Beschäftigungskonzept für demente Heimbewohner im Marienheim 1. Biografiearbeit Um den Menschen besser zu verstehen, im Bezug auf Äußerungen und Handlungen, Bedürfnisse und Gefühle ist es wichtig, die Biografie des Menschen kennen zu lernen. Dadurch wird es ermöglicht positiven Einfluss auf die Förderung des Wohlbefindens und den Zustand der Verwirrtheit auszuüben. Die Biografiearbeit erfolgt auf drei verschiedenen Ebenen: emotional: sowohl positive als auch negative Erinnerungen kognitiv: Stärkung des Erinnerungsvermögens, Erweiterung der Ressourcen sozial: Gruppenbildung, Erhaltung bereits bestehender sozialer Kontakte, das Vertrauensverhältnis zwischen Pflegenden und Bewohnern vertieft sich Der Biografiebogen wird gemeinsam mit den Angehörigen und wenn möglich mit dem Bewohner ausgefüllt. So ist die Möglichkeit gegeben, sich ein exaktes Bild von der Lebensgeschichte eines Bewohners zu machen. Persönliche Bedürfnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, Vorlieben und Abneigungen sowie Ängste werden erfasst. Die Struktur des Tagesablaufs und die Verrichtung der Pflegetätigkeiten richten sich nach früheren Gewohnheiten des Bewohners, wie zum Beispiel individuelle Schlafenszeiten oder Beschäftigung mit vertrauten und gern verrichteten Alltagstätigkeiten. Weiterhin ist es wichtig in engem Kontakt mit den Angehörigen zu stehen, da sie in der Arbeit mit ihren erkrankten Angehörigen eine wesentliche Rolle spielen. Oftmals sind sie der einzige Schlüssel zur Lebensgeschichte dementer Heimbewohner. Und die Erfahrung hat gezeigt, dass selbst stark demente Bewohner positiv auf die Anwesenheit von Angehörigen reagieren. 2. Individuelle Betreuung vom Aufstehen bis zum Schlafen gehen Die Beschäftigung der Bewohner beginnt schon am Morgen bei der Körperpflege. Wobei gleichmäßige, immer wiederkehrende Strukturen und Rituale von großer Bedeutung sind. Der Bewohner wird aktiviert und angeleitet, soweit dies möglich ist, um die Eigenständigkeit so lange wie möglich zu erhalten und zu fördern. Des Weiteren entscheidet der Bewohner bei der Auswahl der Kleidung unter Berücksichtigung der Witterungsverhältnisse. Auch bei den Mahlzeiten wird die Eigenständigkeit gefördert. Alle Bewohner nehmen die Mahlzeiten gemeinsam ein, soweit ihnen dies möglich ist. Bewohner, die dazu in der Lage sind, werden in die Essenvorbereitung mit einbezogen (z.B. Tische decken, abräumen, sich das Frühstück und Abendessen selbst zubereiten). Auch beim Essen gilt Anleitung und Aktivierung geht vor Übernahme, um Selbständigkeit zu erhalten und zu fördern. 1 Die Bewohner werden in 3 Gruppen eingeteilt: -Gruppe 1 leichte Demenz -Gruppe 2 mittlere Demenz -Gruppe 3 schwere Demenz Während des Tages befinden sich alle Bewohner im Gemeinschaftsraum, dadurch hat das Personal einen besseren Überblick und kann eingreifen, wenn Hilfe benötigt wird. Die freie Zeit zwischen den Mahlzeiten ist in Beschäftigungs- und Ruhephasen gegliedert. Der Bewohner kann sich allein, mit anderen Bewohnern oder zusammen mit Angehörigen oder mit dem Personal beschäftigen. Zum Beispiel: - Spaziergänge, Ausflüge Tier- und Pflanzenpflege auf den Wohnbereichen Nachgehen eigener Interessen wie Spielen, Malen, Handarbeiten, Karten spielen Zeitungsschau mit anschließender Auswertung Während der Beschäftigungszeit wird darauf geachtet, dass die Bewohner nicht unter- oder überfordert werden und das genügend Zeit für die Bewohner bleibt sich zu entspannen. Dies ist vor allem für die Bewohner mit stark ausgeprägter Demenz wichtig, da sie sich nicht direkt äußern können. Als fester Bestandteil des Beschäftigungsangebotes gehen das Personal bzw. die grünen Damen mit einigen Heimbewohnern 1x in der Woche zum Einkauf. Die Bewohner können sich selbst Sachen für den täglichen Bedarf beschaffen und erhalten ein Stück Selbständigkeit zurück. Und es können auch Lebensmittel für gemeinsames Kochen oder Backen in der Gruppe besorgt werden (z.B. Kuchen für Feste backen, oder Salat zubereiten). Um die dementen Bewohner nicht zu unter- bzw. zu überfordern werden neben den Beschäftigungsangeboten spezielle psychosoziale- und therapeutische Hilfen in Anspruch genommen. 10- Minuten-Aktivierung Die 10-Minuten-Aktivierung ist fester Bestandteil aller Pflege- und Therapiemaßnahmen. Die Methodik und Didaktik der 10-Minuten-Aktivierung beinhaltet die Förderung bzw. Beibehaltung (so lange wie möglich) der Fähigkeiten des dementen Bewohners. Hierdurch wird das Selbstwertgefühl des Bewohners gestärkt, und ihm wird darüber hinaus Wertschätzung von außen vermittelt. Alltagskompetenzen und persönliche Fähigkeiten (Biografiearbeit: einmal erlernte Fähigkeiten sind lange abrufbar, da sie in der Kindheit und Jugend erlernt wurden) werden in Erinnerung gerufen und dadurch verfügbar. Sie sorgen für Beschäftigungen, kleine Erfolgserlebnisse und Freuden. 2 Validation Validation kann übersetzt werden mit „Bestätigung und Anerkennung der Erlebnisweisen und der Gefühlswelt des Kranken als seine Realität“ Die Validation bietet eine Möglichkeit, Zugang zur subjektiven Welt der Dementen zu finden. Gerade in belastenden Situationen kann sie Spannungen reduzieren und Beziehungen ermöglichen. Validation bietet Zugang zum demenzkranken Menschen, wo klassisches biografisches Arbeiten nicht mehr möglich ist, die Biografie der Emotionen aber noch in ihren Spuren sichtbar wird. Realitäts- Orientierungs- Training (ROT) ROT hat sich besonders für die Anwendung in Institutionen bewährt. ROT ist ein Verfahren zur Erhaltung und Förderung geistiger und sozialer Fähigkeiten. Angestrebt werden die Verbesserung von Orientierung und Gedächtnis, die Erhaltung der persönlichen Identität, die Ermutigung von Kommunikation, die Erhaltung und der Aufbau sozialer Kontakte sowie die Verbesserung der Kontrolle und Autonomie in Bezug auf die AEDL`s .Jeder Kontakt wird genutzt, um dem Bewohner Informationen über Zeit, Ort und die eigene Person zu vermitteln. Die Umgebung ist mit Zeichen und Hinweisen versehen um durch übersichtliche Merkmale oder z.B. große Uhren und Kalender den Bewohnern die Orientierung zu erleichtern und ihnen bewusst zu machen, wo sie sich befinden. Die Aufmerksamkeit wird auf die erhaltenen Kompetenzen gerichtet und es wird so viel Selbständigkeit wie möglich zugelassen. Stimulationsorientierte Ansätze Durch Anregung aller Sinneskanäle können die Bewohner stabilisiert werden und ihnen wird Lebensfreude gegeben (z.B. Anregung durch Musik, Bewegung, Aromen, etc.). Durch basale Stimulation wird die Körperwahrnehmung gefördert, des Weiteren wird Vertrauen zum Pflegepersonal aufgebaut und Sicherheit und Geborgenheit können vermittelt werden. Der Eigenantrieb ist bei dementen Bewohnern stark herabgesetzt, aus diesem Grund bieten wir ihnen einen Wochenplan der verschiedene Aktivitäten beinhaltet, welche von den Bewohnern in Anspruch genommen werden können. 3