zu den Experimenten

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IdeenSet Regenwurm
Experimente
(Die erwarteten Ergebnisse sind kursiv geschrieben.)
Einleitung
Einfache Experimente, die soweit möglich selbständig oder als Gruppenarbeiten durchgeführt
werden, gehören zu den pädagogische wertvollsten und nachhaltigsten Erfahrungen, auch
was die Achtung vor Tieren betrifft. Es ist darauf zu achten, dass Regenwürmer für Experimente nur kurz aus dem Terrarium genommen und stets feucht gehalten werden (z.B. mit
Wasserzerstäuber). In der nachstehenden Tabelle sind die acht beschriebenen Regenwurmexperimente in ihren thematischen Kontext gestellt.
Regenwurmthemen
Regenwurmexperimente
Namen und Klassifikation (Taxonomie)
4
Körperbau (Morphologie, Anatomie)
4
Fortbewegung
3, 5, 7
Atmung
Sinnesorgane
6
Ernährung/Ausscheidung
2, 3, 7
Fortpflanzung
Lebensräume/-nischen
1, 2
Lebensbedingungen (Umweltfaktoren)
7
Lebensweise, Verhalten
1, 7
Verbreitung, Aktivität
1, 2
Bedeutung, Nutzen, Leistungen
7, 8
Feinde, Gefährdung
Schutz, Förderung
André Desaules ([email protected]), Januar 2016
Quellen:
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Desaules, A. (2011). Böden be-greifen: Abgerufen am 16.01.2016 von
www.zebis.ch/Unterricht/schublade/LuvV3CPxgznY3bAFbqr4f6JtrfxeGG/docs/B%F6den3.pdf
Drescher S. (2014). Schulexperimente zum Thema Regenwurm. München: Grin Verlag GmbH
Fischer C. et al. (2008). Der Regenwurm – Kleintiere im Boden. Video mit Arbeitsblättern. Grünwald: FWU.
Locker, C. (2013). Der Regenwurm. Mülheim an der Ruhr, Verlag an der Ruhr.
Schweizerische Eidgenossenschaft (2015). Der Boden lebt. Abgerufen am 19.01.2016 von
http://www.bafu.admin.ch/bodenschutz/13513/15131/16203/index.html?lang=de
Weber, M. (unbekannt). Regenwurmforscher: Abgerufen am 19.1.2016 von https://www.primolo.de/node/46583.
Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) (2013). Regenwürmer- Baumeister der Bodenfruchtbarkeit. Abgerufen
am 19.01.2016 von https://www.fibl.org/fileadmin/documents/shop/1610-regenwuermer.pdf
Hellberg-Rode, G. (2006). Regenwurm Werkstatt: Abgerufen am 16.01.2016 von http://hypersoil.uni-muenster.de/1/02.htm
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Regenwürmer fangen (draussen; 1-2 Lektionen)
Wer mit Regenwürmern arbeiten will, braucht Exemplare zur Beobachtung und für Experimente. Im Internet sind unter dem Stichwort „Regenwürmer fangen“ verschiedene Methoden
vor allem für Angler beschrieben. Darunter sind einige wenig umweltfreundlich. Die bewährteste und umweltfreundlichste Methode bleibt das Graben nach Regenwürmern zur richtigen
Zeit am richtigen Ort. Vorzugsweise mit der Stechgabel, weil damit die Regenwürmer, im
Gegensatz zu Spaten oder Schaufel, weniger verletzt werden. Beim Graben kann auch beobachtet werden, welche Regenwurmarten sich wo im Boden oder Kompost aufhalten und
wie sie sich beim Ausgraben verhalten.
Vom Zeitpunkt her sind die Monate März bis Mai sowie September bis November günstig. In
diesen Monaten sind die Erdböden feucht und die Regenwürmer aktiv. Der Indikator dazu
sind frische Wurmkothaufen auf der Bodenoberfläche. Nachstehend sind Regenwurmarten,
ihre bevorzugten Aufenthaltsorte und die günstigen Fangzeiten aufgeführt:
Regenwurmarten
Vertikalgraber:
- Tauwurm (Lumbricus
terrestris)
Horizontalgraber:
- Gartenwurm
- Grauwurm
- Schleimwurm
Streubewohner:
- Rotwurm
Kompostbewohner:
- Kompostwurm (Eisenia foetida)
Pigmentierung
vorne stark, hinten schwächer
schwach
stark
stark
Fundorte
Wiesen, Rasen, unter Büschen und Bäumen mit
mildem Laub, (Gärten)
Gärten, Acker, Mineralböden
Fangzeiten
Dämmerung,
Nacht
Waldböden mit Laubstreuauflage
Nester mit Grünabfällen im
Kompost
Spannend ist die Tauwurm-Jagd auf kurzgeschnitten Rasen oder Wiesen in der Dämmerung
und nachts mit der Taschenlampe.
(Video, 7.19 Min.: https://www.youtube.com/watch?v=z3aLAbHMRZw)
Zu erwartende Ergebnisse: Es ist zu beobachten, (1) dass sie zur Futtersuche mit dem bleichen Hinterteil meist in der Wurmröhre bleiben und (2) sich im Lichtkegel überraschend
rasch zurückziehen können.
2
Regenwurmaktivität erfassen (draussen; ½ Lektion)
An verschiedenen Standorten (Rasen, Wiesen, unter Bäumen, im Garten usw.) Wurmkothäufchen suchen und auf Flächen von 50 x 50 cm zählen. Die Kothäufchen bestimmen
die Regenwurmaktivität. Folgende Schlüsse können gezogen werden: Bis 5 geringe, ab 10
mässige, ab 20 grosse Regenwurmaktivität.
Zu erwartende Ergebnisse: Abnehmende Reihenfolge der Regenwurmaktivität Weide/Wiese,
Garten, Acker, Laubwald, Nadelwald.
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Regenwürmer halten und beobachten (drinnen; 3-4 Wochen)
Stets gleiche Regenwurmarten in separaten Terrarien halten. Pro 3 dl Erdboden nicht mehr
als 1 Regenwurm, bei Kompostwürmern etwas mehr.
In verdunkelte Gefässe (z.B. Joghurtkübel, Styroporbox) oder Gläser von mindestens 1 L
Erde oder Kompost vom Herkunftsort der Regenwürmer bis zu ¾ einfüllen und bei 12-18 oC
stets feucht aber nicht nass halten. Alle 1-2 Tage kurz frische Luft zufächeln zur Vorbeugung
von tödlichem CO2-See durch die Atmung.
Nahrung: Leicht zerkleinertes Gras oder Laub von Weichhölzern, für Kompostwürmer Küchenabfälle.


Beim Einbringen oder Aussetzen der Regenwürmer beobachten, wie sich die Regenwürmer eingraben und wie lange es dauert.
Durch das gleichzeitige Angebot gleicher Mengen verschiedener Laubarten (Weich-,
Hart-, Nadelhölzer) oder Gräser können Ernährungsvorlieben getestet werden.
Zu erwartende Ergebnisse: Weiches und mildes Laub wird bevorzugt, Nadeln werden
gemieden.
Wichtig: Regenwürmer nach spätestens vier Wochen am Herkunftsort freilassen. Allenfalls
durch neue Regenwürmer ersetzten.
4
Regenwurmkörper beschreiben und zeichnen (drinnen; 1 Lektion)
Material: Starke Lupe mit 5-10-facher Vergrösserung
Beobachtungen: Länge, Dicke, Vorder-/Hinterteil, Oberflächenstruktur (mit Finger leicht über
ganze Wurmlänge fahren und spüren), Unregelmässigkeiten, Farben (Pigmentierung), usw.
(ev. ergänzend Fotos von anderen Regenwurmarten verwenden). Grosse, detaillierte Regenwurm-Zeichnung erstellen und beschriften.
Zu erwartende Ergebnisse: Körper- und Klassifikationsmerkmale: Segmente (Ringelwürmer/Stamm), Geschlechts-Gürtel (Gürtelwürmer/Klasse), Borsten (Wenigborster/Ordnung).
5
Fortbewegung beobachten und begreifen (drinnen; 1 Lektion)
Material: verschiedene Oberflächen (grobes Papier/Filterpapier, Glas, Alufolie), Regenwurm
über verschiedenen Oberflächen kriechen lassen, beobachten, lauschen, beschreiben und
zeichnen.
Zu erwartende Ergebnisse: Peristaltische Fortbewegung (Quer- und Längsmuskeln) und
Krallenfunktion der Borsten.
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Regenwurmsinne testen (drinnen; 1 Lektion)

Kann ein Regenwurm sehen?
Material: Starke Lupe, fester Papierstreifen (ca. 5 x 25 cm) der Länge nach in der Mitte
falten, starke Taschenlampe.
Sind mit starker Lupe die Augen erkennbar? Einen gefalteten Papierstreifen als Tunnel
über Regenwurm stülpen und verschieben, bis ein Ende hervorschaut und dann mit einer Taschenlampe beleuchten. Den Vorgang mit dem anderem Ende wiederholen.
Zu erwartende Ergebnisse: (1) Keine Augen sind erkennbar. (2) Vorderteil zieht sich
rasch zurück, Hinterteil langsamer (entspricht der Körperverteilung der Lichtsinneszellen).

Kann ein Regenwurm hören?
Sind am Vorderteil mit starker Lupe Ohren oder Gehörgänge erkennbar? Regenwurm
ohne Erschütterung und Berührung Lärm aussetzen (z.B. Klatschen).
Zu erwartende Ergebnisse: (1) Keine Gehörsinn-Organe sind erkennbar. (2) Fehlende
Lärmreaktion lässt auf Taubheit schliessen.

Kann ein Regenwurm riechen?
Material: Verschiedene Flüssigkeiten (Essig, Senflösung, Honigwasser), Wattestäbchen.
Ist mit starker Lupe ein Geruchsorgan erkennbar? Wattestäbchen in verschiedene
Flüssigkeiten tauchen, nahe vor den Vorderteil des Regenwurms halten und Reaktionen beobachten.
Zu erwartende Ergebnisse: (1) Kein Geruchsorgan ist erkennbar. (2) Essig, und Senflösung werden im Gegensatz zu Honig gemieden. Das lässt auf einen Geruchs- und
Geschmacksinn schliessen.

Kann ein Regenwurm fühlen?
Regenwurm mit verschiedenen Materialien (Stift, Vogelfeder, Wattestäbchen usw.) am
Vorder- und Hinterteil berühren und Reaktion beobachten.
Zu erwartende Ergebnisse: Der Regenwurm reagiert am Vorderteil allgemein stärker.
(entspricht der Körperverteilung der Tastsinneszellen)
Regenwurm-Terrarium oder -Schaukasten im Betrieb Erschütterungen aussetzen (Untersatz zum Vibrieren bringen oder klopfen).
Zu erwartende Ergebnisse: Regenwürmer kriechen an die Oberfläche. Sie spüren die
Erschütterung.
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Regenwurmaktivitäten beobachten (drinnen; alle 2-3 Tage 15 Min. 2-4 Wochen)
Zur Beobachtung von Regenwurmaktivitäten
im Klassenzimmer werden oft RegenwurmSchaukästen oder -Schaugläser empfohlen.
Brauchbare Schaukästen sind gar nicht so
einfach zu bauen (z.B. die Standvorrichtung)
und Schaugläser sind oft zu wenig hoch und
es fehlt die Abflussmöglichkeit von Überschusswasser. Deshalb wird hier der Regenwurm-Schauzylinder vorgeschlagen.
Abbildung 1: Regenwurm-Schauzylinder mit Bauteilen
(Foto: A. Desaules)
Bauanleitung:
 1 durchsichtiger Kunststoffzylinder (Spaghettidose):
Im Boden kleine Bohrungen anbringen, damit das Überschusswasser abfliessen kann,
aber die Regenwürmer nicht entwischen können.
 1 Untersatzgefäss (Blumentopfuntersatz):
Zum Auffangen von Überschusswasser
 Ev. 1 Zentralrohr oder –stab (Der Zwischenraum zum Einfüllen der Erde sollte mindestens 2 cm breit sein.):
Dadurch müssen sich die Regenwürmer im Aussenbereich des Zylinders aufhalten und
ihre Aktivitäten werden besser und rascher sichtbar.
 Feine Garten- oder Ackererde und Sand:
Abwechselnd Erde und Sand einstreuen, wobei die Sandschichten dünn sein sollen. Zuoberst eine dünne Sandschicht bis etwa 5 cm unter den Zylinderrand legen.
 2 bis 3 kleine Steine auf die Oberfläche legen.
 Alufolie oder dunkles Papier und Gummiband:
Zur Verdunkelung Zylinder mit Alufolie oder Papier umwickeln und mit Gummiband befestigen.
Betrieb:
 Regenwurmzylinder mit Wasser begiessen bis die Erde von oben bis unten gut durchfeuchtet, aber nicht nass ist. Diesen Feuchtezustand über die ganze Betriebsdauer einhalten, mit Ausnahme beim Versickerungs- und Austrocknungsexperiment.
 3 bis 4 grössere oder 5- 6 kleinere, aktive Regenwürmer derselben Art (in der Regel vertikalgrabende Tauwürmer) auf die Sand/Erdoberfläche geben (ev. mit Bleistiftspitze Löcher vorbohren, damit sich die Würmer rascher eingraben können).
 Als Futter, etwas zerkleinerte, weiche Pflanzenteile (Gras oder Laub) auf die
Sand/Erdoberfläche einstreuen und ab und zu erneuern.
 Regenwurmzylinder mit Alufolie oder Papier umwickeln.
 Regenwurmzylinder in Untersatzgefäss an einen dunklen, etwas kühleren Ort stellen (bei
12-20oC, z.B. unten in einen Schrank).
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Wichtig: Die Betriebsdauer sollte drei Wochen nicht übersteigen und die Regenwürmer sind
dann möglichst an ihrem Fundort wieder in die Freiheit zu entlassen.
Beobachtungen und Experimente:
Wenn gleichzeitig zwei oder mehr Regenwurmzylinder gebaut werden, kann einer mit Regenwürmern beschickt werden und der andere nicht. Dadurch werden Veränderungen besser sichtbar.

Regenwurmzylinder alle 1-2 Tage kurz hervorholen, Umwicklung entfernen und Regenwurmaktivitäten sowie laufende Veränderungen beobachten und protokollieren.
Zu erwartende Ergebnisse: Die Regenwürmer (1) graben Wurmröhren, (2) durchmischen
die Feinerde (Erde und Sand), (3) begraben Steine an der Oberfläche durch die feine
und sehr fruchtbare (4) Humusbildung aus ihrem Wurmkot. (Berechne die Humusbildung
in cm pro Zeitdauer).

Wie Verhalten sich die Regenwürmer bei Staunässe (wenn die feuchte Erde mit Wasser
überschwemmt wird)?
Zu erwartende Ergebnisse: Die Regenwürmer fliehen an die Oberfläche um nicht zu ersticken. Doch bei längerem Aufenthalt am Tageslicht ersticken sie ebenfalls, wegen Austrocknung der Haut und der UV-Strahlung (tödlicher Sonnenbrand wegen ungenügender
Pigmentierung).

Verändert sich das Verhalten der Regenwürmer, wenn man die Erde austrocknen lässt?
Zu erwartende Ergebnisse: Die Regenwürmer können sich nicht mehr durch die Erde
fressen, stellen ihre Grabaktivität ein und ringeln sich ein, um die Verdunstung zu verringern.

Wie rasch versickert Wasser im Regenwurmzylinder mir Regenwürmern am Ende des
Experiments gegenüber dem Vergleichszylinder ohne Regenwürmer?
Zu erwartende Ergebnisse: Die Versickerungsgeschwindigkeit ist wegen der Wurmröhren
deutlich grösser.
8
Wurmkotstabilität testen (drinnen; ½ Lektion)
Material: 2 durchsichtige Becher, 1 Löffel, 1 Spritzflasche, Wurmkothäufchen und ähnlich
grosse Ackerbodenkrümel von einem Acker.
Je eine Probe mit Löffel behutsam in Becher legen und sorgfältig mit Wasser überschwemmen, ohne die Proben zu bespritzen. Zerfall der Proben beobachten.
Zu erwartende Ergebnisse: Normalerweise ist der mit Schleim verkittete Wurmkot deutlich
stabiler: Wurmkot ist gut für die Krümelstabilität und schützt vor Erosion.
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