Charakteristika des Milieus DDR-Nostalgische laut Zielgruppen-Handbuch der katholischen Kirche Lebensstil Alltagsästhetik Aktive Freizeitgestaltung als Kompensation des Gefühls, nicht mehr gebraucht zu werden: Heimwerken, Hausumbau, Lesen, Engagement in Vereinen. Geschmacksfragen haben keine Priorität. Ansprechmöglichkeiten in der Gemeindegründungsinitiative nonamechurch Den Nachbarn, Arbeitskollegen, etc. um Hilfe bitten. Ihm so zeigen, dass er gebraucht wird (Bsp. Gartenarbeit). Sich zusammen mit ihnen in Vereinen, z.B. Schulelternrat engagieren. Nicht protzen, einfache Wohnzimmergestaltung. Praktisches Beispiel: Kontextualisierte1 DDRWeihnachtsfeier vom 12.12.2009 Jeder bringt etwas mit. Möglichst viele am Ablauf beteiligen. Ein Nachbar, der sonst nie kommt, bringt seine Familie mit, und spielt die Rolle des Weihnachtsmannes. Es gibt typische Ostprodukte zu essen, einen mit Lametta behängten, DDRgeschmückten Weihnachtsbaum, DDRGeschenke, Westpakete. Eine Teilnehmerin aus Ostdeutschland zieht sich bewusst eine Küchenschürze an und trägt Lockenwickler. Jesus als Opfer präsentieren. Jesus, der als Opfer im Futtertrog geboren wird. Ganzheitliches Christsein predigen und leben. Ekklesia. In der weiteren Weihnachtsgeschichte kommen Arme (Hirten) und Reiche (Magier) vor. Kleiner nachbarschaftlicher Kreis. Persönliche Einladung zum Gesprächskreis zu uns nach Hause. Die Weihnachtsfeier findet im großen Wohnzimmer einer Privatwohnung statt. Zurückhaltend, bescheiden, verbittert, resigniert. Jesus leidet mit. „Heilung der Vergangenheit“. Die schwierige Situation der „Heiligen Familie“ als Identifikationsmöglichkeit. Sieht sich als Opfer, „Mensch zweiter Klasse". Utopie von Gleichheit, Solidarität und Gerechtigkeit. Soziale Identität Gemeinsam wird im Vorfeld für die Dekoration gebastelt. Garten, Basteln, Do-ityourself. Gegenseitige Hilfe im Garten, bei Umzügen. Freizeit DDR spezifische Utensilien (Musik, Bilder) werden mitgebracht. Weihnachtskartenbasteln2 Nachbarschaftshilfe 1 Tipps für Garten und Umbauten geben lassen. Tipps für den Weihnachtsbaum wurden eingeholt. Das Konzept der Kontextualisierung wird unter 2.2.4. genauer beschrieben. Es wurden erst, wie zu DDR-Zeit üblich, typische Papiersterne aus gefaltetem Papier geschnitten, die dann auf Papier geklebt und mit Weihnachtswünschen versehen wurden. Nach einem Losverfahren wurden sie anschließend unter den Teilnehmern ausgetauscht. 2 Sprache und Gestus Kommunikationsfallen Sehnsüchte und Tagträume 3 Das Rahmenprogramm bildete die in der DDR traditionelle Sendung „Zwischen Frühstück und Gänsebraten“, mittels des Programms „crazy speech“3 wurden Bilder alter Darsteller zum Leben erweckt und mit persönlichen Texten versehen. Videosequenzen mit alter DDR-Werbung wurden als Vorschlag für Weihnachtsgeschenke eingespielt. 4 Alte Kulturen, Geographie, Geschichte, Politik, wird im Fernsehen erlebt. Archäologie, biblische Geschichte, z.B. Papyrologie. Aktuelle Bezüge zu TVSendungen herstellen. Ausflüge Kanufahrten, zur BuGa nach Schwerin, etc. Ausgeprägtes Mitteilungsbedürfnis mit ausführlichen Schilderungen der eigenen ausweglosen miserablen Situation. Zulassen, zuhören, nach dem Motto: „erst verstehen, dann verstanden werden“, viel Raum für Gespräche und diskussionsartige Beteiligung. Auspacken der DDRWeihnachtsgeschenke und des „Westpakets“5 mit ausführlicher Schilderung des Inhaltes und der damit verbundenen Emotionen. Westler wissen nichts über Ostdeutschland. Immer wieder zuhören, staunen, bewundern, wie mit der Situation umgegangen wurde. Ein Märchenquiz6 (Märchen waren und sind ein essentieller Bestandteil der DDR- Weihnacht)7 Zentrale Ansprechpartner sollten nicht aus dem Westen kommen, man vermutet schnell Respektlosigkeit und Überheblichkeit gegenüber „Ostlern“. Jede Meinung zählt, wird nicht korrigiert. Jede Frage ist erlaubt und wird ernst genommen. „Ostler“ führen durch das Programm. Sie können selbst auch über die Schattenseiten der DDR (Weihnacht) sprechen.8 Sich etwas mehr leisten können. Die Wohnung, bzw. den Computer bewundern und um eine Begehung, bzw. Erklärung bitten und umgekehrt auch gewähren. Den tieferen Sinn der Geschenke der 3 Weisen erklären. Mit dem Programm können Fotos vollautomatisch lippensynchronisiert werden. An den anderen Adventssonntagen wurde jeweils die Weihnachtsfeier von anderen Ländern thematisiert, nach landesüblichen Bräuchen gefeiert und der Bezug zum Glauben hergestellt. 5 Das Paket wurde sorgfältig ausgepackt, das Geschenkpapier zur Wiederverwertung gefaltet. Nach dem Öffnen des Pakets wurde zunächst an dem Paket gerochen, um den typischen Geruch von Palmolive Seife, Sarotti Schokolade und Jakobs Krönung zu genießen. 6 In der Tat kam es zu einem kleinen Konflikt, als die einzige Teilnehmerin aus Westdeutschland in der Vorbereitung behauptete: „Ihr hattet ja nichts in der DDR“, ähnlich konterte später eine Ostlerin: „Im Westen kennt ihr ja keine Märchen“. 7 An der Schule wird normalerweise zu Weihnachten kein Krippenspiel oder ein mit religiösen Inhalten gefülltes Theater gespielt. Typische Aufführungen sind Grimms Märchen, wie „Der Froschkönig“ oder „Rotkäppchen“ in verschiedenen Variationen. 8 So wurde z.B. der ironisch-sarkastische Text „Weihnachten in der DDR“ (Reinhard Ulbrich, 1998; http://www.schmunzelmal.de/Weihnachten/DDR-Weihnachten.htm Stand 09.01.2010) von einer Teilnehmerin, die stark im DDR-nostalgischen Milieu verwurzelt ist, vorgelesen und alle konnten herzlich darüber lachen. 4 Lebenssinn Weltanschauung Nostalgische Verklärung der guten sozialistischen Zeit, die von guten Idealen getragen war. Ganzheitliches Christsein. Früher der Beruf als Lebensinhalt, jetzt vielfach („hauptberuflich“) arbeitslos. Zeitnot ist meist nicht das Problem. Wir-Identität, Opfermentalität. Auf Mangelsituationen in anderen Länder, z.B. Peru hinweisen. Hang sich zu verkriechen. Notwendigkeit immer wieder taktvoll und kreativ einzuladen. Familie gibt Lebenssinn. Die Gruppe kann Familienersatz oder Ergänzung sein. Demonstration der eigenen Robustheit: „Ich kam damals zurecht und heute auch“. Versteckte Hilferufe ernst nehmen. Idole: Gleichgesinnte und Gleichbetroffene. Das nachbarschaftliche Netzwerk organisieren. Einladung zu Geburtstagsfeiern, Teilnahme und Einladung zu Straßenfesten. Jegliche Weltanschauung steht seit der DDRErfahrung unter Generalverdacht. Drängen und Pauschalierungen vermeiden. Besonders „geistliche“ Teilnehmer werden darauf hingewiesen, plumpe Bekehrungsversuche zu unterlassen. Glaube nur an das, was sichtbar und messbar ist. Kippfiguren bieten die Möglichkeit, diese Vorstellung zu hinterfragen. Wunsch nach Erkenntnis, Tendenz zu sozialpolitischen Pauschalurteilen und Verschwörungstheorien. Filme wie „Illuminati“ oder „Sakrileg“ nutzen um biblische Wahrheiten daran zu verdeutlichen. Geschichtliches Interesse. Biblische Archäologie bekannt machen. Wenn der Weihnachtsengel verkündet: Freuet Euch, verkündet er „Frohe Weihnachten“, wie wir es auch tun. Was gibt wahre Freude? Wahrheit Bibel Werte: Ordnung, Disziplin, Solidarität. Die Bergpredigt oder die Zehn Gebote behandeln. Kein Bezug zum eigenen Leben. Immer wieder den persönlichen Bezug herstellen, regelmäßige Lebensberichte. Komplizierte Sprache. mit Übersetzungen wie der „Volxbibel“ oder „Hoffnung für alle“ arbeiten. Märchenhafter Charakter. Vergleich mit Märchen: Bsp.: „Was hat der Froschkönig mit dem Glauben zu tun“, aber auch den Unterschied verdeutlichen. Märchen beginnen mit „Es war einmal…“, die Weihnachtsgeschichte mit: „Es begab sich aber…“.