1 Bericht über ein Beratungsprojekt : Mit LektorInnen den Gottesdienst entdecken Zwei Abende zum Lesen und zum Abendmahl. Weitere Folgen zum Thema Psalmen, Fürbittengebet, Glaubensbekenntnis und werden nachfolgend eingestellt. Vorrausetzungen: Die Beratungsabende führe ich mit dem Lektorenkreis in der eigenen Kirchengemeinde. Die Betreuung des Kreises habe ich von meiner Kollegin, die die Gemeinde verlassen hat, übernommen. Der Kreis setzt sich aus fünf Personen zusammen, vier Frauen und einen Mann, unterschiedlichen Alters. Sie sind unterschiedlich lang Lektorinnen und Lektor In den letzten Jahren hat es keine Treffen und Fortbildungen mehr gegeben. Zwei Frauen haben sich neu entschieden lesen zu wollen. ( Manfred – 62 Jahre alt, Mitglied im KGR – seit 8 Jahren Lektor; Helga – 76 Jahre alt – seit 12 Jahren Lektorin, Jo - 39 Jahre alt, Mitglied im KGR – seit 3 Jahren Lektorin, Sabine – 60 Jahre alt, neu zum Kreis dazu gekommen, Helen 29 Jahre alt, neu hinzugekommen) Seit vielen Jahren lesen Ehrenamtliche die biblischen Texte im Gottesdienst. Manchmal teilen sie darüber hinaus mit Abendmahl aus und sind am Fürbittengebet beteiligt. Der Kirchengemeinderat wünscht sich mehr Beteiligung von Ehrenamtlichen am Gottesdienst. Mein Ziel sind regelmäßige Fortbildungsabende, die fortlaufend einmal im Vierteljahr stattfinden. Die Lektorinnen und der Lektor lernen die Teile des Gottesdienstes besser kennen und übernehmen nach und nach mehrere liturgische Stücke. Erster Abend: Dauer zwei Stunden 2 Wir beginnen im Gemeindehaus, sitzend im Karree. Der Lektorenplan für das nächste Jahr wird verteilt und die Teilnehmenden teilen ihre Erfahrungen und Fragen: Zu hören sind: Spreche ich trotz Mikrofon zu leise, zu laut? Manchmal muss ich den Text dreimal zu Hause lesen, bis ich ihn verstehe. Wie klingt meine Stimme über das Mikrofon. Die PastorInnen der Gemeinde möchten den Gottesdienstablauf und die Texte bitte bis Freitag mailen oder zumindest am Telefon mitteilen. Nach diesem mentalen Einstieg erzähle ich von der Ausbildung, vom eigenen Üben, von eigener Scheu und vom eigenen Gewinn für das eigene Tun. Danach bitte ich den Kreis um eine Runde, in der sie Ihre Motivation Lektor oder Lektorin sein zu wollen erzählen. Wir sind ein kleiner Kreis mit Personen, die sich schon kennen, deswegen teile ich die Gruppe nicht noch einmal. Mit den Antworten benennen sie gleichzeitig ihr Gottesdienstverständnis: - Gehen gern in den Gottesdienst - Freuen sich über aktive Rolle - Verstehen die biblischen Lesungen besser, wenn sie selber lesen - Möchten den Menschen etwas von Gott und Jesus näher bringen - Fühlen sich geehrt aus dem Heiligen Buch lesen zu dürfen Ich freue mich über die Antworten und schildere mein Vorhaben an diesem Abend: Ich möchte mit ihnen in die Kirche gehen und gemeinsam Abschnitte aus der Bibel lesen. Das gibt den Neuen Sicherheit und die erfahrenen Lektorinnen und Lektoren bekommen Rückmeldung auf ihr Lesen. Bevor wir in die Kirche gehen, verabreden wir einen neuen Termin zum Thema Abendmahl. In der Kirche: Zunächst sammeln wir uns im Altarraum. Dort führe ich in Warm up‘s ein: 3 Atemübung: Wir stehen im Kreis und Atmen – Übungen in den Bauch atmen – Hände zur Hilfe nehmen und fühlen wie Luft einströmt und der Bauch und die Flanken sich weiten. Begründung: Falsche Atmung führt zur Verkrampfung der Stimmbänder – auch wenn wir mit Mikrofon lesen, kann eine Verkrampfung zur Heiserkeit führen. Manchmal ist man auch nicht zu verstehen, oder die Stimme bleibt weg. Die Entspannung führt zu einer ruhigeren Atmung, durch die wir in Spannungsbögen lesen können und besser zu verstehen sind. Gleichzeitig legt sich die Aufregung in der Gruppe gleich vor anderen etwas zeigen zu müssen, welches kommentiert wird. Alle lassen sich gut ein. Wir werden ruhig und konzentriert. Eine gute Übung, die jede und jeder für sich vor dem Gottesdienst durchführen kann. Wurfspiel : Die Gruppe steht im Kreis. Ich habe einen weichen Ball. Bevor ich ihn einer Person zuwerfe, nenne ich ihren Namen. So geht es weiter, bis alle einmal den Ball gefangen haben. Danach wiederholen wir das Werfen in gleicher Folge der Namensnennung. Als Steigerung nehme ich einen zweiten weichen Ball, den ich rückwärts ins Spiel bringe. Begründung: Das Spiel erhöht die Aufmerksamkeit. Die Gemeinde empfindet beim Hören eines Textes, ob die Leserin, der Leser präsent ist. Das Spiel macht Spaß und lockert die Gruppe und führt zu gegenseitigem Vertrauen. Namenrufspiel: Wir bilden Zweiergruppen. Eine Person schließt die Augen und wird beim Namen rufend von der anderen Person blind durch den Altarraum geführt. Alle Paare tun dies gemeinsam. Die Rufenden Achten auf Hindernisse und spielen mit der Lautstärke und Höhe der eigenen Stimme. Nach drei Minuten wechseln die Rollen. Danach findet ein kurzer Austausch statt, wie die der Name am besten zu verstehen war. 4 Begründung: Diese Übung lässt die Teilnehmenden aufmerksam werden für ihre eigene Sprachmelodie und ihrer organischen Stimmlage. In dieser Anwärmphase wurde viel gelacht und konzentriert mitgearbeitet. Sie schuf ein Klima von Vertrauen. Alle haben sich angesehen, so dass sie bereit waren nun mit der Leseübung zu beginnen. Leseübung Zunächst liest jede und jeder seinen Text im Stillen. Mit der Leitfrage: Was ist mir wichtig an diesem Text. Vorgehensweise: Jede/r hat gelesen und die Gruppe hat Rückmeldung gegeben. Bei der Rückmeldung wurde auf Wertschätzung geachtet. Danach arbeitete ich mit den einzelnen Lektoren: Frau (59) – neu, hat noch nie im Gottesdienst gelesen: Aufregung, auch vor unsere kleinen Gruppe. Sie war atemlos. Um sie ruhiger werden zu lassen, erinnerte ich noch einmal an die Atemübung, die wir alle mit ihr gemeinsam wiederholten. Danach ließ ich sie nach jedem Satz bewusst ausatmen. In unserer großen Kirche stellte ich mich nach ganz hinten und bat sie so stark auszuatmen, dass mich ihr Atmen noch erreichte. Frau (28) – neu noch nie gelesen. Sie las sehr monoton. Um ihre Verkrampfung zu lösen, sie ich sie während des Lesen einen Arm einer Teilnehmenden drücken. Frau (39)- Engländerin: Sehr betont gelesen. Ihr ist abzuspüren, dass sie die deutsche Sprache möglichst korrekt aussprechen möchte. Sie habe ich erzählen lassen, wie ihr Tag heute begonnen hat. Ganz frei und in allen Einzelheiten, so dass sie frei erzählen musste. Dann sollte sie den Text in gleicher Tonlage lesen. Frau (über 70) – pensionierte Lehrerein. Für sie ist die Bibel ein heiliges Buch. Sie liest schon lange, oft sehr streng und einzelne Wörter überbetonend. 5 Ich ließ sie Sätze rückwärts lesen, so dass sie den Sinn nicht gleich erfassen konnte. Beim erneuten Lesen betonte sie weicher. Auch in den Gottesdiensten nach diesem Abend deutlich weicher und freundlicher im Ton. Mann (63) – ist erfahren. Mir fiel an diesem Abend nichts ein- und den anderen auch nichts auf. Zum Abschluss wurde ein Lied, stehend im Kreis gesungen, das Vaterunser gebetet und ein Segen gesprochen. Reflexion: Der Beginn im Gemeindehaus war sinnvoll. Hier konnten wir Organisatorisches bearbeiten. Indem ich von der Ausbildung berichtete, erfuhren die Teilnehmenden von meiner Legitimation. Für die Beratung eines Kreises in der eigenen Gemeinde wichtig, da der mein Erfahrungsgewinn eine andere Stellung ihnen gegenüber bedeutete. Der örtliche Wechsel in die Kirche leitete auch räumlich in die praktische Phase des Abends ein. Unsere Kirche ist eine klassizistische Kirche mit einer starken Raumwirkung auf die Aktiven im Gottesdienst. Die Strenge des Raumen überträgt sich oft auf die Menschen, die in ihr Handeln. Deswegen führte ich eine ausgedehnte Aufwärmphase im Altarraum durch. Das Erlebnis gleich eine Veränderung im eigenen Lesen zu bemerken, ließ die Gruppe bestätigt nach Hause gehen. Sie freuten sich auf den Zweiten Abend zum Thema Abendmahl. 2. Abend zum Abendmahl: Dauer zwei Stunden Aufwärmübungen in der Kirche: 1. Speed Dating zum Thema: Die Teilnehmenden sitzen sich in einer Reihe gegenüber. In der linken Reihe überlegt sich jede, jeder eine Frage zum Abendmahl, die sein Gegenüber beantwortet. Beim Gong wird ein Stuhl weitergerückt. Danach die Rollen getauscht. Danach bilden wir einen Stuhlkreis. Es können nun noch Fragen zum Abendmahl gestellt werden. 6 Begründung: Die Teilnehmenden tauschen sich über ihr Abendmahlverständnis aus. Wissensfragen können geklärt werden. 2. Sensibilität für Nähe und Distanz: Die Teilnehmenden bewegen sich durch den Altarraum. Beim Ertönen der Klangschale suchen sie sich einen Partner, eine Partnerin und stellen sich ihm, ihr Gegenüber. Dabei achten sie auf den Abstand und auf den Blickkontakt. Begründung: Beim Austeilen des Abendmahls sensibel zu bleiben für die Nähe oder die Distanz, die ich zum Empfangenden aufnehme. 3. Jede überlegt sich, was sie bei der Weitergabe eines Talers, der empfangenden Person sagen möchte. Ich gebe Beispiele: „ Gott ist mit dir“, „Brot der Freiheit“. Begründung: Die Teilnehmenden werden sich bewusst, wie sie eine gute Nachricht weitergeben. Ernst oder mit einem Lächeln in den Augen. 4. In einer Laborsituation teilen wir uns Abendmahl aus. Wir nehmen einen Plastikbecher als Kelch, Wasser als Wein und die Taler als Brot. Reflexion: Das Thema Abendmahl kann nur in aller Begrenztheit behandelt werden. Es bestand der Bedarf inhaltlich sich ausführlicher auszutauschen. Der Focus dieser Abende soll aber im Tun liegen. Die Fortbildungsreihe für den Lektorenkreis geht weiter. An den nächsten Abenden wollen wir zum Psalm arbeiten.