Büro für Psychosoziale Beratung Dienstag, 3. November 2015 1 von 3 Vortrag: Gamen-Chatten-Surfen; ständig online sein - was macht das mit uns? Warum fasziniert es so? Wie lernen wir den Umgang damit? (Vortrag für die Elternbildung Werdenberg am 05.11.2015) 1. Konkrete Tipps zu konkreten Situationen für den Gebrauch digitaler Medien: (Achtung: es gibt nicht die Lösung, oder die Zauberformel - aber bleiben Sie dran, …auch wenn es heisst, sich Hilfe zu holen) Regeln vereinbaren: Wieviel Bildschirmzeit? (unterscheiden zwischen Spielen und Hausaufgaben machen/ Arbeiten) Wann keine Medien? (morgens, abends, mittags, während der Essenszeiten). Bei Jugendlichen; mitreden lassen bei der Regelgestaltung - entscheiden tun aber die Eltern. Keine Angst davor haben, für den Jugendlichen unpopulär und unbequem zu sein, denn dies ist die Aufgabe der Eltern - genauso zu sein. Aus den Augen, aus dem Sinn... TV, PC, Spielkonsolen nicht allgegenwärtig im Zentrum aufstellen, wo man es immer wieder sieht - wenn möglich in einen Schrank oder Schublade verstauen, wegschliessen - dann wird der Reiz zu spielen weniger angestossen. Wenn der Satz, "alle anderen haben/dürfen aber..." Sie verunsichert, dann reden Sie mit den anderen Eltern, tauschen Sie sich aus. Und wenn die meisten anderen wirklich dürfen, und sie es nicht mehr verbieten wollen/können, dann machen sie Regeln ab. "Ich habe doch keine Chance, da mein Kind dann einfach zu den Nachbarn geht..." - dann reden Sie mit den Nachbarn, im Sinne von, helfen Sie mir bitte dabei... Nicht dreinreden oder bei der anderen Familie bestimmen wollen. Informieren, wie man es selber macht, nachfragen. Evt. auch das Andere akzeptieren und mit dem Kind darüber reden. Und vielleicht ist es ja nicht nur schlecht, wenn die Kinder zum Nachbarn gehen, wenn dort die Medien kontrolliert genutzt werden. Und - oft wird bei uns Eltern das Gefühl entstehen, wir schwimmen beim Thema Medien gegen den Strom - oft machen Sie dann aber genau das Richtige! Nicht als Bestrafung/ Drohung verwenden i.S.v. „Wenn du das nicht machst, gibt es kein Gamen" (Machtkampf) und auch nicht als Belohnung einsetzen. Besser; „wenn Du die HA gemacht hast, darfst Du Fussball spielen gehen“. Wenn man es als Belohnung ausspricht, will das Kind dann sicher TV schauen oder Gamen und kommt nicht mehr auf die Idee, es könnte etwas mit einem Freund vereinbaren oder raus gehen. Das Zwischendurch-Mal-Schnell z.B. e-mails checken… auch als Eltern sein lassen (Vorbildfunktion der Eltern). PC, TV, Handy, Tablet nicht im eigenen Zimmer der Kinder/ Jugendliche aufstellen, sondern an einem „öffentlichen Platz“ in der Wohnung (wenn möglich sogar irgendwo verstauen, Büro für Psychosoziale Beratung Dienstag, 3. November 2015 2 von 3 wenn es nicht gebraucht wird). Frühestens in der Pubertät Handy evt. ins Zimmer nehmen dürfen (siehe Privatsphäre). Aber: Nachts zum Schlafen (bzw. schon vor dem Schlafen gehen) alle Medien raus aus dem Zimmer bzw. Abschalten. Insbesondere in der Pubertät, wo der Schlaf immens wichtig ist. Zeichentrickfilm heisst nicht automatisch, es ist etwas für Kinder (siehe Simpsons, South Parc etc.) Es geht auch um die Geschwindigkeit der Szenenwechsel und Bildabläufe, die Komplexität der Geschichte, Inhalt der Geschichte. Kinder sind mit den ständigen Szenenwechsel überfordert und es vermindert die Entwicklung einer gesunden Konzentrationsfähigkeiten. Reden mit den Kindern: "ohne" Moralin, ohne Zeigefinger - denn das zeigt, dass das Kind etwas Falsches, Böses macht und das Kind wird nicht mehr mit so Fragen kommen. Zeigen Sie zuerst Interesse, fragen Sie genau nach, Fragen Sie das Kind, was es dazu meint und denkt, wie ihr Kind das ganze beurteilt. Und erst am Schluss sagen Sie, dass auch Sie eine Meinung dazu haben. Reden Sie darüber, worüber Sie sich Sorgen machen. Dann können Sie Regeln aufstellen. Zeigen Sie die Gefahren und Hilfestellungen dazu auf. Wenn ihr Kind sagt, es müsse Hausaufgaben auf dem PC machen, erkundigen Sie sich bei der Lehrperson genau, was ihr Kind machen muss und wie lange es dafür Zeit am PC benötigt… Kinder brauchen Strukturierungshilfen/ Grenzen die schützen; alleine würden sie länger TV schauen als ihnen gut tut und würden Dinge schauen, die sie überfordern. Schutz beim Spielen, wie z.b. Messer wegnehmen, wenn das Kind zu klein ist, bedeutet bei den Medien, Schutz durch Grenzen/Regeln setzen mit Begleitung durch die Eltern. Schrittweises Einüben: zuerst Dinge zum Greifen, dann Bilderbücher, dann Kassetten/ Hörspiele, dann TV (lieber Videos), dann PC, dann Internet. Und immer auch selber gestalten lassen; Freies Spielen ohne Medien, Rollenspiele, selber Fotos machen, Filme drehen... Suchtprävention: Bildschirmzeiten einschränken, Freude am realen Leben wecken Märchen erzählen, Theaterprojekte, Langeweile: Die Kunst des "Nichts-Tuns" als Raum, sich selber zu entdecken und als kreativen Raum für die Entwicklung von Neuem - die kreative Pause... Wenn Ihr Kind sich nicht vom TV oder PC abbringen lässt, dann unternehmen Sie etwas mit Ihrem Kind, wie z.B. Klettern gehen, eine Schlauchbootfahrt auf dem Rhein, mit dem Kind rausgehen, Spazieren, Ping-Pong spielen, im Wald eine Wurst grillieren, etc. ... und, lieber bei den Grosseltern, Schwiegereltern, Ex-Frau/ Ex-Mann klein beigeben, als dass die Beziehung der Kinder zu diesen wichtigen Bezugspersonen gefährdet wird... - die Beziehung ist das Wichtigste an allem. Und... dranbleiben… und sich selber Mal eine medienfreie Auszeit gönnen… Büro für Psychosoziale Beratung Dienstag, 3. November 2015 3 von 3 2. Literaturliste / Internetseiten / Beratende Stellen: • BLECKMANN, PAULA (2012). Medienmündig: wie unsere Kinder selbstbestimmt mit dem Bildschirm umgehen lernen. Klett-Cotta. • FEINDEL, HOLGER (2015). Online - süchtig? Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige. Patmos Verlag. • HIPELI, EVELINE (2014). Medien-Kids. Bewusst umgehen mit allen Medien - von Anfang an. Beobachter Edition. • SPITZER, MANFRED (2012). Digitale Demenz. Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen. Droemer-Verlag. • www.jugendundmedien.ch • www.klicksafe.de, Die EU-Initiative für mehr Sicherheit im Netz • www.selbsthilfegruppe.ch - Onlinesucht (Thun) • Sozialen Dienst Werdenberg / Sarganserland - Suchtberatung • für Kinder-/ Jugendliche: spezialisierte PsychotherapeutInnen • für Paare: Eheberatung Buchs, den 04.11.2015 Gilles Schmid-Heeb Psychologe und Psychotherapeut FSP 9470 Buchs SG www.psychosoziale-beratung.ch