Friedrich Schiller: Kabale und Liebe Werkanalyse „Kabale und Liebe“ gilt als eines der bedeutendsten deutschen Dramen. Es zeigt die durch niederträchtige Intrigen (= Kabalen) zerstörte Liebe zwischen dem Adelssohn Ferdinand von Walter und der bürgerlichen Musikertochter Luise Miller. „Kabale und Liebe“ ist ein Bürgerliches Trauerspiel das nicht mehr ausschließlich in der Welt des Adels, sondern auch in der des Bürgertums spielt. Die literarische Ständeklausel ist außer Kraft gesetzt, der Konflikt zwischen Bürgertum und Adel - der sich auch als einer zwischen bürgerlichem Standesstolz und adeligem Standesdünkel manifestiert - ist das beherrschende Motiv, das allgemein Menschliche steht im Zentrum, politische Missstände werden offen angeklagt. Es geht um Machtmissbrauch und skrupellose Karrieresucht. Literarische Epoche: Sturm und Drang ursprünglicher Titel: Luise Millerin wurde nach dem Vorschlag des Schauspielers August Wilhelm Iffland in „Kabale und Liebe“ umbenannt. 1849 nahm es Giuseppe Verdi unter dem Titel „Luisa Miller“ zum Stoff einer Oper; das Libretto schrieb der Neapolitaner Salvatore Cammarano. Entstehungsgeschichte: drittes Drama Schillers entstanden nach Flucht Schillers aus Mannheim (1782), weil ihn Herzog Carl Eugen wegen dessen unerlaubter Ausreise zur Uraufführung des Stückes „Die Räuber“ unter Arrest stellen ließ und ihm seine schriftstellerische Tätigkeit untersagte. Durch Schillers Liebe zu Charlotte von Wolzogen (Schwester von Schillers späterer Ehefrau Charlotte von Lengefeld), war er sich der Kluft zwischen Adel und Bürgertum schmerzlich bewusst geworden. Uraufführung am 13. April 1784 in Frankfurt am Main Historisch belegte Fakten: Verschwendungssucht am herzoglichen Hof: Obwohl Württemberg zur Zeit Schillers ein relativ armes Land war, führte Carl Eugen sein Hofleben nach dem Vorbild des Versailler Hofes. Häufige Feste, Bälle und Jagden wurden unter anderem durch Ausbeutung der Bevölkerung und „Soldatenverkauf“ finanziert. Soldatenhandel: Der „Verkauf“ von Landeskindern ins Ausland, zu Schillers Zeiten vor allem für den Kolonialkrieg in Amerika, fand auch in Württemberg statt und diente der Geldbeschaffung. Dieser Söldnerhandel beinhaltete die Verschleppung von Bauern-, Handwerker- und Tagelöhnersöhnen zu ausländischen Herrschern. Der „Landesvater“ erhielt dafür hohe Summen an Kopfgeldern. Spottlied (wird im Volksmund populär): Juchheißa nach Amerika, dir Deutschland gute Nacht Ihr Hessen präsentiert´s Gewehr, der Landgraf kommt zur Wacht. Ade, Herr Landgraf Friedrich, du zahlst uns Schnaps und Bier, schießt Arme man und Bein uns ab so zahlt sie England dir. Ihr lausigen Rebellen ihr Gebt vor uns Hessen Acht Juchheißa nach Amerika! Dir Deutschland gute Nacht. Mätressenwesen: Carl Eugen unterhielt ein für seine Zeit typisches Mätressenwesen. Franziska von Leutrum war eine seiner vielen Mätressen, später die offizielle Gefährtin und 1780 seine Ehefrau. Sie ist das zeitgenössische Vorbild der Lady Milford in Kabale und Liebe. Dies gilt insbesondere für den positiven Einfluss, den Franziska von Leutrum auf den Herzog hatte. Intrigen: Der am württembergischen Hof amtierende Minister Graf Samuel Monmartin hatte mittels gefälschter Briefe seinen Rivalen beseitigt und sich das alleinige Vertrauen des Fürsten verschafft. Willkürherrschaft: Christian Friedrich Daniel Schubart, Journalist und Dichter, hatte an den empörenden Zuständen Anstoß genommen und war dafür ohne gerichtliches Urteil eingekerkert worden. Sprachliche Mittel Verwendung eines hohen Stils, von Pathos und Hyperbeln (Übertreibung über das Glaubwürdige hinaus), um die zynische, kalte Welt des Hofes zu beschreiben. eingearbeitete französische Passagen dienen dazu, die Hofwelt mit ihren leeren Konversationen und ihrem Hang zu glanzvollen Äußerlichkeiten zu entlarven. Sprache des Präsidenten ist geschliffen, berechnend und befehlend arrogant. Ausdrucksweise des Hofmarschalls Kalb ist dümmlich, unnatürlich und geziert; vergreift sich bei manchen Wörtern. direkte, oft derbe Sprache des Ehepaares Miller; falscher Umgang mit Fremdwörtern Sonderstellung: Sprache der Liebenden, Lady Milford, Luise und Ferdinand Aufbau Folgt strengem System der „Symmetrie“ und des „dialektisches Prinzips“ Szenen-Abfolge im regelmäßigen Rhythmus zwischen der Welt des Kleinbürgertums und der des absolutistischen Hofes Auf diese Weise wird die „kleine Welt“ (Zimmer der Miller) der „großen Welt“ (Saal des Präsidenten beziehungsweise Palais der Lady Millford) dialektisch gegenübergestellt. Kabale und Liebe ist ein Schulklassiker. Bezugspunkte zur Situation und zu Problemen heutiger Schüler: – – – – die Protagonisten sind Jugendliche; im Zentrum steht eine Liebesgeschichte; Eltern-Kind-Konflikte spielen eine wesentliche Rolle; Individualinteressen und gesellschaftliche Normvorstellungen stehen in einem konfliktträchtigen Widerspruch zueinander. Drei zentrale Konflikte, die in Kabale und Liebe offen zutage treten: – der Liebeskonflikt zwischen Luise und Ferdinand; – der Vater-Kind-Konflikt zwischen Luise und Miller, zwischen Ferdinand und dem Präsidenten; – der politisch-soziale Stände- bzw. Klassenkonflikt zwischen Bürgertum und Adel. Arbeitsaufgaben: 1. Charakterisiere die nachfolgenden Personen anhand einiger Zitate! Ferdinand: „Lass auch Hindernisse wie Gebirge zwischen uns treten, ich will sie für Treppen nehmen und drüber hin in Luises Arme fliegen.“ „Ich selbst, ich will über dir wachen wie der Zauberdrach’ über unterirdischem Golde –“ „Ich soll diesen Engel würgen? Ich will sie führen vor des Weltrichters Thron, und ob meine Liebe ein Verbrechen ist, soll der Ewige sagen.“ „Frei wie ein Mann will ich wählen, dass diese Insektenseelen am Riesenwerk meiner Liebe hinaufschwindeln.“ „Höre, Luise – ein Gedanke, groß und vermessen wie meine Leidenschaft, drängt sich vor meine Seele – Du, Luise, und ich und die Liebe! – Liegt nicht in diesem Zirkel der ganze Himmel? oder brauchst du noch etwas Viertes dazu? – Mein Vaterland ist, wo mich Luise liebt. – Werden wir die Pracht der Städte vermissen? Wo wir sein mögen, Luise, geht eine Sonne auf, eine unter –“ „Es ist was Gemeines, dass Menschen fallen und Paradiese verloren werden; aber wenn die Pest unter Engeln wütet, so rufe man Trauer aus durch die ganze Natur.“ „Die Rechnung hatte ein Meister gemacht, aber schade nur, dass die zürnende Liebe dem Draht nicht so gehorsam blieb wie deine hölzerne Puppe.“ Luise: „Wenn die Schranken des Unterschieds einstürzen – wenn von uns abspringen all die verhassten Hülsen des Standes – Menschen nur Menschen sind – Ich bringe nichts mit als meine Unschuld.“ „Wenn nur ein Frevel dich mir erhalten kann, so hab ich Stärke, dich zu verlieren. – Ferdinand! dich zu verlieren! – Doch! Man verliert ja nur, was man besessen hat, und dein Herz gehört deinem Stande – Mein Anspruch war Kirchenraub.“ „Komm! Lass mich die Heldin des Augenblicks sein – einem Vater den entflohenen Sohn wiederschenken – einem Bündnis entsagen, das die Fugen der Bürgerwelt auseinander treiben und die allgemeine Ordnung zu Grund’ stürzen würde –“ „Meine Pflicht heißt mich bleiben und dulden.“ „Ein entsetzliches Schicksal hat die Sprache unsrer Herzen verwirrt. Dürft’ ich den Mund auftun, Walter, – ich könnte dir Dinge sagen – ich könnte – aber das harte Verhängnis band meine Zunge wie meine Liebe.“ Lady: „Denn es ist sein Land – ich habe dem Fürsten meine Ehre verkauft, aber mein Herz habe ich frei behalten –“ „Lass mich aus seinem Mund es vernehmen, dass Tränen der Liebe schöner glänzen in unsern Augen als die Brillanten in unserm Haar, und ich werfe dem Fürsten sein Herz und sein Fürstentum vor die Füße, fliehe mit diesem Mann, fliehe in die entlegenste Wüste der Welt –“ „Man soll mir den wildesten Renner herausführen, der im Marstall ist. Ich muss ins Freie –“ „Und jetzt kommt der Mann, der allein mir das alles belohnen sollte – der Mann, den ich mit brennender Sehnsucht im Traum schon umfasse –“ Miller: „Ich werde sprechen zu Seiner Exzellenz: Dero Herr Sohn haben ein Aug auf meine Tochter: meine Tochter ist zu schlecht zu Dero Herrn Sohnes Frau, aber zu Dero Herrn Sohnes Hure ist meine Tochter zu kostbar und damit basta! – Ich heiße Miller.“ Frau: „Der Vater hat ja so oft gesagt, dass der Schmuck und die prächtigen Titel wohlfeil werden, wenn Gott kommt und die Herzen im Preise steigen.“ Präsident: „Dass er der Bürgerkanaille den Hof macht, meinetwegen Empfindungen vorplaudert – das sind lauter Sachen, die ich verzeihlich finde –“ „Spiegelt er der Närrin solide Absichten vor? Noch besser – Er kann Präsident werden.“ „Tröst Er sich mit dem hiesigen Adel: – Wissentlich oder nicht – bei uns wird selten eine Mariage geschlossen, wo nicht wenigstens ein halb Dutzend der Gäste – das Paradies des Bräutigams geometrisch ermessen kann.“ „Damit nun der Fürst im Netz meiner Familie bleibe, soll mein Ferdinand die Milford heuraten.“ „Jedes Handwerk hat, wie man sagt, goldenen Boden – auch Sie, hoff ich, wird Ihre Gunst nicht verschenkt haben –“ 2. Elternkonflikt in „Kabale und Liebe“ In „Kabale und Liebe“ haben Ferdinand und sein Vater unterschiedliche Grundhaltungen und Wertvorstellungen. Schaue noch einmal in den entsprechenden Szenen genauer nach und schreibe eine „moderne Version“ des „Elternkonfliktes“! 3. Zwangsrekrutierung von Kindern – heute Die Zwangsrekrutierung von Kindersoldaten ist auf der ganzen Welt verboten. Schätzungen zufolge sind aber derzeit immer noch 250 000 Minderjährige in kriegerische Aktionen verwickelt. Jährlich sterben tausende Kinder im Kampf, tausende werden zu Invaliden und tausende erleiden durch Kampfhandlungen schwere seelische Schäden. Elisabeth Puster und Abasi Kaniyke (Die Presse): „Atelier Afrika“. Das neue Leben des Kindersoldaten Kasim (2010) „Lauf nicht so schnell!“, brüllt Kasim einem Freund hinterher. Nach Luft ringend bemüht sich Kasim, Schritt zu halten. Auch er will rechtzeitig in der Schule sein. Doch plötzlich machen seine Freunde halt. Durch das grelle Sonnenlicht geblendet, erkennt Kasim nur undeutlich einige Männer: Bewaffnete in Uniform, Kämpfer der „Lord's Resistance Army“ (LRA). Das ist eineinhalb Jahrzehnte her. Mit 14 wurde Kasim Echike im Norden Ugandas von Rebellen der LRA entführt und zum Soldaten gedrillt. Er wagte nicht, sich zu widersetzen: „Wenn jemand versucht zu flüchten, wird er erschossen“, lautete der Befehl innerhalb der LRA. „Wer nicht spurt, wird aus dem Weg geräumt.“ Kasims Alltag bestand von da an darin, zu plündern, zu vergewaltigen und zu töten – in ständiger Angst davor, von ugandischen Regierungssoldaten erschossen zu werden. […] Dieser Artikel ist Teil eines Projekts „Atelier Afrika“. Dabei erstellen Studierende des Instituts für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Uni Wien gemeinsam mit Studierenden in Afrika Texte. http://diepresse.com/home/panorama/welt/572435/Atelier-Afrika_Das-neue-Lebendes-Kindersoldaten-Kasim www@Internetrecherche: Suche Artikel über „Kindersoldaten“ bzw. „child soldiers und schreibe dazu einen Bericht für eine Tageszeitung. 4. Antikorruptionsgesetz www@Internetrecherche: Inwiefern ist Korruption (Definition!) heute ein sehr aktuelles Thema? Verfasse dazu eine Meinungsrede.