kulturerdteile

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KULTURERDTEILE
Eine jahrzehntelange physisch-geographische Abgrenzung zwischen den
Kontinenten ging einher mit einer zu geringen Beachtung kultureller Eigenheiten,
religiöser Traditionen und daraus resultierender Lebens- und Wirtschaftsweisen der
verschiedenen Rassen und Völker. Zu häufig überwiegt noch die Betrachtung und
Bewertung fremden Kulturguts aus der Perspektive des europäischen Werte- und
Normensystems, dem Eurozentrismus.
Der Gedanke der Einteilung und Gliederung der Erde nach Kulturerdteilen ist nicht
neu:
Der Geograph Albert Kolb setzte sich dafür ein,
Merke:
Der Geograph Albert Kolb prägte den Begriff „Kulturertteil“ als einen
subkontinentalen Raum
neben die Betrachtung der Naturerdteile gleichberechtigt
die Erforschung
und Darstellung der Kulturerdteile treten zu lassen. Dabei definiert er einen
Kulturerdteil wie folgt:
"Unter einem Kulturerdteil wird ein Raum
kontinentalen Ausmaßes verstanden,
dessen Einheit auf dem individuellen
Ursprung der Kultur, auf der
besonderen einmaligen Verbindung
der landschaftsgestaltenden Naturund Kulturelemente, auf der
eigenständigen, geistigen und
gesellschaftlichen Ordnung und dem
Zusammenhang des historischen
Ablaufes beruht."
KOLB, A.: Die Geographie und ihre
Kulturerdteile, In: Hermann-vonWissmann-Festschrift, Tübingen 1962, S.
42 - 49
–
Individueller Ursprung der
Kultur
–
Einmalige Verbindung
von Natur- und
Kulturelementen
–
Eigenständige geistige
und gesellschaftliche
Ordnung
–
Zusammenhand des
historischen Ablaufes
Abgrenzung nach Newig:
–
Normatives Leitsystem (Religion oder Ideologie)
–
Kommunikationssystem (Sprache, Schrift)
–
Infrastruktursystem (Recht, Sitten, Gebräuche, Kleidung, Häuser)
–
Ererbte physiognomisch wahrnehmbare Merkmale
(Pigmentierung, Mass-/Größenverhältnis, Proportionen; 45°Grenze)
–
Wirtschaftssystem (Anbauformen, Wirtschaftssystem)
–
Lage (Geopolitische Lage, Austausch oder Isolation)
Literatur:
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Newig, J.: Drei Welten oder eine Welt: Die Kulturerdteile, In: Geographische
Rundschau, Heft 5/1986, S. 262 - 267
Newig, J.: Die Kulturerdteile, Zur Arbeit mit der Wandkarte und dem Poster der
Kulturerdteile, Klett-Perthes, Gotha 1997
Große fremde Religionen, Schroedel Schulbuchverlag, Hannover 1986
Tworuschka, U. (Hrsg.): Heilige Stätten, Darmstadt 1994
Veser, T.: Schätze der Menschheit, Kulturdenkmäler und Naturparadiese unter
dem Schutz der UNESCO, Gütersloh 1995
Huntington, S.P.:Kampf der Kulturen, Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21.
Jahrhundert, Wien 1996
Welt verstehen durch Perspektivenwechsel (Themenheft), Praxis Geographie,
Heft 4/1996
Religionen prägen Räume (Themenheft), Geographie heute, Heft 12/1992
Fremde Völker (Themenheft), Geographie heute, Heft 11/1990
Weltbilder (Themenheft), Geographie heutel, Heft 11/1996
Fremde Räume - vertraute Orte (Themenheft), Praxis Geographie, Heft 2/2001
Stadien des interkulturellen Lernens
ETHNOZENTRISMUS
Natürliches, selbstverständliches Verhalten
o
o
von menschlichen Gruppen und Individuen, bei dem das Ich/Wir der eigenen
Gesellschaft mehr wert ist als das von anderen;
bei dem die Wahrnehmung der eigenen Wirklichkeit vielfach unbewusst
erfolgt und die kulturelle Selbst-Wahrnehmung aufgrund der alltäglichen
Erfahrung meist emotional geschieht.
AUFMERKSAMKEIT UND BEWUSSTWERDEN FÜR FREMDES
Erster Schritt zum interkulturellen Lernen
als Verhaltensform, die es ermöglicht, eine fremde Kultur wahrzunehmen, ohne sich
vor ihr zu fürchten oder ihr ablehnend zu begegnen. Dies erfolgt dadurch, dass der
Lernende zu begreifen beginnt, dass die andere Kultur eine eigenen Identität und
einen eigenen Wert besitzt.
VERSTÄNDNIS FÜR DIE FREMDE KULTUR
Ein Schritt weiter
ist getan, wenn jemand erkennt, dass die andere Kultur eine eigene Identität besitzt,
die man verstehen kann, und zwar eher mit verstandesmäßigen Mitteln als durch
emotionale Reaktionen.
AKZEPTIEREN UND RESPEKTIEREN DER FREMDEN KULTUR
Ein großer Schritt hin zum interkulturellen Lernen
ereignet sich dann, wenn die wahrnehmbaren kulturellen Unterschiede im Vergleich
mit der eigenen Kultur für die fremde als gültig angesehen werden können, ohne sie
gleich als schlechter oder besser zu bewerten.
BEWERTEN UND BEURTEILEN
Der nächste Schritt
findet statt, wenn der Lernende bewusst beginnt, Stärken und Schwächen der
fremden Kultur zu unterscheiden, und versucht, sie in sein kulturelles Wertesystem
einzuordnen.
SELEKTIVE ANEIGNUNG
Ein weiterer Schritt
ist vollzogen, wenn die Einstellungen und Verhaltensweisen, die von der fremden
Kultur ausgehen, als eine Bereicherung für das eigene kulturelle Denken und Handeln
betrachtet werden.
Aus der Definition von NEWIG folgen 10 Kulturerdteile:
1. Angloamerika
2. Lateinamerika
3. Europa
4. Russland aka ehemalige Sowjetunion
5. Orient
6. Schwarzafrika
7. Zentral- und Ostasien
8. Südasien
9. Südostasien
10. Australien und Ozeanien
Nach Samuel Huntington ist der Kulturerdkreis die oberste Ebene der Natur,
gefolgt von den Nationalstaaten und den subnationalen Kulturen.
In seinem kontrovers diskutierten Buch The Clash of Civilizations (Kampf der Kulturen,
1996) wendet sich Huntington gegen die Vorstellung einer universellen Weltkultur, wie sie
nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1989 und dem Ende des Kalten Krieges unter
anderem von Francis Fukuyama vertreten wurde. Erstmals erschienen Huntingtons Thesen im
Sommer 1993 in der renommierten Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik "Foreign
Affairs".
Vielmehr geht der Politologe Huntington von einer Verlagerung des Konfliktes zwischen
Ideologien, welche die nationalstaatlich verfassten Bündnisse geprägt hatten, zu einem
Konflikt zwischen Zivilisationen aus, weil diese bei der Eindämmung der westlichen
Dominanz mit ihrer Geschichte, ihren Sprachen, ihren Wertvorstellungen und ihren
Religionen die höchste sinnstiftende Einheit geworden seien.
Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Samuel_P._Huntington
Er gliedert – fern aus Amerika, als Repräsentant einer halbstaatlichen
Analyseschmiede – folgende (für ihn feindliche, weil unvereinbare) Kreise:
1. Sinisch (Kofuzianistisch und
Buddhistisch)
2. Japanisch (Shintoismus)
3. Hinduistisch
4. Islamisch
5. Westlich (christlich)
6. Lateinamerikanisch
7. Afrikanisch
Als Beispiele seiner Konflikttheorie
stehen wir heute vor einer
Auseinandersetzung zwischen dem Islam und der westlichen Welt, in Amerika
treffen Mexico und die USA an elektronisch gesicherten Zäunen aufeinander,
und auch Europa erlebte seit dem Weltkrieg vor allem eine
Auseinandersetzung in Jugoslawien, wo sich westlich-christliche, islamische
und slawisch-orthodoxe Kultursplitter wörtlich auseinandergesetzt hatten. In
Afrika sehen wir diese Grenzstreitigkeiten besonders in Somalia, Äthiopien und
brennend im Sudan. Dennoch ist seine Analyse simpel, die empirische Basis
dürftig, der wissenschaftliche Anspruch wackelig und die ideologische
Ablehnung von „Multi-Kulti“ politisch inkorrekt, wenn auch Triebkraft der
amerikanischen Aussenpolitik.
Samuel Huntington
Albert J. Weatherhead III
University Professor
E-mail:
[email protected]
Phone: 617-495-4432
Fax: 617-384-9259
CGIS E113
1727 Cambridge St.
Cambridge, MA 02138
Office Hours: On leave Spring 2006.
Biographical Note:
Samuel P. Huntington is the Albert J. Weatherhead III University
Professor. He graduated with distinction from Yale at age 18, served in the
Army, and then received his Ph.D. from Harvard and started teaching
there when he was 23. He has been a member of Harvard’s Department of
Government since 1950 (except for a brief period between 1959 and 1962
when he was associate professor of government at Columbia University).
He has served as chairman of the Government Department and of the
Harvard Academy for International and Area Studies. His principal
interests are: national security, strategy, and civil military relations;
democratization and political and economic development of less-developed
countries; cultural factors in world politics; and American national identity.
During 1977 and 1978 he worked at the White House as coordinator of
security planning for the National Security Council. He was a founder and
coeditor for seven years of the journal Foreign Policy. His principal books
include The Soldier and the State: The Theory and Politics of Civil-Military
Relations (1957); The Common Defense: Strategic Programs in National
Politics (1961); Political Order in Changing Societies (1968); American
Politics: The Promise of Disharmony (1981); The Third Wave:
Democratization in the Late Twentieth Century (1991); The Clash of
Civilizations and Remaking of World Order (1996); and Who Are We? The
Challenges to America’s National Identity (2004).
Der europäische Kulturerdteil
(Europa, Abendland, Okzident)
- Es bestehen unterschiedliche Auffassungen zur Abgrenzung des Erdteils im Osten und
Südosten:
o
o
o
Europa bis zum Uralgebirge - Uralfluss - Kaukasuskamm - Schwarzes Meer Bosporus - Dardanellen
Europa bis an die Westgrenze der ehemaligen Sowjetunion
Europa als das Gebiet der Europäischen Gemeinschaft (EU)
- Europa wird von außen als Einheit gesehen: Wahrnehmung des Kontinents durch
Nichteuropäer als eine Region mit historischer und geistiger Einheitlichkeit trotz aller
Vielfalt
- Entwicklung einer abendländisch geprägten Kunst; in der Architektur, Malerei,
Literatur und Musik gibt es gesamteuropäische Merkmale, europäische Kunst wuchs
im Laufe von Jahrhunderten, trotz ständiger innerer Konflikte lebte Europa in einem
beständigen kulturellen Austausch, ungeachtet regional abgewandelter
Grundideen blieb den Menschen das Gefühl kultureller Einheit erhalten;
vorwiegend indogermanischer Sprachkreis
- "Abendland": in ihm erhielt das Christentum seine heutige Ausformung; Bevölkerung
mit vorwiegend christlichem Glauben, Erhaltung der religiösen Bindungen auch unter
sozialistischen Bedingungen (z. B. katholische Kirche in Polen),
- Europa machte in der Phase des Kolonialismus die meisten Staaten anderer
Kulturerdteile von sich abhängig, Europäisierung der Erde durch
Kolonialisierungsprozess, Problem der eurozentrischen Denkweise unter weiten Teilen
der Bevölkerung, Ausbreitung der Kultur Europas über die Welt,
- Ausgangspunkt der industriellen Revolution, Wiege der modernen
Naturwissenschaften; schuf durch die Intensivierung der Wirtschaftsabläufe sowie die
moderne Hygiene und Medizin die Grundlagen für das Bevölkerungswachstum auf
der Erde
- heute hoch industrialisiert, in Europa begann der weltweite Prozess des Übergangs
von der Agrar- zur Industriegesellschaft; Industrieländer mit hohem
Urbanisierungsgrad und marktorientierter Landwirtschaft; ausgebaute Verkehrs- und
Kommunikationsnetze; hoher Lebensstandart mit hoher Lebenserwartung und einem
Einkommen weit über dem Weltdurchschnitt
- nach einer 50-jährigen politischen und wirtschaftlichen Zweiteilung des Erdteils in Ost
und West Bestrebungen zur Bildung der "Vereinigten Staaten von Europa"
- Gliederung in Nord-, West-, Süd-, Mittel- und östliches/südöstliches Europa:
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o
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Mitteleuropa: wirtschaftliche und politische Drehscheibe Europas
Nordeuropa: historisch gewachsene Gruppe befreundeter nördlicher Staaten
mit ausgeprägter eigener Kulturtradition
Westeuropa: Staaten mit intensiver kolonialer Tradition
Südeuropa: Mittelmeeranrainerstaaten, geprägt durch subtropisches Klima,
gemeinsame Vergangenheit als Teile des römischen Weltreiches
östliches Mitteleuropa und Südosteuropa: Übergangsstaaten zum russischen
und orientalischen Großraum, Region starker gesellschaftlicher und
wirtschaftlicher Wandlungen
Literatur:
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Sperling, W./Karger, A. (Hrsg.): Europa, Fischer-Länderkunde, Frankfurt/Main
1978
Europäische Union (Themenheft), Informationen zur politischen Bildung, Heft
213 (1995)
Europa (Themenheft), Praxis Geschichte, Heft 2/1993
Europas Grenzen - grenzenloses Europa (Themenheft), Praxis Geographie, Heft
10/1997
Ostmitteleuropa (Themenheft), Praxis Geographie, Heft 9/1999
Europa der Regionen (Themenheft), Geographie heute, Heft 9/1997
Südeuropa (Themenheft), Geographie heute, Heft 1/1999
Polen - Tschechien - Ungarn (Themenheft), Geographie heute, Heft 3/2000
Der russische Kulturerdteil
- Die Grenzen dieses Kulturerdteils sind seit den ersten Versuchen zur Einteilung der Erde
nach Kulturerdteilen am stärksten umstritten. Bereits die Kennzeichnung der
ehemaligen Sowjetunion als ein einheitliches Kulturgebiet war mit Problemen
behaftet und wurde mit dem herrschenden kommunistischen System begründet. Die
Randgebiete des Kulturerdteils (insbesondere der islamisch geprägte Süden) wurden
deshalb auch als Übergangsgebiete zwischen den Kulturen betrachtet.
Unter den gravierenden politischen und gesellschaftlichen Veränderungen auf dem
Gebiet der ehemaligen Sowjetunion kann dieser Kulturerdteil heute lediglich in seiner
Einheit in der Vergangenheit betrachtet werden. Das Kulturerdteilkonzept an sich
wird damit aber nicht ad absurdum gestellt.
- Vielvölkergebiet mit über 100 verschiedenen Nationen, Völkern und Stämmen;
autonome Republiken, Gebiete und Kreise; jedes Volk mit eigener Sprache und einer
mehr oder weniger ausgeprägten eigenen kulturellen Tradition
- die Russen waren mit über 50 % die volkreichste Nation, Russen als staatstragendes
Volk; klare Volkstumsgrenzen lassen sich nur selten ziehen, die Siedlungsbereiche
überlappen sich, Vermischung besonders stark in den Städten, Ziel war die
Entwicklung eines Sowjetvolkes, Russifizierung der nationalen Gebiete und
Randregionen bereits seit der Zarenzeit (Unterwerfung fremdstämmiger Völker)
- russische Sprache als Verkehrssprache zwischen den Nationen von den einzelnen
Völkern akzeptiert, aber widerrechtliche Durchsetzung des Russischen in allen
öffentlichen Bereichen
(z.B. als Unterrichtssprache an den Schulen und Universitäten); andere Sprachen
sollten auf Privatsprachen begrenzt werden
- Außerkraftsetzung der verfassungsmäßig garantierten Autonomie einzelner
Volksgruppen, z. B. die der Wolga-Deutschen und der Krim-Tartaren im 2. Weltkrieg
(1987: 1,94 Mio. Deutsche; 1,15 Mio. Polen)
- ungleichmäßige Bevölkerungsverteilung, relativ starke Binnenwanderung bis zum
Zerfall der UdSSR, Migration in Hauptrichtungen: West-Ost-Wanderung, Land-Stadt-
Wanderung, Nord-Süd-Wanderung; Ursachen: sozial-ökonomisch und geographischklimatisch; Folgen im ländlichen Raum: Überalterung, Frauenüberschuss, niedrigeres
durchschnittliches Ausbildungsniveau
- Stadtstrukturen spiegeln die unterschiedliche historische Entwicklung innerhalb der
Kulturerdteile wieder
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russische Kremlstadt (z. B. Moskau, Gorki, Kasan)
ostmitteleuropäische Stadt (im Baltikum)
Stadt mit physiognomischen Elementen der Donaumonarchie (im SW)
Residenzstadt im Stil des Absolutismus (St. Petersburg)
islamisch-orientalische Städte in Mittelasien (z. B. Oasenstädte Samarkand und
Buchara)
spezifisch russische Nationalstädte in den Erschließungsgebieten Sibiriens
(Nowosibirsk, Jakutsk)
bei Umgestaltungen, Überprägungen, Erweiterungen und Neugründungen kam
grundsätzlich das Konzept der sozialistischen Stadt zur Anwendung (insbesondere in
der Stalinära)
- ehemalige Prägung der Wirtschafts- und Lebensbereiche durch die Ideologie des
Marxismus-Leninismus, ehemals geringes soziales Gefälle innerhalb der Masse der
arbeitenden Bevölkerung
- vorwiegend christliche Religion (Orthodoxe), die auch über 70 Jahre Sowjetmacht
nicht ausgelöscht wurde
Literatur:
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Karger, A.: Sowjetunion, Fischer-Länderkunde, Frankfurt 1987
GUS - Aktuelle Probleme (Themenheft), Praxis Geographie, Heft 10/1994
Die Sowjetunion 1953 - 1991, Informationen zur politischen Bildung, Heft 236
(III/1992)
Gemeinschaft unabhängiger Staaten, Informationen zur politischen Bildung,
Heft 249 (IV/1995)
Alltag in Russland (Themenheft), Praxis Geographie, Heft 5/1998
Russland und seine Nachbarn (Themenheft), Geographie heute, Heft 8/1993
Der orientalische Kulturerdteil
(Orient, Morgenland)
- Nahtstelle zwischen Europa, Asien, Afrika; reicht von Marokko im Westen bis Iran im
Osten
- "Wiege der Zivilisation": erste städtische Siedlungen im südlichen
Mesopotamien/Zweistromland und in Ägypten; Entwicklung der Keilschrift, alte
Hochkulturen von Karthago bis Persien, wichtiger Innovationsraum der Kulturen, viele
Kulturentlehnungen stammen aus diesem Raum, z. B. Begriffe der
Naturwissenschaften, Nautik, Literatur; arabische Hochsprache verbindet die Länder
(Sprache des Korans), historische Wurzeln menschlichen Lebens; Nomadentum und
Ackerbauernkulturen (Fellachen); starke Urbanisierung (Städter); Ursprungsgebiet der
drei Weltreligionen Judentum, Christentum, Islam
- weitgehend islamisch geprägter Raum:
Länder des Islams: von den ca. 850 Mill. Moslems auf der Erde leben 50 Mio. in der
Türkei, 43 Mio. im Iran, 43 Mio. in Ägypten, 22 Mio. in Algerien, 20 Mio. in Marokko, 15
Mio. im Irak; ethnisch und religiös relativ homogen;
der Islam ist Steuerungsinstrument des gesellschaftlichen und privaten Lebens
(Familien-, Erb-, Straf-, Wirtschaftsrecht; Erziehung und Bildung; Normen, Sitten und
Gebräuche) nach dem Zerfall des Marxismus-Leninismus entwickelt sich der
islamische Fundamentalismus zur neuen Konkurrenz-Ideologie des westlichen
Systems, der Einfluss des Islams wächst seit dem Golfkrieg 1991 zunehmend; erklärte
Ziele:
o
o
o
"Distanz" gegenüber der westlichen Zivilisation und Wertewelt, wird als
Überfremdung und Identitätszerstörung abgelehnt, deshalb: Rückkehr zu den
eigenen Wurzeln
Ideal der klassenlosen islamischen Gesellschaft, politische Gleichheit und
Gerechtigkeit auf der Basis des islamischen Rechts (Einführung der Sharia)
Ablehnung des westlichen Parlamentarismus, an der Spitze des Staates soll ein
dem Koran verpflichteter Rechtsgelehrter stehen
- viele Staaten sind erst nach dem 1. Weltkrieg entstanden; vorher nur drei Staaten
(Osmanisches Reich, heutiges Saudi-Arabien, Persien);
Staatsbildungs- und Nationalbildungsprozess ist im vollen Gange; folgt nicht primär
den historisch gewachsenen Strukturen; häufig sind Geschichte, Nation, Kultur und
Staaten nicht deckungsgleich => Ursache für heutige Instabilität, Krisen, Konflikte,
Kriege
- Trockengürtel, Bewässerungskultur in den Oasen, Nomadentum; Nebeneinander von
traditionell Sesshaften (Bewohner von Städten und Oasen) und Nichtsesshaften
(Nomaden, Beduinen) führt häufig zu Konflikten;
Wasser wird in wenigen Jahren der dominierende Faktor in der Region sein, Konflikte
um die "Waffe" Wasser scheinen unvermeidbar
- ausgedehnte Erdöllagerstätten, Nebeneinander armer Agrarstaaten und reicher
Erdölländer mit weltpolitischer Bedeutung
- Raum permanenter Spannungen, größte militärische Aufrüstung in der Dritten Welt
- Israel: relativ junges Land, Struktur der Volkswirtschaft entspricht der eines modernen,
entwickelten Industrielandes, Land am Schnittpunkt dreier Kontinente - Land der
Übergänge; heterogen zusammengesetzte Bevölkerung: 82 % Juden, permanenter
Migrationsprozess: in 44 Jahren Versechsfachung der Einwohnerzahl, hoher
Urbanisierungsgrad
Literatur:
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Frauen im islamischen Kulturraum (Themenheft), Praxis Geographie, Heft
6/1992
Arabische Welt (Themenheft), Geographie heute, Heft 9/1992
Naher Osten (Themenheft), Praxis Geographie, Heft 5/1994
Der Islam im Nahen Osten, Informationen zur politischen Bildung, Heft 238
(I/1993)
Israel, Informationen zur politischen Bildung, Heft 247 (II/1995)
Mensching, H./Wirth, E.: Nordafrika, Vorderasien, Fischer-Länderkunde,
Frankfurt/Main 1989
Ehlers, E. u. a.: Der islamische Orient, Grundlagen zur Länderkunde eines
Kulturraumes, Köln 1990
Islamische Welt (Themenheft), Praxis Geographie, Heft 7/8/1997
Der schwarzafrikanische Kulturerdteil
(Schwarzafrika, subsaharisches Afrika)
- überwiegend tropischer Erdteil (hohe Temperaturen, immerfeucht bzw.
wechselfeucht)
- ehemals europäisches Kolonisationsgebiet mit langjähriger Kolonialgeschichte (außer
Äthiopien und Liberia); Erlangung der Unabhängigkeit zwischen 1956 (Sudan) und
1990 (Namibia), rund 150 Jahre später als die Staaten Lateinamerikas, junge
Geschichte der eigenständigen Entwicklung prägt diese Region
- z. T. hoch entwickelte Kulturen vor der Kolonisation (Ghana-Reich - späteres MaliReich, Kongoreich, Benin-Königreich);
"Sudan" (dt.: Land der Verbrannten, Land der schwarzen Menschen): im
9.Jahrhundert Bezeichnung für den breiten Savannengürtel der Sahelzone, ca. 1000
Jahre Kultur- und Handelszentrum Afrikas, Transsahara-Karawanen lieferten Gold,
Elfenbein und Sklaven aus dem Süden in die Mittelmeerländer, Textilien, Kupfer u.a.
nahmen sie wieder mit zurück
- noch weitgehend von Stammeskulturen geprägt, willkürliche Grenzziehungen der
Kolonialmächte zerschneiden oft Stämme (1000 gewachsene Gesellschaften und
750 Sprachgruppen) in künstlich abgegrenzte Territorien, deshalb: zögernde
Entwicklung eines Zusammengehörigkeitsgefühls, häufig Stammesfehden und
Abspaltungsbestrebungen, Rassen- und Stammeskonflikte besonders im südlichen
Afrika; mythisch-religiöser Kult, ca. 80 Mill. Afrikaner gehören diesen alten
Stammesreligionen an
- Religionen: zum Islam bekennen sich die dunkelhäutigen Hamiten im Saharagebiet
und in Zentral- und Ostafrika (43 Mio. Moslems leben in Nigeria);
Erhaltung der koptischen Kirche in Äthiopien als christliche Insel innerhalb einer
mohammedanischen Umwelt, häufig christliche Gemeinden in Südafrika und
Uganda
- Entwicklungsländer mit niedrigem Entwicklungsstand und sozialen Problemen; zwei
Drittel aller Entwicklungsländer mit niedrigem Einkommen der Erde liegen in
Schwarzafrika;
auf 16 % der Festlandsfläche leben 10 % der Weltbevölkerung, die 2 % des
Weltbruttoprodukts erzeugen und mit 1 % am Welthandel beteiligt sind; die meisten
Schwarzafrikaner leben in ländlichen Siedlungen von befestigten agrarischen
Großdörfern bis zu Streusiedlungen mit Einzelgehöften, drei Viertel aller Beschäftigten
arbeiten im Agrarsektor; Export von montanen und landwirtschaftlichen Rohstoffen;
Gegensatz zwischen Subsistenzwirtschaft und Plantagenwirtschaft, geringes
Wachstum der Nahrungsmittelproduktion
- sehr hohe Bevölkerungszunahme, schnelleres Wachstum als in Asien und
Lateinamerika, große Teile der Bevölkerung lehnen Geburtenkontrolle nicht nur ab,
sondern empfinden sie z. T. als neokolonialen Unterdrückungsversuch, trotz Kenntnis
von Methoden der Geburtenbeschränkung werden sie nur in geringem Maße
angewendet, Kinder bedeuten in Afrika in erster Linie persönliches Glück und
Befriedigung, hohe Sterblichkeitsrate durch AIDS
Literatur:
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Südliches Afrika (Themenheft), Geographische Rundschau, Heft 12/1988
Afrika I, Informationen zur politischen Bildung, Heft 264 (III/1999)
Westafrika. Verstehen und verstanden werden, INTERKOM, Bonn 1990
Überleben auf dem Krisenkontinent (Themenheft), Praxis Geographie, Heft
2/1994
Afrika (Themenheft), Geographie heute, Heft 12/1995
Afrika im Abseits? (Themenheft), Geographie heute, Heft 5/2001
Der lateinamerikanische Kulturerdteil
(Lateinamerika, Iberoamerika)
- ehemaliger spanischer und portugiesischer Kolonialraum, die meisten Staaten
errangen zwischen 1810 und 1840 ihre Unabhängigkeit
- heute überwiegend Bevölkerung mit römisch-katholischem Glauben, großer Anteil
von Indios und Mestizen an der Bevölkerung; hohe Bevölkerungszunahme,
ausgeprägte Migrationsströme
- vor der europäischen Kolonisierung Hochkulturen der Ureinwohner (Azteken und
Maya in Zentralamerika, heutiges Gebiet von Mexiko und Guatemala; Inka im
Andenraum, heutiges Gebiet von Peru, Ecuador und Bolivien), beachtlicher Stand in
der Wollweberei, der Gold-, Silber- und Bronzeverarbeitung;
- entwickelte Landwirtschaft (Ackerbau und Nahrungsmittelkonservierung), viele
Pflanzen wurden zuerst von Indianern kultiviert: Mais seit 5 500 Jahren, die
Gartenbohne seit 7 000 Jahren, weitere: Kakao, Tomaten, Erdnüsse, Kartoffel (kam
erst vor 350 Jahren nach Europa)
- Beispiel Amazonasindianer: vor 10 000 Jahren kamen ihre Vorfahren als Jäger und
Sammler auf den amerikanischen Kontinent; vor rund 5 000 Jahren wurden sie
sesshaft: sie wurden Landwirte, bauten Häuser, stellten Vorratsbehälter her,
verbesserten ihre Arbeitsgeräte und entwickelten ihre eigene Medizin; sie schufen
Kulturen, die bis heute unübertroffen sind in ihrer Fähigkeit, menschliche
Bedürfnisdeckung und Naturerhalt miteinander zu vereinbaren; starke
Bevölkerungsdezimierung durch Kolonialisierung: drei bis fünf Millionen Indianer
bevölkerten Brasilien bevor die Portugiesen den Kontinent betraten, heute sind es
noch rund 180 000 Ureinwohner;
Bedrohung der indianischen Lebensweise durch: Straßenbau, Bergbau, Ölförderung,
Rinderfarmen, Holzeinschlag und -handel, Siedler, Einfuhr fremder Waren, fremde
Ausbildung, staatliche Gesetze, Einschleppung von Krankheiten
Folgen der Regenwaldzerstörung für die Indianer: Mangel an Fisch und Wild,
Aussterben der einheimischen Früchte und Medizinpflanzen, Veränderung der Kultur,
Verlust der Kunst, Abhängigkeit von Krediten, Streit in den Familien, Konsum von
Marktprodukten, Auswanderung, Einfluss von Sekten
- Entwicklungs- und Schwellenländer: traditionell stark in den Weltmarkt eingebunden,
Export von Rohstoffen (Erdöl, Erze) und landwirtschaftlichen Produkten (Zucker, Mais,
Kaffee, Bananen), Import von Industrieerzeugnissen Besitz- und
Herrschaftsverhältnisse aus der Kolonialzeit haben z. T. bis heute überdauert,
Gegensatz zwischen Latifundien und Minifundien, Millionenheer besitzloser
Landarbeiter, Pächter und Kleinbauern;
ökonomische und soziale Spannungen zwischen Arm und Reich, nahezu 40 % der
Bevölkerung leben in Armut; politische Instabilität, in vergangenen Jahren häufig
Bürgerkriege und Putsche unter diktatorischen Regierungen, ein Wandel zur
politischen Beruhigung und zu allmählich wachsender Demokratisierung zeichnet
sich ab
Literatur:
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1492 - 1992: Lateinamerika und Europa (Themenheft), Praxis Geographie, Heft
1/1992
Südamerika (Themenheft), 500 Jahre Neue Welt (Themenheft),
Geographische Rundschau, Hefte 3/1991 und 6/1992
Südamerika (Themenheft), Praxis Geographie, Heft 3/2000
Lateinamerika und Lateinamerika II, Informationen zur politischen Bildung, Heft
226 (I/1990) und Heft 244 (III/1994)
Sandner, G./Steger, A.-H.: Lateinamerika, Fischer-Länderkunde, Frankfurt/Main
1984
Lateinamerika im Umbruch (Themenheft), Geographie heute, Heft 12/2000
Der angloamerikanische Kulturerdteil
(Angloamerika)
- Einwanderungsraum: ehemals junges Pioniergebiet für Bevölkerung verschiedener
europäischer Länder ("Erdteil der unbegrenzten Möglichkeiten") Versklavung
schwarzafrikanischer Bevölkerung (Afroamerikaner), geringer Anteil der Ureinwohner
(Indianer) an der Bevölkerung, soziale Spannungen und Rassenprobleme
- relativ einheitliches Sprachgebiet (englisch, französisch); christliche Religion
vorherrschend (Protestantismus)
- Privatkapitalismus erreicht höchste Entfaltung
- american way of life: wird vor allem geprägt durch die Weite des Raumes, die
isolierte Lage zu anderen Kontinenten, den Reichtum an natürlichen Ressourcen,
durch die Besiedlung und Erschließung des Raumes (Pioniergeist) und den
entwickelten Privatkapitalismus; Auswirkungen auf den Lebensstil der Amerikaner:
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o
Tendenzen zur Isolierung: ihr Sinnen und Trachten ist mehr nach innen, auf die
Erschließung und In-Wert-Setzung des eigenen Kontinents gerichtet,
Mobilität: im Durchschnitt zieht der Amerikaner 14 Mal im Leben um; "Keep
moving" oder "on the road" sind Redewendungen, die auf diesen Wesenszug
hindeuten; regionale Mobilität: Automobil wird sehr wichtig genommen,
Wohnungswechsel häufig ohne Hausrat, höchste Zahl an Wohnmobilen und
Wohnwagensiedlungen der Welt, schnelles Heimischwerden,
Nachbarschaftshilfen und -freundschaften sind die Regel (aber meist nicht tief
verwurzelt); soziale Mobilität: rascher Arbeitsplatzwechsel, starker sozialer
Aufstiegswille; Streben, in statushöhere Wohngebiete umzuziehen
Freiheits- und Gleichheitsprinzip: wichtigster Teil ihres
Demokratieverständnisses; gemeinsam ist allen, dass ihre Vorfahren die
Heimat verlassen haben und die gleichen Startbedingungen im "Land der
o
o
Freiheit und der gleichen Aufstiegschancen" hatten, die individuelle Freiheit
(durch die ersten 10 Zusatzartikel der Verfassung gesichert) ist für sie von
größter Bedeutung; das europäische Denken in hierarchischen Ordnungen ist
dem Amerikaner fremd, fast kameradschaftlicher Umgang zwischen
Vorgesetzten und Untergebenen
Streben, als ein hart arbeitender selfmade-man sein Glück zu machen,
Verwaltung ist oft gleichbedeutend mit einem Eingriff in den persönlichen
Freiraum, Beamtenlaufbahnen sind selten, Selbstversicherungen für Alter und
Krankheit spielen im Vergleich zur staatlichen Gesetzgebung eine
bedeutendere Rolle
Nationalstolz und eine freiheitlich-demokratische Gesinnung werden im
"Schmelztiegel der Nationen" durch die amerikanische Schule und vielfältige
Veranstaltungen gefestigt
Literatur:
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USA, Informationen zur politischen Bildung, Heft 268 (III/2000)
USA (Themenheft), Nordamerika (Themenheft), Geographische Rundschau,
Hefte 9/1987 und 9/1990
Hofmeister, B: Nordamerika, Fischer-Länderkunde, Frankfurt/Main 1988
USA (Themenheft), Praxis Geographie, Heft 4/1997
Lernzirkel USA (Themenheft), Geographie heute, Heft 12/1998
Indianer (Themenheft), Geographie heute, Heft 1/1994
Der ostasiatische Kulturerdteil
(Ostasien, sinischer Kulturerdteil)
- Kulturraum mit langer eigenständiger Tradition auf der Grundlage der chinesischen
Hochkultur, Prägung der Geistes- und Religionsgeschichte durch drei wesentliche
Grundströmungen: Schintoismus, Konfuzianismus, Buddhismus; Tradition hat großes
Gewicht (Ahnenverehrung), Vorstellung vom hierarchischen Aufbau der Gesellschaft
auch im modernen Industriestaat;
Konfuzianismus (konservativ, leistungsorientiert, auf gegenseitiger Achtung
basierender Gehorsam des Jüngeren oder Untergebenen gegenüber dem Älteren
bzw. Vorgesetzten); Forderungen des Konfuzius (chinesischer Philosoph, 511 v. Chr. 479 n. Chr.): Gehorsam, Ehrfurcht vor dem Alter, Güte, Treue, Mut, Wissen und
Weisheit, Harmonie
- traditioneller "Reiserdteil", besondere Essgewohnheiten
- bevölkerungsreichster Kulturerdteil, überwiegend mongolide Rasse;
Bevölkerungswachstum ist im Vergleich zu den sechziger Jahren stark
zurückgegangen, Hunger- und Armutsprobleme sind im Vergleich zu Schwarzafrika
und Südasien gering; Staaten haben zumeist Regierungen mit stark autoritärem
Charakter, jedoch erste Anzeichen zu einer Demokratisierung
- China als Schwellenland, fühlt sich als das Reich der Mitte, das alte Kulturzentrum des
Ostens (Chinesische Mauer, Seide, Schießpulver, Porzellan; Gartenkunst dient zur
Meditation, in abgeschiedener schöner Natur soll der Geist geschult und das
Bewusstsein erweitert werden);
Ansätze marktwirtschaftlicher Entwicklung führten zu einer Öffnung zum Westen,
jedoch zu wenig von einer politischen Demokratisierung begleitet
- Japan als Industriemacht mit hohem Anteil am Weltexport; durch Insellage später
Einfluss der europäischen Kultur:
die japanische Bevölkerung ist ziemlich homogen, fast alle Japaner gehören zur
mongolischen Rasse (Nachfahren ehemaliger Siedler aus Korea, der Mandschurei
und aus China);
bis zum 2. Weltkrieg strikte hierarchische Gliederung der Familie, der älteste Mann
dominierte an der Spitze des Hauses, Veränderungen in der Neuzeit: Abnahme der
Kinderzahl pro Familie, Auflösung der Großfamilie, Zunahme von
Einpersonenhaushalten;
durch Insellage, geologischen Bau, Klima haben die Japaner ein besonderes
Verhältnis zur Natur entwickelt (Fest der Kirschblüte, Verehrung des Fuji, symbolische
Bedeutung verschiedener Tier- und Pflanzenarten);
ZEN - Buddhismus: Im ZEN sucht der Gläubige den Weg zur Erleuchtung aus eigener
Kraft, Erziehung zur Selbstdisziplin, Härte und Konzentration; sein Einfluss ist seit
Jahrhunderten wirksam; Laien können "auf Zeit" in ein ZEN-Kloster gehen (Beispiel: ZEN
verleiht dem Manager "Festigkeit der Führung")
Literatur:
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Schöller, P./Dürr, H./Dege, E.: Ostasien, Fischer-Länderkunde, Frankfurt/Main
1982
Asiatisch-pazifischer Wirtschaftsraum (Themenheft), Praxis Geographie, Heft
9/1998
Japan, Informationen zur politischen Bildung, Heft 255 (II/1997)
China, Wirtschaftsmacht der Zukunft (Themenheft), Praxis Geographie, Heft
1/1996
Japan (Themenheft), Geographie heute, Heft 2/1998
Der südasiatische Kulturerdteil
(Südasien)
- Kulturerdteil mit verschiedenen Rassen, Kulturen und Religionen: Hinduismus ist
vorherrschend (90 % der Bevölkerung in Nepal, 80 % in Indien); Islam (91 Mio. Moslems
in Pakistan = 97 %, 86 Mio. in Bangladesh = 87 %, 83 Mio. in Indien = 11 %);
Buddhismus, Taoismus, Christentum; starker chinesischer Einfluss (Konfuzianismus)
- Vielfalt an Sprachen (in Indien ca. 180), aber zwei große Sprachfamilien:
indoeuropäisch im Norden und in der Mitte Südasiens und drawidinisch in Südindien
- Staaten mit hohen Einwohnerzahlen (Indien: 1 Mrd., Pakistan und Bangladesh je über
100 Mill.), hohe Bevölkerungsdichte, starke Bevölkerungszunahme
Zusammensetzung, Durchmischung und teilweise Überlagerung der Bevölkerung aus
dunkelhäutigen autochthonen Bevölkerungsgruppen (Melaniden) und aus
Zentralasien eingewanderten hellhäutigeren Bevölkerungsgruppen (Inditen); um die
Vormachtstellung der Inditen über die dunkelhäutigere Bevölkerung aufrecht zu
erhalten, bildete sich ein für Südasien charakteristisches Sozial- und
Herrschaftsverhältnis heraus, das Kastenwesen: vier Hauptkasten (Stände), innerhalb
der Kaste findet der Inder Schutz, soziale Geborgenheit
- ehemals englisches Kolonialgebiet: vielfältiges kulturelles Erbe der Völker
überdauerte die Kolonialherrschaft - das vorkolonial hoch entwickelte Handwerk und
Manufakturwesen jedoch nur teilweise; frühe Hochkulturen im Industal;
weit verbreitete Armut vor allem unter der ländlichen Bevölkerung aufgrund
überlieferter Besitzverhältnisse und des Ausbleibens von Bodenreformen;
fast alle Staaten haben unter kriegerischen oder terroristischen
Auseinandersetzungen mit separatistischen Bewegungen zu leiden (Sikhs in Indien,
Tamilen in Sri Lanka)
- tropischer Erdteil mit starkem Monsuneinfluss, einer der drei Reiserdteile
- Indien als prägendes Land des Kulturerdteils: Schwellenland das Zahlenverhältnis
zwischen Mann und Frau verschiebt sich immer mehr zuungunsten der Frauen;
Benachteiligung von Mädchen sowie Müttern, die Töchter gebären; Diskriminierung
der Mädchen beginnt bereits vor der Geburt: häufig wird durch
Fruchtwasseruntersuchungen das Geschlecht des späteren Kindes festgestellt und
durch einen medizinischen Eingriff die Geburt eines Mädchens verhindert; nur
Jungen stellen einen Wert dar;
"Heilige Kuh" mit vielseitiger Nützlichkeit: zwei Drittel des Energiebedarfs im ländlichen
Indien werden durch Millionen Arbeitstiere gedeckt, Kuh als Zugtier beim Pflügen,
Bewässern, Transportieren; Lieferung von Dung als Dünger, Bindemittel beim
Hausbau, Desinfektionsmittel, Brennmaterial; der Nutzung von Fleisch und Leder sind
religiöse Grenzen gesetzt; jedoch minimale Konkurrenz mit den Menschen um
Nahrung
Literatur:
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Blenk, J. u. a.: Südasien, Fischer-Länderkunde, Frankfurt/Main 1981
Südasien (Themenheft), Geographie heute Heft, 9/1997;
Bronger, D.: Indien, größte Demokratie der Welt zwischen Kastenwesen und
Armut, Gotha 1996
Indien, Informationen zur politischen Bildung, Heft 257 (IV/1997)
Der südostasiatische Kulturerdteil
(Südostasien)
- staatlich noch wenig gefestigte, rohstoffreiche und strategisch günstig zwischen
Indischem und Pazifischem Ozean gelegene Entwicklungsländer, stark gegliederte
tropische Inselwelt
- kultureller Übergangsraum zwischen Indien und Ostasien;
Zugehörigkeit zu wechselnden Kolonialreichen und mehreren Religionen, "Einheit in
der Vielheit" angestrebt, aber vorerst überwiegt die konfliktträchtige Vielfalt:
unterschiedliche Kulturkreise:
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indisch: Thailand, Birma, Laos, Kampuchea
chinesisch: Vietnam, Singapur
spanisch, nordamerikanisch: Philippinen
unterschiedliche Religionszugehörigkeit:
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Buddhismus: Mehrzahl der Bewohner Thailands, Laos, Birmas, Kampucheas
Islam: überwiegender Teil der Bevölkerung Indonesiens (139 Mio. Moslems) und
Malaysias
Katholizismus: mehr als 80% der philippinischen und ein Teil der
vietnamesischen Einwohner
- jahrhundertelange Kolonialherrschaft: englisch (Birma, Malaysia, Brunei, Singapur),
französisch (Vietnam, Laos, Kampuchea), spanisch-amerikanisch (Philippinen),
holländisch (Indonesien); Nachwirkungen der Kolonialherrschaft heute noch spürbar;
Thailand ohne koloniale Unterdrückung
politischer Konfliktherd: Kriege und Bürgerkriege, Streitigkeiten um Land- und
Seegrenzen
- trotz rassischer Vielfalt lebt in den meisten Staaten ein beherrschendes Volk (z. B.
Khmer in Kampuchea 90 %, Vietnamesen in Vietnam 86 %), alteingesessene
Minderheiten werden häufig benachteiligt, fremde Minderheiten (besonders
Chinesen) spielen im Bankwesen, dem Handel und der Wirtschaft eine bedeutsame
Rolle
in fast allen Staaten finden sich nahezu alle auf der Erde existenten menschlichen
Organisationsformen, Wirtschaftsmethoden und Glaubensformen
- einer der drei Reiserdteile; Dreiteilung der Völkerschaften in Nassreiskulturen, Küstenund Handelskulturen und Randkulturen
- gravierender Stadt-Land-Gegensatz, rund ein Fünftel der Südostasiaten lebt in
Städten, die bedeutendsten Städte waren vor 200 Jahren kaum mehr als
Fischerdörfer (Saigon, Rangun, Singapur, Bangkok, Phnom Penh, Manila), die sich in
der Kolonialzeit herausbildeten; traditionelle Städte sind verfallen (Angkor) oder von
anderen Großstädten überflügelt worden; die Metropolen sind allmächtig und
wirken wie ein Magnet auf Unternehmertum, Intelligenz und Kapital vor allem in den
ASEAN-Ländern
- einer der großen Wirtschaftsräume der Welt, produziert viel für den Weltmarkt
(Rohstoffe und Industrieprodukte), Wettbewerbsvorteile auf dem Weltmarkt
entstehen insbesondere durch Niedriglöhne, lange Arbeitszeiten, strenge
Arbeitsdisziplin (besonders Malaysia, Singapur, Thailand, Philippinen)
- die sechs ASEAN-Staaten ("aufstrebendes" Südostasien) heben sich klar von dem
"stagnierenden" SO-Asien (Kampuchea, Laos, Burma/Myanmar) ab
Literatur:
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Südostasien (Themenheft), Geographische Rundschau, Heft 1/1992
Asiatisch-pazifischer Wirtschaftsraum (Themenheft), Praxis Geographie, Heft
9/1998
Uhlig, H. (Hrsg.): Südostasien - Australpazifischer Raum, Fischer-Länderkunde,
Frankfurt/Main 1975
Südostasien (Themenheft), Praxis Geographie, Heft 4/1994
Indonesien (Themenheft), Praxis Geographie, Heft 4/1994
Der australische Kulturerdteil (Australien, Ozeanien)
- bestehend aus einer Landmasse "kontinentalen Ausmaßes" und einer Vielzahl von z. T.
sehr kleinen Inseln und Inselgruppen
- lange koloniale Vergangenheit, Interessengebiet verschiedener ausländischer
Mächte entwickelte Industrieländer mit leistungsstarker Landwirtschaft und
Infrastruktur (Australien und Neuseeland) stehen Inselstaaten (Entwicklungsländern)
mit global unbedeutender Monowirtschaft gegenüber
- vergleichbar geringe Bevölkerungszahl von ca. 27,3 Mio. Ew. (Anteil Australiens 63 %,
Neuseelands 13 %, Papua-Neuguineas 15 %, die "restliche" Inselwelt 9 %)
- Australien: geringste Bevölkerungsdichte aller Kontinente, randorientierte In-WertSetzung der Natur durch den Menschen ("totes Herz mit grünem Saum"), lange Zeit
Einwanderungsland nur für Weiße ("weißes Australien"), noch heute starke
Einwanderungsbeschränkungen,
Ureinwohner Aborigines: unterste Schicht der Bevölkerung, kamen vor mehr als 40
000 Jahren in mehreren Migrationswellen aus Südostasien; aufgrund schwieriger
Naturbedingungen und fehlender höherer Säuger sowie Kulturpflanzen verharrte die
Urbevölkerung bis zur europäischen Kolonisation auf dem Kulturniveau des jungen
Paläolithikums, passte sich an die schwierigen Umweltbedingungen an und
überlebte mit einer ganzheitlich-mythischen, nomadischen Jäger/SammlerLebensform; starker Rückgang der Eingeborenenzahlen durch Kolonisation
(Ausrottung, Infektionskrankheiten, spätere Reservation mit wirtschaftlicher und
sozialer Verwahrlosung), Aussterben der Ureinwohner Tasmaniens und
Südostaustraliens; 1967 Zuerkennung der vollen Gleichberechtigung; Prozess der
Europäisierung und Vermischung mit der weißen Bevölkerungsgruppe, dabei starke
Übernahme der Lebensformen der Weißen; Konzentration der Bevölkerung im
Südosten in den Städten, starke Abwanderung besonders junger Menschen aus dem
"outback", hoher Urbanisierungsgrad
- Ozeanien/Südpazifikregion: 1,27 Mio. km² Festland (0,8 % des Festlandes der Erde) auf
einer Wasserfläche von 70 Mill. km²;
ca. 10 000 Inseln, die nur z. T. bewohnt sind; bestehend aus Mikronesien
(Kleininselwelt), Polynesien (Vielinselwelt), Melanesien (Schwarzinselwelt);
Ureinwohner wanderten nicht wie zunächst lange Zeit vermutet aus Südamerika,
sondern aus Südostasien (Körper, Kultur und Sprache weisen darauf hin) ein, kamen
über Indonesien und die Philippinen während der Eiszeit (niedrigerer Meeresspiegel),
Melanesier und Papua auf Neuguinea sind dunkelhäutiger; die Kolonialisierung setzte
später ein, Beginn des Zerfalls erst nach dem 2. Weltkrieg, starke Dezimierung der
Urbevölkerung (Krankheiten, Menschenhandel), heute ca. 6 Mio. Ew.,
Bevölkerungszahl wächst schnell auf den "hohen Inseln", Platzmangel auf den
Atollen, starke Abwanderung, Zerfall der alten Lebensweise Ozeaniens; besteht aus
selbstständigen Staaten, Anliegerstaaten sowie Kolonien und abhängigen Gebieten;
Militärstützpunkte (Kerntests)
Literatur: Buchholz, H. J. (Hrsg.): Australien - Neuseeland - Südpazifik, FischerLänderkunde, Frankfurt/Main 1984 ,
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