Prolog Wir leben in einer Zeit des Übergangs. Das männlichpolare-ziel- und leistungsorientierte Denken führt immer mehr zu einen Kollaps unseres Wirtschafts – und Sozialsystems. Mutter Erde stirbt. Es braucht weiblich entspanntes-zyklisches-schützendes Denken und Handeln um hier einen Transformationsprozess anzustossen. Wie ein Körper aus vielen einzelnen Zellen besteht, die alle die Information des Ganzen in sich tragen und beeinflussen können, so besteht auch die menschliche Welt aus vielen Einzelindividuen. Wenn wir Frauen Trägerinnen einer neuen Kultur sein wollen, müssen wir deren Prinzipien in uns selbst gebären. Wie aber erwacht Weiblichkeit in mir? Ich möchte das nicht allgemein beantworten, sondern lade ein, zu einen Ausflug in meine eigene Lebensgeschichte und die daraus resultierenden Erkenntnisse. Weiblichkeit erwacht in mir... Kindheit Als fünfjährige sah ich aus wie ein Junge, liebte die Natur und tobte viel. Doch mochte ich es auch alle mütterlich zu umsorgen – meine Familie, meine Puppen, alles Tiere die mir begegneten. Ich war sehr aktiv, stritt mich mit meiner Schwester, war mal dickköpfig und konnte mich dann wieder gut anpassen und dem Moment hingeben. Ich sang sehr viel und war eine Geniesserin. Ich hatte eine beste Freundin mit der ich alles teilte. So lebte ich männliche und weibliche Prinzipien. Als Pubertierende tanzte ich liebend gerne. Körperlich fand ich mich eher hässlich und zu dick. Meine Formations-Tanztrainerin nahm alle 14 Tage die Waage mit zum Training und liess mich bei einem best. Gewicht nicht bei den Showauftritten mittanzen. Das war schlimm für mich. Ich führte radikale Diäten durch, die von Fressanfällen eingerahmt wurden. Ab meinem 16. Lebensjahr war ich begeistert von Taizé – einem ökumenisch-christlichem, multikulturellem Jugendzentrum. Viele Stunden verbrachte ich mit meditativem Gesang und Gebet. Das hat meiner Seele sehr gut getan, mein Herz öffnete sich, mein Geist interessierte sich für die verschiedenen Kulturen. Später gründete ich ein Sozialzentrum für Bedürftige in Brasilien. Ich hatte allerdings als Jugendliche ein grosses Schamgefühl mich nackt zu zeigen und auch meine sexuelle Selbstwahrnehmung unterlag dem alten kirchlich polarem Denken: Glauben ist gut, Sexualität ist schlecht – vor allem die uneheliche! Schon die Sprache: „Ge-schlecht“, „die Scham“ als Bezeichnung für unseren weiblichen Unterleib prägte auch meine Erziehung. Trotzdem: Die besten Gespräche führte ich als Jugendliche mit meinem Vater, wenn er in der Badewanne entspannte und kein Telefon in der Hand hatte. Ich sass dann angezogen neben der Wanne und hatte endlich mal seine volle Aufmerksamkeit. Das war sehr natürlich und unkompliziert zwischen uns Beiden. So waren es dann auch anfänglich meine männlichen Freunde, die mich unterstützen durch ihre Freude an mir und meinem Körper ihn selbst auch mehr schätzen zu lernen. In meinen Zwanziger und Dreissiger Jahren beschäftigte ich mich immer mehr mit mir und meinem weiblichem Körper und in diversen Selbsterfahrungsseminaren und psychologischen und körperorientierten Ausbildungen lernte ich u.a. meine Sexualität zu befreien und an mir selbst Freude zu haben. Manchmal stehe ich nackt vor meinem Spiegel und sage mir mit meinen 46 Jahren: „Martina, je älter du bist, desto schöner wirst du!“ Es ist die Selbstliebe, die da immer mehr erwacht. Selbstliebe Ich glaube, dass ist ein wesentlicher Aspekt von erwachter Weiblichkeit: Einfach JA sagen zu mir, so wie ich bin. Ja zu dem wie ich aussehe, wo ich her komme, was ich kann, welche soziale Stellung ich habe... Mit dem sein was ist, d.h. auch die unangenehmen Gefühle aushalten, ja sogar –laut Weisheitslehrer Rumifreundlich willkommen heissen wie Gäste in deinem Haus. Welch grosse Kunst des Seins! In den Momenten, in denen ich JA zu mir sage, fliesst meine Energie freier und Liebe steigt in mir auf. Das hat Magnetwirkung. Manchmal fragen mich dann Leute auf der Strasse, ob ich sie kennen würde, weil ich sie so anlächle. Dann fällt mir wieder auf wie ungewöhnlich das ist, statt auf das Smartphone zu blicken, Menschen direkt in die Augen zu sehen. mich zeigen, wie ich bin In meinen Erwachsenenbildungskursen baue ich das als Methode ein. Ich fordere die Menschen auf, sich einfach zu zeigen mit dem, was gerade da ist in ihnen und sich sehen lassen. Gleichzeitig lade ich dazu ein, die andere Person wahrzunehmen, ohne zu bewerten und ohne sich selbst beim schauen zu verlieren. Das ist schwierig. und wenn es gelingt, dann spüre ich Liebesenergie im Raum. Erwachte Weiblichkeit beinhaltet authentisch sein im aussen. Damit mache ich mich aber auch angreifbar. In meinem Studium bin ich oft singend die Treppe unseres Wohnheims gekleidet mit weissem Rüschenkragen runtergesprungen und wurde deshalb ironisch mit „Engelchen“ tituliert. Ich nahm mich zurück und wurde stiller. Ein Beispiel, wo ich mich angepasste und eingeschränkte in meiner Lebendigkeit. Später befreite ich meine sprühende Lebensfreude wieder und heute wurde es gerade zu meiner Stärke diese in Frauen zu entfachen. mich verschenken Nach dem Wohnheim zog ich zu einer älteren Dame ins Haus, die regelmässig ihre kranke Nachbarin besuchte. Bei mir beklagte sie sich vielfach über diese. Ich spürte, dass sie mit den Besuchen einen moralischen Auftrag verband und keine Freude daran hatte. Bei mir merke ich: wenn ich so handle, dann werde ich schneller müde und genervt. Diese Energie kommt auch beim Gegenüber an. Wenn wir Frauen uns aber genährt und glücklich fühlen, dann haben wir ein natürliches Bedürfnis uns zu verschenken, weil unser Kelch voll ist und überfliesst. Unser Licht strahlt. Es scheint in einem sehr individuellem Farbton, der nicht vergleichbar ist mit dem Licht anderer Menschen. Einzigartig , wie jede Blume ihr spezielles Insekt anzieht, so zieht Jede von uns die Menschen an, die genau ihren Duft brauchen. Wie M. Williamson in „A Return to Love“ schreibt, ist unsere grösste Angst nicht unsere Unzulänglichkeit, sondern unser Licht leuchten zu lassen. In meiner weibliche Kraft zu leben heisst auch meiner Herzensvision, meinem Auftrag nachzuspüren und ihn umzusetzen. Es ist die Angst vor unserer eigenen Grösse und die Angst vor dem Neid. Aus dieser Angst heraus habe ich mich oft in meinem Leben zurückgenommen und klein gemacht. Wenn wir unser Licht leuchten lassen, dann geben wir dadurch auch Anderen die Erlaubnis ihr Licht leuchten zu lassen . Die/den Anderen wertschätzen Immer wieder erwische ich mich dabei, dass ich mich mit anderen vergleiche. Entweder beneide ich eine Andere oder ich werte sie ab. Vergleichen hemmt meine Ausdrucksfreude und schafft Unfrieden in mir. Ebenso wie die Kultur des sich Beschwerens und Kritisierens. Oft denke ich: “unsere armen Männer können es uns Frauen aber auch nie recht machen... Wann hören wir auf sie erziehen zu wollen?“ Meine Freundin Elisabeth hat die grosse Gabe in jedem Menschen, der ihr begegnet, das Gute zu sehen und begeistert zu bestärken. Sie begrüsst wildfremde Menschen mit herzlicher Umarmung. Ihr Geheimnis ist der Blickwinkel mit dem sie die Welt betrachtet. Und das tolle ist: Es macht unglaublich viel Spass Andere wertzuschätzen und zu unterstützen in dem, was sie zutiefst sind. Wenn das ankommt, dann bin ich selbst sehr berührt. In meiner SchossKraft zu Hause sein Die feministische Bewegung hat uns Frauen befreit aus unseren gesellschaftlich zugeschriebenen Rollen. Dank ihr erhielten wir mehr Gleichberechtigung und äussere Freiheit. Viele Feministinnen stiegen dafür in Männerstiefel und kämpften mit klarem Geist und angespanntem Körper. Erwachte Weiblichkeit geht den Weg in die „kraftvolle Entspannung“. Das scheint ein Widerspruch zu sein. Es geht darum, heim zu kommen bei mir selber in meinem Körper, in meinen Gefühlen, in meiner Seele und daraus Kraft zu schöpfen. Hierbei nähren wir uns und nehmen dann selbstverständlich unseren Raum auch im Aussen ein. Ich nenne das: „In meiner SchossKraft zu Hause sein“. Als ich einmal länger aufgrund einer Krankheit zur Ruhe gezwungen wurde, hatte ich ein wundervolles Erlebnis. Ich lag allein auf meinem Sofa und sang vor mich hin. Aus „heiterem Himmel“ zog unglaublich viel Liebe und Zufriedenheit in mein System ein. Mein Körper, mein Sex vibrierte und kribbelte und ich fühlte mich orgastisch. Ich tat nichts ich war einfach und dieser Zustand hielt über Tage an. Lebenslust und Kraft waren die Folge davon. Ich glaube es war eine ganzheitliche Entspannung die mir dieses zutiefst spirituelle Erlebnis ermöglichte. Ich habe mich in diesem Moment selbst bewohnt, mich präsent wahrgenommen und hingegeben. Auch in Momenten von inniger Sexualität erlebe ich solch transzendierende Zustände. Seit Jahren treffe ich mich regelmässig mit einer Gruppe von wunderbaren Frauen. Gemeinsam forschen wir wie wir immer mehr entspannen können körperlich und seelisch und wir schaffen so ein Feld in dem Himmel und Erde sich in unseren Körpern und unserer authentischen Schwesterngemeinschaft berühren. Aus diesem Feld wurden die Frauenkongresse: “Erwachen einer neuen Weiblichkeit“ (www.frauen-kongress.com) geboren. Inspiriert dadurch entstand das Frauensymposium in der Schweiz (http://www.frauensymposium-sued.net) und der Frauen-Männerkongress (www.frauen-maenner-kongress.de) Wollen wir unsere Gesellschaft mit weiblichen Werten durchdringen, braucht es dazu „FrauenNährfelder“ wie diese. Orte, in denen Frauen sich rückverbinden mit ihrem Frau sein und ihre Konkurrenz untereinander loslassen. Die weiblichen Prinzipien bekommen Raum: das Sein, das Nähren, das Wahren, das Halten, das Pflegen, das Empfangen, das Intuitive und Imaginative, die Zusammenarbeit, das Ganzheitliche und Verbindende. Mein Mann liebt es, wenn ich von solchen Treffen heimkomme! Er erlebt mich als besonders zugänglich. Allgemein gesprochen bin ich überzeugt, dass aus diesem Feld heraus die Frau genährter dem Mann begegnet in Wertschätzung und Präsenz und dann wird es einfacher gemeinsam zu schauen was unsere Welt braucht um menschlicher zu werden. Ich gehe hier davon aus, dass die Männer der neuen Zeit auf ihre Art für ihr Gleichgewicht sorgen. Was hilft zu entspannen? In meinen Kursen für Frauen biete ich z.B. Stille und bewegte Meditationen an, Körperenergieübungen, einander präsent Zuhören, gegenseitige Massagen, Bilderreisen, achtsame Innenschau, tönen, zärtliche Berührung, singen, tanzen und vor allem miteinander lachen. Das entspannt ungemein! Es erdet und zentriert. Durch solches Erleben aktiviert die Frau ihr Hormonsystem und Oxytocin, ein Transmitterstoff welcher Stress abbaut und Wohlbefinden fördert, wird ausgeschüttet in ihrem Körper. In meiner Praxis biete ich SchossRaumbegleitung an. Das ist eine ganzheitliche Begleitung in Gespräch, innere Kind-Arbeit, Körperenergieübungen bis hin zu einer präsenten achtsamen Berührung des weiblichen Körpers und Schosses (gemeint ist hier das gesamte Becken der Frau). Ich folge der Spur die entspannt. Kommen z.B. Klientinnen mit schmerzhaften sexuellen Vorerfahrungen oder Übergriffen zu mir, dann unterstütze ich auf emotionaler und körperlicher Ebene. Im Körpergewebe speichern sich Erinnerungen, die durch achtsame Berührung frei werden können und die Gefühle kommen ins Fliessen. Aufsteigende Bilder und Geschichten der Vergangenheit vertiefe ich nicht. Ich möchte keinen Raum zur Retraumatisierung bieten. Sondern ich lade ein, einfach im Hier und Jetzt mit dem Gefühl zu sein und es anzunehmen. Kein Gefühl bleibt lange, wenn es voll da sein darf. Es verändert sich wie das Wetter von Moment zu Moment. Das Drama ist in der Vergangenheit und der Zukunftsvorstellung. Im Hier und Jetzt ist nur Gefühl, das beobachtet und gehalten werden kann. In diesem Prozess erlebe ich viel Heilung – körperlich und emotional. Je mehr ich als Frau in meinem Schoss, in meinem Sex entspanne, desto eher kann auch ein Mann ganz bei mir ankommen und Heimat finden. Männer die Heimat und Befriedigung finden sind friedfertiger. Friedensarbeit für die Welt beginnt in den Familien. Frauen mit entspannten Schössen entspannen auch leichter ihr Herz, sind freudvoller und stehen kraftvoll und aktiv in ihrem Leben. In ihrem Buch: “Vagina“ belegt Naomi Wolf diese Zusammenhänge wissenschaftlich. Durch ihre Verbundenheit mit Mutter Erde spüren diese Frauen aber auch hautnah die Verletzungen der Erde und setzen sich für Naturschutz und Gerechtigkeit ein. Als bewusst zyklisch lebende Frau weiss sie, dass es auch wirtschaftlich nicht darum gehen kann immer besser, grösser und schneller zu werden, sondern dass die Phasen der Ruhe und der Rückbesinnung dazu gehören. Eine „erwachte Frau“ weis, dass nicht alles machbar ist. Sie fühlt einen tragenden Grund in ihrem Leben, der über sie hinausgeht und weiterträgt, wo ihre Kraft endet. Sie ist angebunden an diese göttliche Quelle lebendigen Seins. Erwacht weiblich sein bedeutet… in mir selbst präsent zu sein. meine Gefühle wahrzunehmen und anzunehmen wie sie im Moment sind. mein Inneres zeigen, authentisch sein meinen Körper annehmen und lieben – genau so wie er ist. meiner Sinnlichkeit Raum geben meine SchossKraft spüren und ausdrücken. mich selbst nähren, um mich dann zu verschenken. Männer und Frauen gleichermassen wertschätzen und lieben Meine Verantwortung zum Schutz von Mutter Erde wahrnehmen Solidarisch handeln mich für das Göttliche öffnen und es durch mich scheinen lassen.