nach: Esfahan m NN 1595 - silkroad

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30. November, Penjween 122. Tag > 30 Azar 1389, Isfahan
(persisch ‫[ اصفهان‬esfæˈɦɔːn], alternative Schreibung: Esfahan)
143. Tag
Freitag, 30. November 2012
Heute vor zwei Jahren
Hier geht´s zu unseren Fotos vor zwei Jahren
www.silkroad-project.eu
Heute vor zwei Jahren sind wir im Iran!
Mittwoch, 30. November 2011
Heute vor einem Jahr
Gestern waren wir bei unserem Hausarzt und wurden von der gesamten Belegschaft freudig begrüßt.
Insgesamt hat unsere Gesundheit ja erstaunlich gut die Bedingungen der Reise vertragen. In der
Patientenkarte liegen alle Zeitungsausschnitte aus dem Generalanzeiger.
Bei der relecture unserer blog-Einträge "heute vor einem Jahr" können wir nun endlich die
Beobachtungen ergänzen, die wir damals nicht ins Netz stellen konnten, aus Sorge, Behörden
könnten uns Schwierigkeiten machen. Schließlich zeigen unsere Fotos keine sensiblen Motive, um
uns nicht zu gefährden, aber auch, um nicht ungewollt Informationen zu militärischen Zielen zu
liefern. Da manche Abschnitte unserer Reise sehr von sensiblen Motiven geprägt waren, gibt es eben
nr unverfängliche Bilder. Das andere uß man sich dazudenken...
So ist dieser Passus bisher unveröffentlicht geblieben:
Vor Panjiwin richtige Passkontrollen. Auch schon mit iranischem Visum, unser abgelaufenes Visum
war da kein Problem. In der Stadt bei Fragen nach dem Hotel zweite Kontrolle im Hauptqaurtier.
Kasernen vor Panjiwin mit Panzern und frischen Erdwällen, zum ersten mal im Tarnanstrich, sonst
eher gelb oder grün oder sonst wie. Panzer. Wir fragen uns, ob vor der Grenze Giftmüll abgeladen
wird, da lauter offene Säcke mit einem Inhalt der wie Schwefel+?? aussieht. Dorf bis auf Tanksstelle
zerstört, nur zwei provisorische Behausungen. Neue Mauer gebaut: ca 2,50m Betonteile mit
Stacheldrahtkrone auf irakischer Seite. Iranische Seite keine Mauer, da nichts.Dort keinerlei Hinweis
ersichtlich oder gehört oder gesagt bekommen, dass Ausländer nicht passieren dürfen. Unser
Eindruck: sicherheitsgarantierende Präsenz von unifromierten und zivilen Polizisten und
verschiedensten Militäreinheiten, zugleich die Frage, wer eigentlich nicht für den SIcherheitssektor
arbeitet?
"Heute vor einem Jahr" also sind wir in den Iran (Persien, persisch ‫ ايران‬Īrān
[iːˈrɔːn]/, dt. Land der
Arier) eingereist. Just, nachdem gestern gemeldet wurde, der ‫ מיוחדים ולתפקידים למודיעין המוסד‬hätte
möglicherweise eine Atomanlage in Isfahan (persisch ‫[ اصفهان‬esfæˈɦɔːn], alternative Schreibung:
Esfahan) in die Luft gejagt...
Wir bemühen uns, auf unserem twitter-Kanal auch weiterhin über die bereisten Länder zu berichten.
Dienstag, 30. November 2010
Sigrid besucht uns in Usbekistan im Februar!
Keine Twitter-Meldungen aus dem Iran moeglich!
Gerade stellen wir fest, dass twitter im Iran nicht erreichbar ist. Also nur ueber den blog demnaechst!
Grenzübergang Panjiwin – Marivan
Grenzübergang Panjiwin – Marivan
Die Strecke von Sulaimanya nach Arbat sehr schön, danach hatten wir bis Kaolog viele Baustellen und
streckenweise schlechte Straße. Nach Kaolog noch ca 30-40km, aber von 700 auf 1500 auf 1300 in
Panjiwin wieder runter, aber Höhenmeter fast 1000, da zwei Täler dazwischen. Krasse Steigungen,
schlechte Straßen, viele Baustellen. (Wir sind die Strecke auf einem Pick-Up gefahren aufgrund
gesundheitlicher Probleme – schlechtes Wasser und Folgen….).
In Panjiwin gibt es ein Hotel (25 Dollar, saubere Zimmer, Klo und Bad auf dem Flur, 3 Zimmer). Im
Blog Bild dazu, ist nicht zu finden, da nicht mehr auf Englisch beschrieben: Sicherster Weg es zu
finden: bewaffnete Polizei fragen, auch wenn das zur nächsten Passkontrolle führt.
Von Panjiwin bis zur Grenze etwas 10km auf ziemlich gleichbleibender Höhe, gute Straßen. Grenze
chaotisch, da Großbaustelle. Uns fehlte die Visumsverlängerung (hatten wir aus unerklärlichen
Gründen in Dohuk nicht bekommen), daher dauert es länger, sonst geht’s wohl schnell. Bei uns keine
Gepäckkontrolle. Auf iranischer Seite bevorzugt behandelt, direkt Stempel in den Pass und dann gibt
es eine zweite Kontrolle, durch die wir gewunken wurden. Gutes Restaurant im iranischen
Sicherheitsbereich, auch gut zum Geld Wechseln.
Straßen sehr gut, bis Marivan ca 18km.
TIPP:
Bei der Ausreise Irak wurde unbedingt ein Nummernschild verlangt. Unsere Räder sind codiert, so
haben wir die Nummer genommen. Daher: codiert die Räder beim ADFC oder Polizei, auf dem Balkan
wird das auch gerne gefragt!
Dienstag, 30. November 2010
28. November-30. November - 120, 121, 122
30. November, Penjween nach Marivan (auf kurdisch: Merîwan, persisch ‫)مریوان‬, 28,86 km, 6198,9
Gesamtkm
Datum: 30.11.10
Tag: 122
TagesunterstützerIn:
von: Panjwin m NN 1312
nach: Marivan m NN 1383
km 28,86
Gesamt km 6125,9031
km/h: 11,36
Fahrzeit 02:32
gesamte Fahrzeit: 466:37:00
Anstieg in m pro h 108,55
Anstieg in m 275
Abfahrt in m: 204
höchster Punkt in m NN 1401
Steigung/Gefälle 1,66
Problem: Die Mutter am Schnellspanner vom Wagen ist weg, daher ist der
Schnellspanner locker, ein weiteres Projekt für Sigrid, die uns in Usbekistan
besucht.
Unser Nachbar führt noch bis spät in den Abend lange Telefonate, die wir
dank der Sicht-Schutz-Wand und der Art und Weise, wie telefoniert wird,
life mitbekommen. Wir verstehen nichts, aber es scheint kompliziert zu
sein. Auf der anderen Seite läuft der Fernseher in nicht mehr ganz so
starker Lautstärke. Aber wir schlafen darüber ein und sind die ersten, die
am Morgen aufstehen. Wolfgang findet den Schalter, um am gefilterten
Wasser den Heizer einzustellen und wir haben auf diese Weise heißes
Wasser. Am Abend schon haben wir die Tischdecke für den Boden
bekommen, so können wir in Ruhe frühstücken. Unser Telefonier-Nachbar
ist bereits abgereist und die Hotelbesitzer noch nicht auf. Wir sind sehr
gespannt, wie das mit der Grenze gehen wird. Wir beladen unsere Räder
und bauen ein Provisorium für den Schnellspanner unter den
interessierten Blicken der beiden Hotelmänner und weiteren Männern, die
aus der Ferne zu schauen.
Der Weg in den ‫ ایران‬ist für uns nicht erkennbar, so fahren wir zunächst zu
weit und halten an, als die Straße immer schmaler wird und zwischen zwei
Bergen in den Himmel zu führen scheint. Ein junger Mann auf dem Mofa
bringt uns zu einer Abzweigung, wo etwas mit 26 steht. Etwas unsicher
fragen wir die nächsten Männer, die der Richtung zustimmen. Dann sehen
wir auch schon die LKWs, die auf einem großen Feld übernachtet haben. Mit
den LKWs machen wir uns auf den Weg zur Grenze, der über das
Hochplateau führt. Nach ca. acht Kilometern erreichen wir das Grenzdorf
Bashmaq, wo kein Stein mehr auf dem anderen steht und das außer einer
Tankstelle und einer Menge Säcke, die offen auf den Feldern liegen und
einen grün-weißen pulvrigen Inhalt haben, nur aus einigen provisorischen
Behausungen besteht. Die Grenze wird ganz neu gebaut, zu sehen sind die
Grenzgebäude auf beiden Seiten, die im Rohbau sind, sowie die neue
Grenzmauer. Die Straße ist eine Katastrophe und wir arbeiten uns mit den
LKWs durch die Schlaglöcher. Die erste Kontrolle geht ohne Probleme, dann
geht es vorbei an den LKWs, von denen einer auf einem Hügel
steckengeblieben ist, weiter zur eigentlichen Kontrolle. Uns fehlt ja nun
eindeutig die Verlängerung des Visums, das uns in ‫ دهۆك‬ja nicht gegeben
worden war. Also werden wir in das Büro des Chefs gebeten, hier ist eine
andere Uniform präsent. Ein Übersetzer, der eindeutig auf unserer Seite ist,
versucht den Chef davon zu überzeugen, dass wir nicht die Gebühr von
umgerechnet 50 Dollar pro Person für den Stempel zahlen müssen. Wir
kommen nicht drum herum, also zahlen wir zähneknirschend den Betrag.
Danach müssen noch Formulare ausgefüllt werden, es wird dringend ein
Nummernschild gebraucht für unsere Fahrzeuge. Also geben wir die
Codierungsnummer an. Nach Fotos und weiteren Formularen haben wir
den Stempel und können weiter. An der Gepäckkontrolle werden wir
durchgewunken und haben eine weitere Passkontrolle vor uns, die schon
iranisch ist. Anschließend brauchen wir den iranischen Einreisestempel.
Eine ewig lange Schlange weist uns den Weg. Wolfgang reiht sich ein und
hat einen englisch-sprechenden an seiner Seite. Es geschieht nichts: der
Computer ist abgestürzt. Als er wieder geht, wird Wolfgang sofort bevorzugt
behandelt, bekommt direkt seinen Stempel- Nachdem dann auf unsere
Fahne in ‫ فارسی‬den Übergang in den ‫ ایران‬und auf ‫ ک وردی‬noch den Übergang
in den ‫ كۆماری عێراق‬nachgetragen bekommen haben (je ein Mann schreibt
und ca. 20 diskutieren) fahren wir zum Restaurant, wo wir essen und Geld
wechseln können. Bei der letzten Passkontrolle werden wir
durchgewunken und dann sind wir im ‫!ایران‬
Wir werden begrüßt mit guten Straßen, Wald an den Bergen und WegSchilder auf Englisch. Wir beschließen, nur bis zur nächsten Stadt ‫ مریوان‬zu
fahren, und finden in einem Bungalow-Touristik-Dorf auf 1400m Höhe bei
einem See (Lake Zarivar) einen wunderschönen Bungalow.
geheime Notizen:
Vor Panjiwin richtige Passkontrollen. Auch schon mit iranischem Visum,
unser abgelaufenes Visum war da kein Problem. In der Stadt bei Fragen nach
dem Hotel zweite Kontrolle im Hauptqaurtier. Kasernen vor Panjiwin mit
Panzern und frischen Erdwällen, zum ersten Tal im Tarnanstrich, sonst eher
gelb oder grün oder sonst wie. Panzer. Wir fragen uns, ob vor der Grenze
Giftmüll abgeladen wird, da lauter offene Säcke mit einem Inhalt der wie
Schwefel+?? aussieht. Dorf bis auf Tanksstelle zerstört, nur zwei provisorische
Behausungen. Neue Mauer gebaut: ca 2,50m Betonteile mit
Stacheldrahtkrone auf irakischer Seite. Iranische Seite keine Mauer, da
nichts.Dort keinerlei Hinweis ersichtlich oder gehört oder gesagt bekommen,
dass Ausländer nicht passieren dürfen. Unser Eindruck:
sicherheitsgarantierende Präsenz von unifromierten und zivilen Polizisten
und verschiedensten Militäreinheiten, zugleich die Frage, wer eigentlich nicht
für den SIcherheitssektor arbeitet?
Donnerstag, 1. Dezember 2011
Heute vor einem Jahr
Unser erster Tag im Iran! Wir empfinden alles als erholsam hier, es gibt Urlaubs- und
Freizeiteinrichtungen. Ein Jahr später läuft die Propagandamaschine in der BILD-Zeitung. Wir sind uns
sicher, daß wir unter diesen Umständen heute wohl nicht in den Iran eingereist wären...
1. Dezember, Marivan (auf kurdisch: Merîwan, persisch ‫)مریوان‬
Wir haben beschlossen, im Hotel an diesem herrlichen Bergsee (Lake Zarivar) einen
Eingewöhnungstag für den ‫ ايران‬zu machen.
Lesen im Lonely Planet, Kassensturz, detaillierte Routenplanung und vor allem ausschlafen…
Wir sind tatsächlich im ‫ !ايران‬Und unsere Zeitplanung war realistisch, hatten wir doch in Ankara
(früher Angora, antiker Name altgriechisch Ankyra Ἄγκυρα, lateinisch Ancyra) beim Visum-Antrag als
Einreisetag den 1. Dezember angegeben. Und die Routenänderung, anstatt durch die kurdischen
Gebiete der Türkiye Cumhuriyeti durch Heremê Kurdistanê zu fahren, hat sich doppelt bewährt:
Einmal geht die mittelalterliche Winterroute der Seidenstraße über den ‫العراق‬, um die Kälte in den
höheren türkischen Bergen zu vermeiden. Und dann hörte der für uns in der Türkiye Cumhuriyeti
sehr grenzwertige „Terror“ durch Kinder und Jugendliche an der Irakischen Grenze schlagartig auf: In
Heremê Kurdistanê standen die Kinder staunend und respektvoll am Straßenrand, selbst in Städte
kamen wir völlig unbehelligt hinein. Und das alles bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen
von tagsüber über 20°. Dafür mussten wir uns im
‫كۆماری عێراق‬mit Militär, Geheimpolizei und
Polizei arrangieren. Immer wieder Kontrollen, manchmal Durchwinken, manchmal Passkopien,
seltener die wirklichen Pässe mit Einreisestempel. Alles in allem etwas zeitraubend, aber immer
freundlich, hilfsbereit und höflich. Für uns auch eine gewisse Sicherheit, nicht durch
Bombenanschläge wie im arabischen Teil des ‫ العراق‬gefährdet zu sein. Was bleibt, ist das
Misstrauen, hinter mancher interessierten Privatperson könnte sich der Geheimdienst verstecken
und manche zufällige Bitte um ein Foto mit uns und unseren Rädern könnte ein Vorwand sein, uns zu
inspizieren. Aber wir werden diese Rätsel nicht lüften und sind als Radreisende durchfahrende ja
nicht parteiergreifend für die eine oder andere Seite. Die versprochenen Fotos - die wohl genauesten
seit der Handy-Video-Aufnahme - des englisch-sprechenden „nur Hobby-Fotografen“ sind bis heute
nicht angekommen…..
Eigentlich war die Route von Bonn bis hierher ja schon eine Ausweichroute, wegen der
geschlossenen Grenze zwischen Россия und საქართველო (Abchasien [ab'xa:ziən] (abchasisch
Аҧсны/Aṗsny; georgisch აფხაზეთი/Apchaseti; russisch Абхазия/Abchasija)). Deswegen hatten wir
die Route nicht nördlich, sondern südlich des Schwarzen Meeres (adygeisch: Хы ШIуцI, altgriechisch
Πόντος Εὔξεινος/ Pontos Euxeinos, bulgarisch Черно море/Tscherno more, türkisch Karadeniz,
lasisch/megrelisch Uça suğa/უჩა ზუღა/Utscha sugha, georgisch შავი ზღვა/Schawi sghwa,
rumänisch Marea Neagră, russisch Чёрное море/Tschornoje morje, ukrainisch Чорне
море/Tschorne more) wählen müssen. Jahreszeitlich haben wir es gut erwischt, eigentlich von Bonn
bis heute immer im Herbst zu fahren. Bisher nur einmal Frost auf der anatolischen Hochebene (von
altgriechisch anatolē ἀνατολή „Osten“); türk. Anadolu; osmanisch ‫اناطولی‬, İA Anaṭolı), ansonsten
selten zu heiß (im Sommer muss es hier unerträglich sein) und schließlich seit dem Tuz Gölü (türkisch
für „Salzsee“, in der Antike lat. als Lacus Tatta bekannt) bei Ankara (früher Angora, antiker Name
altgriechisch Ankyra Ἄγκυρα, lateinisch Ancyra) regenfrei. (Bis dorthin hatte es eigentlich von Bonn
ab durchgeregnet…) Die einzigen regenfreien durchreisten Länder sind България (weniger als 24
Stunden) und ‫عێراق‬
‫!كۆماری‬
Mittlerweile haben wir Teheraner Zeit, also Sonnenhöchststand ist um 9:30 Uhr nach MEZ. Nun
werden bis Februar die Tagesetappen kürzer ausfallen als bisher (immer zwischen 6 und 7 Stunden
Fahrzeit), denn die tageshellen Stunden sind doch zu wenige. Und schließlich können wir bis Februar
bummeln, denn wenn es Richtung Pamir-Gebirge geht, soll der Schnee ja wieder getaut sein. Im
Februar haben wir dann einen festen Termin in Usbekistan, wo uns Sigrid besucht. Für Sigrid
schreiben wir nun schon unsere Mitbring-Wunschliste (Alex kann ein Lied von singen), von
Fahrradmänteln, Ortlieb-Ersatzklemmen über Tampons bis Weißwurst  Beinahe wäre noch ein
neues Zelt nötig gewesen nachdem nun auch der Reißverschluss des Innenzeltes streikte, aber wir
haben ihn dank dem erinnerten Trick des Schneiders aus Sarajewo wieder in Ordnung bringen
können. Für den ‫ ايران‬stehen dafür einige Visa-Prozeduren an (betreffend die folgenden Länder
Turkmenistan, Oʻzbekiston Respublikasi, Ҷумҳурии Тоҷикистон und Кыргыз Республикасы).
Bisher haben wir tatsächlich geschafft, jeden Tag in unserem Blog zu beschreiben und den
Tagessponsoren von jeweils „ihrem“ Tag einen Ansichtskartengruß zu schicken. Letzteres ist gar nicht
so einfach, denn Ansichtskarten gibt es sehr selten zu kaufen und auch Postämter sind selten zu
finden bzw. befinden sich in Innenstädten, die wir mit dem Fahrrad teilweise wegen der
Kinderhorden nicht anfahren konnten. Also haben sich manchmal etliche Postkarten angesammelt,
die aber schließlich dann doch alle aufgegeben sind… (Kamen sie auch an?)
Ansonsten ist die globalisierte Kommunikation bisher gut: Unsere SMS an die Nr. 00491717443434
können wir täglich abholen (nur in Magyarország funktionierte das Roaming einmal zwei Tage lang
nicht), Email an [email protected] können wir vielleicht wöchentlich abholen. Im
‫ ايران‬funktioniert erstmals twitter nicht, so dass wir keine tweets einstellen können und auch nur
Direktnachrichten bekommen. Dafür gibt´s nach wie vor Blog-Einträge, wobei die Bilder erst später
nachgeliefert werden, weil Modem hier doch sehr langsam arbeiten. In der Türkiye Cumhuriyeti
hatten wir übrigens festgestellt, dass unserer Video-Kanal bei YouTube gesperrt ist, unsere erste
Erfahrung mit Internetzensur. Wir haben gehört, dass YouTube nun einige Videos gelöscht hat und
die Türkei YouTube wieder zulässt.
Sehr bewährt hat sich übrigens der Email-Service von Tagesschau.de ! Wenn wir wöchentlich unsere
Emails abholen, bekommen wir die täglichen Schlagzeilen seit dem letzten Abholen, so dass wir auch
rückwirkend über Nachrichten informiert sind. Und im Fernsehen (gibt´s in Hotels ab Mittelklasse)
gibt es (zumindest im ‫عێراق‬
‫ كۆماری‬und der Türkiye Cumhuriyeti) ‫ الجزيرة‬auf Englisch
mit recht guten Reportagen.
Apropos Hotels: Für uns zum Wäschetrocknen ganz praktisch, aber ökologisch horrende
Energiefresser: Fast immer gibt es Klimaanlagen (die sich auf 32° stellen lassen) oder Heizlüfter, alles
elektrisch. In der zumindest nachts kalten Jahreszeit sind die Dinger dann überall an…
Uebrigens: Rieke und Torsten sind im ‫ايران‬.
Von der Homepage des Auswertigen Amtes:
Von nicht notwendigen Individual- oder Trekkingreisen in die Kurdengebiete im Nordwesten Irans,
insbesondere entlang der türkischen und irakischen Grenze, wird grundsätzlich abgeraten. Bei Reisen
- insbesondere bei Individual- oder Trekkingreisen - in den Provinzen Kerman und Sistan-Belutschistan
sowie in den Grenzgebieten Irans mit Pakistan und Afghanistan besteht ein erhebliches
Entführungsrisiko. Zudem gibt es Berichte über sexuelle Belästigungen weiblicher Individualreisender.
Auf der Strecke Zabul-Zahedan besteht ein Überfall- und Entführungsrisiko, auf der Strecke KermanBam wurden nach Errichtung einer Straßensperre Reisende von Mitgliedern einer terroristischen
Gruppierung erschossen. Es wird daher dringend davon abgeraten, auf dem Landweg, insbesondere
mit dem Fahrrad oder Motorrad, nach Pakistan oder Afghanistan zu reisen. Obwohl bestimmte
Straßen auf Karten unter Umständen als befahrbar ausgewiesen sind, sollten Hinweisschilder auf
militärische Sperrgebiete unbedingt beachtet werden. Dies gilt insbesondere für die Strecke SEMNAN
- MO'ALLEMAN - JANDAQ durch die Wüste DASHT-E KAVIR. Auch in der Grenzregion zum Irak und
insbesondere in der Provinz Kurdestan gibt es zahlreiche Sperrgebiete, die in jedem Falle gemieden
werden sollten.
Freitag, 2. Dezember 2011
Heute vor einem Jahr
Heute vor einem Jahr. Wir fahren durch das iranisch-irakische Grenzgebiet in der iranischen Provinz
‫استان کردستان‬. .
Heute, ein Jahr später, finden wir im Internet einen Artikel, der über ein CIA-Bombenattentat auf
eine Militärparade hier ganz in der Nähe mutmaßt; am 23.9.10, als wir noch in Griechenland waren.
Von Spannungen in der Gegend hier war nichts zu spüren, obwohl das Auswärtige Amt warnte:
"Von nicht notwendigen Individual- oder Trekkingreisen in die Kurdengebiete im Nordwesten Irans,
insbesondere entlang der türkischen und irakischen Grenze, wird grundsätzlich abgeraten.
Obwohl bestimmte Straßen auf Karten unter Umständen als befahrbar ausgewiesen sind, sollten
Hinweisschilder auf militärische Sperrgebiete unbedingt beachtet werden. Dies gilt insbesondere für
die Strecke SEMNAN - MO'ALLEMAN - JANDAQ durch die Wüste DASHT-E KAVIR. Auch in der
Grenzregion zum Irak und insbesondere in der Provinz Kurdestan gibt es zahlreiche Sperrgebiete, die
in jedem Falle gemieden werden sollten."
Gestern wurde in einem Artikel behauptet, die Urananlage in ‫ اصفهان‬sei am 28.11.11 erfolgreich
bombardiert worden. Dort sollten wir später ja auch noch vorbeifahren...
2. Dezember Marivan (auf kurdisch: Merîwan, persisch ‫ )مریوان‬nach Sarvabad, 62,29km, 6261,9
Gesamtkm
Datum: 2.12.10
Tag: 124
TagesunterstützerIn:
von: Marivan m NN 1383
nach: Sarvabad m NN 1262
km 62,29
Gesamt km 6188,1932
km/h: 11,35
Fahrzeit 05:29
gesamte Fahrzeit: 472:06:00
Anstieg in m pro h 154,65
Anstieg in m 848
Abfahrt in m: 969
höchster Punkt in m NN 1507
Steigung/Gefälle 2,92
Heute haben wir uns bekehrt: wir werden keine Straßen mehr fahren, die auf unser Karte nicht
durchgezeichnet sind, auch wenn sie auf einer Tourismuskarte als durchgehend eingezeichnet sind….
Wir bekommen um kurz nach sieben das gute Frühstück und packen schweren Herzens alle Sachen
und verabschieden uns von dem schönen Ort. Die Straße führt uns schnell in die Stadt ‫مريوان‬, wo
wir Geld wechseln. Wir sprechen einen Herrn an und fragen nach einer Bank oder Post, gibt es beides
nicht. Bei der Frage „Dollar – ‫ “????لایر‬ruft er zwei Herren mit großen Plastiktüten herbei. Es sind die
Geldwechsler vom Ort. Also wechseln wir auf der Straße das Geld und sind inzwischen von ungefähr
50 Männern umringt. Es ist aber gar nicht beunruhigend. Wir fahren anschließend auf der Straße, die
uns zunächst an einem ersten Fluss „hinabführt“ bevor wir einem anderen Fluss flussaufwärts folgen.
Es ist eine wunderschöne Gegend mit vielen Bäumen, kleinen Dörfern, viel Landwirtschaft und die
einen oder anderen großen Hühnerfarmen. Mittags essen wir am Busbahnhof der nächst größeren
َ . Wir haben gerade die Räder abgestellt und abgeschlossen, als die Schule aus ist
Stadt einen ‫كباب‬
und eine Horde von Jugendlichen zum Busbahnhof zustürmt. Reflexartig schließen wir unsere Räder
wieder auf und wollen fliehen, als uns klar wird, dass wir das gar nicht müssen. Sie schauen
interessiert, ebenso die Erwachsenen und dann warten sie auf den Bus. Wir können ganz entspannt
im ersten Stock essen und unseren Rädern geschieht nichts. Ein wenig müssen wir uns da wohl noch
umgewöhnen. Überhaupt brauchen wir noch eine Weile, um eine Gefühl für das Land zu bekommen
und ein wenig von dem Misstrauen, das uns begleitet – oder gesteigerte Aufmerksamkeit, das ist
wohl eher eine Skala – zu verlieren. Kurz bevor wir die Stadt erreichen, fragt aus einem Auto heraus
eine elegante Dame, woher wir sind und bietet uns ein Getränk an. So etwas nehmen wir gerne an
und so hält Gunda, um es in Empfang zu nehmen: es ist Bier!!! Völlig irritiert lehnt sie ab, denn das ist
hier ja nun strengstens verboten. Wir wissen nicht, ob die Dame einfach der Meinung war, dass wir
Europäer uns sicherlich über ein Bier freuen würden oder ob das ein Test war, zumal etwas weiter
vorne ein Auto stand, das uns beobachtet. Wir wissen es schlicht weg nicht und hoffen sehr, dass wir
irgendwann in unserer Zeit eine Einladung in eine Familie erhalten, wo wir solche Fragen auch stellen
können. Beim Mittagessen studieren wir erneut unsere beiden Karten und sehen auf der Karte dieser
Region, dass es einen direkten Weg zu der Stadt geht, durch die wir müssen und der nicht über 2.000
m geht. Also entscheiden wir uns dafür und fragen an der Abzweigung einen Bauarbeiter, ob die
Straße gut ist. Er bejaht und so fahren wir beherzt von der Hauptstraße ab. Die ersten 20 km sind
auch gut, steil aber in einem guten Zustand. An einer besonders steilen Stelle hält uns ein Mann an
und sagt uns – wir sehen das Dorf schon vor uns – dass ab dem Dorf der Asphalt für ungefähr 30-40
km aufhört. Er bietet uns an, uns mitzunehmen und bei ihm zu übernachten. Wir denken, das geht
doch alles und lehnen ab. Wir fahren in das Dorf und halten beim ersten Laden und kaufen noch ein.
Dort steht er wieder und lädt uns ein. Wir sagen wieder nein, inzwischen ist der Asphalt weg und
fahren wieder los. Bald ist im Dorf bereits die Straße so steil, dass Wolfgang schieben muss. Am
nächsten Laden holen wir ein wenig Wasser und beratschlagen, was zu tun ist. Er ist wieder da und
fragt und ein drittes Mal. Wieder sagen wir nein und schieben ganz wacker den Berg hinauf. Er fährt
an uns vorbei und wir müssen nach wenigen Metern einsehen, dass das keinen Sinn hat. Wir drehen
um und fahren zurück. Wir haben bisher nur gelesen, dass die Höflichkeitsform im ‫ ايران‬vorsieht,
dass dreimal ein Angebot gemacht wird und die Möglichkeit besteht zuzusagen oder abzulehnen.
Dann dreimal Nein ist das Angebot abgelehnt.
Wir holen also wieder Wasser im Laden neben dem ersten Laden und sind umringt von Kindern, die
alle sehr nett und respektvoll sind und fahren zurück zum Fluss. Mutig schlagen wir unser Zelt auf, es
gibt ja wieder Bäume, so dass das geht. Uns gegenüber ist ein Dorf, das am Berghang glitzert.
Wir sind gespannt, wie kalt die Nacht ist, heute Morgen war es sehr kalt als wir zum Frühstück
gingen.
Samstag, 3. Dezember 2011
Heute vor einem Jahr
Heute vor einem Jahr machen wir die erste Bekanntschaft mit dem iranischen Bewässerungssystem,
das uns so viele Monate begleiten wird. Inzwischen wissen wir auch, daß die unzähligen Öl-Laster auf
der Paßstraße iranisches Öl in Raffinerieen in den Irak und dann wieder zurück bringen. Durch das
Embargo (für solche Technik) hat Iran zuwenig funktionierende Raffinerieen.
Heute ist in Bonn eine Demonstration gegen den Krieg in Afghanistan. Auf unserer Route später
werden wir ja deutsche Afghanistan-Truppen in Termiz treffen und zwei Wochen lang am Панҷ, dem
Grenzfluß zwischen Tadschikistan und Afghanistan, entlangfahren, immer "Auge in Auge" mit den
Afghanen auf dem gegenüberliegenden Pfad.
Im Internet finden wir zwei arte-Beiträge zu Afghanistan. (1) (2)
Mit offenen Karten (französisch Le Dessous des cartes) ist eine wöchentlich ausgestrahlte Sendereihe
von ARTE, in der ausschließlich anhand von Karten komplexe historische, geopolitische oder
wirtschaftliche Sachverhalte hochkonzentriert aber allgemein verständlich dargestellt werden. Die
Sendung Le Dessous des cartes wurde 1990 auf dem französischen Sender France 5 erstmals
ausgestrahlt, später dann auf ARTE. Seit Ende 1992 wird sie auf ARTE auch auf deutsch ausgestrahlt
und ist die älteste ARTE-Sendung, die noch immer produziert wird. Die etwa zehnminütige Sendung
behandelt meist ein einschlägiges und aktuelles Thema, gelegentlich aber auch Problematiken, die
am Rande der Aufmerksamkeit liegen. Die Themenbandbreite reicht dabei von der Entstehung der
Weltkarte über die Meeresverschmutzung bis zu historischen und brandaktuellen Themen wie der
geopolitischen Situation Japans im Lauf der Jahrhunderte oder der Außenpolitik der USA. Häufig
werden auch Länder oder Regionen mit ihren besonderen geopolitischen Gegebenheiten vorgestellt.
Um bestimmte Themen ausführlicher behandeln zu können, werden diese häufig auf 2-3 Folgen
ausgedehnt. Zum Abschluss jeder Sendung präsentiert Jean-Christophe Victor noch weiterführende
Literatur oder kulturelle Ereignisse, die sich auf das Thema der Sendung beziehen.
3. Dezember Savabad nach Tizhtizh, 51,94 km, 6314,6 Gesamt km
Datum: 3.12.10
Tag: 125
TagesunterstützerIn:
von: Sarvabad m NN 1262
nach: Tizhtizh m NN 1662
km 51,94
Gesamt km 6240,1332
km/h: 9,94
Fahrzeit 05:13
gesamte Fahrzeit: 477:19:00
Anstieg in m pro h 159,30
Anstieg in m 831
Abfahrt in m: 431
höchster Punkt in m NN 1665
Steigung/Gefälle 2,43
Der Morgen ist so kalt, dass wir Hotel-Verwöhne warten, bis die Sonne aufgegangen ist und ein
wenig wärmt.
Dadurch kommen wir erst um 9:00 Uhr los. In der Nacht hatten wir noch Hundestreit vor unserem
Zelt: plötzlich gab es ein wildes Knurren und Bellen und dann verzog sich ein Bellen und es war
wieder ruhig. Wir vermuten, dass einer der Hunde uns „adoptiert“ hat und Krach mit einem anderen
Hund, der sich genähert hat, angezettelt hat. Ansonsten haben wir es genossen, mal wieder so
einfach draußen sein zu können.
Dank unserer Bekehrung fahren wir auf der guten Straßen an vielen Bächen entlang langsam aber
stetig bergauf. Die Landschaft ist atemberaubend
und heute ist Freitag, so dass viele Familien in Festkleidung unterwegs sind. Immer wenn wir eine
Wasserpause am Rand machen, halten Autos für ein Foto mit uns.
Wir werden von einem Auto angehalten, das in gutem Englisch sehr gezielt nach unseren
Grenzübergängen fragt. Abgesehen davon, sind es alles kurze herzliche Begegnungen. Zum
Mittagessen sind wir in „Negel“, einem kleinen Ort, der berühmt für den ‫ القرآن‬ist, der in einer
extravaganten Moschee aufbewahrt wird. Es ist einer von nur dreien aus der Zeit direkt nach ‫محمد‬.
Da heute Freitag ist, können wir uns ihn leider nicht ansehen, wir kommen genau zum ‫صالة الجمعة‬
an. In einem kleinen Imbiss neben der Moschee essen wir in Brot gewickelte Nudeln mit Salat
gemischt, sehr eigen, aber durchaus gut schmeckend. Eine Familie möchte uns anschließend noch
zum Essen einladen, da wir aber gegessen haben, lehnen wir ab. Der Vater teilt aber dann doch noch
einen Spieß mit uns, der ebenfalls sehr gut ist. Wir fahren weiter auf unserer Passstraße.
Landschaftlich verändert sich wenig, nur die Bäume werden weniger und wir staunen, wie hoch und
steil den Berg hinauf die Äcker gefurcht sind.
Wir sehen, dass Feldarbeit hier sowohl Hand- als auch Maschinenarbeit ist. Wir kommen durch einen
weiteren Ort und kaufen in einem kleinen Laden ein. Während Gunda einkauft und die ersten zwei
Worte ‫ فارسی‬lernt (‫ن ان‬/Brot und ‫ ش ير‬/Milch) unterhält sich Wolfgang mit einem Teheraner. Nach
dreimaligen Fragen lehnt der Ladenbesitzer die Bezahlung immer noch ab, damit ist uns der Einkauf
geschenkt worden. Mit dem neu gelernten Wort „‫ن ان‬/Brot“ geht es noch auf die Suche nach Brot,
das es in Läden nicht gibt. Schließlich endet die Suche in einem Restaurant, wo Brot verkauft wird.
Mit allem ausgestattet fahren wir weiter hinauf. Gerade erfreuen wir uns an der Klarheit der Bäche,
als auffällt, das der Bach Ölschlieren hat. Kurz darauf sehen wir, dass unter einer Brücke Öl
herausläuft. Kurz darauf sehen wir die Ursache: einer der unzähligen Öl-Laster, die auf der Bergstraße
Richtung ‫ العراق‬fahren, ist auf der uns entgegenkommenden Straßenseite gegen den Berg gekracht
und das Öl ist ausgelaufen. Er steht mit zwei anderen Lastern in der Außenkurve und ist über und
über mit Öl verschmiert.
Als wir kurz vor Sonnenuntergang sehen, dass die Straße nun auf den eigentlichen Pass, der
irgendwas mit 2000 plus ist, zugeht, entscheiden wir, dass das ein Projekt für den nächsten Morgen
ist. Wir sehen einen Bach und Bäume und steuern mutig drauf zu. Beim Schieben durch den ersten
Acker (ganz gegen unsere Prinzipien) fällt uns auf, dass das Wasser aus dem Berg nach unten läuft.
Das finden wir ganz nett, lauter Quellen denken wir. Wir schieben durch den frisch gepflügten und
total nassen Acker (gegen Prinzip Nummer zwei) auf die Obstwiese zu, der Boden ist auch nass. Wir
sehen bald warum: es verläuft eine Bewässerungsgraben oberhalb des Feldes und die Quellen sind
gezielte Bewässerungen. Nun vertrauen wir darauf, dass der Bauer schon nicht in der Nacht das
Konzept ändert wird und fangen mit dem Aufbau an. In dem Moment kommt der Bauer und ist völlig
erstaunt, als Wolfgang ihn anspricht. Es ist kein Problem, dass wir hier übernachten, er richtet die
Bewässerungsgräben im Feld noch her und verändert die Bewässerung. Er bietet uns sogar an, im
Haus oberhalb zu übernachten und zeigt uns den Weg zur eigentlichen Quelle. Zum Schluss lädt er
uns zum Essen ein, was wir aber ablehnen, da er im Dorf wohnt. Wir richten uns auf eine kalte Nacht
auf 1.662 m ein.
Sonntag, 4. Dezember 2011
Heute vor einem Jahr
Heute vor einem Jahr - eine unterschätzte Bergetappe.
Heute, ein Jahr später, wird Wolfgang in Bonn die "Antikriegskonferenz" besuchen. Gleichzeitig ist
heute der Tag mit einer der größten Evakuierungen seit Jahrzehnten. Auch das sind Folgen eines
Krieges - vor 70 Jahren! Für uns steht die Sperrung des Rheintals jetzt in einem Zusammenhang mit
großen Strecken unserer Reise: Praktisch seit Kroatien sind Land, Orte und Menschen sichtbar von
Krieg geprägt. Viele Monate haben uns Landminen begleitet, bedroht. Anfang 2010 beim Besuch in
Columbus, Ohio/USA, das Originalflugzeug des Atomangriffs auf Nagasaki im Luftwaffenmuseum,
später auf unserer Reise der Besuch in Nagasaki und die Erfahrung der "gebrochenen Seele" Japans.
Und auch der geographische Zusammenhang: Der Ort des Museums, die Wright-Patterson Air Force
Base (kurz: Wright-Patterson AFB), ein bedeutender Stützpunkt der US Air Force (USAF) in Ohio,
Hauptquartier des Air Force Materiel Command (AFMC), dann, am Anfang unserer Reise Ramstein,
später Incirlik und schließlich die "Zielgebiete", damit sind wir wieder bei unserer Reise heute vor
einem Jahr.
Samstag, 4. Dezember 2010
1.-4. Dezember - 122, 123, 124, 125
4. Dezember Tizhtizh nach Sanandadsch (persisch ‫ ;سنندج‬Sanandaj, auf kurdisch Sine), 48,97km,
6364,1 Gesamt km
Datum: 4.12.10
Tag: 126
TagesunterstützerIn:
von: Tizhtizh m NN 1662
nach: Sanandaj m NN 1558
km 48,97
Gesamt km 6289,1032
km/h: 9,26
Fahrzeit 05:17
gesamte Fahrzeit: 482:36:00
Anstieg in m pro h 186,06
Anstieg in m 983
Abfahrt in m: 1087
höchster Punkt in m NN 2160
Steigung/Gefälle 4,23
Der heutige Tag besteht aus einem Radfahren, das zwischenzeitlich den Titel Bergsteigen verdient.
Zunächst geht es aber nach einem steilen Anstieg langsam den Pass hinauf auf einer schönen Straße.
Wir denken, dass wir die knapp 40 km bis zur Stadt locker schaffen und planen ohne Mittagspause.
Es geht bergauf und bergab und bald sind wir am ersten Pass, der auch schon beinahe 2.000 m hoch
ist. Es geht nur 200 m bergab und dann geht es den nächsten Pass hoch. Schon von Weitem sehen
wir, dass sich die Autos um eine Bergkuppe mühen. Dennoch ist die Straße schön und die Ausblicke
toll.
Wir erreichen den Pass mit der zusätzlichen Mühe einer Baustelle. Der Fahrstil an sich ist schon eher
chaotisch, aber bei einer Baustelle bricht die Anarchie aus: aus ehemals zwei, jetzt eh nur einer Spur
werden locker 4-5 Spuren, aus dem Rechtsverkehr etwas, das ermöglicht, möglichst ohne Bremsen
voranzukommen. In alledem wir und auf schlechten Straßen. Zum Glück ist der Abschnitt eher kurz.
Danach geht es rasant ins Tal und wir denken uns, jetzt ist es geschafft, noch 15 km im Tal und wir
sind da, als wir sehen, dass die Straße nicht im Tal geht, sondern schön über zwei weitere Pässe
geleitet wird. Wir kommen daher ziemlich k.o. und ein wenig genervt in der Stadt ‫ سنندج‬an, die aber
nett und schön ist. Wir finden mit Hilfe eines netten Taxifahrers, der sogar noch hinter uns her fährt
als er sieht, dass wir die Abbiegung nicht nehmen, ein Hotel und sind von der Hitze im Zimmer ganz
überwältigt und von der Dusche begeistert. Es gibt sogar Internet, so dass wir Mails abschicken
können.
Montag, 5. Dezember 2011
Heute vor einem Jahr
Heute vor einem Jahr machen wir die erste Bekannsschaft mit freundlichen Sanis vom Roten
Halbmond im Iran.
Heute, 2011, ist das ‫عاشوراء‬-Fest in der Schiitischen Welt. Wir haben es ja im letzten Jahr am 15.
Dezember in Arak erlebt. Aus diesem Anlaß verschickt das Auswärtige Amt diese Reisewarnung:

Wegen eines hohen islamischen Feiertages (Aschura-Fest) ist am 5. und 6. Dezember in ganz
Teheran mit der Abhaltung von Prozessionen, Gebeten und religiösen Veranstaltungen zu
rechnen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass es in diesem Umfeld auch zu politischen
Demonstrationen kommt. Deutschen in Teheran wird daher dringend empfohlen, AschuraFeierlichkeiten zu meiden und keinesfalls Bild- oder Tonaufnahmen anzufertigen. Bis zum 25.
Dezember wird in Iran als Zeit der religiösen Besinnung der Trauermonat Moharram
begangen. Reisenden wird daher empfohlen in dieser Zeit besondere Rücksichtnahme und
Wachsamkeit im öffentlichen Bereich walten zu lassen.

Bei anti-britischen Demonstrationen am 29. November 2011 kam es zu schweren Übergriffen
auf zwei Standorte der britischen Botschaft in Teheran. Angesichts der anhaltend
angespannten Situation sollten Deutsche in Iran besonders im Bereich der Hauptstadt erhöhte
Vorsicht walten lassen und persönliche Sicherheitsvorkehrungen erhöhen.

Reisenden wird dringend empfohlen, jegliche Kundgebungen, Menschenansammlungen oder
Demonstrationen weiträumig zu meiden. Insbesondere sollten Film- oder Tonaufnahmen von
Demonstrationen, ihres Umfeldes oder von Polizisten/ Sicherheitskräften und öffentlichen
Gebäuden unter allen Umständen vermieden werden, da dies als Spionagetätigkeit gewertet
werden kann.

Nach den Massenprotesten gegen die Präsidentschaftswahlen vom 12. Juni 2009, die vielfach
unter Anwendung von Gewalt aufgelöst wurden und auch Tote gefordert haben, war es in
Teheran und anderen Städten des Landes in unregelmäßigen Abständen zu weiteren
Demonstrationen und gewaltsamen Gegenreaktionen gekommen. Die Proteste waren insbesondere zu politisch wichtigen Ereignissen wie am Jahrestag der Besetzung der USBotschaft (4. November), am sog. Studententag (7. Dezember), dem Aschura-Fest (Im Jahr
2011 am 6. Dezember) oder am Revolutionstag (11. Februar) - wieder aufgeflammt. An
diesen Daten ist besondere Vorsicht geboten. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass es
abhängig von der politischen Entwicklung zu weiteren Demonstrationen kommen kann.

In den vergangenen Monaten gab es mehrere Fälle, in denen ausländische Staatsangehörige,
darunter auch Deutsche, aus diesen Gründen verhaftet wurden. Die Konsequenzen einer
solchen Verhaftung sind schwer abzuschätzen, sie kann durchaus zu mehrjährigem
Gefängnisaufenthalt und Gerichtsverfahren führen. In diesem Zusammenhang ist zu
beachten, dass iranischen Bürgern seit 4. Januar 2010 der Kontakt zu zahlreichen westlichen
Organisationen und Medien verboten ist. Iraner wurden zudem aufgefordert, keine Kontakte
mit Ausländern, ausländischen Botschaften und mit ihnen zusammenarbeitenden
Organisationen „über das normale Maß“ hinaus zu pflegen. In Einzelfällen wurden deutsche
Staatsangehörige, die ihre Unterkunft in Iran über soziale Netzwerke im Internet organisiert
hatten, von den iranischen Behörden überprüft und um sofortige Ausreise gebeten. Reisende
sollten dies bei der Wahl einer Unterkunft insbesondere bei ihnen persönlich unbekannten
Gastgeb ern bedenken.

Fotografieren und Filmen (auch mit Mobiltelefon) sollte insgesamt restriktiv und mit der
gebotenen Sensibilität gehandhabt werden. Dem Auswärtigen Amt sind Fälle bekannt
geworden, in denen Touristen Kameras abgenommen und sie vorübergehend festgenommen
wurden, da sie verdächtigt wurden, öffentliche Gebäude oder Demonstrationen fotografiert
zu haben. Ebenfalls abzusehen ist vom Versenden von Fotos oder Reiseberichten, die in
irgendeiner Weise Bezug zu aktuellen politischen Entwicklungen haben. Gleiches gilt für SMS
und Telefonate. Die entsprechende Kommunikation wird überwacht und es sind Fälle
bekannt, bei denen ausländische Staatsangehörige aufgrund derartiger Kommunikation mit
ihrem Heimatland angeklagt und verurteilt worden sind. Die Kommunikation im Inland und
mit dem Ausland ist phasenweise sehr schwierig und nicht immer möglich.

Seit Mitte September 2011 ist bereits vor der Beantragung eines iranischen Visums die
Vorlage einer für Iran gültigen iranischen oder deutschen Unfall- und
Reisekrankenversicherung notwendig. Der Versicherungsschutz muss bei Antragstellung
gegenüber der iranischen Auslandsvertretung nachgewiesen werden.

Reisende, die neben der deutschen auch die iranische Staatsangehörigkeit besitzen, werden
vermehrt nach Einreise von den iranischen Sicherheitsbehörden über den Grund ihres
Auslandsaufenthaltes verhört. Möglich sind auch Passentzug und Verhängung einer
Ausreisesperre, sowie Überprüfung von Handys, Kamera und PC. Auch eine strafrechtliche
Verfolgung von politischen Aktivitäten in Deutschland (z.B. Teilnahme an anti-iranischen
Demonstrationen in Deutschland), bis hin zu Inhaftierung und Verurteilung in Iran, kann nicht
ausgeschlossen werden.

Reisende haben in Iran keinerlei Möglichkeiten Geld abzuheben oder sich anderweitig zu
beschaffen. Eine Zahlung mit Kreditkarte ist nur in sehr seltenen Ausnahmefällen möglich.
Traveller Schecks können nicht umgetauscht werden. Es gibt auch keine offiziellen
Überweisungswege, die ausländische Touristen kurzfristig nutzen könnten. Reisende sollten
bei ihrer Urlaubsplanung deshalb unbedingt beachten, dass sie für ihren Aufenthalt in Iran
genügend Bargeld bei sich führen.
Alle Deutschen, die sich auch nur vorübergehend in Iran aufhalten, können in eine
Krisenvorsorgeliste aufgenommen werden. Die Botschaft rät dazu, auch für kurze
Aufenthalte von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen damit sie - falls erforderlich - in
Krisen- und sonstigen Ausnahmesituationen mit Deutschen schnell Verbindung aufnehmen
kann. Die Deutschenlisten haben sich auch bei den Unruhen der vergangenen Monate in
anderen Ländern der Region als sehr hilfreich erwiesen. Die Liste wird ausschließlich
elektronisch geführt, eine Registrierung kann unter folgendem Link erfolgen:
https://service.diplo.de/elefandextern/registration.do. Eine gesonderte Übersendung der
Personen- und Aufenthaltsdaten an die Botschaft ist nicht notwendig.
5. Dezember Sanandadsch (persisch ‫ ;سنندج‬Sanandaj, auf kurdisch Sine) nach Kamyaran (Persian:
‫ك ام ياران‬, also Romanized as Kāmyārān)[1], 76,67 km, 6432,6Gesamtkm
Datum: 5.12.10
Tag: 127
TagesunterstützerIn:
von: Sanandaj m NN 1558
nach: Kamyaran m NN 1674
km 67,67
Gesamt km 6356,7732
km/h: 11,52
Fahrzeit 05:52
gesamte Fahrzeit: 488:28:00
Anstieg in m pro h 160,40
Anstieg in m 941
Abfahrt in m: 825
höchster Punkt in m NN 1980
Steigung/Gefälle 2,61
Unsere Räder haben eine gute Nacht in der Wäscherei des Hotels und hatten es bestimmt nicht ganz
so warm wie wir in unserem überheizten Zimmer. Wir haben tatsächlich bei offener Balkontür
geschlafen!
Heute fällt es uns eher schwer viel zu schreiben, weil der Tag insgesamt nervig war. Grundsätzlich
sind wir aber gut vorangekommen und haben zwei Pässe gemeistert. Beim ersten Pass haben wir die
Aussicht auf das Tal genossen und die Berge lagen wie mit Samt überzogen vor uns.
Anschließend sind wir lange an einem Fluss entlang bergauf gefahren auf einen ganz neuen
Staudamm zu, der riesengroß und sehr weit oben am Berg ist. Wir sind auf fast 1.700 m an ihm
vorbeigefahren und er ist bestimmt weitere 200 Höhenmeter höher gewesen. Nachdem wir keine
Möglichkeit gefunden haben, irgendwo etwas zu essen, kaufen wir an einem der vielen kleinen
Laden-Stände an der Straße etwas ein und packen unsere Sachen aus. Es ist das erste Mal seit der
Türkei, dass uns kein Tee oder keine Sitzmöglichkeit angeboten wird. Auch kein Wasser oder was
auch immer. Ein wenig verwundert hocken wir uns auf einen kalten Stein und essen. Die Autofahrer
fahren hier wie die Besessenen, das Prinzip ist eine möglichst hohe Bremsfreiheit im Fahrstil. Wir
müssen das erste Mal seit Sarajewo uns vor einem nicht stoppen wollenden LKW mit einem „Sprung“
in den Seitenstreifen retten. Als dann noch Kinder „Hello, hello“ rufen, wären wir am liebsten
umgekehrt und nach Kurdistan in den Irak zurückgefahren…. Wir kämpfen uns einen zweiten Pass
hinauf, kommen an Lokalen vorbei, wieder ohne Tee-Einladung. Als wir den Pass wieder hinunter
fahren auf der Suche nach Wasser, halten wir an der Erst-Hilfe-Station und bekommen dort zwei
Flaschen Trinkwasser und können unsere Wassersäcke auffüllen.
Die Begegnung hat für heute unseren Iran-Eindruck ein wenig gerettet, als wir dann noch im
Abendrot auf die hohen Berge zufahren, geht es uns schon ein wenig besser. Nun sind wir mit
unserem Zelt in einem Park neben einer Kiesgrube und freuen uns auf die klassischen Nudeln.
6. Dezember, Kamyaran (Persian: ‫ك ام ياران‬, also Romanized as Kāmyārān)[1] nach Kermānschāh
(persisch ‫ کرمانشاه‬/kʲermɔːnˈʃɔːh/, kurdisch: Kirmashan), 71,11km, 6504,7 Gesamt km
Datum: 6.12.10
Tag: 128
TagesunterstützerIn:
von: Kamyaran m NN 1674
nach: Kermanshar m NN 1530
km 71,11
Gesamt km 6427,8832
km/h: 14,69
Fahrzeit 04:50
gesamte Fahrzeit: 493:18:00
Anstieg in m pro h 17,59
Anstieg in m 85
Abfahrt in m: 229
höchster Punkt in m NN 1677
Steigung/Gefälle 0,44
Panne: Platter an Wolfgangs Wagen
Heute ist Nikolaus!
Etwas, das in diesem Kulturkreis kaum vorstellbar ist. Aber wir haben uns heute ein zweites Mal
bekehrt: wir fahren jetzt auf dem Seitenstreifen. Nach dem Tag gestern und dem Versuch heute
Morgen die Straße zu überqueren, wo alleine die bloße Existenz am Straßenrand zum Hupkonzert
ausreichte. Also sind wir brav auf den Seitenstreifen ausgewichen und sofort veränderte sich das
Hupen und wird zu einem größtenteils freundlichem, manchmal noch ärgerlichen, immer wieder und
eigentlich zu oft anmachenden Hupen. Es geht zunächst weitere 200 m bergab und wir sind ganz
erstaunt, wie schnell wir voran kommen. Am Ende der Stadt ist eine Polizeikontrolle und wir werden
von einem Polizisten rausgewunken, der ganz besorgt fragt, ob es nicht zu kalt zum Radfahren sei
und Wolfgangs Hände und Wange befühlt und der Meinung ist, dass beide viel zu kalt seien. Als wir
beschließen, die erste Pause zu machen, hält vor uns ein Auto des Roten Halbmondes und schenkt
uns zwei Flaschen Mineralwasser und zwei eingepackte Kuchen. Über beides freuen wir uns sehr, da
wir nicht zum Einkaufen gekommen waren bzw. uns den Einkauf für die Stadt aufbewahrt haben, in
der Hoffnung, dort mit Preisen ausgezeichnete Waren zu finden, so dass wir ein Gefühl für Preise
bekommen, denn bisher hatten wir bei den kleinen Läden - seitdem wir die Provinz ‫کردستان‬
‫استان‬
verlassen haben, denn dort wurde uns der Einkauf in der Regel geschenkt oder weniger Geld
genommen als zunächst gesagt – das Gefühl, dass ein ziemlicher Batzen an Touristen-Preis oben
drauf kommt. Wir machen an einer Tankstelle halt
und machen erneut die Erfahrung, dass es an iranischen Tankstellen keinen Tee mehr gibt.
Danach fahren wir wacker auf dem Seitenstreifen vor uns hin und es geht die gesamte Zeit auf
ebener Strecke durch ein ganz fruchtbares Tal, das von den hohen und zerklüfteten Bergen umrahmt
ist.
Zum Mittagessen halten wir an einem Grill am Rande und entdecken, dass der Reifen vom Wagen
platt ist.
Also reihen wir uns in die reparierenden Massen am Straßenrand ein.
Wir sind sehr schnell am Ziel und fahren durch die Stadt ‫کرمانشاه‬, was im Grunde ganz gut geht,
wenngleich der Fahrstil in der Stadt noch anarchischer ist als sonst schon. Es erstaunt uns auch heute
wieder, dass die Begegnungen mit den Menschen wirklich nett und freundlich sind, aber sobald sie
im Auto sitzen, geht ein Wandel vor und es ist so, dass man eigentlich nur noch das Land verlassen
möchte. Wir finden aber mit Hilfe von vielen Hinweisen unser Hotel, das sehr schön ist und wo es gar
kein Problem ist, unsere Räder ins Restaurant zu schieben. Die Stadt liegt mitten in den Bergen und
ist im Krieg (1980 – 88 Irak/Iran) wohl ziemlich zerstört gewesen. Morgen haben wir unseren freien
Tag, worauf wir uns sehr freuen. Wir hoffen, dass es weiterhin schneefrei bleibt, nachdem uns heute
zwei Schneeflüge entgegen gekommen sind.
Einquartiert in ein angenehmes Hotel im Stadtzentrum für DZ 40 US$ gönnen wir uns ein Bier am
Abend. Ein original Bitburger, das hier im ‫ ايران‬unter Lizenz gebraut wird, mit Apfel- oder PfirsichAroma und natürlich alkoholfrei. Daneben im Regal fand sich Jever Fun importiert aus Deutschland
und jede Menge einheimische Biersorten ohne Alkohol. Das Bit schmeckt so gut und frisch, dass es
wohl unser Favorit wäre, wenn es nur in anderen Ländern zu bekommen wäre. Inzwischen wissen wir
auch, was eine 1 l Flasche kosten sollte. (Aber in Deutschland ist die Alkohol-Lobby wohl zu stark, als
dass gut schmeckende alkoholfreie Biere auf den Markt kämen…)
Seit der Türkiye Cumhuriyeti ist das mit dem Bier ja so ein Kult: In der Türkei und Heremê Kurdistanê
in eigenen Läden, verkauft in schwarzen Plastiktüten, in der Türkei überteuert, in Kurdistan auch
deutsches Bier billiger als in Deutschland, im ‫ ايران‬verboten, dachten wir…
Immer wieder entdeckten wir in Kurdistan oder jetzt im Iran abgelegene Plätze in der Natur mit
leeren Bierflaschen, oft auch harte Sachen dabei…
Das Verbotene wird auch hier zum Kult der Halbstarken…
Ganz schön überrascht waren wir, als Gunda von einer Dame aus dem Auto heraus vorgestern eine
Dose Tuborg (mit Alkohol) angeboten bekam; wir lehnten ab, weil wir die Situation nicht einschätzen
konnten… War es eine Freundlichkeit westlichen Touristen gegenüber, oder wollte jemand uns auf
die Probe stellen?
Nun, nach der ganzen Geheimnistuerrei um Bier seit der Türkei sind wir wie gesagt froh, im Iran
endlich unsere Lieblingsmarke gefunden zu haben: Bit aus der Eifel, sportlerfreundlich ohne Alkohol
und ohne das ständige Damoklesschwert des Verbotenen!
Bisher geheime Notizen:
Wir sind bisher eher verwundert über den Iran. Vielleicht sind wir aber auch einfach zu sehr verwöhnt
von der kurdischen Kultur. Wir essen neben einem Laden und bekommen noch nicht einmal einen Tee
angeboten. Beim Hineinfahren nach Kermanshah fährt ein junger Mann auf dem Mofa absichtlich in
das Rad von Gunda. WIr sind beide ziemlich genervt von der respektlosen Art und Weise Auto zu
fahren. Verwundert auch über die Art und Weise mit "ungläubigen" Frauen umzugehen, sie ienfach zu
fotografieren, blöd anzumachen etc.
Dienstag, 7. Dezember 2010
Wir begruessen Rieke und Thorsten im Iran - herzlichen Glueckwunsch!
Bilder im Blog nachgetragen seit 30. November!
Ihr Lieben,
unser blog verwendet das Picasa-Webalbum von Google. Darauf haben wir derzeit nicht zuverlaessig
Zugriff. Daher folgen die Bilder seit 30.11. erst jetzt...
Mittwoch, 7. Dezember 2011
Heute vor einem Jahr
Heute vor einem Jahr hatten wir einen Vorgeschmack auf ‫ عاشوراء‬und außerdem Zeit, im Blog
nachzutragen, was wir uns in der Türkei nicht getraut hatten.
Eine schreckliche Verbindung mit dem Tag vor einem Jahr ist der gestrige Bombenanschlag auf das
‫ عاشوراء‬Fest in ‫کابل‬
Dienstag, 7. Dezember 2010
5.-7. Dezember 2010 - 126, 127, 128, 129
7. Dezember, Kermānschāh (persisch ‫ کرمانشاه‬/kʲermɔːnˈʃɔːh/, kurdisch: Kirmashan)
Urspruengliche Planung > 119. Tag
aktuell > 127. Tag
Heute Morgen haben wir erst einmal ausgeschlafen. Ein freier Tag dient nicht nur zur körperlichen
Regeneration, Einkaufen, Reparieren, Waschen, sondern vor allem auch dazu, Gefühl und Vertrauen
in ein Land zu gewinnen. Mit unseren Fahrrädern fallen wir natürlich immer auf und sind im
Mittelpunkt jedes Interesses, hier im ‫ ايران‬bisher aber durchaus friedlich. Die Kinder zerlegen nicht
gleich alles wie in Ost-Anatolien, Polizisten sind durchaus freundlich und wenn man jemanden fragt,
bekommt man eine brauchbare Auskunft. Der Kampf gegen die aggressiven und oft aufdringlichen
Autofahrer hier im Iran nervt aber auf die Dauer so, dass es einen Tag zu Fuß in der Stadt einfach
braucht, um auch einen anderen Eindruck der Menschen hier zu bekommen. Gestern sehnten wir
uns manchmal nach Kurdistan zurück, wo wir uns wirklich wohl fühlten und oft Einkäufe geschenkt
bekamen bzw. gefragt wurden, wo wir denn schlafen wollen. Hier haben wir oft den Eindruck, dass
der Touristenpreis für uns eine Null mehr hat und wir sind plötzlich Kunden anstatt Gäste. – A Propos
Kurdistan: Wenn wir hier davon sprechen, meinen wir die Autonome Provinz Kurdistan im ‫العراق‬,
nicht das Anspruchsgebiet, wie wir es im Hotel in ‫ زاخو‬fotographiert hatten. Danach wären wir seit
dem Mittelmeer bis gestern in Kurdestan. Übrigens wurden wir in der Provinz ‫کردستان‬
‫استان‬
im ‫ ايران‬auch immer wieder begrüßt mit „Willkommen in Kurdistan.“
Nun, das Phänomen der Gebietsansprüche ist nichts Neues auf unserer Reise. Wie gesagt,
„Kurdistan“ würde von hier bis zum Mittelmeer reichen, wogegen natürlich die Türkler etwas haben,
die mit Mühe ihre Grenze mit Ελλάδα stabilisiert haben. Die Έλληνες ihrerseits beschildern
Constantinopolis wie selbstverständlich noch heute als inländisches Ziel, fühlen sich auf der anderen
Seite aber bedroht, von Македонија, weil dies Ansprüche auf die gleichnamige griechische Provinz
stellen könnten. Република Македонија wiederum fühlt sich bedroht von der UCK, die albanische
Ansprüche im Norden erkämpfen wollen. Dass der jetzt eher albanisch dominierte Kosova/Kosovë
eigentlich von den Срби als Wiege ihrer Nation angesehen wird, ist weitgehend bekannt. Die
Muslime in Bosna i Hercegovina fühlen sich durch Срби und Hrvati bedroht, die wohl das
Staatsgebiet gerne unter sich aufteilen wollten. Und selbst die Grenze zwischen Österreich und
Slovenija ist nicht naturgegeben, was Auswüchse wie den Orstaferlstreit hervorbringt. Also: Wir
haben gelernt, dass praktisch auf unserem ganzen Reiseweg bisher sich die Gebietsansprüche
überlappen, nur die Intensität der Konflikte unterscheidet sich. Und die offenen oder verdeckten
Interessen Dritter spielen natürlich mit. Wir erinnern uns an die Worte eines unserer Gastgeber in
der Türkiye Cumhuriyeti, der erzählt hatte, die Landebahn des Flughafens in ‫ سلێمانی‬in
Kurdistan/Irak sei so verlängert worden, dass jetzt B52 – Bomber darauf landen könnten. In
regelmäßigen Abständen begegneten wir übrigens den US-Airforce-Basen, so auch in Incirlik bei
Adana in der Türkiye Cumhuriyeti und zuletzt eben der Flughafen von ‫ سلێمانی‬nicht weit von hier.
Auch die Islamisierung in der Türkiye Cumhuriyeti erklärte uns unser zitierter Gastgeber in der Türkei
mit der CIA-Strategie des Green Belt, der als religiöser Gürtel um die Союз Советских
Социалистических Республик (СССР) gelegt werden sollte, um sie auf diese Weise zu
destabilisieren.
Aber es ist ja nicht unsere Aufgabe, zu interpretieren oder mit eigener Meinung zu missionieren,
sondern uns von Begegnungen immer wieder überraschen zu lassen…
Ähnlich ging es uns ja mit den Reisewarnungen: in den USA standen an erster Stelle
Shqipëri/Shqipëria und ‫ايران‬, bei den Soldaten, die in den Kriegen des ehemaligen
Југославија/Jugoslavija eingesetzt waren, kam Србија und Kosovo (auch der Kosovo oder das
Kosovo;[5] albanisch Kosova/Kosovë, serbokroatisch Kosovo/Косово) dazu. In Deutschland war es
auch Србија und ‫ايران‬, ebenso manchmal 中華人民共和國 / 中华人民共和国. In Österreich waren
es Italia (obwohl wir da ja nicht hinwollten). Србија war auch nicht gut gelitten und in Bosna waren
es die Срби und Hrvati. Die (katholischen) Shqiptarët hielten nicht viel von den (muslimischen)
Kosovo-Albanern, die wiederum nicht viel von den Срби. In Ελλάδα wurden wir vor den Türkler
gewarnt, in der Türkiye Cumhuriyeti vor den Kurd und den Kurdischen Gebieten, dort seien viele
Terroristen. In den kurdischen Gebieten vor dem Irak (arabisch ‫العراق‬, DMG al-ʿIrāq;
kurdisch ‫عێراق‬
‫كۆماری‬, Komara Îraqê;), dort würden Touristen abgezockt, aber in der Türkiye
Cumhuriyeti nicht mehr vor dem ‫ايران‬. Im Kurdistan / Irak wurden wir vor dem ‫ ايران‬gewarnt.
Ausgefragt wurden wir im ‫ كۆماری عێراق‬und im ‫ ايران‬über die Grenzübergänge und ob wir von
der Türkiye Cumhuriyeti kommen. Wenige Warnungen gab es zu den Zentralasiatischen Staaten, am
ehesten in Deutschland vor Кыргызстан. Wir haben am Anfang nicht erzählt, dass wir durch den
Kosova/Kosovë und ‫ العراق‬wollen….Gar nicht gewarnt wurden wir vor Ελλάδα, wo wir dann
überfallen wurden. Ein wenig Unverständnis gab es für 日本. Aber es gab eigentlich wenige
Reaktionen auf Länder, die durchweg positiv waren, wohingegen bisher durchweg die Reaktion
darauf, dass wir aus Europa und / oder Deutschland kommen, positiv bis begeistert aufgenommen
wurde und seit der Türkiye Cumhuriyeti ein Landweg nach 中華人民共和國 / 中华人民共和国 und
dann 日本 auch nicht mehr als verrückt angesehen wurde. Im ‫ العراق‬und im ‫ ايران‬wird die Frage
der Weiterreise nach ‫ افغانستان‬und ‫ پاکستان‬ernsthaft gestellt.
Bisher geheime Notizen:
Es ist die Woche der Vorbereitung auf das Fest ‫ عاشوراء‬des Martyriums von
‫الحسين بن علي بن‬
‫ابي طالب‬. Überalle stehen Bühnen und es werden Trommeln und Geißeln verkauft. Es läuft den
ganzen Tag laute Musik und im Fernshen wird live aus Kerbala übertragen. Das zu sehen ist für uns
irre, denn den schiitischen Islam bekommen wir in Deutschland doch wenig mit. Es gibt auf der Bühne
immer einen Vorsänger, der vermutlich die Leidensgeschichte singt und dabei immer dramatischer
wird und mit Trommeln den Takt schlägt. Die Gläubigen, in Frauen und Männer unterteilt, singen mit
und steigern sich in eine Emotionalität hinien, die unvorstellbat ist. Am Ende weinen alle Männer und
schlagen sich, manche auch mit den GEißeln im Takt der Musik. Von oben gefilmt ergibt das eine
wunderschöne Choreographie weil die Bewegungen alle synchromn sind. Dennoch möchte wir
ungerne in die Prozessionen nächste Woche hineingeraten.
Mittwoch, 8. Dezember 2010
heute in der Tehran Times
Tehran’s Vahdat Hall highlights Ashura rituals
Tehran Times Culture Desk
TEHRAN -- Iranian Shia Muslims are mourning the great loss of their sacred Imam, Imam Hussein
(AS) on the first ten days of Muharram with each region having its own special traditions and
ceremonies.
Tehran’s Vahdat Hall will be showcasing a collection of these traditions highlighting the importance
of Ashura rituals in our homeland.
Ashura is the tenth day of the lunar month of Muharram and the day Imam Hussein (AS) was
martyred.
A remarkable part of our art and culture are reflected in the words recited by mourners in the
elegies, liturgies and ritual performances across the country.
And now, over 100 different types of ritual performances collected by experts and researchers
from every corner of the country are being represented under the titles of the ceremonies of
Kheimeha (tents) and Najvaha (murmurs).
Seven tents are set up for ten nights where the visitors are invited to get acquainted with the
diverse rituals. Expert on history Kurosh Aliani will be narrating the event of Ashura every night in
one tent.
Veteran teahouse painters Mohammad Farahani, Ali-Akbar Larani and Mansur Vafaii are displaying
their narrations of the event. Teahouse paintings center mostly on epics and the events of Ashura.
The Tehran Philharmonic Orchestra under the baton of conductor Alireza Shafaqinejad will be
giving epic performances all these nights. The music is composed by Mohammad Haqgu and the
poetry by Ramin Heidari-Faruqi. Gholamhossein Ghaffari will be singing the old tragic songs from
Khorasan region.
Preparing food for the poor is one of the venerable traditions practiced in different regions with a
diversity of food available during these days.
Abbas-Ali bread from Kashan is baked specifically on these days to hand out to the poor and it is
well known among people. It is one of the traditional foods served in one of the tents during these
nights. Other food from Gilan known as shir-berenj (food made of rice and milk with the sweet
smell of rose water), and kolompeh (special cookie made with dates) from Kerman are also served.
The seventh tent will serve different traditional drinks such as milk and tea. Young morshed
(mentor) Mohsen Mirza-Ali will be narrating the events of Ashura in pardeh-khani, which is
dedicated to tragic stories of Muslim leaders, especially the Imams of the Shia.
Troupes coming from different regions will be singing the mourning songs of their regions on all of
these nights.
Photo: An actor plays Shemr, the killer of Imam Hussein (AS), in a tazieh (passion play) during
Ashura in Qom on January 7, 2009. He pours water before a newborn representing the Imam’s son,
Ali-Asghar, who was killed in thirst. (Mehr/Amir Hesaminejad)
Lieber Wolfgang, liebe Gunda
Lieber Wolfgang, liebe Gunda - ich wünsche ich Euch alles Gute für Eure lange Reise und kommt
gesund und munter wieder zurück nach Deutschland.
Netzwerk clara.francesco
Netzwerk clara.francesco
Das Kernteam der Netzwerkinitiative clara.francesco traf sich am 27. Mai
2010 in Großkrotzenburg zur Reflexion der franziskanischen Präsenz beim 2. Ökumenischen
Kirchentag in München. Über clara.francesco haben ca. 120 Mitglieder der franziskanischen Familie
in München teilgenommen. Einsatzorte waren im Willkommensbereich des Geistlichen Zentrums, in
der Oase der Versuchung und beim Cafe im Ökumenischen Zentrum.
Ein großer Dank gebührt Wolfgang Burggraf, der zum 31. Juli 2010 die Missionszentrale der
Franziskaner verlässt. Die MZF hat seit dem Weltjugendtag die wesentliche personelle, finanzielle
und logistische Unterstützung für die Netzwerkinitiative geleistet.
Clara.franceso soll auch für zukünftige Katholiken- und Kirchentage als Plattform für die
Franziskanische Familie zur Verfügung stehen. Geplant ist ein ähnliches Engagement für Mannheim
2012, wo die Franziskaner mit einer Niederlassung (Pfarrei) vor Ort sind.
Die Weiterarbeit der Netzwerkinitiative erfolgt zukünftig unter dem Dach der Infag.
Homepage: www.clara-francesco.de
Über den Franziskaner-Bischof Luis Cappio wurden die Themen Gerechtigkeit, Frieden und
Bewahrung der Schöpfung an Hand der Wasserproblematik in den ÖKT eingebracht (Podium,
Friedensgebet, Gottesdienst).
Die Infag hat sich außerdem bei den Veranstaltungen von „Miteinander für Europa“ der Geistlichen
Bewegungen in der Eissporthalle engagiert.
Dank an Wolfgang Burggraf
Dank an Wolfgang Burggraf
Wolfgang Burggraf hatte ca. ein Jahrzehnt die Leitung der Geschäftsstelle
unseres Vereins inne. Jetzt mussten wir ihn leider zum 1.8. verabschieden, da
er sich für ein Jahr zusammen mit seiner Frau ein anderes großes Ziel gesetzt
hat: eine Reise, die teilweise entlang der alten Seidenstraße und durch
krisengeschüttelte Regionen führt.
Claudia Schimmer, 1. Vorsitzende
Kilometer- und Höhenangaben Irak
Graphik gibt´s hier
Höhe
max.
ZielortTages Gesamt
Höhe
Tagesziel/Ort
KmH Tageshöhenmeter
über km km
am
NN
Tag
Zahu
444
Zahu
Dahuk
61,89 4791,78 12,21 270
493
0
518
57,71 5714,6 11,61 673
Dahuk
0
Dahuk
0
801
Esfni
455
47,58 5762,8 11,8 553
869
Bijil
611
76,12 5839,6 12,57 665
724
Harir
765
51,36 5891,2 10,23 740
766
Hajiawa
580
66,74 5958,3 11,55 643
1203
Qamchugha 687
72,52 6030,4 11,62 730
947
As
886
Suleymaniyan
59,22 5223,03 11,53 537
916
As
886
Suleymaniyan
0
Kaolog
717
73,59 6164,5 13,67 399
Panjwin
1312 4,94 6169,6 6,62
889
Liebe Internet-Freeks!
twitter mag im Iran nicht - wer trotzdem Lust hat auf tweet-Ersatz > Wir wuerden uns freuen, wenn
Ihr hier unsere Blog-Eintraege kommentiert! Also > etwas rumprobieren ...
Liebe Gruesse
Liebe Asamianer! Zum 30-jaehrigen Abi-Treffen herzliche Gruesse!
Lieber Peter, herzlichen Glueckwunsch zum 50. Geburtstag!
Wir danken Sr. Paulina Elsner fuer das Viktorinox!
Viktorinox
Heute vor einem Jahr
Heute vor einem Jahr besuchen wir Tāq-e Bostān oder Taqwasân oder Taq-i-Bustan (persisch
‫بستان‬, kurdisch: Taqwesan).
‫طاق‬
8. Dezember, Kermānschāh (persisch ‫ کرمانشاه‬/kʲermɔːnˈʃɔːh/, kurdisch: Kirmashan)
Gestern Abend hatten wir noch ein weniger heiteres Programm: Wir kommen aus der Stadt zurück
und machen das Licht im Zimmer an und uns begrüßt ein Prachtexemplar einer Kakerlake. An sich
tun die einem ja nichts, aber schön sind sie auch nicht. Also gucken wir wo sie so hinläuft. Nachdem
sie in Richtung Flur lief, wollten wir für einen Moment schon beruhigt sein (auch wenn der Türschlitz
so breit ist, dass mindestens fünf Kakerlaken gestapelt durchkommen) als sie Richtung Bad abbiegt.
Dort finden wir sie ok und setzen uns aufs Bett um zu essen. Kurz darauf läuft sie munter an der
Holzverkleidung der Wand neben bzw. über den Betten entlang. So hatten wir nicht gewettet. Also
Betten von der Wand wegrücken und Kakerlake scheuchen. Sie saust wieder Richtung Bad in die
Badewanne. Dort könnten wir sie fangen und setzen sie dazu unter Wasser. Als wir sie im Wasser in
unserer Ortliebschüssel auf den Balkon aussetzen verstirbt sie dort dann doch….
Heute war großes Kulturprogramm. Erst haben wir einen der Schreine angeschaut
und dort Postkarten bekommen. Die Ornamentik ist plötzlich ganz bildhaft und nicht mehr in
Mosaiken gestaltet.
Es sind ganze Bilderzyklen zu sehen.
Die Farbengestaltung erinnert uns an Portugal mit dem Grün und Blau und fast wunderbar zum
Himmel. Wir sind die einzigen, die sich den Komplex anschauen und es wird viel bearbeitet und für
das Fest nächste Woche hergerichtet.
Überall in der Stadt stehen Bühnen und es werden Andenken verkauft: Trommeln und Geißeln.
Wir haben genau gegenüber ein Internetcafé wo wir uns den Weg nach ‫ اصفهان‬auf Google Earth
angeschaut haben, wenn es stimmt dann ist der höchste Punkt beinahe 3.000 m!
Am Nachmittag sind wir mit dem Taxi zu der historischen Attraktion gefahren: ‫طاق بستان‬, eine
Ausgrabungsstätte mit Reliefs, die wir schon aus den Religionsbüchern kennen. Zunächst aber ist die
Fahrt dahin für uns ein Erlebnis, denn so können wir den iranischen Autoverkehr mal von der
Rückbank betrachten und von dort wirkt er ganz elegant und nur ein wenig laut und manchmal ein
wenig anarchisch. Es gibt drei Spuren, aber vor der Ampel werden es locker sechs bis sieben. Aber
irgendwie kommen dann doch alle wieder in drei Spuren auf der andern Seite der Ampel an. Nur mit
dem Fahrrad dazwischen haben wir kein Auge für diese ganz eigene Eleganz, denn da stecken wir
mitten drin. Unser Taxifahrer lässt uns reichlich verwundert am Ende einer Straße inmitten einer
schönen Parkanlage raus. Wir gehen zielstrebig den ersten Weg lang und schauen erwartungsvoll die
Berge an. Wir werden von vielen erstaunt angeschaut. Immer wieder sehen wir Leute in den Bergen
kraxeln und fühlen uns dazu aber nicht aufgelegt. Weder von den Schuhen (Wolfgang in
Badelatschen) noch Gunda von den Klamotten (mit Kopftuch und langer Jacke bei ziemlicher
Wärme). Also bleiben wir skeptisch den Bergen fern und schauen uns den Rest an. Es gibt ein
Denkmal für Soldaten und als wir dort ankommen, werden wir begeistert von drei Studentinnen
empfangen, von denen eine fließend Englisch spricht, was sie auch studiert.
Auf unsere Frage, wo denn nun die Reliefs seien, schaut auch sie uns irritiert an und erzählt uns, dass
sie mit ihrem Englisch sehr unzufrieden sei, weil es nicht so gut sei und sie das jetzt nicht verstanden
habe. Also sprechen wir eine Weile weiter (ihr Englisch ist hervorragend) und sie fragt uns, ob wir
denn schon DIE Attraktion gesehen hätten. Nun, da wollen wir ja schließlich hin, wir sind nur am
falschen Ort rausgelassen worden. Es hört sich auf Farsi fast gleich an. Also bekommen wir eine
Wegbeschreibung und nach einer halben Stunde bergab stehen wir vor dem Eingang zu den Reliefs,
für die wir nun wirklich nicht in die Berge klettern müssen. Es ist eine wunderschöne Anlage und die
Reliefs selbst sind beeindruckend.
Wir genießen diesen fast spätsommerlichen Nachmittag mit Schauen, Sitzen und Reliefs und
Menschen betrachten.
Zwei elegante Damen haben ein wenig Schal auf dem Kopf mit viel Haar außerhalb, andere
wiederrum entsprechen der iranischen Kleiderordnung 100%, viele sind irgendwo dazwischen, so
dass wir nicht ganz so auffallen. Als eine der Damen an einer versteckten Stelle den Hauch Schal
wegnimmt und sich fotografieren lässt, sind sofort zwei Männer an der Stelle und die beiden Männer
folgen den Damen nun auf Schritt und Tritt (der Schal ist längst wieder auf dem halben Kopf).
Wir finden ein Taxi. das uns in die Nähe des Hotels bringt, wir einigen uns auf einen Park, den er
versteht und wir kennen. Auf diese Weise bekommen wir den Sonnenuntergang mit, der die Stadt
und die Berge in ein warmes Rot taucht.
Wieder fällt uns auf, dass der Muezzin nicht zu hören ist. Der Weg zum Hotel geht durch regelrechte
Menschenmassen, die alle einkaufen, schlendern, an den Bühnen stehen und irgendwo hinwollen.
Wir haben ein wenig zum Iran und zum Islam aus dem Internet zusätzlich zum Reiseführer gefunden,
so dass wir uns weiter belesen können.
Jetzt sind wir kaputt im Hotelzimmer und Gunda genießt die kopftuchfreie Zone. Wieder ist Zeit für
ein bisschen Statistik:
Bisher 19 Übernachtungen auf dem Campingplatz im Zelt,
46 mal wild im Zelt übernachtet,
1 mal im Zelt bei der Polizei,
46 mal im Hotel,
14 mal privat und
2 mal in der Moschee.
Bisher geheime Notizen:
Internet im Iran ist im hohen Maße zensiert. Kein Twitter, Facebook, kaum Infos über das
Atomprogramm, selbst wetter.online. Aber wikipedia auf deutsch ist unzensiert.
9. Dezember Kermānschāh (persisch ‫ کرمانشاه‬/kʲermɔːnˈʃɔːh/, kurdisch: Kirmashan) nach Sahneh
(Persian: ‫ ; صح نه‬also Romanized as Şaḩneh, Sehneh, and Sahna)[1], 77,46 km, 6583,1 Gesamtkm
Datum: 9.12.10
Tag: 131
TagesunterstützerIn:
von: Kermanshar m NN 1530
nach: Sahneh m NN 1429
km 77,46
Gesamt km 6505,3434
km/h: 14,05
Fahrzeit 05:30
gesamte Fahrzeit: 498:48:00
Anstieg in m pro h 55,09
Anstieg in m 303
Abfahrt in m: 404
höchster Punkt in m NN 1429
Steigung/Gefälle 0,91
Wir können am Morgen in aller Ruhe in der Hotellobby unsere Räder beladen und werden von dem
alten Herrn, der für das Frühstück zuständig ist, herzlichst verabschiedet. Wir wollen zur Post und
biegen dafür beherzt in die Einbahnstraße. Da hier eh jeder so fährt wie der will, macht das auch
nicht so viel. Wir halten kurz, um die Moschee vor dem Basar zu fotografieren, als Wolfgang von
einem Mann angesprochen wird der ihm Fotos von ihm und seinem Rennradteam zeigt. Er ist
begeistert von uns.
Als wir ihn nach der Post fragen, bringt er uns hin und schafft es, diesen Wahnsinnsverkehr überall zu
stoppen. Das beeindruckt uns durchaus. Auf der Post geht eine Odyssee los. Denn zunächst sollen die
Postkaren alle in einen Umschlag, der wird schnell gekauft, dann mit dem Pass von Gunda in den
nächsten Schreibwarenladen gerannt (und sie immer schön mit Fahrradhelm auf dem Kopf
hinterher), Kopien gemacht und im Dauerlauf wieder zurück zur Post. Dort hat man inzwischen eine
Angestellte gefunden, die Englisch spricht. Das erleichtert die Situation und es wird klar, dass jede
Karte alleine geschickt werden soll und auch kann. Dafür braucht es keinen Pass. Es geht schnell zum
nächsten Schalter, wo die Stempel nach einigem Hin und Her und Postkarten anschauen gemacht
werden. Dann geht es im Dauerlauf zum Briefkasten und im Dauerlauf wieder in die Post wo beraten
wird, wie wir denn jetzt weiterfahren. Es zeigt sich, dass unsere Strecke wohl nicht der Renner ist und
wir werden sehr klar auf eine andere Strecke verwiesen. Nun müssen wir den Weg aus der Stadt
finden und unser Radfahrer hält schnell ein Taxi an und fährt vor uns her, ganze 15km, bis wir an dem
Kreisel sind, wo der Weg eindeutig ist. So ein netter Mensch!
Wir fahren am Fluss entlang durch ein flaches Tal, das voll ist mit Industrie und Militär. Ganz viele
Raffinerien sind zu sehen. Wir halten am Weltkulturerbe in Biseton
und bewundern die Inschriften
und den Herkules.
Danach fahren wir noch lange, bis wir einen Imbiss finden, wo wir ein spätes Mittagessen zu uns
nehmen. Das Fahren auf dem Seitenstreifen ist ok, sobald dieser weg ist, wird es nervig. Wir kommen
an vielen, vielen Dörfern vorbei, die zum Teil traditionell mit Lehm gebaut sind, manche aber auch
ganz modern.
Am Nachmittag fällt das Barometer um zwei Striche und wir befürchten, dass der Regen uns doch
noch einholt. Zur Nacht sieht es noch gut aus und wir finden einen Obstgarten, der zwischen den
Bewässerungsgräben genug Platz hat für unser Zelt. Es wird eine kalte Nacht.
Bisher geheime Notizen:
Wir haben immer mehr den Eindruck, dass wir hier Kunden und nicht Gäste sind. Interessant ist aber
auch dass im Gegensatz zur Türkei der Islam als Religion wenig präsent ist. Man hört keinen Muezzin
und wäre im Augenblick nicht das Martyriumsfest wäre auch im Straßenbild kaum reliigöses. Islam ist
vor allem an der Kleidung der Frauen zu erkennen. In der Türkei war der Islam als REligion und darin
vielleicht auch als Politik viel präsenter. Bisher keinerlei Bekehrungsversuche. Ärgerlich dagegen ist
das Verhalten Gunda gegenüber als ungläubiger Frau. Das ist ein wenig wie Freiwild sein oder wie auf
den Teppichen, die als Autositzüberhänge verkauft werden
Samstag, 11. Dezember 2010
Genaue Hoehen- und Kilometerdaten, Landkarten
gibt s hier
Dienstag, 20. März 2012
Heute vor einem Jahr
Heute vor einem Jahr werden die letzten Vorbereitungen zum Nouruz (persisch
‫نو‬
‫ روز‬, DMG Naurūz, næuˈɾuːz) getroffen. Wir fahren das Gissar Gebirge hinauf.
Bemerkenswert, daß eine iranische Baufirma eine Pipeline baut. Dazu finden wir
diesen blog:
Russland, China und Iran vereiteln die “US-Pipeline-Kriege”
Samstag, 11. Dezember 2010
Hallo Barbara, herzlichen Glueckwunsch zum Geburtstag!
10. Dezember Sahneh (Persian: ‫ ; صح نه‬also Romanized as Şaḩneh, Sehneh, and Sahna)[1] nach
Asadabad, 62,47 km, 6646,4 Gesamtkm
Datum: 10.12.10
Tag: 132
TagesunterstützerIn:
von: Sahneh m NN 1429
nach: Asadabad m NN 1528
km 62,47
Gesamt km 6567,8134
km/h: 12,92
Fahrzeit 04:49
gesamte Fahrzeit: 503:37:00
Anstieg in m pro h 92,18
Anstieg in m 444
Abfahrt in m: 345
höchster Punkt in m NN 1697
Steigung/Gefälle 1,26
Es sind etwas über zwei Grad als wir um 6.30 vom Wecker geweckt werden. Draußen sind es –vier
Grad. Bei diesen Temperaturen brauchen wir morgens eine Weile, um dann wirklich abbauen zu
können. Die Sonne wärmt ab acht Uhr merklich und um kurz nach neun starten wir zum Pass und es
ist richtig warm. Der Pass ist wunderbar ausgebaut, eine sechsspurige Straße mit Mittelstreifen, so
dass das Fahren wenig nervig ist. Oben angekommen geht es im rasanten Tempo ins Tal. Inzwischen
macht sich das schlechte Wetter mit Wolken und kaltem Wind bemerkbar, so dass wir ziemlich
durchgefroren bei einer mit großen Schildern beworbenen „Service Area“ ankommen. Sie ist noch im
Aufbau, wird aber bestimmt einmal sehr schön und besteht im Augenblick aus einem Verkehrschaos
davor. Wir finden das Restaurant und fragen nach einem Tee. Es wird der erste Tee, den wir zahlen,
seit wir in der Türkei angekommen sind. Für hiesige Verhältnisse ist er sogar ziemlich teuer, dafür,
dass es ein Beuteltee ist. Dieser Tee wird ein wenig wie ein Symbol für unsere Erfahrungen bisher. Bis
auf den Radfahrer haben wir eher den Eindruck, dass wir hier nicht Gäste sondern Kunden sind,
denen man Geld abknöpfen kann. Als wir zu unseren Rädern zurückgehen, kommt ein Bus voller
Pilger an. Sie schauen eher skeptisch auf uns und unsere Räder.
Wir fahren weiter und hoffen auf eine Raststätte und machen an einem Kebabladen an der Straße
halt. Am Ende kostet weniger Essen mehr als das Doppelte vom Essen von gestern. Wieder fragen wir
uns, wie das hier eigentlich alles funktioniert. Mittlerweile ist uns der Seitenstreifen fast durchgängig
abhanden gekommen, so dass wir mit dem dauerhupenden und rasendem Verkehr kämpfen und
wieder einmal uns mit einem Sprung in den Schotter am Wegrand retten. Viele Autos fahren ganz
dicht vorbei, viele Hupen irre laut und schreien irgendwas aus dem Fenster. Gestern ist sogar eine
Cola-Dose genau vor uns rausgeworfen worden, so dass wir eher riskant ausweichen mussten. Es fällt
uns schwer, in diesem Land uns wohlzufühlen. Der Weg geht durch ein langes und sehr flaches
Hochtal, diesmal aber mit keiner Industrie, sondern Landwirtschaft.
Viele der Dörfer haben verfallene Häuser. In den Feldern sehen wir immer wieder die Zelte der
Nomaden, die ihre Tiere dann auf LKWs zum nächsten Weideplatz fahren. Wir sind von einer Menge
LKWs dieser Art überholt worden. Es kommt oft vor, dass Autos, Mofas oder LKWs lange langsam
hinter uns her fahren, was uns auch nicht wohl sein lässt. Wir werden oft fotografiert oder gefilmt,
ohne dass wir gefragt werden.
Als sich die abendliche Frage stellt, wo wir übernachten, sind wir sehr nah an der Stadt vor dem Pass.
Wir könnten in die Stadt fahren und ein Hotel suchen, sind aber zu dem Zeitpunkt so genervt von den
hupenden und schreienden Halbstarken, dass wir darauf heute Abend keinen Nerv mehr haben.
Wolfgang sieht einen Maler an einem großen Tor und fragt ihn, ob wir im Garten dahinter zelten
können. Prompt haben wir wieder vier junge Männer an der Backe, die einfach nicht hilfreich sind,
wenn man einen Platz für die Nacht sucht. Irgendwann scheint es so, als wären wir beim Maler
eingeladen und sie finden das wohl inzwischen auch langweilig, zumal wir uns weigern, uns
fotografieren zu lassen. Die vier ziehen ab und der Maler auch um den Hausherrn zu fragen, ob wir
da rein dürfen. Nach zehn Minuten kommt er wieder und erklärt uns pantomisch, dass wir uns
vorstellen sollen, dass das aber geht und wir beide doch mitkommen mögen. Er macht das Tor zu und
wir schieben durch eine riesiges Anwesen eine lange Einfahrt hoch. Von weitem sehen wir einen
jungen Araber-Hengst mit den Hunden um die Wette rennen und viele Stallungen. Die Besitzer sind
ein junges Ehepaar, die nichts dagegen haben, dass wir unter den Bäumen unser Zelt aufschlagen,
uns einen heißen Kaffee und Obst bringen. Wir hätten sogar auch drinnen schlafen können. Da
hatten wir aber das Zelt schon aufgebaut. So riskieren wir die Nacht draußen, obwohl das Barometer
dramatisch, zweimal gleich um zwei Einheiten gefallen ist und das eher nach Unwetterwarnung
aussieht.
Wir haben Mühe, die Landschaft und die guten Erfahrungen, die wir auch machen, im Sinn zu
behalten, weil alles andere so nervig und undurchsichtig ist.
Bisher geheime Notizen:
Die Autos haben fast alle den Schriftzug des Festes auf der Windschutzscheibe, viele mit gemalten
Blutstropfen unterlegt. Diese Blutstropfen erscheienn im Fernsehen auch. Es gibt hier nur offizielles
Fernsehen, das politisch sehr eindeutig ist, auch schon von de Formulierungen her. Es gibt einen
NAchrichtensender mit englischen Untertiteln und einer GEspächsrunde jeden Abend wo immer ein
islamischer Gelehrter dabei ist. Es gibt auch einen Kanal mit Spielfilmen, manche in Englisch mit
Untertiteln. DEn gibt es aber nicht immer.
Sonntag, 11. Dezember 2011
Heute vor einem Jahr
Heute vor einem Jahr sind erstmals die Berge schneebedeckt. Der Winter kommt!
11. Dezember Asadabad nach Hamadan (auch Hamedan oder Hamadaun, persisch ‫;همدان‬
Hamadān), 56,94km, 6704,0 Gesamt km
Datum: 11.12.10
Tag: 133
TagesunterstützerIn:
von: Asadabad m NN 1528
nach: Hamadan m NN 1805
km 56,94
Gesamt km 6624,7534
km/h: 11,34
Fahrzeit 05:01
gesamte Fahrzeit: 508:38:00
Anstieg in m pro h 147,11
Anstieg in m 738
Abfahrt in m: 461
höchster Punkt in m NN 2215
Steigung/Gefälle 2,11
Zunächst der morgendliche Wetterbericht: der Wecker klingelt bei 1,3 Grad im Zelt und – fünf Grad
draußen. Durch den Wetterumschwung ist die Luft feucht und das Außenzelt gefroren und daher
leicht tropfend. Auch eine Stunde später ist es in der Sonne gerade mal 2 Grad und wir sehen viele,
viele Wolken.
Der Besitzer kommt gerade, als wir losfahren wollen mit einem Wagen voller Möbel. Er bedankt sich
bei uns - dabei sind wir es, die wir uns bedanken! – und wir fahren los. In der Stadt geht die Steigung
bereits los. Auffallend ist, dass 100% der Frauen hier den Hejab tragen. Nachdem es gestern so nervig
war, ist es heute morgen sehr angenehm. Wir starten gerade den Pass und bewundern einen der
vielen gepflegten Parkanlagen, als wir von einem Auto zwei Schokoriegel geschenkt bekommen. Kurz
danach bekommen wir zwei Apfelsinen und dann noch eine Frucht, deren Namen wir immer nicht
wissen. Es gibt wenig nervige Huper. Die Passstraße ist sehr schön gebaut und bietet immer wieder
weite Blicke in das Tal, das langsam im Nebel und Wolken entschwindet. An den Wegweisern steht
‫ كربالء‬genauso wie ‫کرمانشاه‬. Immer wieder kommen uns Pilgerbusse entgegen.
Wir fahren vom Wind, der langsam zum Sturm wird, getragen den Berg hoch und sind in drei Stunden
am Pass. Wir denken, dass wir an der windstillen Seite sind, aber der Sturm nimmt sogar noch zu. Wir
essen in einem ganz schönen, von einem irakischen Kurden geführtem Restaurant und fahren
anschließend im Sturm auf ein pechschwarzes Tal zu. Irgendwann erheben sich zu unserer Rechten
schneebedeckte Berge. Kurz vor der Stadt kommt für einen Moment die Sonne heraus und lässt die
Landschaft wie im Märchen erscheinen. Es bleibt bei konstanten zehn Grad plus. Wir können erneut
in eine Stadt ‫ همدان‬fahren, ohne dass wir vor Steinewerfenden und unsere Räder
auseinandernehmenden Kindern und Jugendlichen flüchtend rasen und uns ins Hotel retten müssen.
Sowohl gestern als auch heute sind wir an viel kleiner und großer Landwirtschaft vorbei gekommen
und haben viele Männer mit der Schaufel und der Hacke an den Bewässerungsgräben gesehen. Im
Gegensatz zur Türkei sind hier fast nur Männer bei der Feldarbeit zu sehen, dafür aber relativ viele
Hirtinnen.
Bisher geheime Notizen:
Es ist klasse, dass wir in Städte fahren können ohne dass irgendetwas passiert. Heute zum ersten Mal
in der Stadt das Geühl, nicht als Toursit ausgenommen zu werden. Ein gutes Gefühl.
Hamedan ist die erste Stadt, die heiter wirkt und wo es Spaß macht, irgendwas zu kaufen oder zu
machen. Kermanshah war angenehme, aber durchaus durch den Krieg immer noch geprägt.
Hamedan ist ganz anders, ebenso Malayer. Wir sind doch froh, die Strecke zu fahren.
Montag, 3. Januar 2011
3. Januar 2011 - 156
13 Dey 1389
Nachdem wir einen Tag schneller gefahren sind als berechnet, können wir einen weiteren Tag in
unserer Oase sein. Es ist eine wirkliche Oase. Den Vormittag verbringen wir damit, dass wir im
Innenhof in der Sonne sitzen und lesen und weiterhin versuchen, unsere Bilder an Peter in München
zu schicken, der sie dann für uns ins Internet stellt. Manchmal geht das Versenden ohne Probleme,
manchmal geht es gar nicht. Heute ist so ein gar nicht Tag. Dennoch lassen wir uns nicht verdrießen,
denn heute ist der Himmel noch blauer als sonst und die Sonne schon wieder richtig heiß. Nach
einem Picknick mit Brot und Käse gehen wir los um die Moschee gegenüber anzuschauen.
Wir werden mit einem Schild zu einem weiteren alten Haus gelotst, wo wir keinen Eintritt zahlen
müssen und uns nur ins Gästebuch eintragen sollen. Wir wandern weiter durch die Straßen und
genießen das wunderschöne Licht, das durch die erdene Farbe der Häuser hervorgerufen wird. Unser
Ziel ist der Basar in der Hoffnung, nach der Mittagspause auf die Dächer steigen zu können.
Tatsächlich finden wir das Tor von gestern nun geöffnet, aber wohl nur durch einen Zufall.
Wir schauen uns den beindruckenden Raum an, als jemand kommt, der uns tatsächlich ebenfalls
ohne Bezahlung die Tür zum Dach aufschließt. Wir klettern auf das Dach und stehen beeindruckt vor
der Dächeransammlung des Basars und der Stadt.
Wir können auf die höchste Kuppel steigen und können bis in die Wüste schauen.
Es ist so klar, dass wir nicht nur die Berge im Westen sehen, sondern auch die im Osten. Wir bleiben
eine Weile da oben, einfach schauend.
Anschließend laufen wir durch die Stadt zurück, schreiben noch eine Postkarte und werfen diese mit
einer anderen ein. Es ist gut, wieder einmal in einem Land mit Briefkästen zu sein! In einem
Supermarkt füllen wir unsere Vorräte auf, nachdem wir immer noch nicht auf Essen-Gehen Lust
haben. Im Innenhof gab es heute eine angeregte Diskussion von einigen Backpackers über
überteuerte Kebabs und dass es sinnvoller sei, sich einfach ein Brot zu kaufen und irgendwas dazu.
Wir konnten das gut nachvollziehen. Im Supermarkt finden wir auch alkoholfreien roten Sekt aus
Spanien und beschließen unser verschlafenes Silvester nachzuholen und damit anzustoßen. Wir
haben heute eh ein wenig Neujahr nachgeholt und haben uns die Neujahrsansprache von Merkel
angeschaut. Ein wenig seltsam berührt es uns schon und bei der Bemerkung der modernsten,
sichersten und umweltschonendsten Energieversorgung fällt uns quasi der Kaffee aus dem Mund.
Am Abend
nach unserem neuentdeckten Lieblingsessen – Auberginen-Mousse mit Schoko-Nudeln und
Thunfisch – sprechen wir über die Entscheidung am Silvesterabend vor zwei Jahren. Dort haben wir
beschlossen, dass wir die Radtour machen. Wir lassen die zwei Jahre Revue passieren, die ganz
anders verlaufen sind, als wir vor zwei Jahren annehmen konnten.
Weder konnten wir davon ausgehen, dass sich die Kündigung von Wolfgang im Guten wendet, noch
dass wir die Wohnung so problemlos vermietet bekommen. Auch war nicht abzusehen, dass Gunda
schon vorher nicht mehr beim ZdK arbeiten würde. Wir stellen fest, dass wir die Radtour wieder
machen – also wir machen sie ja, aber sie wieder starten würden – eigentlich nur das WinterManagement verändern würden. Nachdem wir nun im Irak gewesen sind, wäre das wohl eher unser
Ort für den Winter als der Iran. Danach öffnen wir den Sekt, er schmeckt erfrischend und im Grunde
wie Traubensaft mit Mineralwasser, und versuchen eine neue Runde im E-Mail-Versenden. Jetzt
klappt es, aber Peter´s Postfach ist voll und die mails kommen zurück!
Nun, wir haben noch Zeit, etwas nachzulesen zu den Legenden, daß die Hl. Drei Könige hier in ‫كاشان‬
aufgebrochen sein sollen – als Zoroastrier-Priester (Magier). Eine andere Legende läßt sie in
Hamadan aufbrechen, wo wir am 133./134. Tag ja auch schon waren und das Grab von Esther liegt.
Überhaupt sind wir durch viele Orte geradelt, die wir aus Religionsunterricht und Theologiestudium
kennen: Philippi in Griechenland, Konstantinopel, Nicäa, Ancyra, Tarsus, Sanliurfa, wo Abraham und
Hiob gelebt haben sollen und Cizre, (108. Tag) wo die Arche Noah gestrandet sein soll, Euphrat und
Tigris (108. Tag) in der Türkei, Bisotun im Iran (135. Tag)…
Montag, 12. Dezember 2011
Heute vor einem Jahr
Heute vor einem Jahr fahren wir auf dem Persian Gulf Highway und übernachten erstmals in einer
Erste-Hilfe-Station.
12. Dezember Hamadan (auch Hamedan oder Hamadaun, persisch ‫ ;همدان‬Hamadān) nach Joka,
64,12 km, 6768,9 Gesamtkm
Datum: 12.12.10
Tag: 134
TagesunterstützerIn:
von: Hamadan m NN 1805
nach: Joka m NN 1667
km 64,12
Gesamt km 6688,8734
km/h: 12,18
Fahrzeit 05:15
gesamte Fahrzeit: 513:53:00
Anstieg in m pro h 71,43
Anstieg in m 375
Abfahrt in m: 513
höchster Punkt in m NN 1983
Steigung/Gefälle 1,38
Der Morgen begrüßt uns mit bedrohlichen Wolken und einer steifen Brise. Das alles betrachten wir
aus dem geheizten Hotelzimmer und genießen die heiße Dusche. Nachdem wir uns den gestern
verhandelten Preis erneut erstritten haben, fahren wir aus der Stadt ‫ همدان‬, aus der auch die
Heiligen Drei Könige aufgebrochen sein sollen. Der Wind ist brutal, aber noch kommt er von der
Seite, so dass wir Augen haben für die Umgebung. Wir befinden uns auf dem Persian Gulf Highway!
Bald macht die Straße eine Kurve und der Wind erwischt uns von vorne. Wir haben Mühe, von der
Stelle zu kommen zumal noch Regen dazu kommt. Die Gegend ist mit Industrie und Landwirtschaft
einigermaßen zersiedelt und viele Häuser (immer noch?) zerstört. Nach dem Mittagessen machen
wir vor einem kleinen Pass halt und fragen uns, was uns dort erwartet, nachdem schon drei
Schneepflüge an uns vorbei gezogen sind. Wir trinken einen heißen Tee,
den es hier nirgendswo im Angebot gibt wie wir es aus der Türkei und dem Irak kennen, und nehmen
den Pass in Angriff. Es ist für uns nur ein kleiner Pass, anschließend geht es steil bergab. Die
Landschaft ist bereits vor dem Pass ganz anders, überall erscheinen neue Berge am Horizont. Wir
genießen die Ausblicke im Sturm aber regenfreien Fahren, als es nach dem Pass wieder anfängt zu
regnen. Wir halten an einer Tankstelle, trinken frierend den Rest unseres Tees und brauchen
dringend einen trockenen und windfreien Ort für die Nacht. Inzwischen schüttet es wie aus Kübeln
und uns fällt schon den ganzen Tag auf, dass Autos nur bei schönem Wetter uns anhalten, aber nicht
bei dem Sauwetter. In diesem Fall wären wir froh gewesen um jemanden, der uns fragt, wo wir denn
schlafen. Die Frage kommt aber nicht, so fahren wir im strömenden Regen bei inzwischen knapp über
Null Grad gegen den Sturm. Plötzlich gibt es so etwas wie einen Sonnenuntergang. Es hört deswegen
nicht sofort auf zu regnen. Aber die Landschaft mit ihren abgeernteten Feldern und Weiden wird in
ein goldenes Licht getaucht und es ist als würden in einem Senfglas fahren. Bald ist die Sonne
untergegangen und wir sehen eine Kleinstadt vor uns. Bei der Polizeistation fragen wir nach einem
Ort für die Nacht, aber die verweisen uns an die 1. Hilfe-Station nebenan. Dort klopfen wir an die
Türe und innerhalb von einer Minute ist uns ein Zimmer angeboten, obwohl wir vorgeschlagen haben
in der Garage zu zelten. So sitzen wir im geheizten Raum und hoffen, dass der Regen vielleicht schon
morgen weitergezogen ist. Wir essen gemeinsam das traditionelle Essen, das es – wo verstehen wir
es – in den Moscheen zum Fest des ‫طالب‬
‫ الحسين بن علي بن ابي‬gibt. Eher per Zufall schauen wir
zum Fernsehen, als gerade der Wetterbericht gezeigt wird. Wir sind inzwischen Fans vom
Wetterbericht im iranischen Fernsehen: es ist ein riesiger Touch-Screen mit Bedienungstasten und
während die Dame oder der Herr viel erzählt, wird eine Taste gedrückt und dann auf dem Bildschirm
das Symbol gesetzt.
So wurden gestern Wolken über Wolken auf den Bildschirm gezaubert und auf die Wolken noch mal
Wolken drauf und dazu dann Schnee und Regen. Leider kein Wind, denn der wird da noch drüber
gelegt. Leider auch keine Sandstürme, denn die sind auch besonders schön. Gestern sind es also
Wolken über Wolken gewesen und eine Schnee-Regen-Vorhersage für eine Woche. Na super!
Bisher geheime Notizen:
Heute regnet es zum ersten Mal und es ist sehr stürmisch. Es hält kein Auto an und keiner fragt uns
irgendwas. Wir sind darum insofern froh als dass es vorher schon genervt hat weil wir eher den
Eindruck hatten zu belustigen. Heute immer wieder mal Hupe oder lachendende junge Männer, auch
an der Tankstelle im strömenden Regen. EIn wenig fühlen wir uns in die Türkei zurückversetzt wo wir
auch eher lächerlich gemacht wurden.
Dienstag, 13. Dezember 2011
Heute vor einem Jahr
Heute vor einem Jahr geben wir nach 26 km im winterlichen Gewittersturm auf und gehen in ‫مالير‬
ins Hotel.
Ein Jahr später schreibt das Auswärtige Amt:
Bis zum 25. Dezember wird in Iran als Zeit der religiösen Besinnung der Trauermonat Moharram
begangen. Reisenden wird daher empfohlen in dieser Zeit besondere Rücksichtnahme und
Wachsamkeit im öffentlichen Bereich walten zu lassen.
Nach anti-britischen Demonstrationen am 29. November 2011 mit schweren Übergriffen auf zwei
Standorte der britischen Botschaft in Teheran ist die Lage in der Hauptstadt ruhig, aber weiterhin
angespannt. Reisenden wird dringend empfohlen, ihre persönlichen Sicherheitsvorkehrungen zu
überprüfen und jegliche Kundgebungen, Menschenansammlungen oder Demonstrationen weiträumig
zu meiden. Insbesondere sollten Film- oder Tonaufnahmen von Demonstrationen, ihres Umfeldes oder
von Polizisten/ Sicherheitskräften und öffentlichen Gebäuden unter allen Umständen vermieden
werden, da dies als Spionagetätigkeit gewertet werden kann.
Montag, 13. Dezember 2010
8. - 13. Dezember, Kermanshah nach Malayer - 130, 131, 132, 133, 134, 135
13. Dezember, Joka nach Malaya, 26,65km, 6795,9 Gesamtkm
Datum: 13.12.10
Tag: 135
TagesunterstützerIn:
von: Joka m NN 1667
nach: Malayer m NN 1686
km 26,65
Gesamt km 6715,5234
km/h: 10,72
Fahrzeit 02:29
gesamte Fahrzeit: 516:22:00
Anstieg in m pro h 70,07
Anstieg in m 174
Abfahrt in m: 155
höchster Punkt in m NN 1699
Steigung/Gefälle 1,23
43 Tage sind wir nicht im Regen gefahren, die Regentage haben wir irgendwann nicht mehr gezählt.
Heute Morgen schüttet es wie aus Kübeln und unsere Sanis bieten uns an, bei ihnen zu bleiben oder
aber in die nächste Stadt gefahren zu werden. Wir lehnen beides ab - nicht ohne sorgenvoll auf die
Straße zu schauen, die komplett unter Wasser steht.
Wir verabschieden uns von den netten Sanis und fahren los.
Im Sturm und strömenden Regen. Wir fahren eine Stunde, als ein Auto hält und uns einen heißen Tee
anbietet. Das nehmen wir gerne an. Es ist vierte Auto, seit wir im Iran sind, das uns anhält und für
uns eine sinnvolle Unterbrechung der Fahrt bedeutet. Wir trinken den heißen Tee, der uns in einem
Verhältnis Tee:Zucker 1:1 gereicht wird und fahren gestärkt weiter.
Uns gehen dabei die 10 goldenen Regeln für Kraftfahrerinnen und Kraftfahrer durch den Kopf, die wir
uns gestern überlegt haben, als es stundenlang durch den Sturm bergauf ging – mit 6 km/h…
1.Reiseradlerinnen und Reiseradler sind vollwertige VerkehrsteilnehmerInnen. Oft legen sie längere
Strecken zurück als du also KraftfahrerIn. Sie gehören zum Fernverkehr – und noch dazu CO2-frei
2. Überlasse ReiseradlerInnen und Reiseradlern die Entscheidung, wo sie fahren: auf der
Fahrbahn, einem Radfahrstreifen,
(vorbildlicher Radfahrstreifen der Seidenstrasse im Iran)
auf einer Mehrzweckspur oder einem Standstreifen. Bedenke dabei, daß Reiseradlerinnen und
Reiseradler auf eine steigungsarme Streckenführung, guten Fahrbahnbelag und eine nicht durch
Steine oder Glassplitter verunreinigte Fahrbahn angewiesen sind. Dies schließt in der Regel die in
manchen Ländern vorhandenen Fahrradwege als Möglichkeit aus. Solltest du ReiseradlerInnen und
Reiseradler auf Autobahnen oder für Fahrräder gesperrte Strecken antreffen, gehe davon aus, daß
dies oft die einzige Möglichkeit ist, um voranzukommen. In manchen Ländern lotst die Polizei übriges
Radreisende aus Sicherheitsgründen auf die Autobahn! Hast du etwas Zeit, kannst du gerne mit
eingeschalteter Warnblinkanlage in sicherem Abstand hinterherfahren, um „Rückendeckung“ zu
geben. (Dies gilt besonders für - unbeleuchtete - Tunnelstrecken!)
(Vorbildliche Radwegführung in japanischen Tunneln)
Unterlasse aber in jedem Fall besserwisserisches Zurechtweisen „da ist ein Radlweg!“ nur weil du dich
durch die langsameren VerkehrsteilnehmerInnen in deiner Raserei gestört fühlst. Die Dachauer
übrigens sind Weltmeister in dieser arrogant-aggressiven Rechthaberei – das bleibt als Assoziation bei
diesem Nummernschild.
3. Als eigene „Lebensversicherung“ fahren ReiseradlerInnen und Reiseradler mit Rückspiegel.
Schließlich fahren sie ohne passive Sicherheit und müssen auch deine Fehler ausgleichen. Jedes
Kraftfahrzeug, das sich von hinten nähert, bedeutet zunächst eine Gefahr. Wenn du dich also von
hinten einer Reiseradlerin oder einem Reiseradler näherst, blinke bereits früh nach links. Dadurch
zeigst du der Reiseradlerin oder dem Reiseradler, dass du sie oder ihn gesehen hast und sowohl
ethisch als auch technisch gewillt oder fähig bist, sie oder ihn bzw. ihr oder sein Leben zu respektieren,
d.h. dass du überholen wirst, ohne sie oder ihn zu gefährden. Dein rechtzeitiges Blinken schenkt also
der Reiseradlerin oder dem Reiseadler einige entspannte Zehntelsekunden, in denen sie oder er die
Straße vorne oder gar die Landschaft betrachten kann. Wenn du dann überholst, halte 1,5 m
Sicherheitsabstand und fahre zügig vorbei. Am besten wechselst du vollständig auf die Überhol- oder
Gegenspur, dadurch verhinderst du, dass du deinerseits überholt wirst und gezwungen bist, die
Reiseradlerin oder den Reiseradler zu schneiden und dadurch zu gefährden. Wenn du überholst,
werde auf keinen Fall aus Neugierde langsamer, denn durch dein Gegaffe kommt es zu einer
gefährlichen Verlangsamung des Verkehrsflusses.
4. Eine Reiseradlerin oder ein Reiseradler wird täglich 3 - 5.000 mal angehupt. Deiner Hupe kann die
Reiseradlerin oder der Reiseradler nichts Adäquates entgegensetzen. Hupen bedeutet für die
Reiseradlerin oder den Reiseradler immer Stress, zumal sie oder er ja sowieso ständig dem Lärm der
Kraftfahrzeuge ausgesetzt ist. Jedes Hupen muß sie oder er immer als Gefahrenwarnung
interpretieren, auch wenn es als freundliches Grüßen, besserwisserisches Ermahnen oder einfach
spätpubertäres „ich kann lauter“ gemeint ist. Hupen ist also absolut tabu, außer in einem wirklichen
Notfall.
5. Bedenke, daß du als Kraftfahrzeuglenkerin oder –lenker für die Reiseradlerin oder den Reiseradler
anonym bleiben wirst. Dein Gesicht bleibt ungesehen, denn die Reiseradlerin oder der Reiseradler
kann es sich im Verkehrsfluß selten leisten, vom Rückspiegel oder der Fahrbahn aufzublicken. Du
begegnest also durch dein Verhalten. Rechtzeitiges Blinken, sicherer Abstand beim Überholen oder
geduldiges Abbremsen, solltest du einmal nicht sofort überholen können; dadurch wird die
Reiseradlerin oder der Reiseradler dich und deinen Charakter wahrnehmen, deinen Respekt und deine
Erziehung. Erst wenn du an der Reiseradlerin oder dem Reiseradler vorbeigefahren bist, kannst du mit
der Warnblinkanlage freundlich grüßen. Wenn du jetzt unbedingt zum Gruß hupen willst, tu dies
dezent; die Serben sind übrigens darin Meister. Kannst du nicht dezent hupen, unterlasse es lieber…
Hupe aber in keinem Falle schon hinter der Reiseradlerin oder dem Reiseradler oder auf gleicher
Höhe. Dies muß sie oder er wieder als Gefahr-Hupen interpretieren.
6. Begegnest du einer Reiseradlerin oder einem Reiseradler im Gegenverkehr, verzichte auf
Überholen, indem du in seine Gegenspur hineinfährst und grüße auch hier erst, wenn du an ihr oder
ihm vorbei bist durch dezentes Hupen und den Warnblinker.
7. In Steigungen ab 4 % - besonders über 10 % - müssen Reiseradlerinnen und Reiseradler oft
Schlangenlinien fahren, um hochzukommen. Bedenke dies beim Überholen, insbesondere wenn die
Reiseradlerin oder der Reiseradler ganz rechts fahren, denn dann kommt ein Schwenk nach links!
Verdopple also den Sicherheitsabstand!
8. Eine Reiseradlerin oder ein Reiseradler freut sich über einen Gruß von dir. Auch unterhalten sich die
Radler gerne mit dir, wenn sie eine Pause machen. Grüße aber stets so, daß du keine Antwort
erwartest. Besonders in Steigungen vollbringt die Reiseradlerin oder der Reiseradler sportliche
Höchstleistungen und hat etwas anderes zu tun als smalltalk… Wenn du etwas Nettes tun willst,
reiche ihr oder ihm einen Schokoriegel, aber bitte so, dass sie oder er nicht anhalten muß. Wenn
Radler eine Pause machen, brauchen sie diese auch. Sie werden dann nicht weitere Meter zu deinem
Auto zurücklegen. Komm dann auf sie zu.
9. Wenn du eine Reiseradlerin oder einen Reiseradler anhältst, tu dies nicht zur Befriedigung deiner
eigenen Neugierde, sondern um wirkliche Hilfe und Gastfreundschaft anzubieten. Bedenke, daß du an
dem Tag schon der zweiundfünfzigste bist, der die RadlerIn oder den Radler anhält, um zu fragen:
„Wo kommst du her?“ oder um ein Foto zu machen, mache daher deutlich, dass es um etwas anderes
geh und zeige dies: Wasserflaschen, Thermoskannen, Früchte etc. symbolisieren dies. Gerne gesehen
ist daher, wenn du z. B. bei Kälte eine Thermoskanne zeigst. Dann werden die Radler gerne anhalten,
um dein Angebot anzunehmen. Auch am Abend bei schlechtem Wetter oder Kälte ist dein Anhalten
sinnvoll wenn du einen Schlafplatz – sei es im Garten, der Garage, im Stall oder im Haus – anzubieten
hast, der mit dem Rad schnell und gut zu erreichen ist. Zeige dies pantomimisch an. (Natürlich wissen
wir, dass die Aufnahme von Ausländern in manchen Ländern verboten ist und akzeptieren dies
natürlich.)
Übrigens empfiehlt in den meisten Ländern die Polizei, keinesfalls anzuhalten, außer bei eindeutig
erkennbaren Polizisten oder Militärs. Bedenke dies, wenn du versuchst, ReiseradlerInnen anzuhalten!
10. Wenn du einer weiteren Sprache neben dem Deutschen mächtig bist, dann mache von den „10
goldenen Regeln“ eine Übersetzung und füge sie als Kommentar diesem Blogeintrag bei!
Soweit also die Gedanken im Sturm…
Als wir einen kleinen Pass hochfahren, fängt ein Gewitter an, das uns weiter begleiten wird. Es gießt,
es stürmt, es fährt ein Schneepflug im Einsatz an uns vorbei und wir erahnen nur die Berge um uns
herum. Die Dörfer sind alle traditionell gebaut und viele zerfallene Häuser sind zu sehen. Manchmal
sehen wir im Dorf Mauerreste mit Rundbögen und fragen uns, wie alt das wohl sein wird. Nach drei
Stunden erreichen wir die nur 20 km entfernte Stadt ‫ مالير‬und entscheiden, dass wir uns dort
einquartieren. Wir fahren in eine lebendige Universitätsstadt voller Geschäfte und vieler junger
Menschen. Für einen Augenblick ist die Sonne ganz nah an den Wolken und es wird richtig hell. Wir
finden das Hotel und ein englisch sprechender Mann kommt mit uns mit und übersetzt. Es ist ein
einfaches, schönes Hotel mit einem Restaurant direkt da drunter. Die Räder können wir in ein leeres
Zimmer verfrachten. Wir genießen den Luxus eines Mittagschlafs - zumal wir das Schlafen auf dem
Boden ohne Isomatte doch nicht so gewöhnt sind und die Sanis für einen Einsatz, zum Glück kein
Unfall, „nur“ ein Autofahrer mit Kreislaufproblemen, spät am Abend raus mussten – und wachen mit
Schneefall auf. Wir werden gleich noch einmal rausgehen und hoffen dann, dass der Pass morgen frei
ist.
Mittwoch, 14. Dezember 2011
Heute vor einem Jahr
Heute vor einem Jahr hatten wir eine wirklich gefährliche Situation, als ein falscher Polizist uns Pässe
und Wertsachen abnehmen will.
Heute (am 23 Azar 1390 persischer Zeitrechnung) können wir etwas nachlesen über die schiitischen
Passionsspiele, die wir überall hörten.
14. Dezember Malaya nach Tureh (Persian: ‫ت وره‬, also Romanized as Tūreh; also known as Tīleh and
Tūleh)[1] , 64,26km, 6861,0 Gesamtkm
Datum: 14.12.10
Tag: 136
TagesunterstützerIn: Veronika Rohmann und Rainer Kaps
von: Malayer m NN 1686
nach: Tureh m NN 1792
km 64,26 Gesamt km 6779,7834
km/h: 12,5
Fahrzeit 05:08
gesamte Fahrzeit: 521:30:00
Anstieg in m pro h 87,27
Anstieg in m 448
Abfahrt in m: 342
höchster Punkt in m NN 2069
Steigung/Gefälle 1,23
Gestern abend haben wir bereits den Mond gesehen und die Nacht war so stürmisch, dass unser
Gasofen ausgepustet wurde. Zum Glück hatten wir einen Nachbarn, der für uns mitheizt. Der Morgen
ist in der Tat sonnig und kalt, überall liegt noch der Schnee. Wir machen uns auf den Weg und freuen
uns über die Sonne nach dem fürchterlichen Wetter gestern. Es geht sanft aber stetig den Berg
hinauf immer an der neuen Eisenbahnstrecke entlang. Die ersten 25 km sind richtig erholsam, die
Straße ausgebaut und die Gegend wie verzaubert. Wir kommen durch ein Dorf, das durch seine
schöne Moschee besticht
und einen Hügel mitten im Dorf hat, in den Stollen hineingebaut sind und auch manche Häuser da
hinein gehen.
Da es in ‫ مالير‬einen mittelalterlichen Kühlhügel gibt, könnte das auch so etwas sein. Leider hört
hinter dem Dorf die ausgebaute Straße auf und wir kämpfen uns für 20 km auf einer zweispurigen
Straße ohne Mittelstreifen gegen den Verkehr den Pass hinauf. Mehrmals müssen wir uns in den
Seitenmatsch, denn der Streifen ist eh nur Erde und jetzt Matsch, retten. Das bedeutet eine
ungewollte Vollbremsung, da unsere Räder direkt zum Stehen kommen, weil sie schlicht weg stecken
bleiben, und anschließend ein mühsames sich aus dem Dreck gegen das Hupen wieder auf die Straße
schieben. Wir würden am liebsten wieder das Land verlassen, Wir wollen in einem Dorf in einem
offenen Restaurant etwas essen, bekommen dort aber kein Essen und werden zur nächsten
Tankstelle weitergeschickt. Die ist zehn Kilometer und 150 Höhenmeter weiter, für uns eine Stunde
gegen den Wind. Dort angekommen essen wir einen sehr zweifelhaften Kebab von einem Junkie
gemacht und fahren weiter. Die Schneegrenze ist genau bei 2000 m und so fahren wir durch die
weiße Landschaft.
Recht bald ist der Pass erreicht und es geht bergab und wir sehen das Schild, dass die Straße wieder
vierspurig wird. Hier ist kein Schnee mehr. Wir kommen an Dörfern vorbei, die alle ihre Iman Hussein
Prozession haben, die – so sieht es aus – vom Friedhof aus abgeht. Die Straße ist gut und es geht
bergab so sausen wir der nächsten Stadt entgegen, als ein Auto partout uns anhalten will und
zweimal mit der Frage „ Where are you from“ am Straßenrand steht bzw. uns ganz langsam überholt
und dann schneidet, eine Situation, die für uns einfach gefährlich ist. Wir antworten irgendwas und
fahren weiter. Wieder werden wir überholt und deutlich ausgebremst. Bei einem Parkplatz wartet
das Auto und holt uns von der Fahrbahn mit dem Argument „Police“. Er behauptet, dass ihm gesagt
sein, es seien Fremde unterwegs, die er auf Drogen untersuchen solle. Er möchte unseren Pass
sehen, Wolfgang gibt ihm die Kopie. Er wird wütend und will das Portemonnaie sehen und
untersuchen. Wolfgang lässt es nicht. Er will die Taschen durchsuchen und wird immer wütender. Er
zeigt uns einen Ausweis, der allerhöchstens der Führerschein ist. Wir bieten ihm an, mit ihm in die
nächste Polizeistation zu fahren und dort unsere Ausweise zu zeigen. Er droht, dass er uns
Schwierigkeit macht. Er will den Ausweis von Gunda sehen, auch sie holt die Kopie aus der
Lenkertasche. Er will die Lenkertasche untersuchen, was sie verhindert. Er reißt an der Lenkertasche,
an der Tüte in der Lenkertasche (die ist jetzt hinüber), zieht an Gunda. Er unterstellt uns, dass wir
Drogen dabei haben und will unsere Wertsachen sehen. Die Situation ist inzwischen so
aufgeschaukelt, dass wir uns anschreien und ihn auch handgreiflich von uns schieben. Das Ganze mit
den Rädern, die wir ja nicht abstellen konnten. Im Auto sitzt eine junge Frau mit Kind und ein alter
Herr, der versucht, den Mann ins Auto zu rufen. Schließlich zieht er ab genau in dem Moment, in
dem ein Polizeiauto auf den Parkplatz fährt. Diese sind nicht wirklich interessiert und müssen erst
davon überzeugt werden, dass sie wirklich anhalten und die Fensterscheibe herunterkurbeln.
Ziemlich genervt fahren wir weiter und haben weder Lust auf eine Stadt noch sonst irgendwie. Wir
fahren weiter und sehen einen Laden und Restaurant zu unserer Rechten direkt vor der nächsten
Stadt. Kurz entschlossen fragen wir dort ob wir unser Zelt aufbauen können. Nach einigem Hin und
Her dürfen wir im Vorratsraum unser Zelt aufbauen. Das ist wieder alles ganz nett und entspannt.
Wir bekommen einen Tee und können uns am Ofen wärmen, bevor wir das Zelt aufbauen und dann
im Restaurant den nächsten Kebab essen. Dass Essen im Iran vor allem aus Kebab besteht – wenn
man so unterwegs ist und keine Unsummen ausgeben will – wussten wir auch noch nicht. Wir
werden gefragt, ob wir noch mit ins Dorf gehen wollen zum Fest, aber nachdem wir erst mehrmals
fast überfahren worden sind und dann beinahe überfallen, haben wir heute keine Lust mehr auf
Gesellschaft, die wir nicht so wirklich verstehen. Der Schlafplatz ist super denn draußen ist ein
ziemlicher Sturm und es wird sicherlich kalt.
15. Dezember Tureh (Persian: ‫ت وره‬, also Romanized as Tūreh; also known as Tīleh and Tūleh)[1] nach
Arak (persisch ‫)اراک‬, 45,43km, 6907,6 Gesamt Km
Datum: 15.12.10
Tag: 137
TagesunterstützerIn:
von: Tureh m NN 1792
nach: Arak m NN 1669
km 45,43
Gesamt km 6825,2134
km/h: 13,98
Fahrzeit 03:14
gesamte Fahrzeit: 524:44:00
Anstieg in m pro h 48,56
Anstieg in m 157
Abfahrt in m: 280
höchster Punkt in m NN 1891
Steigung/Gefälle 0,96
Unser Nachtquartier ist wunderbar, draußen tobt der Wind und die aufgehende Sonne färbt die
Berge rosa
und das alles können wir uns von drinnen anschauen. Wir machen uns auf den Weg nach ‫ اراک‬und
kommen zunächst an großen Industrieanlagen vorbei. Die Sonne scheint und es wird richtig warm.
Wir bewundern die hohen Berge, die strahlend weiß sind während das Tal selbst schneefrei ist. Die
Strecke nach ‫ اراک‬ist kurz und angenehm zu fahren. Als wir in der Stadt ankommen, fahren wir
direkt in die Prozessionen zum Fest des Imam Hussein. Die Prozession geht durch die Hauptstraße
der Stadt, so können wir sie uns anschauen.
Es ist eine beeindruckende Mischung aus Musik, Tanz und Standarten. Am Rande stehen sowohl
Menschen in schicksten Kleidern als auch solche, die andächtig bei der Sache sind.
Wir arbeiten uns mit den vielen ungeduldigen Autofahrern langsam durch den Stau.
Angesprochen werden wir von einem Teheraner, der als Arzt in Hamburg gearbeitet hat. Er empfiehlt
uns ein Hotel, was wir fortan suchen. Wir finden es nicht und halten an einer Tankstelle, um zu
überlegen wie wir weiterverfahren. Dort bekommen wir das Essen, das es zum Fest überall umsonst
gibt, geschenkt und können uns im Tankstellengebäude wärmen und stärken. Danach fahren wir
weiter und hoffen, dass uns irgendein für uns lesbarer Hinweis weiterhelfen wird. Als wir so
orientierungslos an einem Kreisverkehr stehen, werden wir von zwei Studierenden angesprochen. Sie
telefonieren eine Weile hin und her und haben dann eine Hotelempfehlung für uns. Sie fahren mit
dem Auto vor uns her um uns zum Hotel zu lotsen, das wir nie selbst gefunden hätten. Dort helfen
sie uns im Aushandeln des Preises und in der Unterbringung der Räder. Beides dauert seine Zeit und
ist zum ersten Mal wieder eher nervig. Nachdem wir aber deutlich gemacht haben, dass wir
weiterfahren, wenn die Räder nicht im Hotel sein können, dürfen sie in eines der beiden Restaurants.
Anschließend werden wir eingeladen, den Abend, an dem es Nachprozessionen gibt, mit den beiden
zu verbringen. Einer studiert Pharmazie jetzt in Malaysia, vorher Budapest, der andere ist der
Jahrgangsbeste mit Einladungen an amerikanische Universitäten in Atomtechnik.
Am Abend schauen wir uns die Prozession an, die in der Straße direkt neben dem Hotel stattfindet
und werden direkt von einer Frau angesprochen, die uns im fließenden Englisch begrüßt und fragt,
ob wir wissen, was das für eine Prozession ist. Als wir dies bejahen ist sie sichtlich beruhigt und geht
zu ihrer Familie zurück. Uns fällt wieder auf, dass im Iran religiöse Praktiken des ‫ إسالم‬erklärt
werden, aber wir nicht missioniert werden. Die beiden kommen und wir fahren zunächst in das Dorf
vor der Stadt, in der einer der beiden geboren ist. Dort ist ein Festplatz aufgebaut mit Zelten und
Musik und wir sehen wieder den – wir würden es „liturgisch“ nennen – Tanz mit den Metall-Geißeln.
Es ist ein wunderschöner Anblick. Wir erfahren, dass es ganz viele Gruppen gibt, die für das Fest
trainieren und sich zusammenschließen und dann von Ort zu Ort ziehen. Dort gibt es Tee und kleine
Kuchen und wir sehen immer wieder Schafe, die für das ‫عاشوراء‬Fest geschächtet werden. In einem
Pick-Up liegt bereits ein totes und zwei lebende, die so wirken als wüssten sie, was auf die zukommt.
Wir werden in ein traditionelles Lehmhaus auf einen Tee eingeladen. Das Haus ist im selben Ort, aber
an einer anderen Bühne und hat ein Fenster genau zum Tanz hinaus. Es ist ein ganz gepflegtes ca.
100 Jahre altes Haus mit vielen alten Utensilien. In einem Raum (dem mit dem Fenster) sitzen junge
Männer und schauen sich das Fest von oben und aus dem Warmen an, im großen Raum sitzen alte
Männer und schauen Fernsehen. Sie machen den Fernseher sofort aus, es ist keines der iranischen
Programme gewesen. Zwei sprechen fließend Englisch und so unterhalten wir uns eine Weile über
das Fest, über den Iran und die Bombenexplosion im Südosten des Landes mit über 30 Toten. Im
Laufe des Gespräches warnt er uns explizit vor der Route über ‫ پاکستان‬und auch schon vor dem
Südosten des ‫ايران‬. Er sagt, dass es Sunniten seien, die für jeden getöteten Schiiten direkt in den
Himmel kämen. Außerdem sei es dort gefährlich weil arme Pakistanis Touristen als Geisel nähmen
um Geld zu bekommen. Daher sollen wir auf keinen Fall dort hinfahren. Zudem fragt er uns
beunruhigt, ob wir denn keine Probleme an der Grenze gehabt hätten und wie wir Kontakt mit
unserer Familie halten würden um zu berichten wo wir seien und wie es uns erginge. Die beiden
Studenten warnen uns am Abend dann auch, dass wir nicht jedem trauen mögen und dass wir nachts
nicht draußen unterwegs sein mögen.
Bald geht es weiter und zurück in die Stadt, wo es einen großen Umzug gibt mit riesigen
„Standarten“, die so groß und so schwer sind, dass die Männer, die sie tragen regelmäßig abgelöst
werden müssen. Auch hier gibt es zunächst den Tanz mit den Metall-Geißeln und danach einen Tanz
mit einer sehr milden und wehmütigen Melodie. Alles wirkt viel weniger militant als die
Prozessionen, die im Fernsehen zu sehen sind. Überhaupt fühlen wir uns sicher. Gerade weil solche
großen Feste ja ganz ohne Alkohol sind, sind wir als deutlich als Ausländer erkennbare in keiner
diffusen Gefahr. Unsere beiden Gastgeber machen sich über ihre eigene Kultur, Touristen zu
begegnen, lustig, was uns amüsiert. Denn auch hier gibt es überall ein „Hello, Hello“ und „Hello
Mister“ und „Hello Missus“ und „Where do you come from?“, Auch der ca. 12 Jährige Neffe, der
dabei ist, amüsiert sich über diese Form der Kommunikation. Uns tut es gut zu wissen, dass auch
darüber gelacht wird. Wir werden wieder in unser Hotel gebracht und sind sehr froh, dass wir dieser
spontanen Einladung gefolgt sind. Wir können am Abend noch fragen, wie ein Führerschein aussieht
und sind uns dann sehr sicher, dass der gezeigte Ausweis in Führerschein war.
Immer wieder werden wir gefragt, wie das Fest auf uns wirkt und ob es sehr fremd oder befremdlich
ist und wenn ja, was es ist. Vor allem machen sie sich Sorgen, ob wir das Schächten der Schafe
seltsam finden. In allem können wir sie beruhigen, denn viele Elemente sind uns ja nun wirklich aus
den unterschiedlichen Prozessionen oder kulturellen Eigenarten (und sei es Karneval) bekannt. Wir
erleben erneut, dass wir im Grunde immer wieder in Städten sein müssen, um ein positives Gefühl
zum Land zu bekommen. Daran müssen wir uns erst gewöhnen weil es in der Türkiye Cumhuriyeti ja
genau anders herum gewesen ist.
Bisher geheime Notizen:
Wir kommen an einer der umstrittenen Atomanlagen vor Arak vorbei. Hochgesichert mit eigenm
Autobahnzugang. Eigenem abgesicherten Parkplatz, viel Militär. Direkt daneben eine Power-Plant.
Auch eine Tankstelle. Erneut gibt es keinen Tee an Tankstellen, daran müssen wir uns noch
gewöhnen.
Arak slbst mitte im Hussein.Fest, auch schiitische Passionsspiele genannt. Eine der Ereignisse, von
denen wir uns fernhalten sollen, wie wir später lesen. Wir müssen da durch, finden mit Hilfe ovn zwei
Studenten das Hotel. Passionsspile passt ganz gut, einige sind andöchtig, andere führen die neue
Frisur (auch Frauen mit einem Hauch von Tuch am Ende des Zopfes) aus. Es ist friedlich, auch am
Abend. aber wir können uns gut vorstellen, dass es politisch sien kann denn die Hussein-Geschichte
selbst ist politisch. ERstaunrlich, dass die Prozessionen zugelassen sind.
Wir können uns die Prozessionen gleich zweimal anschauen: einmal beim Hineinfahren in die Stadt
und dann am Abend. Beides Mal fällt uns auf, dass unsere Assoziation dazu eher eine Mischung aus
Oberammergau, Karneval und Prozessionen an sich ist. Es gibt zwei Tänze, die zum FEst gehören, der
eine mit SElbstgeißelung, der andere mit Bußklopfen aufs Herz und den Kopf. DAzu gibt es die Musik
aus der Box und große und kleine Trommeln die den Rythmus des Tanzes angeben. Das Ganze wirkt
wie ein Volksfest mit sowohl Schaulustigem am Rand als auch Andächtigen. Keine Geistlichekeit zu
sehen. Am Abend ist es ähnlich wenngleich es da nach der Prozession VErsammlungsorte an Zelten
gibt wo life gesunge und getrommelt wird, dazu gibt es den Tanz, Tee und Muffins. Außerdem werden
- allerdings woanders - Schafe geschächtet. Die Gruppen selbst sind ganzjährlich organisiert und
proben für das Fest. Sie ziehen von Versammungsort zu VErsammlungsort und "treten" dort auf. Am
Abend gibt es eine größere Prozession in der Stadt zu den vielen kleinen, diesmal mit Lichtern.
Besonders sind die großen Standarten, die so groß snd, dass sie kaum tragbar sind. Sie sind
geschmückt mit vielen Symbolen und Bildern von Iman Hussein. Weder beim Versammlungsort noch
bei den Prozessionen sieht man Mullahs. Die tauchen erst im Fernsehen auf wo es einen Vorsänger
gibt, der vom Blatt die Leidensgeschichte singt und die Zuhörenden zum WEinen bringt und eben
einen Mullah, der anschließend predigt (und nicht weint). Die offiziellen Sender senden im Grunde
nichts anderes. Aber in der Praxis wirkt das Fest völllig anders. Die Jugend "cruist" mit dem Auto von
Prozession zu Prozession, die Frauen eher mit einem Hauch von Kopftuch, dazu westliche Musik im
Auto und einen Kebab anschließend. Wir hatten den Eindruck, als gäbe es den Versuch, das Feste, das
sehr volksfromm und -nah wirkt, in die Hände der Kleriker zu kriegen. - Wir lesen die Reisewarnungen
des AA und sind danach gar nicht mehr froh. Die Warnungen sind zum Teil sehr konkret und nach
unserer Erfahrung mit der "falschen" Polizei können wir uns vieles auch sehr konkret vorstellen. Wir
verstehen besser wieso wir auch bei schlechtem Wetter nicht zum Übernachten eingeladen werden
und warum der Kontakt eher eigenartig ist. Wir nehmen Bilder wieder aus dem Blog und löschen sie
von der Kamera. Auf usneren Übernachtungsmöglichkeiten stehen 1. Hilfe-Stationen an erster Stelle,
denn das scheint ok zu sein. Wir haben anch wie vor Mühe uns hier so wohlzufühlen, dass der
Gedanke an weitere zwei MOnate keinen Schwindel auslöst. Nach der Situatiuon mit dem "Polizisten"
ist jetzt jedes Anhalten zusätzlicher Stress. Gleichzeitig sind wir an einer Tankstelle am nächsten Tag
wirklich freundlich beschenkt worden und hatten wiedereinmal kein Problem, unsere Räder einfach
abzustellen und zu essen.
Donnerstag, 16. Dezember 2010
Wer übersetzt uns
unsere zehn goldenen Regeln?
14.- 16. Dezember Malaya nach Arak - 136, 137, 138
16. Dezember Arak (persisch ‫)اراک‬
Heute machen wir einen tatsächlichen Erholungs-, Blog- und Logistiktag. Wolfgang ersetzt den
Mantel am Wagen, wir schauen uns die Route noch einmal genau an und genießen die Ruhe und
Erholung in diesem freundlichen Hotel.
Freitag, 17. Dezember 2010
Lieber Manfred, danke für deine eMail-Grüße!
Mittwoch, 22. Dezember 2010
Jutta und Ernst-Otto vielen Dank für den Weihnachtssegen per mail!
Keine Sorge
wir sind zwar nicht weit weg vom Erdbeben, aber in Esfahan war nichts zu spüren!
Winter-Sonnwende am südlichsten Punkt unserer Reise
Esfahan 7:01 bis 17:01
10 Stunden Sonnenscheindauer
im Vergleich dazu:
Bonn 8:30 bis 16:28
7:58 Stunden Sonnenscheindauer
Ab jetzt geht´s wieder nach Norden und die Tage werden jahreszeitlich länger!
Liebe Michaela, vielen Dank für deine Gebrtstagsmail!
Unsere Postkarte vom 17.11. aus Zakho kam an bei Sabine W.!
Wir feiern Wolfgang´s 50. Geburtstag heute in Esfahan!
Samstag, 17. Dezember 2011
Heute vor einem Jahr
Heute vor einem Jahr schrieben wir den 26 ‫ آذر‬1389 nach persischer bzw. 10 ‫ محرم‬1432 nach
muslimischer Zeitrechnung. Sogar die Haltbarkeitsdaten auf Kekspackungen waren in persischer
Zeitrechnung angegeben. Auch an die indischen Zahlen hatten wir uns gewöhnt:
Gestern traf sich Wolfgang nach vielen Jahren wieder mit Silke, die über Allmende arbeitet. Vielleicht
ist dieser Begriff anschlußfähig an die Erfahrung unserer Reise, wo es ja ständig darum ging, das
Gemeingut Planet Erde zu nutzen. Und auch in den lokalen Gesellschaften fanden wir beindruckende
Allmende-Kulturen, insbesondere, was die Nutzung von Wasser angeht. Aber dzu später, in
Oʻzbekiston...
26 Azar 1389/10 Muharram 1432 ‫ اراک‬nach Rehjerd, 76,84km, 6985,3 Gesamtkm
Datum: 17.12.10
Tag: 139
TagesunterstützerIn:
von: Arak m NN 1669
nach: Rehjerd m NN 1617
km 76,84
Gesamt km 6902,0535
km/h: 15,47
Fahrzeit 04:57
gesamte Fahrzeit: 529:41:00
Anstieg in m pro h 29,29
Anstieg in m 145
Abfahrt in m: 197
höchster Punkt in m NN 1802
Steigung/Gefälle 0,45
Nach einigen Wirren an der Rezeption und einer herzlichen Verabschiedung durch Sarah
fahren wir in einen weiteren sonnigen Morgen hinein. (und der Reifen bleibt da)
Der Weg führt uns zunächst durch industriell geprägtes Gebiet, später dann an Orten vorbei, die sich
durch ganz alte Häuser auszeichnen. Manche dieser Häuser sind renoviert und bewohnt, manche
verfallen. Fast alle haben ein Bienenwaben förmiges Dach, das zum Teil richtig lang ist. Wir sehen ein
komplettes Dorf, das aber auch komplett verfallen ist. Der Weg geht im Grunde immer geradeaus
zwischen den Bergen lang und ist jetzt im Winter eher ereignislos. Nach dem industriellen Gebiet
kommt große Landwirtschaft mit einer Bewässerungstechnik die auf Rollen über Felder gerollt
werden kann. Es ist weit und breit kein Baum zu sehen, nur die Berge zur Rechten und in der Ferne
die Berge zur Linken. Wir halten an einer Tankstelle, um dort irgendetwas zu essen. Wir finden einen
Laden – die sind alle gleich ausgestattet und haben in der Form auch bis spät in den Abend (also für
uns spät, so bis 21:00) auf und wir nennen sie jetzt einfach „Spätkauf“ – und bekommen dort Brot
und Thunfisch, Chips und unser alkoholfreies Bier. Wir hätten in der Tat auch keinen weiteren Kebab
sehen können… Es ist so warm, dass wir in der Sonne sitzen. Wir bekommen Obst geschenkt und
eines dieser wunderbaren Brot-Plätzchen, die es beim Bäcker gibt, den wir aber so selten erreichen.
Gestärkt fahren wir und ungezählte, gefühlte tausende Autos mit jungen Erwachsenen oder Familien
weiter in Richtung Teheran. Der Verkehr nimmt immer mehr zu und nach 70 km ist unser
Seitenstreifen als asphaltierter weg. Also müssen wir auf die Fahrbahn und das ist eine mittlere
Katastrophe. Es ist ein Verkehr wie in der Rushhour. An einer Stelle ist ein Unfall passiert, die Autos
stehen am Straßenrand, es gibt nach wie vor die beiden Spuren, aber es staut sich halt noch. Da
Bremsen für die Autofahrenden gar nicht in Frage kommt, werden aus den zwei Spuren drei, wobei
die „mittlere“ zum Überholen genommen wird. Es gibt noch den schlechten Seitenstreifen, der
ebenfalls komplett genutzt wird, macht vier Spuren. Neben dem Seitenstreifen ist eine Sandpiste, die
wird für weitere zwei Spuren inklusive Überholspur rechts genutzt. Macht sechs Spuren. In diesen
beiden äußeren „Spuren“ – eine Offroad-Piste – sind wir. Neben diesen Spuren gibt es weitere zwei
für das obligatorische Picknick und Auto-Reparieren, meist gleichzeitig. Am Ende müssen eben doch
alle wieder auf die zwei Spuren und wir bleiben lieber gleich in dem, was der Rand so hergibt. Als wir
eine Rote-Halbmond-Station sehen, geben wir auf und fragen dort um einen Schlafplatz. In dem
ganzen Chaos haben wir nämlich noch bemerken können, dass das Barometer dramatisch gefallen
ist. Der Leiter ist selber Radfahrer und hat uns sofort die Garage für die Räder und für uns einen extra
Schlafraum angeboten und gleich noch organisiert, dass wir in der nächsten Station auch
übernachten können. Die Sanis sind einfach klasse (mit einem Gruß an Samuel!).
Bisher geheime Notizen:
Was uns bei den Sanis des 1. Halbomdes auffällt im Gegensatz zu den EMS, dass hier überall die
beiden Ajatollas und der Präsident in Rote Halbmond-Jacke hängen.
........................................................ (nicht veröffentlichter Eintrag) ...........................................
Da der Sani uns später seine Sammlung von Torontobilder aus einem Fotokalender von 2002 zeigt
vermuten wir, dass er Christ ist und vielleicht sogar beim Weltjugendtag war. Auf jeden Fall hatte er
uns sofort gefragt ob wir Christen sind und die Nähe zu uns gesucht.
Sonntag, 18. Dezember 2011
Heute vor einem Jahr
Heute vor einem Jahr kommen wir an unserer ersten Oase vorbei. Wir sind in der Wüste!
Heute werden wir in aktuellen YouTube-Videos an den Stil iranischer Fernsehspots erinnert.
27 Azar 1389 Rehjerd nach Do Dehak, 60,87km, 7046,9 Gesamtkm
Datum: 18.12.10
Tag: 140
TagesunterstützerIn:
von: Rehjerd m NN 1617
nach: Do Dehak m NN 1346
km 60,87
Gesamt km 6962,9235
km/h: 11,68
Fahrzeit 05:12
gesamte Fahrzeit: 534:53:00
Anstieg in m pro h 39,04
Anstieg in m 203
Abfahrt in m: 474
höchster Punkt in m NN 1616
Steigung/Gefälle 1,11
Wir werden von unseren Sanis herzliche verabschiedet
und bekommen noch einen „echten“ Halbmond auf unsere 1. Hilfe-Tasche. Die Straße geht – leider
ohne oder nur mit schlechtem Seitenstreifen – weiter. An einem „kleinen“ Pass steht wie immer eine
schöne Moschee
und weiter unten im Tal sehen wir die Eisenbahn. Danach geht es rasant bergab zum
„Autobahnkreuz“. Dort überwiegt vor allem die Baustelle und so irren wir eine Weile herum, bis wir
beherzt die Autobahn gen ‫ تهران‬einschlagen um von dieser wieder abzufahren und so auf die
Autobahn Richtung ‫ اصفهان‬zu gelangen. Diese hört bald auf und geht in die uns bekannte
Schnellstraße über. Zu unserer Linken im Osten ist keine 40 km weiter die große Wüste Irans (Daschte Kavir). Die Landschaft hat sich schlagartig geändert. Wir haben das 4.000 m hohe
‫رشتهكوههای‬
‫ زاگرس‬hinter uns und fahren jetzt zwischen zwei Gebirgszügen gen Süden. Das Gebirge im Osten
trennt uns von der Wüste, das im Westen vom Zagros-Gebirge. Wir befinden uns plötzlich in einer
wüstenähnlichen Landschaft, die zudem heute ganz im Dunst liegt. An unserer ersten Oase
– leider inklusive dem üblichen Müllkonzept
– halten wir für eine Trink- und Atempause, denn wir fahren gegen einen unglaublichen Sturm an.
Die Wüste, die sich in einer großen Ebene ausbreitet, bleibt uns erhalten, bis wir den Fluss erreichen,
der Wasser trägt. Sofort sehen wir grell-grüne Felder und ein Dorf mitten in der trockenen Gegend.
Die Felder werden traditionell bewässert was zugleich zur Folge hat, dass der Boden am Rande
erodiert und ein wenig aussieht wie ein „Mini-Cappadokien“.
Bald verlassen wir den Fluss mit seinem Grün und hoffen immer noch auf eine Tankstelle, als wir
einen Wald vor uns sehen. Leider ist er umzäunt und gehört zu einer industriellen Anlage, die um die
Pipeline herum angesiedelt ist. Als nächstes sehen wir eine Tankstelle, die aber eine Baustelle ist.
Also trinken wir nur etwas und kämpfen uns weiter voran. Der Sraßenlärm ist brutal, da der Verkehr
zu 95% aus Lastwagen besteht. Aber: nachdem wir so viel über die Autofahrer gelästert haben: heute
sind fast alle Laster ausgewichen obwohl wir auf dem Standstreifen fuhren! Es sind nur wenige nicht
ausgewichen oder, schlimmer, haben den Standstreifen als den Ihren betrachtet. Letzteres für uns
gefährliche Situationen, da das Land voller periodischer, also im Augenblick trockener, Flussläufe ist,
die alle durch ungesicherte, immerhin zwischen 1-3m tiefe Brücken überbaut sind. Wir können also
seltenst ausweichen. Unser radfahrender Sani hat gestern bereits eine Übernachtung bei einer Rote
Halbmond Station für uns organisiert und seine Raderfahrung kommt uns zu gute: es sind 60 km und
bei dem Sturm wären wir vielleicht noch 10 km weiter gekommen, aber mehr bestimmt nicht. So
klopfen wir bei den Sanis und bekommen einen Raum angeboten und können die Küche benutzen.
Sie sind in der Kommunikation zurückhaltender, was uns aber entgegenkommt, da wir doch ziemlich
geschafft sind und um vier Uhr denken, dass wir noch lange nicht ins Bett „dürfen“. Um 18.00 ruft
„unser“ radfahrender Sani von gestern an, um sicherzugehen, dass wir gut angekommen sind. Wir
denken anschließend, dass Radfahrende doch die besseren Menschen sind!
Montag, 19. Dezember 2011
Heute vor einem Jahr
Heute vor einem Jahr kämpfen wir uns wieder neben lärmenden LKWs durch die Wüste.
Heute präsentiert Iran einen US-Spion.
28 Azar 1389 Do Dehak bis 10km hinter Robat -e-Tork, 63,84 km, 7111,5 Gesamtkm
Datum: 19.12.10
Tag: 141
TagesunterstützerIn: "Sr. Gertrud Smitmans
Franziskanerinnen St. Mauritz"
von: Do Dehak m NN 1346
nach: Robat-e Tork m NN 1876
km 63,84
Gesamt km 7026,7635
km/h: 11,48
Fahrzeit 05:33
gesamte Fahrzeit: 540:26:00
Anstieg in m pro h 96,40
Anstieg in m 535
Abfahrt in m: 5
höchster Punkt in m NN 1877
Steigung/Gefälle 0,85
Gestern abend sind unser Sanis doch noch ein wenig aufgetaut und laden uns spät am Abend auf
gekochte Rote Beete und noch eine andere Knolle ein. Wir sind doch sehr erstaunt, denn diesmal
wirken die Sanis bis auf ihren Chef eher wie eine Zivi-Runde. Und dass junge Männer im Alter von
unseren Zivis sich selbst (!) Rote Beete (!) kochen, diese liebevoll schälen und in kleinen Stücken
geschnitten als Delikatesse anbieten, finden wir doch sehr erstaunlich.
Am Morgen wird das ganze Haus und das Auto geputzt und wir werden unter Kichern verabschiedet.
Direkt hinter Do Dehak geht es langsam aber stetig bergauf. Wir kommen in die einzige
ernstzunehmende Stadt am Wege und müssen dort Geld tauschen. Nach einigem Hin und Her finden
wir die Bank, die das macht. Während Wolfgang Geld tauscht, unterhält sich Gunda mit einem Iraner
über Luftverschmutzung in iranischen Großstädten und Winter in Europa, als plötzlich ein Mann aus
einem Auto springt und ihr seine Gebetskette schenkt. Es ist ein ganz schönes Exemplar aus Holz.
Nach einem guten (wenn auch teuren) Mittagessen machen wir uns weiter auf den Weg in die
Berge,
immer begleitet von der Wüste
, die durch einen durch sie fließenden Fluss gekennzeichnet ist, der hinter der Stadt gestaut wird.
Überall wo es Wasser gibt, ist es entweder grün oder aber es ist ganz viel Schilf zu sehen. Die ganze
Gegend ist eine Schutzzone für wilde Tiere, wobei wir der Meinung sind, dass diese entweder sehr
weit weg von den Straßen sein müssen oder ziemlich taub, denn der Lärm der hunderte bis tausende
LKWs ist unglaublich. Über Mittag ist es richtig heiß geworden, in der Sonne und ohne Wind weit
über 40 Grad! Auf dem Rad sind es dann zwischen 25-30 Grad, so dass wir in unseren langen dicken
Winterstrümpfen gehörig schwitzen. Leider fällt das Barometer und Wolken ziehen auf. Wenn wir
können, schauen wir uns die Wettervorhersage bei wetter.de an, die wirklich gut ist! Sie ging leider
nur bis heute….
Wir erreichen die Kreuzung, ab der es auf unserer Karte in den 2000 Höhenmeterbereich geht und
sehen mitten auf der Kreuzung den Container des EMS.
Wir fragen, ob wir neben ihnen zelten dürfen. Das ist kein Problem und wir bekommen einen Tee
und dürfen das Klo und auch die Küche benutzen. Auf der anderen Seite ist ein „Spätkauf“ und so
können wir an diesem wenig romantischen Ort zwischen den zwei Spuren der Schnellstraße auf eine
trockene Nacht hoffen.
Dienstag, 20. Dezember 2011
Heute vor einem Jahr
Heute vor einem Jahr übernachten wir wieder im Garten des Rettungsdienstes.
Wolfgang hat gestern im Arbeitskreis Biblischer Tanz von der Reise erzählt. Momentan kommt viel
rüber von der Anstrengung und auch den Gefährdungen. Von einem inhaltlich überlegten Vortrag ist
er noch weit entfernt. Aber immerhin haben wir bald aus unseren Fotos die besten selektiert.
Vielleicht kann das ja dann ein roter Faden sein in der Unmöglichkeit des Erzählens...
29 Azar 1389 bis: Murcheh Khort, 88,73km, 7201,3 Gesamt km
Datum: 20.12.10
Tag: 142
TagesunterstützerIn: Peter Kloss
von: Robat-e Tork m NN 1876
nach: Murcheh Khort m NN 1622
km 88,73
Gesamt km 7115,4935
km/h: 15,37
Fahrzeit 05:46
gesamte Fahrzeit: 546:12:00
Anstieg in m pro h 46,47
Anstieg in m 268
Abfahrt in m: 522
höchster Punkt in m NN 2109
Steigung/Gefälle 0,89
Unser Sani begrüßt uns am Morgen mit heißer Milch und Tee, nachdem wir am Abend noch mit Tee
und Obst beschenkt worden sind und ist in unserem Herzen schon längst „Sani oft he year“. Wir
packen unsere Sachen
und fahren der Sonne und den LKW-Kolonnen entgegen.
Es geht sachte und angenehm bergauf und je höher wir kommen, desto mehr nimmt die Vegetation
zu. Schon längst könnte man wieder von Grasbüschel zu Grasbüschel springen.
Die Landschaft ist flach bis auf immer wieder aufragende schroffe Bergformationen.
Als wir über den Pass in das erste Tal fahren, sind wir erstaunt über die Industrie, die sich auftut. Es
reiht sich Dorf an Dorf. Im zweiten essen wir zu Mittag und sind erstaunt, dass ein Kebab mal 40 000
und derselbe auch 160 000 kosten kann. So ganz verstehen wir die Preisgestaltung nicht. Wir fahren
immer weiter gen Süden, es geht manchmal leicht bergauf, im Ganzen aber bergab. Wir durchfahren
zwei bewässerte Täler, die durch ihre grünen und frisch gesäten Felder nach all dem Braun
bestechen. Dazwischen ist die Landschaft wieder trocken und wüstenähnlich. Im letzten Tal, das wir
durchqueren, gibt es große Ländereien und Viehhaltung. Der Seitenstreifen, auf den wir ja verbannt
sind, ist in einer schlechten Qualität und übersät mit Glas, wir sind erstaunt, dass wir bisher keinen
Platten hatten und vermuten, dass die Mäntel bereits voller Glas sind. Wir fahren auf eine Stadt zu,
deren erster Teil komplett aus zerfallenen alten Lehmhäusern und Stadtmaueranlagen inklusive
einem Gebäude, das eine Karavanserei sein könnte. Auch wenn es neue Häuser zwischen den Alten
gibt, schauen immer wieder Lehmruinen oder auch wieder hergerichtete Häuser hervor. Dies alles
wird von der Abendsonne beschienen. Leider haben wir nicht die Zeit, ein Foto zu machen, da wir
einen Platz für die Nacht brauchen – in der Stadt oder sonst außerhalb, das würde aber knapp.
Gerade machen wir uns auf den Weg, aus der Stadt rauszusausen, als wir zu unserer Rechten hinter
einer Mauer und großen Bäumen die erste Hilfe Station des EMS sehen. Wir fahren hinein und
können neben dem Haus unser Zelt aufschlagen. Trinkwasser bekommen wir zudem. Wieder haben
wir einen guten Ort gefunden.
Mittwoch, 21. Dezember 2011
Heute vor einem Jahr
Heute vor einem Jahr erreichen wir am Tag der Wintersonnenwende ‫اصفهان‬
Hier ist der Tag zwei Stunden und zwei Minuten länger als in Bonn.
Heute finden wir einen Artikel, der die immer wiederkehrenden türkisch-iranischen Angriffe auch auf
Zivilbevölkerun in Kurdistan/Irak beschreibt. Auch wir waren ja in dieser Gegend...
30 Azar 1389 Murcheh Khort bis Isfahan (persisch ‫[ اصفهان‬esfæˈɦɔːn], alternative Schreibung:
Esfahan) , 61,66 km, 7263,9 Gesamtkm
geplant: 167. Tag
aktuell: 143. Tag
Datum: 21.12.10
Tag: 143
TagesunterstützerIn:
von: Murcheh Khort m NN 1622
nach: Esfahan m NN 1595
km 61,66
Gesamt km 7177,1535
km/h: 13,82
Fahrzeit 04:27
gesamte Fahrzeit: 550:39:00
Anstieg in m pro h 22,25
Anstieg in m 99
Abfahrt in m: 126
höchster Punkt in m NN 1651
Steigung/Gefälle 0,36
Heute morgen haben wir die Möglichkeit, uns die alte Stadt anzuschauen, die in ihren erhaltenen
Stadtmauern
zwar fast nur aus Ruinen besteht,
aber darin eine Ahnung der alten Schönheit zeigt.
Es gibt eine Moschee, die erhalten ist und auch benutzt wird
und eine Tür, die durch ihre beiden Türklopfer besticht, einen für die Männer und einen für die
Frauen.
Wir fahren einmal um die alte Stadt herum und sehen, dass zu ihr nach wie vor bewohnte
„Vorstädte“ gehören. Mit diesen Eindrücken fahren wir zurück auf die Straße und damit in unseren
alltäglichen Wahnsinn. Die Straße hat keinen Seitenstreifen und so können wir über die Strecke bis
‫ اصفهان‬nichts sagen. Fahren ohne Seitenstreifen bedeutet, konstant in den Rückspiegel zu schauen
und immer dabei ein halbes Auge auf die Fahrbahn zu haben. So zu fahren ist unendlich anstrengend
und uns macht es gar nicht froh, wenn dann jedes zweite Auto hupt und jedes dritte Auto uns
irgendwas zuschreit und jedes vierte Auto von uns wissen will, wo wir herkommen. Mittags kehren
wir entkräftet in ein LKW-Lokal ein und zahlen für ein Essen, für das wir auch schon mal 40 000
gezahlt haben, 250 000!!!! Wir sind so bedient von den Autofahrern und der Preispolitik, dass wir am
liebsten sofort wieder woanders hin wollen. Aber wir nehmen das hin und fahren weiter, zum Glück
inzwischen vierspurig. Dann müssen wir nicht ganz so oft springen. Die Fahrt in die Stadt geht gut
und recht schnell und bald stehen wir mitten in Esfahan.
Wir sind noch so angestrengt und erschöpft und werden sofort wieder von so vielen angesprochen
und mit der einzigen Frage, die es hier gibt „Where do you come from?“ und der einzigen Begrüßung
die wir seit Wochen hören: „Hello Missus“, genervt, dass wir zusehen, schnell in das empfohlene
Hotel zu kommen. Wir fliehen hier nicht vor Kindern oder Hunden, dafür vor Autofahrenden und
jungen Männern….
Im Hotel ist für heute kein Zimmer frei, dafür ab morgen ein sehr schönes mit Küche. Das Hotel ist
ganz unkompliziert und auf unsere Frage, ob wir denn für eine Nacht unser Zelt irgendwo aufbauen
könnten (man stelle sich diese Frage bitte in einem Hotel der Mittelklasse in München oder
Düsseldorf vor!) bekommen wir gleich zwei Möglichkeiten: die Tiefgarage oder das Dach. Wir
schauen uns beides an und nehmen das Dach. Die Räder können in die Tiefgarage, wir auf das Dach.
Das ist sicherlich der edelste Campingplatz in ganz ‫ اصفهان‬mit Blick auf den Iman-Square
und die Berge auf der anderen Seite.
Nach einem Einkauf beim Laden nebenan (auch doppelt so teuer wie sonst) sitzen wir nun in
unserem exquisiten Zelt mit dem guten Schlafplatz und freuen uns sehr, dass wir morgen ausschlafen
können. Der Vollmond beleuchtet die Stadt – einer der seltenen Fälle, wo Wintersonnwende und
Vollmond zusammenfallen! Heute ist die längste Nacht des Winters und ab morgen werden die Tage
wieder länger. Wir haben unseren Weg so gewählt, dass die längste Nacht zugleich am südlichsten
Punkt ist. Das gleicht es dann etwas aus. Der Tag ist schließlich morgen zwei ganze Stunden und zwei
Minuten länger als in Bonn! Jetzt haben wir erst einmal Weihnachtsferien in Esfahan und dann geht
es mit den länger werdenden Tagen wieder gen Norden…
Bisher geheime Notizen:
In ‫ اصفهان‬sind wiederum Atomanlagen. Nach unseren Recherchen auch unterhalb der Stadt. An
einer hochgesicherten Anlage sind wir wiedertum vorbeigekommen, ebenso an der Abzweigung nach
Natanz. Wir fühlen uns in Esfahan nicht wohl obwohl es so eine schöne stadt ist.
In Sefahan werden wir direkt von der Tourismus-Polizei mit einem Fragebogen begrüßt, der den
Serivce evaluieren und verbessern soll. Angesichts der Tatsache, dass es die Tourismuspolzei vorher
für nicht sichtbar gab und wir daher keine Angaben machen können, stehen die Polizisten daeben und
schauen zu. Sie wollen die kompletten PErsonalangaben inklusive Hotel. Wir schmunzeln und Gunda
gibt ihr Alter an.
dierkt bei der ankunft am iman-square ist die tourist-police, die alle toursiten mit einem
"fragebogen", der aus vier fragen besteht zur polizei und ob der serivce gut ist, wie will man das bie
der ankunft wissen? Und wie will man das ausfüllen, wenn die polzei daneben steht und man den
namen, geburtstdatum, ankunft in esfahan, abfahrt aus esfahan und das hotel angeben
(kann=muss)??? Wir wollen zur Post, die aufhat, aber dann sagt, sie hat zu. wir stehen am Schalter,
andere auch und werden bedient. aber fünf briefmarken gibt es nicht.
Montag, 27. Dezember 2010
Kilometer- und Höhenangaben Iran 1
Graphik hier herunterladen
Höhe
Nr.
ZielortTagesGesamt
maximale
KmH Tageshöhenmeter
über km km
Tag
Höhe
Tagesziel/OrtNN
122Marivan
1383 28,86 6225,9 11,36275
123Marivan
1383
124Sarvabad
1262 62,29 6261,9 11,35848
1507
125Tizhtizh
1662 51,94 6314,6 9,94 831
1665
126Sanandaj
1558 48,97 6364,1 9,26 983
2160
127Kamyaran
1674 67,67 6432,6 11,52941
1980
128Kermanshar 1530 71,11 6427,8 14,6985
1401
1677
129Kermanshar 1530 0
130Kermanshar 1530 0
131Sahneh
1429 77,46 6583,1 14,05303
1429
132Asadabad
1528 62,47 6646,4 12,92444
1697
133Hamadan
1805 56,94 6704
11,34738
2215
134Joka
1667 64,12
12,18375
1983
135Malayer
1686 26,65 6795,9 10,72174
1699
136Tureh
1792 64,26 6861
12,5 448
2069
137Arak
1669 45,43
13,98157
1891
138Arak
1669 0
139Rehjerd
1617 76,84 6985,3 15,47145
1802
140Do Dehak
1346 60,87 7046,9 11,68203
1616
141Robat-e Tork 1876 63,84 7111,5 11,48535
1877
142
Murcheh
Khort
143Esfahan
1622 88,73 7206,3 15,37268
1595 61,66
7367,
13,8299
69
2109
1651
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