UNTERLAGEN Bis vor etwa 280 Mrd. a waren alle Kontinente in einem einzigen Riesenkontinent (Pangäa) vereint. Dieser Kontinent wurde vom Urozean Panthalassa umgeben. Der Zerfall Pangäas wurde durch den Einbruch des Thetismeeres eingeleitet. Heute sind etwa 6 größere und viele kleine Teile bekannt, die sich unterschiedlich über die Erde bewegen und auch Kollisionen durchmach(t)en – die sich in Gebirgsbildungen (Himalaja, Anden, Alpen) niederschlugen. Dieses Schulbuchwissen ist aber Teil eines Wissenschaftskrimis, ja fast Paradigmenwechsels. Wie kam es zu dem Theoriengebäude der Plattentektonik und welche Beweise stützen unsere Überzeugung? Der deutsche Meteorologe Alfred Wegener veröffentlichte 1915 "Die Ursprünge der Kontinente und Ozeane", und beschrieb darin erstmals das rätselhafte Zusammenpassen der Ausbuchtung Brasiliens mit der Einbuchtung Südwestafrikas. Er argumentierte, dass die zwei Kontinente einmal verbunden gewesen waren und später auseinandertrieben. Als Beweis für eine kontinentale Verschiebung ("Drift") wies Wegener auf Fossilien des Mesosaurus hin, eines 270-Million-Jahre-alten Reptils, die nur im Osten Südamerikas und dem Westen Afrikas gefunden werden – deren Einheit Wegener mit Pangäa bezeichnete. Dieses Argument wurde damals mit einer verloren gegangenen Landbrücke vom Tisch gewischt. "Earth: Past and Present" von Graham R. Thompson, Jonathan Turk, und Harold L. Levin, 1995, Harcourt, Inc. Als Ursache der Drift vermutete Wegener ein Zusammenspiel von Zentrifugalkraft und Gravitationsdruck von Sonne und Mond. Ein Anhänger der Theorie, Arthur Holmes aus England, schlug 1929 vor, den Konvektionsstrom aufgeheizten Gesteines im Mantel unter der Erdkruste als ursächlich ausreichend anzusehen. Die Worte hört´ man wohl, allein es fehlte an Glauben und Konsensualität. Erst in den 50-er Jahren konnten Beobachtungen als Beweise der Kontinentaldrift dienen: Patrick M. S. Blackett (Nobelpreis 1948), Stanley Keith Runcorn und Edward Bullard konnten anhand von Messungen der „eingefrorenen“ Magnetisierungsrichtung in Erstarrungsgestein finden, dass sich entweder das Magnetfeld der Erde oder aber die verschiedenen untersuchten Gesteine seit ihrer Bildung verschoben hatten. Noch in den 70-er Jahren erschienen Bücher, die die Polsprungtheorie favorisierten – aber schlussendlich konnte eine Rekonstruktion unter Hinzunahme von Altersbestimmungen Wege der Kontinente rekonstruieren, die mit den Vorstellungen Wegeners zusammenfielen. Und so nebenbei erfuhr man, dass das Erdmagnetfeld sich laufend umpolt. Ein Zufall wollte es, dass Harry Hess, ein Geologe der Princeton-Universität während des 2. Weltkriegs als Kommandant eines Angriffstransporters über das damals stärkste Echolot verfügte, und seinem Forschungsdrang nebenbei nachgab, indem er den Pazifik entlang seiner Einsatzrouten mit dem Echolot kartierte. Der mittelatlantische Rücken, ein Unterwassergebirgszug, war seit 1870 punktweise bekannt. Erst in den 50-er Jahren entdeckte man seine langgestreckte Form und Größe: 15.000 km von nördlich von Grönland bis südlich von Afrika. Und auffallender weise waren die innersten Bereiche, die von einem 2000 m tiefen und wenige km breite Tal durchzogen sind, frei von Sedimentauflage. Bodenproben zeigten dann auch das junge Alter dieser Bereiche. Eine Karte des Nordatlantiks, die die Umrisse des Gebirgszuges zeigt, wurde 1959 von Bruce Heezen, Marie Tharp, und Maurice Ewing, Forschern von Lamont, veröffentlicht. Hess veröffentlichte seine Idee, dass die Erde an den mittelozeanischen Rücken auseinanderdriftet 1962. "Die Entstehung der Ozeanbecken" lieferte eine neue Interpretation der Geologie der gesamten Erde: Die Kruste bestünde aus eisenarmem Gestein, das zur Oberfläche gestiegen war als radioaktiver Verfall im Inneren des neu verdichteten Planeten das Gestein erhitzte und schmolz. Diese Kruste hatte einmal eine einzige kontinentale Landmasse gebildet. Die Präsenz kontinuierlicher Aufheizung im Inneren des Planeten würde eine Konvektions-"schleife" mit sich hebendem und sinkendem Material im Mantel bilden, genau wie Arthur Holmes 1929 vorgeschlagen hatte. Die mittelozeanischen Rücken und die Hot Spots (Hawaii) seien die Orte des Austrittes der Konvektionszentren, an denen neue ozeanische Kruste gebildet wird, und wo Material wieder absinke, bilden sich die tiefen Ozeangräben. Arthur Raff und Ronald Mason vom Scripps Institut für Ozeanographie bemerkten 1961 magnetische Anomalien im Muster von Streifen auf dem Meeresboden vor der Küste des Staates Washington. Ein Jahr später bemerkte der Geophysiker Drummond Matthews von der Cambridge Universität, der magnetische Vermessungen eines Unterwassergrates im Indischen Ozean unternommen hatte, ein ausgeprägtes und merkwürdiges Muster von Magnetstreifen mit stärkeren und schwächeren magnetischen Signalen, die in parallelen Bändern auf beiden Seiten der Grathaube auftraten. Gemeinsam mit Fred Vine von der Cambridge Universität, stellte er die Hypothese auf, dass der Meeresgrund die Orientierung des Erdmagnetfeldes zum Zeitpunkt des Austritts von frisch geschmolzenem Gestein festgehalten hatte. Falls eine Verschiebung des Meeresbodens stattfand, wie Harry Hess vorgeschlagen hatte, dann würden diese Blöcke von abwechselnd normalem und umgekehrt magnetisiertem Material parallel von beiden Seiten des Grates weggetragen werden. 1965 trafen sich Fred Vine auf Harry Hess, der einen Forschungsurlaub in Cambridge verbrachte, und J. Tuzo Wilson von der Universität in Cambridge. Die fruchtbaren gemeinsamen Arbeiten führten zu der Zusammenführung von Konvektionsströmen und Umpolungen zu einem stimmigen Bild. Nun wurden weitere Beweise gefunden: z.B. die Proben von Ozeansedimenten, die Neil Opdyke von Lamont analysiert hatte. Die Proben stammten von fünf bis 13 Meter langen senkrechten Kernen, die vom Meeresboden des Südpazifiks entnommen worden waren. Der Zeitablauf und das Muster der magnetischen Umpolungen in Opdykes Kernproben stimmten genau mit jenen der oberirdischen Lavaströme und den Magnetbändern am Meeresboden überein. Die Studien von Erdbeben lieferten auch einen entscheidenden Hinweispunkt für unser Verständnis von Verwerfungszonen. Kiyoo Wadati aus Japan und Hugo Benioff vom Kalifornischen Technologischen Institut hatten bereits in den 40iger Jahren bemerkt, dass die Zentren starker Erdbeben sich auf einer Ebene befanden, die unter den Meeresboden eintaucht und sich in Gebieten um die Ränder der Ozeane in der Nähe von Vulkanen an Land konzentrierten. Studien in den 50iger Jahren zeigten, dass diese Ozeangebiete auch die Standorte tiefer Gräben waren auf die sich Harry Hess in seinem Modell von einer Verschiebung des Meeresbodens berufen hatte. Die tiefen Gräben und die Beben, die mit ihnen assoziiert waren, hatten die Seismologen verblüfft. Einige dieser Erdbeben fanden tief im Mantel statt, wo das Gestein wegen der hohen Temperaturen viskos sein sollte. Man wusste eben damals noch nicht, dass das abtauchende Gestein einer Subduktionszone erst nach vielen Jahren ausreichend erwärmt wird… Jack Oliver, Bryan Isacks, und Lynn Sykes von Lamont bewiesen 1964 nahe der Insel Tonga anhand der seismischen Daten, dass die ozeanische Kruste sich abbiegt, in ca. 45 Grad in die Erde eintaucht und hart genug ist, um Erdbeben hervorzurufen. Die erstaunliche Dicke von 100 km dieser abtauchenden Masse erlaubte die Verwendung des Begriffes „Platte“ von Wilson. Tuzo Wilson erklärte 1967, dass die Verschiebung des Meeresbodens und Plattentektonik genauso wichtig für die Geologie sein könnten, wie Harveys Entdeckung des Blutkreislaufes für die Physiologie … war". Nun sind wir so weit, um in groben Zügen ein Abbild der Vorgänge zu skizzieren: Geschmolzenes Gestein, das durch die Schichten des Erdmantels aufsteigt und sich von den krustigen Spalten mittatlantischer Grate nach außen hin verteilt, bildet neuen Meeresboden. Der alte Meeresboden sinkt an tiefen Gräben, die an der Grenzfläche zweier tektonischer Platten auftreten, Regionen mit häufigen Erdbeben, nach unten in den Erdmantel zurück. Senkrecht zu den mittatlantischen Graten, an Stellen an denen die Meereskruste aufgrund der Bewegung der tektonischen Platten aufreißt, befinden sich Bruchstellen, die auch Transformationsfalten genannt werden. (Abbildung nach "Earth: Past and Present" von Graham R. Thompson, Jonathan Turk, und Harold L. Levin, Harcourt, Inc. 1995). Heute wissen wir, wo Erdbeben mit großer Sicherheit auftreten werden, und dass diese Katastrophen keine Strafe Gottes oder Zufall einer blinden Welt sind, sondern prozessual verstanden werden können. Davon profitiert nicht nur das Katastrophenmanagement und die Schadensprophylaxe, sondern sogar so entfernte Sachgebiete, wie die Prospektion von Erdöllagern anhand der fossilen Geographie. Abb.: Erdbeben vom 18. April 1906 in San Francisco (Quelle: Museum der Stadt San Francisco) Zur Maturafrage: Subduktion Absinken einer Lithosphären-Platte unter eine andere. Endogene Kräfte Kräfte, die aus dem Inneren der Erde heraus auf die Erdkruste einwirken. Angetrieben durch Wärmeenergie, führen diese Kräfte zur Bildung der Lithosphären-Platten und ihrer ständigen Bewegungen. Auswirkungen dieser Kräfte sind Vulkanausbrüche und Erdbeben, aber auch Hebungen und Senkungen der Erdoberfläche bis zur Bildung von Gebirgen und Tiefseegräben. Nett wäre auch der Hinweis auf den Tsunami vom 26.12.2005 oder 11.03.2012. Exogene Kräfte Kräfte, die von außen her auf die Erdkruste einwirken. Wichtigste exogene Kraftquelle ist die Sonne, die durch ihre Strahlung die Luftbewegungen und den Wasserkreislauf antreibt. Die Folgen sind Verwitterung, Abtragung und Ablagerung der Verwitterungsprodukte und schließlich die Bildung neuer Sedimentgesteine. Zu den exogenen Kräften zählen auch die Gezeiten. Die exogenen Prozesse bilden eine Trias von Zerstörung – Transport – Ablagerung, die durch den Einfluss von Wind, Wasser, Strahlung und Eis gegliedert werden können. 1. Prozesse der Zerstörung a. Chemische Verwitterung i. Lösung ( Kochsalz NaCL ) ii. Kalklösung oder Verkarstung (erhöhte CO2 Konzentration erhöhtes Lösungsvermögen) CaCO3+H2O+CO2=Ca(HCO3)2 iii. Hydrolyse (Tonminerale) b. Physikalische Verwitterung i. Frostsprengung ii. Erosion = linienhafte Abtragung durch Wasser iii. Denudation = flächenhafte Abtragung (eher Eis) iv. Äolische Verwitterung (Wind) v. Zerstörung durch Strahlung (Zersetzung, Wüstenlackbildung, Insolation) 2. Transport a. Abtransport durch Wasser : Abhängig von der Fließgeschwindigkeit b. Abtransport durch Eis : "Förderband" z.B. Findlinge in Norddeutschland c. Abtransport durch Wind : Feinmaterial d. Abtransport durch Schwerkraft : nur in kalten Klimazonen (Permafrost und Solifluktion) 3. Ablagerung a. fluvial >> Flussterassen (horizontal, glattes Geschiebe) b. glazial >> Moränen (ungeschichtet, mattes Geschiebe) c. fluvio-glazial >> Sander , fächerförmige Sand- und Schotterflächen, die von den Schmelzwässern im Vorfeld der Gletscher bzw. Inlandeismassen abgelagert wurden. d. äolisch >> Sanddünen, Löß (Staub der Kältewüsten) (horizontal, matt) Hier wäre ich der KandidatIn sehr dankbar, wenn Sie erkennen würde, dass die endogenen Kräfte (Erdbeben, Vulkanismus, Hebung..) im Vordergrund stehen und die exogenen erst dann modulierend eingreifen, wenn z.B. durch Orogenese eine Reliefenergie entstanden ist.