Theater St.Gallen Kabale und Liebe Ein bürgerliches Trauerspiel von Friedrich Schiller [14+] Material zur Vor-/Nachbereitung des Theaterbesuchs mit der Schulklasse Spielzeit 2013/2014 Theater St.Gallen Materialsammlung Kabale und Liebe Theater St.Gallen, 3. Januar 2014 Liebe Lehrerinnen und Lehrer Lehre r Mit der vorliegenden Materialsammlung zu Kabale und Liebe möchten wir Ihnen einen Überblick über das Stück geben. Die angesprochenen Themen und Hintergrundinformationen bieten sich für eine mögliche Vor- und Nachbereitung des Schulklassenbesuchs an. Selbstverständlich verstehen wir die Materialien als Vorschlagssammelsurium: Dem Einen mögen einzelne Texte als Vorlage für eine Unterrichtseinheit nützlich sein, dem Anderen Ideen für eine ganz andere Form der Vorbereitung geben. Verschaffen Sie sich auf den folgenden Seiten einen Eindruck und picken Sie das heraus, was Sie für die spezielle Vor- und/oder Nachbereitung mit Ihrer Klasse für sinnvoll halten. Am Sonntag, 5. Januar 2014 gibt es um 11 Uhr in der Lokremise eine Einführungsmatinee zum Stück. Die Dramaturgin stellt zusammen mit dem Produktionsteam Idee und Prozess von Kabale und Liebe vor. Eintritt frei! Interessierte Lehrpersonen sind herzlich eingeladen zur Lehrersicht am Mittwoch, 8. Januar (Treffpunkt 18.40 Uhr Theaterfoyer) – besuchen Sie die erste Hälfte der Hauptprobe von Kabale und Liebe. Anmeldung bis 5. Januar an: Mario Franchi, [email protected] Kurz vor der Premiere finden Sie unter www.theatersg.ch/spielplan/kabale-und-liebe-0 Fotos zur Produktion, sowie die Vorstellungsdauer. Später Pressestimmen und einen Trailer. Am 31. Januar findet um 19 Uhr eine öffentliche Einführung im Studio statt. Wir wünschen Ihnen und Ihrer Klasse viel Freude beim Vorbereiten und einen spannenden Theaterbesuch! Für Fragen und Anregungen sind wir für Sie da. Mario Franchi Theaterpädagoge [email protected] 071 242 05 71 weitere Infos: www.theatersg.ch/mitmachen Kartenreservationen bitte direkt bei der Theaterkasse: [email protected] oder 071 242 06 06 Spezialpreise für Schulklassen: www.theatersg.ch/mitmachen > Schulangebote > Ermässigungen 2 Theater St.Gallen Materialsammlung Kabale und Liebe Übersicht 1 Grundlagen 04 GRUNDLAGEN Team Zum Stück 2 Die Motive des Dramas 07 3 Literarischer Einfluss, Einordnung 08 Blick in die Vergangenheit: Kritik eines Zeitgenossen Schillers 4 Die Figuren 09 HINTERGRUND Figurenkonstellation Figuren und ihre Eigenheiten 5 Stichwort – Das Prinzip Hof 13 6 Stichwort – Liebe, Liebeskonzepte, Liebesideale 15 Die Irrealisierung des Anderen Liebe – Ein glücklicher Betrug Das Ende der Liebe. Gefühle im Zeitalter unendlicher Freiheit. 1. Korintherbrief: Das Hohe Lied der Liebe 7 Stichwort – Generationenkonflikt 19 8 Zum Autor 20 Biografie Schillers familiärer Hintergrund Schillers Konfrontation mit dem Herzog Interessiert an der vollständigen Materialsammlung? – Fordern Sie diese kostenlos an bei Mario Franchi, Theaterpädagoge, [email protected] 3 Theater St.Gallen Materialsammlung 1 Grundlagen Kabale und Liebe Ein bürgerliches Trauerspiel von Friedrich Schiller Uraufführung: 13. April 1784, Schauspiel Frankfurt am Main Fassung für das Theater St.Gallen: Thilo Voggenreiter Premiere Theater St.Gallen: 10. Januar 2014, Grosses Haus Inszenierung: Thilo Voggenreiter Bühne und Kostüme: Elisabeth Pedross Licht: Elana Siberski Videodesign: Mélanie Moser Dramaturgie: Nina Stazol Präsident von Walter: Bruno Riedl Ferdinand, sein Sohn, Major: Sven Gey Hofmarschall von Kalb: Christian Hettkamp Lady Milford, Favoritin des Fürsten: Boglárka Horváth Wurm, Haussekretär des Präsidenten: Oliver Losehand Miller, Stadtmusikant: Matthias Albold Dessen Frau: Silvia Rhode Luise, dessen Tochter: Meda Gheorghiu-Banciu Sophie, Kammerjungfer der Lady: Danielle Green 4 Kabale und Liebe Theater St.Gallen Materialsammlung Kabale und Liebe Zum Stück Friedrich Schillers (1759-1805) Trauerspiel Kabale und Liebe gilt bis heute als eines der bedeutendsten Werke der Epoche des Sturm und Drang. Die Liebe zweier junger Menschen wird der Verschwendungssucht, dem Mätressentum und den Intrigen am Hof entgegen gestellt. Am Ende aber scheitert der Versuch beider, sich aus den Umständen zu befreien, in die sie hineingeboren wurden. Luise und Ferdinand lieben sich. Aber die standeswidrige Beziehung zwischen der bürgerlichen Tochter des Musikus Miller und dem Sohn des Präsidenten von Walter findet keine Zustimmung. Zwar träumt Luisens Mutter von einer besseren Zukunft für die Tochter, doch Vater Miller glaubt nicht an ernsthafte Absichten des jungen Liebhabers, fürchtet um den Ruf seiner Familie und will darum die Beziehung beendet wissen. So auch Wurm, Sekretär des Präsidenten, denn er wirbt ebenfalls um Luise und sieht seine Heiratschancen durch Ferdinand gefährdet. Als er Ferdinand deshalb bei dessen Vater verrät, indem er diesen von der bisher geheim gehaltenen Liebschaft unterrichtet, sieht sich der Präsident gezwungen, schnell zu handeln. Denn er plant zur Aufbesserung seiner eigenen politischen Stellung, seinen Sohn mit der Mätresse des Herzogs Lady Milford zu verheiraten. Er lässt umgehend die Eheschliessung zwischen Ferdinand und Lady Milford bekannt geben und befiehlt Ferdinand, der Lady seine Aufwartung zu machen. Ferdinand ist überrascht, in Lady Milford nicht wie erwartet die unmoralische Liebesdienerin des willkürlich waltenden Herzogs anzutreffen, sondern eine selbstbewusste Frau, die ihre intimen Bande zum Herzog nutzt, um dessen harten politischen Kurs nach Möglichkeit mildernd zu beeinflussen. Seine Liebe zu Luise beteuert er aber dennoch und will die Ehe mit der Lady ausschlagen. Der Präsident stattet daraufhin Familie Miller einen Drohbesuch ab. Luise sieht keine Möglichkeit mehr ihre Liebe zu leben, gibt dem massiven äusseren Druck nach und ihren Geliebten frei. Ferdinand hingegen will Luisens Hoffnung hartnäckig aufrechterhalten und über alle irdischen Grenzen hinweg für seine absolute Liebe kämpfen. Er widersetzt sich dem Vater und droht nun ihm, dessen verbrecherische politische Machenschaften öffentlich aufzudecken. Der Präsident glaubt seinen Sohn nur noch durch unlautere Mittel umstimmen zu können und greift mit Hilfe seines Sekretärs Wurm zu einer abscheulichen Kabale: Luisens Eltern werden verhaftet, sie selbst erpresst: Um ihre Eltern zu retten, muss sie einen Liebesbrief an einen Fremden (Hofmarschall von Kalb) schreiben und einen Eid leisten, niemandem zu sagen, dass sie diesen unter Zwang schrieb. Der Brief wird Ferdinand zugespielt. Der unerbittlich Liebende fällt auf den Betrug herein und rast vor Eifersucht. Die bisher als Engel der Unschuld verklärte Luise wird ihm nun zur Teufelin, die er richten muss. Mit vergifteter Limonade tötet Ferdinand seine Geliebte und sich selbst. Friedrich Schiller entwirft sein bürgerliches Trauerspiel 1783 im Alter von 23 Jahren. Das ursprünglich als Luise Millerin betitelte Stück wird auf den Vorschlag des Schauspielers August Wilhelm Iffland in Kabale und Liebe umbenannt. Es ist nach Die Räuber und Fiesko Schillers drittes Bühnenstück und das einzige, in dem der Dramatiker sozialpolitische Aspekte seiner eigenen vom Absolutismus geprägten Zeit aufgreift. Er kritisiert hier die intrigante, machtgierige Welt des Hofes ebenso wie das sich der Ohnmacht ausliefernde Bürgertum. Kabale und Liebe gleicht einer Versuchsanordnung: Schiller setzt sein ungleiches Liebespaar einem gesellschaftlichen System aus, in dem rigide Strukturen, willkürli- 5 Theater St.Gallen Materialsammlung Kabale und Liebe che Machtausübung, Furcht und Kampf um das eigene Leben an der Tagesordnung stehen, und zeichnet so die unwiderrufliche „Mechanik“ eines Untergangs, bis zum bitteren Ende. Der Regisseur Thilo Voggenreiter spürt für seine Inszenierung am Theater St.Gallen die von Schiller angelegten Mechanismen des Untergangs auf. Mit einer stringenten Strichfassung (die nur noch 30 Seiten umfasst) kondensiert er das Original, indem er die behandelten Konflikte herausschält und zeitgemäss von Szenenaufbauten und Textpassagen befreit, die altertümlich wirken und heute, anders als zu Schillers Zeiten, mehr von der Dramatik ablenken als sie zu unterstützen. Dabei zwingt er der Geschichte keinen modernen Interpretationszugriff auf. Er distanziert sich davon, Entsprechungen zu suchen, die als heutiges Äquivalent zu den im Stück einander entgegen gestellten Ständen dienen könnten. Ausschlaggebend ist für ihn das Motiv der „Furcht“, das sich für ausnahmslos alle Figuren durch das Stück zieht. Denn nicht nur die Bürgerfamilie ist den Machthabern ausgeliefert, auch die Hofangehörigen sind gefangen in einem System von willkürlicher Macht. Alle Figuren stehen hier unter Druck und kämpfen mit jeweils eigenen Mitteln darum, nicht unterzugehen. Mit Kabale und Liebe. Interessiert an der vollständigen Materialsammlung? – Fordern Sie diese kostenlos an bei Mario Franchi, Theaterpädagoge, [email protected] 6