Mein Austausch nach Leipzig Vom 10. Januar bis zum 5. März war ich für meinen Brigitte Sauzay Austausch zwei Monate lang bei Luisa in Leipzig. Jetzt möchte ich erzählen, wie es für mir ergangen ist. Zuerst hatte ich ein bisschen Angst, weil ich noch nie zwei Monate lang alleine von Zuhause weg war, und ich meine Familie und meine Freunde vermissen würde. Doch als ich in Deutschland angekommen bin, waren diese Sorgen auf einmal weg. Ich habe mich riesig gefreut, Luisa zu sehen und habe mich bei ihr von Anfang an wohl gefühlt. Mit ihren Eltern und Geschwistern habe ich mich auch sehr gut verstanden, ich wurde also wirklich sehr gut empfangen. Da Luisa und ich verschiedene Gewohnheiten hatten, haben wir uns gegenseitig an unsere Gewohnheiten angepasst. Wir haben uns kein einziges Mal gestritten, obwohl das leicht passieren kann, wenn zwei Menschen eine längere Zeit lang eng zusammen leben. In der Schule hat mich Luisa erst einmal ihren Lehrern und ihrer Klasse vorgestellt. Es waren wirklich alle sehr freundlich zu mir, und ich habe schnell Anschluss an Luisas Freunde gefunden. In der Schule in Deutschland gibt es manche Dinge, die anders sind als in Frankreich. Zum Beispiel hatte ich in Leipzig Religionsunterricht und Informatik, was es in Frankreich nicht gibt. In den meisten Fächern wie Mathe, Physik, Chemie und Englisch war Luisas Klasse schon viel weiter als meine. Deshalb hatte ich Schwierigkeiten, den Unterricht zu verstehen, aber ich habe es versucht. Die Klassenarbeiten habe ich mitgeschrieben und gesehen, dass das Notensystem anders ist, als in Frankreich. In Deutschland bekommen die Schüler Noten, die von eins bis sechs gehen. Eins ist die beste und sechs die schlechteste Note. Wir hatten eine Woche lang fächerverbindenden Unterricht (eine Projektwoche) auf Englisch über die amerikanische Revolution. Am Ende dieser Woche mussten wir dann ein Theaterstück über die Boston Tea Party aufführen, das wir selbst geschrieben hatten. Es hat sehr viel Spaß gemacht! Ich habe gemerkt, dass die Klassen in Deutschland viele Projekte machen (zum Beispiel mussten wir in Französisch eine Reise planen und in Deutsch einen Gedichtsfilm drehen). Das finde ich gut, weil es Spaß macht und man dadurch auch etwas lernt und Fortschritte macht, fast ohne es zu merken! Ein Schultag verlief sehr schnell, da wir nur bis 15 Uhr Unterricht hatten (dafür aber auch mittwochs). Weil wir auch sehr wenige Hausaufgaben hatten, hatten wir sehr viel Freizeit. In dieser Freizeit sind Luisa und ich oft in die Stadt gegangen, waren im Kino oder shoppen. In Deutschland sind die meisten Sachen billiger als in Frankreich, nur das Kino nicht! Wenn wir nicht in der Stadt waren, haben wir zu Hause Filme geschaut. Erst hatte ich das Gefühl, dass die Schauspieler alle sehr schnell redeten, und ich hatte manchmal Mühe, sie zu verstehen. Doch nach und nach habe ich mich daran gewöhnt und es nicht mehr gemerkt. Donnerstags hatte Luisa Karate, und ich durfte mitmachen. Es hat mir Spaß gemacht, auch wenn ich ziemlich schlecht war. Mittwochs bin ich mit Luisa zu ihrem Konfirmandenunterricht gegangen. Ich hatte das Gefühl, dass die Kirche in Deutschland eine größere Rolle spielt als in Frankreich. In den Ferien hat mir Luisa mit ihrer Familie oder mit ihrer besten Freundin sehr viel von Leipzig gezeigt. Die Leipziger Innenstadt hat mir sehr gut gefallen, es gibt in Leipzig wunderschöne Kirchen, wie die Thomaskirche, in der auch das Grab von Johann Sebastian Bach ist. Wir waren auch im Zoo, im Schwimmbad und auf dem Völkerschlachtdenkmal, einem Denkmal für die Schlacht von Russland, Preußen, Österreich und Schweden gegen Napoleon. Wir waren auch ein Tag in Dresden (da hat mir die Frauenkirche besonders gut gefallen) und haben für zwei Tage meine Tante in Berlin besucht. Sie hat uns Berlin gezeigt, den Checkpoint Charlie, ein Stück der Mauer, und wir waren auch im Mauermuseum. Ich fand es sehr interessant und vor allem ziemlich beeindruckend, wie Leute Fluchttunnel gegraben haben oder wie andere bei Fluchtversuchen ums Leben gekommen sind. Ich bin froh, dass es die Berliner Mauer jetzt nicht mehr gibt! In den letzten Ferientagen haben Luisa und ich ganz viele Süßigkeiten gekauft, die es in Frankreich nicht gibt, und die ich deshalb nicht kannte. Zum Beispiel habe ich saure Gummibärchen, Hallorenkugeln, verschiedene Milka Schokoladensorten, Toffifee, Marzipanschokolade und eine Leipziger Spezialität, Leipziger Lerche, einen kleinen Muffin mit Marzipanfüllung, gekostet. Luisa und ich mochten Marzipan so sehr, dass wir sogar mit geriebenen Mandeln und Honig unser eigenes gebacken haben! Ich habe in Leipzig auch zum ersten Mal in mein Leben Kartoffelklöße gegessen, und sie haben mir sehr gut geschmeckt. Leider sind diese zwei Monate viel schneller, als ich gedacht hätte, vorbeigegangen, und ich musste schon wieder nach Hause, habe mich aber natürlich sehr gefreut, meine Familie und Freunde wiederzusehen! Ich denke, dass ich durch den Austausch auf jeden Fall sprachliche Fortschritte gemacht habe. Jetzt fällt es mir viel leichter, Deutsch zu sprechen, und ich habe auch das Gefühl, dass ich jetzt flüssiger spreche als vorher. Ich bin durch den Austausch sicher auch selbstständiger geworden. Deshalb würde ich meinen Freunden auf jeden Fall raten, diesen Austausch ebenfalls zu machen, weil ich denke, dass er nur Gutes bringen kann!