Werkstoffe Praktikum II Grundlagen der molekularen Modellierung SS 2007 Verfasser: Versuchsteilnehmer: Datum: Assistent: E-mail: Rebecca Huber Maya Matthias, Selmar Binder, Rebecca Huber 03.04.07 Feiwu Zhang [email protected] Werkstoff Praktikum: Grundlagen der molekularen Modellierung SS 2007 1. Abstract: Ziel des Versuchs war die Durchführung einer Computersimulation. Es sollte das Verhalten von Diamant unter unterschiedlichen Drücken, sowie das Verhalten von Wasserstoff bei verschiedenen Temperaturen simuliert werden. Aus den Resultaten der ersten Simulation wurde dann der Elastizitätsmodul für Kompression von Diamant berechnet, dass mit 475GPa etwas vom experimentellen Wert 443GPa abweicht. Bei der zweiten Simulation sollte aus den berechneten Atombewegungen der Aggregatszustand von Wasserstoff bei verschiedenen Temperaturen bestimmt werden. So konnte ermittelt werden das der Wasserstoff bei 100°K noch fest und bei 1000°K flüssig ist. 2.Einführung 2.1. Ziel Ziel dieses Praktikum war es, den Computer als wichtiges Simulationsinstrument kennen zu lernen. Computersimulationen sind überall da von Nutzen, wo im Labor schwer realisierbare Bedingungen untersucht werden. Genauer sollte bei der Simulation die Volumenänderung von Diamant unter verschiedenen Drücken, der Elastizitätsmodul für Kompression, sowie die Atombewegung von Wasserstoff bei verschiedenen Temperatur simuliert werden. 2.2. Theorie Die Simulationen wurden mit dem kommerziellen Simulationspacket VASP (Vienna Abinitio Simulation Package) durchgeführt. Diese Simulationen basieren auf quantenmechanischen Berechnungen von Energiepotentialen eines Systems. Die totale Energie (Etot) eines Systems setzt sich zusammen aus der Abstossungsenergie zwischen den Atomkernen (Enn bzw. Eee) und der Anziehungsenergie zwischen den beiden Atomen (Ene) Etot = Enn + Eee+ Een In der Quantenmechanik wird das Energiepotential der Elektronen weiter aufgesplittet in: Eee = Ekin + Ehart + Exc Dabei bezeichnet Ekin die kinetische Energie der Elektronen, Ehart die durch Coulomb-Kräfte verursachte Abstossung und Exc den Korrekturfaktor. Dieser Korrekturfaktor ist nicht exakt bekannt, deshalb können solche Berechnungen immer nur als eine Annäherung angesehen werden. Sind all diese Terme bekannt, kann man die Energie des Systems und daraus die wirkenden Kräfte bestimmen. 1 Werkstoff Praktikum: Grundlagen der molekularen Modellierung SS 2007 2.3 Molekulare Bewegung In diesem Versuch soll die molekulare Bewegung eines Stoffes berechnet werden. Eine Art, solche dynamischen Systeme zu berechnen, ist die „molecular dynamics“ (MD) Simulation. MD ist eine Simulation des zeitabhängigen Verhaltens eines Molekularensystems. Dabei werden folgende Schritte durchgeführt: Anfangsposition der Atome wählen. Es muss nicht unbedingt die optimale Position gewählt werden. Anfangsgeschwindigkeit der Atome festlegen. Die Geschwindigkeit muss der Maxwell-Boltzmann Verteilung für eine gewisse Temperatur gehorchen. Mit Hilfe von DFT die Kräfte die auf das Atom wirken berechnen. Die Atompositionen für kurze Zeit später berechnen. Die neuen Geschwindigkeiten und Beschleunigungen der Atome berechnen. Ist das System im Gleichgewicht? Ja Nein Atomkoordinaten für jeden Zeitschritt aufzeichnen und speichern. Ist die gewünschte Genauigkeit der Daten erreicht? Resultate analysieren 2 Werkstoff Praktikum: Grundlagen der molekularen Modellierung SS 2007 In MD werden die Kräfte, die auf die Atome wirken, mit der genauen Lösung der Kohn-Sham Gleichung für die gewählte Elektronenkonfiguration bestimmt. Durch benutzen der Hamilton’schen Enthalpie wird die Elektronenkonfiguration gefunden. Ist diese bekannt, können die Kräfte mit dem Hellmann-Feynman Theorem berechnet werden: Fij H Rij Fij beschreibt die Kraft, die auf das i-te Atom an der Position Rij in Richtung seiner j-ten Koordinate wirkt. 2.4. Hypothese Mit Hilfe des Simulationsprogramms VASP sollte es möglich sein, den E-Modul von Diamant für die Kompression zu berechnen, sowie anhand der Atombewegungen den Aggregatszustand von H bei verschiedenen Temperaturen zu bestimmen. 2.5 Materialien und Methoden 2.5.1. Materialien Für die Simulation wurde das Simulationspaket VASP verwendet, welches auf einem PCCluster mit Linux - Betriebsystem läuft. 2.5.2. Methoden Simulation des Verhaltens von Diamant unter Druck Bei diesem Versuch wurde das Volumen der Einheitszelle von Diamant unter verschiedenen Drücken (0, 20, 40, 60 kbar) berechnet. Alle wichtigen Daten wie z.B. die Atompositionen wurden in verschiedenen Konfigurationsdateien angegeben, welche bereits vorbereitet waren. Die wichtigste Datei waren hier die INCAR- sowie die POSCAR-Datei, in welchen unter anderem der Druck verändert werden konnte. Aus den Resultaten der Simulationen konnte wie folgt der Elastizitätsmodul für Kompression K (Bulkmodulus) berechnet werden: 1 V 1 K ( ) V0 P Zum Schluss wurde noch die Elektronendichte in der Zelle visualisiert. Anschliessend wurde dassselbe auch für festes Benzen, Graphit und NaCl durchgeführt, jedoch nur bei einem Druckwert. Simulation der Wärmebewegung von Wasserstoff Auch dieser Simulation waren alle wichtigen Konfigurationsdateien bereits vorbereitet. Diesmal wurde eine MD Simulation von Wasserstoff bei 80 GPa bei vier verschiedenen Temperaturen (10°K, 100°K, 1000°K, 3000°K) durchgeführt. Wiederum wurden die Ausgabedateien nach jedem Simulationsvorgang gespeichert und zum Schluss visualisiert. Je 3 Werkstoff Praktikum: Grundlagen der molekularen Modellierung SS 2007 nach Art der Bewegungen der H-Atome im System, konnte auf den Aggregatszustand geschlossen werden. 3. Resultate 3.1 Simulation des Verhaltens von Diamant unter Druck Tabelle 1 zeigt die aus der Simulation entnommenen Volumen der Diamantzelle in Abhängigkeit des Drucks und der daraus errechnete mittlere Elasitzitätsmodul für Kompression, sowie die Differenz zum experimentell bestimmten Wert. In Abbildung 1 ist das Volumen in Abhängigkeit des Drucks aufgetragen. Es ist gut ersichtlich, dass das Volumen linear zum Druck abnimmt. Tabelle 1: Volumen der Diamantzelle in Abhängigkeit des Drucks und der daraus errechnete Elastizitätsmodul für Kompression. Bulk Druck [kbar] Volumen [ų] Modulus 0 43.7 20 43.51 460 40 43.33 481 60 43.15 483 Berechneter Bulk Modulus: [Gpa] experimentelerl Bulk Modulus: [Gpa] 475 443 Differenz: [%] 7.2 43.8 Volumen [ų] 43.7 43.6 43.5 43.4 43.3 y = -0.0092x + 43.697 43.2 43.1 0 10 20 30 40 Druck [kbar] Berechnete Werte Trendlinie 4 50 60 70 Werkstoff Praktikum: Grundlagen der molekularen Modellierung SS 2007 Abb. 1: Volumen der Diamantzelle in Abhängigkeit des Drucks. Abb. 2-5: Visualisierung der Aufenthaltswahrscheinlichkeit der Elektronen von Diamant, Graphit, NaCl und Benzen 3.2 Simulation der Wärmebewegung von Wasserstoff Es wurden aufgrund der Visualisierung der Simulationsergebnisse folgende Schlüsse gezogen: Bei 80 GPa und 10 °K ist Wasserstoff fest. Bei 80 GPa und 100 °K ist Wasserstoff fest. Bei 80 GPa und 1000 °K ist Wasserstoff nicht fest. Bei 80 GPa und 3000 °K ist Wasserstoff nicht fest. 5 Werkstoff Praktikum: Grundlagen der molekularen Modellierung In Abbildung 6 wird ersichtlich, dass die Simulationsergebnisse mit der Realität übereinstimmen Abb. 6 Schmelzkurve von Wasserstoff [1] Abb. 7-10: Spur der einzelnen Atomen bei 10, 100, 1000 und 3000°K 6 SS 2007 Werkstoff Praktikum: Grundlagen der molekularen Modellierung SS 2007 4. Diskussion Die Resultate der Simulationen stimmen gut mit den experimentellen Daten überein. Die kleinen Abweichungen (berechneter E-Modul 475GPa, experimenteller E-Modul 443GPa) sind darauf zurückzuführen, dass gewisse Parameter (z.B. Exc) nur näherungsweise bekannt sind. Schlussfolgerungen Mit Hilfe der Computersimulation ist es möglich, das Verhalten eines Systems unter gewissen Bedingungen recht genau vorauszusagen. 5. Referenzen [1] Practical 11 – Computer simulation of materials. (Versuchsanleitung). 7