Eine erprobte Methode zur pädagogischen Diagnostik besonderer Begabungen an der Fritz-Winter-Gesamtschule der Stadt Ahlen Maria-Soledad Bellonch i Orenes, 2014 Wie eine semiformelle Methode zur Pädagogischen Diagnostik entsteht Wie kann man die wunderbaren Farben der Natur einer einmaligen Landschaft wahrnehmen, wenn man die Notwendigkeit sieht, die Augen wegen zu starker Sonne, Wind oder Regen geschlossen zu halten? Wie kann man die einmaligen Farben in dieser Landschaft naturgetreu aufs Papier bringen, wenn die Farb-Sensibilität und –Technik nicht ausreichend entwickelt worden sind? Auch sind die Landschaften unterschiedlich und werden in ihrer Schönheit unterschiedlich wahrgenommen, bevorzugt oder genossen, auch bei klarem Himmel. Marisol Bellonch, ECHA-Diplom 2009 Es gescheht das gleiche mit besonders begabten Mädchen und Jungen mit ihrer Erkennung, Anerkennung und Förderung. Sie werden von den verschiedenen Lebensbegleitern unterschiedlich wahrgenommen, akzeptiert, gefördert und gefordert. Hohe Fähigkeiten erkennt man nicht immer. Besonders schwer ist es, wenn soziale und emotionale Schwierigkeiten oder Lernstörungen vorhanden sind. Wir alle brauchen Menschen, die an uns glauben, um das Beste aus uns herauszuholen. Vor acht Jahren setzte ich meine Lehreraktivität in Deutschland an meiner heutigen Schule fort, der Fritz-Winter-Gesamtschule der Stadt Ahlen (FWG). Eine Gesamtschule, mit damals fast ausschließlich Hauptschulkindern und einem, auch heute noch, überdurchschnittlich engagiertem Kollegium, das sich schon lange darauf spezialisiert hatte, die Schülerinnen und Schüler in ihren Schwächen zu erkennen und dort spezifische Hilfestellungen zu leisten. Dass sich hinter diesen Schwächen konkret exzellente intellektuelle Stärken verbergen könnten, war mit gutem Grund nicht im allgemeinen Bewusstsein der Lehrerschaft. Beim Vorstellungsgespräch mit der Schulleitung, drei Jahre bevor ich meine ECHAAusbildung anfing, äußerte ich mein Interesse für die Welt der besonders Begabten, und wie ich als Mutter von zwei hoch intellektuell begabten Kindern, heute schon jungen Erwachsenen, dazu kam, Wissen darüber zu erwerben und Erfahrung zu sammeln - von 1 denen ich in meine Lehrerzeit in Spanien nie geahnt hätte, dass sie möglich wären. Die Schulleitung begrüßte mein Engagement, ich würde aber leider kein besonders begabtes Kind bei ihnen finden, da sie sich alle auf den benachbarten Gymnasien befänden. Ich konnte kurz danach feststellen, mit Beginn des Schuljahres und dem Kennenlernen der neuen Schüler und des Kollegiums, dass wir doch welche hatten, und dass diese Überzeugung an die Nicht-Existenz der besonders Begabten in der FWG unter dem Kollegium die Norm war und nicht die Ausnahme. Es half wenig, dass ich als geschulte Beobachterin, die hohe Begabung mancher Kinder identifizieren konnte, und ich stellte fest, dass diese wegen eine starke Witterung (emotionale-, soziale-, oder Lern-Schwierigkeiten) häufig nur schwer zu erkennen waren. So blieb drei Jahre lang meine Beobachtung und Betrachtung dieser Kinder eine von außen gesehen subjektive und unrealistische Ansicht. So ist folgende Methode zur pädagogischen Diagnostik aus der Realität meiner Schule heraus gewachsen. Sie sollte damals, und heute noch, Objektivität und Klarheit über unsere besonders begabten Schülerinnen und Schülern in der FWG schaffen. Etwas hat sich allerdings bis dahin verändert: die Offenheit, die Sensibilität und das Bewusstsein des Kollegiums bezüglich unseren Schülern mit besonderen Begabungen ist gewachsen. Wozu Identifizieren: Identifizieren als schulische pädagogische Haltung Hans Asperger (1968) war der Überzeugung, dass wer ein Kind in seine Besonderheiten und Schwierigkeiten richtig versteht, sich ihm automatisch gegenüber richtig verhält. Aspergers Feststellung findet Bestätigung in unserem schulischen Alltag. Jedes Kind ist wichtig, nun aus der Erfahrung, können besonders begabten Schülerinnen und Schüler etwas komplexere Persönlichkeits- und Funktionsstrukturen aufweisen, die früh zur ungünstigen schulischen und familiären Missverständnissen führen können. Diese beeinflussen negativ den Aufbau des Selbstkonzeptes des Kindes, da seine ersten Bindungserfahrungen nicht sein Sicherheitsbedürfnis stillen können. Dies kann unter anderem eine Hinderung zur weiteren Entfaltung der Begabung sein. Wir wollen Missverständnisse vermeiden: hiermit fängt schon die schulische Aufgabe der Begabtenförderung an. „Förderung findet immer in und auf der Basis von Beziehungen statt (...)der erste Schritt gelingender Förderung besteht insofern darin, mit einem Kind so in Kontakt zu treten, dass es seinem Gegenüber mit Offenheit begegnen kann (...) Hier geht es um ein grundlegendes psychisches Bedürfnis“ (Arnold & Preckel, 2011). Abraham Maslow (1954), Vertreter der humanistische Psychologie und Pionierexperte der Motivation und Persönlichkeitsentwicklung, definiert Liebe als das tief verstanden und akzeptiert werden. Der Begriff auffälliges oder Problem-Kind ist in unserer Pädagogik der 2 Diversität nicht präsent. Uns interessiert jedes Kind mit seiner besonderen Entwicklungsund Lernbiografie, und die besonderen Bedürfnisse, die es mit sich tragen mag. Wir vermeiden das etikettieren: der Guckt mal! Hier haben wir die Hochbegabten!-Gedanke. Wir erkennen die menschliche Vielfalt in unserer Schülerschaft und glauben Tief daran, dass jedes Kind, wie Maslow (1954) es beschreibt, die gleichen menschlichen Bedürfnisse nach Sicherheit und Geborgenheit, sozialer Zugehörigkeit und Liebe, Achtung und Verwirklichung hat. Schließlich sind wir pädagogisch bemüht, auf diese Bedürfnisse einzugehen. Deswegen, in erster Linie, dient die Identifizierung besonderer Begabungen zum Schüler-Verständnis, und zur Sicherung deren emotionaler Stabilität, die eine relevante Lernvoraussetzung ist. Über das Konzept pädagogischer Diagnostik Das praktizierte Konzept zur pädagogischen Diagnostik basiert sich auf der Kultur des systematischen und zielgerichteten Beobachtens des Schülers in ständigem kollegialem Austausch. Es ist eine kriteriengeleitete Einschätzung, die das berechtigte subjektive Urteilen überprüft und ergänzt, und keine ärztliche psychologische Diagnose ersetzen darf. Diese schulische Methode erkennt die Eltern als Experten des Kindes und findet in ihnen kompetente Schularbeitspartner, die wertvolle Beobachtungen über die vergangene und aktuelle Entwicklung des Kindes ermitteln. So kann jegliche pädagogische Diagnostik nur als „ein dialogisch und kooperativ gestalteter Prozess aller Beteiligten“ (bm:uk, 2014) durchgeführt werden, und ist ein schlüssiger Bestandteil der präventiven Arbeit der Fritz-Winter-Schule. MODEL DER BERATENDEN BEGLEITUNG DER BESONDERS BEGABTEN SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER DER FWG Marisol Bellonch, 2009 3 Die praktizierte Methode zur pädagogischen Diagnostik Die in unsere Schule praktizierte Methode ist simpel, aber gleichzeitig nicht wenig komplex, da sie genaue Kenntnisse über das Thema Hochbegabung voraussetzt, sowie eine effiziente intensive und transparente kommunikative Vernetzung aller Beteiligten. Die Abteilungsleitung kennt ihrer Schüler: so arbeitet sie mit den Klassenlehrern, der Beratung der Erprobungsstufe, der Schulsozialpädagogin und der ECHA-Beraterin eng zusammen. Die Klassenleitung ist der zentrale Pol aller Informationen für alle Fachlehrer ihrer Klasse: kanalisieren alle Beobachtungen und Fördermaßnahmen, und dienen als Multiplikatoren zum besseren Verständnis und Förderung ihren Schülern. MODEL ZUR PÄDAGOGISCHEN DIAGNOSTIK: ARBEITSABLAUF ZWISCHEN ALLEN BETEILIGTEN Abteilungsleitung (AL) – Klassenlehrer (KL) – Schulsozialpädagogin (SoP) Erprobungsstufenberater (BL) - Schüler (SuS) – Eltern (EL) - ECHA-Beraterin (BeM) 1. BeM liest SuS-Akte + intensive Beobachtungsphase für KL + SoPUnterrichtshospitation 2. Runder Tisch AL + KL + SoP + BL + BeM: SuS mit besonderen Profilen und Bedürfnissen werden besprochen SuS mit besonderen Profilen werden nominiert 3a. BeM + ELAustausch 4a. BeM + SuS (siehe 6b.) 3b. 4b. 5b. 6b. evtl. weitere Beobachtungszeit für KL BeM + BeM + KL-Austausch EL-Austausch BeM + SuS Austausch, bzw. evt. SuS-Coach KL bekommt mündliche Rückmeldung über Coach-Arbeit Alle Beobachtungen werden protokolliert der weitere Verlauf wird Abgesprochen AL bekommt schriftliche Rückmeldung über Coach-Arbeit FWG-Abteilungsleitungen & Marisol Bellonch, November 2013 4 Identifizierungsschritte: Wahrnehmung der Entwicklungs- und Lernbiografie des Schülers Folgende Schritte verfolgen wir zur Identifizierung der besonders begabten Schülerinnen und Schüler. I. Untersuchung der Schülerakten der neuen 5.-Klässler: ECHA-Lehrerin, Auflistung besonderer Schülerprofile (1. Quartal) dank Anwendung eines systematischen Beobachtungsinstrumentes. II. Beobachtungshospitation im Unterricht zur Feststellung der sozialen Integration und der Lernhaltung aller SuS (Schüler): Schulsozialpädagogin - ECHA-Lehrerin (1. Hälfte des Schuljahres) Es wird kein systematisches Beobachtungsinstrument angewendet. III. Grundschullehrer-Beobachtungsaustausch zur Ergänzung der Lern- und Entwicklungsbiografie am Grundschullehrertrefftag: Klassenlehrer – Schulsozialpädagogin (1. Quartal) - Abteilungsleitung Der Grundschullehrerdiskurs wird notiert, sonst wird kein systematisches Beobachtungsinstrument angewendet. IV. Schulinterner Beobachtungsaustausch: (a) expliziter runder Tisch zum Beobachtungsaustausch über SuS mit besonderen Profilen: Klassenlehrer – Schulsozialpädagogin Abteilungsleitung – Jahrgangsberater - ECHA-Lehrerin (Projektwoche im 1. Quartal) (b) reguläre Teamsitzungen und Notenkonferenzen: hier mit Beobachtungsergänzung durch Fachlehrer V. Elterngespräch zur Feststellung besonderer Schülerprofile : Eltern - Schulsozialpädagogin - ECHA-Lehrerin (ab 2. Hälfte des Schuljahres) mit Anwendung eines systematischen Beobachtungsinstruments (siehe Anlage Elternfragebögen) VI. Schülergespräch zur Feststellung besonderer Schülerprofile: Schüler - ECHA-Lehrerin (ab 2. Hälfte des Schuljahres) mit Anwendung eines systematischen Beobachtungsinstruments (siehe Anlage Schülerfragebögen) VII. Betrachtung des IQ-Test-Bewertungsbogen wenn bereits diagnostizierte LRS Autismus-Spektrum-Störung oder AD(H)S, und 1 als Grundschulnote (in Mathematik und/oder Sachunterricht, oder Deutsch und Englisch) oder 5 Hochbegabtenprofil im Grundschulbericht. VIII. Beobachtungsaustausch mit schulexternen Experten bei sofortigen schulischen Schwierigkeiten, vorhandener Doppeldiagnose (Hb + Lernstörung) , oder Verdacht auf, Hohe intellektuelle Intelligenz und Lern- oder sozio-emotionale Störung. Schulsozialpädagogin - ECHA-Lehrerin - ärztliche und therapeutische Praxen (im Laufe des 5./6. Schuljahres nach Bedarf) Durchführung der Untersuchung der Erprobungsstufe: über den Umgang mit Schüler-Grundschulberichten Alle Grundschulberichte der neuen 5-Klässler werden unter der Perspektive der Begabungsforschung gelesen, sowie die Elternwünsche im Anmeldeformular und die vorhandenen ärztlichen Unterlagen. Die Schüler mit exzellenten hohen Leistungen und Gymnasialempfehlung auf der Klassenliste mit einem Smiley gekennzeichnet, wenn die gesamte kognitive, soziale emotionale Entwicklung des Kindes, in der Grundschulzeit optimal gewesen zu sein scheint. Es ist davon auszugehen, dass diese sich in der Sekundarstufe fortsetzen wird. Man soll über die Jahre dem weiteren Verlauf sensibel folgen. Es scheint primär nicht notwendig festzustellen, ob eine hohe Intelligenz da ist, weil das Kind sich ganzheitlich entfaltet. Es geht schließlich nicht ums Etikettieren. Trotzdem wollen wir, wenn möglich, pädagogisch diagnostizieren, nicht nur bei Problemerscheinung; sondern einerseits um die Nominierung für schulische und außerschulische Förderungsprogrammen gezielter machen zu können, und andererseits um extrem angepasste meistens stille Schülerinnen besser fördern zu können. Wenn bei einem Schüler, und unabhängig von der Schulempfehlung, Merkmale erkannt werden, die zum Hochbegabtsein zugehörig sind, werden diese aufgelistet. Die Beobachtungen werden ergänzt am Grundschullehrertag, am festgelegten schulinternen Beobachtungsaustausch- runden Tisch im 1. Schulquartal, in Teamsitzungen, Notenkonferenzen, Unterrichtshospitationen, und in spontanen informellen Austauschkontakten zwischen der ECHA-Beraterin und allen Beteiligten. Die Schüler mit einem Hochbegabtenprofil werden vermerkt. Während der 2. Hälfte des Schuljahres werden der Elternfragebogen und der Schülerfragebogen eingesetzt und der Austausch mit den Eltern findet in Einzelgespräch mit der ECHA-Beraterin statt. Wenn die Beobachtungen aller Beteiligten stimmig sind, entsteht ein Verdacht auf hohe Intelligenz. Folgende Verhaltensmerkmale, die typisch für weit überdurchschnittlich intelligenten Schüler sind, sind Merkmalbeispiele, die aus Grundschulberichten unserer besonders begabten Schüler herausgenommen worden. 6 ERKENNUNGSMERKMALE BESONDERS BEGABTER SCHÜLER IN GRUNDSCHULBERICHTEN rasche Erfassung neuer Lerninhalte hohe Transferfähigkeit Übertragung eigener Kenntnisse auf neue Sachverhalte flexible und kreative Denkweise selbstständig auf komplexere Aufgabestellungen eingehen eigene Lösungswege finden und erforschen breit gefächerte Interessen umfangreiches Allgemeinwissen in vielen Lernbereichen präzise Beobachtungsgabe (sehr) umfangreicher und differenzierter Wortschatz zielorientierte, sachgerechte, konzentrierte und sorgfältige Arbeit gute Merkfähigkeit hohe Lernmotivation und Mitgestaltung des Lernunterrichts wissbegierig kritisches Hinterfragen der Lerninhalte problemloses Erkennung logischer Zusammenhänge schneller Denkprozess rasches Entnehmen von Informationen aus Texten sicheres Sprachgefühl hoch qualifizierte Unterrichtsbeiträge umfangreiches Vorwissen sprachlich eloquent großes Ideenreichtum, bzw. Kreativität hohes Arbeitstempo Aus der Praxis heraus wissen wir, dass ein hochleistender Schüler eine besondere Begleitung brauchen kann -und seine Lehrer eine besondere Aufklärung- wenn er manche der oben genannten Verhaltensweisen der Hochbegabten aufweist, und andere Eigenschaften zusammenkommen, die als ungünstige Eigenschaften zu betrachten sind. Diese müssen nicht die Leistung des Kindes beeinflussen, aber können das Kind in Konflikt mit seiner Umgebung bringen. Diese Konfliktsituation kann das Kind in seiner Persönlichkeit in Fragestellen, und letztendlich bei ihm das Gefühl des falsches sein verursachen. In diesem Fall ist eine fachlich psychologische Diagnostik zur Klärung eine mögliche hohe Begabung sinnvoll. Folgende Eigenschaften und Verhaltensmerkmale erkennen wir in unsere pädagogische Praxis als Faktoren, die die weitere positive Entwicklung manche unserer Schüler gefährdet oder gefährden kann. 7 KRITISCHE SCHÜLER-EIGENSCHAFTEN, BZW. -VERHALTENSWEISEN ausgeprägte Zurückhaltung Bevorzugung einer individuellen Arbeitsweise extrem introvertiertes Persönlichkeitsprofil kritische Überprüfung von Autoritätspersonen grundlegendes Infrage stellen der Gemeinschaftsregeln ausgeprägte divergente Denkweise ausgeprägte sensorische, motorische, imaginäre oder emotionale hohe Sensitivitäten (Dabrowskis Overexcitabilities) Mangel an intuitiver sozialer Interaktionsfähigkeit Hohe Leistung und hohe Begabung: Wenn die hohe Leistung nicht zusammen mit einer hohen Begabung kommt Ellen Winner (1996) hat sich mit den Unterschieden zwischen den zwei Schülergruppen auseinandergesetzt: Hochleistende Schüler ohne hohe Begabung und Hochbegabtenschüler mit oder ohne hohe Leistung. Diese Unterschiede helfen in der Praxis Klassen- und Fachlehrer diese Schüler in ihren Unterricht zu erkennen. Eine Übersicht über die möglichen Differenzen nach Winner bietet die spanische Psychologin Amparo Acereda Extremiana (2000) an. LEISTUNGSSTARKES KIND versus HOCHBEGABTES KIND Leistungsstark (aber nicht unbedingt HB) Hochbegabt kennt die Antworten stellt weiter bringenden Fragen interessiert enorm neugierig aufmerksam außergewöhnlich physisch und geistig involviert in Aktivitäten seiner Interessen arbeitet hart obwohl es nicht besonders hart arbeitet, kann es durchschnittliche bis überdurchschnittliche Leistungen erreichen hinterfragt die Antworten beantwortet die Fragen (aber nicht unbedingt Leistungsstark) hat Spaß mit Kindern in seinem Alter bevorzugt Erwachsene oder ältere Kinder gut beim auswendig Lernen guter Lerner gut bei Voraussehen und Erraten gelangweilt, kennt die Antworten schon äußert starke Meinungen und Gefühle Perfektionist und enorm Selbstkritisch hört gut zu selbsterfüllt 8 Die eben genannten Unterschiedsmerkmale des hochbegabten Schülers können beim Auftreten in dem Grundschulbericht, oder wenn angesprochen im Austauschgespräch mit dem Grundschulklassenlehrer, oder wenn von aktuellen Klassen- und Fachlehrern beobachtet, als ein Indikator einer besonderen Begabung verstanden werden, wenn sie kombiniert mit den genannten typischen Erkennungsmerkmalen dieser Kinder vorkommen. Erkennen, wann Stärken und Verhaltensmerkmale des hochbegabten Kindes zum Problem werden Der Hochbegabungsspezialist James Webb hat in seiner langjährigen Forschungserfahrung festgestellt, dass manche hoch intelligenten Kinder in Schwierigkeiten geraten. Die Probleme sind nichts Anderes als die negative Folge ihrer Stärken und natürlichen Verhaltensmerkmalen, die in Kollision mit dem schulischen Umfeld kommen. So ein Kind, dass Informationen leicht und schnell erwirbt, kann ungeduldig mit der Langsamkeit seiner Klassenkameraden sein, und grundlegende Übungen nicht mögen und sie vermeiden. Ein Schüler der gerne Probleme löst und Fähig ist Konzepte und Synthesen aufzustellen und zu abstrahieren, kann sich gegen Routineübungen wehren und die Unterrichtsmethoden in Fragestellen. In der Anlage befindet sich die komplette Auflistung nach Webb. Ein Grundschulbericht eines Schülers der FWG, Paul (Name geändert), und dessen Analyse nach Webbs Theorie, soll exemplarisch klar stellen wie die Zusammenhänge in einem Bericht zu erkennen sind. Die mündlichen Informationen vom ehemaligen Grundschullehrer am Grundschullehrertrefftag sind bei der Auflistung der Zusammenhänge hinzugefügt worden. Begründung von Pauls Empfehlung für die weitere Schullaufbahn „Paul hat im Laufe der Grundschulzeit sein Schülerverhalten, durch interne und externe Unterstützung verbessern können. Er zeigte sich als Schüler, dem das Lernen leicht fällt, aber Schwierigkeiten hat sich an eine Gruppe anzupassen und Regeln verlässlich einzuhalten. Im Laufe der Grundschuljahre ist ihm dieses Verhalten bewusste geworden. Paul dominiert gern andere Kinder und es fällt ihm bis heute schwer, die Meinung anderer Kinder als gleichwertig zu akzeptieren. Dies führte zu Reibereien und dazu, dass sich oft grundlos in Auseinandersetzungen begab. 9 Im Umgang mit seinen Lehrerinnen und Lehrer war er höflich und freundlich. Er musste akzeptieren, dass von ihm gewünschte Diskussionen über sein Arbeitsverhalten nicht geführt wurden. Es war für Paul nicht einfach diese Konsequenz zu erfahren und er brauchte öfters individuelle Gespräche. Diese konnten mit ihm stets geführt werden und gehörten mit zu seinem Schulleben. Paul hat Unterrichtsinhalte stets schnell erfasst und konnte meist sicher und immer selbständig anwenden. Auch Aufgaben mit höherem Anspruch sind ihm nicht schwer gefallen. In der Ausführung seiner schriftlichen Arbeiten fehlte es ihm öfters an Gründlichkeit und Sauberkeit. Im Fach Deutsch hat er einen sehr guten und umfangreichen Wortschatz, aber seine Geschichten waren zum Teil sehr kurz. Er zeigte früh ein gutes Rechtscheibgespür. Im Sachunterricht hat er ein erstaunliches Allgemeinwissen und interessierte sich stets für Themen, die über die Unterrichtsinhalte hinausgingen. Paul hat hier viele eigene Ideen und Beiträge einbringen können und konnte diese sachgerecht erläutern. Im Fach Mathematik zeigte Paul eine rasche Auffassungsgabe. Er hat gern, mit einem ebenso Leistungsstarken Schüler, am Computer gerechnet und zeigte hier gute Sachkenntnisse mit dem neuen Medium. Paul zeigte sich stark im Kopfrechnen und kann die Grundrechenarten in verschiedensten Aufgabestellungen anwenden. Auch Sachaufgaben konnte er selbstständig lösen. Paul hat in seiner Freizeit an der Homepage- und an der Schülerzeitung-AG teilgenommen.“ Paul bekam eine Gymnasiums-Empfehlung mit einer 2 in Deutsch, Mathematik und im Sachunterricht. Die restlichen Fächer wurden mit 3 bewertet. Analyse von Pauls Grundschulbericht Links: In Schwarz die Auflistung von erkannten Stärken und Merkmalen der besonders begabten Schülern nach Webb. In Gelb-kursiv () Pauls konkrete Stärken und Merkmale, die während der Grundschulzeit beobachtet worden sind. Rechts: In Schwarz die Auflistung der möglichen resultierenden Probleme nach Webb. In Rot-kursiv () Pauls schulische Probleme während der Grundschulzeit. 10 STÄRKEN & VERHALTENS- UND PERSONSMERKMALE DER HOCHBEGABTEN nach Webb Paul, Schüler der FWG, l in der Grundschulzeit Erwirbt und behält Informationen sehr schnell „zeigt in allen Fächern eine rasche Auffassungsgabe“ „erfasst stets schnell Unterrichtsinhalte und kann sie meist sicher und selbständig anwenden“ Hervorragendes Verständnis für Probleme und Sachverhalte „versteht sehr schnell Sachzusammenhänge“ Großes Vokabular und Sprachgeschick; hohes Wissen, seinem Alter voraus „seine Beiträge sind stets sehr durchdacht, (…) Kreativ und erfinderisch; geht gerne neue eigene Wege „er hat einen großen Ideenreichtum“ MÖGLICHE NEGATIVE FOLGEN UND PROBLEME nach Webb Pauls resultierende Probleme in der Grundschulzeit Langeweile; Ungeduld mit langsameres Lernern; Unlust bei Routine; mag sich der Beherrschung von Grundfertigkeiten verweigern „da er zu oft abgelenkt ist schafft er zusätzliche Anforderungen häufig nicht mehr“ „ist noch leicht ablenkbar und ihm unterlaufe Flüchtigkeitsfehler“ Abneigung gegen Wiederholungen verstandener Konzepte; Oberflächliche Beziehungen zu weniger befähigen Mitschülern schwierig sie zügig zu erledigen “bei der Erledigung seiner Schriftlichen Arbeiten ist es für Paul Kann Sprache als Vermeidung von nicht gemochtem verwenden; wird als Besserwisser abgestempelt (…) wirken aber häufig nicht kindgemäß“ Schwierigkeiten bei der Akzeptanz von Regeln; Widerstand bei autoritären Anweisungen Lehnt Vorschläge von Peers oder von Erwachsenen ab Forderungen gelten, wie für andere Kinder in der Klasse“ „muss weiter lernen zu akzeptieren, dass für ihn die gleichen An- Unabhängig; zieht individuelle Arbeit vor Ständiger Bedarf an Stimulation; mag als hyperaktiv angesehen werden Gruppenarbeit zu akzeptieren und sich mit ihnen zu arrangieren“ „muss noch lernen, die Meinungen anderer Kinder in Partner- oder Hohe Energie, Wachsamkeit; Perioden intensiver Anstrengung (...) spürt aber nicht, dass Zwischenrufe und Kommentare stören“ (...) mit Konzentrationsschwierigkeiten“ Partner arbeiten kann“ „es hat sich schnell gezeigt, dass er besser allein als mit einem „verfolgt den Unterricht sehr aufmerksam (...) „unruhiger Schüler (...) 11 Besonders begabte Schüler mit Lernschwierigkeiten Identifizieren Wir stellen fest, dass heute immer noch in der Gruppe der besonders begabten Schülerinnen und Schüler der FWG die Gruppe der Hochbegabten Schüler mit Lernschwierigkeiten überrepräsentiert ist. Das Lernen kann unter anderem negativ beeinflusst werden durch Lese-Rechtschreib- Schwierigkeiten, eine Dyskalkulie, eine auditiven Wahrnehmungsstörung, eine einseitig ausgeprägte visuelle Denk- und Lernweise, AD(H)S und das Asperger-Syndrom oder hoch funktionalen Autismus. Despite Einstein’s brillance in visual and spacial reasoning and problemsolving, researcher Bernard M. Patten wrote, as a schoolboy he had behavioral problems, was a rotten speller and had trouble expressing himself. His report cards were dismal. ( Goldstein, 2001 in Krochak & Ryan, 2007) Man kann drei Typen von hoch intelligenten Schülern mit Lernschwierigkeiten unterscheiden (Baum, 1990 in Labyrinth 1996). Typ I: Schüler mit einer leichten Lernstörung, die normalerweise noch gute Leistungen in der Grundschulzeit erbringen können und als Hochbegabt anerkannt werden. Typ II: Schüler bei denen die Begabung und die Störung sich ausgleichen, d.h. der Schüler kompensiert die Lernschwierigkeit, weswegen man keins von Beiden erkennen kann. Typ III: Schüler mit einer ausgeprägten Lernstörung, bei denen nur die Lernstörung erkennbar ist. An der FWG tendieren die Schüler mit Lernschwierigkeiten zu einem niedrigen Selbstwertgefühl und einem schlechten schulischen Selbstkonzept. Manche von Ihnen haben eine Therapiekarriere hinter sich, die nicht das erwünschte persönliche schulische Wunder bewirkt hat: die Auslöschung der Lernstörung. Die Eltern sind in diesem Fall emotional gesehen nicht weniger verwirrt als ihre Kinder. Es werden die Defizite thematisiert, die Stärken haben meistens kaum Stellenwert. Wenn die ganze Energie nur auf die Schwächen-Bekämpfung fokussiert wird, werden die Ressourcen des Kindes nicht abgerufen. Mit der Folge, dass der passende Umgang mit der Lernstörung und der Aufbau von Lernstrategien vom Kind emotional blockiert werden. Aus der Perspektive der psychologischen Diagnose ist eine Hochbegabungsdiagnose komplex, wenn Lernschwierigkeiten vorhanden sind, da ein IQ-Test diese mit misst, und in diesem Sinne nicht das reale kognitive Potential des Kindes aussagen kann. 12 So erreichen unsere LRS-Schüler, die besonders gute Denker sind und unglaublich viel Wissen haben, beim HAWIK-IV meistens im Arbeitsgedächtnis und/oder der Verarbeitungsgeschwindigkeit ein besonders niedriges Resultat, während das Sprachverständnis und/oder das wahrnehmungsgebundene logische Denken besonders hoch sind. Diese niedrigen Werte beeinflussen den gesamten IQ-Wert, der dann durchschnittlich oder leicht über durchschnittlich liegt. Besonders hohe Werte in einem oder beiden der zuletzt genannten Bereiche können Indizien für eine hohe Intelligenz sein. Wir betrachten einen Schüler mit LRS, der einen besonderen Wert von 120 im IQ-Test erreicht, auch genauer und ganzheitlich in seiner persönliche Entwicklung- und Lernbiografie. Da diese weit überdurchschnittliche Zahl auch ein klares Indiz für besondere hohe Intelligenz liefert, wie die Hochbegabungsspezialisten Silverman (2005) postuliert, und unsere schulische Erfahrung es auch bestätigt. In meiner ECHA-Ausbildung habe ich auch gelernt wie wichtig es ist, die Spitzenresultate der IQ-Sub-Tests wahrzunehmen, zum Beispiel die Sub-Tests die das Sprachverständnisresultat ergeben. Deswegen fragen wir die Eltern nach dem Bewertungsbogen des IQ-Tests. Meistens müssen sie sich an die Praxis wenden, die den IQ-Test durchgeführt hat, um danach zu fragen. Schließlich stellen wir fest, dass wenn starke Gegensätze im Profil des Kindes vorkommen, bzw. negative Merkmale kombiniert mit extrem positiven, die typisch für das hochbegabte Kind sind, diese auch Indikatoren eine besondere Begabung sein können. Außerdem sind es Schüler, die im schulischen Alltag meistens eine hervorragende mündliche Leistung erbringen in Kontrast mit der meistens niedrigen schriftlich erreichten Leistung. Eine Bestätigung unserer schulischen Beobachtung und Feststellung finden wir in den Forschungsergebnissen der amerikanischen Professorin für Erziehung-Psychologie Sally Reis (2002). Als mögliche negative Aspekte nennt sie eine gewisse Lernhilflosigkeit, den Mangel an sozialer Kompetenzen oder Organisation und Struktur, die Unfähigkeit Aufgaben zu Ende zu bringen oder störendes Verhalten im Unterricht. Diese kontrastieren mit den besonders positiven Merkmalen wie umfangreicher Wortschatz, Außergewöhnliche analytische Fähigkeit, gute Problemlösungsfähigkeit und enormes Wissen. Wenn wir die Grundschulgutachten lesen und diese Gegensätze erkennen, listen wir sie einfach auf unter (+) positiven und (-) negativen Aspekten. Ein Beispiel von einem Schüler der FWG, Tom (Name geändert), der seine Lernstörung (nicht diagnostizierte LRS) mit seiner beobachteten besonderen Intelligenz kompensiert, soll die Darstellung eines Schülerprofiles mit Gegensätzen darstellen. Tom wurde als Grundschulkind in seiner guten Denkweise erkannt, aber nie getestet, allerdings kam eine mögliche LRS nicht in Betracht. Sein Rechtschreibdefizit, welches seine Leistung in Deutsch negativ beeinflusste, da seine Rechtschreibfähigkeit mit eine 4 benotet war, wurde durch eine geglaubte ungenaue Arbeitsweise erklärt. Seine Lesefähigkeit, die mit einer 3 bewertet wurde, stand im Kontrast zu seinen kognitiven Fähigkeiten. 13 Texte verfassen, gelingt ihm besser und sein Sprachgebrauch war auf dem Niveau einer 2. Tom bekam eine Realschulempfehlung: alle Fächer 2, außer Deutsch und Englisch 3. Begründung von Toms Empfehlung für die weitere Schullaufbahn „Tom zeichnete sich besonders durch seine Freude und sein Interesse ab Themen mit großen praktischen Handlungsmöglichkeiten sowie an der Mitgestaltung und Planung jeglicher schulischer Veranstaltungen aus. Er hatte einen beständigen Freundeskreis innerhalb der Klasse und arbeitet gern und zielstrebig mit anderen zusammen. Er brachte sich aktiv und mit durchdachten Beiträgen in den Unterricht ein, stets mit dem Ziel, dessen Fortschreiben zu sichern. Er ging seine schriftlichen Arbeiten zügig an, ließ hier jedoch meist die nötige Sorgfalt vermissen, was zu Flüchtigkeitsfehlern führte. Tom erfasst Lerninhalte schnell und kann sie auch auf neue Sachverhalte übertragen. Sein Denken vollzieht sich sehr schnell und er kann seine Arbeiten selbstständig organisieren und ausführen. Nachteile dieser schnellen Denkweise zeigen sich allerdings in der Ausführung der Arbeiten und dem Wunsch schnell fertig zu werden. Auch im Fach Deutsch überzeugt Tom durch eine aktive und mitdenkende Teilnahme am mündlichen Unterricht. Bei schriftlichen Gestaltungsaufgaben gelingt es Tom meist, die erarbeiteten Kriterien zu berücksichtigen und anschauliche und nachvollziehbare Texte zu verfassen. Tom kann auch aus umfangreichen Texten rasch Informationen entnehmen und schriftliche Aufgaben sicher umsetzen. Deutliche Schwierigkeiten zeigen sich bei der Rechtschreibung. Tom kennt viele der gelernten Regeln und Strategien, setzt sie jedoch noch zu wenig um. Tom verfügt über ein gutes logisches Verständnis. Es fällt ihm leicht, mathematische Zusammenhänge zu erkennen der sie selbständig zu erschließen. Ebenso kann er sie meist ohne größere Probleme nutzen und beschreiben. Er beherrscht die eingeführten schriftlichen Grundrechenarten und bewegt sich sicher im erweiterten Zahlenraum. Aufgaben mit Größen oder geometrischen Inhalte bereiten ihm keine Probleme. In mündlichen Unterrichtsphasen sind Toms Leistungen deutlich überzeugender als bei schriftlichen Aufgaben. Im Englischunterricht zeigt sich Tom bemüht. Er kann den Unterricht in der Regel gut folgen und es gelingt ihm immer besser, bekannte Phrasen in kleinen Gesprächen zu nutzen. An seiner Aussprache arbeitet er.“ 14 Gegensätze in Toms Profil (+) (-) Interesse an Themen mit großen praktischen Handlungsmöglichkeiten aktive + durchdachte Beiträge mit dem Ziel den Unterricht weiterzubringen zügige schriftliche Arbeitsweise meist nicht vorhandene nötige Sorgfalt DESWEGEN Flüchtigkeitsfehler schnelle Erfassung der Lerninhalte sein Denken vollzieht sich sehr schnell Nachteile dieser schnellen Denkweise zeigen sich in Klassenarbeiten Wunsch schnell fertig zu werden in Deutsch mitdenkende mündliche Teilnahme rasch aus umfangreichen Texten Informationen entnehmen Fähigkeit schriftliche Arbeitsaufgaben sicher umsetzen kennt viele der gelernten Rechtschreibregeln ABER setzt die Regeln nicht um DESWEGEN noch deutliche Schwierigkeiten bei der Rechtschreibung gutes logisches Verständnis leichte Erkennung mathematischer Zusammenhänge + selbständige Erschließung meist problemlose Nutzung + Beschreibung mathematischer Probleme In mündlichen Unterrichtsphasen in Mathematik deutlich überzeugendere Leistung als die schriftlichen Arbeiten Lernfreude + Zielstrebigkeit 15 deutlich schlechtere schriftliche als mündliche Leistungen In dem Anmeldeformular der FWG hatten Toms Eltern den Wunsch verschriftlicht: „Wir hoffen sehr, dass Tom an Ihrer Schule angenommen wird, da wir nur hier die Möglichkeit sehen, seine Lernfreude und Zielstrebigkeit zur erhalten.“ Als 5-Klässler der FWG wurde Tom von seinen beiden Klassenlehrern als der perfekte „vorbildliche Schüler“ bezeichnet wegen seiner besonders intelligenten und sozialen Art: „Tom ist freundlich und korrekt. Er bringt den Unterricht voran mit seinem umfangreichen Wissen, kann im Voraus denken. Seine Rechtschreibbeherrschung passt allerdings nicht zu seiner Kognition“. Ein Elterngespräch zwischen Toms Mutter und der ECHA-Beraterin fand statt, bei dem Toms besondere Fähigkeiten und sein kognitiver Entwicklungsvorsprung bestätigt wurden. Reflexion und Fazit Die präsentierte Methode zur pädagogischen Diagnostik darf nicht als die Methode betrachtet werden. Es bleiben möglicherweise Kinder im 5. und 6. Jahrgang unentdeckt, die im Laufe ihrer weiteren Schulzeit erkennbar werden oder die eine psychologische Praxis besuchen weil sie in Schwierigkeiten geraten. Es besteht auch die Gefahr der falschen Einschätzung. Für die Methoden-Durchführung sind Kenntnisse über Hochbegabung, sowie ein ständiger transparenter Beobachtungsaustausch aller Beteiligten unabdingbar. Bedauerlicherweise ist die Anzahl der Grundschulen, die standarisierte Bewertungsbögen zur Begründung der Empfehlung für die weitere Schullaufbahn benutzen gestiegen. Diese standarisierten Grundschulberichte können nicht die wichtigen und wertvollen Beobachtungsinformationen wiedergeben, die die Grundschullehrer im Laufe der Grundschullaufbahn ihrer Schüler gesammelt haben. Es ist zu hinterfragen ob sie eine geeignete Methode für Gymnasien ist. Wir sind uns aber sicher, dass sie hilfreich für Haupt-, Real- und Gesamtschulen sein kann. Sie unterstützt uns bei der Einschätzung besonderer Fähigkeiten, macht uns kritischer, trainiert unsere pädagogische Beobachtungsfähigkeit und professionalisiert den pädagogischen schulischen Austausch. Die im Konzept beschriebene pädagogische Haltung gibt der Methode zur pädagogischen Diagnostik den Charakter, und bringt uns nah ans Ziel: jedes Kind wertschätzend anzunehmen und dort abzuholen, wo es gerade steht. Die Eltern werden als berechtigter Schulpartner anerkannt. Diese pädagogische Haltung soll im Bewusstsein des Kollegiums sein und als selbstverständliche schulische Konsenshaltung verstanden werden. So trägt das Kollegium das Konzept mit. Schließlich soll das Konzept in Frage gestellt werden. Jede Schule soll sich hinterfragen: Warum wollen wir identifizieren? Welche Konsequenzen hat die Durchführung jeglicher pädagogischer Diagnostik für uns? Welche Verantwortung tragen wir, wenn wir mehr über unsere Schüler wissen? Denn die Antwort auf diese Fragen ist für die weitere SchülerFörderung entscheidend. 16 Literaturverzeichnis Acereda Extremiana, A. (2000): Niños superdotados. Madrid: Ediciones Pirámide. Arnold, D. & Preckel, F. (2011): Hochbegabte Kinder klug begleiten. Basel: Beltz. Asperger, H. (1968): Heilpädagogik. Wien: Springer-Verlag Bellonch i Orenes, M. (2009): Eilt. Wenn Hochbegabung kaum thema ist. Untersuchung der Erprobungsstufe einer Gesamtschule. ECHA-Diplomarbeit. Baum, S. (1990): Gifted learning disabled: a puzzling paradox. Labyrinth, 50 (1996) S. 31. DGhK. Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (Bm:U, 2012): Pädagogische Diagnostik. Wien: SQA (Schulqualität Allgemeinbildung) Goldstein, L. (2001): A diamond in roigh. DL Online. http://www.Idonline.org/article/6069 Huser, J. (2004): Lichtblick für helle Köpfe. Ein Wegweiser zur Erkennung und Förderung von hohen Fähigkeiten bei Kindern und Jugendlichen aud allen Schulstufen. Zürich: Lehrmittelverlag des Kantons Zürich. Krochak, L. & Ryan T. (2007): The challenges of identifying gifted-learning disable students. Digital Version, International Journal of Special Education. Vol. 22, Nr. 3. Maslow, A. H. (1954): Motivation und Persönlichkeit. Hamburg: Rowohlt Verlag, 11. Ausgabe, 2008. Reis, S & McCoach, D. (2002): Underachievement in gifted and talented students with special needs. Exceptionality, 10 (2), S. 113-115 Silverman, L. (2005): The two-edged sword of compensation: How the gifted cope with learning disabilities. Webseite The Gifted Development Center. http://www.gifteddevelopment.com Silverman, L., Gilman, B. & Falk, R.: Who are the gifted using the new WISC-IV? Webseite The Gifted Development Center. http://www.gifteddevelopment.com Webb, J., Gore, J., Amend, E. & DeVries, A. (2007): A parent’s guide to gifted children. Scottsdale: Great Potential Press. Anlage Fritz-Winter-Gesamtschule Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe der Stadt Ahlen www.fritz-winter-gesamtschule.de Elternfragebogen zur Beratung der besonders begabten Schülerinnen und Schülern der FWG Es ist das Ziel der Fritz-Winter-Gesamtschule, dass jedes Kind sich positiv entwickelt, so dass es sich als vollwertiger kann. Für diese positive Entwicklung ist unabdingbar, Stärken und Schwächen wahrzunehmen und zu des Kindes verstehen, damit Mensch erleben zuerst die in seinen Bedürfnissen die passende Förderung folgen kann. Der Elternfragebogen bezieht sich auf die Entwicklung des Kindes, seine Persönlichkeitsmerkmale und kognitive Fähigkeiten. Er soll dazu dienen, uns ein erweitertes Bild Ihres Kindes zu vermitteln, und es handelt sich nicht um einen Test. Bitte tragen Sie die passende Zahl neben jeder Aussage des Fragebogens ein: ( 0 ) trifft nicht zu ( 1 ) trifft teilweise zu ( 2 ) trifft völlig zu Ergänzen Sie die Aussagen, wenn notwendig, um diese passender für Ihr Kind zu machen. Nennen Sie schließlich bitte auf der Rückseite des Fragebogens : a) die besonderen Fähigkeiten ihres Kindes, die es von seinen Altersgenossen unterscheiden b) die Gründe sich für die Schulform „Gesamtschule“ entschieden zu haben c) die Zufriedenheit ihres Kindes an der Fritz-Winter-Gesamtschule d) ihre Wünsche an unsere Schule in Bezug auf die intellektuelle, soziale und Talent-Förderung Ihres Kindes Bei Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Ich bedanke mich bei Ihnen und verbleibe mit freundlichen Grüßen, Marisol Bellonch (ECHA-Lehrerin der Fritz-Winter-Gesamtschule) Anlage Fritz-Winter-Gesamtschule Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe der Stadt Ahlen www.fritz-winter-gesamtschule.de FWG-ELTERNFRAGEBOGEN Name des Kindes:__________________ Klasse: _______ Das Kleinkind: Kindergarten- und Vorschulzeit 1. ( ) Außergewöhnliche gute Beobachtungsgabe und Ausdauer (Wenn ja, das Passende unterstreichen) 2. ( ) Feine Wahrnehmung der Befindlichkeit von Anderen und sich selbst (s.o.) 3. ( ) Ausgeprägter Gerechtigkeitssinn 4. ( ) Hohe Sensibilität und große Ängstlichkeit (s.o.) 5.( ) Beschäftigung mit Begriffen wie: Gut-Böse, Recht-Unrecht, Tod, Krieg, oder:_____________ 6. ( ) Gedanken über den Sinn des Lebens 7. ( ) Interesse an Umwelt oder Tierschutz (s.o.) 8. ( ) Führungskompetenz oder unter Gleichen besonders beliebt (s.o.) 9. ( ) Lange Aufmerksamkeitsdauer und starke Eigenmotivation bei eigenen Interessen 10. ( ) Akzeptanz der Meinungen von Autoritäten erst nach kritischer Prüfung 11. ( ) Oft ungewöhnliche Reife oder originelle Antworten (s.o.) 12. ( ) Sinn für Humor und Wortspiele 13. ( ) Unkonventionelle Ideen und blühende Fantasie 14. ( ) Erfindung eines unsichtbaren Spielkameraden ( Alter: _______ ) 15. ( ) Die Umwelt mit den Sinnen besonders stark wahrnehmen: z.B. Lärmempfindlichkeit oder: _______________________ 16. ( ) Hohe Ansprüche an sich selbst: streben nach Perfektion 17. ( ) Orientierung an ältere Kinder und Erwachsene 18. ( ) Drang nach Unabhängigkeit und Selbständigkeit 19. ( ) Drang nach Selbstbestimmung 20. ( ) Hohes Harmoniebedürfnis oder sich stark an die Umgebung anpassen (s.o.) 21. ( ) Drang nach Bewegung und ständige Entdeckungslust (s.o.) 22. ( ) Ständiges Stellen von Fragen über alles Mögliche 23. ( ) Entwicklung von vielen Ideen und Problemlösungen 24. ( ) Rasche Erfassung von Ursache-Wirkung-Beziehungen 25. ( ) Ein sehr hohes Detailwissen in einzelnen Bereichen. Welche? ________________________ 26. ( ) Wissensdurst und Neugierde 27. ( ) Verblüffende Gedächtnisfähigkeit 28. ( ) Wunsch nach frühzeitiger Einschulung oder sich mit schulischen Themen zu beschäftigen 29. ( ) Interesse am Lesen und Schreiben (s.o.) 30. ( ) Interesse am Rechnen 31. ( ) Frühes Lesen und Schreiben (Alter: ____ ) 32. ( ) Frühes Rechnen (Alter: ____ ) 33. ( ) Frühes Verständnis und Faszination für physikalische, technische und chemische Abläufe 34.Sonstiges: _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________ _____________________________________________________________________________ Das Grundschulkind: Grundschulzeit 1. ( ) Spaß am Schulbesuch 2. ( ) Leistungen auf dem Niveau der eigenen Fähigkeiten und intellektuelles Potenzial 3. ( ) Zuverlässige und gründliche Erledigung der Hausaufgaben 4. ( ) Vorliebe für Komplexität, Schwierigkeitsgrad bei neuen Aufgaben 5. ( ) Bei teilweise sehr guten Leistungen schlechte Konzentrationsfähigkeit und Flüchtigkeitsfehler bei Fleißarbeiten 6. ( ) Tagträumerei, Traurigkeit oder hohe Ängstlichkeit (s.o.) 7. ( ) Bei teilweise sehr guten Leistungen aggressives Verhalten zu Hause oder in der Schule (s.o.) 8. ( ) Bei teilweise sehr guten Leistungen clownhaftes Verhalten im Unterricht 9. ( ) Psychosomatische Symptome: Krankfühlen in der Woche aber Wohlbefinden am Wochenende und Schulferien 10. ( ) Feststellung einer Lernstörung. Wenn ja, welche? ____________________________ Wann? _____________________________ 11. ( ) Feststellung einer besonderen Begabung. Wenn ja, welche? ___________________ Wann? _____________________________ Das Kind jetzt a) Welche besonderen Fähigkeiten hat Ihr Kind, die es von seinen Altersgenossen unterscheidet? _______________________________________________________________________ _______________________________________________________________________ ____________________________________________________________________ _______________________________________________________________________ ____________________________________________________________________ ____________________________________________________________________ b) Welche sind die Gründe, sich für die Schulform „Gesamtschule“ entschieden zu haben? _______________________________________________________________________ _______________________________________________________________________ ____________________________________________________________________ _______________________________________________________________________ ____________________________________________________________________ ____________________________________________________________________ c) Wie ist die Zufriedenheit Ihres Kindes an der Fritz-Winter-Gesamtschule? _______________________________________________________________________ _______________________________________________________________________ ____________________________________________________________________ _______________________________________________________________________ ____________________________________________________________________ ____________________________________________________________________ d) Welche sind Ihre Wünsche an unsere Schule in Bezug auf die intellektuelle, soziale, Persönlichkeits- und Talent-Förderung Ihres Kindes? _______________________________________________________________________ _______________________________________________________________________ ____________________________________________________________________ _______________________________________________________________________ ____________________________________________________________________ ____________________________________________________________________ (FWG-Elternfragebogen, Marisol Bellonch) Anlage Fritz-Winter-Gesamtschule Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe der Stadt Ahlen www.fritz-winter-gesamtschule.de Schülerfragebogen Klasse ________ Datum: ________________ von ________________________ Liebe Kinder, In diesem Fragebogen gibt es keine richtigen oder falschen Antworten! Es geht um euch (dich), und eure (deine) Interessen und Vorstellungen. Manche Fragen lassen sich zügig beantworten. Bei anderen werdet ihr etwas mehr Zeit brauchen. Viel Spaß beim Nachdenken ! Marisol Bellonch Du und deine Hobbys 1. Wofür interessierst du dich? __________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ 2. Was kannst du besonders gut? ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ 3. Was sagt man, dass du besonders gut kannst? ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ 4. Womit hast du dich beschäftigt, als du kleiner warst? Womit hast du gerne gespielt? ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ 5. Und jetzt, was tust du gerne? Welche sind deine Hobbys? ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ 6. Wenn du gerne liest, worüber sind die Bücher, die du liest? ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ Du und deine Schule 7. Kommst du gerne zur Schule und warum? __________________________________________________________________________ 8. Was gefällt dir in der Schule? Warum? ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ 9. Was gefällt dir nicht so gut? Warum? ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ 10. Wenn es ein neues Schulfach in der Schule geben sollte: Was würde man dort lernen? Wie würde es heißen? ___________________________________________________________________________ 11. Was hast du mal in der Schule gemacht worauf du stolz bist? ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ 12. Wofür hättest du gerne mehr Zeit? ________________________________________________________________________ Du und die Welt 13. Was gefällt dir besonders gut an unserer Welt? __________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ 14. Was stört dich? ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ 15. Wärest du der Präsident von einem mächtigen Land, was würdest du tun? __________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ Du in dreißig Jahren 16. Was ist dein Beruf? Warum? ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ 17. Stellt dir vor du bist berühmt geworden. Was hast du gemacht um berühmt zu werden?___________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ (FWG-Schülerfragebogen nach Joelle Huser, Marisol Bellonch) Anlage Stärken und Probleme der hochbegabten Schülern und Schülerinnen nach Webbs Stärken Mögliche Probleme erwirbt und behält Informationen leicht und schnell Ungeduld mit anderen; mag keine grundlegenden Übungen Neugierde; sucht nach Bedeutungen und Sinn intrinsisch motiviert eigenwillig; löst gern Probleme; fähig, Konzepte und Synthesen aufzustellen, zu abstrahieren; sucht nach Beziehungen zwischen Ursache und Wirkung stellt peinliche Fragen; übertrieben in seinem Interesse widersetzt sich Einflussnahme wehrt sich gegen Routineübungen stellt die Unterrichtsmethoden in Frage mag keine Unklarheiten und Unlogik (z.B. Traditionen und Gefühle) betont Wahrheit, Gleichheit und Fairness sorgt sich um humanitäre Bedingungen möchte Dinge und Menschen organisieren großes, aktives Vokabular; verfügt über viele Informationen, die seinem Alter voraus sind durch die Schule und Gleichaltrige konstruiert komplizierte Regeln; wird oft als dominierend erlebt kann seine Sprachfertigkeit benutzen, um zu manipulieren; gelangweilt hohe Erwartungen an sich selbst und andere kreativ und erfinderisch; geht gern neue Wege intolerant; perfektionistisch; neigt zu Depressionen kann sich intensiv konzentrieren; lässt sich von seinen Interessen nicht ablenken stört den "Gleichschritt" der Gruppe energiegeladen; wach unabhängig; zieht individuelle Arbeit vor; verlässt sich auf sich selber vernachlässigt Pflichten oder Menschen, wenn er/sie konzentriert ist; wehrt sich gegen Unterbrechungen; dickköpfig bei Inaktivität frustriert eifrig lehnt Vorschläge von Peers oder von Eltern ab; nonkonformistisch Vielseitigkeit kann als hyperaktiv gesehen werden sehr unterschiedliche Interessen und Fähigkeiten kann unorganisiert und chaotisch wirken; starker Sinn für Humor frustriert wegen des Mangels an Zeit Peers verstehen den Humor nicht; spielt Klassenclown