Michael Schlaadt: Polarität, Anziehung und Befruchtung Am Anbeginn der Zeit, als das Universum sich aus dem Urknall mit unglaublicher Energie entfaltete, aus diesem Schmelzofen aus dem alles hervorgegangen ist, was jetzt im Kosmos existiert, entstand auch alle die Materie deines Körpers. Alle Atome in dir waren bereits beim Urknall mit dabei und sie sind nach der Meinung der modernen Physik noch immer miteinander verbunden, weil sie in einem einzigen Energiegeschehen entstanden sind. Und letztlich beginnt unserer Ahnenreihe dort. Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf den Physiker Brian Swimme, der ausführt dass sich in dieser unglaublichen Energie sowohl Materie als auch Bewusstsein, Intelligenz und Leben entfaltet hat und dass es überwältigend ist, sich vorzustellen, wie alles mit einer unglaublich schönen Leichtigkeit über die Zeiten nach einem perfekten Programm entstanden ist. Vor etwa 14 Milliarden Jahren hat dies stattgefunden und eine ungeheure Entwicklung in Gang gesetzt. Von den ersten Atomen angefangen mit einer riesigen Wolke von Wasserstoffatomen, die über Millionen von Kilometern im Weltall verstreut waren, haben sich durch lockende Anziehung in Bewegung gesetzt, zusammengeballt und dadurch ist Helium entstanden und durch weitere Anziehung sind alle weiteren Atome entstanden. Aus den Atomen bildeten sich irgendwann Moleküle und auf der Erde, die vor etwa 4,6 Milliarden Jahren entstand, konnten Ozeane entstehen als wichtigste Voraussetzung für das Entstehen von Leben. Aus den Molekülen entstanden die ersten Aminosäuren, bis irgendwann vor etwa 3,5 Millionen Jahren sich die ersten Membranen um die Aminosäuren bildeten und sich die ersten Einzeller entwickelten. Dies alles konnte entstehen, weil alle Teilchen, aus denen das Universum zusammengesetzt ist, entweder positiv oder negativ geladen sind. So wirkt zwischen aller Materie im Universum Anziehung durch ihre Polarität als Verlockung: Und was ist Verlockung anderes als Liebe? Für die einige der modernen PhysikerInnen ist dieses Weltall, der gesamte Kosmos letztlich aus Liebe zusammengesetzt: Alles ist mit allem verbunden und zieht sich gegenseitig an. Durch diese Urkraft von Verlockung und Anziehung wurde alles hervorgebracht: in den Entwicklungsstufen von den Atomen bis hin zu den Menschen, wobei jede Entwicklungsstufe alle vorhergehenden Stufen enthält und jede Stufe in dieser Reihe übertrifft ihre Vorgänger und schließt sie gleichzeitig mit ein. Man kann sagen, dass in der Entwicklung der Evolution eine Richtung eingebaut ist, die auf Wachstum und Schönheit ausgerichtet ist. Alles, was wir heute haben, stammt von früheren Lebensformen und den darin enthaltenen Informationen und Entwicklungen. Unsere Atome kommen von den Sternen, die organischen Verbindungen aus der Erde in Form von Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff und Kohlenstoff. Unsere Gene sind von den ersten Mikroorganismen und unser Körper von den höheren Lebensformen, die an Land gegangen sind und unsere Intelligenz sowie die Sprache und die Gefühle haben wir von der weiter sich entwickelnden Menschheit. Die Evolution bringt absichtslos Schönheit und Wachstum hervor und schafft Anziehung in jeder Form. Die Verschiedenartigkeit, die Polarität ist eine Voraussetzung, dass aus der Eins die Zwei, durch die Vereinigung von eins und zwei das dritte wird. Da die ungeschlechtliche Vermehrung von Zellen immer nur gleiche Nachkommen hervorbringt, die sich mit der Zeit gegenseitig die Nachstoffe wegnehmen und durch ihre Ausscheidungsprodukte den Lebensraum bedrohen, hat die Evolution aus dieser Not die geschlechtliche Vermehrung in Form des Männlichen erfunden. Durch den Mann ist das Neue an Information und Kreativität in die Evolution eingetreten und durch das Komplementäre eine neue Vielfalt entstanden. Um die Polarität von Mann und Frau verstehen zu können, versetzen wir uns am besten in die Situation aus der alle Lebewesen entstanden sind und entstehen, nämlich den Zeitpunkt der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle als das Prinzip der Weiblichkeit und Männlichkeit. Auf der einen Seite ist da die Eizelle. Sie ist eine staubkorngroße Zelle (0,2 mm), die mit bloßem Auge erkannt werden kann. Sie ist so groß wie möglich und hat eine riesige pralle Fülle, voll mit dem Potenzial eines riesigen Stoffwechsels. Sie ist rund wie eine Kugel durch ihre Prallheilt. Im Laufe des Lebens entwickeln sich die Eizellen aus den Stammzellen der Befruchtung, die bereits in der dritten embryonalen Woche entstehen und sich bis zum sechsten Schwangerschaftsmonat entwickeln. Erst mit der Pubertät werden etwa 400 zur Reife gebracht. In jedem Zyklus wird eine Eizelle an den Eileiter abgegeben, also etwa 12-13 pro Jahr. Die Eizelle ist unbeweglich und wird von Bewegungselementen im Eileiter in Richtung Gebärmutter passiv bewegt. Sie ist für etwa 12 h befruchtungsfähig und wenn sich kein geeignetes Spermium findet kann sie nicht weiterleben und vergeht. Auf der anderen Seite ist die Samenzelle winzig klein (2-3 µm). Alles in ihr ist auf das absolute Minimum reduziert. Der Kopf des Spermiums besteht nur aus maximal kondensierten Eiweißen in Form der Erbinformation (DNA). Im hinteren Teil gibt es noch Mitochondrien zur Energieversorgung und Bewegungselemente die den langen Schwanz (60 µm) antreiben für die ungeheure Beweglichkeit. Um zu verdeutlichen in welchem Verhältnis die Größen zueinanderstehen ist die Eizelle im Durchmesser etwa 100mal größer. Wenn man die Länge des Spermiums betrachtet, so ist es dennoch nur ein Drittel des Durchmessers einer Eizelle. Im Laufe des Lebens werden Billionen von Spermien gebildet und mit jeder Ejakulation werden mehrere 100 Millionen auf die Reise geschickt. Das ist notwendig, um zu gewährleisten, dass zumindest einige zum Ziel kommen, angelockt durch einen maiglöckchenähnlichen Lockduft, der von der Eizelle verströmt wird. Etwa 30-100 erreichen nach abenteuerlicher Reise die Eizelle und lagern sich strahlenförmig um die Kugel und machen aus dieser Kugel eine strahlende Sonne. Jetzt schließt sich eine Phase an, die wie ein Atemanhalten ist. Für einige Stunden verharrt die Eizelle mit den umgebenden Samenzellen, als wollte das System abwägen, was geschehen darf oder kann und was nicht alles eintreten kann oder auch nichts. Die Wissenschaft nennt dies einen präkonzeptionellen Attraktionskomplex. Die Samenzellen sind bereit, der Richtige zu sein. Die Eizelle verhält sich: Entweder der Richtige kommt oder ich vergehe. Und dann plötzlich, wenn alles stimmt, öffnet sich die Eizelle für ein Spermium, was eindringt, dann schließt sich der äußere Teil der Zellmembran wieder und es kann kein weiteres Spermium mehr eindringen. Aus dem oben Gesagten können wir die ungeheure Polarität erfassen, die der Vereinigung des weiblichen und des männlichen Prinzips vorausgeht. Die passive Eizelle steht der überaus aktiven Samenzelle gegenüber, auf der weiblichen Seite Empfangen und auf der männlichen Seite dagegen Geben. Auf der weiblichen Seite haben wir die Fülle auf der männlichen Seite die Leere und Entladung, auf der weiblichen Seite ist ein sich Öffnen und auf der männlichen Seite ein Öffnen des Anderen und Eindringen. Nur aus dieser Polarität entsteht durch Anziehung die Vereinigung der beiden Keimzellen, aus der dann das Dritte entsteht, damit die Evolution das Befruchtende weiter tragen kann von Schönheit und Vervollkommnung.