IMPULSFRAGE: ERLÄUTERN SIE DIE ANGEFÜHRTEN POLITIKBEGRIFFE Allgemein: Politik wird mit unterschiedlichen Dingen in Verbindung gebracht, mit „dem Staat", mit einzelnen staatlichen Institutionen, mit Parteien, mit „den Politikern", aber auch mit abstrakteren Phänomenen wie Macht und Herrschaft, Konflikt oder Gemeinwohl. Es gibt keinen einheitlichen Politikbegriff, denn es liegt in der Natur der Sache selbst. Politik ist nicht vorgegeben sondern aktuell und geschichtlich vermittelt. Wer definiert, der wählt aus, er stellt bestimmte Aspekte, die er für wichtig hält in den Vordergrund und vernachlässigt andere. Politikbegriffe werden auch als Arbeitsbegriffe verstanden. Politik ist die Gesamtheit der Aktivitäten zur Vorbereitung und zur Herstellung gesamtgesellschaftlich verbindlicher und/oder am Gemeinwohl orientierter und der ganzen Gesellschaft zugute kommender Entscheidungen. 1. Unterscheidung: Die erste Unterscheidung findet zwischen dem Material- und dem Formalobjekt der Politik statt. Das Materialobjekt besteht aus der Gesamtheit der zu untersuchenden Gegenstände oder Inhalte der betreffenden wissenschaftlichen Disziplin. Das Formalobjekt ist die Gesamtheit der Abstraktionen, die dadurch geschaffen werden, dass das Materialobjekt unter verschiedenen Blickwinkeln und mit unterschiedlichen Erkenntnisinteressen betrachtet wird. 2. Unterscheidung: Es gibt Politik in einem weiteren und in einem engeren Sinn sowie auch Politik und politische Relevanz. Politik bezieht sich auf gemeinsames Handeln in sozialen Verbänden in einer Handlungssituation. Politik im engeren Sinn bezieht sich auf Regelung der gemeinsamen Angelegenheiten der Gesamtgesellschaft. Politik im weiteren Sinn bezieht sich auf Bewältigung zwischenmenschlicher Situationen, die durch personale Betroffenheit und konkurrierender Intensionen bestimmt sind. Bei der politischen Relevanz geht es um die Erfüllung ursprünglich nicht politischer sondern z.B. sozialer Zwecke. 3. Unterscheidung: Hier wird zwischen einem engen und einem weiten Politikbegriff unterschieden. Der enge Politikbegriff bezieht Politik allein auf „staatliches“ bzw. Regierungshandeln. Daraus folgt eine pyramidenförmige Zentralisierung und Hierarchisierung politischer Entscheidungskompetenzen. Durch den weiten Politikbegriff wird der Ort des Politischen unscharf getrennt. Grenzen zwischen Politik und Nicht-Politik sind fließend und Alltagspolitik hat sich entwickelt, die sich institutionell nicht mehr niederschlägt. 4. Unterscheidung: Hier geht es um die Vorstellung eines politischen Raumes, der durch horizontale und vertikale Dimension strukturiert wird. Die horizontale Dimension der Politik hat sich ausgedehnt. Nach außen hin ist die Politik durch die Globalisierung hinausgewachsen während sie sich nach innen in die Gesellschaft hinein entwickelt. Bei der vertikalen Dimension handelt es sich um die politische Situation und Probleme, die von kurzer Dauer sind. Prinzipiell lassen sich drei Zonen des Politischen unterscheiden: Die Oberfläche der alltäglichen Wahrnehmung von Politik, die mittlere Zone der mittelfristigen und längerfristigen Problemlagen und die Kernzone in der Politik als dauernde menschliche Aufgabe. 5. Unterscheidung: Diese Unterscheidung ist historisch und ideengeschichtlich geprägt. Hier sind viele Denkspuren zu finden, die bis in die Antike zurückreichen. Hier lassen sich drei Wurzeln der Politik unterscheiden: Das anthropologische Politikverständnis, das echatologische Politikverständnis und das dämonologisches Politikverständnis. 6. Unterscheidung: In diesem Punkt geht es um die drei Dimensionen des Politischen und um den Politikzyklus. Zu den drei Dimensionen des Politischen zählen die drei Dimensionen der Polity (Politik bewegt sich in einem Ordnungsrahmen, der Bedingungen politischen Handelns angibt und politische Kultur, die geltende politische Orientierung- und Verhaltensmuster beschreibt), Policy (hier geht es darum politisch definierte Probleme durch Handlungsprobleme zu lösen) und Politics (Durchsetzung ausgewählter Handlungsprogramme und Prozess der Entscheidung) Der Politikzyklus ist ein Prozessmodell. Politik ist eine endlose Kette von Versuchen der Bearbeitung von gesellschaftlichen Gegenwarts- und Zukunftsproblemen. Die zentralen Phasen hierbei sind Problem, Auseinandersetzung, Entscheidung, Reaktionen sowie Weiterführung, Veränderung oder Beendigung des Problems. 7. Unterscheidung: Hier werden politische Grundbegriffe behandelt. Zu den politikwissenschaftlich bedeutsamsten Begriffen, die damit verknüpft sind, gehören z.B.: Interesse. Interesse ist ein Rohstoff der Politik. Politik ist ein Prozess in dem divergierende Interessen zum Ausdruck gebracht werden, öffentlich diskutiert und verschiedene Auswahl- und Entscheidungsverfahren bearbeitet und in verbindliche Entscheidungen gebracht werden. Ebenfalls stark verknüpft ist die Macht. Macht begleitet jedes politische Handeln. Sie ist jede Chance innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel, worauf diese Chance beruht. Der dritte Grundbegriff der Politik ist der Konflikt. Konflikte sind die Grundkonstellation politischer Interessen. Politik in Demokratie ist die friedliche und integrative Bewältigung von Interessenskonflikten. Auf die Bewältigung von Konflikten bezieht sich der Konsens. 8. Unterscheidung: Wird politische Bildung als Politiklernen begriffen und ist Politik der Kern politischer Bildung, so ist das Ziel junge Menschen zu einer politischen Mündigkeit zu erziehen. Die Aufgabe politischer Bildung ist Deutungswissen über Politik zu vermitteln, Fähigkeiten zu analysieren und zu beurteilen. Politikdidaktik nutzt dazu sowohl die drei Dimensionen des Politischen als auch den Politikzyklus. Anhand dieser Modelle sollen S/S lernen, selbstständig Politik auf unterschiedlichen Ebenen zu analysieren und zu beurteilen.