescheibe dergestallt
verwundete, dass sie bald darauf an den Folgen der Verwundung gestorben ist.
Die durch den vorgefundenen Widerstand erbitterten französischer Soldaten verheerten mit einem
barbarischen Vandalismus. Alles, was sie angetroffen haben. Die Wohnungen des Herrn Pfarrers
und der 2 Cooperatoren wurden ausgeplündert. Im Archiv, wo man verborgenes Geld zu finden
glaubte, wurden sämtliche Akten und Papiere aus den einzelnen Fächern hinausgeworfen, die
alldort aufbewahrten Waisen-, Kirchen- und Armen-Titel-Laden wurden erbrochen, und das
deponierte Geld wurde genommen. Im Keller waren 200 Eimer Wein vermauert; doch durch
Verrätherey wurde dieser Verwahrungsplatz angegeben. In die Fässer hatte man mit Gewehren
Löcher eingeschossen, was sie selbst von dem Weine nicht genießen konnten, ließ man unbenützt
dahin fließen. Erst dann, nachdem sie das Feder und Hornvieh erschossen hatten, zogen sie mit
dieser Beute beladen in ihr Lager zurück, welches zwischen Oberzögersdorf und Stockerau
aufgeschlagen war. Es hörte zwar diese gewaltsame Plünderung in der Folge auf, aber
dessenohngeachtet mußte die Pfarre bedeutende Lieferungen an Hafer und Heu leisten und öftere
Einquartierungen der durchmarschirenden Militairs bis zum 14. October dieses Jahres übernehmen,
an welchem Tage der Friede zu Wien geschlossen und Österreich in Folge dessen von den
unheimlichen Gästen nicht mehr gedrückt wurde. Herr Pfarrer Veigel kam von seinem Asyle
Neuaigen zurück und mußte die traurige Erfahrung machen, dass er durch diesen feindlichen Einfall
einen Schaden von mehr als 8000 fl. erlitten habe.
Aus dem Gedenkbuch der Pfarre Groß Weikersdorf.
Die folgenden Aufzeichnungen sind von dem damaligen Pfarrer Franz Arbesser gemacht, der das Gedenkbuch im Jahre
1804 neu angelegt hat, nachdem im Jahre 1719 der Pfarrhof mit sämmtlichen Schriften und Documenten, die Kirche
und die Schule einem Brande zum Opfer gefallen waren.
1805.
Den 9ten May 1805 sind seine Majestät Franz der Zweite auf seiner Reise nach Horn hier durch
gereiset.
Den 12ten October 1805 sind zwey Regimenter Kosaken in Weikersdorf angekommen, wovon der
Stab und bey 100 Mann Gemeine im Pfarrhofe einquatirt waren. Den 15ten November sind die
französischen Truppen in Wien, wo sie am 13ten November angekommen waren, hier eingerüket,
von welchem Tage angefangen bis zum halben Jänner 1806 in Weikersdorf fast alltäglich theils von
französischen, theils von bayrischen Truppen Durchmarsch war, obgleich schon am 14ten
December 1805 bey Austerlitz in Mähren ein Waffenstillstand und am 26ten December 1805 zu
Presburg in Ungarn der gänzliche Frieden abgeschlossen wurde, Der Markt Weikersdorf hat bei
dieser Gelegenheit sowohl an Einquatirung, als auch an Lieferung viel gelitten; doch ist außer dem
Herrn Postmeister Vinzenz Urbanek niemand geplündert worden.
Die Kirche blib unbeschädigt u. H. Pfarrer Franz Arbesser hat außer den obgemelten Rußen nur 6
Franzosen einquatirt und 12 Bayern auf der Wachstube zu verpflegen, welches außerordentliche
Glück des H. Pfarrer der besonderen Zuneigung seiner Pfarrkinder und vorzüglich dem thätigen
Eifer des damaligen Marktrichters H. Jakob Strasser u. der beyden Quatirmacher H. Anton
Schnabel u. Johann Strasser verdanket.
1809.
Nach dem am 12. Juli 1809 zwischen der k.k. österreichischen und k.k. französischen Armee in
Znaim abgeschlossen Waffenstillstande ist die k.k. französische Armee in ganz Österreich verleget
worden, wo sie vermög dem am 14ten August dieses Jahres abgeschlossenen und am 20ten August
eben dieses Jahres ratificierten Friedens zu Wien bis 20ten September u. auf dem Lande bis 20ten
October liegen blieb eben dieses Jahres. Bei dieser Gelegenheit wurde zuerst der Attilerie Park von
dem zweiten Kirasir Regiment u. der Generalstab von dem 3te,- Kirasir Regiment in Weikersdorf
einquatiret, wobei der Markt am 25. July das Unglück hatte fast zur Helfte abgebrannt zu werden.
Es sind nämlich durch diese Feuersbrunst 43 Häuser, mehrere Scheuern, Schupfen und Keller in die
Asche geleget worden, doch ist im Pfarrhof u. der Kirche Nichts geschehen, nur mussten im
Pfarrhof die Dächer von den Wirtschaftsgebäuden abgetragen werden, um den ferneren Flammen
Einhalt zu thun, weil das Feuer gerade bei dem Pfarrhofe erhalten wurde.
Übrigens hat der Markt Weikersdorf bei dieser Gelegenheit die immerwährenden Einquatirungen
als auch die unablässigen, äußerst überspannten Requisitionen sehr Villes gelitten, doch ist
Niemand geplündert worden.
Im Dechanthofe war zuerst der Attilerie Capiten Nuquart vom 2ten Kirasir Regiment mit seinem
Domestiquen, dann der General, Inspecteur Battioli vom 3ten Kirasier Regiment, der ein Vetter des
Kaisers Napoleon war, mit seinem Secretär u. Kammerdiener einquatiret.
Diese kostspielige Einquatierung sammt den äußerst überspannten Requisitionen kam H. Dechant,
auf viele Tausend Gulden zu stehen u. war derselbe immer in Gefahr seiner Pferde, seiner Wagen,
seines Heu und Habers und überhaupt seines ganzen Vermögens beraubet zu werden. So
veränderlich sind die Menschen. Im Jahre 1805 thaten die Weikersdorfer alles um ihren Pfarrer zu
schonen und nun 1809 suchten sie ihn selbsten zu Grunde zu richten.
Aus dem Gedenkbuch der Pfarre Ober-Hautzenthal.
Der folgende Bericht stammt aus der Feder des Pfarrers Adam Kaldy, der im Jahre 1805 als Pfarrer nach
Ober-Hautzenthal gekommen war.
1805.
Kaum hatte ich mich mit Wirtschaftsgeräthschaften und Einrichtungen versehen, wozu ich das
wenige ersparte verwendete, traf ein großes Unglück mich, meine Pfarre, und das ganze Land, den
14ten September reichten die Vorposten des zu Stockerau liegenden französischen feindlichen
Korps von 30.000 Mann, bis auf Unter-Hautzenthal, ohne daß jemand auf unserer Seite der Donau
sie nur vermuthet hätte. Außer dem Kirchensilber, und der Kirchenlade, welche gerade in dem
Keller eingegraben wurde, als die Feinde schon im Zimmer waren, wurde in den ersten
Augenblicken nichts verborgen. Erst nach der Plünderung vom 16ten September wurden die Reste
gesammelt, und verwahrt, Dieser Tag war der schräcklichste meines Lebens, er machte mich mit
jener Empfindung bekannt, welche jemand, der unter die Mörder verfallet, und augenblicklich den
letzten Stich erwartet, zu fühlen pflegt. Bis 15 Nachzügler der französischen Armee, die keine
anderen Waffen als jene der Mörder nämlich haben, Stilet und verrostete Degen bei sich führten,
überfielen mich den 16ten September, um die Mittagstunde, unvorsichtig wiedersetzte ich mich im
Vorhaus, wohin sie, mich in das Zimmer bringen wolten, bis ich den schröcklichen Ruf eines von
ihnen auf französisch hörte; gieb ihm den Stich. Jetzt überließ ich mich ganz ihrer Willkühr, sie
nahmen mir alles ab, was sie fortbringen konnten, und verlangten den Kellerschlüssel. Ein Theil
von ihnen nahm die Köchin, um sie in den Keller zu führen, ein anderer befahl mir voran auf den
Boden zu steigen, wo man beschäftigt war, das, Dach anzuzünden, weil es aber schlecht und naß
war so zündete es lange nicht, die übrigen verließen mich um die Körner zu untersuchen ob nichts
darin vergraben sey. Jetzt benützte ich den Augenblick zum Entfliehen, fiel mehr als ich von dem
Boden gieng. Als ich bei der Hausthür war, hielten zwei die Wache, die mich nicht hinaus ließen.
Jetzt versammelten sich alle vom Boden, und die im Keller waren, bei mir, und brachten mich unter
Schlägen wiederum in das Zimmer. Endlich rufte ich die Wache im Hofe: die Bauern sind
beysammen. Es stiegen einige Pfarrkinder über die Planken, und zogen die großen Hölzer von den
Thoren weg womit die Räuber es verlegt hatten, und die übrigen Männer kamen in den Hof um mir
bei zu stehen. Nun rufte gerade derjenige, welcher bei der Plünderung 2 Sackuhren von mir nahm,
auf den Weg, und sie verließen mich. Da mich Gott auf eine so wunderbare Art beim Leben
erhalten hatte, so dankte ich ihm recht herzlich dafür, daß ich nur mit einer Schneidewunde am
Daumen der rechten Hand davon gekommen bin. Ohne Schuhe, bloß in Strümpfen rettete ich mich
nach Stranzendorf zu den hochwürdigen Herrn Pfarrer Franz Springsholz und noch am nämlichen
Abend fuhr ich mit einer Proviant Lieferungsfuhr nach Göllersdorf zu meinen würdigen Herrn
Dechand Anton Fidelis Namieski. Hier wurde ich mit vieler Theilnahme gastfreundlich
aufgenohmen, mit Schuh und andern nothdürftigen versehen, und war im Stande, die Wunde am
Finger zu pflegen. Unterdeßen wurde in den von den Bewohnern ganz leeren Pfarrhofe alles was zu
bewegen war fortgebracht. Ohne Geld, ohne Wirtschafts- und Haus-Einrichtungen hatte ich eine
bittere Noth auszustehen, als gerade von seiner hochfürstlichen Gnaden, den Herrn Erzbichof durch
den hochwürdigen Herrn Pfarrer von Hausleithen Johan Nepomuk Veigel mir 100 fl. zu geschickt
wurden, und zunächst das nöthigste anzuschaffen im Stande war. Jetzt traf eine fürchterliche Epidemie, meine von den Feinden so sehr geplünderte Pfarre. Der bald darauf abgeschlossene Friede in
Preßburg fieng bald an die Wunden zu heilen, und gab Gelegenheit, daß man sich wiederum
erholen konnte. Meiner erste Sorge war den durch Länge der Zeit so sehr beschädigten Kirchthurm
wiederum herzustellen, es gelang mir auch ihn ganz einzudecken, wobey an Unkosten 900 fl. verwendet worden sind.
1809.
Kaum hatten sich meine Pfarrkinder in etwas wiederum zu erholen angefangen, da wurden schon
wiederum durch einen neuen ausgebrochenen Krieg die vorigen Drangsale erneuert. Die Unfälle,
welche unsere Armee bei Eckmühl in der Gegend von Regensburg betroffen haben, machten, daß
sie sich bis Wien nicht wiederum aufstellen konnte. Ein großer Theil davon gieng dort über die
Donau, und kam den 14. May in unsere Gegend zu stehen, wobei ich durch 2 Täge seine
Durchlaucht den Fürsten von Liechtenstein Generalen der Kawallerie in Quartier hatte. Schon fieng
die Hoffnung, die Drangsalen bald beendigt zu sehen, aufzuleben, als die Schlacht bei Aspern den
21. und 22. May zum Vortheil der Österreicher sich geendigt hatte, als bald darauf den 6. July bei
Waggrabm der linke Flügel der Österreicher umgangen wurde, und die ganze Armee genöthigt sich
fand bis Znaim zurückzuziehen, wo auf den geschlossenen Waffenstilstand, am 16. October der
Friede unterzeichnet wurde. Bis auf die Hälfte des Jäner 1810 haben ich, und meine Gemeinde
vieles mit den Quartier der Feinde auszustehen, zuvor gänzlich ausgeplündert, mußten wir öfter
ganze Compagnien, wo die Oficiere alle mit mir sich einfanden, in Quartier haben, und es ist zu
bewundern, woher wir für so viele Gäste Lebensmittel aufbringen konnten. Die ganze Gemeinde
hatte ihren Wein im Pfarrhof geholt, weil kein alter in der Gemeinde zu finden war, die so
kostspielig geführten Kriege, haben viel Nachwehen zurückgelassen, als: die Verminderung der
Bankozettel, durch das Patent vom 15. März 1810 wo ihr Werth auf den 5te- Theil herabgesetzt
wurde, die Ablieferung sämmtlichen Silbers bis auf die Eßlöffel, und nur einigen Cuppa am Kelche,
und doch trotz aller dieser wiedrigen Umstände erholten wir uns bald, so daß wir bei dem neu
ausgebrochenen Krieg mit Frankreich, mit einer Macht aufzutretten im Stande waren, die
Bewunderung erregte.
Aus dem Gedenkbuch der Pfarre Stranzendorf.
Die folgenden Aufzeichnungen sind von dem damaligen Pfarrer Johann Valentin Schwabe gemacht, der 1808 in
Stranzendorf investiert worden war.
1809.
In den nächstfolgenden Jahr 1809, wo die Franzosen Ostreich überschwemten und während fünf
Jahren das Land zum größten Maße verherten, fanden sie nun auch nach Stranzendorf. Denn im
Jahre 1805 hat man hier kaum einige wenige im Durchmarsch gesehen. Da sie sich nach ihrer Sitte,
überall, und vorzüglich in Dörfern, wo sie die Ortsgerichte nicht respecktirten, selbst einquartirten,
so gefiel ihnen jeder Zeit vor allen der so ansehnliche Pfarrhof, und der H. Pfarrer hatte die Ehre
immer das Hauptquartier auszuhalten. Im Anfang ging es leidentlich, indem die abwechselnten
Einquartierungen nur zu 3 und 4 Tage dauerten, und die Officire immer noch mit mir an einem
Tisch speißten. Diese Schreckenszeit (es waren 6 Wochen Waffenstillstand) wo man nicht wußte,
ob von neuem Krieg oder Friede werden wird, und während dem man mit dem Feinde leben mußte,
kostete die Einkünfte der Pfarr auf mehrere Jahre, denn der hiesige Ort war während dieser Zeit
kaum einen Tag ganz von Einquatirung frey. Nachdem nun der Waffenstillstand zu Ende war, und
Friede mit Östreich. erklärt wurde, suchten sie sich nun ihre Standquatiere aus, und die hiesige ganz
umliegende Gegend traf das Kürasirregiment No. 7, welches sich durch volle 11 Wochen jetzo wohl
pflegen ließ. Im Pfarrhof quartierte ein Capiten nebst einem Bedienten, auch speißten nebst anderen
Gästen, die sie sich aus der Nachbarschaft gewöhnlich inladeten, aus dem Orte, der Oberleutenand
und Regimentsartzt, gewöhnlich an der Tafel. Dieß Quartier bezog den ganzen oberen Stock des
Pfarrhofes. Nur 8 Tage konnte ich den schrecklichen Aufwand, den sie begehrten, und den man
ihnen geben mußte, noch ausharren, dann erklärte ich, daß ich außer Stande sey, für ihre Pflege fern
' er zu sorgen, und von dem Tage an lebten sie im Pfarrhof auf Rechnung der Gemeinde. Da sie nun
in der 5ten Woche immer zutringlicher auf frischer Tafel und Bettwäsche bestanden, die ich ihnen
nicht verschaffen konnte, und später diesfals Mißhandlungen zu fürchten waren, so flüchtete ich
mich zu H. Pfarrer Johann Nepomuk Veigl nach Hausleithen, und blieb dort bis zum gänzlichen
Abmarsch den 15ten. Dezember 1809.
Obermallebern.
Aufgezeichnet vom damaligen Pfarrer Karl Hofbauer.
1805.
Den 14. November kamen die feindlichen Vorposten der Franzosen nach Mallebern. An diesem
Tage wurde der Pfarrhof mit Einquatirung verschont. Am 15. bekam ich einen Obersten mit einem
Lieutenant als seinem Adjutanten mit ihrer ganzen Suite.
Aus dem Gedenkbuche der Pfarre Göllersdorf.
Vorliegender Bericht ist von dem damaligen Pfarrer von Göllersdorf, Dechant
Anton Fidelis Namiesky verfaßt, unter dem das Gedenkbuch der Pfarre angelegt wurde.
In der Einleitung zum Gedenkbuch bemerkt er: "Obschon gegenwärtiges Pfarr- oder Denkbuch erst ein Aufsatz ist,
welches aus der Schrift, und Schreibart leicht zu ersehen ist; und erst sollte rein abgeschrieben; und zierlicher der
Schreibart nach umstellt werden; so kann ich doch . . . versichern, daß alles, was indessen hier angezeiget ist,
zuverläßigg, und gewiß sey.
1805.
Schon mannige traurige Epoche, widrige Umstände; empfindsame Verlegenheiten habe ich. in
dieser Pfarrgeschichte angemerket. Aber alles vorige erreicht den Grad der Betrübniß, und des
Schreckens nicht, welchen jene Begebenheit erweckte, womit das Jahr 1805 sich endete. Dieses war
ein neuer Krieg mit Frankreich. Am 14. Octobris ist die k. k. österreichische Armee bey Ulm im
Reich draußen geschlagen worden, und den 14. November war die ganze französische Armee schon
über Wien, und über der Donau gegen uns herauf marschieret. Am 15. November, also am Festtage
des hl. Leopolds standen Vormittag zwischen Schönborn und Göllerstorf bey 40.000 Mann
französische Cavalerie. Diese marschierten sogleich alle durch Göllersdorf. Nachmittag gieng so
viel, oder vielleicht noch mehr Infanterie hier durch. Am 16. November folgten ebenfalls so viele
wieder nach. Den 17. geschah das nämliche. Es wimmelte alles von Franzosen. Man sah Niemand
anderen auf der Straße gehen, reitten, oder fahren, als blos Franzosen. Kein östreichischer Soldat
war hier zu sehen. Dieses verursachte eben unser größtes Schrecken. Man hat wohl gehört, daß
unsere Armee bei Ulm sey geschlagen worden, man hoffte aber, daß, wenn sich die übrige
kayserliche Armee retirieren wird, man diese eher auf ihrem Rückzug hier sehen werde, als jene des
Feindes. Man irrte sich. Kein oestreichischer Soldat kamm hieher; sondern plötzlich, und ohne alles
Vermuthen waren wir in den Händen der Franzosen. Wie dieses habe so still, und geschwind
geschehen können; wird Gott wissen. Das ist doch keine so gemeine Sache, daß eine ganze und
besonders so zahlreiche Armee (sie wurde auf 180.000 Mann geschätzt) in einem Monate vom 14.
October bis 14. November von Ulm bis zu uns über Wien komme! Diese Ankunft war so still, und
unvermuthet, daß die Leuthe wenig von ihren Habschaften auf die Seite räumen, und verbergen
konnten. Man wird es nicht glauben wollen; aber wie ich es schreibe; so ist es in der That
geschehen. Es gehört nicht zu meinem Plane; auch nicht zur Geschichte der Pfarr, die Veranlassung
dieses traurigen Krieges hieher zu setzen; sondern was sich hier weiter zugetragen will ich zum
Angedenken, und Belehrung für künftige derley Fälle (welches Gott gnädigst verhütten wolle) noch
anführen.
Russen waren damals mit Östreich vereinigt. Allein die Russen haben sich schon bey St. Pölten von
den Östreichern getrennt; und sind über Krems, Hadersdorf, Sitzendorf bis nach Oberhollabrunn
gekommen. Um. diese aufzusuchen und hernach zu überwintern (wie es bereits geschehen ist) sind
die Franzosen von Wien aus über die Donau hieher marschiret. Das erste Quartier, was ich von
ihnen hatte, war ein Prinz mit Nahmen Murat, ein sehr leutseliger Herr, mit noch 16 Officieren,
worunter mehrere Generale waren. Kaum waren diese abgezochen, kam Feld Marschall v. Sould,
eben mit 16 Officieren, und einige Generale. So ging es immer fort: dergestalt, daß ich, während
dieser Krieg dauerte, 6 Generale insbesonder: 79 Officier; und mit ihren Hausleuthen, als Bedienten
150 Mann, succehsive in beyläufig 5 Wochen zu bewirthen, und zu verkösten hatte.
Ich danke aber Gott, daß ich die Vornehmsten der französischen Armee bey ihrem Durchmarsch in
Quartier hatte; dadurch blieb ich verschont, und wurde nicht wie meine H. Nachbarn in der ganzen
Gegend von den gemeinen Soldaten mishandelt, geplündert, und vertrieben. So ist es dem H.
Pfarrer in Hausleuten geschehen; dieser ist mit seinen 2 Geistlichen viermal rein ausgeplündert
worden. H. Pfarrer in Asperstorf, Ferdinand Koppauer geplündert, und aus seinem Pfarrhof
vertrieben worden, daß er bey großer Kälte durch 5 Tage im Walde herumirren mußte. Zu Pergau
ist Pfarre und Kirche geplündert worden.
Zu Mailberg ist gar alles abgebrannt worden. Die Keller sind durchaus überall eingebrochen
worden; der Muthwillen der Soldaten hat viele Fässer umsonst ausrinnen lassen. Wo was zu stehlen,
oder zu plündern war, ist es geschehen. Man hat leider! erfahren, was es sey, den Feind im Lande zu
haben!
Ich bin so ziemlich, wie ich erst gesagt, glücklich durchgekommen. Was ich in meinem Vermögen
hatte, gab ich hin; und zwar mit einer freundlichen Miene und mit Bereitwilligkeit. Dies verdiente
mir die Hochachtung und Liebe meiner feindlichen Gäste. Indessen kostete es mich vieles. Doch
erhielt ich dabey mich selbst. Meine Habschaften; und ich darf auch sagen auch von meinen
Pfarrkindern, daß sie nicht so gar hart sind hergenommen worden; weil ich den H. Murat und
Generale nach Kräften wohl bewirthete. Mit 5 Speisen zu Mittag, und Abends 3, nahmen sie
Vorlieb. Aber in der Frühe, und zu Mittag mußten wenigstens für jedweden zwey Schalen Caffee
mit Obers seyn. Der Caffee ist daher auch bey dieser Gelegenheit beträchtlich hoch gestiegen. Das
Pfundt von der schlechtesten Gattung kostete 3 fl. 30 kr., der Zucker 3 fl. 30 kr.
Nachdem der Feind die Russen zwischen Oberhollabrunn und Schöngrabern geschlagen wurden
diese bis Znaim, von da bis Nikolsburg; und dann bis über Brünn hinausgetrieben, wo bey
Austerlitz am 2ten December eine äußerst blutige Schlacht dem Krieg ein Ende machte, indem die
Franzosen da einen glänzenden Sieg erfochten hatten. Diese Schlacht wird ewig merkwürdig
bleiben. Drey Kayser waren dabey gegenwärtig: Der Kayser von Östreich, von Rußland und von
Frankreich.
Je weiter der Feind gegen Brünn vorrückte, desto ruhiger wurde es immer bey uns; denn die
meisten feindlichen Truppen gingen hernach über die Brünner-Straße über Wolkersdorf, und
Poystorf. Indessen waren wir nicht ganz von ihnen frey. Einzelne, bey 10, bald mehr, bald weniger
gingen immer theils hinauf, theils herab; und diese waren eben nicht weniger zu scheuchen. Um
von ihrem Plündern sicher zu seyn, hat der Markt hier von einem H, Generalen, der in Stockerau
blieb, eine Souv Gard anbegehrt, und auch erhalten. Dieser Mann blieb über ein Monat hier, auf
Kosten des Marktes, welche eben nicht gering waren. Indessen war es doch immer besser einen
kleinen Schaden zu leiden, als alles zu verliehren.
Gleich nach der fürchterlichen Schlacht bey Austerlitz in Mähren, unweit Brünn, ist der Fried
geschlossen worden. Die Russen gingen nach Hause. Die östreichischen Soldaten waren ohnehin in
Böhmen, und Ungarn. Die Franzosen retirierten ebenfalls; und bey ihrem Rückzug hatten wir hier
wenig mehr zu leiden, Sie gingen über Oberhollabrunn nach Kirchberg am Wagram, andere über
Stockerau eben nach Kirchberg, und von da über Krems, St. Pölten etc. nach Frankreich zurück.
Östreich hat so was noch niemalen erlitten. Gott wird es wissen, wer dem Lande eine so
empfindliche Strafe zugezochen. Die Hauptstadt, Wien, war in den Händen der Feinde. Sonst
geschahen zwar keine Plünderungen; denn 30000 Bürger waren immer bewaffnet; und zur
Gegenwehr bereitet. Aber desto mehr mußte die Stadt Brandschatzung zahlen. Desto häufiger
waren die Plünderungen am Lande. Sie waren von aller Art. Pferde,
Kühe, Schafe, Schweine etc. wurden aus den Stallungen weggenommen; Geld wurde von den
Leuten erpresset; Kleidungen wurden vom Leibe gerissen; Wein in der Menge wurde aus den
eingesprengten Kellern geschleppt. Überall, wo der Feind gewesen, war das Elend noch größer, als
hier zu Göllersdorf. Oberhollabrunn hat in dieser Gegend vorzüglich gelitten. Da waren mannige,
die allein jeder über 20.000 fl. Schaden gehabt. Dies geschah vorzüglich daher, weil sich anfangs zu
Oberhollabrunn die Russen lagerten, wo hernach zwischen Hollabrunn, und Schöngrabern eine
fürchterliche Schlacht gewesen. Nachdem die Russen geschlagen, und weiter getrieben worden,
zochen die Franzosen in Oberhollabrunn ein und schonten nichts.
Es sind bey der Schlacht außer Hollabrunn viele Russen zu Kriegsgefangenen gemacht worden. Ein
großer Theil davon nach Göllerstorf geführt und in der Loretto als Spitallkirche hier einquartiert
worden. Bey dieser Gelegenheit wurde dieses Gotteshaus sehr übel von den Kriegsgefangenen
zugerichtet. Den eisernen Gattern haben sie eingesprengt; die vorfindigen Meßkleider zerrissen; die
Altäre entheiligt und den Unrath überall ausgestreuet, dergestalt; daß lange Zeit keine Andacht
mehr dort konnte gehalten werden, bis die Kirche wieder reconcilieret wurde. Die Pfarrkirche aber
hier blieb ganz unverletzt und von allem Frevel frey. Allein die Kirchenthüren waren immer fest
geschlossen, keine Glocke auf dem Thurme wurde geläutet. Der Gottesdienst selbst blieb in den
ersten Tagen, wo die Feinde am zahlreichsten waren, ganz aus. Es war gerade wie zur Zeit eines
Interdict. Später und nachdem sich der Feind immer weiter weggezochen ist die hl. Messe bey
geschlossenen Thüren gelesen worden; bis endlich bei größerer Sicherheit auch diese dem Volke
wieder konnte
geöffnet werden. Die Kranken sind eben nur in der Stille und ganz verborgen versehen worden.
Deren gab es damals sehr viele. So wenig im Sommer hindurch waren, desto häufige waren sie
jetzt. Der Schrecken, über die so plötzliche Erscheinung eines so fürchterlichen Feindes, brach bald
in tödtliche Krankheiten aus. Viele starben. Einige auch jählings. Endlich wurde eine Epidemie
daraus, wie es gewöhnlich die Folge bei blutigen Kriegen ist. In mannigen Häusern hier lagen 5
Personen auf einmal krank. Sie wurden nämlich von den vielen plessierten, und Kranken, theils
Russen, und Franzosen, die in den Häusern vertheilt lagen, angestecket. Der hiesige Ortschirurgus
hatte alle, auch die feindlichen Soldaten zu behandeln. Kein Arzt vom Militär, oder Feldscher war
hier. Keine Feld-Patres waren auch nicht. Indessen machten uns weder die Russischen Kranken,
noch die französischen vieles zu thun. Zwey einzige französische haben die Lossprechung anverlangt. Deren liegen aber 6 im hiesigen Pfarrfreydhofe beerdigt worden. Hinter Viendorf liegen
Russen begraben.
Noch muß ich anmerken, daß jene Ortschaften von dem Feinde immer umso härter sind
hergenommen worden, wo die Leuthe entweder ihre Häuser verlassen hatten, oder wo man sich
weigerte ihnen Essen, Trinken, und Verpflegung zu verschaffen. Je williger diesfalls die Leuthe
sich zeigten, desto leichter sind sie auch durchgekommen. Da Göllersdorf diesfalls alles mögliche
leistete, ist es auch mehr als alle umliegenden Örter verschont geblieben, dergestalt, daß nach
geendetem Kriege, als die östreichischen Truppen wieder durchmarschierten, diese im Vergleiche
gegen andere Ortschaften, kaum glauben wollten, daß in Göllerstorf der Feind ebenfalls gewesen
sey.
Denn anderweitig sahen sie abgebrannte Häuser; eingesprengte Thüren, zerschlagene Fenster etc.
Hier, Gott Lob! blieb alles ganz. Indessen ist aber doch der Schaden von hier im ganzen, die
Unterthanen allein betrefend, geschätzet worden auf 25.000 fl. Schon die Verpflegung so vieler
Truppen kostete vieles. Am Lepoldi Tag sind zu Göllerstorf über 6000 Mann gelegen. Wo sie was
nehmen konnten, ist es geschehen; und besonders wenn die Leute ihr Geld nicht vorsichtig genug
verwahrten. Mannige haben dieses unter dem Fußboden verstecket. Wie dies bemerket wurde ist
der Fußboden aufgerissen worden; und das Geld genommen worden. Man hat müssen klug, und
vorsichtig zu Werke gehen, um etwas verborgen zu erhalten. Selbst im Orte gab es böse Leute, die
dem Feind die verborgenen Habschaften anzeigten. Es war gar nicht rathsam auch den einheimischen seine Geheimnisse zu entdecken. Die Furcht vor dem Feinde war Ursache daran.
Eben weil der Feind im Lande war ist es geschehen, daß in diesem Jahre die gewöhnliche
Weihnachtsmette nicht um 12 Uhr Nachts ist gehalten worden, sondern ist diesfalls folgendes
verordnet worden: nämlich: die dermalige Lage des Erzbischöflichen Wienerischen
Kirchensprengels, die vielen und schweren Sachen des Volkes, die nothwendig besondere Aufsicht
auf die eigenen Haushaltungen fotdern, daß man allen möglichen Zusammenfluß der Leute, so viel
es möglich ist, verhüte. Aus diesem Grunde werden in der Christnacht alle Kirchen, ohne
Ausnahme, der ganzen Diözes gesperrt bleiben, und alle Messen in der Christnacht, auch in
Privat-Oratorien, und Kapellen streng untersagt. Die Metten, das Hochamt, die andern h. h. Messen
sollen am Christtage selbst um 5 Uhr früh anfangen. Dieser Befehl ist von dem hochwürdigen
Erzbischöflichen Konsistorium erlassen worden - und zwar auf höchste Verordnung Seiner
Hochfürstlichen Gnaden des H. Erzbischofs.
Endlich ist Fried geworden und die französischen Truppen
haben einen freundlichen
Rückzug genommen. Am 6. Jänner 1806 hatten wir hier zu Göllerstorf diese Gäste das letzte mahl
zu bewirthen. Da gieng aber alles ordentlich, und Niemand wurde mehr beschädigt. Am 16. Jänner
ist der k. k. Hof wieder feyerlich in die Stadt Wien eingezochen; ist in der St. Stephanskirche
abgestiegen; und hat dort dem Te Deum Laudamus beygewohnt. Im ganzen Lande ist am folgenden
h. Dreyfaltigkeits-Sonntage in allen Kirchen das Dankfest für den erhaltenen Frieden begangen
worden. Mannige Ortschaften haben in der Folge einige Entschädigung erhalten. Auch unter den H.
Seelsorgern ein und andere, die ohnehin geringe Einkünfte hatten; und auch vom Feinde besonders
gelitten, eine Vergüttung bekommen. Diese Vergüttungen waren freilich nicht ergibig, und haben
den Schaden bey weitem nicht ersetzet. Man war aber dennoch zufrieden; weil nur wieder Ruhe
war. Denn Niemand wird die widrigen Empfindungen beschreiben, welche die Anwesenheit des
Feindes verursachet.
1809.
Der Krieg mit den Franzosen begann abermals im Jahre 1809. Der Marsch ging von Seiten
Österreichs rasch durch Bayern, und es kam zu Regensburg zu einer Hauptschlacht, die aber für
Österreich unter Anführung des Generalissimus Erzherzog Karl K. H. unglücklich ausfiel, so daß
der größte Theil unserer Armee nach Böhmen retirierte, und nur ein kleines Chor über Krems
herüberging, indessen die Franzosen so zu sagen in Eilmärschen nach Wien zu eilten, welches sie
nach einem Bombartment von einigen Stunden einnahmen. Jetzt kam auch unsere Armee aus
Böhmen, und lagerte sich dießseits der Donau außer Wien. Der Feind zoch sich in die Insel Lobau,
um von da über die Donau zu setzen. Bei dieser Gelegenheit entspann sich eine Hauptschlacht, wo
die zum Streite aufgestellten Franzosen furchtbar litten, und ihre Reserve durch Wegreißung ihrer
Communicationsbrücke sammt ihrem Anführer Napoleon dem Untergang ihrer Kameraden
schmerzlich zusehen mußten, und zwischen zwey Donau Armen durch mehrere Tagen mit dem
äußersten Mangel rangen. Da jubelte alles bey uns, daß endlich einmal der stolze Held gedemüthigt
sey. Allein diese Freude dauerte nur einige Wochen, wo bey einer 2te- Schlacht die österreichischen
Heere weichen mußten.
Nun begannen Schrecken, Unglück und Noth. Unsere Armee retirierte auf der Brünner und Prager
Straße in Masse, da wurde auf den schönsten zum Schnitt schon reifen Kornfeldern gelagert, und
alles zertretten. Bey dieser Retirade nahm der kommandierende Generalissimuß Seiner Kaiserliche
Hoheit Erzherzog Karl, Bruder Seiner Mayestät Kaiser Franz im hiesigen Pfarrhof sein Quartier.
Mehr als 50 Grenadiere lagerten im Hofe als Leibwache, welche schon durch 3 Tage nichts zu
essen hatten, und auf den folgenden vertröstet wurden, und doch blieb alles auch das Federvieh im
Pfarrhofe unangerührt. Am andern Tag als den 8ten July kamen seine Mayestät selbst schon früh
von Oberhollabrunn seinen erhabenen Bruder zu besuchen. Sie redeten durch mehr als eine Stunde
allein, worauf der Monarch wieder nach Oberhollabrunn zurückkehrte, wohin ihm am Abend der
Generalissimus folgte. Jetzt waren die Franzosen schon bis Stockerau vorgedrungen, und so weit
man sehen konnte brandten allenthalben die Ortschaften. Man denke sich die Angst, in der wir diese
Nacht zubrachten. Die meisten Leuthe flüchteten in die Wälder und Seiten Örter. Hier blieben kaum
10 Haus Väter. Am andern Tag früh gegen 7 Uhr des 9ten Julius sprengten die ersten Franzosen auf
den Platz, und nach einigen Pistolenschüssen rückten einzelne Mannschaft nach, ich mußte ein Thor
am Schwibogen öffnen, man forderte Wein und Brod, welches ihnen gereicht wurde, aber bald
drang Infanterie und Reiterey so zahlreich ein, daß in weniger als einer halben Stunde mehr als 6
Eimer Wein von mir in dem Keller ausgeschenkt, und aus der Küche wohl 100 Personen verpflegt
wurden. Bei dieser Gelegenheit mußte ich Augen Zeuge seyn, wie ein bayrischer Soldat all meinen
weißen Tisch, und Leinen Zeich im Keller fand, und davon trug. Als der Wein gar war, ließ man
mich aus dem Keller, und itzt forderte man Hemden und Tücher, ich gab, so lange ich hatte, und
führte zuletzt selbst einen Soldaten in das Zimmer, um den leeren Kasten zu zeigen. Nur ein Hemd,
und zwei Tücherl behielt ich zur Vorsicht für mich zurück. Als nun Brot und Wein, und alles
Gekochte verzehrt, und ich von meiner Tisch, Bett, und Leibwäsche rein ausgeplündert war wurde
mir der französische Marschall Massena mit noch 15 Officiers als Quartier angesagt, und weil man
keine Stunde bestimmen konnte, wurde sogleich zu kochen angefangen. Jetzt war Wache und
Gendarmerie vor dem Pfarrhof, und im Jnnern alles ruhig. Den nöthigen Wein verschaffte der
Hofbinder. Kaum war abgekocht, so wurde der Marschall abgesagt, aber statt ihm aßen die bereitete
Mahlzeit die Herren Generals und Officiers, wie diese fort waren, wurde der Marschall neuerdings
angesagt, und neuerdings gekocht, abermals abgesagt, und von Officiers verzehrt, und so geschah
es fünfmal, bis endlich abends der Marschall zum 6ten mal angesagt wurde, und für ihn gekocht
wurde, wo er denn mit seiner Suite ankam. Dieser Mann ist der Trotz und die Rohheit selbst. Nichts
konnte er weniger anhören als das Wort: ich bitte, und so mußte man sich selbst von seinen
Dienstleuthen alles gefallen lassen, und noch mit der höflichsten Art umgehen. Da ich kein
gewaschenes Tischzeuch hatte, mußte ich mitten durch die Franzosen gehen, und im Markte etwas
borgen, wo ich beym Schullehrer und Hofbinder ein Tischtuch, und einige Servietten bekam, und
mit Gefahr nach Hauß brachte. Um Brod ging eine Wache mit mir zum Bäcker, wo ich es brennend
heiß aus dem Ofen bekam. Diese ganze Nacht wurde zu ebener Erde von den französischen
Officiers gegessen, und getrunken, und da ich am andern Morgen bey allen Bitten weder eine Sauve
Gard, noch einen Gensdarm erhalten konnte, beschloß ich mit allen meinen Leuthen nach dem
Abmarsch des Marschalls den Pfarrhof zu verlassen, ich schickte eines nach dem andern fort. H.
Exinger Kaufmann von hier nahm die meisten liebreich auf, ich und meine Dienstleuth flüchten
zum H. Hofbinder. Als das Marschieren etwas aufhörte, glückte es etwas Federvieh, und beide
Kühe zu retten, alles übrige wurde eine Beute der Feinde, welche, da sie niemand im Pfarrhofe
antrafen nun nach Belieben walteten. Kirche Sakristey, Archiv, alles wurde gewaltsam erbrochen,
und was nicht verborgen war theils geraubt, theils zerrissen, nur Protokolle, und Grundbücher
blieben unversehrt. Vierzichtag erflossen, ohne daß jemand im Pfarrhof bleibend war. Man kann
sich also leicht denken, welcher Muthwillen von den immer einzeln durchziehenden feindlichen
Truppen verübt wurde. Stroh, Schriften, Bücher, Meßkleider, welche entweder zerrissen, oder der
Borten beraubt waren und selbst aller Art Unrath lag überall untereinander. Da muß ich auch
aufrichtig bekennen, daß in meinem Pfarrhof an Einrichtungen nichts muthwillig zerstört wurde,
nicht einmal ein Fenster war eingeschlagen, auch blieben wir von Feuer befreit. Bey Znaym wurde
abermals eine Schlacht gewagt, und während selber ein Waffenstillstand unterhandelt, und zu
Stande gebracht. Nun brach die Französische Armee auf, um ihre österreichischen Quartiere bis
nach abgeschlossenen Frieden zu beziehen. Nun war es mit Plünderungen ruhiger, aber desto
kostspieliger waren die Einquartierungen, nicht nur, daß von den Gemeinden für die Officier alles
nach ihrem Verlangen, mußte herbeygeschafft werden, so forderten sie auch für die gesammte
Mannschaft alle Gattungen von Kleidungsstücken, und mußten ihnen selbe umsonst abgereicht
werden. Dadurch geriethen alle Gemeinden in drückende Schulden, unser Markt Göllersdorf allein
hatte, nebst dem daß jeder einzelne Bürger seine Lasten zu tragen hatte, eine Schulden Last von
einigen 20 tausend Gulden; denn die Franzosen blieben bey uns bis Weihnachten. Jetzt suchte nun
jeder wieder seine Sachen in Ordnung zu bringen, das vergrabene, vermauerte, versteckte wurde
hervorgesucht, aber da jammerte mancher, wenn er seine Habseligkeiten halb vermorscht fand, und
fast eben nicht mehr davon hatte, als wo der Feind es gefunden, und geraubt hatte. So wie die
Franzosen aus dem Lande waren, stieg alles, was man ansah, bis zum Erstaunen im Preis. Die
Ursachen hievon waren Theils der Wucher, Theils so sehr gesunkene Preis der Banko Zettl, wovon
man im Jahre 1810 um 100 fl. klingende Silber oder Gold Münzen zu erhalten 1000 bis 1200 fl. in
Banko Zettl bezahlen mußte. Der Dukaten wurde über 50 fl. B. Z. bezahlt, und das 20 kr. Stück zu 4
fl. B. Z. Hingegen kostete auch ein paar Stiefel 50 fl. ein paar Schuh 12-14 fl. Der Eimer
zweyjariger Wein 70 fl. Das Getreide der Metzen bis 50 fl. der Waitzen 70 fl. Gerste über 40 fl. und
der Haaber über 30 fl.
Ich mußte zu meinem höchst nöthigen standesmäßigen Bedarf täglich 10 fl. in die Fleischbank
schicken, der geringste Dienstboth hatte bei 100 fl. Es fragt sich, wie solche Leute, welche nichts zu
verkaufen hatten, und alles kaufen mußten, damals haushalten konnten? Antwort. Alle Waaren
Verfertiger, und Verarbeiter, alle Händler stiegen nach Verhältnis des Werthes des Papiergeldes im
Preis, und die Handwerksburschen in ihrem Taglohn, so hatten Maurer, und Zimmerleute täglich
nebst guter Kost, und 2 Maß Wein über 4 fl. B. Z. und so verhältnismäßig der Tagwerker. Beamte
sowohl kayserliche als herrschaftliche erhielten erstere vom Landesfürsten, letztere von ihren Herrschaften beträchtliche Zulagen. Aber wie sah es mit der Geistlichkeit aus, die weder Zehende, noch
Wirtschaften hatten? Auf diese wurde nicht gedacht. Man kann sich daher bei diesem fast
unglaublichen Preis aller Dinge das Elend vorstellen, das ich, und so viele meiner Mitbrüder durch
eine geraume Zeit ertrugen, indem nicht einmal die Stollgebühren höher zu nehmen öffentlich
angeordnet wurde.
Aus dem Gedenkbuch der Pfarre Gross-Stelzendorf.
„Unter seiner (des Pfarrers Ignaz Weigl) Anwesenheit in Gross-Stelzendorf ist weiter nichts
Merkwürdiges vorgefallen, als daß er 2 mal die feindliche französische Invasion 1809 und 1809
ausstehen mußte, wo er sehr viel gelitten, mit den Pfarrkindern in den Wald geflohen und sich allda
eine Zeitlang, bis zum Waffenstillstand aufhalten mußte, und das erleben mußte, daß 3
Hausbesitzer, die ihren Häusern nachsehen wollten beim
Friedhof erschossen worden, weil die Franzosen sie für Spione gehalten haben. Jedoch muß ich
(Josef Küstner Pfarrer) dies noch sagen, daß während seinem Aufenthalte im Walde die Franzosen
in die Kirche eingebrochen, alle Meßkleider in unbrauchbaren Zustand gesetzt, die silbernen wie
Goldporten ab getrennt und alles Werthafte in der Kirche geplündert haben; die dann erst durch
mich Unterzeichneten im Jahre 1819 wieder in brauchbaren Stand gesetzt worden.“
Aus dem Gedenkbuch der Pfarre Breitenwaida.
Das Merkwürdigste ist, daß im Jahr 1805, den 15. November früh um 11 Uhr, die Franzosen als
Feinde nach Breitenwaida gekommen sind. Drei Mann, worunter ein Unteroffizier war, plünderten
den Pfarrer, nahmen ihm seine silberne Sackuhr und 194 fl. theils an Kupfermünze und
Bankozetteln. Nachts darauf waren 6800 Mann unter dem Commando des Generals Merlin hier,
welche des Pfarrers Keller erbrachen und seinen ganzen Wein verlor. Der ganze Schaden, den der
Pfarrer theils durch Einquartierung des Generals Merlin, Offizieren und Domestiquen hatte, beläuft
sich sehr gering gerechnet auf 663 fl.
Im Jahre 1809 sind die Franzosen zum zweitenmale als feindliche Völker in diese Gegend
gekommen und haben durch Plünderungen und andere Ausschweifungen die hiesige Landbewohner
in große Angst und Noth versetzt.
Das Taufprotokoll Tom. 1 enthält auf dem 1. Blatt den Vermerk: "Dieses Taufprotokoll ist bei der
feindlichen Invasion der Franzosen 4 Wochen unter der Erde vergraben worden. Daher ist dasselbe
so übel zugerichtet."
Aus dem Gedenkbuch der Pfarre Bergau.
Diese Aufzeichnungen aus dem Jahre 1805 stammen von dem damaligen Lokalkaplan Valentin Schwab, der am 22.
August 1805 auf die Lokalie Bergau investiert wurde, jene vom Jahre 1809 sind von dem im Jahre 1808 in Bergau
investierten Lokalkaplan Johann Anton Bonn verfaßt.
1805.
Den 16ten November 1805 besuchten die feindlichen französischen Truppen auch den Ort Bergau,
plünderten an diesen Tag den Pfarrhof sieben Mahl, brachen am hellen Tage gewaltsam in die
Kirche, zerhauten alle Thüren, sprengten den Tabernackel auf, zerstreuten die hh. Partikeln, traten
selbe mit Füßen, zerrißen die Leinwäsch, und nahmen Kelch, Rauchfaß, Schifl und dergleichen
mehr mit sich fort.
1809.
Den 11ten July im Jahre 1809 besuchten abermals die feindlichen französischen Truppen den Ort
Bergau, plünderten 13 Tage hindurch im Streif- und Durchzuge alles aus, suchten das Verborgene
auf, und fanden das Meiste, brachen in die Kirche ein, sprengten nach zerhauten Thüren, auch den
Tabernakel auf, warfen die Monstranze herunter und traten alles mit Füßen, plünderten die
Leinwäsche nebst einem meßingenen Kelche und dergleichen, und was ihnen zu schlecht war,
zerrißen sie. Auch das verborgene silberne vasculum pro sacris oleis in der Kirche wurde ein Opfer
ihrer heißen Plünderungssucht. Sie waren überhaupt viel raubbegieriger und grausamer vorzüglich
gegen die gesammte Geistlichkeit, als im Jahre 1805. Merkwürdig aber ist es noch, daß selbst die
Truppen der österreichischen k.k. Armee bei ihrem Retirade gegen Znaym zu am 8ten 9ten und
l0ten July obgedachten Jahres hierorts, wie überal, die Keller aufsprengten, und alles, was sie in der
Geschwindigkeit erwischen konnten, ausplünderten. Auch in den hiesigen Pfarrhof brachen sie am
8ten July gewaltsam am hellen Tage ein, zersprengten Vorder- und Hinterthüre, nahmen das
silberne Vasculum pro viatico et oleo infirmorum, Kirchen- und Pfarrgeld, alles vorfindliche Vieh,
und alles, was sie nur fortschleppen konnten, trotz allem meinem Bitten und den rührendsten Vorstellungen, mit sich ins Lager auf den Hundsberg fort.
Die vorzüglichen Ursachen eines so feindseligen Betragens waren:
1.) der Hunger, indem sie auf ihrem Retirade wenige oder keine Lebensmittel hatten,
2.) die schon vorher ergriffene Flucht der Einwohner fast im jedem Dorfe, wodurch sie desto mehr
Courage bekamen, allenthalben zu plündern und zu rauben,
3.) ihre falsche Meinung, mit mehr Recht plündern und rauben zu dürfen, weil ohnehin von den
avancirenden französischen Truppen nichts verschont bliebe.
Nachdem aber alles Vorfindliche von den k. k. österreichischen und französischen feindlichen
Truppen ausgeplündert war, so hatte das Elend noch nicht ein End, sondern wurde durch ein 10
wochentliches Standquatier französischer Curaßiers hierorts noch mehr vergrößert, indem die
Bewohner durch Herbeischaffung ausgesuchter Lebensmittel, der Foutrage und durch aufgelegte
allzuviele Contributionen grausam gemartert wurden. Auch im hießigen Pfarrhofe blieben 10
Wochen lang 2 französische Officiers im Standquatier, ihre Verköstigung mußte die
hiesige
Gemeinde bestreiten, aber ich wurde wegen des engen Raumes zu wohnen alhier gleichsam zum
Gefangenen gemacht und Tag und Nacht beunruhiget.
Aus dem Gedenkbuch der Pfarre Aspersdorf.
1805.
Dieser Bericht ist von dem im Jahre 1808 als Pfarrer nach Aspersdorf gekommenen Dechant Anton Fidelis Namiesky
nachgetragen. Von dem Pfarrer Koppauer, der 1805 in Aspersdorf Pfarrer war, finden sich keine Aufzeichnungen über
die Kriegsereignisse.
Unter Parrer Koppauer geschah es anno 1805, allwo die Franzosen im Lande waren, daß der
Pfarrhof hier geplündert wurde. Dies hat sich zugetragen, während die Franzosen mit den Russen,
Österreich alierten, zwischen Hollabrunn und Schöngrabern eine blutige Schlacht hatten; wobei die
letzteren weichen mußten. H. Pfarrer Koppauer hat sich mit seinen damaligen H. Kooperator
Spangler (der ein Jahr darauf hier gestorben ist; und im hiesigen Friedhof neben dem Kreutz
begraben liegt) nach einigen Mißhandlungen aus dem Pfarrhof gemacht, und ist einige Täge
flüchtig im Walde herumgegangen, bis der Feind weiter gezochen, und in Mähren bei Austerlitz den
Russen eine neue Schlacht geliefert; worauf 1806 Fried geworden; oder vielmehr noch im vorigen
Jahre, in den letzten Tagen des Monat December der Preßburger Fried erfolgt ist. H. Koppauer hat
seinen erlittenen Schaden auf 11000 fl. geschätzt; jedoch ist ihm die Fexung im Stadl unverletzt
geblieben; wodurch er viel Erhollung schöpfen konnte.
1809.
Dieser Bericht ist von dem damaligen Pfarrer von Aspersdorf Anton Fidelis Namiesky verfasst.
Aber 1809 war es hier noch viel trauriger. Ein neuer Krieg mit den Franzosen ist ausgebrochen.
Man hätte glauben sollen dießmal würde es für Österreich besser ausfallen. 800.000 streitbare
Männer waren auf den Beinen. Der Feind erhielt dessen ungeachtet die Oberhand. Den 21. u. 22.
May gerade am h. Pfingst Sonn- u. Montag wurde bei Aspern an der Donau eine äußerst blutige
Schlacht geliefert. Damals waren die Österreicher Obsieger; und der Feind gieng nach Wien zurück
-, welches er den 11. May schon zuvor nach einigem Wiederstand eingenommen hatte.
Am 5. July darauf setzten die Franzosen unter Aspern abermals über die Donau, an diesen, und am
folgenden Tag war das Treffen noch blutiger, als zu Pfingsten, endlich wurde der linke Flügel der
österreichischen Armee geworfen, und dann fieng selbe an sich bis Znaim zu retirieren; wo der
Feind sie Schritt für Schritt verfolgte. Zu Korneuburg, Sirndorf, Göllersdorf; Oberhollabrunn,
Schöngrabern, überall wurde stark scharmützelt. Am 9ten traf es Oberhollabrunn wo der Feind
einigermaßen zurückgedrängt wurde. Am 10. Julius war Schöngrabern der unglückselige
Schauplatz, und wurde ganz abgebrannt. Für Aspersdorf war dies eben ein unglückseliger Tag, auf
welche hernach immer noch mehr dergleichen folgten. Abgebrant, Gott Lob! ist der Ort zwar nicht
worden, aber alle Häuser, vorzüglich der Pfarrhof, rein ausgeplündert, die Keller erbrochen, Thüren,
Fenster, Öfen etc. zerschlagen, alle Einrichtungen geraubt, kleines und großes Vieh
hinweggetrieben, mit einem Wort: wir wurden ganz ausgeleert, und um unsere Haabe gebracht.
Einige Menschen in der Gegend kostete es auch das Leben. Mir selbst ist 5mal der Säbel angesetzet
worden, meinem damaligen H. Kooperator, Johann Kochannek wollte man eben den Kopf
abschlagen, durch kayserliche Uhlanen ist er noch unvermuthet gerettet worden, die zufällig über
Wieselsfeld hierher sprengend, die Franzosen verjagten. Dieser Herr Kooperator blieb am längsten
hier. Der ganze Ort hat sich schon am 9ten in den Wald verlassen. Am 10ten mußten dann ich, und
mein Herr Kooperator uns eben flüchten, weil uns schon alles abgenommen, und wir nicht mehr des
Lebens sicher waren. Dieser aber hat sich noch etwas länger hier verweilt, und kam hiedurch in die
äußerste Gefahr. Endlich folgte er auch; aber nur bis Wieselsfeld. Ich gieng dem Walde zu. Wir
wußten einer von dem andern durch etliche Tage nichts. Zu Aspersdorf waren nur blos Feinde; die
überall, sogar in der Kirche, nichts als wütheten. Alles wurde in der Kirche zertrümmert; der
Tabernakel umgehauen; und alles geöffnet. Aber doch muß ich einer besonderen Sache erinnern,
die einem Wunder ähnlich ist. In der Kirche steht seitwärths eine kleine Mutter Gottes Statue auf
einem Postament, welches hol ist. Unter selbem lag ein silberner Kelch verborgen. Der Feind suchte
daselbst mir Gold und Silber; und nachdem er alles in der Kirche zerschlagen, und herumgeworfen,
ließ er diese Mutter Gottes Statue ruhig stehen und so blieb auch der silberne Kelch seiner
Raubbegierde verborgen.
Am 13ten July ist Waffenstillstand geworden, nachdem noch an diesem Tag die Österreicher und
Franzosen sich bei Znaim erbärmlich mitsammen geschlagen. Der wirkliche Fried erfolgte aber erst
Anfangs November d. J., der für Österreich nicht am besten ausfiel; indem Tyroll, Salzburg, das
ganze Litorale; und auch ein Theil von Gallicum verloren gieng. Während des Waffenstillstandes
sind in ganz Österreich die Franzosen einquartiert geblieben; Aspersdorf hatte eine Compagnie
Chavalerie. Im Pfarrhof alhier wohnte ein Oberleutenant, nebst zwey gemeinen; und 4 Pferdte, sie
mit allen mußten verpflegt werden. Von 18ten September, bis 19ten November dieses Jahres mußte
ich diese feindlichen Gäste bewirthen, obschon ich selbst nichts mehr hatte. Gott sei es aber
gedankt! Denn der Herr hat für uns gesorgt. Kein Mensch denkt es, daß in ganz Österreich jemals
eine so reichliche, und gesegnete Ernte war; als 1809. Zwar haben viele Gemeinden, ans Furcht
wegen der Anwesenheit des Feindes ihre Fexung auf dem Felde bis späten Winter liegen lassen,
wodurch auch vieles davon zu Grunde gegangen, und verfault ist. Hier aber zu Aspersdorf ist da
meiste, wo nicht ganz alles hereingebracht worden; und man muß es den Franzosen nachsagen, daß
sie hierin niemanden verhinderlich waren; sondern selbst zur Einbringung der Fexung mitgeholfen
haben. Doch aber haben die Leute auswärtig nicht getrauet, weil sie Feinde waren.
Aus dem Gedenkbuche der Pfarre Schöngrabern.
1805.
Harte Trübsale hatte Schöngrabern besonders im gegenwärtigen Jahrhunderte theils durch
feindliche Invasionen theils durch Feuersbrünste zu erleiden. Am 15ten November 1805 befand sich
die Avantgarde der Franzosen zu Oberhollabrunn, und auf den Anhöhen von Suttenbrunn hatten
sich die Russen unterm Commando des Fürsten Bankration in Schlachtordnung aufgestellt. Es kam
zu einem hitzigen Gefechte, welches bis in die Nacht hineindauerte. Die Absicht der Russen war,
die Franzosen aufzuhalten, damit ihre Waffenbrüder die von Krems nach der bei Stein und
Dürrenstein gelieferten Schlacht zurückmarschierenden Russen Zeit gewännen, und nach Mähren
zurückkämen. Der Russische Flügel-Adjutant Pinzingerode schloss daher Waffenstillstand. Am
16ten kam Napoleon zu Oberhollabrunn an, und kündigte den Waffenstillstand auf. Die Russen
hatten sich hinter Schöngrabern gegen Grund zurückgezogen, und sich um das Dorf Grund herum
gelagert. Am 17. November um 4 Uhr abends fing eine Schlacht an, die bis in die Nacht fortdauerte.
Schöngrabern ward in Brand gesteckt, durch welchen 65 Häuser in Rauch aufgingen. Es sollen
beiderseits 5000 Mann auf dem Platze geblieben seyn, theils verwundete, theils Todte. Die Todten
konnte man eigentlich nicht berechnen, da sie in der Nacht eingegraben wurden. Unter den Verwundeten war General Oudenot. Verwundete und halb todte Russen sah man noch 8 Tage nach der
Schlacht auf dem Kampfplatze dem Hunger und der rauhesten Witterung preisgegeben. Einige
krochen in den benachbarten Nexenhof und wurden, wie vermuthet wird, als der Hof in Brand
gerieth den Flammen zur Beute. Nicht wenige Todte sind im Pfarrhofgarten in der Nähe der
Scheune begraben worden. Von den Verwundeten waren die Häuser voll. Das ganze Corps zog sich
in der nähmlichen Nacht in guter Ordnung nach Znaym, wo Kutosoff schon über die Thaya passiert
war. So erzählt Aemilian Janisch Benediktiner von Göttweig in seiner "Merkwürdige Geschichte
der Kriegsvorfälle von 1790 bis 1807" II. Bd.
1809.
Kaum hatten die Einwohner ihre Häuser aufgebaut, und sich von den erlittenen Verlusten nicht
einmal erholen können, da drangen in Jahr 1809 nach der Schlacht bey Wagram die Franzosen über
Oberhollabrann vor, denen sich die Österreicher hier entgegenstellten, um ihnen den Durchzug
durch Schöngrabern zu verwehren. Allein der Markt wurde von dem Feinde beschossen, Kirche
Pfarrhof, Schule, der ganze Ort stand bald in hellen Flammen, die Österreicher. vermochten nicht
des ungestüm vordringenden Feindes sich länger zu erwehren. Die Einwohner hatten sich
größtentheils geflüchtet, und fanden nach der Rückkehr nichts als gräßlich verwüstete Wohnungen.
Im Pfarrhof gingen die älteren Matriken und anderen Dokumente zu Grunde.
Aus dem Gedenkbuch des Marktes Wullersdorf.
Das Gedenkbuch, dem folgende Notiz entnommen ist, führt den Titel: "Ingedenkbuch. Über die bey dem, dem
Fürstlichen Stift und Kloster Mölk angehörigen Markt Wullersdorf hervorragenden Gerichts Händl, Beschau,
verschiedene Vergleich, Proceß, und andere ereignenden gmainen Markts Sachen. Welches Aufgericht worden Unter
dem Erenfesten und Wohlweisen Herrn Franz Kaspar Müllner dermaligen Marktrichtern, wie auch Kauf- und
Handelsmann Anno 1756."
Aus dem Jahre 1805 ist keine Aufzeichnung vorhanden, dagegen bemerkt das Gedenkbuch zu dem Jahre 1809
Folgendes:
In diesen und vorigen Jahre haben die Feinde der Franzosen zum Erstenmalle in Österreich
eingedrungen und sehr übel gewüthet, unser Hauptstadt Wien besetzt, von da gingen sie, weill sie
nicht 100 Millionen Gulden, und nicht eingewilliget wurtten, bis nacher zneym, alwo hitzig
geschlagen wurte, und so nach die Friedensbedingnisse eingeleittet und den Rückmarsch wiederum
zurückh nacher Wien angetretten, und den Frieden außgearbeith, wärent solcher zeit aber alle
Örther in Österreich mit denen Franzosen belegt worden sind, alwo solche ganz neu gegleit werden
mußten, und mit bester Kost versehen worden sind, wo man oft über Felt in andere Städt und
Märkte Verschiedenes nach Ihrem gusto und Muttwillen mußte herbey geholt werden. Alhier im
Hause Nr. 35 seyn ohnzweifl der französische Kaiser Napoleon über Nacht gelegen, und im Hauß
Nr. 131 ein Prinz, alß solche Feinde von Zneym zurückh marschieret sind, blieben sie übernacht,
beim frühen aufbruch aber alles in Häußern unt und über sich gestirzt und Villes geraubt, in hinein
gehen nacher Zneym ist dreymallen einquartiret worden, daß fast in Häußern kein Blatz mehr
gewesen ware.
Zeitgenössische Berichte
aus der Umgebung Oberhollabrunns
über die Kriegsjahre 1805 und 1809.
Von Dr. Johann Grippel. (2. Teil: 36. Jahresbericht, 1906)
Aus dem Gedenkbuche der Pfarre Pulkau.
Das Gedenkbuch der Pfarre Pulkau wurde von dem langjährigen Pfarrer des Marktes P. Ludwig
Schütz (Pfarrer vom 20. April 1853 bis 21. April 1879) mit einem wahren Benediktinerfleiße
abgefaßt. Dabei benützte er das alte Gedenkbuch, die im Pfarr-Archiv und im Archiv des
Schottenstiftes zu Wien vorhandenen, auf die Pfarre Pulkau bezüglichen Aktenstücke und sonstige
Archivalien.
1805.
In diesem Jahre rettete sich der russische General Winzingerode durch Zurücklassung des Bagration
mit 6000 Mann, der jedoch nach tapferer Gegenwehr und nach bedeutendem Verluste sich mit
der Hauptarmee Kuttusoffs vereinigen konnte. Das Gefecht fiel zwischen Guntersdorf und
Hollabrunn vor auf der Znaimerstraße.
Von der französischen Armee entfernten sich drei Soldaten, Kavalleristen, und zwar Baiern, welche
die umliegenden Gegenden brandschatzten. Um das Leopoldsfest kamen sie auch nach Pulkau und
begehrten auf dem Rathause 3000 Fr. Brandsteuer, besonders so viele Dukaten als nur immer
möglich. Der Syndikus Hitzelberger begab sich zu dem Pfarrer P. Ulrich mit der Bitte, den Abgang
an dem Geforderten aus seiner Kasse zu ergänzen, welchem Begehren dieser bereitwilligst
willfahrte. Die Soldaten begaben sich mit dem Gelde nach Weitersfeld, bis sie endlich angehalten
und ihrem Treiben ein Ende gemacht wurde.
1809.
Der Typhus, der bereits im vergangenen Jahre ausgebrochen war, nahm auf fürchterliche Weise
überhand und zeigte sich so ansteckend, daß sich niemand mehr zum andern zu gehen getraute. Er
war zuerst im Militlärspitale aufgetreten. Da dieses dem Bedürfnisse bald nicht mehr genügte, so
wurde auch der Schüttkasten des Pfarrhofes und die Michaelskirche zum Spitale eingerichtet. Im
Schüttkasten führte durch das letzte Fenster - rechter Hand - eine Treppe hinaus auf die Gasse. Die
verstorbenen Soldaten wurden alle auf dem sogenannten "unschuldigen Kinder-Friedhof" begraben.
Die Krankheit verbreitete sich auch bald im Markte selber, wo sie mit gleicher Heftigkeit wütete
und mehrere angesehene Bürger wegraffte. Im Pfarrhofe starb der Pfarrhofbinder Josef Seidel; auch
der Medizinaedoktor Kahlert war ein Opfer seines Berufes. Die Zahl der Verstorbenen, beträgt in
diesem Jahre 160 vom Zivil und 42 vom Militär. Sonderbar ist, daß die verstorbenen Soldaten alle
Nr. 100, Spital verstorben verzeichnet sind, während notorisch die meisten im Pfarrhofe und in der
Kirche starben. Ein großes Unglück traf Pulkau in diesem Jahre durch feindliche Invasion. Nach der
Schlacht bei Wagram zog sich Erzherzog Karl unter fortwährenden Kämpfen nach Znaim zurück.
Bei Schöngrabern fiel, um die Franzosen aufzuhalten, ein scharfes Gefecht vor. In Pulkau vernahm
man laut den Donner der Kanonen. Der Kooperator P. Bonifaz hielt den Segen während des
Kampfes, um Gott um Wendung der Kriegsgräuel anzuflehen. Der Schlacht vor Znaim folgte ein
Waffenstillstand, der zum Wiener Frieden führte. Der Bericht des Waffenstillstandes war aber in
der Kanzlei zu Schrattenthal liegen geblieben. In Anbetracht des Vorganges vom Jahre 1805, wo
Pulkau durch einige Marodeure war gebrandschatzt worden, war die Bürgerschaft
übereingekommen, im Falle einer Invasion mit der Glocke ein Zeichen zu geben. Dies geschah
auch, als man eines Tages während des Schnittes ungefähr 10 Kavalleristen, welche hier Quartier
machen wollten, auf der Straße von Schrattenthal her reitend erblickte, worauf sich alles Volk auf
den Plätzen versammelte. Die Soldaten, ihren Offizier an der Spitze, begaben sich auf das Rathaus,
auf dessen Stiege der Syndikus stand. Einer der Soldaten war zurückgeblieben und untersuchte das
Gewehr des Postens, der vor dem Spitale stand, und schoß es in die Luft ab. Diesen Schuß aber
hielten die Pulkauer für ein Zeichen, daß sie sich verteidigen sollten. Sogleich wurde ein Kavallerist
vom Pferde geschossen, ein zweiter niedergehauen, der Offizier aber konnte sich nur dadurch
retten, daß er sich unter den Schutz des Syndikus begab. Die übrigen Soldaten entfernten sich
schnell, um Verstärkung herbeizuholen, worauf sich die Bewohner aus Furcht vor den Folgen auf
die Flucht begaben.
Indessen rückte ein Regiment zur Untersuchung der Sache heran, welches sich außerhalb Pulkau aufstellte. Der Syndikus Hitzelberger, der
Protokollist Scherak und der Hauptmann des Spitales begaben sieh zum kommandierenden General und baten um Gnade und erläuterten die
Umstände der geschehenen Tat. Indem es sich herausstellte, daß der Waffenstillstand in Pulkau unbekannt war, die Soldaten für Plünderer gehalten
und aus Irrtum zur Gegenwehr gegriffen wurde, so erhielten die Pulkauer Gnade unter der Bedingung, daß der Markt eine Stunde hindurch
fürchterlich geplündert wurde.
Das alte Gedenkbuch, aus dem vorstehender Bericht wörtlich in das neue aufgenommen ist, erzählt dann weiter: Jetzt fing das Unglück an. Am Platze
kochten sich die Soldaten selbst, da fast alles entflohen war, was sie an Esswaren fanden; die Einwohner, welche hier blieben, wurden mißhandelt.
Ferdinand Gollhofer, Bürger, der eben ein Lamm geschlachtet hatte, war mit Blut bedeckt. Diesen hielten sie für den Mörder ihrer Kameraden,
schlugen ihn, banden ihn an den Schweif eines Pferdes und schleppten ihn durch die Straßen, worauf er starb. Sogar einen Toten stürzten sie um, um
einen Gegenstand zum Raube zu finden.
Den andern Tag begab sich das Regiment hinweg und die Pulkauer kehrten in ihre verwüsteten Häuser zurück.
Die Not war umso größer, da die meisten Häuser von den Einwohnern verlassen waren, weshalb
alles zertrümmert, viel Eigentum geplündert und verdorben, insbesonders viel Wein ausgelassen
wurde. 13. Juli 1809. Am andern Tage, 14. Juli, verließ das Regiment Pulkau, welches jedoch
längere Zeit französische Einquartierung erhielt. Der Pfarrer P. Ulrich Jakomir berechnete den von
den Franzosen in seinem Hause angerichteten Schaden auf 1053 fl. (Fol. 122 n. 145.)
Aus dem Gedenkbuche der Pfarre Zellerndorf.
Das Pfarrgedenkbuch wurde 1835 von Dechant P. Carlmann angelegt.
Als im Jahre 1809 nach der Schlacht bei Wagram die Franzosen auch das Viertel unter dem
Manhartsberge besetzten, wurde auch Zellerndorf durch Einquartierungen und Lieferungen jeder
Art hart mitgenommen; die damalige Ortsherrschaft von Zellerndorf, Kameralherrschaft Retz
richtete ihr besonderes Augenmerk auf den Pfarrhof in Zellerndorf, dazu kam noch, daß in diesem
Jahre die Ernte kaum mittelmäßig war.
Im folgenden Jahre 1810 mußte das Kirchensilber eingeliefert werden. Laut Schein vom 13. April
wurden eingeliefert: 5 Mark, 10 Loth, 1 Qutl., und zwar: von 2 Kelchen die Füße, von 1 Ciborium
der Faß, 1 Rauchfaß samt Schiffel und 1 Christus; die dafür gegebene Entschädigung betrug 135 fl.
25 kr. Konventionsmünze.
Mitterretzbach.
Inwieweit Mitterretzbach von den Ereignissen der Jahre 1805 und 1809 berührt wurde, ist nur ganz kurz angeführt in einer kleinen, in Pergament
gebundenen Lokalchronik, angefangen im Jahre 1671. Die Eintragungen stammen vom damaligen Ortsrichter.
Anno 1798 Ende und 1799 im Jahresanfang sind allhier 24000 Mann zu Pferd und Fuß, russische Hilfstruppen durchmarschieret, den Kaiserlichen am
Rhein und in Italien als Sukkurs zugeeilet, aber wenig Wirkung getan, - auch haben wir diese Völker zur großen Beschwärnuß durch ein Monat im
Standesquartier gehabt.
1805.
Anno 1805 sind die Franzosen den 11. November und den 13. dito hierher gekommen zum großen
Schrecken der Landeseinwohner, die vielen Drangsalierungen, Unkosten, Lieferungen, Fuhren und
Einquartierungen ausgesetzt waren bis 20. Dezember; gestattet hier der Raum nicht, dieses alles zu
beschreiben.
1809.
Anno 1809 abermals kamen diese ungeladenen Gäste nach Wien, und nach einer ewig
denkwürdigen Schlacht die volle zwey Tage gedauert, bey Aspern und Esslingen im Marchfelde,
kamen sie über die Donau und am 11. July bey uns hier an, nemlich nach der Schlacht bey Znaim
den 11. und 12. July. Bey dieser wie auch bey obiger Schlacht war Napoleon selbst gegenwärtig.
Es würde zu weitläufig seyn, was durch ihr Dasein bis gegen das Ende des Jahres für Schreck und
Elend verbreitet wurde, Die Berechnung über die entstandenen Unkosten weiset eine Summa über
22000 Fr. Banko-Zettel, welche Kosten die hiesigen Einwohner des Dorfes ganz getragen haben.
Unter-Retzbach.
Aus Unter-Retzbach liegen zwei Berichte über die Ereignisse der Jahre 1805 und 1809 vor. Der eine ist enthalten im sogenannten Protokollbuch vom
Jahre 1675; die Eintragungen in dieses Buch machten wahrscheinlich einzelne des Schreibens kundige Richter oder auch der jeweilige Schulmeister.
Der Anfang des Protokollbuches lautet:
Protocolbuech auff daß 1675 J: In dem Dorff Under Retzbach Anno 1675. Den 27. January ist durch die Ersamen H. Richter mit Wiesen Undt willen
einer gantzen Ersamen gemain dieses prodocolbuech aufgericht wordten, solle bey Weßen einer gantz Ersammen gemain Verleßen werdten, wie
hernach Volgente Puncten zu ermahnung seyn, und ein Jedweter sich darnach zurichten weiß. Ver Zaichnuß deren Richtern. Welche daß buech haben
aufgerichtet wie Volget u. s. w.
Außer dem Protokollbuch vom Jahre 1675 besitzt die Gemeinde Unter-Retzbach eine Gemeindechronik, die mit dem Jahre 1787 beginnt; begonnen
wurde sie von dem Gemeindeherrn Tauner.
Bericht I. ist dem Protokollbuch, Il. der Gemeindechronik entnommen.
I.
1805.
Den 7ten , Oktober ist zwischen Österreich und Bayern ein Krieg ausgebrochen, bey welchem
Krieg sich Österreich mit Rußland und Frankreich mit Bayern vereiniget hat. Bey diesem Krieg hat
eine Armee Brünz Carl in Italien und die zweyte Armee bei Ulm der General Mack comandiret.
Auch sind wiederum viele Tausend Russische Hülfstruppen durch das Österreich von Znaim nach
Krems und nach Oberösterreich maschieret, welche der General Kutusov comandieret. Bey diesen
Aufmarsch haben fast alle Bauern in ganze Lande Vorspann leisten müssen um nur geschwinder
hinauszukommen und den Feind hingegen zustehen.
Da aber die Barthalia bein Ulm in Schwaben unsrerseits verspielt worden und 3000 gefangen
genommen, so haben die Franzosen immer vorgetrungen und ist soweit gekommen, daß sie den
13ten November in Wien, den 17ten in Znaym und den 18ten in Brünn eingerucket sind.
Die Russische Armee hat sich von Krems bis Schöngrabern in einem Tag zurückgezogen und alda
zwischen Hollabrunn und Schöngraben eine Barthalia gehabt, wobei viele Rußen und Franzosen
geblieben sind. Von da sind sie bis Ollmitz zurückgezogen. Zwischen Brünn und Ollmitz hernach
hat sich die große Schlacht bei Austerlitz in Beiseyn der 3 Kaisern, als Franz den IIten Kaiser von
Osterreich, Alexander Kaiser von Rußland und Napoleon Kaiser der Franzosen angefangen den
2ten Dezember und hat 36 Stund lang gedauert wobei 25000 Mann Rußen und 25000 Franzosen
geblieben sind auf dem Schlachtfeld. Die Franzosen aber den Platz behauptet und erhalten.
Die Residenz Stadt Wien haben die Franzosen 8 Wochen 2 Täg über gehabt den 10ten Jänner 1806
sind sie abgezogen.
Der Friedenschluß ist den 27ten Dezember 1805 zu Prespurg geschehen.
ln Österreich haben die Franzosen 18000 Stück Pferd genohmen.
Brandsteuer von ganzen Österreichischen Provinzen hat der französische Kaiser Napoleon für seine
pleßirten Soldaten und Officier abgefordert sieben und dreißig Ein halb Million Gulden sage
37500000 fl. Die hiesige Gemeinde Unterrötzbach hat Anno 1805 bei Aufmaschierung der
kaiserlich Rußischen Armee auf die Vorspannen ausgeleget 3944 fl. 48 kr. und ist dieses Geld
gemeinschaftlich von der Nachbarschaft zusammen gegeben worden.
Auch ist bei dieser Vorspann dem Johann Reibl Nr. 41 ein Pferd zu 250 fl. im Werth zugrund
gegangen.
Dann eben ist dem damahligen Herrschaft Fladnitzer Richter Johann Georg Till Nr. 84 von dem
Feind den Franzosen auf der Vorspann ein Pferd zu 300 fl. weggenohmen worden.
Der erste Auftritt ware hier Orts von den Feind den Franzosen den 17ten November 1805.
Nachmittag an einem Sonntag; da kamen 3 Chasseurs in den Pfarrhof nahmen mit Gewalt den 3
Geistlichen Herren ihre Sackuhrn und 2 Pferd. Ein Pferd
haben sie wiederum um 135 fl. abgelöset. Den 18ten November darauf kamen 2 Comissair und 5
Hussaren die übernacht in Pfarrhof einquathiret sind, und den l9ten bei Abmaschierung von der
Gemeinde 2000 fl. gefordert, durch vieles Bitten der Richtern aber nur abgereichet worden 300 fl.
Da diese weg sind den 19ten kommen 4 Dragoner welche von der Gemeinde 5 Pferd verlangten
anstatt dessen geben 250 fl. Den 20ten sind wiederum 4 Comissair angekommen begehrten 4 Pferd,
anstatt dessen geben 320. Den 21ten 3 Dragoner requirirt 30 fl., für 4 paar Stifln und 6 paar Schuh,
so hiesige Schuhmacher verfertigen mußten 50 fl. für 16 Hemden 48 fl. Den 22ten 450 Gavalerie
samt Pferden bequathiret für 112 ½ Metzen Haber á 3 fl. 337 fl. 30 kr., Heu 45 Ztn, á 3 fl. 135 fl.,
für ermelte Mannschaft Kost und Trunk á 1 fl. 450 fl., dem hiesigen Schmid für Pferd beschlagen
36 fl. An fast täglichen Durchmärschen hat die Gemeinde in der Kriegszeit an Infanterie
bequarthiret 780 Man für Trunk und Kost gerechnet á 24 kr. macht 312 fl. Einen hiesigen
Mitnachbar Josef Hentschl Nr. 78 wurde von dem Feind ein Fuhrwagen weggenohmen so im Werth
50 fl. Die ganze Summa dieser ermelten Abgaben und Unkösten betragen 2338 fl. 30 kr.
II.
1805.
In diesem Jahr hat sich der Krieg mit Frankreich wieder angefangen und sind deßwegen die
Truppen wieder ausmaschirt und zwar eine Armee nach Italien an die Etsch unter dem Comando
Erzherzog Carl. und eine ins Reich bei Culm an die Donau unter dem Comando des Feld-Marschal
v. Mark.
Auch sind zu diesem Krieg die Russen das zweite mal als Hilfstruppen kommen und hier
durchmaschirt damit aber dieser Marsch beschleunigt wurde, so mußten sie auf Wägen geführt
werden daß sie schneller zu den keiserlichen kommen sollten weil die Reichs Armee ganz
aufgerieben theils gefangen und die übrige ganz zersprengt war.
Bei Amstetten kamen die Russen mit der keiserlichen Armee zusammen es war zu spät man macht
zwar bei Krems viele Schantzen aber umsonst den die Franzosen drangen mit ganzer Macht vor und
zogen am 13. November in Wien ein.
Am 13. wurden die Franzosen ohne Wiederstand über die Donau gelassen und besetzten die
Znaimer und Brünner Strasse und brachten die keiserlichen und Russen in große verwirrung.
Am 15. haben die Russen und die Franzosen bei Schöngrafern attaquirt wo viele Todte und
verwundete von beiden Seiten geblieben sind. Bei Znaim haben die Russen die damals so schön
gebaute Brücke über die Thaia abgebrannt und sind dan nach Brün und Olmütz maschirt wo sie mit
den keiserlichen zusammen traffen. Brün wurde den Franzosen übergeben.
Bei Olmütz kam der Russische Keiser selbst mit 40000 frischer Truppen zur Hilfe und zu Ende
November eine Hauptschlacht geliefert zwischen Brünn und Olmütz bei der Stadt Austerlitz welche
drey Tage gedauert und sind von beiden Seiten 40000 Mann gefallen.
Nach dieser Schlacht ist Waffenstillstand gemacht worden und die Russen sind nach Haus maschirt.
Kurtz darnach ist der Friede geschlossen worden bey welchen wir was noch vom deutschen Reich
übrig war abgetretten haben alle Werbungsgerechtigkeit und was immer Namen hat.
Auch haben wir das Venezianische und das übrige Italien sammt Triest und Tirol abgetretten.
Unter dieser Zeit hat sich Napoleon Boneparte zum Keiser der Franzosen krönen lassen und nannte
sich Napoleon 1, Keiser der Franzosen.
1806.
Zu Anfang dieses Jahres sind die Franzosen aus Mähren und Österreich maschirt. Den 2. Februar ist
in allen Pfarrkirchen ein Tedeum Laudamus abgehalten worden zur Danksagung für den Frieden
und um Abwendung fernerer Gefahr.
1807.
Dieses und das vergangene Jahr waren für Österreich ruhig, weil die Franzosen mit Preußen im Krieg waren mit dennen
sie aber bald fertig waren den in kurzer Zeit waren sie Herr von allen Festungen und von ganz Preußen.
1808.
Im Monath April an einen Sontag zwischen .5 und 6 Uhr früh ist ein großer Knall und eine Erschütterung gehört
worden, man hat diesen Knall überall gehört als wenn ein Pulverthurm in die Luft gegangen wär.
Zwischen den.Markt Stannern und der Stadt Iglau sind während eines fürchterlichen Gewitters Steiner von 1, 2 und
mehreren Pfunden gefallen.
In diesen Jahr haben sich die Tiroler gegen ihre Herren die Bäuern denen es Napolion geschenkt, empört und zu einer
Befreiung von Bäuern vorbereitet, um dieselbe leichter zu erwirken wendeten sich die Anführer nämlich Andreas Hofer
und P. Joachim Haspinger (Kapuziner) an Österreich und fanden auch Unterstützung den auch in Österreich fieng man
zum Rüsten an, man errichtete ein neues Corps, man nannte es Landwehr Corps sie hatten braune Muntour die
Aufschläge sind nach den Cantons Regementern bestimmt, sie tragen schwarze halbaufgestülpte Hüte und schwarzes
Riemenzeug.
Zu dieser Landwähr sind meistens verheurathete Männer und die einzigen Söhne von den Heusern genommen worden.
Die Weiber der Landwährmänner mußten von den Gemeinden unterstützt werden so lang die Männer abwesend sind.
1809.
In diesen Jahr hat Österreich wieder den Krieg mit Frankreich und Bäuern angefangen.
Am 9. Aprill ist der Österreichische Feldherr Casteller in Tirol eingerückt und vom 8. zum 9. in der
Nacht sind an allen Bergspitzen Tirols Wachfeuer angezündet worden zum algemeinen Angrif
gegen die Bäuern und die Tiroler und die Salzburger unter der Anführung des Anton Walner
genannt Eichberger haben die Bäuern mit den Franzosen unter den Comandanten Wrede und
Lefebre dreimal aus Tirol getrieben.
Die Osterreichische Haupt-Armee unter dem Comando Erzherzog Carl stand bei Regensburg in
Bäuern es kam dort zu einer 5tägigen Schlacht die für die Österreicher verloren gieng und die
Österreichische Armee wurde getheilt. Die große gieng über die Donau ins Böhmen unter dem
Comando Erzherzog Carl. Die Franzosen verfolgten die kleine Armee unter dem Comando des
General Hiller gegen Wien und kamen den 16. Mai dort mit großer Macht an und in wenigen
Stunden wurde die Stadt sammt den Vorstädten übergeben.
Unterdessen haben sich die Österreicher wieder gesammelt und sich bei Aspern im Marchfelde
aufgestellt. Am 21. und 22. Mai wollten die Franzosen bei Stadt Enzersdorf über die Donau
brechen, aber die keiserlichen haben sie wieder zurückgeschlagen. Der Erzherzog ließ um den
Franzosen den Rückzug zu erschweren brennende Schiffe die Donau hinunterschwimmen und
durch diese die Schiffbrücke anzünden. Es sind bei dieser Schlacht sehr viele Todte von beiden
seiten geblieben. Diese heißt die Schlacht bei Aspern.
Nach dieser Schlacht ist fast ganz Österreich lauter Spital gewesen. In Retz sind 5 Spitäler errichtet
worden wo wir haben hin steuern müssen.
Von dieser Zeit haben sich die Franzosen täglich verstärket und sind den 5. Juli wieder über die
Donau gesetzt und ist den 5. und 6. Juli eine große Schlacht geliefert worden und die Franzosen
sind Herren des Platzes geblieben und diese Schlacht heißt die Schlacht bei Markgraf Neusiedl.
Die keiserlichen sind hierauf gegen Znaim Retteriert und die Franzosen. sind ihnen am Fuß gefolgt
und haben immer attaquirt bei Stockerau bei Hollabrunn. Den 10. Und 11. Juli wurde die Schlacht
bei Znaim geliefert, sie datierte zwei volle Tage. Den 2ten Tag wurde das Feuer eingestellt und ist
Waffenstillstand gemacht worden. Die Franzosen machten ihr Lager bei Budtwitz mit dem andern
Flügel bis Brünn. Die keiserlichen bey Schelletau mit dem andern Flügel bis Olmütz, bey Wien ist
auch ein sehr großes Lager gewesen. Die Cavallerie der Franzosen hat sich in Osterreich einquattiert bis zum Frieden. Auch hier sind Cirassier und Dragoner gelegen. Das Land hat nach die
Millionen Unkösten gehabt. Die Cavallerie haben wir mit Speis und Trank versehen müssen und die
Pferde mit Haber und Heu. Ins Lager haben wir auch alles liefern müssen, Hafer, Heu, Weitzen,
Mehl, Wein, Stroh, Holz, Bretter und verschiedenes in Menge. Die Manschaft haben wir Montiren
müssen aufs bequemste, wie sie es verlangt haben. Wir haben auch den Franzosen viel Geld geben
müssen, Pferd und Ochsen liefern so daß die Unkösten der hiesigen Gemeinde auf 70000 fl. sage
siebenzig tausend Gulden erstreckt haben. Der Metzen Hafer kostet 8 fl. und der Centner Heu kostet
auch 8-9 fl.
Unbeschreiblich ist es, was in diesem Krieg alles gelitten und zu Grunde gegangen ist, Verherrung
und zerstörung vieler Dörfer, Flecken und Städte und Plünderungen durch die herum ziehenden
Franzosen, das manche Familien bis am Bettelstab kommen sind.
Den 16. Juli sind 3 französische Cavalleristen und 8 Muschkedier kommen und haben in den
Pfarrhof Geld haben wollen.
Der Herr Pfarrer P. Malachius und Vikär P. Perthold waren nicht mehr hier, und den Vikär P.
Marian haben sie furchtbar traktiert sie haben ihn umrungen und einer von ihnen hat ihn mit den
Gewehrkolben geschlagen bis einer von den Zuschauern denen der Priester erbarmt hat unter die
Franzosen hineingetretten ist und der Priester war frei. Die Franzosen sind auch auseinander
gegangen, bis auf den einen, dieser blieb neben den Man stehen. Dieser hieß Joh. Stiebock war groß
und sehr stark unterdessen ist ein Cavallerist mit einem brennenden Scheit vom Pfarrhof
herauskommen und hat des Michael Schneider Nr. 137 seine Scheuer anzünden wollen und auf
dieses sind die Leut auseinander geloffen, der eine Franzose hat dann sein Gewehr geladen, der
Man aber ist herauf gegangen bis zu des Anton Kleibl Nr. 4 seines Vetters Haus und hat dort hinein
wollen denselben Augenblick wie zum Thor hingetretten ist hat der Franzose auf ihn geschossen hat
aber nicht Ihm sondern den Georg Wagner Nr. 7 in die Brust und dessen Bruder Andre Nr. 4 in den
linken Arm geschossen der Georg Wagner hat sterben müssen.
Der P. Marian ist nach Mitterretzbach gegangen dort waren noch keiserliche Husaren und sind 20
Mann herunter komen die französischen Cavalleristen ergriffen die Flucht und haben die
Mußquetier stecken lassen.
Als die Husaren im Dorf herunterritten so schoß beim Haus Nr. 18 ein Franzose einen Husaren in
die Rechte Hand und in den Hals wie er den Säbel bedeckt hielt, er fiel gleich vom Pferd und wurde
im Friedhof begraben. Derjenige Franzose aber ist in den Brunnen gesprungen der vorm Pfarrhof an
der Gasse ist wurde aber von den Leuten heraufgeschöpft und weil im ein Husar einen Säbelhieb ins
Gesicht versetzt hat ist der Kinnbacken heruntergehenkt, und wie er übers Brunnschloß heraus war
ist er von einem Bauer Namens Jakob Burger mit einen Hackl todgeschlagen worden. Es ist noch
ein Franzose vor dem Pfarrhof zusamengehauen worden und sind beide neben der Friedhofmauer
begraben.
Zwei Franzosen sind von den Husaren auf der Braite hinter dem Pfarrhof-Stadl zusameiagehaut
worden und sind dort begraben. Und einer ist herober der großen Gasse zerhaut und wurde im
Pfarrhof Halbleher außer des Mathias Knabl seinen Häusl begraben. Die übrigen sind von den
Husaren gefangen genommen worden und die habens nach Fladnitz mitgenommen.
Die Franzosen sind bis Ende des Jahres in Osterreich und Mähren gelegen bis die Kriegskosten
bezahlt waren. Mähren allein hat müssen 40 Millionen bezahlen.
Bei diesen Frieden hat der Keiser das Inviertl in Oberöstereich an Bäuen welche Tirol auch wieder
mit Hilfe von 30000 Man Franzosen gedämpft haben obwohl die Tiroler die Bäuern sammt den
Franzosen dreimahl aus dem Lande getrieben haben so ist es den letzteren gelungen den
Hauptanführer Andreas Hofer zu fangen und haben ihn zu Mantua in Italien erschossen. mehrere
Unteranführer haben sich nach Österreich geflüchtet besonders Josef Speckbacher, Joachim
Haspinger ein Kapuziner der erste nach Hofer in Tirol. Dan Anton Wallner genannt Eichberger
Wirth von Windisch-Matreu im Salzburger Hochlande Hauptanführer der Salzburger und die dritte
Person welche den Aufstand bewirkt haben. er war Ursache und hat die Ewige vereinigung der
Salzburger Hoch-Lande mit Tirol zu stande gebracht welche den 3. Oktober unterfertigt wurde.
Salzburg, dann Dalmatien was über den Fluß Save ist, dann Kärnten bis nach Villach.
Dan hat Napolion ferner verlangt das ihm Kaiser Franz I. seine Tochter Ludovika zur Frau geben
muß welches der Papst nicht zulassen wollte weil Napolion ohnehin eine Frau hatte, deswegen Pius
VII. wieder in Gefangenschaft kam,
Während diesen Krieg haben uns auch die Russen großen Schaden zugefügt weil sie in Galizien
und Lodomierien eingefallen sind. Der Keiser hat auch dort eine Armee hinstellen müssen wir
haben auch viele Leut verloren und die Russen uns 14 Kreisämter in Lodomirien weggenommen.
Aus dem Gedenkbuche der Pfarre Unter-Markersdorf.
1809.
In diesem Jahre wurden hier einige Häuser vom Feind in Brand gesetzt.
Retz.
Im Archiv der Stadt Retz befindet sich (Archiv Nr. 34) ein summarischer Ausweis des durch die
französischen Truppen zugefügten Schadens; der Ausweis gewährt nicht nur einen Einblick in die
Bedrückung, welche die feindliche Invasion in der Gegend verursachte, sondern auch in die
Preisverhältnisse der damaligen Zeit.
Summarischer Ausweiss
über den der Herrschaft Nalb und ihren Gemeinden durch Requisizionen und Plünderungen von kaiserlich
französischen Truppen bis Ende July 1809 zugefügten Schaden.
Herrschaft Nalb
Gemeinde Pfaffendorf
Gemeinde Nappersdorf
Gemeinde Hötzmansdorf
Gemeinde Minichhofen
Gemeinde Oberthern
Gemeinde Klein-Wiesendorf
Gemeinde Dörfl
Gemeinde Gösing
Summa Summarum
Ferners hatten diese Herrschaft und Gemeinden zu liefern.
Für den Monat August
20 Küh á 130 fl.
300 Eimer Wein Fäßer á 20 fl.
120 Metzen Waitz á 14 fl.
3000 Bund Stroh á 30 kr.
658 Metzen Haber á 8 fl.
390 Zenten Heu á 7 fl.
durch
durch
Requisitionen Plünderungen
und
Verwüstungen
fl. kr.
fl. kr.
4257 3415 1108 30475 4164 30
4140 1940 23193 2768 815 1584 10484 3023 2888 1355 985 4257 3415 24456 30
79810
-
zusammen
fl.
7672
31583
8304
25133
3583
12068
5911
2340
7672
kr.
30
-
104266
30
2600
6000
1680
1500
4464
730
180 Zenten Mehl á 20 fl.
3600
22574
-
Für den Monat September
203 Metzen Waitz á 15 fl.
70 Metzen Korn á 10 fl.
300 Metzen Haber á10 fl.
500 Zenten Heu á 8 fl.
500 Bund Stroh á 30 kr.
72 Stück Küh á 13O fl.
595 Eimer Wein samt Fäßer á 20 fl.
18 Eimer Essig á 24 fl.
2½ Zentner Reis á 100 fl.
Für den Monat Oktober
146 Metzen Waitz á 16 fl.
55 Metzen Korn á 10 fl.
6 Zenten 88 Pf. Reis á 1 fl.
238 Zenten 70 Pf. Heu á 8 fl.
241Zenten 50 Pf. Futterstroh á 10 fl.
118 Zenten 20 Pf. Streustroh ä 5 fl.
243 Metzen Haber á 10 fl.
255 ½ Eimer Wein á 20 fl.
61 Klafter Holz á 30 fl.
2 Zenten 66 Pf. Mehl á 20 fl.
53 Pf. gerollte Gerste á 30 kr.
3045
700
3000
4000
250
9360
11900
432
250
32937
2336
550
688
1909
2415
591
2430
5110
1830
53
26
17939 32
Die Rechnung scheint unrichtig zu sein.
179717
104266
02
30
283983
32
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