Besuchsdienst leiten - Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste

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Reader Qualifizierung Besuchsdienstleitung
Besuchsdienst leiten –
Eine Textsammlung aus der Qualifizierung für ehrenamtliche
Besuchsdienstleitungen 2014
Im Rahmen des Projektes Seelsorge im Alter, Dr. Joachim Rückle
in Zusammenarbeit mit
Projekt Ehrenamt fördern mit System, Brunhilde Clauß
Seminar für Seelsorge-Fortbildung, Jochen Schlenker
Amt für missionarische Dienste, Wolfgang Fuchs
Inhalt:
1. Leitungsaufgaben im Besuchsdienst
2. Besuchsdienstkonzeption
3. Seelsorge und Selbstsorge
4. Ehrenamtskoordination
5. Ehrenamt im Wandel
6. Ehrenamt und Besuchsdienst
7. Bausteine zur Gewinnung Ehrenamtlicher
8. Zum Umgang mit Konflikten
9. Spiritualität in der Besuchsdienstgruppe
10. Fortbildung organisieren
11. Organisation und Delegation
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Reader Qualifizierung Besuchsdienstleitung
Leitungsaufgaben im Besuchsdienst
1. Klärung der Ziele (Konzeption, Weiterentwicklung)
Mögliche Ziele sind:
a) Mitgliederpflege
b) Kontaktpflege / Teilhabe
c) Diakonische / seelsorgliche Zuwendung
d) das Evangelium weitergeben
Eng damit verbunden sind die Personengruppen, die besucht werden sollen:
a) Geburtstagsjubilare, Neuzugezogene
b) Menschen, die den Wunsch nach gelegentlichen Besuchen äußern
c) Hilfe- und pflegebedürftige Menschen, die über längere Zeit begleitet und regelmäßig
besucht werden
d) Goldene KonfirmandInnen, einmalige Besuchsaktionen im Zusammenhang von
Veranstaltungen …
Von der Zielsetzung hängt außerdem ab, wer für entsprechende Besuche geeignet ist,
wie Besuche gestaltet werden und wie oft sie stattfinden und schließlich welche
Fortbildungen dafür erforderlich sind.
Zu klären ist häufig auch, wer nicht besucht wird, bzw. was nicht Aufgabe des
Besuchsdienstes ist, z.B. Betreuung, Hilfe im Haushalt, pflegerische Hilfen.
Häufig sind entstehende Probleme oder erkennbare Bedarfe der Anlass zu einer Klärung
oder Präzisierung der Ziele. Z.B. wenn neue Ehrenamtliche gebraucht werden oder wenn
Anfragen von Angehörigen oder anderen Initiativen kommen.
Das Leitungsteam (in der Regel bestehend aus Haupt- und Ehrenamtlichen) prüft, wie
weitreichend die zu klärenden Fragen sind und wie ein entsprechender Klärungsprozess
gestaltet werden kann.
Wichtig ist es zu umreißen, wie viel Spielräume die einzelnen Ehrenamtlichen selbst
haben. Das Prinzip sollte hier sein: Ehrenamtliche machen solche Besuche, die am
ehesten ihren jeweiligen Zielen, Möglichkeiten und Fähigkeiten entsprechen. Die
verschiedenen Ziele der Besuchsdienstarbeit haben ihr je eigenes Recht und ergänzen
sich in der Regel.
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Reader Qualifizierung Besuchsdienstleitung
2. Gewinnung und Begleitung von Ehrenamtlichen
Die Gewinnung und Begleitung von Ehrenamtlichen setzt voraus, dass die wesentlichen
Ziele geklärt sind. Sonst ist es z.B. gar nicht möglich, ein Anforderungsprofil für
Ehrenamtliche zu erstellen oder Inhalt, Form und Umfang von Fortbildung zu bestimmen.
Die Gewinnung neuer Ehrenamtlicher ist eine anspruchsvolle Aufgabe und sollte nicht
zufällig durch einzelne Besuchsdienstmitarbeitende geschehen. Zu prüfen ist z.B., ob es
eine kontinuierliche Anfrage zur Mitarbeit oder eine größer angelegte Aktion geben sollte.
Weitere Fragen sind:
- Wie wird in der Öffentlichkeit geworben?
- Gibt es eine Eingangsschulung?
- Welche Unterstützungsangebote gibt es für Interessierte als Entscheidungs- und
Einstiegshilfe?
- Können sich alle Interessierten melden oder werden gezielt geeignete Personen
angefragt?
Und durch wen? Wer entscheidet am Ende über die Auswahl?
- Gibt es regelmäßige Gespräche mit den Ehrenamtlichen und wer führt sie?
- Wie sieht hier jeweils die Aufgabenteilung zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen aus?
Eine wichtige Aufgabe besteht auch darin, die Bedeutung des eigenen Glaubens für die
Besuche aufzuzeigen. Hier geht es auch um die Klärung der eigenen Motivation, der
jeweiligen Ziele und der dazu nötigen Haltungen und Einstellungen. Wie kann diese
Dimension angesprochen bzw. eingeübt werden?
3. Kommunikation / Öffentlichkeitsarbeit / Vernetzung
a) Kommunikation
- Welche Informationen brauchen Ehrenamtliche?
- Wo können sich Ehrenamtliche austauschen oder Informationen einholen?
- Wer ist für welche Themen Ansprechperson?
b) Öffentlichkeitsarbeit
Die Besuchsdienstarbeit ist auf Bekanntheit angewiesen. Viele Menschen haben zurecht
große Vorbehalte gegenüber Haustürkontakten. Ein kirchlicher Besuchsdienst, der den
meisten Gemeindegliedern bekannt ist, genießt bei vielen Menschen einen
Vertrauensbonus. Wichtig ist Öffentlichkeit bei der Gewinnung neuer Ehrenamtlicher.
Öffentlichkeit ist auch im Zusammenhang von Gottesdiensten oder anderen auch
kommunalen Veranstaltungen gegeben. Je bekannter und anerkannter ein Besuchsdienst
ist, desto leichter öffnen sich die Türen für die Ehrenamtlichen
c) Vernetzung
Vernetzung heute immer wichtiger, insbesondere wenn es um mehr als um
Mitgliederpflege gehen soll. Vernetzung macht aber nur Sinn, wenn klar ist, welchen
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Mehrwert die Zusammenarbeit mit anderen Partnern bietet, z.B. im Bereich von
Fortbildungen, Gewinnung neuer Ehrenamtlicher oder der Öffentlichkeitsarbeit.
Mögliche Partner sind: Andere Kirchengemeinden, diakonische Dienste und
Einrichtungen, Ökumene, andere Vereine und Initiativen, Kommune.
4. Organisation und Delegation
Leitung heißt gerade nicht, sich selbst um alles kümmern zu müssen. Leitung heißt
vielmehr zu überlegen und zu klären, wer welche Aufgaben übernehmen kann. Das gilt
insbesondere für die vielen praktischen Dinge, die organisiert werden müssen. Z.B.
Organisation der Adressen, Auswahl und Verteilung von kleinen Geschenken / Briefen …
Leitung ist verantwortlich dafür, dass Zuständigkeiten geklärt und bekannt sind und dass
Dinge so einfach und klar wie möglich sind.
5. Konflikte und Probleme bearbeiten
Konflikte und Probleme gehören dazu. Zum einen ist es wichtig, Probleme zu vermeiden.
Zum anderen sind Konflikte notwendig und eine große Chance, wichtige Klärungen
vorzunehmen. Problematisch ist, wenn Konflikte unter der Decke gehalten werden (weil
man unter Christen ja nicht streitet). Sie können dann auch nicht bearbeitet werden.
Leitung hat die Aufgabe, Konflikte frühzeitig zu erkennen, zu klären, worum es überhaupt
geht und wie man zu einer guten Lösung kommen kann.
Konflikte und Probleme entstehen meist dann, wenn …
- gemeinsame Regeln nicht eingehalten werden
- es gegensätzliche Ziele gibt oder Prioritäten unklar sind
- vorhandene Gaben und Möglichkeiten nicht den Aufgaben entsprechen oder umgekehrt
- einzelne Ehrenamtliche von anderen nicht akzeptiert sind
Raster für ein Besuchsdienstkonzept
Vorbemerkung: Fettgedruckte Elemente sollten in jedem Fall Teil eines
Besuchsdienstkonzeptes sein. Eine Konzeption darf nicht zu detailliert sein. Als Faustregel
kann gelten: Nicht mehr wie zwei normal bedruckte Seiten. Mündlich sollte es möglich
sein, das Konzept in fünf Minuten vorzustellen. Gerade im Blick auf die Verständigung mit
möglichen Kooperationspartnern kann es sehr hilfreich sein, bestimmte Dinge bewusst
offen zu lassen oder mögliche Alternativen zu benennen. Teil eines Konzeptes kann auch
sein, Entwicklungsmöglichkeiten zu benennen.
Das Raster kann auch als Planungsinstrument genutzt werden, insbesondere mit der
Rubrik Bemerkungen, wo festgehalten werden kann, was von wem bis wann zu erledigen
oder zu klären ist. Entsprechend der Anzahl solcher Bemerkungen können die einzelnen
Punkte in eine zeitlich geordnete To-do-Liste übertragen werden.
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1.
2.
3.
4.
Was
Name
Träger
Weitere Träger
Ziele
5.
Zielgruppen
6.
Kooperationspartner
7.
Leitung /
Leitungsteam
8.
Gewinnung neuer
EA
9.
Begleitung und
Schulung der EA
10.
Einbeziehung
bisheriger EA im
Besuchsdienst
11.
Öffentlichkeitsarbeit
Beispiel
Besuchsdienst Altendorf
Kirchengemeinde Altendorf
Kathol. Kirchengemeinde Altendorf
Begleitung älterer Menschen in
schwierigen Lebenssituationen
- Hilfe- und pflegebedürftige Menschen,
die zuhause oder im Pflegeheim leben.
- Trauernde
- vorerst keine Menschen mit starken
psychischen Beeinträchtigungen
VHS: Fortbildungen
Kommune: Öffentlichkeitsarbeit
Ev. Erwachsenenbildung: Fortbildungen
Ambulante Dienste (DSS): Vermittlung
Pflegeheim: Vermittlung, Ehrenamtliche
- Diakonin N.N.: Vertretung nach außen,
Kooperationen und Vernetzung,
Gewinnung Ehrenamtlicher, Organisation
Schulung
- Frau N.N.(EA) Vermittlung der
Besuche, Einführung und Begleitung der
EA
- Pfarrer N.N.: Vernetzung, Gewinnung
Ehrenamtlicher, Seelsorge
- öffentliche Werbung
- gezielte Ansprache
- Informationsabend
- 2 Schulungsabende
- Individuelle Klärung: wer kommt in
Frage, welche Besuche, Einarbeitung
- gegenseitige Vereinbarung
- Gewinnung EA als kontinuierliche
Aufgabe
- jährliche Gespräche mit EA
- verbindliche Gruppe zum Austausch
- Fortbildungen
- intensiver Erfahrungsaustausch
- frühe Einbeziehung
- Klärung, was gemeinsam geht und was
in verschiedenen Gruppen sinnvoll ist.
- Kirchengemeinde: Gemeindebrief,
Gottesdienst
- Tageszeitung
- Mitteilungsblatt der Gemeinde
Bemerkungen
Vereinbarung KGR 12.6.2014
Beschlossen im KGR 12.6.2014
Abhängig von noch zu
gewinnenden Ehrenamtlichen.
Vorzugsweise regelmäßige
Besuche durch eine
Bezugsperson.
Absprachen durch Diakonin N.N.
bis 10.2014
Genaue Aufgabenteilung erfolgt
durch Absprache der drei
Mitglieder des Leitungsteams und
wird schriftlich festgehalten und im
KGR und in der
Besuchsdienstgruppe
kommuniziert.
Bis 12.2014
Leitungsteam erarbeitet dafür bis
12.2014 eigenes Konzept,
Durchführung der Schulung bis
5/2015
Start der neuen Gruppe 9/2015
Genauere Klärung zusammen mit
allen EA
Leitungsteam
Leitungsteam
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Raster Besuchsdienstkonzeption
Stichworte
1.
Name
2.
Träger
3.
Weitere Träger
4.
Ziele
5.
Zielgruppen
6.
Kooperationspartner
7.
Leitung /
Leitungsteam
8.
Gewinnung neuer EA
9.
Begleitung und
Schulung der EA
10.
Einbeziehung
bisheriger EA im
Besuchsdienst
11.
Öffentlichkeitsarbeit
Bemerkungen
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Seelsorge und Selbstsorge
1. EBENEN DER SELBSTFÜRSORGE
Ebenen, auf den schwere Erfahrungen berühren und auf denen man für sich selbst sorgen
muss:
Körperlich
Emotional
Kognitiv
Spirituell
2. METHODEN DER SELBSTFÜRSORGE
Individuell professionelle Psychohygiene:
 Physisch (Schlaf, Ernährung, Bewegung)
 Psychophysisch (Entspannung, Balance, Naturkontakt, Meditation)
 Kreativer Ausdruck
 Ausgleichende Aktivität
 Spiritualität
 Humor
 Freundeskreis
Professionelle Psychohygiene:
 Ausbildung, Selbsterfahrung
 Setzen von Grenzen
 Supervision
 Lektüre
 Erholungszeiten
Soziale Psychohygiene:
 Kollegiale Unterstützung
 Soziales Klima
 Fachgesellschaften, Netzwerke
Literatur:
 REDDEMANN, LUISE, Eine Reise von 1000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt.
Seelische Kräfte entwickeln und fördern, Freiburg 92007
 REDDEMANN, LUISE, Imagination als heilsame Kraft. Zur Behandlung von Traumafolgen
mit ressourcenorientierten Verfahren, Stuttgart 2007
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3. SÄULEN DER SELBSTFÜRSORGE




Selbstachtsamkeit
Selbstwertgefühl
Selbstakzeptanz
Entspannung und Genuss
4. FRAGEN ZUR SELBSTFÜRSORGE
1. Was finde ich in meinem ehrenamtlichen Dienst besonders belastend?
2. Wie gehe ich mit meinen Belastungen um?
3. Was sind meine wichtigsten Kraftquellen bei Belastungen?
4. Was würde ich gerne verändern, um noch besser mit Belastungen umgehen zu
können?
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Ehrenamtskoordination (Brunhilde Clauß)
1. EA-Koordination in Besuchsdiensten
Ehrenamtskoordination beinhaltet die Planung und Umsetzung von Schritten zur
Aufgabenbeschreibung, Gewinnung und Auswahl, Einsetzung,Begleitung und Förderung,
Verabschiedung und Auswertung Ehrenamtlicher und ist Aufgabe der Leitung. Wer
gezielte Ehrenamtsförderung betreiben will, muss sich dafür bewusst entscheiden und
bereit sein, sich fachlich mit Themen zeitgemäßer Ehrenamtsförderung
auseinanderzusetzen (vgl. Altes-Neues Ehrenamt). Voraussetzung dafür ist, dass
genügend Zeit eingeplant wird und dass eine Haltung der Offenheit seitens der Leitenden
besteht. Vorausschauende, gezielte Planung von Ehrenamtsförderung mit System nimmt
alle beteiligten Ehrenamtlichen innerhalb des Besuchsdienstes und im Umfeld desselben
in den Blick und versucht darüber hinaus rechtzeitig weitere Ehrenamtliche zur Mitarbeit
im Besuchsdienst zu motivieren. Dabei orientiert sich die Leitung am jeweiligen Konzept
und Zielen für den Besuchsdienst. Eine besondere Herausforderung der Koordination von
Ehrenamtlichen ist dabei einerseits langjährige Ehrenamtliche gut zu pflegen, diese ihren
Gaben und Kompetenzen entsprechend wahrzunehmen und einzusetzen. Andererseits
sollte gleichzeitig der Boden bereitet werden für die Mitarbeit neuer Ehrenamtlicher, die
ihrerseits jedoch langfristig andere Rahmenbedingungen und Gestaltungsspielräume
erwarten. Adäquate Anerkennung und Würdigung im Sinn einer passenden „Dankeskultur“
sind dabei ein sensibles Feld. In Besuchsdiensten, wo Menschen oft langjährig engagiert
sind und eine hohe Identifikation mit den ehrenamtlichen Tätigkeiten Besuchen
gewachsen ist, ist die Gestaltung des Ausstiegs/Abschlusses des Ehrenamts oft sehr
bedeutend. Hier liegt eine Chance und Risiko für die Gewinnung neuer Ehrenamtlicher.
Zufriedene Ehrenamtlichen sind die besten Werbeträger für den Besuchsdienst und für
potentielle neue Ehrenamtliche.
Was beinhaltet Ehrenamtskoordination?
planen (z.B. Ausgangslage und Umfeld erfassen, Bedarfe und Veränderungen im Umfeld
des Besuchsdienstes beobachten, analysieren, definieren und rechtzeitig rückmelden bei
der Hautamtlichen Leitung und in Leitungsgremien, Ausstiege von Ehrenamtlichen
langfristig vorbereiten, evtl. zeitliche Begrenzungen der Mitarbeit einführen)
organisieren (z.B. Besuchspläne machen und dabei bewusst Gaben und Kompetenzen
berücksichtigen, die Bedürfnisse Ehrenamtlicher der Mitarbeit nach begrenzten Aufgaben
und Einsatz ermöglichen)
informieren (z.B. Informationen regelmäßig weitergeben an Ehrenamtliche und Gremien,
Transparenz herstellen über Abläufe für alle Ehrenamtlichen)
vernetzen und bündeln (z.B. parochieübergreifend und ökumenisch denken und handeln,
Überschneidungen mit anderen Trägern erkennen, Kooperationen eingehen z.B. mit
Kommune, Synergien und Angebote anderer Träger mit nutzen z.B. in der
Öffentlichkeitsarbeit, lokale Ehrenamtsbörsen)
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motivieren (z.B. Ehrenamtliche persönlich ansprechen, gezielt nach fragen, sich
interessieren dafür, was diese umtreibt, praktische Unterstützung geben durch fachliche
Begleitung und niederschwelliges Umsetzen der Besuche )
Ehrenamtliche suchen/kennenlernen/einführen/qualifizieren: (z.B: innovativ und
einladend suchen, Ehrenamtliche ihren Gaben/Kompetenzen gemäß einsetzen, auf die
„Passung“ achten)
Ehrenamtskoordination erfordert Umsicht und aktuelles fachliches Wissen zur
gegenwärtigen Situation der Arbeit mit Ehrenamtlichen.
Die Ausführung gelingt optimal im Miteinander von ehrenamtlicher Leitung und den
zuständigen Hautamtlichen/Gremien, die die Arbeit mit Ehrenamtlichen gemeinsam
konzeptionell weiter entwickeln.
Gemeindeentwicklung und Gottesdienst - Projekt „Ehrenamt fördern mit System“
Projektleitung: Brunhilde Clauß
Projektsekretariat: Angelika Reißing
Tel. 0711 45 80 4-94 52
Tel. 0711 45 80 4-94 21
[email protected]
[email protected]
www.ehrenamt-foerdern-mit-system.elk-wue.de
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Ehrenamt im Wandel:
„Alter“ Typus Ehrenamt
„Neuer“ Typus Ehrenamt
- Geselligkeit und
Zusammengehörigkeit haben
einen hohen Stellenwert für das
Engagement
- Ein Aspekt der Organisation fordert
zum Engagement heraus
- Engagementbereitschaft über
längeren Zeitraum
- Punktuelles Engagement
- Altruistische Motive
- Bewusste Entscheidung,
altruistischer Individualismus
- Nimmt vorhandene, freie
Engagementbereiche wahr
- Sucht nach Entfaltungsfreiräumen
und ist bereit, sich solche neu zu
erschließen
- Findet sich ein in rhythmisierte
und gegebene Angebote und
Abläufe
- Braucht Freiraum für spontane
Initiativen, schafft Neues
- Steht für Kontinuität
- Steht für Kreativität
- „anderen treu sein“ hat für
diesen Typ hohe Wertigkeit
- „sich selbst treu sein“ steht oben
auf der Prioritätenliste
Quelle: Dr. Barbara Hanusa Mai 2014
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Wichtige Erfahrungen und Hintergründe zum Thema
Ehrenamt und Besuchsdienst
Zusammen gestellt von Joachim Rückle
1. Die Zahl der ehrenamtlich Engagierten wächst besonders stark bei den 6574Jährigen (von 26 % 1999 auf 33 % in 2009), aber auch bei den Hochbetagten ( von 17
% auf 20%) Eine besonders große Bedeutung für das Engagement hat der kirchliche
Bereich bei Menschen über 75 Jahren. Je älter desto kirchlicher das Engagement.
2. Das Engagementpotential ist über alle Altersphasen hinweg seit 1999 stark
gestiegen – es schlägt sich aber nicht in tatsächlichem Engagement nieder. (soziale
Erwünschtheit)
3. Das Interesse der Menschen sich im sozialen Nahbereich zu engagieren ist groß.
Ältere Menschen leisten in großem Umfang informelle Hilfe (z.B. in der Nachbarschaft).
4. Die wesentlichen Motive für ein Engagement sind seit vielen Jahren dieselben: Es
soll Spaß machen und es soll für eine gute Sache sein. Ein wesentlicher Aspekt ist
außerdem die Erwartung sympathische Menschen kennen zu lernen. Die Erwartung einer
Ehrung oder einer öffentlichen Anerkennung nimmt an Bedeutung ab.
5. Berufstätige sind zwar häufiger engagiert als nicht Berufstätige. Es zeichnet sich aber
ab, dass die starke berufliche Beanspruchung freiwilliges Engagement zunehmend
erschwert, insbesondere bei älteren Arbeitnehmern.
6. Bei älteren Menschen hat der Bildungsgrad einen wesentlichen Einfluss auf ihr
Engagementverhalten: Je höher die Bildung, desto größer das Engagement.
7. Um das Engagement der Alten zu fördern, müssen deren Fertigkeiten gezielt
angesprochen werden. Ältere Menschen sind mehr daran interessiert ihre Erfahrung und
ihr Wissen weiterzugeben als selbst umfangreiche Weiterbildung zu erhalten.
8. Für das Engagement älterer Menschen ist eine klare, abgegrenzte
Aufgabenstellung und die Akzeptanz von Rücktrittsoptionen besonders wichtig.
9. Trotz der medialen Präsenz und der öffentlichen Werbung für das Ehrenamt und
freiwilliges Engagement ist die persönliche Anfrage vorzugsweise durch
Leitungspersonen nach wie vor der mit Abstand wichtigste Anstoß sich freiwillig zu
engagieren. Im kirchlichen Bereich sogar stärker als in anderen Tätigkeitsfeldern. Eine
persönliche Einladung zur Mitarbeit bedeutet Wertschätzung und kann am besten
mögliche Bedenken ausräumen. Die Hinweise aus solchen Gesprächen sind sehr wertvoll
für die Gestaltung der Rahmenbedingungen. Eigene persönliche Erfahrungen und
Betroffenheit werden als Anlass für ein Engagement ebenfalls immer wichtiger. Insgesamt
muss heute für die Gewinnung Ehrenamtlicher mehr getan werden.
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Reader Qualifizierung Besuchsdienstleitung
10. Im Bereich der Kirche engagieren sich ältere Menschen überwiegend und
vorzugsweise im Bereich der geselligen Freizeitgestaltung.
11. Nur 4 % der älteren in der Kirche Engagierten sind im Bereich Diakonie oder
Besuchsdienst aktiv. 7 % haben Interesse sich in diesem Bereich zu engagieren.
12. Die Teilnahme und das Engagement in der Generation 60plus sind kerngemeindlich
strukturiert. Die Mitarbeit im klassischen Besuchsdienst mit dem Schwerpunkt der
Geburtstagsbesuche setzt eine hohe Identifikation mit Kirche und Gemeinde voraus.
13. Bei der Frage nach Gestaltungsfreiheit und Selbstbestimmtheit gibt es große
Unterschiede. Das klassische eher aufgabenorientierte alte Ehrenamt spricht nach wie vor
traditionelle Milieus in den Kirchengemeinden an. Jüngere Menschen und Menschen mit
höherem Bildungsabschluss, die sich selbst oft nicht zur Kerngemeinde zählen, legen im
Sinne des neuen Ehrenamtes Wert auf Mitgestaltungsmöglichkeiten.
14. Die meisten Ehrenamtlichen im Besuchsdienst bewegen sich in der Altersgruppe
zwischen 60 und 75 Jahren. In dieser Altersgruppe ist die Wahrscheinlichkeit am größten
neue Ehrenamtliche zu gewinnen.
(eigene Beschäftigung mit dem Thema Alter, Ende der Berufstätigkeit, Interesse an
sozialen Kontakten, eigene Besuchspraxis)
Quellen (u.a.):
Ahrens, Petra-Angela. Uns geht’s gut. Generation 60plus. Religiosität und kirchliche
Bindung. Berlin 2011.
BMFSFJ. Monitor Engagement. Wie und wofür engagieren sich ältere Menschen?
Ausgabe Nr. 4, 2011.
Seidelmann, Stephan (SWI EKD): Evangelische engagiert – Tendenz steigend.
Sonderauswertung des dritten Freiwilligensurveys für die evangelische Kirche. Hannover
2012
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Reader Qualifizierung Besuchsdienstleitung
Bausteine zur Gewinnung Ehrenamtlicher
1. Klärung: Wer kommt in Frage?
 Welche Kompetenzen sind erforderlich?
 Regel: Je mehr Kompetenzen erforderlich, desto gezielter die Anfrage
 Zielgruppen identifizieren (z.B. Angehörige oder ehemalige MA Pflegeheim,
Konfieltern, Konfirmanden, junge Senioren / goldene Konfirmanden …)
 Wer sind gute Multiplikatoren? Wer kennt viele potenzielle EA? Wer ist gut vernetzt
in der Kommune? Wer zieht andere EA an? Wichtig gerade bei Männern.
 Einbeziehung der bisherigen Ehrenamtlichen: Erfahrungen nutzen, aber auch um
Verständnis werben, wenn die Vielfalt in der Gruppe größer wird
2. Klärung: Wer macht was?
 Aufgabenteilung im Leitungsteam frühzeitig klären auf Basis eines gemeinsam
entwickelten Konzeptes (inklusive Zeitplan)
 Klärung, wer direkte Anfragen übernimmt
 mögliche Kooperationen bei der Gewinnung von Ehrenamtlichen (bei
Veranstaltungen, EA-Börsen, Gottesdienste …)
 Wie werden Kontaktdaten und relevante Informationen gesammelt?
 (Ehrenamts-Kartei, Konzept für regelmäßige Suche nach EA)
 wer entscheidet über Mitarbeit und ist Kontaktperson für Interessierte?
3. Werbung / Öffentlichkeitsarbeit
 Was sind geeignete Medien (Flyer, Amtsblatt, Gemeindebrief)?
 Wann wird mit welchem Medium geworben?
 Welche Veranstaltungen werden genutzt?
 Welche Kooperationen sind sinnvoll?
4. Vorbereitung von persönlichen Anfragen
 den Nutzen einer Mitarbeit für EA thematisieren (Erfahrungen einbringen,
Erfahrungen machen, Gemeinschaft, bei Jüngeren: für berufliche Entwicklung
profitieren, Zertifikat
 was sind Erwartungen an EA im Blick auf Kompetenzen und zeitlichen Einsatz? Wo
können EA selbst gestalten, was ist vorgegeben?
 Einstiegshilfen
5. Auf dem Weg zur Mitarbeit
 Gibt es eine Eingangsschulung oder spezielle Schulungen für bestimmte
Zielgruppen?
 Wie sieht der Einstieg aus? (Schnupperphase, Mentorin, Sozialführerschein)
 Wann sollten sich EA für oder gegen Mitarbeit entscheiden?
 Wie lange ist Zeit für eigene Klärung? (z.B. Gespräch nach einem Jahr)
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Reader Qualifizierung Besuchsdienstleitung
Zum Umgang mit Konflikten
1. Vorbemerkungen:
Konflikte sind normal, häufig sogar notwendig. Entscheidend ist, ob und wie sie bearbeitet
werden. Eine gute Konfliktbearbeitung dient der Klärung und ist Katalysator für notwendige
Veränderungen.
Die Bearbeitung von Konflikten ist eine wichtige Aufgabe der Leitung.
Erster Schritt der Konfliktbearbeitung ist immer eine Klärung:
- Worum geht es überhaupt?
- Wer sind die Konfliktpartner?
- Wer ist durch den Konflikt betroffen?
- Wen geht der Konflikt etwas an?
- Wer sollte die Initiative für eine Konfliktbearbeitung ergreifen?
Eine nötige Intervention der Leitung (z.B. auf Grund einer Regelverletzung) kann Konflikte
verursachen oder sie verschärfen. Konfliktvermeidung darf deshalb nicht oberstes Ziel der
Leitung sein, wohl aber eine gute und angemessene Bearbeitung von Konflikten.
Beispiel: Zwei ehrenamtliche Mitarbeiterinnen im Besuchsdienst sind auf Grund von
Erbstreitigkeiten seit vielen Jahren zerstritten. In der Besuchsdienstgruppe reden sie nicht
miteinander und gehen sich aus dem Weg. Wann wäre ein Punkt erreicht, an dem die
Besuchsdienstleitung eingreifen sollte?
2. Verschiedene Konfliktlinien
Interne Konflikte
a) Zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen in der Leitung (ausführlich nächste Seite)
b) Zwischen Haupt- und anderen Ehrenamtlichen
c) Unter Ehrenamtlichen
d) Zwischen ehrenamtlicher Leitung und anderen Ehrenamtlichen
externe Konflikte
a) Zwischen Besuchsdienst und Gemeinde- oder Einrichtungsleitung
b) Konflikte mit Kooperationspartnern
c) Konflikte mit anderen Akteuren im Sozialraum (Konkurrenz)
Konflikte mit und bei den Besuchten
a) Besuchte mit Ehrenamtlichen
b) Angehörige mit Ehrenamtlichen
c) innerfamiliäre Konflikte
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Reader Qualifizierung Besuchsdienstleitung
Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen
Hauptamtlichen
und
Ehrenamtlichen
Konfliktträchtiges
Verhalten
Was die Zusammenarbeit
stärkt
Konfliktträchtiges
Verhalten
Ziele ändern ohne
Absprache
Ziele werden gemeinsam
geklärt
Ziele nicht beachten
Misstrauen,
Kontrollbedürfnis,
will über EA verfügen
Gegenseitige Loyalität
Konkurrenzverhalten,
Stimmung machen
gegen Hauptamtliche
Vertrauensbrüche,
Absprachen werden
nicht eingehalten
Zuverlässigkeit
Verbindlichkeit
Unzuverlässigkeit
Nichtbeachten des
Seelsorgegeheimnisses
Verschwiegenheit
Vertrauliches
weitererzählen
Nicht erreichbar, keine
Zeit für Besprechungen
Gegenseitige
Ansprechbarkeit
Nicht erreichbar
Verantwortung wird nicht
wahrgenommen
ohne Rücksprache
Aufgaben weiter
delegieren
Verschweigen wichtiger
Sachverhalte
Gemeinsam Verantwortung
wahrnehmen
Unbequemes den
Hauptamtlichen
überlassen
Klare Aufgabenverteilung
ohne Rücksprache
Aufgaben weiter
delegieren
Transparenz
Keine Kritik üben,
hintenherum reden
Informationen nicht
weitergeben
Guter Informationsfluss
Zu viele Infos
weitergeben
Maßstab von
Hauptamtlichen an EA
anlegen
Verständnis für aktuelle
Situation des anderen
Zu hohe Erwartungen
an Hauptamtliche
Den anderen „erziehen“
wollen
Akzeptanz von
Verschiedenheit
moralisieren
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Spiritualität in der Besuchsdienstgruppe
1. Zur Bedeutung von Spiritualität in der Gruppe
Die Ehrenamtlichen im Besuchsdienst werden bei ihren Besuchen mit vielen
existenziellen Fragen wie die nach Leiden, Sterben, Lebenssinn konfrontiert.
Ausgesprochen oder nicht stellt sich damit auch die Frage nach Gott und die nach dem
eigenen Vertrauen oder dem eigenen (Ver)zweifeln. Diese Tiefendimension mancher
seelsorglicher Gespräche erfordert eine angemessene Begleitung in der Gruppe. Dazu
gehört der Erfahrungsaustausch, die theologisch / biblische Reflexion, aber auch geistliche
Übungen oder Rituale.
Hinzu kommt, dass auch Ehrenamtliche selbst in Lebenssituationen geraten können, die
belastend sind und die z.B. dazu führen, dass jemand seine Mitarbeit beenden möchte.
Mitarbeitende begleiten bedeutet deshalb, sie nicht nur in ihrer Funktion, sondern sie vor
allem als Mensch wahrzunehmen.
Entsprechend können verschiedene Formen oder Zugänge zur Spiritualität unterschieden
werden. Insgesamt muss man damit rechnen, dass Mitarbeitende sehr unterschiedlich
gewohnt und bereit sind, diese spirituelle Dimension zu thematisieren oder zu gestalten.
Entsprechend behutsam sollte die Leitung vorgehen und niemanden überfordern.
2. Spiritualität im Zusammenhang von Fortbildung
Sowohl bei Fallbesprechungen, als auch bei möglichen thematischen Einheiten wie
Trauerbegleitung, Gebet, Trost, Seelsorge … wird die spirituelle oder religiöse Dimension
zwischenmenschlicher Begegnungen thematisiert. In entsprechenden Fortbildungen kann
beispielhaft gezeigt werden, in welcher Form auch die religiös weniger Musikalischen
spirituelle Themen aufgreifen können. Z.B. mit Hilfe des Gesangbuches oder
Gebetssammlungen.
3. Rituale und regelmäßige Übungen
Besuchsdiensttreffen können ganz bewusst mit kleinen geistlichen Ritualen gestaltet und
strukturiert werden, z.B. durch
 Ein Lied, einen Impuls zu Beginn (z.B. aus andere Zeiten, für jeden neuen Tag …)
 Eine kleine Abendliturgie zum Abschluss
 Durch ein regelmäßiges gemeinsames Lesen und Besprechen von Bibelworten
 Durch Gebete am Anfang oder Ende
 Durch eine entsprechende Gestaltung von Übergängen (Geburtstage, Einstieg,
Ausstieg)
 Jährliche Mitgestaltung eines Gemeindegottesdienstes
Bei diesen „Übungen“ können viele eingebunden werden
4. Einzelelemente mit einer spirituellen Dimension
 Bibel teilen
 Abendmahl feiern
 Bezüge zum Kirchenjahr herstellen
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
Kreativ sein: Bodenbilder, Eglifiguren, Bildbetrachtungen, poetische Texte und
Geschichten. Vieles regt an, sich auf die spirituelle Dimension einzulassen.
Fortbildung organisieren
1. Zur Bedeutung von Fortbildung in der Besuchsdienstarbeit
Es ist Aufgabe der Leitung zu prüfen, in welcher Form und in welchem Umfang Fortbildung
für die Besuchsdienstarbeit notwendig ist. Auch die Organisation oder die Vermittlung von
Fortbildung ist in der Regel Aufgabe der Leitung.
Bei der Planung von Fortbildung sollte auf mögliche Effekte und Signalwirkungen geachtet
werden.
Zunächst einmal sollte als Grundannahme gelten: Jeder Mensch mit einiger
Lebenserfahrung ist in der Lage einen Besuch zu machen und mit einem Menschen, den
er bis dahin nicht gekannt hat, ins Gespräch zu kommen. Wer eine sehr umfangreiche
Schulung zur Voraussetzung für die Mitarbeit im Besuchsdienst macht, signalisiert damit:
Die Besuche sind anspruchsvoll, Lebenserfahrung und Aufgeschlossenheit reichen nicht
aus.
Außerdem muss man damit rechnen, dass an einer Mitarbeit Interessierte sehr
unterschiedliche Erfahrungen mit Fortbildungen haben. Deshalb sollte das Thema
Fortbildung sehr früh thematisiert werden. In der Regel sind Zwangsverpflichtungen eher
schwierig.
Engagierte sollten sehr früh für sich entdecken, dass sie von unterschiedlichen Formen
der Fortbildung profitieren können – für sich persönlich, genauso wie für die
Besuchspraxis.
Die Notwendigkeit zu Fortbildungen hängt außerdem von den Zielgruppen und den Zielen
der Besuche ab. Im geronto-psychiatrischen Bereich sind Fortbildungen ein Muss.
Auf Dauer gesehen tragen Fortbildungen erheblich dazu bei, dass Engagierte bewusster
ihre Besuche gestalten und auch mit schwierigen Situationen besser umgehen können.
Das sorgt für Zufriedenheit und Motivation und verbessert insgesamt die Akzeptanz der
Besuchsdienstarbeit.
2. Formen der Fortbildung
2.1. Grundschulung
Die klassische Form einer Grund- oder Eingangsschulung, wie sie auch in der
Landeskirche seit Jahrzehnten bewährt ist, umfasst zwei bis vier Abende, bzw. auch mal
einen Halbtag am Samstag. Meist geht es um Grundregeln der Gesprächsführung, um die
eigene Rolle, um ganz praktische Fragen. Die Grundschulung ist für alle Interessierten
gedacht und hat auch die Funktion einer Selbstprüfung (Ist das was für mich?) Sie wird
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häufig in Kooperation mit anderen Gemeinden angeboten. Einer Grundschulung sollte
eine intensive Werbephase vorausgehen, die möglichst auch persönliche Anfragen
beinhaltet. Ansprechpartner ist der Besuchsdienstreferent der Landeskirche, Wolfgang
Fuchs. Grundschulungen können aber auch mit anderen Partnern wie der
Erwachsenenbildung, der Krankenhaus- oder Pflegeheimseelsorge…, diakonischen
Einrichtungen und Diensten geplant und durchgeführt werden.
2.2. Themenspezifische Schulungsangebote
Diese haben meist vertiefenden Charakter und setzen in der Regel eigene Erfahrungen
voraus. Klassische Themen sind z.B.: Trauerbegleitung, Depression, Demenz,
Spiritualität, Gebet, Bibel …
Die Form dieser Angebote kann sehr verschieden sein. Man braucht nicht für jedes Thema
eine externe Expertin. Man kann z.B. sehr schlicht einen entsprechenden Artikel aus einer
Besuchsdienstzeitschrift für alle kopieren und diesen gemeinsam besprechen. Viel zu
wenig wird die Möglichkeit genutzt, auf Distrikts- oder Kirchenbezirksebene solche
Schulungsangebote anzubieten. Ganz nebenbei kommt man so in einen
Erfahrungsaustausch mit anderen Besuchsdiensten, der sehr befruchtend wirken kann.
Referent_innen sollten nach Möglichkeit vor Ort gesucht werden, z.B. in der Krankenhausoder Pflegeheimseelsorge, bei der Erwachsenenbildung, bei der diakonischen
Bezirksstelle oder der Kreisdiakonie, bei Diakoniepfarrer_innen oder der LAGES
(Lebensalter gestalten. Ev. Senioren in Wü). Auch einzelne Diakon_innen und
Pfarrer_innen haben besondere Qualifizierungen und Erfahrungen, die sie zu
interessanten Referent_innen machen.
2.3. Fallbesprechungen
Eine im Bereich der Erwachsenenbildung sehr geeignete Methode ist die
Fallbesprechung. Ausgehend von einer Situation, die jemand einbringt, wird das
vorhandene Wissen der Gruppe genutzt, um die Situation zu bewerten und
Verhaltensmöglichkeiten zu erörtern. Es kann hier zunächst auch mit neutralen
Gesprächsprotokollen gearbeitet werden, die typische Situationen beschreiben. Dabei
geht es darum, die eigene Wahrnehmung zu schulen und das eigene Verhaltensrepertoire
zu erweitern. Meist zeigt sich hier, dass es kein einfaches richtig oder falsch gibt und dass
die eigene Person eine zentrale Rolle spielt. Wichtig ist, dass diese Fallbesprechungen
moderiert werden. Insgesamt muss sehr darauf geachtet werden, dass Besprochenes
vertraulich bleibt und möglichst keine Rückschlüsse auf die besuchten Personen möglich
sind. Die Erstellung von eigenen Gesprächsprotokollen ist hilfreich, dürfte aber nicht
wenige Engagierte überfordern.
2.4. Ergänzende Angebote
Dazu sollte die Leitung immer wieder hinweisen, bzw. auch einzelne EA daraufhin
ansprechen.
2.4.1. KESS (Kurse für ehrenamtliche Seelsorgerinnen und Seelsorge)
Wechselnd in verschiedenen Regionen der Landeskirche angebotene Kurse, die ca 1-1,5
Jahr dauern und ca 80 Stunden umfassen. Kontakt: Jochen Schlenker
2.4.2. Wochenendschulungen zu verschiedenen Themen (KSA)
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2.4.3. Schulungen im Rahmen von Projekten (z.B. Seelsorge im Alter)
2.4.4. Tagungen (z.B. zum Thema Kriegskinder …)
2.4.5. Fortbildungen im Rahmen der Altenpflegeheimseelsorge
2.4.6. Ehrenamt fördern mit System (www.ehrenamt-foerdern-mit-system.elk-wue.de)
2.5. Informationen im Internet :
www.bildungsportal-kirche.de
www.seelsorge-im-alter.de
www.seminar-seelsorge-fortbildung.de
Organisation und Delegation
1. Vorbemerkungen
Im Rahmen der Besuchsdienstarbeit gibt es viele praktische Dinge zu organisieren und zu
klären. Die Gefahr ist, dass Dinge zu schlecht organisiert sind und bei den einzelnen
Mitarbeitenden große Unklarheit herrscht. Das verdirbt die Freude und schreckt ab. Es gibt
aber auch ein Zuviel an Organisation, wenn Kleinigkeiten wie die Frage nach geeigneten
Mitbringsel zu lange und zu breit diskutiert werden.
Deshalb sollte in organisatorischen Fragen der Grundsatz gelten: So einfach wie möglich,
so differenziert wie nötig. Wichtig ist es frühzeitig zu erkennen, wo Dinge nicht gut
funktionieren. Es sollte normal sein, dass man kontinuierlich Abläufe und Zuständigkeiten
klärt und verbessert. Und bei allen Regelungen, die dazu nötig sind, sollte genügend
Raum bleiben für Unvorhergesehenes und Überraschendes.
2. Zentrale organisatorische Fragen, die geklärt sein sollten
 Wer besucht wen? Grundregel: Je anspruchsvoller die Besuche sind (z.B. bei
psychiatrischen Erkrankungen), desto wichtiger ist eine fachkundige Vermittlung.
Bei Geburtstagsbesuchen ist das in der Regel nicht erforderlich.
 Was nehmen wir mit? Bei Geburtstagsbesuchen im Sinne der Mitgliederpflege
braucht es einen Gruß der Kirchengemeinde. Bei häufigeren Besuchen ist es
besser, nichts mitzubringen. Schließlich bringt man das Wichtigste mit: Zeit und ein
offenes Ohr. Sinnvoll kann es sein, kleine Schriften für besondere
Lebenssituationen dabei zu haben, die man dann gegebenenfalls am Ende eines
Besuches weitergeben kann.
 Wer organisiert Vertretung? Oder was passiert, wenn ich längere Zeit ausfalle?
Ehrenamtliche sollten wissen, wie das jeweils geregelt ist oder wie man damit
umgehen kann (z.B. kurzes Telefonat oder kleines Kärtchen, wenn niemand da
war). Eine zu uneinheitliche Praxis sollte vermieden werden.
 Wie werden Informationen verlässlich weitergegeben und welche? Auch hier
besteht die Kunst darin, das rechte Maß zu finden. Am wenigsten aufwändig sind
Rundmails, aber in vielen Besuchsdienstgruppen nicht realistisch. Sinnvoll ist z.B.
eine Jahresübersicht mit allen wichtigen Terminen und Hinweisen, z.B. auf
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
Fortbildungen und Veranstaltungen. Außerdem sollte klar sein, bei wem man
welche Informationen bekommt.
Welche Regeln müssen für alle verbindlich sein? Das ist ein genauso heikler
wie wichtiger Punkt. Geregelt sollte z.B. sein, dass der Besuchsdienst keine
praktischen Arbeiten oder Dienstleistungen übernimmt, dass keine Geldgeschenke
persönlich angenommen werden dürfen, bzw. diese weitergeleitet werden, dass
keine Geschenke privat besorgt werden können oder kein Material von
esoterischen Heilslehrern oder zweifelhaften Predigern weitergegeben wird … Es
ist hilfreich und entlastend, wenn solche Regeln schriftlich fixiert werden.
Gleichzeitig sollte es möglich sein, diese Regeln auch zu ändern, wenn sie nicht
mehr nachvollziehbar sind.
3. Aufgaben delegieren
Leitung muss nicht für alles verantwortlich sein. Einzelne Aufgaben (z.B. Auswahl von
kleinen Mitbringseln) können an Personen delegiert werden, die daran Freude und dazu
Geschick haben. Insbesondere die Besuchsdiensttreffen profitieren davon, wenn sich viele
einbringen, z.B. beim Raum Herrichten, bei einem kleinen Imbiss oder Getränken, beim
Schreiben von Geburtstagskarten … Das setzt allerdings voraus, dass die Leitung im
Gespräch mit den Ehrenamtlichen ist und einschätzen kann, wer gerne welche Aufgabe
übernehmen würde und auch übernehmen könnte.
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