Bernhard Bueb Von der Pflicht zu führen – Erkenne dich selbst, indem du dich bildest! Lehrer der ersten Stunde beginnt mit Kindern eine Entdeckungsreise. Kinder lernen viel Neues kennen, werden durch Lesen, Schreiben etc. unabhängig. Durch das Entdecken entdecken sich die Kinder selbst, Wissen wandelt sich zu Bildung. Vertrauen in die eigenen Kräfte wächst; Bildung wird zur Richtschnur ihres Handelns – es folgt Unabhängigkeit und Selbstständigkeit. Dieser Weg erfordert Anstrengung. Immanuel Kant: Jeder solle lernen, sein Leben nach den Grundsätzen der Vernunft selbst zu bestimmen. Ziel von Bildung = seinen Charakter zu formen, sich durch Selbsterkenntnis finden und daraus Impulse für das eigene Handeln zu gewinnen. Akademische Bildung allein ist nicht Bildung. Es ist eine Einheit aus Charakter – und akademischer Bildung. Väter aller Bildung (Platon, Schiller, Goethe) sprachen schon von Menschenbildung und wollten die Schule aus ihrem akademischen Gefängnis befreien. Bildung macht den Mensch zum Menschen. Bildung braucht Führung. Führung ihrerseits braucht Bildung. Wer führt sollte wissen warum und wohin er Menschen führt. Bildung und Führung bedingen sich wechselseitig. Die Bildungskrise resultiert daher auch aus einem Mangel an Führung. Fundament der Bildung legt die Familie. Bildung bedeutet auch, die Beziehungen zu anderen Menschen gestalten zu können. Gegen den Einfluss von Medien (TV, Computer etc.) können sich Kinder nur wehren, wenn Bildung ihnen erlaubt Distanz zu diesen Medien zu gewinnen und sie zu durchschauen. Nur so können sie sich von dieser künstlichen Welt unabhängig machen. Bildung ist daher eine feste Burg, die Herzensbildung mit Urteilsvermögen verbindet. Lehrer unterschätzen oft den Einfluss auf die psychische und intellektuelle Entwicklung des Kindes. Lehrer können Garanten der Chancengerechtigkeit sein oder sie können sie verhindern. Sie können Defizite der Familie korrigieren oder sie verstärken. Können Selbstwertgefühlt eines Kindes stärken oder schwächen. Gute Lehrer lassen sich emotional auf ein Kind ein. Kinder für eine Sache begeistern zu können gehört zum Auftrag eines jeden Lehrers; Lehrer müssen die Leidenschaft für Bildung in den Kindern wecken (umso mehr, je weniger dies die Eltern tun). Lehrer sollen aber auch Menschen zum Anfassen sein, Menschen mit Freud und Leid sein. Sollen als Freund und Berater erscheinen. Oft wissen Lehrer nicht, welche Maßgebende Rolle sie im Leben eines jungen Menschen spielen. Kein Kind geht verloren, an das ein Lehrer glaubt! Lehrer sollten sich früh bewusst werden, dass sie führen müssen, dass bilden führen heißt. Sie sollen die Führung als Pflicht erkennen und bereit sein, ihr Selbstverständnis zu ändern. Wer akademische Bildung und Charakterbildung als Einheit sieht, wer akzeptiert dass bilden führen heißt, wird für anders Selbstverständnis von Lehrern etc. eintreten. Marmet Otto Ich und du und so weiter – Die Wahrnehmung des eigenen Verhaltens Bewusstheit ist ein Werkzeug 1. Selbstwahrnehmung und Lernen Alles Lernen beruht auf Wahrnehmung Wenn ein Kind lernt (Ball gegen eine Wand werfen und ihn wieder zu fangen) dann ändert sich sein Verhalten aufgrund seiner Wahrnehmungen. Lernen setzt also funktionierende Sinne voraus. Gerade dieser Teil scheint beim sozialen Lernen besonders schlecht zu funktionieren. Unsere Wahrnehmungsfähigkeit im zwischenmenschlichen Bereich ist oft sehr eingeschränkt. Woher kommt das? Kleine Kinder nehmen andere noch sehr genau und unbefangen wahr: Papa, warum zuckt dein Mund so komisch? Diese Art von Wahrnehmungsfähigkeit wird im Laufe des Erziehungsprozesses eingeschränkt. So etwas sagt man nicht! Wenn Lernen im Beziehungsbereich möglich sein soll, muss man sehen, hören, spüren: den anderen – und sich selbst. Drei Zonen der Wahrnehmung: 1. Die Wahrnehmung der äußeren Welt Sind im Kontakt mit dem was wir sehen, hören, riechen, schmecken und berühren können. 2. Die Wahrnehmung der inneren Welt Sind im Kontakt mit unseren Gefühlen; sind fröhlich, traurig, haben Empfindungen von Schwere, Müdigkeit, Wohlbehagen etc. 3. Die Wahrnehmung aufgrund von Gedankentätigkeit Dinge, die wir nicht sehen können, können wir uns vorstellen. Entwicklung der Wahrnehmungsfähigkeit beginnt damit, dass wir lernen uns bewusst zu werden, in welchem dieser Bereiche wird uns bewegen. Diese Form der Selbstwahrnehmung ist der wesentliche Schritt zum sozialen Lernen. Nur wer überhaupt wahrnimmt, was geschieht, kann darauf reagieren. Soziales Lernen beginnt mit der Entwicklung der Fähigkeit, sich selber und andere Personen differenziert wahrzunehmen. 2. Lernen durch Rückmeldungen (Feedback) Nur andere Menschen können uns von außen – und mit ihren Augen sehen. Nur sie können uns sagen, wie sie unser Verhalten erleben. Wie wirkt unser Verhalten auf sie? Menschen, die einander gut kennen und einander vertrauen, geben sich oft leichter Rückmeldungen als Fremde. Wenn wir unsere Selbstwahrnehmung verbessern wollen, brauchen wir mehr und konkretere Rückmeldungen. Wir müssen wissen, wie andere unser Verhalten wahrnehmen und erleben. Rückmeldungen sagen dann am meisten aus, wenn sie rasch erfolgen, konkret sind und sachlich beschreiben, wie ein bestimmtes Verhalten erlebt wurde. Rückmeldungen sagen einem Menschen nicht die Wahrheit über sich. Sie sagen ihm nur, wie andere ihn wahrnehmen. Es ist nicht wichtig anderen besser zu gefallen, sondern vollständiger und genauer wahrzunehmen, was in der Kommunikation geschieht. Durch Rückmeldungen erfährt der einzelne, wie andere sein Verhalten wahrnehmen und erleben. Rückmeldungen verbessern die soziale Wahrnehmung und ermöglichen ein wirksames Lernen im Beziehungsbereich. Eva-Maria Waibel Erziehung zum Selbstwert – Verschiedene Definitionen 1. Selbstbewusstsein Begriff taucht erstmals im 18. Jhdt. auf; meinte ursprünglich das Wissen um sich als Mensch, Wissen um physische und seelische – geistige Vorgänge und Handlungen inmitten der gelebten Beziehungen und der bestehenden Welt. Im Sinne ist der Mensch „Träger und Vollstrecker seinen eigenen Bewusstseinsakte“. Selbstbewusstsein ist etwas, das Menschen im Laufe ihrer geistigen Entwicklung erwerben aber auch wieder verlieren können. Selbstbewusstsein bedeutet noch nicht, dass jemand selbstsicher auftritt, es meint auch das Bewusstsein der eigenen Schwächen und Mängel. Die Persönlichkeit eines Menschen entfaltet sich durch das Erkennen seiner Stärken und Schwächen, durch das Überwinden dieser Schwächen. Man gewinnt aus dem Gelungenen ein positiven Gefühl, das heute als Selbstbewusstsein umschrieben wird. 2. Selbstvertrauen Ist ein Gefühl des Glaubens an sich, mit auftretenden Schwierigkeiten fertig zu werden, das Leben zu bewältigen, ein Sich verlassen können auf seine eigenen Fähigkeiten – und zwar deswegen, weil eine entsprechende Erfahrung vorliegt. Selbstvertrauen beeinflusst das eigene Handeln. Hohes Selbstvertrauen ist leistungsfördernd. 3. Selbstachtung Selbstachtung besagt, dass man sich so verhält, dass man sich selbst ansehen und mögen und damit achten kann. = sich selbst Anerkennung zusprechen zu können. Wenn dies nicht gelingt, entwickeln sich Unsicherheit, Verlegenheit, Schüchternheit, falsche Bescheidenheit, Minderwertigkeitsgefühle. Nur wer sich selbst beachtet, kann zur Selbstachtung kommen. Sich beachten heißt, sich sorgfältig und sensibel wahrnehmen. 4. Selbstsicherheit = erprobtes und erfahrenes Selbstvertrauen. Ist die Fähigkeit eines Menschen, an seine soziale Umgebungen Ansprüche zu stellen und diese auch zu verwirklichen. Mensch erlaubt sich, eigene Bedürfnisse und Werte zu haben, für die er auch eintritt. Dazu braucht er relativ sichere Selbsteinschätzung. Häufige Misserfolge schränken Selbstsicherheit ein. 5. Selbstwert Es handelt sich um Erleben einer positiven Grundeinstellung, bei der sich der Mensch als wertvoll erlebt. Ist ein erlernbares Gefühl. Ist die Wertschätzung des eigenen Wesens, der eigenen Anlagen und Fähigkeiten. Selbstwert entwickelt sich aus der Auseinandersetzung mit der Umwelt. Hat einen wesentlichen Einfluss auf das Sozial- und Leistungsverhalten einer Person. Grad der Ausgeprägtheit kann angemessen oder unangemessen sein. 6. Selbstwert aus psychoanalytischer Sicht Wenn ein Kind keine verlässlichen empathischen Reaktionen der Eltern spürt, kann es sein Selbst nicht aufbauen. Ein Selbst, auf das es keinen Widerhall gibt, könne kein Selbstwertgefühl aufbauen.